Harriet Potter und der Stein der Weisen
Na gut, ich weiß diese Art Geschichten gibt es schon zuhauf, aber sind mir alle ein Abschreiben des Originals (wo bleibt der Spaß?). Also, wie würden die Bücher wohl gehen, wenn der Junge der überlebt hat ein Mädchen gewesen wäre?
1. Das Mädchen, das überlebt hat
„Auf Harriet Potter - das Mädchen, das überlebt hat."
„Du hast fünf Minuten! Ich warne dich!", brüllte Onkel Vernon und klopfte lautstark an Harriet Potters Tür.
Harriet stöhnte. Wie spät war es überhaupt?
„Steh endlich auf! Heute ist Dudleys Geburtstag und ich will das alles perfekt ist!", schrie diesmal Tante Petunia und klopfte ebenfalls lautstark gegen die Tür. Dudleys Geburtstag! Natürlich! Wie hatte sie das vergessen können? („Vollkommen beabsichtigte Verdrängung", lautet wohl die wahrheitsgetreue Antwort auf diese Frage).
War es eigentlich nicht schlimm genug, dass sie im kleinsten Zimmer (Zimmer war eigentlich nicht das richtige Wort, da es kein Zimmer, sondern vielmehr ein ehemaliger Kasten war, in den Onkel Vernon ihr Bett gestopft hatte) unter den Stiegen (Dudley liebte es Sonntags Morgens auf den Treppen herum zuspringen um sie aufzuwecken) bei einer Familie leben musste, die sie hasste (Wieso sonst hätte sie im Kasten unter der Treppe leben müssen?)? Nein, es musste auch noch Dudley Geburtstag sein!
Dudley Dursley war Harriets übergewichtiger Cousin. Und er ließ keine Gelegenheit aus seine Cousine zu quälen.
Es war jetzt fast zehn Jahre her, dass Harriet Potter vor der Türschwelle der Dursleys gefunden worden war. Seit zehn Jahren lebte sie schon nun bei ihren Onkel und ihrer Tante, und seit zehn Jahren trug sie die blitzförmige Narbe auf ihrer Stirn. Angeblich hatte sie sich die bei jenem Autounfall zugezogen bei dem ihre Eltern umgekommen waren. Laut Onkel Vernon waren die beiden betrunken gewesen und waren selbst am Unfall schuld. Allerdings bezweifelte Harriet den Wahrheitsgehalt dieser Aussage, sie wusste genau was Onkel Vernon von ihren Eltern hielt - nichts.
Harriet rappelte sich auf und bearbeitet mit ihrer Bürste (oder besser gesagt dem was noch davon über war) ihr langes dichtes und sehr widerspenstigstes schwarzes Haar. Als sie endlich aufgab musst sie betrübt feststellen, dass die Bürste endgültig stachellos war.
Sie zog sich an und achtete bevor sie den Kasten verließ sehr genau darauf, dass ihre Narbe von ihren Haar verdeckt wurde.
Dann befolgte sie Tante Petunias Befehl Frühstück zu machen. „Mach weiter, Harriet. Ich hab Hunger!", verkündete Dudley als er die Küche betrat. Harriet knurrte nur eine leise Erwiderung. Sie hasste es Harriet genannt zu werden. Vielleicht wegen der Art und Weise wie sämtliche Verwandten ihren Namen aussprachen.
Dudleys Blick fiel auf die Geschenke. „Wie viele sind das!", fragte er misstrauisch und begann zu zählen. Dann fuhr er mit Grabesstimme fort: „36." Harriet konnte sich nicht zurück halten. „Oh, Dudley, das ist ja toll! Du hast ja zählen gelernt! Wann ist denn das passiert!", rief sie entzückt aus Tante Petunias normalen „Mein Dudders-Schatz ist der tollste Kerl auf dieser Welt" - Ton nachahmend.
Dudley warf ihr einen bösen Blick zu. „Das sind zwei weniger als letztes Jahr", fuhr er anklagend fort. Solche Dinge merkte er sich! Und mit seiner Haustelephonnummer hatte er Probleme. Seine Eltern hatte der kleine Tyrann allerdings total im Griff.
