15. Der verbotene Wald

Professor McGonagall sah ernst von Ron zu Harriet und von Harriet zu Hermine und wieder zu Ron. „Ich bin schwer enttäuscht von Ihnen. Allen drein. Es gibt keine Entschuldigung dafür mitten in der Nacht durch die Gemäuer von Hogwarts zu schleichen. Besonders zu so gefährlichen Zeiten", sagte sie traurig. Ron wollte etwas sagen, doch Harriet verpasste ihn mit dem Ellenbogen einen Stoß in die Rippen. „Sie werden Strafarbeiten durchführen, und jedem werden vierzig Punkte abgezogen", schloss die Lehrerin.

„VIERZIG!" Ron keuchte auf. Hermine wurde blass, und Harriet schluckte hart. Damit würden sie sich bei ihren Mitschülern nicht gerade beliebt machen. Sie hatten in einer Nacht 120 Punkte verloren.

Lavender und Parvati waren erstaunt und enttäuscht. „Und ihr wollt uns sicher nicht einmal sagen was ihr getrieben habt", meinte Lavender anklagend. „Aber..." „Jetzt wird Slytherin den Hauspokal gewinnen", erklärte Parvati betrübt. Auch Neville, Seamus und Dean waren nicht verständnisvoller.

Malfoy zog sie später leise spottend zur Seite. „Der Drache ist wohl weg, was Potter? Nun, ich gebe zu es hätte nicht besser laufen können. Danke, dass du uns gewinnen hilfst", zischte er. Harriet sah ihn nur trotzig an und zog sich in ihre Schmollecke zurück. Niedergeschlagen bot sie Oliver an, das Quidditch Team zu verlassen. „Bist du irre! Nichts da! Das kann jedem passieren. Nur erwischen lassen sollte man sich nicht", meinte er streng und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Wenn wir den Quidditch-Pokal holen brauchen wir den Hauspokal nicht."

Aber dadurch fühlte sich Harriet auch nicht besser. Die seltsamen Geräusche gingen wieder los. Und dann erfuhren sie auch noch was ihre Strafarbeit sein würde: Arbeit bei Filch. Filch, so wusste Harriet, hätte es liebend gern gesehen, wenn archaische Methoden der Bestrafung, die mit Ketten und Peitschen zusammenhingen, wieder eingeführt werden würden.

Zu ihrer Erleichterung sollten sie aber mit Hagrid in den Wald gehen. Hagrid sah sie mitleidig und schuldbewusst an und führte sie dann in der Begleitung von Fang mitten in den verbotenen Wald hinein. Harriet klammerte sich an Fangs Leine fest und gab vor keine Angst zu haben. „Euch kann nichts passieren, solange ihr auf dem markierten Wegen bei mir oder Fang bleibt", beruhigte sie Hagrid. Dann deutete er auf eine silberne Flüssigkeit. „Da. Das ist Einhornblut. Wir müssen das verletzte Tier finden. Wir sollten uns aufteilen. Wenn jemand in Schwierigkeiten gerät soll er ein rotes Signal aussenden."

„WAS!"; Rons Stimme überschlug sich fast. „Moment mal. Willst du mir erzählen, dass es Einhörner wirklich gibt?", wandte Harriet ein. Hagrid nickte. „Aber ja." „Irre", diesmal klang es aber selbst in ihren eigenen Ohren nicht so begeistert wie sonst. „Also gut, ich schlage vor Harry geht mit mir und..." Harriet sah Rons ängstlichen Blick. „Nimm du Ron mit Hagrid. Hermine und ich nehmen Fang", meinte sie großmütig und bereute es im selben Augenblick auch schon wieder. „Sicher?" „Aber ja", behauptete sie mutig.

Ängstlich machte sie und Hermine sich dann Hand in Hand auf den Weg. Der einzige der noch mehr Angst zu haben schien als die beiden war Fang. Dann sahen sie es. Ein Einhorn, eindeutig. Eine vermummte Gestalt stand davor und trank sein Blut, dann sie sprang auf und rannte davon. Harriet lief zu dem verletzten Einhorn. Es bot einen grausamen Anblick, das Tier lag eindeutig im Sterben. Es sah Harriet mit glasigen Augen an. „W-wwer tut so was?", hauchte Harriet unter Tränen und wagte es nicht das majestätische Tier zu berühren. „Harry", hauchte Hermine hinter ihr. „Hol, Hagrid", murmelte Harriet. „Aber Harry, hinter dir!", krächzte Hermine.

