A/N: Auf, auf, ihr Lieben! Machen wir Greyback fertig!

Kapitel 25: Rettung?

„Immer noch keine Spur, Sirius?"

Der Animagus hob die Nase vom Boden und winselte leise als Antwort auf die ängstliche Frage seines Patensohnes.

„Er muss aber hier sein!" Remus Stimme klang eher vorwurfsvoll als ängstlich, während er versuchte möglichst beherrscht zu atmen. Die Zeit lief ihnen davon! Grade eben war ihm bewusst geworden, dass er seinen Trank nicht eingenommen hatte. Verfluchter Mist, warum ausgerechnet jetzt? Er hatte keine Ahnung, was passieren würde. Ob auch 8 Portionen ausreichen würden, seinen menschlichen Verstand Oberhand behalten zu lassen?

Jede weitere Sekunde machte ihn selbst zu einer tickenden Zeitbombe. Aber er konnte seine Freunde nicht im Stich lassen. Sie mussten sich beeilen. Denn bald würde der Mond aufgehen, er spürte es in jeder Zelle seines Körpers – und er wollte sich lieber nicht vorstellen, was der Werwolf Greyback Jamie antat …

Mit einem leisen ‚Plop' verwandelte Sirius sich zurück und funkelte Remus wütend an. „Willst Du es versuchen, Mr. Spürnase?" fauchte er ungehalten und Remus antwortete im gleichen Ton: „Wenn Du Dich nicht endlich beeilst, werde ich das wohl können."

„Verdammt, haltet die Klappe! Alle Beide! Es geht hier immerhin um MEINEN Sohn!"

Betreten senkten beide Männer den Blick und Sirius verwandelte sich brav zurück in den Hund. So konzentriert es ging, lief er den Weg mit der Nase auf dem Boden auf und ab, inhalierte Dreck und Gestank. Verflucht, bei dieser Geruchskulisse würde er den Werwolf nie finden!

An einer Weggabelung hielt er plötzlich inne und schnupperte. Moment! Diesen Geruch kannte er… Nicht Greyback, aber eindeutig vertraut. Rosen. Er konnte sie ganz genau riechen, weil der Duft sich einfach so immens vom Rest seiner Umgebung unterschied. Es gab nur eine Frau, die er kannte und die so roch. Aber er musste sich irren. Sandra war doch in Hogwarts!

Trotz dieser Zweifel folgte er der Spur, während Harry und Remus ihm folgten. Und auch Moony nahm den neuen, vertrauten Geruch war.

Bitte, Merlin! Lass es Einbildung sein!' Diesen Satz wiederholte Moony immer wieder stumm in seinem Kopf. ‚Sie kann nicht hier sein. Ich mache mir nur zu viele Sorgen und bilde es mir deshalb ein! Sie kann nicht hier sein.'

Harry warf ihm einen fragenden Blick zu, doch bevor er seine Befürchtungen mit ihm teilen konnte, blieb Sirius wie angewurzelt stehen. Sie zurückverwandelnd, wies er beide an still zu sein. Nur sehr langsam schlich er auf die angelehnte Tür zu und spähte hindurch. Er entdeckte Jamie sofort – der arme Kleine hing wie ein Fisch am Haken in der Luft und strampelte so heftig, als ginge es um sein Leben. Von Greyback war keine Spur zu sehen.

Harry, der mittlerweile neben seinem Paten angekommen war, erkannte seinen Sohn ebenfalls, ließ alle Vorsicht fahren, stieß die Tür auf und stürzte in den Raum. Sirius griff ins Leere, als er versuchte ihn aufzuhalten.

„Jamie!"

„DAD!" Man konnte die Tränen in der Stimme des Kindes förmlich hören, als er seines Vaters ansichtig wurde.

„Ich hole Dich. Keine Angst. Alles wird gut!"

„Pass auf!"

Ehe Harry reagieren konnte hatte sich jemand gegen ihn geworfen und ihn umgestoßen. Sein Zauberstab glitt ihm aus der Hand, als er auf dem Boden aufschlug. Und Jamie schrie, während Greyback Harry einen Arm um den Hals schlang und so fest er konnte zudrückte.

