5. Die Winkelgasse

Dudley hatte mal wieder den ganzen Kuchen alleine aufgegessen, und Harriet wollte unbedingt ein Stück haben, aber es war nichts mehr da. Dann kam ein Mann herein, den Harriet nicht sehen konnte und er sagte: „Harriet ich bin dein Vater." Und dann erschien ein grüner Blitz und tauchte alles in ein grünes Licht. „Neinnnnn!", schrie eine Frau.

Harriet fuhr auf. „Wasn' los?", murmelte sie. „Ich sagte, du sollst dich beeilen, wir gehen doch einkaufen!", sagte Hagrid, woraufhin Harriet ihn groß anstarrte. Es war also doch kein Traum gewesen! Sie war eine Hexe! (Oder litt an einer schweren Geisteskrankheit. Vielleicht auch beides).

Hagrid nahm sie mit nach London. „Hagrid, womit soll ich meine Schulsachen denn bezahlen? Ich hab doch überhaupt kein Geld", meinte Harriet unterwegs. „Natürlich hast du Geld", widersprach Hagrid, „denkst du echt deine Eltern hätten nicht für dich vorgesorgt? Dein Erbe liegt sicher verwahrt in Gringotts."

Harriet dachte nach und vor ihrem geistigen Auge tauchte ein riesiger Safe mit Goldbarren auf. „Ist das ein Gefängnis, so wie Alcatras?", fragte sie. Hagrid lachte. „Nein, Gringotts ist eine Bank. Die Bank, um genau zu sein. Nur für Zauberer, weißt du. Der sicherste Ort der Welt, abgesehen von Hogwarts natürlich", erklärte er. Dann fiel ihm noch etwas ein. „Und erschrick bitte nicht, wenn wir dort ankommen. Gringotts wird von Kobolden geleitet." „Kobolde? Echte lebendige Kobolde?" „Ja." „Irre."

In London angekommen (Harriet war noch niemals dort gewesen, aber Hagrid ließ sich zu keiner Stadtbesichtigung überreden. „Wir haben genug zu tun", behauptete er), schleppte der große Zauberer Harriet in nicht gerade einladend aussehendes Gasthaus. Dort unterhielt er sich kurz mit dem Wirt und dann begann das, was Harriet in der nächsten Zeit, wie sie herausfinden sollte, noch öfter passieren sollte, als sie unachtsam mit ihren Fingern durch die Haare strich und ihre Narbe kurz sichtbar wurde.

„Oh mein Gott", rief der Barmann, „Kann das sein! Das ist Harriet Potter!" Sofort scharten sich duzende Leute um Harriet stellten sich ihr vor und schüttelten ihre Hand.

„Sehr erfreut Sie kennen zu lernen, Ms. Potter." „Ich bin Doris Crockford." „Dedalus Diggle." Harriet wurde ganz schwummrig. „Hagrid!", rief sie in Panik. „Das reicht jetzt, Leute", meinte Hagrid und schob sich zwischen Harriet und die Menge. Er schob sie mit sich in Richtung Ausgang.

Da fiel Harriet ein junger blasser Mann mit Turban auf seinen Kopf auf. Auch Hagrid bemerkte ihn. „Oh, Harriet, sieh mal. Das ist Professor Quirrell. Er unterrichtet auf Hogwarts", meinte er und schob Harriet in Richtung Quirrell. Der wirkte sehr nervös. „P-P-Potter, es ist mir eine E-ehre Sie kennen zu lernen", stotterte er und schüttelte Harriet die Hand. Irgendetwas an ihm beunruhigte Harriet.

„Welches Fach unterrichten Sie denn, Professor?", erkundigte sie sich. „V-Verteidigung gegen die d-dunklen K-künste", erwiderte Quirrell und Harriet zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. „Na dann sehen wir uns ja in Hogwarts", meinte sie munter und folgte Hagrid.

