A/N: Genug der Quälereien – jetzt schubsen wir Remus ins Glück, ob er will oder nicht! Keine Widerrede! Sonst musst Du – wie jetzt gleich – mit den Konsequenzen leben, Remus Lupin!

Kapitel 20: Gute Nachrichten

Mila war wirklich einen begabte Heilerin. Angenehm überrascht drehte Sandra ihr Gesicht vor dem Spiegel hin und her. Nicht die kleinste Schramme war auf ihrem Gesicht von der Auseinandersetzung mit diesem räudigen Mistvieh Greyback übrig geblieben – und sie fühlte sich wunderbar. Wirklich! Deshalb hatte sie keine Ahnung, warum Madam Pomfrey so vehement darauf bestand, dass sie im Bett blieb.

Es waren immerhin schon drei Tage! Drei Tage … in denen sie Remus keine Sekunde lang zu Gesicht bekommen hatte.

Am ersten Tag hatte sie eingesehen, dass er sich schonen musste, weil die Transformation ohne die volle Dosis Wolfsbanntrank wohl härter gewesen war als sonst – und auch er im Kampf einige Blessuren abbekommen hatte.

Am zweiten Tag war sie bereits misstrauisch geworden, als Sirius ihr ohne ihr ins Gesicht zu sehen reichlich schwächlich erklärt hatte, Moony „müsse einiges an Arbeit nachholen". Klausuren und so.

Und am dritten Tag war Sunny klar, dass er ihr aus dem Weg ging.

Also, in Ermangelung der Möglichkeit ihm persönlich den Kopf dafür abzubeißen, beschloss sie, seinen besten Freund in die Mangel zu nehmen, der brav an seiner statt jeden Tag nach ihr sah.

Schon als Sirius den Krankenflügel betrat, ahnte er nichts Gutes. Sandra empfing ihn mit einem so eisigen Blick, dass er sich unwillkürlich an seine Mutter erinnert fühlte. Er schauderte und überlegte ernsthaft, ob es sehr lächerlich wirken würde, wenn er sich einfach wieder umwandte und ging.

Keine Ahnung, wie Remus ihn zu dieser Nummer überhaupt überredet hatte. Hatte vermutlich daran gelegen, dass Moony nicht damit gespart hatte ihm vorzuhalten, wie oft er oder James ihn vorausgeschickt hatten, um die Wogen zu glätten. Aber es war eindeutig nicht oft genug gewesen, als dass er diesen Blick verdient hätte!

„Guten Morgen, Sirius."

Himmel, sogar den Tonfall der alten Sabberhexe konnte sie imitieren! Unwillkürlich fühlte sich Padfood wieder wie ein 12-jähriger und nicht wie ein Mann Anfang 40.

„Sandra …"

„Wo ist er?"

„Wer?"

Oh, er wollte also den Dummen spielen? Na gut …

„Remus."

„Remus wer?"

Ihr Blick wurde noch ein paar Grad kühler und Sirius fügte hastig hinzu: „Ach, DER Remus. Tja, äh … ich geh´ nachsehen, okay!" Er wirbelte auf seinem Absatz herum, doch erreichte nicht mal die Tür, ehe sie fauchte: „Wage es ja nicht …"

Mit einer Grimasse drehte er sich wieder um und stellte mit erleichtertem Blick fest, dass ihre eisige Fassade bröckelte und Sunny nun zu kochen schien – ihre Augen loderten jedenfalls wie die Hölle persönlich. Armer Remus … Aber damit konnte Sirius umgehen. Langes, hartes Training durch Mila …

„Er ist hier. In Hogwarts. Aber er … na ja, er denkt …"

„Dieser Mann denkt offenbar zu viel!"

Das war doch mal ein wahres Wort! Sirius musste unwillkürlich grinsen. „Wenn ich ehrlich bin – dass war schon immer sein größter Fehler."

Sunny schnaubte und strubbelte sich in einer hilflosen Geste wild durch die Haare. „Also, wo steckt dieser Holzkopf?"

„Irgendwo hier auf dem Gelände. Für gewöhnlich erkennt man ihn daran, dass er von Nische zu Nische hechtet, damit er Dir bloß nicht über den Weg läuft. Er ist nämlich der festen Überzeugung, dass Du ihn nie wieder sehen willst."