„Du warst die längste Zeit Der-Junge-der-überlebte!" fauchte der alte Mann, während Harry sich mit seiner ganzen Kraft gegen den Arm stemmte und verzweifelt nach Luft rang. Sein Zauberstab war nur wenige Zentimeter entfernt – wenn es ihm gelang, nur ein winziges bisschen Luft zu holen, könnte er …

Er spürte, wie Greyback von ihm fortgerissen wurde, hörte, wie Sirius brüllte: „Hol den Jungen!" und ohne darüber nachzudenken hechtete Harry zu seinem Zauberstab, kam auf die Füße und rannte hinüber zu seinem Sohn. Mit krächzender Stimme „Alohomora" brüllend zielte er auf das Seil um die Handgelenke seines Sohnes und fing ihn auf, als er ihm direkt in die Arme fiel.

Den Bruchteil einer Sekunde war Harry unfähig, sich zu rühren, so heftig traf ihn die Erleichterung, sein Kind fast unbeschadet wieder in den Armen zu halten. Er presste Jamies kleinen Körper an sich, so fest er konnte, ohne dem Jungen weh zu tun, der sich mindestens genauso verzweifelt an ihn klammerte.

Remus holte ihn aus seiner Erstarrung – er zog ihn am Arm aus der Halle und schubste ihn durch die Tür. Wenigstens die Beiden musste er in Sicherheit wissen, wenn er transformierte. Sie konnten sich nicht verteidigen. Padfood im Notfall schon.

„LAUF! Bring´ euch in Sicherheit!" brüllte er und zum ersten Mal seit langer Zeit wollte Harry ihm ohne Diskussion gehorchen. Doch Jamie packte Remus Ärmel. „Tante Sunny!"

„WAS?"

„Er hat Tante Sunny. Du musst ihr helfen, Moony!"

Remus war sich sicher, das bei diesen Worten des Kindes sein Innerstes gefror. Zu einem eisigen Klumpen aus blinder Angst. Sunny. Sunny! Nein! Er stürzte zurück in die Lagerhalle und Harry schluckte heftig. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut … Wie es war zu wissen, dass die Frau, die man liebte in tödlicher Gefahr schwebte. Bilder von Cho, mit Ketten gefesselt, schossen durch seinen Kopf. Er konnte Remus und Sirius nicht allein lassen mit diesem Irren!

Unwillkürlich machte Harry einen Schritt zurück auf die Lagerhalle zu, doch leises Wimmern hielt ihn zurück. Sein Blick wanderte zu Jamie hinab, der das kleine Gesicht in seinem T-Shirt verbarg und offenbar verzweifelt darum kämpfte nicht loszuweinen. Zärtlich strich er ihm das Haar aus der Stirn.

„Schon gut. Shhhh. Alles wird gut. Gleich sind wir bei Mami." Mit Mühe wandte er sich abrupt ab, rannte den Weg hinunter und apparierte mit seinem Sohn zusammen nach Hogsmead. Brachte ihn endlich in Sicherheit.


Als Remus wieder in der Lagerhalle stand, hielt sein bester Freund dem anderen Werwolf seinen Zauberstab an die Kehle.

„Du räudiger Flohbeutel wirst nie wieder Hand an jemanden aus MEINER Familie legen", zischte er Greyback an, der ihn nur kalt anlächelte.

„Was willst Du tun, Auror? Mich töten? Vermisst Du Askaban so sehr? Dieses Mal würdest Du dann wirklich als Mörder dort landen."

Remus konnte sehen, wie Sirius Fingerknöchel weiß wurden, so heftig umklammerte er seinen Zauberstab.

„Wo ist Sunny, Greyback?" fragte Moony mit mühsam beherrschter Stimme und zog so die Aufmerksamkeit der beiden Männer wieder auf sich.

Sirius Kopf zuckte zu Remus herum und er formte mit den Lippen ein stummes „WAS?" Greyback lachte nur blechern.

„Hat der kleine Scheißer also gequatscht, was?"

