Finsternis
Die Geschichte „Finsternis" lag ursprünglich zwischen den Kapiteln „Der Angriff der Todesser" und „Rückzug", beziehungsweise, „Rückzug" gab es eigentlich noch gar nicht. Hätte ich diese Geschichte eingebaut und den Handlungsstrang weiterverfolgt, ständen meiner Meinung nach einfach zu sehr Remus und Meta im Vordergrund. Der Auszug setzt dort ein, wo Pettigrew auftritt und Remus mit seiner silbernen Hand verletzt. Die Ortswechsel sind aus der Geschichte bekannt.
Remus dachte einen Moment, dass es jetzt endgültig vorbei war. Sein Unterarm, an dem ihn das reine Silber berührte, brannte wie Feuer, sein Blut schien zu kochen und seine Sehnen rissen. In seinem Kopf explodierte ein wahnsinniger Schrei ... oder hatte er laut geschrieen?
Durch das heiße Rauschen in seinen Ohren hörte er eine andere Stimme.
„NEIN!" Meta hatte sich nach vorne geworfen und versuchte, Wurmschwanz irgendwie von Remus wegzustoßen. Überrascht wich Wurmschwanz zurück und unterbrach so den Kontakt seiner Hand zu Remus´ Haut.
Dieser brach sofort zusammen. Er hatte das Gefühl, als würde Gift durch seinen Körper strömen und sich durch sein Fleisch fressen. Er stöhnte unbewusst und hoffte inbrünstig, er würde endlich das Bewusstsein verlieren, damit er diesen grauenhaften Schmerz nicht länger zu fühlen brauchte.
„GEH WEG VON IHM!" brüllte Meta und Wurmschwanz erhob sich schwerfällig. Er trat nach Remus und dessen geschwächter Körper fiel zur Seite.
„HÖR AUF!" schrie Meta unkontrolliert. Sie war völlig außer sich, aber erstaunlicherweise immer noch sie selbst. Hermine sah mitleidig auf ihren Lehrer und überlegte verzweifelt, wie sie ihm helfen könnte. Ron war jede weitere Beleidigung für Pettigrew im Hals stecken geblieben und von den Hufflepuff-Schülern hatten sie schon seit längerem nichts mehr gehört.
„Lucius!" rief Wurmschwanz und bekam ein unwilliges „Was ist?" zur Antwort.
„Komm her! Das hier möchtest du sehen!"
Malfoy kam mit gelangweiltem Gesichtsausdruck um das Regal herum.
„Schau mal! Niedlich, nicht? Hast du nicht mit dem Werwolf auch noch eine Rechnung offen?"
Es dauerte eine kurze Minute bis Malfoys Gesicht sich aufhellte, was Meta, Ron und Hermine wiederum Grund zu allergrößter Sorge gab.
„Wunderbar! Raus mit ihnen!" Malfoy wandte sich ab und zwei Todesser ließen Meta wie auch Remus emporschweben.
„Was ...?" Meta sah sich hektisch um, ihr fehlte jedoch gänzlich die Kraft, sich zu wehren.
„Ach ..." Malfoy sah sich noch einmal um und verzog die Lippen zu einem grausamen Lächeln, „Nehmt den Rotschopf und die Kleine mit! Das könnte witzig werden!"
„Wo bringen Sie uns verdammt noch mal hin?" Ron versuchte verzweifelt wie vergeblich, um sich zu treten, doch die Fesseln verhinderte das. Er musste es sich gefallen lassen, neben Hermine, Remus und Meta von den Todessern schwebend über den Rasen transportiert zu werden.
„Ron, sei still! Bitte!" flehte Hermine und Ron sah sie aufgebracht an: „Wir müssen irgendwie entkommen! Wir müssen hier weg!"
Hermine erwiderte nichts. Ihr Blick war auf den See gerichtet, der still wie ins Gelände gegossen da lag, als wäre nichts geschehen. Immer mehr vom Schulgelände kam in Sicht und Hermine schrie auf, als sie Hagrids Hütte erblickten oder vielmehr das, was von ihr noch übrig war.
„NEIN!" Ron stöhnte.
„Ruhe da hinten!"
„Oh, ... Bill und Charlie waren bei ihm! Oh, bitte nicht!" Ron schloss die Augen. Hermine schluchzte trocken: „Das kann doch nur ein Alptraum sein!"