„Aber warum denn?" Sie blickte ihn mit wütend gerunzelter Stirn an – trotzdem sah Padfood die Tränen der Enttäuschung in ihren Augen. Er seufzte und rückte einen Stuhl neben ihr Bett. Hineinplumpsend rieb er sich durchs Gesicht, als könne ihm diese Geste helfen, seine Gedanken zu ordnen.

„Sieh mal … Moony ist ein recht schwieriger Charakter", begann er schließlich seine Erklärung. „Er hat ein Herz aus Gold und könnte keiner Fliege etwas zu leide tun. Als Mensch ist er fast beängstigend freundlich. Alles Impulsive, Unüberlegte, Aggressive steckt in seiner Vorstellung nur in ihm, weil der Wolf dort ist. Er zeichnet sozusagen in schwarz und weiß: schwarz ist der Wolf, weiß der Mensch. Er hat nie gelernt mit Dingen wie Wut oder anderen negativen Gefühlen umzugehen, weil er diese sofort in seiner Schublade mit der großen Aufschrift ‚Werwolf' versteckt hat. Bei Dir hab´ ich ihn das erste Mal, seitdem ich ihn kenne, auch einmal fassungslos erlebt. Oder wirklich übermütig."

Sirius machte eine Pause und war dankbar, dass Sandra ihn nicht unterbrach.

„Dich dort in dieser Lagerhalle zu sehen, hat ihn fast umgebracht, Sandra. Und die unbändige Angst um Dich hat ihn das erste Mal dazu gebracht, Mensch und Wolf willentlich zu vermischen. Nicht nur in seinem Körper, sondern auch in seinem Geist. Und das macht ihm eine Heidenangst." Er lachte freudlos. „Seit er wieder ein Mensch ist, hadert er mit sich, weil er seiner Meinung nach so die Kontrolle verloren hat. Er hat Greyback absichtlich getötet. Nicht, weil der Wolf ihn dazu gezwungen hat. Ohne Gnade. Nicht, dass das Mistvieh etwas Derartiges verdient hätte. Aber Remus hat getötet! Und DU warst dort und hast es mitangesehen. Er denkt, Du würdest Dich ekeln …"

„Er ist so ein Idiot!" Es war das Erste, was Sunny wieder von sich gab. „Wieso sollte ICH mich ekeln? Sirius, ich habe noch nie einen Mann so sehr geliebt wie ihn in diesem Moment, als er Greyback die Kehle zerfetzt hat, nur um Dich und mich vor ihm zu schützen!"

„Dich."

„Was?"

„Er hat nur Dich geschützt", erklärte Padfood mit einem kleinen Lächeln. Hatte er doch gewusst, dass sie so reagieren würde. „Remus hat nämlich angenommen, dass Greyback mich getötet hätte. Er hat nur Dich verteidigt in diesem Augenblick. Hatte wohl meinen immensen Dickschädel vergessen."

Mit einem plötzlich staubtrockenen Mund konnte man verdammt schlecht sprechen, wie Sunny feststellen musste. Und wenn einem dann auch noch die Kehle vor unterdrückten Tränen der Rührung eng wurde …

„Er hat mich also erkannt?" fragte sie schließlich nach einem lauten Räuspern und mehreren Blinzlern.

„Hat er. Jede Einzelheit. Jeden verdammten Kratzer, den Greyback Dir zugefügt hat." Sirius seufzte erneut und begann mit dem Stuhl zu schaukeln. „Deshalb schickt er mich ja auch jeden Tag zu Dir. Damit ich ihm danach haarklein erzählen kann, wie es Dir geht."

„Also schickt er Dich sozusagen als Spion?" Sandras Augen blitzen bei dieser Nachricht Unheil verkündend.

„Sozusagen." Sirius erntete ein boshaftes Lächeln, welches seine Augenbrauen fragend nach oben schießen ließ.

„Okay. Mr. Black – ab jetzt sind Sie Doppelagent! Wenn die Prophetin nicht zum Berg gehen kann, dann muss man den Berg eben herlocken."