Er stieß Sirius Zauberstab beiseite und rappelte sich hoch. Padfood wich ein paar Schritte zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

„Ist sie wirklich Dein Weibchen, Lupin?" Greyback klopfte sich den Mantel ab, als würde es irgendeinen Unterschied machen, wenn er auf dem speckigen, zerschlissenen Ding auch nur einen Fleck mehr hätte.

„Wenn ja, solltest Du sie vielleicht besser erziehen. Sie hat Dir zahnlosem Schoßhündchen nicht gehorcht! Und ist zu einem richtigen Mann gekommen. Vielleicht werde ich sie behalten, wenn ich Dich erledigt habe. Und Deinen Welpen werde ich dann im Fluss ersäufen!"

Remus runzelte bei seinen Worten die Stirn, während Sirius Zauberstab wieder hochruckte.

„Wovon sprichst Du, Mistvieh?"

„Sie ist schwanger! Habt ihr beide nicht gerochen, was? Zu lange Haustiere gewesen …"

Remus taumelte bei dieser Nachricht unwillkürlich und auch Padfood wurde blass. „Du lügst", stieß er hervor, klang bei diesen Worten aber nicht mal halb so sicher, wie er es gerne gewollt hätte. Er wechselte einen Blick mit Moony, der aschfahl geworden war.

Schwanger? Aber … aber …?

Natürlich war es möglich … Er hatte nur niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass dies´ passieren könnte. Der Gedanke an eine eigene Familie war für ihn schon zu sehr in den Hintergrund gerückt, als dass er an etwas Profanes wie Verhütung gedacht hätte. Sein Baby? Sunny und sein Baby? Er würde – Vater?

Die Hitze in ihm, die unbändige Freude traf ihn vollkommen unerwartet, wurde aber bei einem Blick in das hämische Gesicht Greybacks sogleich von tödlichem Hass auf den anderen Werwolf erstickt. Er würde nicht zulassen, dass diesem kleinen Wesen etwas geschah. Oder der Frau, die dieses süße Geheimnis unter dem Herzen trug. Zur Hölle, er würde Greyback dafür töten, dass er Sunny UND sein Kind auch nur berührt hatte!

„Bist Du Dir da sicher?" fragte Greyback Sirius ölig grinsend. „Und das wo Werwölfe doch so fruchtbar sind. Tja, dann führt mich ab. Und zwar schnell. In wenigen Minuten geht der Mond auf …"

Sirius kämpfte sichtlich mit dem Wunsch, Greyback einfach das Genick zu brechen.

Es dauerte einen Moment, bis Remus seine Stimme wieder gefunden hatte. „Was willst Du?" fragte er mit rauer Stimme.

„Oh, nur einen fairen Kampf … Du liebst solchen Unsinn doch, nicht wahr, Lupin? Du und ich, zwei Werwölfe in einem Kampf um Leben und Tod. Und ich werde der Sieger sein."

Sirius wollte einen Schritt nach vorn machen, doch Remus hielt ihn zurück.

„Er hat Recht."

„Was?" So langsam schien das Padfoods bevorzugter Text zu werden … „Bist Du vollkommen übergeschnappt? Remus, Du hast den Wolfsbanntrank intus! Du wirst Mitleid kennen! Diese Bestie nicht. Lass mich ihn erledigen. Dann können wir gemeinsam …"

Moony schüttelte langsam den Kopf. „Das ist mein Kampf, Padfood. Es geht hier um meine …" Das Wort ‚Familie' lag ihm auf der Zunge, doch er behielt es erst einmal für sich. Davon würde er erst sprechen, wenn Alles vorbei war – und wenn Sunny ihn dann überhaupt noch wollte … Er versuchte ein kleines Lächeln, welches gründlich misslang. „Außerdem – habe ich den Wolfsbanntrank nicht vollständig eingenommen. Nur 8 Portionen. Bring Sunny hier raus, in Sicherheit. Bitte! Ich schaffe das schon."

Sirius stutzte kurz und wollte den Kopf schütteln, ihn wenn nötig persönlich an seinem Fell hier rauszerren – denn die Transformation begann, das konnte er in seinen Augen lesen. Aber er wusste auch, dass er es Moony schuldig war. Er hatte ihn damals, im finalen Kampf mit Voldemort schließlich auch um Schutz für seine Frau gebeten. Und Moony hatte nicht gezögert!

