10. Halloween
Es stellte sich heraus, dass Quidditch doch nicht unmöglich zu erlernen war. Nachdem Oliver es Harriet mit Präsentation der Bälle erklärt hatte, verstand sie es sogar. Professor McGonagall hatte Harriet einen nagelneuen Nimbus 2000 besorgt, einen Rennbesen, der nicht nur Malfoy einen neidischen Blick entlockte.
Harriets Aufgabe war es den Klatschern auszuweichen, vor denen sie eigentlich die Beater Fred und George Weasley retten mussten, aber vor allem den kleinsten Ball, den goldenen Snatch zu fangen. Wie Oliver ihr erklärt hatte konnte ihr alles andere egal sein solange sie nur den Snatch fing. Oliver selbst war der Hüter, der die drei Torringe bewachte und verhindern musste, dass die gegnerische Mannschaft mit dem Quaffel all zu viele Punkte erzielte. Der Rest des Teams bestand aus den drei Jägerinnen Angelina Johnson, Alicia Spinnet und Katie Bell, alle drei sehr talentierte Spielerinnen, die Harriet aber sofort herzlich im Team willkommen hießen. Die Weasley-Zwillinge waren überhaupt begeistert.
Die ganze Quidditch –Sache nahm Harriet so sehr in Anspruch, dass ehe sie es sich versah Halloween vor der Tür stand.
Nachdem Hermine Ron in einer Stunde von Professor Flitwick drauf aufmerksam gemacht hatte, dass er einen Zauberspruch falsch aussprach und den Zauber selbst fehlerfrei vorgeführt hatte, war Ron ziemlich wütend.
„Kein Wunder, dass sie keiner leiden kann. Sie ist der reinste Alptraum", beschwerte er sich bei Seamus und Dean Thomas, den vierten Gryffindor-Erstklässler. Hermine, die direkt hinter ihm ging, hatte das gehört und stürzte verletzt an Ron vorbei. Harriet seufzte. Warum musste sich Ron und Hermine nur ständig wie Hund und Katz benehmen? „Es gibt jemanden, der sie leiden kann Ron", erklärte sie ruhig. „Ach, und wen?" „Mich." Dann machte sie sich auf die Suche nach Hermine.
Sie fand sie weinend auf der Mädchen-Toilette. „Hermine? Ich bin's Harry. Können wir reden?" Ein Schluchzen war die einzige Antwort. „Vergiss was Ron gesagt hat. Er ist ein Idiot. Er ist... ein Junge", fuhr Harriet fort. „Aber er hat recht", klang es aus der Kabine, „Keiner mag mich. Nicht einmal Lavender oder Parvati."
Harriet runzelte die Stirn. „Also bin ich keiner, ja? Mach dich doch nicht lächerlich. Parvati ist eine dumme Gans, das weißt du doch. Und Lavender kann dich ganz gut leiden. Genauso wie Ron, und Neville und Seamus und Dean. Ron war nur sauer. Er ist eben ein Junge, und Jungs sind Trottel, das weißt du doch. Du bist ihnen eben nur ein bisschen zu klug, das ist alles. Sie werden sich daran gewöhnen. Ich meine, wie kann man dich denn nicht mögen? Ich kenne keine andere 11 Jährige, die ein Stoffschwein Rudi nennen würde und zugleich alle ihre Schulbücher auswendig kann. Ich bin deine Freundin, Hermine. Und nur darauf kommt es an", erklärte sie ruhig, „Und jetzt komm daraus. Ich hab gehört, dass es zu Halloween hier jedes Jahr eine große Feier gibt." Hermine kam aus der Toilettenkabine. „Okay."
Die beiden Mädchen machten sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Dann plötzlich kam ihnen ein riesiges Monster entgegen. Harriet erstarrte. „Oh Gott, was ist das?", hauchte sie. „Ein Troll", vermutete Hermine und starrte das Wesen ebenfalls erstaunt an. Dann sah er sie. Und brüllte.
Harriet griff nach Hermines Hand, rannte in die entgegengesetzte Richtung los und zog das andere Mädchen mit sich fort. Der Troll stampfte ihnen hinterher.
„Harry...was...tun...wir...jetzt?", keuchte Hermine. „Weiter laufen", erwiderte Harriet knapp. Dann stieß sie Hermine in den nächsten Gang. „Du holst Hilfe!", befahl sie. „WAS?" „Mach schon!" „Aber..." Harriet lies ihr keine Chance zu protestieren, sondern rannte auf den Troll zu, unter ihn durch und nach dem sie sich vergewissert hatte, dass er ihr folgte, so schnell wie möglich weiter. Allerdings wurde sie langsam müde.