Moony würde nie wieder mit ihm reden! Dessen war sich Padfood mehr als sicher, während er den Krankenflügel verließ. Sandra hatte ihn in ihren ziemlich gemeinen Plan eingeweiht, nachdem sie von ihm gefordert hatte, Mila in den Krankenflügel zu beordern, die auch wenige Minuten später erschienen war. Auch sie war eingeweiht worden und er hatte nicht gewusst, dass seine geliebte Ehefrau ein so gemeines Wesen war, das nicht einmal eine Sekunde gezögert hatte, ihre Rolle in dieser Schmieren-Komödie einzunehmen.

Klar hat sie nicht gezögert, ihr wird von Remus ja auch nicht der Kopf abgebissen!'

Moony betete ja immer noch zuweilen den Boden an, auf dem Mila schritt. Na ja, welches männliche Wesen tat das nicht? Selbst Harry schmolz wie ein Schokofrosch in der Sonne, wenn Mila ihn mit einem Lächeln um irgendwelche waghalsigen Dinge bat! Und Ron bekam auch immer noch rote Ohren, wenn sie ihn zur Begrüßung auf die Wange küsste!

„Sirius? SIRIUS!" zischte jemand neben ihm, doch Padfood war viel zu sehr in düsteren Sterbe-Szenarien seiner selbst versunken, dass er es gehört hätte.

Zwei Hände schossen aus einer Nische hervor und zerrten ihn hinter einen Wandbehang. Padfood war viel zu überrascht, um zu reagieren. Von einer Sekunde auf die Andere stand er in dem dämmrigen, versteckten Raum.

Remus, der ihn hierher gezerrt hatte, sah ihn besorgt von der Seite an und schien den überraschten und schuldbewussten Gesichtsausdruck seines besten Freundes Gott sei Dank vollkommen zu missdeuten. „Ist Alles in Ordnung mit Sandra?" fragte er nämlich alarmiert.

„Äh … äh …" Auch Sirius Gestammel wurde prompt falsch gedeutet, denn Remus wurde blass und packte ihn am Revers seines Umhangs.

„Alles in ORDNUNG, Padfood?"

Sirius fing sich und setzte das verabredete, sorgenvolle Gesicht auf. „Na ja … nicht wirklich …", druckste er absichtlich herum und wich dem Blick aus den grauen Augen seines Freundes aus. „Ich konnte nicht zu ihr. Mila ist heute Morgen von Madam Pomfrey gerufen worden … Offenbar braucht sie dringend eine gut ausgebildete Heilerin."

„WAS? Wieso?"

„Ihr geht es wohl doch nicht so gut, wie wir Alle gedacht haben." Sirius holte Luft, um den ganzen noch ein bisschen mehr Theatralik zu geben, doch Remus ließ ihn gar nicht erst aussprechen, sonder stürzte hinter dem Wandbehang hervor und den Gang entlang, Richtung Krankenflügel. Sirius war zuerst recht verdattert, sah ihm dann aber zufrieden hinterher. Na, dass war doch mal gut gegangen! Er hatte nicht einmal lügen müssen …

Vor dem Krankenflügel legte Remus eine recht filmreife Bremsung hin, bei der er fast ein 6-Klässlerin umrannte, die eben aus der Tür getreten war. Sie sah ihren Professor etwas erstaunt an, grüßte ihn dann aber höflich und verschwand.

Diese Unterbrechung ließ ein wenig klares Denken in ihn zurückkehren – oder zumindest etwas, was er dafür hielt. Moony ballte die ausgestreckte Hand wieder zur Faust, anstatt die Klinke zu ergreifen, und ließ sie sinken. Unruhig begann er auf und ab zu laufen, kämpfend mit der Angst vor Sandras Reaktion, wenn sie ihm nach dieser unseligen Nacht das erste Mal sah, und der Angst um ihre Gesundheit und die des Babys.

Das Baby war schließlich Ausschlag gebend. Er ergriff tief Luft holend die Klinke der Tür, stieß sie auf und ließ seinen Blick durch den riesigen Raum mit den vielen weiß bezogenen Betten wandern. Er blieb an einem Bett hängen, welches mit Vorhängen umrandet alle Blicke abhielt.

Dort musste sie sein.