Nur sehr widerstrebend nickte er schließlich. „Ich werde sie mit meinem Leben schützen. Aber Du musst gewinnen, Remus! Ich kann nicht noch einen Freund verlieren."

Remus nickte knapp und folgte Sirius mit den Augen, bis er aus der Halle verschwunden war. Sie mussten nicht mehr sagen. Er wusste, dass Padfood draußen auf den besten Moment warten würde, um Sunny zu befreien. Sein Freund würde sie, wenn nötig, mit seinem Leben beschützen. Auch vor ihm. Er konnte sich auf ihn verlassen.

„Wo ist sie?" fragte Remus, während er sich zu Greyback umwandte. Dieser grinste überlegen, zog seinen Zauberstab aus seinem Umhang und mit einem Schwenk von diesem erschien Sandra. Genauso wie Jamie an den Armen in der Luft gefesselt, der Kopf leblos herabhängend, ihre Bluse aufgerissen. Remus konnte mehrere hellrote Striemen auf ihrer sanft gebräunten Haut erkennen. Getrocknetes Blut klebte an ihrer Schläfe.

Unwillkürlich machte er einen hastigen Schritt auf die Frau zu, die er so sehr liebte und die er um alles in der Welt schützen wollte! Doch Greybacks Stimme ließ ihn inne halten. „Keinen Schritt weiter, Lupin!"

„Lass sie runter, Fenrir! Sie braucht Hilfe!" Mit brennenden Augen blickte er zu ihr auf.

Bitte, lass sie nur bewusstlos sein!'

„Je länger Du diskutierst, um so länger bleibst sie dort", zischte Greyback, zog sich den Mantel aus und warf ihn achtlos beiseite. Ein jäher Schmerz durchzuckte beide Männer, als der Mond sich hinter den Wolken endlich hervor schob.

„Kämpfst Du immer noch dagegen an?" fragte der ältere Werwolf leise keuchend nach dieser ersten Schmerzattacke. „Wehrst Du Dich immer noch gegen das, was Du bist? Du hast nie verstanden, was ich Dir damals für ein Geschenk zuteil werden ließ, oder? Ich habe Dir Macht gegeben, Dir all das zu nehmen, was Du wolltest. Und was hast Du getan? Du hast Dich hinter Sitte und Moral versteckt, bist zum braven Schoßhündchen Deiner so genannten Freunde geworden. Wenn ich gewusst hätte, was für ein Schwächling Du sein würdest, hätte ich Dich getötet!"

Remus schwieg, während sein Kontrahent weiter von Geschenken faselte, von Vorteilen, von Möglichkeiten. Er hatte sie nie gewollt, diese Geschenke. War in dieses jämmerliche Leben hineingezwängt worden, ohne eine Wahl zu haben. Er hob mühsam den Kopf und blickte zu Sunny hinauf. Sie war Alles, was er je gewollt hatte. Sie und das Baby. Nicht mehr und nicht weniger.

„Sie schmeckt köstlich. Und ihre Brüste sind wie reife, schwere Früchte. Ich werde es sehr genießen, sie zu nehmen."

Remus Kopf ruckte herum und er blickte mit grenzenlosem Hass in die gelben Augen seines Gegenübers. Und mit einem Mal verstand er. Greyback hatte Recht. Seine Lycantrophie war ein Geschenk – die Waffe, die er benötigte, um Fenrir Greyback zu töten. Und zum ersten Mal in seinem Leben ergab sich Remus. Kämpfte nicht mehr gegen den Wolf, sondern hieß ihn mit offenen Armen willkommen. Die Transformation ging rasend schnell.


Sandra erwachte durch das Geräusch von zerreißendem Stoff. Mühsam hob sie den Kopf. Ihr gesamter Körper brannte und schmerzte, genauso wie ihr Gesicht. Eines ihrer Augen war durch den Schlag des Fremden fast zu geschwollen. Ihre Hände waren taub.

