Kapitel 1: Vater werden ist nicht schwer?
Lautes Kichern erfüllte die warme Juni-Luft. Ein kleines, schwarzhaariges Mädchen, ungefähr 5 Jahre alt, nur gekleidet in ein Muggel-T-Shirt und eine blaue Latzhose, jagte barfuss durch den Garten und versteckte sich hinter einem großen Kirschbaum. Lilian Black, so hieß sie, presste fest die Hände auf ihren Mund um das Lachen, welches in ihrer Kehle unaufhaltsam anschwoll zu ersticken.
Sie horchte angestrengt auf irgendein verräterisches Geräusch in ihrer Umgebung. Oh Mann, wie sie diese Versteckspiele mit ihrem Vater liebte! Für sie war es zumindest ein Spiel – eines, welches sich jeden Tag aufs Neue wiederholte.
Mami wollte, dass sie baden ging.
Aber sie mochte baden nicht sonderlich.
Also stürmte sie kichernd aus dem Haus und versteckte sich so gut sie konnte im Garten. Erst wenn ihr Dad sie fand, ließ sie sich bereitwillig säubern.
Ein leises Knacken ertönte rechts von ihr und Lily – so nannten ihre Eltern sie liebevoll, denn sie war nach Mums bester Freundin und Onkel Harrys Mutter benannt worden – schlich sich in die entgegengesetzte Richtung.
Im nächsten Moment packte sie ein großer, schwarzer Hund hinten an ihrem T-Shirt und sie verlor den Boden unter den Füßen. Lachend und kreischend strampelte sie, doch der Hund trug sie aus dem Gebüsch in Richtung Haus.
„Das ist unfair, Daddy! Du sollst mich doch nicht als Animagus suchen!"
Der Hund ließ sie sanft zurück ins Gras plumpsen und vergrub die kalte, feuchte Nase in ihrem Bauch. Sie lachte laut. Mit einem leisen ´Plop´ kniete plötzlich ein großer, dunkelhaariger, deutlich attraktiver Mann neben ihr und Sirius Black lächelte auf seine Tochter hinunter.
„Es ist auch unfair, Mami wegzulaufen, wenn Du doch weißt, dass wir gleich Besuch bekommen, Schatz."
Sie grinste zu ihm auf und er fand ihre Mutter in diesem Lächeln wieder.
„Du willst doch bestimmt hübsch und sauber sein, wenn die anderen kommen, oder?"
„Onkel Harry findet mich auch hübsch, wenn ich schmutzig bin", antwortete das kleine Mädchen triumphierend. „Und Onkel Remus auch! Außerdem sind Jamie und Amber auch nie sauber!"
Sirius seufzte – da hatte seine Tochter wohl Recht – die Zwillinge seines Patensohnes Harry waren wirklich höchst selten sauber … egal wie sehr ihre Eltern sich auch darum bemühten. Die Beiden hatten eine unglaubliche Affinität zu Schlamm und allem andern Dreck, den sie finden konnten.
„Trotzdem würde es Mami sehr glücklich machen, wenn Du sauber bist. Und was tun wir am liebsten, Süße?"
„Mami glücklich machen", erwiderte Lily und ließ sich bereitwillig von ihrem Vater hochheben. „Ich hab´ Dich lieb, Daddy!"
„Ich Dich auch, mein Schatz."
Ungefähr eine halbe Stunde später steckte Lily strahlend sauber in dem hübschen Kleid, dass sie so mochte – mit kleinen Blümchen drauf. Ihre Mum, Milena Black, war ebenfalls dabei sich umzuziehen – etwas, dass sich schwer gestaltete, da Lilys Daddy alles tat, um ihr Vorhaben zu sabotieren.
Die Kleine kicherte, als ihr Dad ihre Mum fest in die Arme nahm und seine Lippen auf ihren Nacken presste. Sie mochte es, wenn ihre Eltern so miteinander schmusten. Aber noch viel lieber mochte sie es, wenn sie mir ihr so schmusten!
Mila wandte sich grade im Arm ihres Mannes um und küsste ihn hingebungsvoll, als es an der Tür klingelte. „Ich mach´ auf!" schrie Lily begeistert und hüpfte geschwind vom Bett ihrer Eltern, die Treppe hinunter und schließlich zur Eingangstür.
