Um Punkt sieben Uhr morgens, trafen sich die vier im Aufenthaltsraum. Ecklie war glücklicherweise noch nicht da. Er würde aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie richteten sich zuerst mal alle einen Kaffee und setzten sich zusammen, um das weitere Vorgehen in dem Fall zu besprechen. In der Nacht hatte es doch tatsächlich für sie nichts mehr zu arbeiten gegeben. Sie hatten keinen neuen Fall dazu bekommen. Sie würden jetzt also mindestens 12 Stunde Zeit haben, sich intensiv auf Jason Deelany zu konzentrieren. Keiner von den Vieren sprach ein Wort. Grissom ließ seinen Blick über seine drei Kollegen schweifen und blieb an Nick hängen.

Er sieht nicht gut aus. Ob er überhaupt geschlafen hat. Seine Augen sagen nein, seine ganze Körperhaltung spricht dagegen. „Nick, konntest du schlafen?"

Nick hob erstaunt seinen Blick. Warum fragte Grissom ausgerechnet ihn, er hätte die Frage doch auch an alle anderen stellen können. Sah man es ihm wirklich an, dass er kaum ein Auge zugemacht hatte. Jedes mal wenn er die Augen schloss, sah er diese kalten, ausdruckslosen Augen von Jason Deelany, dessen Blick ihm durch Mark und Bein ging. „Ja!" Grissoms Blick verriet ihm, dass dieser ihm nicht glaubte. Er senkte den Kopf, hoffte auf keine weiteren Fragen. Gerade in diesem Moment stürmte Ecklie in den Aufenthaltsraum.

„Wie geht's Brown?"

Erstaunte Blicke bei allen Vieren. Sie hätten nicht gedacht, dass sich Ecklie auch noch um andere als um sich kümmern würde.

„Sein Zustand ist stabil. Der Arzt sagt er wird es schaffen."

Ecklie schien auf diese Nachricht tatsächlich erleichtert zu seufzen. Bemerkte dann aber gleich die Blicke der anderen, machte kehrt und ließ die vier wieder alleine.

Unerträgliche Stille schien wieder im Aufenthaltsraum einzukehren. Wie sollte es wohl weitergehen. Jeder der vier fragte sich das im Stillen. Sara war die, die es letzten Endes aussprach. Die fragenden Blicke blieben an Grissom hängen. Er hasste es, wenn alles an ihm hängen blieb. Was sollte er ihnen sagen. Er war ihr Boss, er sollte jetzt eigentlich wissen wie es weitergeht, hatte aber selbst keine Ahnung.

„Ich habe Brass gebeten, heute so früh als möglich, den Staatsanwalt und den Richter ausfindig zu machen, die Jason Deelany damals verurteilt haben. Er wird sich bei mir melden, wenn er was herausgefunden hat." Bis dahin können wir nur warten. Er schaffte es nicht, es auszusprechen, aber sie konnten sonst nichts machen.

Grissoms Handy unterbrach die Stille im Aufenthaltsraum. Ein Blick auf das Display. Es war Brass.

„Grissom"

Nick beobachtete Grissom. Dieser sagte kein Wort sondern hörte nur zu. Nick versuchte Grissom am Gesicht abzulesen, ob es gute Nachrichten waren, die er erfuhr. Aber Grissom konnte sich schon immer gut verstellen und seine Gefühle sind für alle immer ein Rätsel. Das Gespräch dauerte nicht lange. Grissom hatte kein Wort mehr gesagt, nachdem er abgehoben hatte. Nachdem der Anruf beendet war musste sich Grissom das gerade Gehörte durch den Kopf gehen lassen. Der Fall ergab von Minute zu Minute weniger Sinn. Er glitt ihnen völlig aus den Händen. Er hob den Kopf und sah die erwartungsvollen Blicke seiner Kollegen. Ihm war klar, dass sie alle eine Erklärung erwarteten. Er hasste es wenn alles an ihm lag und er hasste es vor allem schlechte Nachrichten weitergeben zu müssen. Wie sollte er es ihnen sagen, schon wieder war eine Spur im Sand verlaufen. Sie hatten nichts, standen mit leeren Händen da. Er musste es ihnen sagen, die andren warteten.

„Es war Brass. Er hat versucht Staatsanwalt und Richter von damals zu finden. Er konnte keinen der beiden finden. Sie existieren nicht."