Remus wusste nicht, ob er aufatmen oder enttäuscht seufzen sollte – denn ein Teil von ihm hatte aufgeregt zu zittern begonnen bei der Aussicht, sie wenigstens anschauen zu können …

Mila trat aus dem Büro von Madam Pomfrey und entdeckte ihren Freund in der Tür. Er war sogar schneller hier gewesen, als Sirius ihr prophezeit hatte. Sie kämpfte gegen das Lächeln, welches sich ihr Gesicht hinaufstehlen wollte und setzte eine ernste Miene auf.

Sei nicht zu hart zu ihm', hörte sie Sirius Stimme in ihrem Kopf.

Pah, verdient hätte er es!'

Das weiß ich. Aber wenn Du zu dick aufträgst, dann stürzt er sich vermutlich eher aus dem Fenster als Sunny in seine Arme zu reißen.'

Okay, da hatte ihr Mann vermutlich recht. Innerlich grinste sie über Padfood plötzliche Sensibilität, was ihn dazu veranlasste ein ‚Nimm das sofort zurück!' durch sie hindurch hallen zu lassen.

Sei jetzt endlich still, sonst muss ich lachen!'

Er tat ihr den Gefallen und Mila straffte die Schultern, während sie eiligst Moony in den Weg trat, der grade einen Schritt auf Sunnys Bett zugemacht hatte.

„Remus!" Sie klang so tadelnd wie möglich. Er zuckte unter ihrer Stimme heftig zusammen, als sei er grade bei etwas furchtbar Verbotenem ertappt worden. „Kann ich Dir helfen?"

„Ich … ich wollte …" Sein Blick huschte so offenkundig sehnsüchtig zurück zu Sandras Bett, dass Mila fast ihre strenge Miene vergaß. Aber nur fast.

„Du musst gehen!" verkündete sie stattdessen, ergriff seinen Arm und wollte ihn wieder zur Tür hinausziehen. Er bewegte sich keinen Millimeter. Als wäre er wie ein Baum mit der Erde verwachsen. Mila zog und zerrte, doch es brachte nichts. Zum ersten Mal seit langer Zeit wurde ihr klar, welche Kraft in Remus wohnte!

„Remus Joseph Lupin!" Sie ließ den Versuch sein ihn irgendwie in Bewegung zu setzen und begann stattdessen mit in die Hüften gestemmten Händen ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden zu tippen. „Raus mit Dir!"

„Wie geht es ihr? Sirius hat gesagt, dass …", begann er allerdings, als habe Mila überhaupt nichts gesagt. Seine Augen wandten sich keinen Herzschlag von den Vorhängen ab.

„Nicht gut!"

„Was fehlt ihr?"

Du fehlst ihr!'

Ja genau, sag ihm das! Dann sind wir vielleicht schneller fertig und können endlich nach Hause!'

„Ich weiß es nicht", erklärte Mila Remus allerdings laut. „Eigentlich scheint bei ihr Alles in Ordnung zu sein. Aber etwas …"

„Ist es das Baby?"

Okay, Mila musste sich verhört haben. „Bitte, was?" fragte sie daher reichlich verwirrt.

Endlich wandte Moony den Blick ab und sah seine Freundin an. „Na, unser Baby!"

„Euer WAS?"

„UNSER WAS?" ertönte es hinter den Vorhängen, die fast im selben Augenblick zurückgerissen wurden und eine verdatterte Sandra freigaben. Remus Knie verwandelten sich in Pudding. Und er wusste nicht, ob es Erleichterung war, sie wohlauf zu sehen, oder vielleicht doch eher der Schock über ihren plötzlichen Auftritt.

Bei Merlin, sie war so schön! Makellos! Und … da war kein Ekel in ihrem Blick. Nur schlichte Fassungslosigkeit.

„Du .. Du weißt es nicht?" brachte er endlich mit rauer Stimme hervor und er konnte hören, wie Mila neben ihm leise zischte: „Was soll das heißen, das hast Du gewusst, Sirius?"

Sandra schüttelte nur den Kopf.