„Wer ist da?" fragte sie mit vor Vorfreude geröteten Wangen laut durch die geschlossene Eingangstür.
„Der große, böse Wolf", ertönte eine Männerstimme durch das dicke Holz und Lily kicherte. Sie riss schwungvoll die magisch verschlossene Tür auf – jawohl, ihre Eltern waren nämlich Zauberer – und strahlte den Neuankömmling an.
„Du bist ja gar nicht böse, Onkel Remus!"
Remus Lupin hob das kleine Mädchen lachend hoch, welches vor Vergnügen quietschte und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. Sie erwiderte den Kuss auf seiner eigenen schmatzend.
„Hast Du mir was mitgebracht?"
Er lachte leise. „Lass mich mal nachdenken … Hmm, was haben wir denn da!" Wie aus dem Nichts erschien eine kleine Elfenpuppe in Lilys Armen und sie kreischte begeistert.
„Oooh! Danke, Onkel Remus!"
Er setzte sie zurück auf den Boden, nachdem er als Lohn für sein Geschenk eine feste Umarmung des kleinen Mädchens geerntet hatte, und schon stürmte sie in Richtung Garten mit ihrer neuen Puppe davon.
„Mach´ Dich aber nicht mehr allzu schmutzige, Lily", rief ihre Mutter ihr nach, die grade ebenfalls die Treppe hinunterkam. Sie lächelte Remus entgegen, der das Lächeln herzlich erwiderte.
„Hallo, schönste Frau der Welt."
„Hallo Moony." Sie umarmte ihn fest und drückte ihm nun selbst einen Kuss auf die Wange. „Wie war Deine Woche?"
„Turbulent", antwortete er ehrlich und beantwortete ihre unausgesprochene Frage gleich mit. „Dora wird nicht kommen."
„Warum nicht?" fragte Mila verblüfft.
„Sagen wir es so – ich konnte nicht mehr mit ihr mithalten." Er schnitt eine Grimasse. „15 Jahre Altersunterschied sind eindeutig zu viel."
„Ihr habt euch also getrennt?" fragte Mila mit einem mitfühlenden Blick. Sie hatte so für sie gehofft, dass es halten würde.
Remus nickte. „Ja, aber im Guten. Wir bleiben Freunde. Und wage es jetzt ja nicht, mich zu berühren um zu kontrollieren, ob ich auch die Wahrheit sage, denn das tue ich nämlich."
Sie lachte leise. „Du kennst mich zu gut, Remus."
„Hey! Finger weg von meiner heißgeliebten Ehefrau, Du Strolch!" Sirius erschien am Treppenabsatz und funkelte seinen besten Freund gespielt wütend an. Remus folgte seiner Aufforderung und hielt als Beweis beide Hände in die Höhe. „Zufrieden, alter Köter?"
„Fast. Wo hast Du denn …?" Er stutzte in seine Frage, als seine Frau ihm telepatisch die Antwort auf seine Frage übermittelte. „Tut mir Leid, Moony."
„Muss es nicht. Dora und ich wären auf Dauer nicht glücklich geworden. Sind die Anderen schon hier?"
„Nein. Du bist der Erste."
„Na, dann werde ich jemanden brauchen, der auf die Beiden hier Acht gibt." Er zauberte zwei weitere Elfenpuppen aus seinem Umhang und zwinkerte. „Ob Lily für Jamie und Amber wohl so lange auf sie Acht gibt?"
„Bestimmt."
„Na, dann wollen wir doch mal sehen …"
Wenig später ging die Türglocke erneut und Mila öffnete sie. Ein junges Pärchen stand vor der Tür, beide dunkelhaarig, sie jedoch mit einem deutlich asiatischen Touch. Beide trugen jeweils ein Kind auf dem Arm.
„Harry! Cho! Schön, dass ihr da seid!"
Sie nahm zuerst die junge Frau fest in den Arm, die danach sofort ihren zappelnden Sohn hinunter lassen musste, bevor sie sich an den Patensohn ihres Mann wenden konnte, der ein kleines Mädchen auf dem Arm trug. Sie küsste ihn auf die Wange und wandte sich dann seiner Tochter auf seinem Arm zu.
„Hey, da wirkt aber jemand gar nicht glücklich. Was ist los, Amber?"
Mit schmollendem Gesichtsausdruck und einem Daumen im Mund sah sie zu Mila auf.
