8. Die ersten Unterrichtsstunden

„Harriet, ich meine Harry, wie viel willst du denn noch essen?", fragte Hermine und beobachtete ehrfürchtig wie Harriet sich noch ein Stück Kuchen in den Mund schob. „Ich sterbe vor Hunger", erwiderte Harriet und angelte sich noch ein Brot. „He, lass uns auch noch was über", bat Parvati und rettete schnell da letzte Stück Brot auf ihren Teller. „Tut mir leid." „Vergiss nicht dir nachher die Zähne zu putzen", ermahnte sie Hermine, deren Eltern Zahnärzte waren. Harriet nickte nur. „Dir wird schlecht werden", prophezeite Lavender düster. „Quatsch."

Natürlich wurde ihr schlecht. In ihrer ersten Unterrichtsstunde bei Professor Sprout musste sie aus dem Unterricht fliehen um sich zu übergeben. Hermine hatte tröstende Worte für sie bereit, aber Harriet war sich sicher, dass sie über diese Schmach niemals hinwegkommen würde.

In der ersten Woche fand sie alles faszinierend. Sogar Zaubergeschichte bei Professor Binns (Was Ron als „das langweiligste Fach auf Erden" bezeichnete, wobei man dazu sagen muss, dass Professor Binns zu allem Überfluss auch noch ein Geist war, was die meisten Mitschüler um einiges faszinierendender fanden als seinen Unterricht).

Besonders gespannt waren alle auf Verteidigung gegen die dunklen Künste, aber Quirrell schaffte es selbst Hermines Begeisterung zu dämpfen (und dieses Mädchen liebte die Schule und das Lernen offenbar wirklich). Der stotternde Professor war kein Lehrer sondern ein einziger Zustand. Harriet vermutete, dass ihm wirklich einstmals etwas Schreckliches begegnet sein musste, denn inzwischen hatte er sogar vor seinem eigenen Schatten Angst. Außerdem hatte er etwas an sich...das Harriet nicht einordnen konnte.

Professor McGonagall, der Vorstands von Harriets Haus, war eine strenge und ernsthafte Lehrerin in deren erste Stunde Harriet auch noch zu spät kam, weil sie und Ron es doch tatsächlich geschafft hatten sich zu verirren. Hermine tröstete sie wie immer, aber Harriet bekam langsam aber sicher das Gefühl vom Pech verfolgt zu werden.

Ihre meiste Freizeit verbachte sie mit Ron oder Hermine, wobei es ihr zunehmend schwer fiel sich zu entscheiden, da Ron Hermines teilweise besserwisserische Art offenbar nicht allzu gut leiden konnte und keine große Lust hatte seine Zeit mit ihr zu verbringen. Dasselbe galt übrigens auch für Lavender und Parvati, die beide zwar nett zu Hermine waren, aber offenbar nicht scharf darauf waren in ihrer Nähe zu sein.

„Was haben wir heute?", erkundigte sich Harriet bei Lavender. „Doppelstunde Zaubertränke mit Slytherin", erklärte diese nachdem sie ihren Stundenplan studiert hatte, „Im Kerker." „Wunderbar. Noch eine Stunde in die ich zu spät kommen werde, weil ich mich verirre", brummte Harriet. „Dann solltest du eben mit Parvati und mir anstatt mit Ron gehen. Wir haben Orientierungssinn." „He, das hab ich gehört!", mischte sich Ron ein. „Ja ja. War nicht böse gemeint."

„Fred und George haben mir erzählt, dass Snape Slytherin ständig bevorzugt, weil er ihr Hauslehrer ist", erklärte der jüngste männliche Weasley. „Echt? Das kann ich irgendwie nicht glauben", meinte Harriet. „Angeblich schon. Er zieht Gryffindor ständig Punkte ab und Slytherin nie", fuhr Ron fort (jedes Haus sammelte unter dem Schuljahr Punkte und am Ende wurde das punktereichste Haus mit dem Hauspokal geehrt). „Wir werden ja sehen." Harriet dachte an Snapes merkwürdigen Blick beim Bankett. Ja, sie würde wirklich sehen.