Warum habe ich nicht auf Remus gehört?' fragte sie sich selbst stumm, während Tränen in ihren Augen brannten. ‚Warum war ich so dickköpfig? Jetzt werde ich ihn vielleicht nie wieder sehen.' Sie schluchzte trocken auf.

Ein letzter Rest Stolz in ihrem geschundenen Körper zwang sie, die Augen zu öffnen. Sie blickte auf zwei Männer, die sich offenbar unter Qualen wanden. Und einer davon war …

Erschrocken schrie sie auf, als sie Remus erkannte. Ihr Blick zuckte zu dem Fenster neben ihr und sie erkannte den Vollmond, der sich langsam, aber unaufhaltsam vor die Wolken schob und alles in sein kaltes Licht hüllte.

Als sie den Blick wieder zu Remus wandte, war seine Transformation abgeschlossen. So schön, so kraftvoll. Der andere Werwolf – also musste dieses zottige Ungeheuer von eben wirklich dieser Greyback gewesen sein – wirkte gegen ihn fast schwächlich. Ebenfalls braunes Fell, aber schmutzig und zottelig, der ganze Körperbau hager und ausgemergelt. Remus Fell war heller, und … durchzogen mit grauen Strähnen.

Eine Erinnerung blitze durch Sunnys Kopf, während sie Remus in seiner Wolfsgestalt musterte.

Bäume. Viele Bäume. Und sie hatte so schreckliche Angst.

Sandra schnappte nach Luft, als ihr klar wurde, dass ER es war. Remus war der Werwolf aus Rumänien. Und auch diesen Greyback erkannte sie wieder. Heftige Wut kochte so schnell in ihr hoch, dass ihr die Luft wegblieb. Wieso hatte er ihr nichts gesagt?

Ohne Remus übliche Gegenwehr dauerte es nur wenige Minuten, bis auch die letzten Stoff-Fetzen, die ehemals seine Kleider gewesen waren, von ihm abfielen. Der riesige, kraftvolle Wolf starrte seinen Gegner aus funkelnden Augen an. Alles Menschliche war fort, nur noch die Instinkte blieben übrig. Und genau diese wollten den Tod des Rivalen.

Greyback, ebenfalls vollständig transformiert, stieß ein heiseres Knurren aus, welches Moony ebenso erwiderte. Und fast im gleichen Moment setzten beide zum Sprung an.

Beide Wolfskörper prallten gegeneinander, schmetterten sich gegenseitig zu Boden. In der nächsten Sekunde war Greyback wieder auf den Füßen und verbiss sich in Moonys Fell. Sandras Schrei ging in seinem Jaulen unter. Mit einer wilden Bewegung schüttelte er ihn ab und ging nun selbst zum Angriff über. Mit seiner riesigen Pranke riss er tiefe, blutige Furchen und der andere ging vor Moony kurzzeitig zu Boden.

Sandra verfolgte diesen verbissenen Kampf mit wildem Herzklopfen. Nur aus den Augenwinkeln nahm sie einen dunklen Schatten wahr. Erschrocken keuchte sie, als plötzlich die großen Stricke um ihre Hände verschwanden und sie fiel. Jemand fing sie auf und als sie den ersten Schmerz überwunden hatte, erkannte sie Sirius.

„Sandra Gray, Sie sind das starrköpfigste, unvorsichtigste weibliche Wesen, das mir jemals untergekommen ist", zischte er, während er schnell mit ihr zusammen hinter ein paar Kisten in Deckung ging. „Sind Mila und Cho vielleicht auch hier? Und die hochschwangere Hermine?"

„Nein. Sie sind in Hogwarts geblieben."

„Nun, Miss Gray, dann darf ich hier hochoffiziell feststellen, dass meine eigene Frau wesentlich intelligenter ist als DU!"

Sandra erwiderte nichts, sondern versuchte sich aus seinen Armen zu befreien, um besser sehen zu können. Sie keuchte auf, als sie mit der ausgekugelten Schulter gegen seine Brust stieß. „Au!"