Meta hörte ihre erschütterten Worte und konnte ihr im Stillen nur Recht geben. Sie wagte einen Blick aus den Augenwinkeln zur Seite. Remus war noch immer bei Bewusstsein, obwohl er augenscheinlich darum betete, dasselbe zu verlieren. Seine Augen waren geschlossen, er war ganz blass und verschwitzt. Die Haut seines linken Unterarmes war aufgerissen und gab den Blick auf verbranntes Fleisch frei. Es sah aus, als zögen sich schwarze, dünne Schatten von der frischen Wunde aus über seinen gesamten Arm.
Meta biss sich auf die Lippen.
„So, hier gefällt es mir!" Die kleine Prozession stoppte, als Malfoy die Hand hob.
Ron und Hermine wurden auf den Rasen geworfen. Der Boden war gefroren und steinhart und die beiden schlugen sich Knie und Ellenbogen auf.
„Lasst sie frei!" befahl Malfoy und deutete auf Meta und Remus.
Als Meta die Fesseln abgenommen wurde, stand sie schwankend da, doch Remus schlug sofort auf den Boden auf. Meta warf sich geradezu neben ihn und hob vorsichtig seinen Kopf.
„Reizend! Wirklich süß!" schnarrte Malfoy und musste sich anscheinend das Lachen verkneifen, „Endlich hatte diese Ratte mal eine gute Idee! Stellt ihn auf!"
Zwei Todesser stießen Meta zur Seite und griffen Remus unter die Arme. Sie richteten ihn auf und hielten ihn fest, da seine Beine schon wieder nachgeben wollten.
Meta stand zitternd auf und schickte einen hasserfüllten Blick zu Malfoy. Sie wollte auf ihn losgehen, doch die Hand des Todessers, die sich in ihren Arm krallte, verhinderte das.
„Lupin, wachen Sie auf! Es macht nur halb so viel Spaß, wenn Sie dabei bewusstlos sind!" rief Malfoy. Remus´ Augenlider öffneten sich flatternd und er sah Malfoy von unten herauf an.
„Schön! Nun, Lupin, wie wäre es mit einer kleinen Sonnenfinsternis?"
Malfoy hob beide Arme. Er hielt seinen und Remus´ Zauberstab in den Händen. Mit weit geöffneten Augen und tief atmend sah er zum Himmel. Wurmschwanz stand abseits bei den Todessern und beobachtete ihn mit finsterem Gesicht.
„Sol obscuri! Luna oriri!" Malfoys Stimme klang grauenvoll. Er beschwor die Gestirne und seine ganze Kraft war in diesem Moment darauf gerichtet. Sein gesamter Körper schien zu pulsieren. Hermine und Ron lagen starr und vor Schrecken bleich auf dem Boden.
„Was ...?" wisperte Ron fassungslos und Hermine stöhnte: „Oh, Ron! Sonnenfinsternis ... voller Mond vor der Sonne!"
„Voller Mond!" Ron schloss die Augen. Meta zitterte und sah entsetzt zu der hinter einigen düsteren Wolken verborgenen Sonne. Am Himmel zog nun ein zweiter großer Körper auf.
Der Mond.
Remus keuchte und wimmerte. Erschöpft ließ Malfoy die Arme sinken. Er brachte noch ein grausames Lachen zustande, bevor er strauchelte und umfiel. Nun trat Wurmschwanz vor und richtete seinen Zauberstab auf Meta und Remus: „Lasst sie los und tretet zurück!"
Die Todesser befolgten seinen Befehl und halfen stattdessen Malfoy wieder auf die Beine.
Wurmschwanz beschrieb einen Kreis: „Teneo!"
Und eine Art flackernde, durchsichtige Glocke legte sich über Meta und Remus. Meta schrie auf und sprang an die glasähnliche Schicht, die sie einschloss. Sie schlug mit den Händen dagegen, doch erreichte nicht einmal eine Erschütterung. Panisch drehte sie sich zu Remus um. Er erwiderte ihren Blick ganz klar und Meta konnte tiefes, reuevolles Mitleid erkennen.
Er hatte aufgegeben.
„Nein! NEIN!" Meta warf sich gegen die Glocke, trat und prügelte auf sie ein.
„Deleo! Dispergo! Disico!"
Sie schrie der Glocke jeden ihr sinnvoll erscheinenden Zauberspruch entgegen; alles, was ihr einfiel, um das Material zu zersprengen, doch nichts tat sich.
