14. Norbert

Harriet berichtete Ron und Hermine nur, dass sich Snape und Quirrell über Fluffy und den Stein der Weisen unterhalten hatten, und dass einer der beiden (oder beide zusammen) den Stein stehlen wollten. Hermine und Ron verdächtigten natürlich Snape. Harriet hatte gehofft, dass Hermine, die eine fürchterliche Leseratte war, vielleicht irgendetwas über den Stein der Weisen wusste und ihre Freundin enttäuschte sie nicht.

„Der Stein der Weisen ist in der Lage jedes Metall in Gold zu verwandeln und produziert außerdem das Elixier des Lebens, was dem der es trinkt unsterblich macht. Zur Zeit befindet sich der Stein im Besitz von...Nicolas Flamel, der inzwischen 665 Jahre alt ist. Seine Frau Perenelle ist 658 Jahre alt", erinnerte sie sich.

„Und so was merkst du dir?", wundert sich Ron, worauf hin Hermine eine Grimasse zog. Harriet dachte nach. „Mister Flamel muss Dumbledore gebeten haben den Stein für ihn zu verstecken", meinte sie, „Und Hogwarts ist ja angeblich der sicherste Platz überhaupt. Und keiner konnte wissen, dass ein korrupter Lehrer den Stein für sich selbst wollen würde..."

„Snape ist eben fies", kommentierte Ron. „Wir können nicht sicher sein, dass es Snape ist", erinnerte ihn Harriet, „Aber jemand ist definitiv hinter den Stein her. Und wir müssen herausfinden wer es ist und ihn aufhalten." Ihre beiden Freunde nickten zustimmend.

Aber zuerst wurden die Abschlussprüfungen ein dringlicheres Problem. Obwohl Ron argumentierte die Prüfungen seien noch lange hin, waren die Lehrer offenbar nicht dieser Meinung und schütteten sie mit Hausaufgaben zu. Die Osterferien verbrachten die Freunde lernend in der Bibliothek. Harriet war sogar zu müde um auf Malfoys übliche Stichelein einzugehen, während Parvati glatt in Tränen ausbrach als Lavender ihr gegenüber die Zaubertänke-Prüfung erwähnte.

Als Harriet, Hermine und Ron das nächste Mal aufbrachen um Hagrid zu Besuchen erwartete sie eine Überraschung. Zuerst versuchten sie Hagrid auszuhorchen, ob der Stein nur von Fluffy oder auch von anderen Wächtern bewacht wurde (und erfuhren zu Harriets Schrecken, dass einige Lehrer, unter ihnen auch Snape und Quirrell Schutzzauber angewandt hatten).

Doch dann entdeckten sie ein riesiges Ei in der Hütte, und Bücher über Drachen. Hagrid hatte ein Drachenei in seiner Hütte. Der Besitz von Drachen war in England allerdings illegal, wie Ron flüsternd erklärte. „Wo hast du das denn her?", wunderte sich Harriet. „Gewonnen", erklärte Hagrid, „In einem Kartenspiel mit einem Fremden. Er war allerdings ziemlich froh es los zu werden, um die Wahrheit zu sagen."

„Und was machst du, wenn es schlüpft?", fragte Hermine besorgt. „Ich hab viel gelesen", meinte Hagrid und deutete auf die Bücher, „Das ist ein überaus seltener Drache, ein Norwegischer Stachelrücken. Und er wird hier bei mir leben." Toll, er will einen Drachen in einer Hütte aufziehen. Warum muss ich nur immer merkwürdige Außenseiter als Freunde gewinnen? Gibt es denn keine normalen Menschen auf dieser Welt mehr?

Hagrid ließ sich die Drachenidee nicht ausreden. Wenige Tage später erhielt Harriet eine Eule von Hagrid „Es schlüpft!"

Zu dritt setzten sie sich ab und schlichen heimlich zu Hagrids Hütte. Dort sahen sie dem Drachen beim Schlüpfen zu. Der kleine Drache war schwarz, hatte Hörner und orange Augen. „Ist er nicht süß!", entfuhr es Harriet. „Ist er nicht wunderschön!", rief Hagrid zur selben Zeit bewundernd. Hermine und Ron sahen sie an als hätten sie den Verstand verloren.

Hagrid spielte mit dem Drachen herum. „Seht ihn euch an, er weiß er seine Mammi ist", meinte der Riese verzückt. „Äh, Hagrid wie groß werden norwegische Stachelrücken eigentlich?", erkundigte sich Hermine vorsichtig. Hagrid wollte gerade antworten, doch dann wurde er sehr bleich und starrte auf das Fenster hinter Hermine. Harriet fuhr herum und sah gerade noch wie Malfoy sich umwandte und zur Schule zurück stürmte. Er hatte den Drachen gesehen.

„Vielleicht sollten wir einfach mit ihm sprechen", schlug Harriet vor. „Ja, und Malfoy wird sicher auf uns hören, wenn wir ihn bitten es geheim zu halten, einfach nur weil er und ja so gut leiden kann", entgegnete Ron trocken.

Harriet seufzte. Der rothaarige Junge hatte ja Recht, aber Hagrid wollte einfach nicht hören. Er hatte schon immer einen Drachen haben wollen und war in den kleinen Stachelrücken, den er Norbert genannt hatte, vollkommen vernarrt. (Wie Ron es undiplomatisch ausdrückte: „Er hat seinen Verstand verloren.") Er war nicht bereit Norbert gehen zu lassen, solange er ihn nicht in sicheren Händen wusste.

Erstaunlicher Weise hatte Malfoy sich bis jetzt noch an keinen Lehrer gewandt, aber Harriet ging davon aus, dass er nur auf den richtigen Moment wartete. Und sie wollte nicht riskieren, dass Hagrid das Schulgelände verlassen musste.

Dann kam ihr die rettende Idee. Ron war gerade im Speisesaal und verdrückte gemeinsam mit Seamus, Dean und Neville Deans Geburtstagskuchen. „RON!" Ron erstickte vor Schreck fast an einem Stück. „Nimm dir auch wasch, Harry", mampfte Dean freundlich. Harriet angelte sich ein Stück Kuchen und erklärte Ron mit gesenkter Stimme: „Dein Bruder Charlie." Ron blickte sie verständnislos an. „Was ist mit ihm?" „Er studiert doch Drachen…" „Ja, und was...oh...oh. Borgst du mir Hedwig? Ich muss dringend einen Brief schreiben."

Charlie war begeistert von der Aussicht einen norwegischen Stachelrücken zu bekommen, aber auch besorgt. Norbert sollte in aller Heimlichkeit an ein paar Freunde von ihm, die sich bald aufmachen wollten um ihn zu besuchen, übergeben werden, und zwar Samstag um Mitternacht im größten Turm von Hogwarts. Kein Problem für die drei Verschwörer, immerhin hatten sie einen Unsichtbarkeitsumhang.

Hagrid konnte den Gedanken von Norbert Abschied zu nehmen kaum ertragen. Harriet versuchte ihn zu trösten: „Weißt du, dort wird es ihm gut gehen. Dort sind ganz viele andere Drachen", meinte sie. Immer vorausgesetzt Charlies Freunde werden nicht an der Grenze erwischt.

In der entscheidenden Nacht ging dann zuerst einmal alles glatt. Norbert wurde problemlos von Hagrids Hütte in den höchsten Turm geschmuggelt und dort an Charlies Freunde übergeben. Dann machten sie sich auf den Rückweg. Und wurden prompt von Filch erwischt. In ihrer Aufregung hatten sie den Unsichtbarkeitsumhang im Turm vergessen.

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