16. Durch die Falltür hindurch
Harriet war es noch niemals in ihren Leben so schlecht gegangen. Sie rechnete jeden Moment mit einem Angriff von Lord Voldemort und sehnte ihn fast schon herbei angesichts der andauernden Prüfungen. Außerdem tat ihre Narbe weh. So stark wie noch niemals zuvor. Fast so als wäre Voldemort überall um sie herum.
Die Schüler meisterten ihre Prüfungen so gut sie konnten. Nur Hermine war, wie nicht anders zu erwarten, mit sich selbst unzufrieden. Zaubertränke hatte Harriet im Vorfeld viel Kopfzerbrechen bereitet, doch Verwandlung stellte sich als die schlimmere Prüfung heraus. Im Nachhinein konnte Harriet nicht mehr sagen, wie sie durch alle Prüfungen durch gekommen war.
Ständig versuchte sie sich zu beruhigen. Dass der Stein sicher wäre, solange Dumbledore in Hogwarts war. Dass Hagrid niemals irgendjemanden erzählen würde wie man an Fluffy vorbeikam. Dass...und dann überkam es sie.
Sie sah Hermine und Ron erschrocken an. „Ist es nicht merkwürdig, dass Hagrid schon immer einen Drachen haben wollte und plötzlich kommt ein völlig Fremder des Weges und hat zufällig ein Drachenei dabei?" Ihre Freunde starrten sie an und dann rannten sie alle so schnell sie konnten zu Hagrids Hütte.
„Hallo, Kinder. Habt ihr alle Prüfungen gut überstanden?", begrüßte Hagrid sie grinsend. „Hagrid", fiel ihm Harriet sofort ins Wort, „Der Fremde von dem du Norbert hast, wie hat der ausgesehen?" Hagrid dachte nach. „Keine Ahnung. Er hat seinen Umhang nicht abgenommen. Aber das ist nichts ungewöhnliches, wisst ihr", meinte er dann. Das heißt es hätte jeder sein können.
„Worüber habt ihr geredet, Hagrid? Ist Hogwarts im Gespräch vorgekommen?" „Kann sein. Wir haben über viel geredet. Er hat mir dauernd meine Drinks bezahlt. Ja, wir haben über Drachen geredet und das Ei. Und ich hab ihm gesagt, dass nach Fluffy ein Drache kein Problem für mich sein sollte..." Hermine stöhnte. „Und war er an Fluffy interessiert?", erkundigte sie sich. Hagrid lachte. „Na, wer wäre das nicht? Ein dreiköpfiger Hund ist nicht gerade etwas alltägliches. Aber ich hab ihn gesagt, der Trick mit Fluffy ist, der Trick bei Fluffy ist Musik, denn wenn er Musik hört dann...Oh, das hätte ich euch nicht sagen sollen. Wohin geht ihr?"
Harriet, Hermine und Ron stürmten zurück zur Schule. „Wir müssen zu Dumbledore!" Professor McGonagall hielt sie auf. „Wohin so schnell?", fragte sie streng. „Wir müssen zum Direktor. Auf der Stelle", keuchte Harriet. „Professor Dumbledore ist vor zehn Minuten nach London aufgebrochen", erklärte McGonagall ruhig. „Er ist weg! Jetzt!", entsetzte sich Ron. Das muss ein Alptraum sein.
„Professor, es geht um den Stein der Weisen", sprudelte Hermine los, „Jemand will ihn stehlen und..." „Sie sollten gar nichts über den Stein wissen", fuhr McGonagall dazwischen, „Aber ich versichere Ihnen, dass er vollkommen sicher ist." „Aber ..." „Glauben Sie mir. Ich weiß wovon ich spreche." Mit diesen Worten spazierte die Hexe davon. Harriet sah ihr niedergeschmettert nach. Waren sie so unglaubwürdig nur weil sie erst 11 waren? „Wenn Dumbledore weg ist, dann kann Sn...Professor Snape!"
Ron starrte den Zaubertränkelehrer beunruhigt an. „Guten Tag. Schüler sollten bei so schönem Wetter nicht drinnen herum hängen und...tuscheln. Man könnte sonst noch meinen ihr brütet etwas aus", sagte dieser freundlich. Harriet beschloss auf ihr Gefühl zu vertrauen. „Professor, es gibt ein Problem. Fluffy..." Weiter kam sie nicht, weil Ron sie heftig getreten hatte. Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie presste ein: „Ich glaube mir wird schlecht, sollte nicht so schlingen" hervor und floh in Begleitung von Ron und Hermine vom Tatort.
„Du kannst es ihm doch nicht sagen! Er ist doch der Böse!", herrschte sie Ron an. „Und was wenn nicht?
Er könnte uns helfen!", entgegnete Harriet scharf. Hermine schüttelte den Kopf. „Ron hat Recht. Es ist zu riskant", meinte sie bestimmt. Harriet seufzte und rieb sich das Schienbein. Das konnte ja was werden.