Mila ergriff die Situation beim Schopfe, packte Remus an der Hand, der sich nun eigenartigerweise in Bewegung setzte, obwohl sein Gesichtsausdruck zeigte, welche Furcht er empfand, und zog ihn mit sich. Vor Sunnys Bett ließ sie ihn los und ergriff beide Hände der Freundin. Sie horchte in sich hinein und lächelte dann zärtlich. „Ein kleiner Junge", flüsterte sie ergriffen.

Wenn Sandra in ihrem Leben jemals nahe dran gewesen war, in Ohnmacht zu fallen, dann jetzt. Blass starrte sie an sich hinunter, auf ihren noch flachen Bauch, während sie versuchte, diesen Gedanken zu verarbeiten.

„Du musst es nicht bekommen."

Sie blickte auf und Remus an, der mit gesenktem Kopf auf seine Fußspitzen sah. In Milas Kopf stöhnte Sirius grade: ‚Oh Himmel, das hat er grade nicht wirklich gesagt, oder? Bitte, Schatz, sag´ mir dass Moony das nicht wirklich gesagt hat!'

Sandras Augen verengten sich zu Schlitzen. Ooooh, dieser Mann machte sie so WÜTEND!

Ohne darüber nachzudenken - Subtilität, was war das? – schwang sie beide Beine aus dem Bett, holte aus und schlug ihm so heftig sie konnte ins Gesicht. Sein Kopf flog zur Seite, doch dies´ war nicht der Grund, warum Remus verblüfft nach Luft schnappte. Sondern eher, dass sie danach sofort beide Arme um ihn schlang, sich an ihn presste, seine brennende Wange mit ihrer kühlen Hand bedeckte – und seine Lippen mit den ihren.


Der Kuss war sanft. Fast ein wenig unsicher. Und so völlig anders als ihre Reaktion grade eben. So viel besser … Völlig selbstverständlich umschlang Remus ihren Körper mit beiden Armen und zog sie an sich. Es tat so gut, ihren weichen Körper wieder fühlen zu können. Fühlen zu dürfen!

Mila, die dezent den Kopf abgewandt hatte und während des Kusses aus dem Fenster sah, sagte erst einmal nichts. Als die Minuten allerdings verstrichen, ohne dass sich einer der Beiden vom anderen löste, räusperte sie sich dezent und erklärte einem Vogel am Fenstersims. „Also bei mir wärst Du nicht nur mit einer Ohrfeige davon gekommen, Lupin. Solche Sätze erwarte ich von meinem süßen Trampel! Aber nicht von Dir!" Mit diesen Worten wandte sie sich um und verließ den Krankenflügel. Sie würde es Sunny überlassen, ob sie ihn so leicht davon kommen ließ oder ob sie ihn vielleicht doch lieber erneut mit ihrem Schocker bekannt machte …

Der Kuss wollte gar nicht mehr enden. Beide, sowohl Sunny als auch Moony, pressten sich an den jeweils Anderen. Hände rutschen unter Kleidungsstücke, suchten glatte, warme, nackte Haut und fanden sie schließlich. Sandra entschlüpfte fast so etwas wie ein leises Schnurren, was Remus ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte. Alles würde gut werden …

„Du willst unser Baby also wirklich?" fragte er mit fast schon ehrfürchtiger Stimme.

„Nur, wenn Du aufhörst, so einen Unsinn von Dir zu geben – und ich den Vater dazu bekomme. Ich wäre nämlich ganz schlecht als allein erziehende Mutter." Seine weichen Lippen verschlossene erneut die ihren und Sandra verlor den Boden unter den Füßen.

„Chrm, chrm …"

Nur sehr widerwillig trennten sich beide voneinander und blickten schuldbewusst in das strenge Gesicht Madam Pomfreys.

„Mir ist vollkommen klar, dass Sie beide erwachsen sind", erklärte sie mit strafendem Blick. „Und dass ich eigentlich nichts dagegen tun kann. Aber Sie sind beide Lehrer an dieser Schule und haben eine gewisse Vorbild-Funktion inne. Was glauben Sie, was passiert, wenn die Schüler ihre Professoren wild knutschend auf einem der Flure erwischen? Dann bricht hier die Hölle los!"

„Sie hat ja nur Angst, dass ihr der Zaubertrank gegen Herpes ausgeht", mutmaßte Sunny leise, was Remus sich heftig auf die Lippen beißen ließ, um nicht loszulachen.