Hedwig hatte Harriet bis jetzt noch keine Post gebracht, aber an diesen Morgen fand sie einen Brief von Hagrid auf ihren Teller vor, der sie einlud ihn am Freitagnachmittag zu besuchen. „Will einer von euch mitkommen? Lavender? Ron? Parvati? Wo ist eigentlich Hermine?", erkundigte sich Harriet. „Ich komm gern mit", meinte Ron sofort. „Hab leider schon was vor", murmelte Lavender. „So was denn?" „Lavender hat eine Verabredung!", verriet Parvati. „Gar nicht wahr. Ich lerne. In der Bibliothek. Mit Terry Brooks Bruder Tim", erklärte Lavender. „Aber... du bist doch erst 11!", staunte Harriet. „ES IST KEINE VERABREDUNG!"

Zu Beginn seiner Stunde las Professor Snape alle Namen vor. Bei Harriets legte er (wie schon einige andere Lehrer vor ihm) eine Pause ein. Oh nein. Bitte nicht. „Ach ja. Harriet Potter. Unsere neue Berühmtheit:" Warum immer ich?

Nachdem Snape mit der Liste fertig war begann er mit seiner Einführung: „Sie sind hier um die Kunst der Zaubertränkebrauens zu erlernen. Obwohl einige von Ihnen vielleicht anderer Meinung sind ist das keine simple Zauberstab-schwenken-Magie. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl und Grundwissen." Harriet starrte ihn fasziniert an und hörte aufmerksam zu als er fortfuhr. Er ist gar nicht so schlecht. Vielleicht wird es ja doch nicht schrecklich. „Potter", sagte Snape plötzlich. „Ja, Sir?", erwiderte Harriet sofort erschrocken.

Snape fixierte sie. „Potter, was bekomme ich, wenn ich Asphaltwurzel mit einer Prise Wurmholz mische?" Harriets Gedanken wirbelten wild durcheinander. Hinter ihr hob Hermine die Hand. „Ähm, Moment. Ich...bin mir nicht sicher..." Sie war sich sicher das irgendwo gelesen zu haben. „Und wo würden Sie suchen um eine Bezoar zu finden?" „Ähm , im Wald. Das ist eine Pflanze, nicht wahr? Nein?"

Snapes Blick war unerbittlich. Hermine verrenkte sich hinter Harriet. „Oh nein, das war Bezara", fiel ihr ein. „Und was, Potter, ist der Unterschied zwischen Mönchskraut und Wolfsbann?" Das wusste sie aber jetzt! „Gar nichts. Das ist dasselbe." Schweigen. Mist, schon wieder falsch. Hermine fiel inzwischen fast von ihrem Sessel. „Ich weiß es leider nicht, Sir. Aber ich glaube Hermine weiß es. Sie könnte es uns sagen", gab Harriet schließlich zu. „Sie sind nicht auf die Idee gekommen sich ihr Buch etwas genauer anzusehen, was Potter?" Toll, schlechter Eindruck Nr. 3. Ich hab's wirklich drauf.

„Zu ihrer Information: Asphaltwurzel und Wurmholz ergeben einen Schlaftrank, der so wirkungsvoll ist, dass er auch unter den Namen Der Hauch des lebenden Todes bekannt ist. Bezoar ist ein Stein, den man aus den Mägen von Ziegen gewinnt, und der als Gegenmittel für viele Tränke zu gebrauchen ist. Und was Mönchskraut und Wolfsbann betrifft, das sind nur zwei andere Bezeichnungen für die Pflanze Aconit. Warum sehe ich niemanden mitschreiben?", erklärte Professor Snape, während Hermine enttäuscht die Hand sinken ließ.

„Und ein Punkt Abzug für Gryffindor wegen...wegen deiner respektlosen Antwort von vorhin, Potter." Harriet öffnete den Mund um zu protestieren, schloss ihn dann aber sofort wieder. Sie wollte nicht noch größere Schwierigkeiten bekommen.

Die Stunde setzte sich entsprechend schrecklich fort, als die Schüler in Paare eingeteilt Tränke mischen mussten. Professor Snape schritt durch die Reihen und kritisierte alles und jeden, außer Malfoy, den er offenbar gut leiden konnte. „Ist das Ihr Ernst, Potter?" Die Frage bezog sich auf die stinkendes Brühe die Harriet mit Rons Unterstützung fabriziert hatte. Harriet warf dem Professor einen entschuldigenden Blick zu, doch der hatte seine Aufmerksamkeit schon wieder anderen Schülern zugewandt.