Harriet fuhr herum und starrte in die Augen eines Wesens halb Pferd, halb Mann. Ein Zentaure. „Äh, hallo", sagte Harriet, da ihr nichts Besseres einfiel. Der Zentaure sah sie an. „Trauerst du um das Einhorn, Mensch?", fragte er. Harriet nickte. „Ich bin Firenze", stellte sich der Zentaure vor, „Und du bist das Potter-Mädchen, nicht wahr?" „Ja, ich bin Harriet Potter."

Schweigen kehrte ein. „Ihr solltet nicht hier sein", meinte der Zentaure mit Blick auf Hermine, „Der Wald ist gefährlich." „Ähm, Mr. Firenze, wisst Ihr was dem Einhorn das hier angetan hat?", erkundigte sich Harriet schüchtern. Der Zentaure sah sie nachdenklich an. „Wisst Ihr wofür Einhornblut verwendet wird, Harriet Potter?", fragte er dann. Harriet schüttelte den Kopf. „Ich- ich nahm an es ist verboten ein Einhorn zu töten", murmelte sie unsicher.

„Es ist eine Abscheulichkeit", bestätigte Firenze, „Nur wer nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hat, würde so ein Verbrechen begehen. Das Blut eines Einhorns erhält einem am Leben, selbst wenn man nur einen Schritt vom Tode entfernt ist, doch es fordert einen furchtbaren Preis. Wer etwas so reines und wehrloses tötet, ist selbst zu einem Halbleben verbannt, einem verfluchten, sobald das Blut die Lippen berührt." Irgendwo in Harriets Hinterkopf schrillte die Alarmglocke.

„Aber, wer würde...", überlegte sie, doch Firenze unterbrach sie. „Wisst Ihr was zur Zeit in Eurer Schule versteckt wird?", erkundigte er sich sanft. „Der Stein der Weisen! Natürlich, das Einhornblut kann einem am Leben erhalten, aber nicht zurückbringen!", entfuhr es Harriet. „Fällt Ihnen jemand ein, der schon seit Jahren darauf wartet mit alter Stärke zurück zu kehren?" („Manche glauben er ist tot. Aber das glaube ich nicht. Er ist noch immer irgendwo dort draußen und leckt seine Wunden..", hatte Hagrid ihr damals erzählt).

„Ihr meint es ist Lord Volde..." Hermine gab einen erschrockenen Schrei von sich, und Harriet biss sich auf die Lippen. In diesem Moment erschienen Hagrid und Ron. „Nun, seid Ihr wieder in Sicherheit, Harriet Potter. Ich muss gehen", verabschiedete sich Firenze und nickte Hagrid im Vorbeitraben zu, während Ron ihn mit offenen Mund anstarrte.

Kaum, dass Hagrid sie wieder bei Filch abgeliefert hatte und der sie in den Gryffindorturm gebracht hatte wandte Harriet sich aufgeregt an Ron. „Wir haben uns die ganze Zeit geirrt. Wer auch immer den Stein will, will ihn nicht für sich selbst. Er will ihn für Lord Voldemort!" Ron gab einen erschrockenen Laut von sich. „Sag seinen Namen nicht", zischte er.

Hermine sah sehr besorgt aus. „Ich kann kaum glauben, dass einer unsere Lehrer mit diesem...ihr wisst schon...zusammenarbeiten soll", murmelte sie, „Das traue ich weder Snape noch Quirrell zu..." „Aber einer von beiden muss es sein!" „Ich wette es ist Snape", meinte Ron und schauderte. Sie verabschiedeten sich und kehrten in ihre Schlafsäle zurück. Auf ihrem Bett fand Harriet ihren Umhang mit einer Nachricht: „Für den Notfall."

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