Sirius runzelte die Stirn und besah sich ihre Verletzung mit einem düsteren Blick. „Dieses miese …" Er behielt den nicht sonderlich schönen Namen für Greyback lieber für sich. „Kannst Du Schmerzen aushalten?" fragte er stattdessen.

Ehe sie antworten konnte, hatte er ihren Arm gepackt und es gab ein hässliches, knackendes Geräusch, als er mit einem kräftigen Ruck daran zog. Sie schrie kurz auf, was Gott sei Dank in einem schrillen Bellen von Greyback unterging.

„Entschuldige", Sirius zuckte mit den Schultern. „Wenn ich Dich vorgewarnt hätte, wäre es schlimmer geworden."

„Erinnere mich daran, dass ich Dir dafür in den Hintern trete!" Vorsichtig bewegte Sunny die Schulter. Sie tat immer noch weh, war aber wieder beweglich. „Danke."

„Danke mir erst, wenn ich uns an den Beiden vorbeigebracht habe." Er spähte über die Kisten. Beide Werwölfe bluteten mittlerweile aus mehreren Wunden, doch keiner wollte aufgeben. Sie verbissen sich ineinander und zerkratzten sich jedes Stück Körper, dessen sie habhaft werden konnten. Sirius atmete tief durch.

„Okay. Sandra, wir müssen hier raus! Leider war dieser Flohbeutel nicht blöde – die ganze Halle ist voller Anti-Apparationszauber. Also werden wir jetzt loslaufen. Egal, was passiert, bleib´ nicht stehen, hörst Du?"

Sie nickte kurz und Padfood ergriff ihre Hand, die Werwölfe nicht aus den Augen lassend. Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich zu verwandeln, verwarf ihn aber gleich wieder. Moony mochte seine Animagus-Gestalt vielleicht besänftigen – Greyback nicht. Und er konnte es sich nicht leisten, seinen Freund mit seinem Erscheinen abzulenken, sonst würde er es vielleicht mit seinem Leben bezahlen.

Ein lautes Krachen ertönte und er nahm dies´ als Startsignal. Sunny hinter sich herzerrend schoss er hervor, den Blick fest auf die Tür der Lagerhalle gerichtet, stumm betend, dass sie es schaffen würden. Greyback, der Remus grade gegen einen Haufen Kisten geschleudert hatte, flog herum, erspähte sie und setzte ihnen nach.

Die gelben Augen fest auf die appetitliche Frau geheftet, setzte er zum Sprung an. Er erwischte ein Stück ihres Rockes und verbiss sich darin. Sunny stolperte und verlor Sirius Hand, der sich zwar sofort umwandte, von dem feindlichen Werwolf aber durch einen zweiten Sprung gegen eine Steinsäule gestoßen wurde. Bewusstlos blieb er liegen.

Sunny schrie auf, was Greybacks Aufmerksamkeit wieder auf sie lenkte. Sie wusste, dass sie eigentlich aufstehen und um ihr Leben rennen sollte – aber sie konnte Sirius doch nicht hier liegen lassen!

Geduckt schlich Greyback auf sie zu, Geifer rann seine Lefzen hinab. Wie erstarrt vor Angst rührte sich Sandra keinen Zentimeter. Eine Bewegung links von ihr ließ sie zusammenfahren. Moony war zurück auf die Pfoten gekommen und starrte sie an, offensichtlich nicht sicher, was er von dem Auftauchen der Frau halten sollte. Greyback war ihr schon so nahe.

Oh Gott, Remus, hilf uns! Bitte!'


Sie zitterte wie Espenlaub. Moony konnte ihre Angst riechen. Gepaart mit einem feinen Aroma aus wilden Rosen. Doch eigenartigerweise erregte ihn ihre Angst nicht, sondern ließ viel eher etwas in ihm aufbegehren. Er kannte sie. Und er kannte auch den Mann, der dort lag und sich nicht mehr bewegte. Ob der andere Werwolf ihn getötet hatte?

Nie gekannter Schmerz erfüllte den Wolf bei diesem Gedanken und rein instinktiv machte er einen Satz nach vorn und baute sich vor der jungen Frau auf. Er flechte sie Zähne. Niemals würde er zulassen, dass der Andere sie verletzte!

