3. Die Briefe und der fremde Mann
Wenn Harriet wirklich gedacht hatte ihr Leben könnte nicht mehr merkwürdiger werden, so hatte sie sich geirrt.
Alles fing mit einem Brief an, und danach drehte Onkel Vernon vollkommen durch.
Wie jeden Morgen hatte Harriet die Post herein geholt, und diesmal war erstaunlicher Weise ein Brief für sie dabei gewesen. Er war sogar explizit an sie gerichtet: Ms. Harriet Potter
Der Kasten unter den Stiegen
4 Privat Drive
Little Whinging
Surrey
Anstatt den Brief zu verstecken und heimlich aufzumachen, was klüger gewesen wäre, wie sie jetzt wusste, dachte sie sich nichts dabei und nahm ihn mit in die Küche. Sie wollte ihn gerade öffnen, als Dudley, die Petzte verkündete: „Dad, Harriet hat einen Brief gestohlen!"
„Nein, du Schrumpfhirn, er ist an mich adressiert."
Das machte ihren Onkel und ihre Tante misstrauisch. „Wer sollte dir denn einen Brief schreiben?", mit diesen Worten nahm ihr Onkel Vernon den Brief ab.
„P-Petunia!", rief er erschrocken als er die Adresse erblickte.
Tante Petunias Reaktion war nicht viel besser.
„Oh mein Gott, Vernon! Vernon!"
„Ähm, Onkel Vernon, könnte ich bitte meinen Brief wiederhaben?", fragte Harriet hoffnungsvoll.
„Nein, der...ist nicht für dich!"
„Aber mein Name steht oben. Ich hab's gesehen."
„Dieser Brief ist nicht für dich", wiederholte Vernon scharf, „Wir nehmen keine Post an von diesen Leuten!"
„Leuten, welchen Leu..."
„Pack deine Sachen, du ziehst um in Dudley zweites Zimmer", befahl Onkel Vernon.
„WAS!", rief Dudley aus. Und Harriet konnte nur blinzeln.
Na gut, den Brief gegen ein ganzes Zimmer (Dudleys zweites Zimmer war vollgestopft mit Geschenken, die er nie benutzte). Trotzdem hätte Harriet gerne gewusst was in den Brief stand.
Es wurde schlimmer
Am nächsten Tag kam ein neuer Brief an. Wieder an Harriet adressiert: Ms. Harriet Potter
Das kleinste Zimmer im ganzen Haus
4 Privat Drive
Little Whinging
Surrey
Wie schon sein Vorgänger fand auch dieser Brief ungeöffnet sein Ende.
Weitere Briefe trafen ein, und einmal sah Harriet am helllichten Tag eine Eule vorbei fliegen. Ja, natürlich. Die Eule wird den Brief gebracht haben. Träum weiter Harriet.
Allerdings waren es wirklich Eulen und sie gaben nicht auf.
Onkel Vernon wurde zunehmend unruhiger und bestand darauf mit der ganzen Familie, auf der Stelle zu verreisen an einen Ort „den sie niemals finden werden".
Da irrte er sich allerdings. Sie waren kaum angekommen (an dem geheimen Ort der nichts anderes war als ein Hotel. Und ein ziemlich lahmes noch dazu wie Harriet fand) als ihnen auch schon ein neuer Brief vor der Zimmertüre landete. Ms. H. Potter
Zimmer 17
Railview Hotel
Cokeworth
„Ähm, Onkel Vernon, was wenn wir den Brief einfach lesen würden? Dann würde es doch sicher aufhören", meinte Harriet schüchtern. „Vergiss es. Ich gebe nicht Kleinbai vor diesen...diesen...los nehmt eure Sachen wir fahren woanders hin!"
Und sie fuhren los ins Nirgendwo. „Daddy ist verrückt geworden, nicht wahr, Mom?", fragte Dudley Tante Petunia später im Vertrauen. „Oh, ja, das ist er. Verlass dich darauf", murmelte Harriet und versuchte, erfolglos, Ordnung in ihr Haar zu bringen. Sie hatte sich schon ewig nicht mehr gebürstet. „Die kann man nur noch abschneiden", meinte Tante Petunia wegwerfend, nicht auf die Kommentare über den Wahnsinn ihres Mannes eingehend. „Warum können wir nicht einfach..." „Nein." „Aber warum nicht? Ich will doch nur einen ansehen."
„Nein und jetzt sei still."
Sie kamen in einen baufälligen Haus im Niemandsland unter. Onkel Vernon schien endlich zufrieden. „Na, ich möchte mal erleben wie sie hier hin Briefe senden", freute er sich.
