Ein kleines Duell

Anfangs stand dieses kleine Duell zwischen den Aussagen Harrys und seiner Freunde im Ministerium zu Sirius´ Entlastung und der Enthüllung Pettigrews. Aber dann hatte ich schlicht und ergreifend keine Lust mehr, dies so lange heraus zu zögern und den Figuren noch mehr Steine in den Weg zu legen. Der Auszug beginnt am Grimauldplatz, als Harry Mrs. Weasley fragt, wo sich Dumbledore gerade befindet.

„Wo ist Dumbledore?"

„Hogwarts."

Harry stand auf: „Gut, dann gehe ich sofort." Er trat in den Kamin und stand eine Flohpulverreise später in Dumbledores Büro.

„Hallo, Harry. Ich habe schon auf dich gewartet." Dumbledore bedeutete ihm, ebenfalls an seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, „Also? Irgendwelche Vorschläge?" Harry nickte: „Allerdings. Wir flohen sofort mit Pettigrew ins Ministerium und zwingen Fugde uns zu empfangen!"

„Es gibt nur ein kleines Problem, Harry. Pettigrew redet nicht."

„Ve-ri-ta-se-rum!" sagte Harry sehr betont und sehr unfreundlich. Dumbledore lächelte leicht: „Ich hoffe nur, dass Fudge das akzeptiert."

„Das ist mir herzlich egal! Da saßen noch andere Richter. Die haben wir so gut wie überzeugt. Und was sollte an dem Serum so falsch sein." Harry sah seinen Direktor aufgebracht an, „Was haben die anderen eigentlich ausgesagt? Und haben sie uns endlich alles geglaubt? Was hat Snape gesagt? Der hat doch garantiert alles verbratzt! Und was sollte das mit diesem Kerkertyp, der Remus mitgenommen hat? War Remus auch in Askaban und wie lange und wieso?"

Dumbledore machte beschwichtigende Gesten, doch Harry wollte sich nicht beruhigen.

„Ich denke, das wird er dir alles erzählen, wenn ..."

„Oder auch nicht!" schnappte Harry, „Wir müssen jetzt sofort los! Wir dürfen keine Zeit verlieren! Wer weiß, was sie mit den beiden anstellen!"

„Sie haben uns versprochen ..." begann Dumbledore, doch wieder unterbrach Harry ihn: „Die haben was versprochen! Das allein klingt ja schon wie ein schlechter Scherz!"

„Harry, Pettigrew ist nicht in der Verfassung, vor einem Gericht auszusagen!" wiederholte Dumbledore nachdrücklich.

„Ist er unten im Keller? Ist er wach? Hat er noch eine Zunge im Mund?" fragte Harry ungeduldig und als Dumbledore jede Frage nickend bejahte, schloss er: „Dann sehe ich kein Problem!"

„Er hat sich abgeschottet. Er reagiert nicht auf die Fragen, die Moody ihm stellt. Er ist praktisch weg." versuchte Dumbledore zu erklären, doch Harry winkte ab: „Immer noch kein Problem. Dann gehe ich eben in seinen Kopf und hole ihn zurück!"

Ohne Dumbledore Zeit zu lassen, weitere Proteste anzubringen, schloss Harry die Augen und schickte seinen Geist auf den Weg zu Pettigrew, der unten im Kerker an einer klammen Wand saß und weder die kalten, feuchten Ketten spürte noch die ungeduldigen Worte Moodys wahrnahm.

Er zuckte zusammen, als Harry in seinen Kopf eindrang.

Dummerweise lachte er dann auf und Harry merkte, wovor Dumbledore ihn anscheinend hatte warnen wollen: vor den Gittern.

Harry sah sich entsetzt um, doch er konnte keinen Gedanken und keine Erinnerung Pettigrews entdecken. Nirgendwo war Licht und trotzdem sah er die Stäbe, die ihn umgaben. Er hörte Pettigrews hämische Stimme aus dem Dunkeln, wie sie ihn auslachte.

Harry schrie um Hilfe, doch es antwortete niemand außer dem Verräter.

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„Harry, verdammt noch mal!" rief Dumbledore und schüttelte ihn. Jakob und Meta standen ratlos neben ihnen.

„Jetzt tu etwas, Jakob! Irgendetwas muss es geben!"

„Sie meinen, Pettigrew hat Harry in seinem Kopf eingesperrt? Dann ist die Lage kritisch."

Meta schnaubte: „Aber Harry ist so viel begabter was die Legilimentik angeht als dieser Wurm. Er müsste da doch spielend wieder raus finden."

„Vielleicht hat Pettigrew aber auf so eine Aktion gewartet und seine Kräfte dafür gespart. Wenn er alles aufbringt, kann es ihm tatsächlich gelingen ..." erklärte Jakob, doch Meta unterbrach ihn: „Aber nicht für immer. So stark ist niemand."

