3.
Nachdem er sich vergewissert hatte dass ihm keine irritierten Kunden folgten (es war schließlich ziemlich peinlich sich das Leben retten zu lassen), entspannte sich Bill und hetzte los um einen Platz zu finden wo er zu Abend essen konnte. Er hatte lange in der Bank bleiben müssen und nur noch eine halbe Stunde um wieder bei der Arbeit zu erscheinen. Unübliche Zufluss an Kunden´, Zeit ist Galleonen´ und all die anderen typischen Goblin-Sprüche...
Er kannte die Winkelgasse ziemlich gut aus seinen Schultagen aber essen hatte ihn nie wirklich beschäftigt, also war er recht aufgeschlossen gegenüber fast allen Arten von Essen.
Irgendwie war es ein harter Tag für ihn. Erstens war er zehn Sekunden zu spät gewesen und wurde ausgeschimpft. Percy war mit Goblins verwandt. Er wusste es. Dann musste er einen kleinen, sehr sturen Jungen aus den Tiefen einer Gruft befreien. Das wäre ja nicht schlimm gewesen, hätte der Junge ihn nicht gebissen. Zweimal. In die Hand. Und es schmerzte.
Dann war Miss Delacour buchstäblich in ihn gerannt… und hatte ihn streng beschimpft weil er tollpatschig´ war. Sie nervte ihn manchmal. Er hätte gerne irgendetwas Positives über sie gesagt… es war nicht in seiner Natur distanziert zu sein. Außerdem war sie natürlich ziemlich, nein, sehr, attraktiv. Mehr als nur attraktiv, sie war fast perfekt…. Aber sie war eine Veela. Der Zauber einer Veela war nur Illusion. Sie waren tödliche Kreaturen... man sollte ihnen nicht vertrauen.
Wie auch immer, das bedeutete nicht dass er aufhören sollte es mit ihr zu versuchen. Die meisten ihrer menschlichen Kollegen vermieden sie aus Prinzip… ihr offizieller Spitzname was 'Eis Königin', und das war aus seiner Sicht nicht fair.
Vielleicht würde sie nie mehr sagen als 'Würden Sie mich freundlicher weise entschuldigen?' Ihre Wahl. Vielleicht könnte er Fred und George überreden vorbeizukommen...
Bei dem Gedanken musste er lachen. Dann drückte er sich an einer Schlange von Anstehenden vorbei in der Hoffnung noch etwas zu essen zu bekommen ohne lange anzustehen. Nur noch ein paar Minuten bis sechs Uhr…
Fleur lief auf schnellstem Wege aus Bladvak's offices und brachte dabei einige unglückliche Kreaturen dazu aus ihrem Weg tauchen zu müssen. Ein Haufen an Papieren— und ein beiger Ordner mitten drauf—flog gezielt auf den Boden vor ihren Füßen.
Sie ordnete die Papiere vorsichtig, schnappte sich den Ordner und stürmte aus dem Gebäude. Dafür hätte sie gefeuert werden können—es interessierte sie nicht. Dieser Ort war so… erniedrigend! Papiere einordnen und Status Reporte schreiben war nicht die richtige Arbeit für eine Akademieabsolventin!
Irgendwie schaffte sie es in niemanden mehr zu rennen als wie die Gasse herunterwanderte. Endlich gab sie es auf für ein Restaurant zu suchen in dem es französisches Essen gab und betrat den ersten Platz den sie fand.
Sie bestellte einen Kaffe, mit Sahne. Sie hasste englischen Kaffe, aber vielleicht würde die Sahne es halbwegs tolerabel machen.
Als der Barmann ihr ihren Drink brachte erkannte sie etwas familiäres. Ein hochroter Schopf was klar sichtbar durch den ganzen Pub. Fleur lehnte sich zurück um zu sehen ob die Person war wer sie dachte war es.
Endlich erkannte sie es. Es war tatsächlich… Bill Weasley.
Ihr Mitarbeiter saß in einer Kneipenecke und rührte abwesend in einer Tasse dampfender Suppe die er in der einen Hand hielt, in der anderen die Morgenfassung des Tages Propheten. Was auch immer es las, es schien ihm nicht zu gefallen… er blickte fast sauer, um ehrlich zu sein.
Fleur nahm ihren Kaffee entgegen und sah sich um für einen Platz wo sie sitzen könnte. Der ganze Platz war zu moderig für ihren Geschmack. Wahrscheinlich war er seit Monaten nicht gelüftet worden. Und Bill Weasley saß vor einzigen Fenster in diesem kleinen Platz.
Obwohl viel lieber allein gewesen wäre stand sie auf und bewegte sich in die Ecke die seinem Fenster zugewandten Tischchen am nächsten lag. Das Licht machte den Platz fast tolerabel.
Bill schaute endlich auf und erkannte sie... und lächelte höflich. "Arbeiten Sie heute auch lange?"