„Amber ist beleidigt, weil Jamie ihr grade verkündet hat, dass Mädchen doof sind", erklärte Harry und drückte seiner Tochter einen tröstenden Kuss auf die Wange.
„Mädchen sind doch nicht doof, Amber", widersprach Mila, beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte laut und begann nun selbst zu strampeln, um heruntergelassen zu werden. Harry setzte sie ab und sie folgte ihrem Bruder nach draußen.
„Was hast Du ihr gesagt, Mila?"
„Frauengespräche", erwiderte sie vage und grinste ihn an. Er erwiderte das Grinsen.
„Jaja. Schon gut, ich frage nicht mehr. Jetzt will ich aber auch meine richtige Umarmung."
Er bekam sie sofort.
„Ich liebe Dich auch, Harry!"
Er lachte leise und ergriff die Hand seiner Frau. Eine Geste, die bereits alt vertraut zwischen den Beiden war. Sie erinnerten Mila so sehr an Harrys Eltern!
„Wo steckt der Rest?"
„Sirius und Remus sind draußen. Es fehlen nur noch Ron und Hermine, dann sind wir komplett."
„Und was ist mit …?"
Mila schüttelte den Kopf, und Harry schwieg sofort. „Sie haben sich getrennt?" fragte er um einiges leiser.
„Ja. Ich denke, es sollte einfach nicht sein."
Cho schmiegte sich eng an ihren Mann und lächelte zu ihm empor. „Nicht jeder kann so glücklich sein wie wir, mein Schatz." Zur Antwort verschloss er ihre Lippen mit einem innigen Kuss.
Mila lachte leise, bevor sie Beide ebenfalls in Richtung Garten schob. „Schon gut, ihr Zwei. Hey, Mr. Potter! Ihre Frau ist schon schwanger, wissen Sie noch?"
Harry streckte ihr vielsagend die Zunge raus. „Na und? Du doch auch! Küsst Dich Sirius deswegen jetzt weniger?"
„Garantiert nicht!" erklang die Stimme des Angesprochenen vor ihnen und auch er begrüßte die Neuankömmlinge, während Mila in der Küche verschwand.
Das Essen war wunderbar gewesen. Zufrieden und mit vollem Bauch reckte sich Remus genüsslich und folgte mit den Augen Lily und Jamie, die grade völlig außer Rand und Band lachend und kreischend über den Rasen fegten. Die kleine Amber saß derweilen auf Ron Wesleys Schoß, Harrys bestem Freund, und stellte dessen frisch angetrauter Ehefrau Hermine leise, ehrfürchtige Fragen zu ihrem deutlich gewölbten Bauch.
Remus konnte sich bei diesem Bild ein kleines Lächeln nicht ganz verkneifen. Noch vor wenigen Jahren hätte er alles darauf verwettet, das Hermine eine dieser unabhängigen Hexen wäre, die nicht einmal an Kinder dachten. Aber Ron hatte sie offensichtlich eines besseren belehrt. Und die Schwangerschaft tat ihr ausgesprochen gut. Sie schien von innen heraus zu strahlen.
Während er den Blick weiter über diese friedliche Szenerie gleiten ließ, befiel ihn wieder die altbekannte und vertraute Schwermütigkeit. Er wünschte sich auch so sehr Familie. Aber in gewisser Weise hatte er mit diesem Thema bereits vor Jahrzehnten abgeschlossen. Er war lycantroph. Ein Werwolf. Niemand, den man für den perfekten Familienvater hielt. Die meisten Frauen würden sich nicht einmal in seine Nähe wagen – geschweige denn …
Dora war anders gewesen – eine Aurorin, die sich der schwelenden Gefahr, die von ihm ausging, bewusst war. Und viel wichtiger – die es nicht kümmerte. Mittlerweile konnte er sich eingestehen, dass dies´ der eigentliche Grund für ihre Beziehung gewesen war. Aber sie hatten einfach nicht zueinander gepasst.
Er seufzte leise, erhob sich möglichst unauffällig aus seinem Stuhl und verschwand aus dem Esszimmer in den Garten. Mila war die Einzige, der sein Verschwinden auffiel. Aber auch sie folgte ihm nicht. Und er war sehr dankbar dafür.