Am düsteren, wolkigen Himmel schoben sich langsam die schwachen, kaum sichtbaren Konturen des Mondes Richtung Sonne. Remus´ Körper fing an zu zittern. Der Mond hatte die Sonne erreicht. Sorgfältig legte er sich über die runde Form der Sonne und Remus´ Verwandlung begann.
Meta stand still und mit erhobenem Kopf da. Sie hatte weder die Kraft, zu schluchzen, noch die Kraft, zu schreien. Still rannen ihr Tränen über die Wangen. Sie hatte den Blick fest auf Remus gerichtet, der zu Boden gegangen war. Sein heiseres Schreien erfüllte ihr gläsernes Gefängnis. Sein dünner Körper zitterte und verkrampfte. Unter der weichen Haut inmitten des geschundenen Fleisches brachen Knochen auseinander, wucherten hervor und strebten anscheinend völlig wahllos wirre Richtungen an. Remus´ Gesicht verzerrte sich und aus einem Kiefer brachen riesenhafte Zähne hervor. Er brüllte auf vor Schmerz und krallte sich an ein paar steifen Grasbüscheln fest.
Meta sah, wie auf seinen Wangenknochen Haare wuchsen und auch auf seinen schmalen Fingern, die ihm wegen der plötzlichen, abnormalen Krümmung nun keinen Halt mehr gaben, spross Fell. Sein Rücken verbog sich, seine Beine streckten und verformten sich.
Meta presste sich mit dem Rücken gegen die sie unnachgiebig umschließende Kuppel. Und auf der gegenüber liegenden Seite erschuf sich ein grauenhaftes, widernatürliches Wesen aus Remus´ geradem, schlankem Körper.
Hermine hatte sich entsetzt abgewendet, doch Rons fassungsloser Blick hielt sich beinahe aus eigener Kraft an dem Bild, das sich ihm bot, fest. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter und er fühlte beinahe körperlich seine absolute Machtlosigkeit.
„Oh, ich brauche einen Zauberstab ... nur einen Zauberstab, dann wird alles wieder gut!" wisperte Hermine und schien dabei völlig weggetreten zu sein. In dem Moment, in dem Ron schon einer Gewohnheit nachgebend „Warum und wie willst du das anstellen?" fragen wollte, schloss Hermine die Augen. Ihr ganzer Körper spannte sich an und mit einem Keuchen zerriss sie durch geistige Kraft ihre Fesseln. Sie schüttelte ihre Hände und Arme leicht und suchte dann mit dem Blick den ihr am nächsten stehenden Todesser.
„Ron! Ich hole mir jetzt einen Zauberstab! Ich werde dir auch einen beschaffen und dann wirst du genau das Gleiche tun wie ich! Der Spruch heißt „Neutrum Spatium!""
„Was?" Endlich konnte Ron den Blick von der Kuppel nehmen.
„Vertrau mir!"
„Wie willst du ...?" Beide zuckten zusammen, als ein unmenschliches Brüllen zu hören war.
Dem folgte ein amüsiertes Lachen: „Was für ein Schauspiel!" Malfoy war begeistert.
„Vertrau mir!" sagte Hermine noch einmal. Dann sprang sie auf, wandte sich gegen den nahen Todesser und schrie mit ausgestreckten Händen und so laut sie konnte: „Accio Zauberstab!"
Der Todesser hatte sich so schnell umgedreht, dass ihm seine Kapuze herunter rutschte. Ein Mann mit dunkelgrauen Haaren und einem unbeschreiblichen Ausdruck in den Augen starrte Hermine an, als ihm sein Zauberstab entwich. Hermine fing ihn geschickt auf und rief: „Expelliarmus!"
In der nächsten Sekunde waren Pettigrew und die beiden Todesser bei Malfoy wie auch er selbst entwaffnet. Die Zauberstäbe kullerten auf dem Boden herum und Ron, dessen Fesseln Hermine eben gesprengt hatte, hechtete ins Gras, um einen zu erwischen. Mit einem hastigen „Protego!" wehrte er den Schockzauber ab, den Malfoy, der sich seinen Stab bereits wieder geholt hatte, auf ihn geschleudert hatte, und dann sprang er mit einem Satz neben Hermine. Diese hatte mittlerweile zwei Zauberstäbe in der Hand, richtete beide auf die gläserne Glocke, die Meta und den Werwolf einschloss und befahl: „Neutrum spatium!"
Ron holte tief Luft und fiel in ihren Singsang ein: „Neutrum spatium!"