Sie sandte Hedwig an Dumbledore wusste, aber dass er die Nachricht nicht schnell genug erhalten würde.
Als sie sich in dieser Nacht aus dem Gryffindorturm schleichen wollten, erwartete sie eine nicht unbedingt angenehme Überraschung in der Form von Neville. „Was macht ihr?", wollte er wissen und blickte die drei anderen streng an. „Gar nichts", behauptete Ron sofort. Harriet nickte gläubig. „Ihr schleicht euch doch wieder raus. Aber das kann ich nicht zulassen, ich will nicht, dass Gryffindor noch mehr Punkte verliert", meinte Neville und funkelte sie trotzig an. Harriet geriet in Panik. Sie hatten keine Zeit für so etwas. Zu ihrer Überraschung, zog Hermine ihren Zauberstab und meinte: „Neville, das tut mir wirklich sehr leid. Petrificus Totalus!"
Neville fiel erstarrt um. Der totale Lähmzauber. „Das tut mir so leid, Neville. Aber wir haben jetzt keine Zeit für dich. Später wirst du alles verstehen", erklärte Harriet den erstarrten Jungen und machten den Unsichtbarkeitsumhang bereit. Immer vorausgesetzt unsere Atome werden nicht in alle Winde verstreut.
Dann machten sie sich auf den Weg zu Fluffy.
Fluffy schlief selig, während eine verzauberte Harfe Melodien spielte und die Falltüre, die der Hund wohl bewachen sollte speerangelweit offen stand. Dort unten muss der Stein sein. Hermine und Ron starrten Fluffy angsterfüllt an und Harriet erinnerte sich, dass die beiden den dreiköpfigen Hund ja noch nie zuvor gesehen hatten. Sie deutete ihnen sich zu beeilen und leise zu sein, da sie nicht riskieren wollte, dass Fluffy erwachte. Trotz Hagrids Versicherung, er würde keine Menschen fressen, wollte sie nicht riskieren ein Bein oder einen Arm zu verlieren, nur weil sie Lord Voldemorts Rückkehr verhindern hatte wollen.
Plötzlich hörte die Harfe zu spielen auf. Fluffy fuhr auf. Harriet fischte ihre Flöte heraus und begann sofort zu spielen. Das beruhigte den Hund wieder. Einer nach den anderen sprangen sie in das schwarze Nichts unter der Falltüre. Harriet immer noch spielend als Letzte.
Sie landeten auf einer riesigen Pflanze. Diese begann leider sofort damit sie mit ihren Lianen zu umwinkeln. Hermine hatte sich sofort befreit und sah voll Schrecken zu, wie die riesige Pflanze Ron und Harriet immer enger umschling. „Das ist eine Teufelsschlinge", stellte sie fest, „Professor Sprout hat sie im Unterricht behandelt." Das war gut möglich, aber im Augenblick war das Harriet ziemlich egal, da sie sich sowieso nicht daran erinnern konnte. „Sie mag Dunkelheit und Kälte", überlegte Hermine. „Beeil dich!", schrie Ron. „Feuer-Zauberstab", keuchte Harriet hilfreich. „Ach ja!", Hermine zog strahlend ihren Zauberstab. Sie murmelte irgendetwas und sandte Feuerbälle auf die Pflanze, woraufhin diese sie los ließ.
„Gut, dass du im Unterricht aufgepasst hast, Hermine", meinte Harriet erleichtert.
Vorsichtig aneinander gepresst durchschritten die drei jungen Hogwartsschüler das unterirdische Labyrinth, das sich vor ihnen auftat.
Schließlich erreichten sie einen Raum mit tausend Vögeln, nein Schlüsseln mit Flügeln, in sich. Und einer verschlossenen Tür am anderen Ende. Ein Besen schwebte bereitwillig in der Luft, als würde er nur darauf warten von Harriet benutzt zu werden. „Das ist zu leicht", murmelte sie und sah sich unsicher um. „Wir brauchen einen großen altmodischen, vermutlich in Silber", erklärte Hermine, die gerade das Türschloss untersuchte. „Okay." Harriet nickte und schwang sich auf den Besen. Sobald sie in der Luft war entwickelten die Schlüssel ein Eigenleben, und waren nicht sehr erpicht drauf gefangen zu werden. Dann erblickte die junge Hexe den Schlüssel nach dem sie gesucht hatte. „Du entkommst mir nicht", prophezeite sie und zischte auf ihn los. Verdammt, ich bin die jüngste Sucherin seit einem Jahrhundert. Wenn ich es nicht schaffe ihn zu kriegen, wer dann? Und dann hatte sie ihn.