Eine ganze Weile schaffte er es, den Kindern aus dem Weg zu gehen und seinen Gedanken nachzuhängen. Doch mit schlafwandlerischer Sicherheit fand ihn Lily und blickte mit schief gelegtem Kopf zu ihm auf.
„Bist Du traurig, Onkel Remus?"
Er versuchte ein kleines Lächeln. So wie sie vor ihm stand, erinnerte sie ihn viel zu sehr an Padfood.
„Ein bisschen", gab er seufzend zu.
„Warum?"
„Weil ich von Dingen träume, die niemals geschehen werden."
Sie rümpfte ihre Stupsnase bei seinen Worten und erklärte mit fast empörter Stimme: „Jetzt klingst Du wie ein Muggel, Onkel Moony!" Er konnte nicht anders als schmunzeln. Lily hatte ein Talent, alles sofort auf den Punkt zu bringen.
„Bist Du traurig, weil Du keine Kinder hast?" fragte sie daher auch recht unvermittelt.
Verblüfft sah er in das Kindergesicht, welches ihn unverwandt ansah. Woher wusste sie das? War es so offensichtlich? Doch dann bemerkte er ihre kleine Hand auf seiner und ihm wurde klar, woher – sie war ebenso eine Howler wie ihre Mum es war und konnte Gefühle durch Berührungen erspüren. Lügen brachten also nichts.
„Du Naseweis ", tadelte er nicht ganz ernst gemeint und hob sie auf seinen Schoß. „Haben Deine Eltern Dir nicht beigebracht, dass man in den Gefühlen anderer nicht herumspioniert?"
„Du bist ja nicht ´Andere´." Sie grinste und auch darin fand Remus beunruhigend viel Sirius. „Warum hast Du keine Kinder?"
Er lächelte und suchte in seinem Kopf nach einer kindgerechten Erklärung. „Nun ja. Mir fehlt die Mami dafür."
„Du hättest Tante Dora als Mama nehmen können."
Okay, nicht ausreichende Erklärung …
„Ich müsste aber die Mami meiner Kinder ganz doll lieben."
„Hast Du Tante Dora denn nicht …?"
Remus musste schwer mit sich kämpfen, um nicht leise zu lachen. Dieses kleine Mädchen fand immer wieder seine Schwachstellen, wenn er etwas erklärte. Sie würde ihn in Hogwarts ganz gehörig fordern, wenn sie alt genug war.
„Doch, natürlich liebe ich Tante Dora. Aber nicht so, wie ein Daddy die Mummy seiner Kinder lieben sollte. Ich meine eine andere Art von Liebe. So wie zwischen Deinen Eltern."
„Aaaah", erklärte sie mit leicht altklugem Gesichtsausdruck. „Du meinst dieses ständige Rumgeschmuse und das Küssen!"
Kurzzeitige war er zu verblüfft über ihre Unverblümtheit – bevor ihm wieder einfiel, wer ihr Vater war. Er grinste.
„Weißt Du, Onkel Remus …" Sie kletterte auf seinem Schoß auf ihre Knie, um mit ihrem Mund an sein Ohr heranzureichen und ihn so etwas zuflüstern zu können. „Mami und Daddy machen das nämlich ständig, wenn sie denken, ich sehe nicht hin. Und Mum kichert dann immer so."
An diesem Punkt unterbrach Remus sie dann doch lieber, bevor er noch Dinge von seinen besten Freunden erfuhr, die nicht für seine Ohren bestimmt waren. Er begann, sie in die Seite zu pieken und ordentlich durchzukitzeln. Ihr Lachen erfüllt die Abendluft.
Eine Weile begnügte sie sich schließlich damit, fest an ihn gekuschelt auf seinem Schoß zu sitzen und mit konzentriert gerunzelter Stirn die Knöpfe an seinem Umhang zu zählen. Zählen war etwas, was er ihr beigebracht hatte. Er konnte einfach nicht damit aufhören, zu unterrichten …
„Du musst nicht mehr traurig sein", erklärte sie dann nach einiger Zeit feierlich, als er schon gedacht hatte sie hätte ihr Thema vergessen. „Ich glaube Du wirst noch Kinder bekommen, Onkel Moony. Du wärst nämlich ein ganz toller Vater!"
Okay, alle die mich kennen, kennen auch das Spiel! Reviews, bitte! Streichelt einfach das Knöpfchen unten links, okay? Danke!