Meta sah auf. Aus tränenverhangenen, müden Augen konnte sie lediglich Bewegungen außerhalb ihrer Gefängnisses ausmachen. Das Monster, dass langsam auf sie zukam, nahm sie hingegen sehr genau wahr. Das tiefe, kehlige Knurren drang durch ihre Ohren und ihr Bewusstsein und erfüllte sie mit Grauen, mit Angst, doch auch mit Resignation.
Sie war vollkommen machtlos. Alles, was sie noch tun konnte, war inständig zu hoffen, dass es nicht allzu weh tat, wenn sich das Geschöpf über sie hermachen würde. Der Werwolf setzte zum Sprung an. Da war nichts mehr von Remus´ Sanftheit, seiner Ruhe und Geduld, seines klugen Verstandes zu erkennen. Die Bestie hatte sein Wesen vollständig verdrängt. Die gelben Augen betrachteten sie gierig als Beute.
„Neutrum spatium! NEUTRUM SPATIUM!"
Endlich spürte Hermine, wie etwas aus ihr heraus brach. Eine ungeheure Kraft bahnte sich den Weg durch ihren Körper und durch die Zauberstäbe. Sie würgte sich aus der Enge der Stäbe hervor, entfaltete ihre Kraft und legte sich wie eine zärtliche Hand über die Glocke. Diese wurde von einem gleißend hellen Licht erfüllt.
Alle; Meta, Hermine, Ron, Malfoy, Pettigrew, die Todesser und der Werwolf; schlossen erschrocken die Augen.
Als die Macht des Lichtes abnahm und sie wieder hinsehen kannten, stand Meta in der Glocke Remus gegenüber. Er sah sie verwirrt.
„Oh, Mann!" Ron wandte sich wie in Zeitlupe zu Hermine um, doch diese war zusammengebrochen. Leblos lag sie am Boden. Und als Ron sich neben sie kniete und ihren Puls fühlte, war dort keiner. Panisch drückte er sein Ohr an ihre Brust, doch es war kein Herzschlag auszumachen. Kein Atem strich über seine Hand, die er zitternd unter ihre Nase hielt.
„Oh, Hermine, bitte!" Ron schüttelte sie etwas. In seiner Nähe erhob sich ein Stimmengewirr, doch Ron hörte nichts außer seinem eigenen Flehen. Er spürte kalte Tränen auf seinen Wangen.
„Oh, Hermine, bitte stirb doch nicht!"
Er hielt ihre Hand fest. Ihre Haut war kalt und ihre Muskeln ganz schlapp. Er fühlte kein bisschen übriggeblieben Kraft und keinen Gegendruck, als er ihre Finger zwischen seine presste.
„Hermine, ich flehe dich an! Lass mich doch jetzt nicht alleine!"
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Mr. Weasley und Kingsley flogen von Hogsmeade aus desillusioniert über den Verbotenen Wald und hielten krampfhaft nach etwaigen Feinden Ausschau. Doch es schien, als hätten die Todesser das Schulgelände verlassen. Schon aus der Ferne konnten sie Qualm ausmachen.
„Wer, meinst du, hat das geschafft?" fragte Kingsley.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wissen will!" gab Mr. Weasley rau zurück, „Welcher Zauberer außer Dumbledore hat es jemals geschafft, den Stand der Planeten zu beeinflussen?"
„Voldemort!" antwortete Kingsley grimmig.
„Es ist wahrscheinlich, dass er selbst an der Schule ist!" sagte Mr. Weasley, „Vielleicht hat er sie aber schon verlassen, nachdem er gemerkt hat, dass weder Harry noch Dumbledore dort sind!"
„Ja, aber wo verflixt noch mal ist Dumbledore?"
„Dort unten!" schrie Kingsley auf, als sie endlich die letzten Wipfel der Bäume hinter sich gelassen hatten und er, Mr. Weasley, die Zwillinge, River und alle Lehrer, die es unverletzt von der Schule nach Hogsmeade und eben wieder zurück geschafft hatten, gingen in den Sturzflug. Kingsley hatte eine kleine Gruppe von Menschen in der Nähe der Trümmer, die früher einmal Hagrids Hütte gewesen waren, ausgemacht.
„Lieber Himmel! Also, fünf Todesser und zwei Schüler ... und etwas Komisches, das aussieht wie eine Blase. Was ist das?"
„Das ist ja kaum zu fassen!" schrie Professor Flitwick, „Das ist ein neutraler Raum! Wer hat den bloß erschaffen! Da steckt ein ordentliches Stück Magie dahinter; das kann ich euch versprechen!"