Von all der Aufregung erschöpft, mit ihren Haaren und ihren Ärger über den Inhalt der Briefe, denn sie vermutlich niemals erfahren würde beschäftig, hatte Harriet vollkommen vergessen welcher Tag eigentlich war. Doch dann fiel es ihr ein: Morgen war ihr 11. Geburtstag. Nicht, dass sie Geschenke erwartet hätte. Aber die Dursleys hätten sich ja wenigstens erinnern können.
In der Nacht tat sie kein Auge zu und dachte voll Kummer, an den bevorstehenden Tag. Es würde ihr schrecklichster Geburtstag werden, das wusste sie. Sogar schlimmer als der mit Tante Magda. Sie musste ihn irgendwo in der Wildnis mit Dudley und den Dursleys verbringen und statt Torte gab es Notrationen.
Ich hasse mein Leben. Ich hasse es wirklich. Und ich hasse meine Haare. Ich hasse meine Haare und die blöde Narbe und Dudley. Und ich will wissen was in den Briefen steht, verdammt!
BOOM! BOOM!
Zuerst dachte Harriet erschrocken das Haus würde zusammen brechen, doch dann wurde ihr klar, dass irgendjemand lautstark an die Türe hämmerte.
Onkel Vernon kam mit einen Gewehr angerannt. „Denkst du nicht, dass das übertrieben ist? Vielleicht ist es nur der Hausbesitzer", zischte Harriet erschrocken. „Wohl kaum um diese Zeit. Sei still und geh in eine Ecke. Du auch Dudley", zischte ihr Onkel zurück und rief laut und erstaunlich tapfer: „Wer ist da? Ich warne Sie. Ich bin bewaffnet!" Stille folgte. Und dann flog die Tür aus den Angeln.
Ein Riese stand in der Türe. Unter anderen Umständen hätte Harriet vielleicht Angst gehabt. Unter diesen war sie einfach nur fasziniert von der Absurdität der Situation. Die weiter ging als der Fremde die Tür ohne Probleme aufhob und wieder an ihren angestammten Platz setzte. Tante Petunia und Dudley versteckten sich hinter Onkel Vernon und dem Gewehr und Harriet starrte den Mann fasziniert an.
Der Mann sah sich um und dann fiel sein Blick auf Harriet. „Ah, du musst Harriet Potter sein. Du siehst deiner Mutter ziemlich ähnlich, aber die Augen und die Haare, die sind die von deinem Vater", meinte er. Harriet riss die Augen noch weiter auf. Er kannte meine Eltern!
Onkel Vernon ließ sich davon nicht beeindrucken und bedrohte den fremden Reisen mit dem Gewehr.
„Ich verlange, dass Sie auf der Stelle dieses Haus verlassen, Sir. Sie sind hier eingebrochen und..." Viel weiter kam er nicht, da der Fremde ihn während er irgendwelche Schimpfwörter murmelte, das Gewehr aus den Händen nahm und verbog es. Das war zuviel für Onkel Vernon. „Harriet, ich verbiete dir mit diesen Mann auch nur ein Wort zu wechseln!", befahl er, doch der Fremde wischte das mit einer Handbewegung zur Seite. „Hör nicht auf ihn, Harriet. Übrigens hab ich was für dich", meinte er und holte eine Schachtel aus seiner Jacke hervor. „Alles Gute zum Geburtstag!" In der Schachtel war ein Kuchen, auf den sogar „Happy Birthday, Harriet" zu lesen stand. „Sie kannten wirklich meine Eltern!", entfuhr es Harriet, die jetzt endlich aus ihrer Überraschung erwachte. „Allerdings. Und dich. Aber als ich dich das letzte Mal gesehen hab, da warst du noch ein Baby."
Harriet versuchte das zu verdauen. „Und wer sind Sie?", erkundigte sie sich. „Oh stimmt, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt: Rubeus Hagrid, Wildhüter von Hogwarts, das bin ich", erwiderte der Riese.
Hogwarts? Was soll denn das sein?
„Und was wollen Sie von mir?"
„Dir einen Brief bringen, den du schon längenst hättest erhalten sollen", meinte er und gab Harriet einen Brief, dann wanderte er zur Feuerstelle und machte irgendetwas mit seinem Schirm woraufhin das Feuer anging.
Harriet öffnete den Brief. „Hogwarts Schule für Zauberei und..."
„Was! Mr...ähm...Hagrid, ich glaube ich verstehe gar nichts mehr. Was ist das für eine merkwürdige Schule und was ist mit meinen Eltern, woher kennen Sie sie?"
„Na, sie waren auch auf Hogwarts."
„Und wieso waren sie dort? Was haben sie dort gemacht?"
„Zauberei gelernt natürlich."
„Zauber-was?"
Hagrid blinzelte. „Kann es sein, dass du das gar nicht weißt, Harriet?", fragte er und warf den Dursleys einen tödlichen Blick zu, „Harriet, du bist eine Hexe."
„Wie?" Sie konnte es nicht glauben. Und dann begann sie zu lachen.
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