„Was ist dem denn zugestoßen, Hagrid?", fragte sie leise. „Weiß keiner so genau, manche sagen Vampire", erwiderte Hagrid, „So da sind wir." Sie standen vor einer Steinmauer. „Äh, hier ist nur eine Mauer, Hagrid", meinte Harriet verwirrt. „Nicht mehr lange", erwiderte Hagrid und klopfte mit seinen Schirm auf einige Steine der Mauer. Wenige Sekunden später standen sie in einer breiten Straße, die Mauer hinter ihnen. „Willkommen in der Winkelgasse, Harry." „Irre", mehr hatte Harriet nicht dazu zu sagen.

Ihr erster Weg führte sie nach Gringotts, wo wirklich lebendige Kobolde hausten. Harriet holte aus einem ihrer Verliese ihr Geld, und auch Hagrid holte irgendeine geheime Sache („Hogwarts- Angelegenheiten. Wäre dir dankbar, wenn du das vor keinen erwähnst, hätte dich eigentlich gar nicht mitnehmen dürfen.") aus einem anderen Verlies.

Und dann ging es ans Einkaufen.

Harriet war überwältigt. Überwältigt von der Winkelgasse und der Unmenge an Geschäften (obwohl die Dursleys hier mit Sicherheit durchgedreht wären, Kessel, Zauberstäbe und Besen waren nicht gerade nach ihren Geschmack). Überwältig von der Tatsache Geld zu besitzen. Und überwältigt von der Tatsache eine Hexe zu sein.

Bei „Madame Malkins", wo Harriet ihre Robe erhalten sollte („Mit ihr kannst du über Farben diskutieren"), ließ Hagrid sie zurück, weil er behauptete irgendetwas erledigen zu müssen. „Aber, du kommst doch wieder, oder!", versicherte sich Harriet fast panisch. „Ja, ja. Keine Angst", brummte der Riese und verschwand. Der hatte leicht reden!

Madame Malkin maß Harriet kritisch. „Hogwarts, meine Liebe? Zur Zeit kommen einige. Gerade ist auch ein junger Man hier. Warte kurz ich bin sofort für dich da", meinte sie und rauschte davon. Wundervoll!

Dann ging's ans Anprobieren, wobei Harriet schnell herausfand, dass sie kein Mitspracherecht besaß. „Dunkelblau? Vergiss es, halt still ich mach das!" Und dann wurde ihr ein schwarzer Stofffetzen über den Kopf geworfen. Neben ihr stand ein blonder blasser Junge, dessen Robe von einer anderen Hexe bearbeitet wurde.

„Hallo", sagte er, „Kommst du auch nach Hogwarts?"

„Ja", erwiderte Harriet und beobachtete Madame Malkins wie diese ihre Länge absteckte.

„Mein Vater ist nebenan um meine Bücher zu besorgen, und meine Mutter sieht sich nach einen Zauberstab um. Ich finde es ziemlich blöd das Erstklässler keine eigenen Besen haben dürfen, du nicht auch?", fuhr der Junge fort, „Hast du einen eigenen Besen?"

„Nein."

„Spielst du Quidditch?"

„Quidditch? Das klingt wie eine Krankheit. Was soll denn das sein?", wunderte sich Harriet und überlegte ob sie wohl wenigstens buntes Futter einnähen lassen könnte.

„Du weiß nicht was Quidditch ist! Bist du etwa...ich meine wo sind denn deine Eltern?"

Harriet warf dem Jungen einen prüfenden Blick zu. „Die sind tot. Schon lange. Aufgewachsen bin ich bei meiner Tante und meinen Onkel, die allein bei dem Wort Magie die Wände hochgehen. Bis gestern, nein eigentlich heute Morgen kurz nach Mitternacht, wusste ich nicht einmal, dass es so was wie Hexen und Zauberer überhaupt gibt, in echt meine ich", erzählte sie.

„Oh. Das tut mir leid", meinte der Junge, „Aber deine Eltern waren doch von unsrer Art, oder etwa nicht?"

Harriet hatte keine Ahnung was er damit meinte also erwiderte sie: „Sie waren eine Hexe und ein Zauberer, wenn du das meinst."

„Ich finde die andere Art sollten sie gar nicht erst nach Hogwarts lassen, du nicht auch?"

Harriet zuckte hilflos die Schultern, was ihre einen strafenden Blick von Madame Malkins einbrachte.