Jakob wiegte bedächtig den Kopf: „Es sind Fälle bekannt, bei denen der Geist eines Menschen im Geist eines anderen eingeschlossen war, bis dieser starb und danach ... nun ja, war der Eingesperrte komplett verrückt. Schwachsinnig."

„Aber das passiert Harry nicht!" beharrte Meta und kippte Harry etwas Wasser ins Gesicht.

„Meinst du, das hilft?" fragte Jakob leicht gereizt.

„Ich tue wenigstens etwas und zwar genau das, was mir einfällt. Gleich verpasse ich ihm ein paar Ohrfeigen und dann kitzel ich ihn. Irgendwas muss funktionieren!"

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„Peter?" Harry musste sich dermaßen überwinden, diesen Namen auszusprechen. Er hatte eine Taktik entwickelt. Er wusste mittlerweile, wie differenziert das Unterbewusstsein eines Menschen funktionierte und wenn er es schaffte, den jungen Pettigrew zu erreichen, bestand vielleicht die Möglichkeit, diesen zu überzeugen, ihn gehen zu lassen.

„Peter?" rief er wieder hoffnungsvoll ins Dunkel und meinte vor Freude auflachen zu müssen, als ein zartes Stimmchen antwortete: „Ja?" Eine kleine, geduckte Person kam auf ihn zu. Sie trat an die Gitterstäbe und sah ihn ängstlich an.

„Hallo, Peter! Darf ich mich vorstellen? Ich bin Harry!" sagte Harry mühsam beherrscht und so freundlich wie möglich, „Und ich möchte dich um etwas bitten! Könntest du mich hier raus lassen?"

Der Junge sah ihn mit großen Augen an, dann schüttelte er hektisch den Kopf: „Nein, dann krieg ich massig Ärger. Weißt du, wir sind nicht allein hier."

„Das weiß ich, Peter! Aber ich muss hier wirklich raus! Komm schon. Bevor es jemand merkt, bin ich schon weg und ..."

„Und ich?" rief Peter, „Ich steh dann dumm da! Vergiss es, Harry!"

Harry holte tief Luft, um nicht die Geduld zu verlieren: „Peter, ist James hier irgendwo?"

„Ja, sie sind alle hier." sagte Peter zögernd und ganz offensichtlich unwillig.

„Alle?" hakte Harry nach, „James und Remus und Sirius?" Peter nickte und fühlte sich unbehaglich.

„Und was würden die an deiner Stelle machen?" Harry wusste, dass das ziehen würde. Peter war so ein Waschlappen. Er wollte sich immer beweisen.

„Hm ... dir wahrscheinlich helfen. James und Sirius legen es nämlich immer darauf an, Ärger zu kriegen. Aber Remus würde das nicht tun!"

„Meinst du?" Harry bemühte sich um einen geringschätzigen Gesichtsausdruck, „Ich glaube, du bist nur ziemlich feige."

„Bin ich nicht!" widersprach Peter sofort.

„Wohl!" Harry ließ sich auf ein kleines, kindisches Streitgespräch ein.

Plötzlich zuckte Peter zusammen und Harry meinte, von irgendwo her Sirius´ Stimme zu hören. Sie klang ungeheuer unreif und nervig.

„Der traut sich doch nie was! Ehrlich, Krone! Am besten gehen wir ohne ihn!"

„Nein!" rief Peter.

„Na, was sage ich!" Harry verschränkte die Arme vor der Brust, „Selbst die halten dich für feige!"

„Aber sie sind doch meine Freunde!" Peter schniefte einmal.

„Tja, Freunde zu haben ist ganz schön schwierig. Es gehört ordentlich was dazu, sie zu behalten. Man muss sich mal überwinden und auch Sachen machen, die man sich normalerweise nicht traut." philosophierte Harry und sah, wie Peters Widerstand etwas schrumpfte. Dann war James zu hören.

„Jetzt ärger ihn halt nicht immer! Er kann sich doch nicht wehren!"

Harry schnaubte: „Kannst du echt nicht?"

„D-doch." sagte Peter leise.

„Sei mal mutig, Peter! Lass mich hier raus. Ich könnte Sirius und James erzählen, was du gemacht hast und dann stehst du ziemlich gut da!" versprach Harry.

„Was machst du überhaupt hier drinnen?" fragte Peter um Zeit zu schinden.

„Das ist ein großes Geheimnis, Peter, aber ich könnte es dir erzählen, wenn du mich hier raus lässt! Geheimnisse sind was ziemlich Cooles. James und Sirius haben bestimmt welche vor dir!"

„Nein!" rief Peter, „Haben sie nicht!"