Sie nippte wieder an ihrem Getränk und begann dann es vorsichtig mit einem Löffel umzurühren ohne eine Wort zu sagen.
Er seufzte und blickte leicht verärgert. "Miss Delacour, dürfte ich fragen…was hab ich verbrochen?"
"Endschuldigen Sie bitte?" Fleur blickte auf, ihre Augenbrauen hochgezogen.
Bill runzelte die Stirn. "Sie haben kein ziviles Wort gesagt in den drei Wochen in denen Sie hier sind. Ich hasse es Leute aufgebracht zu sehen und dass sind Sie ja offensichtlich."
"Isch verstehe nischt wie Sie das etwas angeht," sagte sie und vermied es in seine Augen zu schauen.
"Es wird dir gut tun," bot er an. "Komm schon, setz' dich."
Fleur versteiffte sich und wollte ihm etwas ins Gesicht werfen aber er blickte so... aufrichtig. Sie seufzte, der erschöpfende Mix von Emotionen mit den sie sich auseinandersetzen musste von dem Moment an wo sie englischen Boden betreten hatte, begann sie wieder einzuholen. Was würde schon passieren? Sie war müde. Und setzte sich.
Er lächelte leicht und wandte sich wieder seiner Suppe zu.
Sie saßen in umgänglicher Stille als sie aßen (oder tranken in ihrem Falle). Fleur ging über die Arbeit die ihr aufgetragen wurde, ihr Zorn von Minute zu Minute ansteigend. "Diese Leute… sie sind dégout… sie…" explodierte sie. Sie winkte ab, frustriert. "Isch kann sie nischt verstehen."
"Was verstehst du denn nicht?" fragte Bill kurios und drehte ihre Dokumente so dass er sie lesen konnte. Die schnappte sie sich.
"Wenn isch Hilfe will bitte isch um sie, Mr. Weasley!" fuhr sie ihn an und sendete ihm ärgerliche Blicke.
"Also, warum bittest du dann nicht um sie?" fragte er ruhig.
"Isch kann es allein," brauste sie auf.
Er nahm sich ihre Papiere zurück und las sie amüsiert blickend. "Warum weißt du dann nicht wie man…"
"Gib es mir!"
"Nein." Er lächelte sie an und benutze seine längeren Arme um ihre Arbeit aus ihrer Reichweite zu halten. "Kein Wunder dass du frustriert bist. Der alte Bladvak macht es dir nicht einfach…Er und sein Sekretär haben dich ein bisschen überschwemmt in der letzten Zeit…"
Fleur fiel zurück auf ihren Stuhl, ihre Wangen knallpink. Sie presste ihre Fingernägel in ihre Faust bis es schmerzte und zählte leise bis zehn. Warum ging dieser Mann nicht einfach weg? "Ish verste'e ihn nischt," sagte sie durch zusammengebissene Zähne. "Er spricht so schnell und er sagt er versteht misch nischt wenn isch ihn zu expliquez frage… Warum lachst du über misch?"
"Ich denke nicht, dass es hilft aufs Gradewohl in Französisch auszubrechen," gluckste Bill. "Bladvak würd sich nicht darum kümmern etwas anderes als Englisch zu lernen."
"Ich vergesse die Wörter," gab Fleur widerwillig. "Es kommt mir komisch vor... in Inglisch zu reden. Das ist warum isch 'ier arbeite... um zu lernen besser zu sprechen. Ich plane zu reisen anstatt in Frankreisch zu bleiben wenn isch älter bin."
"Lass mir dann einen Handel anbieten," schlug er vor, und betrachtete sie gedankenvoll. "Wenn du anfängst mit mir zu reden und mich verdammt noch mal nicht mehr 'Mr. Weasley' nennst, helfe ich dir mit deinem Englisch. Ich helfe neuen Fluchbrechern mit guten Ägyptischen Aussprachen… falls sie etwas falsch sagen werden sie normalerweise getötet… ich denke nicht dass ich so schlecht bin."
Sie starrte ihn an, irgendwie verschreckt. "Ich mag dich nicht," platzte sie heraus. "Du bist so ein unhöflicher Hanswurst."
"Ich mag dich auch nicht," sagte er fröhlich. "Du magst dich selbst zu sehr."
"Sehr gut." Sie gab ihm einen eisernen Blick. "Aber wir müssen das 'ier machen," sagte sie streng.
Nun gab er ihr einen komischen Blick. "Du hast nicht meine Mutter getroffen, oder?" Ohne auf ihre Antwort zu warten nahm er seinen Rucksack und stand auf. "Ich sollte jetzt gehen. Bin eh schon zu spät… Ich seh dich dann morgen hier" sagte er und schluckte als er an seinen eh schon vollen Plan dachte. "Ich muss wieder lange arbeiten."
Sie neigte ihren Kopf in Zustimmung und sah blickte ihm nach. Das sollte ... interessant werden. Oder ein totales Desaster. Oder es könnte immer beides sein...