„Also, was ist Quidditch?"

„Ein sehr beliebtes Spiel. Alle Hexen und Zauberer spielen es. Es gibt Bälle und Tore und es geht darum Punkte zu machen. Es ist schwer zu erklären, wenn man kein Anschauungsmaterial hat."

„Mhm. Hört sich so ähnlich an wie Fußball."

„Das kenn ich nicht."

„Madame Malkins, ich hab mir überlegt, man könnte doch das Innenfutter..."

„Nein!"

Harriet seufzte.

„Ich hoffe ich komme nach Slytherin. Auf jeden Fall will ich nicht nach Hufflepuff", meinte der Junge.

„Noch mehr Krankheiten?"

„Slytherin und Hufflepuff sind die Häuser von Hogwarts."

„Häuser?"

„Oh Mann, also..."

„Das war's, Darling. Du bist sofort fertig", meinte Madame Malkins und befreite Harriet von dem Stoff und verschwand erneut. Hagrid kam zurück. Er hatte einen Käfig mit einer weiße Eule mitgebracht.

„Alles Gute zum Geburtstag, Harry", meinte er. Harriet stürmte auf ihn zu. „Oh, Gott, Hagrid. Die ist so süüüüß!", rief sie und starrte die Eule begeistert an.

Der blonde Junge lachte leise. Er war inzwischen auch vom Stoff befreit worden. „Du bist echt merkwürdig, weißt du das? Du hast heute Geburtstag?" Harriet nickte. „Alles Gute. Elf was?" Harriet nickte noch mal, immer noch mit der Eule beschäftigt. „Wie heißt du, Süße? Kannst du sprechen?" Auf die Blicke von Hagrid und dem Jungen meinte sie dann schnell. „Na ja, hätte ja sein können!"

„Wie hießt du überhaupt?", erkundigte sich der Junge.

„Ich bin H...", weiter kam Harriet nicht, denn Madame Malkins kehrte mit der fertigen Robe zurück. „Hier bitte und jetzt raus mit dem Federvieh. Es stört die Kundschaft", befahl sie.

„Na ja, ich schätze wir sehen uns in Hogwarts", meinte der blonde Junge daraufhin. „Bis dann!", strahlte Harriet.

„Jetzt holen wir deinen Zauberstab...Du findest aber schnell neue Freunde."

„Findest du? Sag mal, was hat diese Häusersache zu bedeuten?"

„Hogwarts besteht aus vier Häusern: Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw und Hufflepuff. Die Schüler werden auf diese vier Häuser aufgeteilt. Gryffindor ist das beste von ihnen. Nach Ravenclaw kommen die besonders klugen, und nach Hufflepuff die besonders fleißigen Schüler. Und Slytherin, na ja, das ist so eine Sache. Da kommen nur Reinblüter rein", erklärte Hagrid (Harriet fiel das merkwürdige Kommentar über „unsere Art" und die „andere Art" des blonden Jungen ein), „Alle dunkeln Zauberer waren in Slytherin. Auch...du weißt schon wer."

Moment mal, das heißt der war auch in Hogwarts!

Das Zauberstab kaufen wurde unerwarteter Weise zur schwierigsten Herausforderung. Mr. Ollivander, der sich genau erinnerte als ihre Mutter und ihr Vater ihren ersten Zauberstab bei ihm gekauft hatten (oder das zumindest behauptete), drückte Harriet einen Zauberstab nach dem anderen in die Hand, aber mit den meisten sprengte sie nur die Umgebung in die Luft. Und als sie dann endlich den fand, der „sie auswählte", verriet ihr Mr. Ollivander auch noch, dass der einzige Zauberstab mit derselben Feder an Lord Voldemort verkauft worden war.

Als Harriet dann endlich alles eingekauft hatte, war sie todmüde. Trotzdem, und trotz des Zwischenfalls in Mr. Ollivanders Laden, musste sie zugeben, dass sie sich geirrt hatte. Es war der beste Geburtstag ihres Lebens gewesen. Und sie konnte es kaum erwarten nach Hogwarts zu kommen.

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