Ihr musste etwas einfallen. Und zwar schnell. Der Troll schwang seine Keule und kam immer näher. Harriet angelte sich ihren Zauberstab und rief: „Wingardium Leviosa!" (In der Hektik war ihr kein besserer Spruch eingefallen). Die Keule begann zu schweben, der Troll beobachtete sie erstaunt und wurde dann von ihr K.O. geschlagen. Und Harriet fast von dem zu Boden krachenden Monster erschlagen.
Sie starrte auf den leblosen Troll. Dann rannte sie um die nächste Ecke und stieß mit jemanden zusammen. Es war Professor Snape. Der funkelte sie wütend an. „Potter, was..."
„Oh, Gott. Sie sind es. Ich bin so froh Sie zu sehen. Er ist im Augenblick K.O. Aber wer weiß wie lange. Ich hab keine Ahnung wie ich das geschafft habe, aber er ist vielleicht schon wieder wach, und dann wird er wütend sein. Ich meine, er war ja schon vorher wütend, und wenn ich nicht so schnell gewesen wäre, oh Gott, ich will gar nicht daran denken...", sprudelte Harriet los. „Potter, ganz langsam ja? Was ist los?", unterbrach sie Professor Snape. „Troll. Dort. K.O. Hoffe ich", sagte Harriet und deutete nach hinten. Snape erbleichte ein wenig. Dann ging er los um nachzusehen und Harriet stolperte ihm hinterher.
Von der anderen Seite kamen Professor Dumbledore, Professor McGonagall und der Großteil der anderen Lehrer, mit Ausnahme von Professor Quirrel, mit Hermine angerannt. Der Troll war noch immer ohne Bewusstsein. Harriet versteckte sich hinter Professor Snape als sie sich den Ungetüm näherten. „Gute Arbeit, Severus", meinte Professor Dumbledore. „Das war ich nicht", erwiderte Snape und Harriet winkte den anderen schüchtern. „Harriet! Wie hast du das nur geschafft!", entfuhr es Hermine. „Ich hatte mehr Glück als Verstand", meinte Harriet und musterte den Troll. Er war wirklich sehr groß. „Du hast diesen Troll ausgeschaltet, Mädchen?", wunderte sich Professor McGonagall. „Sieht so aus", murmelte Harriet. Ich hätte draufgehen können.
Dann wurde sie ohnmächtig.
Als sie wieder zu sich kam, war sie von sehr besorgt dreinblickenden Lehrern und Madame Pomfrey umrundet.
„Bin ich tot?" (Das war zugegebener Maßen eine blöde Frage, aber die erste die Harriet einfiel. Außerdem standen die Chancen groß, dass sie ein Herzinfarkt aus dem Schock heraus getötet hatte). „Nein, du bist nicht tot", meinte Professor Dumbledore lachend. „Und...wäre es für mich besser tot zu sein, weil irgendjemand ziemlich sauer ist?", erkundigte sich Harriet vorsichtig. Dumbledore schüttelte schmunzelnd den Kopf.
Das beruhigte Harriet. Sie richtete sich langsam auf.
Sie hörte nur mit einem Ohr zu als sie für ihre „außerordentliche Leistung" gelobt und ihre „ebenfalls außerordentliche Dummheit" gerügt wurde.
Hermine und Ron kamen zu ihrem Bett, und Ron sah sehr schuldbewusst drein. „Ähm, hört mal", sagte er zerknirscht, „Wenn ich nicht so ein Idiot gewesen wäre, dann wärt ihr wahrscheinlich nicht in Gefahr geraten. Es tut mir Leid, Hermine, ich hab das nicht so gemeint. Es war dumm so was zu sagen." „Ja, Ron, du warst wirklich ein ziemlicher Idiot", meinte Harriet. Hermine nickte zustimmend. „Es tut mir echt leid", beteuerte Ron. „Aber du bist ein Junge. Das heißt du kannst nichts dafür", fuhr Harriet fort. „Und deswegen vergebe ich dir auch", schloss Hermine die Ausführungen. Ron strahlte.
Harriet ließ sich zurück auf ihr Bett sinken. Das war zugebener Maßen ihr bisher aufregenstes Halloween gewesen.
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