„Bist du dir da so sicher? Schließlich hat Sirius euch auch nicht von Remus´ Geheimnis erzählt, oder?"

„Ja, aber dann hat Remus es uns doch erzählt." protestierte Peter schwach.

„Ich weiß, dass er es dir nur erzählt hat, weil du zufällig daneben standest. Eigentlich wollte er es nur James erzählen." Harry wagte einen Schuss ins Blaue, denn in Wahrheit hatte er keine Ahnung, wie diese Beichte vonstatten gegangen war. Aber er hatte anscheinend Glück. Peter zuckte zusammen, als hätte Harry ihm eine gescheuert. Er schob die Unterlippe vor und Harry wurde langsam ungeduldig: „Jetzt komm schon, Peter! Sei einmal mutig!"

„Ich bin immer mutig!" schrie Peter, „Ich bin mindestens einmal im Monat total mutig! Weißt du eigentlich, was ich für eine Riesenangst vor Remus habe! Aber das kann man ja nicht sagen, weil James einen dann so anguckt und Sirius lacht und das ist noch viel schlimmer!"

„Was meinst du, wie James dich anguckt, wenn du es nicht mal bringst, eine Käfigtür zu öffnen! Und Sirius wird sich scheckig lachen, wenn du vor jemandem Angst hast, der so alt ist wie du und nicht mal größer oder stärker!"

„Ich wette, du bist stärker als ich!" schmollte Peter, „Sind sie doch alle!"

„Ja, aber ich will dir ja gar nichts tun, also brauchst du dich vor mir nicht zu fürchten!" versicherte Harry.

„Ich glaube sowieso nicht, dass ich diesen Käfig aufmachen kann." sagte Peter, dessen Blicke nun kritisch über die massiven Gitterstäbe wanderten.

„Ich weiß, dass du das kannst! Und nur du! Ehrlich! Sirius könnte das nicht und James auch nicht!"

In Peters Augen funkelte etwas auf: „Ehrlich?" Harry nickte.

„Hm."

Eine Weile sprachen sie nicht. Der gesamte Raum war leer und lautlos. Dann endlich bewegte Peter sich: „Naja, dann komm halt raus." Er legte eine Hand ans Gitter und zwei der Stäbe verschwanden, so dass Harry hindurchschlüpfen konnte.

Er widerstand dem Impuls, Peter heftig ins Gesicht zu schlagen und bedachte ihn stattdessen nur mit einem verächtlichen Blick: „Vielen Dank auch, du Trottel!" Und in der nächsten Minute war Harry verschwunden.

„Hallo, Leute!"

Harry öffnete die Augen und sah erstaunt, wie Dumbledore, Meta und Jakob auf ihn zusprangen, als wäre er aus dem Koma erwacht.

„Du bist wieder da! Und es hat ..." Jakob sah auf seine Armbanduhr, „ ... keine 20 Minuten gedauert!" Meta grinste und reichte Harry ein Glas Wasser: „Herzlichen Glückwunsch, Harry! Du hast es echt drauf!"

„Danke!" Harry grinste und trank einen Schluck, „Ich entwickle mit der Zeit ein paar Taktiken!"

„Oh, das ist gut! Jakob macht das schon seit Jahren und er hat immer noch keinen Plan!" witzelte Meta und bekam dafür einen bitterbösen Blick von Jakob.

„Also, Harry! Was macht Pettigrew?" fragte Dumbledore.

„Ich denke, wir versuchen es einfach. Irgendwas müssen wir machen."

„Gut, dann geh jetzt erst mal in deinen Turm. Ron, Hermine und Ginny sind hier angekommen, während du weg warst und sie warten auf dich. Dann würde ich vorschlagen, wir sprechen mal mit Moody und gehen heute Abend ins Ministerium. Wenn wir den hohen Richterherrschaften keine 24 Stunden Pause lassen, sind sie wahrscheinlich sehr missgelaunt." Dumbledore zwinkerte Harry zu und dieser nickte ergeben: „O.K.!"

Moody war geradezu begeistert davon, Pettigrew loszuwerden. Er führte Dumbledore und Harry in den Raum, in dem der Verräter saß.

Pettigrew sah; Harry staunte, dass das möglich war; noch schlechter aus, als er ihn in Erinnerung hatte. Er war mager und grau und sah furchtbar krank und kraftlos aus. Seine offen stehenden Augen hatten jeden Ausdruck verloren. Die blutleeren Lippen standen leicht offen und etwas heller Speichel lief bis an das schmale Kinn.

„Nun, wir gehen schließlich nicht zu einem Schönheitswettbewerb!" meinte Dumbledore und Harry sah seinen Direktor verwirrt an.

„Kommen Sie, Pettigrew! Es wird Zeit!"