Sie sperrten die Türe so schnell sie konnten auf und rannten in den nächsten Raum. Vor ihnen tat sich ein riesiges Schachbrett auf. „Wundervoll", kommentierte Harriet. Riesige Schachfiguren starrten bedrohlich zu ihnen herüber.
„Sieht so aus, als würden wir Schach spielen müssen", meinte Ron und überlegte dann. „Hermine, du bist ein Turm. Harry, du übernimmst den Platz des Läufers. Ich selbst bin ein Springer", beschloss er. „Ron, du glaubst doch nicht, dass das genauso ist, wie Zauberschach, oder?", fragte Hermine besorgt. „Wieso, was ist mit Zauberschach?", erkundigte sich Harriet verwirrt, während Ron die Schultern zuckte. Bald fand sie es heraus, als sie erschrocken beobachtete wie die gegnerische Königin einen Springer zerschlug. „Ja, es ist genau wie Zauberschach", meinte Ron trocken.
Das Spiel ging voran und Ron gab den anderen Anweisungen. Dann wurde es langsam ernst. „Es gibt nur einen Weg dieses Spiel zu gewinnen und Snape aufzuhalten", sagte Ron langsam, „Ich muss mich opfern." „WAS!" „NEIN!" Hermine und Harriet schrieen gleichzeitig Proteste hinaus. „Das ist der einzige Weg", erklärte Ron, dann sah er seine Freundinnen scharf an. „Wollt ihr Snape aufhalten oder nicht!" Harriet schluckte hart. Das ist nicht fair. Ron straffte seine Schultern und baute sich vor der weißen Königin auf. Sie schlug ihn unbewegt mit ihrer Steinhand nieder. Noch war das Spiel nicht vorbei. Harriet tat den letzten Zug. „Schach matt", murmelte sie, „Ich weiß ja, warum ich Schach hasse." Hermine stürzte zu Ron. „Er lebt", verkündete sie mit brüchiger Stimme. „Wir müssen ihn zurücklassen", meinte Harriet und fühlte sich schrecklich als sie das sagte. „Ich weiß."
Sie sahen sich an und gingen weiter. Ihr Weg führte sie an einem riesigen toten Troll vorbei. „Also wenigstens keine zweite Runde Troll-Wrestling", kommentierte Harriet und fand es selbst nicht sehr lustig. Hermine nickte ihr zu und sie gingen weiter bis sie die letzte Prüfung erreichten. Snapes Test – ausgerechnet.
Kaum hatten sie den Raum betreten schoss hinter ihnen Feuer hoch. Sie waren gefangen.
„Toll." Mehr hatte Harriet nicht zu sagen. Snape hatte ein Rätsel vorbereitet. Sieben Flachen standen zur Auswahl. Zwei waren mit Wein gefüllt. Drei waren tödliche Tränke. Eine führte zurück durchs Feuer zu Ron. Und eine führte weiter. Man musste nur herausfinden welche was tat.
Harriet hatte keine Nerven für das Rätsel, doch Hermine machte sich schon daran es zu lösen. „Das ist sie", meinte sie dann, „Diese Flasche bringt uns weiter." Sie deutete auf die kleinste Flasche. Die Flüssigkeit darin reichte gerade noch für eine Person. Harriet dachte nach. „Welche bringt uns zurück?" Hermine deutete auf die Flasche, die am weitesten rechts stand. Harriet nickte und sah ihre Freundin an.
„Hermine, du trinkst das und gehst zurück zu Ron", beschloss sie, „Ich gehe alleine weiter."
„Aber, Harry!"
„Nein, ich pack das..."
„Was ist, wenn du weißt schon wer auch dort ist!"
Harriet zuckte die Schultern. „Ich hatte schon einmal Glück", meinte sie, dann sah sie ernst an.
„Hermine, du bist die allerbeste Freundin, die ich jemals hatte. Ohne dich, und ohne Ron, wäre ich nie soweit gekommen. Aber das hier muss ich alleine tun. Ich muss es tun weil...weil ich nicht zulassen kann, dass du es tust. Nimm Ron und bring ihn zum Krankenflügel, und wenn Dumbledore ankommt, kannst du ihm alles erzählen. Du bist meine Rückendeckung. Ich versuche Lord V. und seinen Komplizen aufzuhalten solange ich kann. Das mag nicht lange sein, aber vielleicht lange genug bis Verstärkung eintrifft. ...Ich, sag Ron...ich hatte noch niemals solche Freunde wie euch."
Harriet verstummt und drückte kurz Hermines Hand. Diese nickte und trank einen Schluck. Harriet hielt den Atem an, doch es war zum Glück kein Gift. Hermine war Harriet noch einen Blick zu und ging dann durch das Feuer hindurch zurück.
Harriet atmete tief durch. Was soll's entweder es ist Gift, Wein oder der richtige Trank. Es wird schon schief gehen. Sie nahm einen Schluck, und trat geradewegs durch die Flamme vor ihr ihrem Schicksal entgegen.
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