9. Flugstunde
Das Leben ging weiter, und Harriets Gedanken blieben nicht lange an Professor Snape hängen. Sie freute sich auf die Flugstunden, auch wenn sie diese gemeinsam mit Slytherin hatte, und sie sich vermutlich blamieren würde, während Draco Malfoy ja angeblich so besonders gut war.
Bald lernte Harriet ein neues Wunder der magischen Welt kennen als Neville mit der Post ein Erinner-Mich von seiner Großmutter geschickt bekam. Es handelte sich um einen Glasball mit weißem Rauch innen drinnen. „Es färbt sich rot wenn man was vergessen hat", erklärte Neville. „Irre." Und der Rauch wurde auch schon rot als Neville den Ball in die Hand nahm. „Wenn ich nur wüsste, was ich vergessen habe", murmelte Neville und versuchte sich zu erinnern was er vergessen haben könnte.
In diesem Augenblick kam Draco Malfoy vorbei und schnappte sich Nevilles Erinner-Mich. „Interessant", kommentierte er. „He, das ist meiner!", entfuhr es Neville. „Ach ja?" „Gib es ihm zurück, Malfoy", befahl Harriet. „Warum sollte ich?", entgegnete der blonde Junge und maß Harriet herausfordernd. „Tu es einfach." Malfoy lächelte dünn. „Na gut. Was immer du sagst, Potter", meinte er und stellte den Ball zurück auf den Tisch. Dann schlenderte er mit einem süffisanten Lächeln davon.
„Dem sollte mal jemand eine Abreibung verpassen", murmelte Ron wütend. Harriet warf ihn einen beunruhigten Blick zu. „Halt dich lieber zurück, Ron. Du bekommst nur Ärger", warnte sie ihren Freund. Irgendwie war sie sich sehr sicher, dass Malfoy Ärger bedeutete.
Ihre Lehrerin im Fliegen war Madame Hooch, eine Frau mit faszinierenden gelben Augen und einer etwas ruppigen Art. Zu ihrer eigenen Freude stellte Harriet fest, dass dies wohl endlich einmal ein Fach war indem sie talentiert war. Bei dem Befehl auf, flog ihr ihr Besen sofort in die Hand, während Hermines sich nur leicht aufbäumte und Nevilles sich gar nicht rührte. Außerdem erklärte Madame Hooch Malfoy, dass er es all die letzten Jahre lang falsch gemacht hatte.
Diesmal war es Neville, der den Vogel abschoss. Unbeabsichtigt schaffte er es zusammen mit seinen Besen in die Lüfte aufzusteigen (wie es das zusammen gebracht hatte, war Harriet ein Rätsel) und dann abzustürzen. Er brach sich ein Gelenk und Madame Hooch eskortierte ihn zum Krankenflügel. „Ich warne euch: Wenn ich auch nur einen in der Luft erwische, wenn ich zurück komme fährt der schneller wieder heim als er das Wort Quidditch sagen kann", verkündete sie zum Abschied.
„Habt ihr das Gesicht von diesen Idioten gesehen?", spottete Malfoy und die anderen Slytherins lachten. „Halt die Klappe, Malfoy!", zischte Parvati. Pansy Parkinson, ein wirklich unfreundliches Slyterhrin-Mädchen, kicherte. „Verteidigst du etwa Longbottom, Parvati? Ich wusste gar nicht, dass kleine fette verweinte Babies dein Geschmack sind", spottete sie. Harriet legte Parvati die Hand auf den Arm und deutete auch den anderen die Slytherins zu ignorieren. Sie selbst hörte ihnen fast gar nicht zu. Nevilles Unfall war viel zu ernst um sich deswegen wie kleine Kinder zu streiten.
„Seht mal was ich gefunden habe!", meinte Malfoy und hielt triumphierend Nevilles Erinner-Mich in die Luft. „Gib es mir,. Malfoy", verlangte Harriet leise. Alle starrten sie an. Malfoy grinste. „Ich denke nicht. Ich denke Longbottom sollte es sich selbst wiederholen. Von einem Baum zum Beispiel", erwiderte er. „Gib es mir", wiederholte Harriet mit tödlicher Ruhe. Hätte Malfoy sie ein bisschen besser gekannt, hätte er gewusst, dass es gesünder für ihn wäre ihr das Erinner-Mich sofort zu geben.
„Du willst es, Potter? Dann hol es dir!" Mit diesen Worten schwang sich Malfoy auf seinen Besen und steig in die Luft auf. „Lass ihn, Harry", bat Hermine sofort. „Genau, denk an das was Madame Hooch gesagt hat", stimmte ihr Lavender zu. Aber Harriet war schon über den Punkt hinaus an dem sie auf gute Ratschläge hörte. Sie schwang sich auf ihren Besen und stieg ebenfalls, ein bisschen wackliger als Malfoy, in die Lüfte auf. „Gib es mir, Malfoy", sagte sie erneut und konzentrierte sich auf den blonden Jungen auf den Besen anstatt hinunter zu blicken.
„Du machst eine ganz gute Figur auf den Besen, Potter", kommentierte Malfoy, „Aber wenn du das Ding willst, musst du auch dafür arbeiten." „Das ist nicht lustig, Malfoy", erklärte Harriet und zischte auf den Jungen zu. Der wich ihr aus. „Ich finde es aber lustig", meinte er nur. Langsam aber sicher bekam Harriet ein Gefühl für ihren Besen, und es war ein gutes Gefühl.