„Da sind Leute drin!" rief Fred.
„Jemand muss im Sinn gehabt haben, die Zustände in dem Umfeld zu neutralisieren. Ich möchte annehmen, dass das etwas mit Remus Lupin und der Sonnenfinsternis zu tun hat." üerlegte der kleine Lehrer weiter.
„Wir setzen zur Landung an!" verkündete Mr. Weasley, „Verteilt euch! Bildet, wie besprochen, einen Kreis! Wir greifen an, sobald ich das Zeichen gebe, was in dreißig Sekunden der Fall sein wird! Also steht ihr bis dahin alle auf dem Boden!"
Sie senkten ihre Besenstiele und nahmen Aufstellung um die Gruppe herum. Noch immer waren sie desillusioniert; von ihrer Umgebung nicht zu unterscheiden. Mr. Weasley holte tief Luft, gab dem Rest der Gruppe noch einmal dreißig Sekunden Zeit und dann wurde er als erster wieder sichtbar.
Das Zeichen!
Innerhalb weniger Sekunden waren die Todesser, Ron und Hermine und Remus und Meta in der Glocke von den Kämpfern des Ordens umzingelt. Und noch einmal ein paar Sekunden später brach ein Kampf auf Leben und Tod aus.
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Ron hatte es tatsächlich geschafft, aufzustehen und neben seinem Dad und seinen Brüdern gegen die übriggebliebenen Todesser zu kämpfen, obwohl er eigentlich nicht geglaubt hatte, dass irgendeine Macht der Welt ihn von Hermines Seite bringen könnte. Er duellierte sich, wich aus, schleuderte Blitze auf seine Gegner und wusste doch kaum selbst, was er tat. Er war mittlerweile einmal von einem Stichzauber getroffen worden und blutete aus einer kleinen Wunde am Oberschenkel, aber er merkte es kaum.
Malfoy stand ihm gegenüber und sah erbärmlich und mitgenommen aus. Seine Sonnenfinsternis löste sich in Wohlgefallen auf, doch er schien zumindest genug Kraft zu finden, um nicht zusammen zu brechen. Er kämpfte verbissen. Pettigrew war, wie es niemand anders erwartet hatte, als Ratte geflohen, doch Ron hatte keine Kraft, sich darüber zu ärgern.
Kingsley, die Zwillinge und River nahmen gerade die drei Todesser in Gewahrsam, die noch mühsam versucht hatten, Widerstand zu leisten.
Unter den Kapuzen kamen Gesichter zum Vorschein, die Ron nicht kannte. Bevor sie allerdings Malfoy fassen konnten, knallte es neben diesem und Voldemort erschien. Er konnte nicht normal appariert sein, denn der ganze Boden erzitterte. Er packte Malfoy am Arm: „Eigentlich sollte ich dich hier verrecken lassen!" Mit einem erneuten Knall waren sie verschwunden, doch die anderen ärgerten sich nicht lange darüber.
Professor Flitwick stand völlig perplex vor dem neutralen Raum, in dem Remus und Meta standen; unbeweglich, geschockt und abwechselnd sich selbst und die Geschehnisse der Außenwelt anstarrend.
„Ich werde Sie jetzt da raus holen!" rief er quietschend und schüttelte seine Hände kräftig aus, bevor er seinen Zauberstab gegen die Glocke richtete: „Re neutrum spatium! Deleo carcer!"
Die Glocke zersprang in tausend Scherben, die sich nach dem kurzen Bruchteil einer Sekunde in Luft auflösten.
Meta stieß einen spitzen Schrei aus und Remus hielt sich noch exakt drei schnelle Atemzüge aufrecht, dann schlug endlich die ersehnte Bewusstlosigkeit über ihm zusammen und ließ ihn ruhen.
Ron drehte sich langsam zu dem Fleck um, an dem Hermine gelegen hatte und registrierte irgendwie nur am Rande, dass sie nun fort war.
Plötzlich wurde er von zwei Seiten heftig umarmt und hörte die schluchzenden Stimmen von Fred und George: „Oh, Ron! Dir geht es gut! Mach dir keine Sorgen! Ginny ist in Sicherheit! Und Harry auch! Und Lee und Hagrid und Bill und Charlie!"
„Hermine?" würgte Ron hervor und die beiden umfassten ihn noch stärker, gaben jedoch keine Antwort.