„Wir benehmen uns, Poppy", versprach er mit zuckenden Mundwinkeln, ergriff Sunnys Hand und zog sie eiligst aus dem Krankenflügel hinaus, bevor er draußen völlig untypisch für ihn losprustete. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder beruhigt hatte und Sunny genoss dieses fröhliche Geräusch schlichtweg.

„Du bist so wunderbar", erklärte er ihr nach seinem Heiterkeitsanfall lächelnd, während er sie in eine geplant keusche Umarmung zog. Sie allerdings schien andere Pläne zu haben, denn ihre Finger stahlen sich erneut unter sein Hemd und fuhren seine Bauchmuskeln entlang. Remus erschauerte und seufzte leise. Mit einiger Mühe gelang es ihm, seinen Verstand soweit beisammen zu halten, dass er wenigstens einen Satz formulieren konnte.

„Am liebsten würde ich Dich gleich fragen, ob …", raunte er ihr leise zu.

„Dann tu´s doch", erklang Sirius Stimme nicht weit von ihnen. Er lehnte, Mila von hinten umarmten, neben einem der Fenster und beide grinsten das Pärchen an. „Was hält Dich auf?"

„Nirgendwo kann man in diesem Schloss ungestört sein", raunte er Sunny zu, die leise kicherte. Zu Sirius gewandt erklärte er schließlich ausweichend: „Mir fehlen … gewisse Utensilien dafür."

„Kein Problem!" Wie aus dem Nichts zauberte Padfood einen schmalen, goldenen Ring hervor und präsentierte ihn seinem besten Freund. „Ich dachte mir, dass Du irgendwann vielleicht so etwas gebrauchen könntest." Und ehe Moony protestieren konnte, erklärte er: „Sieh´ es als Weihnachtsgeschenk von uns an."

Mila nickte bekräftigend und seufzend nahm Remus den Ring entgegen. Sunny blickte ihn mit großen Augen an.

„Muss ich vor euch jetzt …?"fragte Moony, der mit gerunzelter Stirn den Ring anstarrte und erntete ein erneutes Nicken. Er blickte auf und Sunny an. Und ohne genau zu wissen warum, ergriff er plötzlich ihre Hand und rannte mit ihr ohne Erklärung oder etwas Derartigem den Gang hinunter, den goldenen Ring fest in seiner geballten Faust. Er hörte, wie Sirius ihm nachrief, doch Remus wandte sich nicht um. Er hörte nur zufrieden ihr glockenklares Lachen.

„Was ist denn in ihn gefahren?" fragte Mila verblüfft.

Langsam stahl sich ein kleines Lächeln auf Padfood Züge und er zuckte mit den Schultern. „Ich denke, es war so etwas wie Spontaneität ", mutmaßte er grinsend und zwinkerte seiner Frau vergnügt zu. „Wenn die Beiden nicht glücklich werden, bis ans Ende ihrer Tage, dann weiß ich auch nicht …"


Remus rannte vom Krankenflügel die gesamten 6 Stockwerke hinab, kam keuchend am Schloss-Portal zum Stehen und stemmte sich gegen das schwere Holz. Unter einem Ächzen sprang sie auf und er zog Sunny durch den Spalt in die klirrendkalte Abenddämmerung. Er blieb nur einmal kurz stehen, um Sunny einen Winterumhang herbeizuaccioen, bevor er sie durch den frisch gefallenen Schnee zog, bis zur peitschenden Weide.

Erst dort blieb er stehen, selbst nur in seine normale Lehrer-Uniform gehüllt. Sandra wurde es kalt beim Hinsehen, doch Remus schien es gar nicht zu bemerken. Er stand einfach nur da und sah sie aus silbernen, unergründlichen Augen an. Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen.

„Bist Du Dir wirklich sicher, dass Du einen Werwolf und seinen Welpen willst?" fragte er leise und Sunny blitze ihn gefährlich an.

„ICH bin mir hundertprozentig sicher. Aber wenn Du noch Zweifel hast, dann schlage ich Dich gerne noch einmal, wenn Du darauf bestehst!"

Remus schnitt eine Grimasse – nein, darauf konnte er definitiv verzichten.