„Schätzchen, du hast Tante Magdas Geschenk nicht gezählt. Da ist es, siehst du."
„Na gut, dann eben 37."
„Also, kannst du doch nicht zählen, oder du bist blind", fuhr Harriet dazwischen (ihr würde ein Geburtstagsgeschenk schon völlig ausreichen).
„Halt den Mund!", fuhr sie Dudley an, „Mom, Dad, sagt ihr sie soll still sein! Sie zerstört meinen Geburtstag!"
„Sei still, Harriet", befahl Onkel Vernon ungerührt. Tante Petunia versuchte inzwischen Dudley mit der Aussicht auf zwei weitere Geschenke zu bestechen.
„Harriet lässt den Toast anbrennen, Mom!", rief Dudley plötzlich, nachdem er wohl beschlossen hatte auf das Angebot seiner Mutter einzugehen. „Nein, Dudley, nur deinen. Das ist mein Geburtstagsgeschenk für dich."
„HARRIET!"
Onkel Vernons Kopf war hochrot. „Du solltest dich nicht so aufregen, Onkel Vernon. Das ist nicht gut für deinen Blutdruck. Wir wollen ja nicht, dass du einen Herzinfarkt bekommst. Dr. Smith sagt..."
„Ich weiß sehr genau, was Dr. Smith sagt", zischte Onkel Vernon und funkelte sie an. Harriet legte ihn mit einem Lächeln seinen Toast hin. „Sieh mal, ich hab ihn so gemacht, wie du ihn magst." Onkel Vernons rote Farbe wich langsam und er wirkte schon viel entspannter als er sagte: „Benimm dich, Harriet. Heute hat Dudley Geburtstag."
„Übrigens brauche ich eine neue Bürste", bemerkte Harriet und klatsche Dudley einen Toast auf seinen Teller. „Du kannst meine alte haben", meinte Tante Petunia sofort, „Ich wollte mir sowieso eine neue besorgen."
Wunderbar. War das Leben nicht schön?
Während Dudley all seine Geschenke aufriss und sein neues Rennbike bewunderte (Harriet hatte keine Ahnung wieso er eines hatte haben wollen. Dudley war viel zu faul für jede Sportart, die darüber hinausging die Treppen zu seinem Zimmer zu besteigen), war Tante Petunia mit Telefonieren beschäftigt.
„Schlechte Nachrichten. Mrs. Figg kann sie nicht nehmen", meinte sie. „Oh, ist sie krank?", fragte Harriet sofort besorgt. Sie mochte die schullrige alte Dame irgendwie. Früher hatte sie Angst vor ihr gehabt und ihren Katzen, aber inzwischen mochte sie ihre Dauerbabysitterin irgendwie. Heute wollten Dudleys Eltern mit ihren Sohn und seinen Freunden in den Zoo kommen und Harriet sollte natürlich nicht dabei sein.
„Und was jetzt?", fragte Tante Petunia sie ignorierend.
„Magda könnte sie nehmen..."
„Sei nicht dumm, Vernon. Deine Schwester hasst das Mädchen."
„Was ist mit deiner Freundin, wie heißt sie noch gleich, Yvonne?"
„Die macht Urlaub auf Majorca."
„Ich könnte doch alleine hier bleiben. Viele Kinder in meinem Alter...", begann Harriet hoffnungsvoll.
„Vergiss es. Wir wollen, dass das Haus noch steht, wenn wir zurück kommen!"
„Ich bin auch ganz brav. Ich mach nicht einmal den Kühlschrank auf...Ich setz mich in meinen Kasten und tu gar nichts", versprach das Mädchen mit Dackelblick, aber es half nichts.
„Nein. Du kommst mit", beschloss Onkel Vernon.
„WAS!", riefen Dudley und Harriet gleichzeitig.
Das konnte ja heiter werden. Im Übrigen war es nicht so, dass Harriet eine gefährliche Irre war, die Häuser nieder brannte. In ihrer Umgebung geschahen nur manchmal seltsame Dinge.
Aber es war nicht ihre Schuld. Wirklich nicht.
Vielleicht wurde der Zoo ja gar nicht so schlecht. Aber irgendwie wusste Harriet, dass es ein Desaster werden würde.
Reviews?
