4. Der Wildhüter
Sie lachte eine ganze Weile lang. „Also, das...ist wirklich gut", stieß sie gepresst unter Lachern hervor.
Hagrid seufzte. „Das ist nicht ganz die Reaktion, die ich erwartet hätte", gab er zu. Harriet beruhigte sich langsam wieder. „Fast wäre ich darauf reingefallen", meinte sie anerkennend und ließ sich auf die Couch fallen. „Hat man dir nie von deinen Eltern erzählt, Harriet? Und davon, dass sie Zauberer waren?", erkundigte sich Hagrid. „Quatsch. Sie waren keine Zauberer. Warum sollten Zauberer bei einen Autounfall sterben?" Hagrids Gesicht verdüsterte sich. „Autounfall? Haben sie dir das erzählt? DURSLEY! Lily und James Potter bei einen Autounfall gestorben! Ich fass es nicht! Das ist unverantwortlich! DURSLEY! Deine Eltern waren Helden, Harriet."
Harriet runzelte die Stirn. Das war alles so verrückt. An dieser Stelle mischte sich Tante Petunia ein: „Was hätten wir ihr denn sagen sollen! Dass ihre Eltern Missgeburten waren? Die nichts Besseres zu tun hatten als sich in die Luft sprengen zu lassen! Hätten wir ihr das erzählen sollen!"
Harriet drehte sich zu ihrer Tante um und starrte sie an, als würde sie sie das erste Mal sehen. „Du...du hast davon gewusst", stieß sie hervor. „Natürlich hab ich davon gewusst. Ich war doch dabei wie meine Schwester genau so einen Brief erhalten hat. Und wie stolz unsere Eltern waren. Schon zuvor war es immer nur Lily, Lily, Lily. Und nun wurde es noch schlimmer. Wir hatten eine talentierte Hexe in der Familie. Nur ich erkannte die Wahrheit. Dass das nicht normal sein konnte!", zischte Petunia Dursley und warf Hagrid einen unbehaglichen Blick zu, „Dann hat sie auf dieser verfluchten Schule diesen Potter kennen gelernt. Und ich wusste, er war genauso abnormal wie sie. Und wenn sie einmal Kinder haben würden, würden die auch so sein. Und dann haben sich die beiden in die Luft sprengen lassen. Und wir mussten uns mit dir herumschlagen."
Alles verschwamm vor Harriets Augen. „Moment mal, ich bin eine Hexe?", vergewisserte sich Harriet. Hagrid nickte. „Ja." „Und was bedeutet das, Mr. Hagrid?" „Nenn mich Hagrid. Und lies den Brief, dann wirst du schon verstehen."
Harriet tat wie ihr geheißen.
Hogwarts- Schule für Zauberei und WizardryDirektor: Albus Dumbledore
(Orden des Merlin, erste Klasse,...Harriet übersprang den Teil, weil es sich sehr nach einer Aufzählung von Auszeichnungen anhörte)
Liebe Ms. Potter,
Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass sie in Hogwarts der Schule für Zauberei und Wizardry aufgenommen wurden. Beliegend finden Sie eine Liste mit allen nötigen Büchern und Utensilien.
Das Semester beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule bis spätestens 31. Juli.
Ihre ergebene
Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin
„Was bedeutet, sie erwarten meine Eule?", erkundigte sich Harriet. „Gut das du mich erinnerst", erwiderte Hagrid und machte sich daran eine Nachricht auf ein Stück Papier zu schreiben, was er dann einer Eule an den Fuß band, woraufhin diese davon flog.
„Sie wird dort nicht hingehen", sagte Onkel Vernon plötzlich. „Und ich nehme an, du großer toller Muggel wirst sie davon abhalten", erwiderte Hagrid gelassen, woraufhin Onkel Vernon beleidigt den Mund schloss. „Was ist ein Muggel, wenn ich fragen darf Mr...mh, ich meine Hagrid?", nahm Harriet den Faden wieder auf.
„So nennen wir nicht magische begabte Menschen, weißt du?" Hagrids Blick fiel auf Dudley, der sich gerade über Harriets Torte hermachte. „Lass ihn nur. Es macht mir nichts aus", bat Harriet schnell, „Ich würde gerne wissen, du hast gesagt meine Eltern waren Helden und wurden in die Luft gesprengt. Ich verstehe das alles nicht..."
Hagrid seufzte. „Wo fang ich am besten an? Mal sehen, es gab da mal vor einiger Zeit einen Zauberer der böse wurde, so böse wie man nur werden kann", begann er. „Wie Darth Vader?", schlug Harriet vor (sie hatte Dudley beim Star Wars Filme ansehen ein paar Mal über die Schulter gesehen). „Keine Ahnung, wer das sein soll. Aber dieser Zauberer war echt böse. Und sein Name, den wir nicht aussprechen, war...war..." „Ja?"