Erneut sprangen beide und prallten gegeneinander. Doch Greyback tat einen schweren Fehler. Nur den Bruchteil einer Sekunde riss er den Kopf hoch und präsentierte seine ungeschützte Kehle. Und Moony nutze die Gelegenheit.

Seine scharfen Zähne gruben sich tief in das Fell seines Kontrahenten. Heißes Blut spritzte, als er die Halsschlagader traf und mit einer schnellen Bewegung des Kopfes zerriss. Ein schauriges Jaulen zerriss die Stille – dann wurde es fast unnatürlich still.

Greyback röchelte qualvoll und zuckte. Moony stand über ihm, das Maul blutverschmiert, sein ganzer Körper bebend unter den heftigen Atemzügen. Langsam verwandelte sich der tödlich verletzte Werwolf zurück. Nackt und Blut überströmt starrte Fenrir Greyback Sunny an, die Augen aufgerissen, fast so als könne er nicht fassen, dass er wirklich verloren hatte - bevor er ein letztes Mal zuckte und dann völlig erschlaffte.

Moony wich einen Schritt zurück und wandte sich dann langsam um. Er und Sunny sahen sich eine halbe Ewigkeit nur an, bevor sie sich an ihr Wissen über wilde Tiere erinnerte und demütig den Kopf senkte. Es kostete sie alle Kraft, ihren eigenen Fluchtinstinkt niederzuringen, beim Anblick des blutüberströmten Wolfes, der grade erst getötet hatte. Sie verfolgte bebend, wie sich Moony Sirius näherte, der immer noch bewusstlos am Boden lag.

„Tu´ ihm nichts. Er ist Dein Freund!" Ihre zittrige Stimme hallte furchtbar in dem großen Raum.

Moony sah noch einmal zu ihr hinüber, bevor er sich zu Padfood hinabbeugte und ihn beschnupperte. Und zu Sandras Überraschung und grenzenloser Erleichterung begnügte sich der Werwolf damit, seine Wange mit der Schnauze anzustupsen. Sirius gab ein ächtendes Geräusch von sich und der Wolf zuckte zurück. Er trabte zum anderen Ende der Halle und ließ sich dort nieder.

In Windeseile war Sandra neben Sirius und strich ihm das schwarze Haar aus der Stirn. Er blinzelte zu ihr auf. „Wie viele Finger halte ich hoch?" fragte sie in Ermangelung einer anderen Idee, wie sie prüfen konnte, ob er noch alle Sinne beieinander hatte und hielt ihm drei Finger vors Gesicht.

Sirius zwinkerte mehrmals und fragte dann mit gequälter Stimme: „589?"

Alle Anspannung wich schlagartig von ihr und während sie ihn umarmte, lachte und heulte sie gleichzeitig. Mühsam kämpfte er sich hoch und Sunnys Blick wanderte zu dem Werwolf hinüber, der sie aus sicherer Entfernung beobachtete. Und sie war sich mehr als sicher, dass sie Remus J. Lupin noch nie mehr geliebt hatte als in diesem Moment!

Kommentar meiner Beta-Leserin RemusBride: Der Wolf ist tot, der Wolf ist tot, der böse, böse Wolf ist tot! Puh, ich brauche dringend eine Maniküre. Sämtliche Fingernägel abgeknabbert. Ich glaube, Sunny wird jetzt wohl darauf verzichten, Remus die Hölle wegen seines Verschweigens des Rumänien-Abenteuers heiß zu machen. Sie muss ihm ja jetzt erst mal die Schwangerschaft erklären. „Das Baby haben wir gezeugt, als du 19 warst, Schatz." Eindeutig die längste Schwangerschaft der Menschheitsgeschichte ...


Na, war euch sein Ende blutig genug? Hoffe ich doch? Von einem ausgewachsenen Werwolf zerfleischt werden ist nicht lustig – auch wenn er so anbetungswürdig wie Moony ist … °Zwinker!° Jetzt gibt es nur noch schöne Momente … Versprochen. Hätte da noch drei Kapitel, wenn ihr Interesse habt.