Sie fühlte sich frei wie ein Vogel (ein Vogel mit einem Besenstiel zwischen den Schenkeln). „Fang es doch!", forderte sie Malfoy auf und warf das Erinner-Mich in die Luft. Harriet sauste los um es zu fangen, überholte es, ging in den Senkflug, flog eine Kurve und fing es. Und wäre vor Überraschung fast vom Besen gefallen. (Malfoy im Übrigen auch, dessen Mund weit offen stand). Als sie wieder landete kam Professor McGonagall angerauscht.
Oh. Oh. „HARRIET POTTER!" Malfoy war inzwischen auch gelandet und stand unschuldig wie ein Chorknabe zwischen seinen Gorillas Crabbe und Goyle. „In meiner ganzen Zeit in Hogwarts habe ich niemals, aber auch niemals-, den Hals hätten Sie sich brechen können...", die Professorin verstummte sprachlos. Das nutzten die anderen Gryffindors um für Harriet in die Presche zu springen. „Es war nicht ihre Schuld, Professor!" „Malfoy hat sie provoziert!" „Er hat Nevilles Erinner-Mich gestohlen!" „RUHE! Potter mitkommen!"
Harriet trottete Professor McGonagall betrübt hinterher. Das war also ihre ruhmreiche Zeit in Hogwarts. Sie hatte sicher einen neuen Rekord aufgestellt. So schnell war wohl noch keiner geflogen. (Im doppeldeutigen Sinn des Wortes). Zu Harriets Überraschung führte McGonagall sie aber nicht zum Büro des Direktors, sondern zu einem anderen Klassenraum. In welche Schule mich Onkel Vernon wohl jetzt steckt? Professor McGonagall holte einen Schüler namens Wood (für einen Moment waren Harriet voll Schrecken alle Möglichkeiten was ein „Wood" alles sein könnte durch den Kopf geschossen, und ob man an Hogwarts wohl archaische Methoden der Bestrafung praktizierte) aus der Klasse. Wood warf Harriet einen fragenden Blick zu, den sie nur mit einem ängstlichen beantworten konnte. Professor McGonagall führte die beiden Schüler in ein leerstehendes Klassenzimmer. „Potter, das ist Oliver Wood. Wood – ich habe den perfekten Sucher gefunden", erklärte McGonagall. „Ach, und wen?", erkundigte sich Oliver Wood. McGonagall deutete auf Harriet. „Sie!" „MICH!" Jetzt verstand Harriet nur noch Quidditch.
„Das Mädchen ist ein Naturtalent. Ich habe noch nie etwas ähnliches gesehen. War das dein erstes Mal auf einen Besen, Mädchen?" „Ich denke schon, Professor, aber was..." „Sie hat dieses Ding da in ihrer Hand (erst jetzt fiel Harriet auf, dass sie Nevilles Erinner-Mich nach wie vor in der Hand hielt) nach einem Senkflug gefangen, das hätten Sie sehen müssen. Charlie Weasley hätte es nicht besser machen können."
Oliver Wood musterte Harriet jetzt mit einem bewunderten Blick, und zum ersten Mal sah sie jemand so nicht nur so an, weil sie Harriet Potter war. „Was, was ist denn ein Sucher, wenn ich fragen darf?", erkundigte sich diese schüchtern. „Das bedeutet also du hast keine Ahnung von Quidditch", schloss Oliver Wood. „Quidditch?" Das heißt dann wohl, ich fliege doch nicht! Halleluja!
„Ähm, ich dachte Erstklässler dürfen kein Quidditch spielen..."
„Nicht ohne Sondergenehmigung", erklärte Professor McGonagall. Ich fliege nicht von der Schule, sondern bekomme eine Sondergenehmigung. Und komme ins Quidditch Team. Aber ich hab ja keine Ahnung von Quidditch!
„Wood ist der Captain des Gryffindor-Quidditch Team", sagte McGonagall gerade, „Ich hoffe Sie machen uns stolz, Potter. Ihr Vater wäre es. Er war selbst ein äußerst talentierter Quidditch-Spieler."
„Sie braucht einen Besen."
„Sobald der Schulleiter seine Zustimmung gegeben hat kann das Training beginnen."
Harriet konnte es gar nicht fassen und da war sie nicht die einzige. „Wir dachten du fliegst! Wir haben uns echte Sorgen gemacht", erklärte Lavender. „Erstklässler sind niemals im Quidditch-Team. Du bist sicher der jüngste Sucher seit einem Jahrhundert", wunderte sich Hermine.
„Ich weiß. Oliver hat es mir erzählt. Aber ihr dürft es nicht weiter sagen. Oliver will es so lange wie möglich geheim halten", erklärte Harriet. „Jetzt ist er also schon Oliver, was?", murmelte Parvati. „Was willst du denn damit sagen?" „Ach gar nichts. Ich meine Oliver Wood sieht sicher sehr gut aus und er Captain der Quidditch-Mannschaft..." Harriet erstarrte. „Du bist so was von verdorben, Parvati. Nerv mich in drei Jahren mit Hormonen und Jungs. Im Augenblick ist es meine größte Sorge, wie ich herausfinde was ein Sucher eigentlich tut! Und wie wir gegen Slytherin gewinnen."
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