„Voldemort", flüsterte Hagrid, „Vor etwa 20. Jahren begann er damit Gefolgsleute um sich zu scharren. Manche hatten nur Angst, andere hofften etwas von seiner Macht abzubekommen und wieder andere...dachten wohl ähnlich wie er. Das war eine dunkle Zeit damals, Harriet, das kannst du mir glauben." „Sag Harry." „Was?" „Nenn mich nicht Harriet, nenn mich Harry."
„Okay. Also natürlich versuchten einige ihn aufzuhalten. Die meisten hat er umgebracht, auf schreckliche Weise. Der einzige sichere Platz war Hogwarts. Dumbledore war der einzige vor dem, du weißt schon wer, Angst hatte. Deine Eltern, Harry, waren zwei der aufrichtigsten Hexen und Zauberer, die ich jemals getroffen hab. Ich weiß nicht genau was passiert ist, aber vor zehn Jahren zu Halloween, als du gerade ein Jahr alt warst, kam er zu euren Haus und..." Hagrid schnäuzte sich in ein riesiges schmutziges Taschentuch. „Tut mir leid", meinte er, „es ist nur deine Eltern waren so..."
„Es ist schon gut", meinte Harry sanft, „erzähl mir was passiert ist. Ich muss es wissen." Hagrid sah sie merkwürdig an. Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anscheinend anders. „Er hat sie getötet, Harry", fuhr er fort, „und dann – und jetzt wird er wirklich sonderbar – hat er auch versucht dich zu töten. Aber du hast überlebt, keiner hatte seine Attacken bisher überlebt. Hast du dich je gefragt woher die Narbe auf deiner Stirn stammt? Das ist eine Fluchnarbe, nur der schlimmste aller Flüche hinterlässt so eine. Das ist der Grund warum du berühmt bist, Harry."
„Ich bin berühmt?" „Allerdings. Du bist das Mädchen, das überlebt hat. Ich selber hab dich aus den Trümmern eures Hauses geborgen und zu Dumbledore gebracht, und der hat dich dann..." „Vor unserer Tür abgelegt", beendete Onkel Vernon den Satz düster. Harriet warf ihm einen kurzen irritierten Blick zu. „Und was geschah mit...du weißt schon wem?", fragte sie. „Das weiß keiner so genau. Er ist seit damals verschwunden. Manche glauben er ist tot. Aber das glaube ich nicht. Er ist noch immer irgendwo dort draußen und leckt seine Wunden...", Hagrid unterbrach sich, „Aber lassen wir das lieber."
Harriet nickte. „Und du bist sicher dass ich wirklich magische Fähigkeiten habe?", fragte sie erneut. Hagrid schmunzelte. „Sind in deiner Umgebung schon mal seltsame Dinge passiert, Harry?" Harriet dachte an das verschwundene Glas im Zoo. Umso mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab die ganze Sache. Sie war eine Hexe!
„Sie wird nicht auf diese Schule gehen!", ließ sich Onkel Vernon erneut vernehmen, „Ich werde das nicht zulassen!" „Ach, und was willst du tun?". fragte Hagrid bedrohlich und hob seinen Schirm in Richtung Harriets Onkel. Die stellte sich blitzschnell zwischen die beiden Männer. „Gar nichts, nicht wahr Onkel Vernon? Du wirst gar nichts tun, weil ich dorthin gehen werde", erklärte sie, „Weil ich es will. Und du kannst mich nicht davon abhalten. Und kannst es auch gar nicht wollen. Weißt du noch im Zoo? So was kann nicht mehr passieren, wenn ich meine Kräfte im Griff habe und weiß wie man mit ihnen umgeht. Du willst doch nicht, dass ich wirklich mal aus Versehen das Haus in die Luft sprenge, oder?" Sie war wirklich stolz auf sich. Das Argument war verdammt gut.
Und es schien tatsächlich zu wirken. „Na gut", meinte Onkel Vernon langsam, „Aber ich zahle keinen Cent für diese verdammte Zauberschule." „Kein Problem", meinte Hagrid sofort, „Morgen gehen wir einkaufen, Harry. Und jetzt leg dich aufs Sofa und schlaf."
Harriet stolperte zu der Couch. „Was du mit den Schirm gemacht hast, war das Zauberei?", fragte sie. „Ähm, ja, aber ich wäre dir dankbar, wenn du das in Hogwarts nicht an die große Glocke hängen würdest. Ich darf eigentlich gar nicht zaubern." „Darf ich fragen warum?" „Ich wurde als Kind der Schule verwiesen." „Oh." „Ist nicht so schlimm."
Harriet studierte den Anhang ihres Briefes. „Du sag mal Hagrid..." „Ja?" „Muss es wirklich eine schwarze Robe sein? Kann sie nicht...violett oder rot oder wenigstens dunkelblau sein?" Hagrid starrte sie an. Dann lachte er. „Ich glaube, Hogwarts hat keine Ahnung was mit Harriet Potter auf seine edlen Hallen zukommt", meinte er.
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