Neville Longbottom, ein anderer Gryffindor, schaffte es doch tatsächlich seinen Kessel zum explodieren zu bringen und den gesamten Zaubertrank am Boden und auf sich zu verteilen, woraufhin ihn Seamus zum Krankenflügel begleiten musste. Ich bin also doch nicht die einzige unfähige Person hier. „Potter, warum haben Sie ihn nicht darauf hingewiesen, dass er die Quills (diese hatten seinen Kessel zum explodieren gebracht) nicht hinein mischen darf? Noch ein Punkt Abzug für Gryffindor." Das war jetzt aber wirklich unfair, immerhin konnte Harriet schwerlich alle ihre Klassenkameraden überwachen.

„Er hasst mich!", jammerte sie später. „Ach, Unsinn", erwiderte Hermine, wie immer darauf bedacht Harriets Anfälle auf ein Minimum zu reduzieren. Ron unterstützte sie. „Fred und George zieht er auch ständig Punkte ab", meinte er, „Nimm's nicht persönlich." Wie soll ich es denn sonst nehmen, fragte sich Harriet. Es war offensichtlich dass Professor Snape nicht sehr angetan von ihr war.

Bei ihren Besuch mit Ron bei Hagrid, konnte sie, nachdem sie Hagrids Hund Fang begeistert begrüßt hatte (der riesige Hund liebte sie sofort und legte seinen riesigen Kopf andächtig auf ihren Schoss, während sie mit Hagrid sprach), weiter jammern. „Und wie war deine erste Woche?", erkundigte sich Hagrid nachdem Harriet Ron vorgestellt hatte.

„Einfach schrecklich. In Professor Sprouts Stunde wurde mir schlecht, und das war die erste Stunde von allen. In Professor McGonagalls Stunde bin ich zu spät gekommen und sie nimmt mir sicher noch immer die Sache mit dem sprechenden Hut übel", sprudelte Harriet los. „Unsinn", meinte Ron sofort. „Welche Sache mit dem sprechenden Hut?", erkundigte sich Hagrid.

„Ich hab einen Hustenanfall bekommen während er gesungen hat", erklärte Harriet betrübt. „Das könnte jeden passieren", beruhigte sie Hagrid. „Und das schlimmste war die Stunde mit Professor Snape. Er hasst mich!", fuhr Harriet fort. „Unsinn. Wieso sollte er dich hassen? Er kennt dich doch gar nicht", erwiderte Hagrid. „Du hättest ihn erleben sollen. Er hat mir als einziger gleich in der ersten Stunde Punkte abgezogen. Und wie er mich immer ansieht..." Harriet verstummte und dachte nach. Ja, Snapes Blick hatte irgendetwas Unheimliches an sich.

Ihr Blick fiel auf eine Ausgabe des Tagespropheten (das war eine Zaubererzeitung, Harriet hatte sie zum ersten Mal am ersten Morgen in Hogwarts gesehen als Parvatis Eule ihr eine Ausgabe gebracht hatte. „Es gibt eigene Zaubererzeitungen?" „Aber ja." „Irre.") die bei Hagrid am Tisch herum lag. „Einbruch in Gringotts" stand da. Harriet studierte den Artikel. „Hagrid! Der Einbruch war an meinen Geburtstag! Vielleicht sogar während wir dort waren!", staunte sie. Hagrid warf ihr einen warnenden Blick zu, der sie verstummen ließ.
Später dachte sie darüber nach. Waren die Diebe vielleicht hinter dem her gewesen was Hagrid für Hogwarts abgeholt hatte? Was war das überhaupt gewesen und wo war es jetzt? Dann fiel ihr wieder die Zaubertrank-Stunde ein und sie dachte an Snape. Was hatte er nur gegen sie? Sie hatte ihm doch gar nichts getan? Hermine und Ron bestanden darauf, dass sie sich diese Feindseligkeit nur eingebildet hatte, aber Harriet war sich da nicht so sicher. Aber sie würde ja bald merken ob sie oder die anderen Recht hatten.

Reviews?