„Also gut." Er schlug seinen Umhang zurück und ging vor Sandra auf ein Knie. Als er den Schnee unter sich spürte, kroch allerdings schon die Kälte in ihm hoch. Er verbiss sich ein Zähneklappern und konzentrierte sich auf das, was er ihr sagen wollte.

„Steh´ bitte auf", bat Sunny ihn allerdings und versuchte ihn hochzuziehen. „Remus Joseph Lupin! Du holst Dir noch den Tod!"

„Ist mir egal", erklärte er, doch ein Schaudern nahm seinen Worten die Aussagekraft ein wenig.

„Aber Du hättest mir doch auch drinnen …"

Er schüttelte den Kopf und flüsterte: „Das hier geht nur uns etwas an!"

Sandra seufzte leise und nickte dann. Wenn er darauf bestand … „Okay."

Remus ergriff ihre mit einer seiner Hände und sah zu ihr auf. „Sandra Gray. Ich kann es immer noch kaum fassen, dass Du hier bei mir bist …" Er schluckte so heftig gegen den plötzlichen Kloß in seinem Hals an, dass sein Adamsapfel wild hüpfte. „Hast Du eine Ahnung, was Du mir bedeutest?"

Seine Stimme hatte vollkommen die sonst so typische Selbstsicherheit verloren. Vor ihr kniete nicht mehr der reife, beherrschte Professor aus Hogwarts – sondern wieder der Zwanzigjährige, den sie kennen- und lieben gelernt hatte, der sie zum ersten Mal geküsst und der ihr geschworen hatte sie immer zu lieben. Sie erkannte ihn ganz deutlich in seinen Augen.

„Ich habe nie daran geglaubt, eine Frau zu finden, die nicht vor mir zurückschreckt. Die in mir einen Mann sieht und nicht eine Bestie oder ein bemitleidenswertes Geschöpf. Du siehst MICH in mir. Und ich danke Dir von Herzen, dass grade Du das tust."

Sunnys Lippen begannen gegen ihren Willen zu zittern. Nein, sie würde nicht weinen. Ganz sicher würde sie nicht heulen wie ein …

Sie konnte die erste Träne hinabrollen fühlen.

„Und jetzt trägst Du auch noch mein Kind …" Auch Remus musste sich räuspern, damit ihm seine Stimme nicht vollkommen verloren ging. Nicht bevor er auch noch den letzten Satz ausgesprochen hatte … Ehrfürchtig blickte er auf ihren noch flachen Bauch.

„Ich verspreche Dir, dass ich mein Bestes tun werde, um Dich und das Baby glücklich zu machen!"

Sunny kümmerte sich nicht mehr um ihre heißen Tränen, sondern löste einer ihrer Hände aus der seinen und strich ihm über eine Wange. Er schmiegte sein Gesicht vertrauensvoll in ihre Handfläche.

„Das tust Du doch schon", flüsterte sie mit bebender Stimme.

Der schmale, goldene Ring blitzte in der Dämmerung auf und mit einem zittrigen Lächeln blickte Remus Sunny tief in die Augen. „Willst Du ... meine … Frau werden?"

Diese Worte hatten bisher für Sandra immer so furchtbar pathetisch geklungen, aber aus seinem Mund war es, als lege er ihr die Welt zu Füßen. „Ja!" war Alles, was sie noch über die Lippen brachte, bevor er den Ring über ihre linken Ringfinger schob, sich erhob und sie zu einem alles verzehrenden Kuss fest in seine Arme zog!

Kommentar meiner Beta-Leserin RemusBride: Okay, ich habe zwar allein vom Lesen Frostbeulen bekommen, aber das war es wert! Und jetzt eine Tasse Kamillentee für den Wolf und ab ins Bett! Kannst ja dazukriechen, Sunny. Aber wenn er jetzt nicht ordentlich gewärmt wird, erlebt er seine eigene Hochzeit nicht ... HEIZ IHM EIN!


Hach, ich liebe Heiratsanträge …Schluchz! Er kann so süß sein! Und keine Sorge, einheizen wird Sunny ihm im nächsten Kapitel – wir wollen ja nicht, dass er sich edle Körperteile verkühlt, oder? Hihihihihi! Reviews, bitte!