Stille, wie schon so oft in diesem Fall, aber was sollten sie auch sagen. Der Fall entwickelte sich in eine sehr rätselhafte Richtung. Die Gedanken aller machten meterhohe Sprünge. Was ergab das alles für einen Sinn. Diesmal war es Catherine die das Schweigen brach.

„Was soll heißen sie existieren nicht. Wie kann so etwas passieren?"

Genau das fragte sich Grissom auch, und er hatte eigentlich nur eine Antwort.

„Die Vorstrafe muss getürkt sein. Er muss sich Zugang zum Computer verschafft haben um seine Daten zu ändern."

„Aber das ergibt keinen Sinn!"

„Nein es ergibt keinen Sinn und ich kann es mir auch noch nicht erklären. Aber er hatte seine Gründe dazu und die sind wichtig für diesen Fall. Wir müssen herausfinden warum er das alles getan hat, um ihm auf die Spur kommen zu können."

Die Frage wie sie dies herausfinden sollten blieb jedoch unbeantwortet.

„Was machen wir als nächstes?"

„Nick, Sara ihr setzt euch noch einmal an den Computer. Durchforstet noch einmal den Bericht von Deelanys Banküberfall, versucht Verwandte zu finden, forscht im Internet."

Grissom brauchte nicht mehr zu sagen. Nick und Sara nickten und verließen den Aufenthaltsraum.

„Catherine wir beide fahren noch einmal zu Deelanys Haus. Es muss dort irgendwas geben."

Diese letzen Worte drückten ganz deutlich Grissoms Verzweiflung aus, auch wenn er versuchte so kühl und gefasst wie immer zu wirken.

Nach etwas mehr als 4 Stunden nachdem sie sich getrennt hatten, trafen sich die Vier im Aufenthaltsraum wieder. Catherine und Gil hatten Deelanys Haus noch einmal völlig auf den Kopf gestellt, doch es gab nichts zu finden, das sie irgendwie weiterbrachte. Sara und Nick hatten leider auch nicht mehr. Es gab keinerlei Daten von Deelany die sie noch nicht gefunden hatten. Das alles brachte sie kein Stück weiter. Wieder waren wertvolle Stunden vergangen, ohne das sie etwas erreicht hatte. Sie wussten alle, dass Deelany längst über alle Berge sein könnte und sie ihn dann nie finden würden. Aber irgendetwas sagte ihnen, dass er Typ immer noch in der Stadt war. Jeder von ihnen hatte das im Gefühl, doch Gefühle halfen ihr nicht weiter. Sie waren immer noch nicht weiter als vor 4 Stunden.

Gerade als die Verzweiflung aufgrund der Aussichtslosigkeit dieses Falles wieder um sich zu greifen begann, krachte Brass mit einem Stapel Akten in den Aufenthaltsraum.

„Es könnte sein, dass ich was habe."

Brass sah in die fragenden Gesichter und wartete auf keine weiteren Fragen, er sprach einfach weiter.

„Ich hab mit ein paar Kollegen im Archiv ein bisschen gegraben. Ich hab mir einfach gedacht ich muss irgendwas tun. Und siehe da, wir haben drei ähnliche Fälle gefunden."

Mit diesen Worten erreiche Brass augenblicklich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.

„Was bedeutet das – ähnliche Fälle" Grissom stelle die Frage bewusst vorsichtig. Er hoffte wirklich auf einen Zusammenhang, denn dann hatten sie eine neue Aufgabe und eine neue Möglichkeit dem Täter doch noch auf die Spur zu kommen.

„Wir haben drei Fälle gefunden in einem Zeitraum von 6 Jahren. Jedes Mal wurde nach einem Raub eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Jedes Mal wurde dabei ein Polizist angeschossen und jedes Mal ist der Täter spurlos verschwunden.

Das weckte jetzt die Aufmerksamkeit aller.

„War es immer der gleiche Täter."

„Nein, es war jedes Mal ein anderer Verdächtiger. Aber es war jedes Mal dasselbe, man konnte nie irgendwelche Daten von ihm im Computer finden. Es sah so aus als würde er für die Tat existieren und dann wieder spurlos verschwinden."

Grissoms Interesse war damit geweckt. Er streckte die Hand aus und Brass überreichte ihm die Akten. Er warf in alle drei einen kurzen Blick rein, während die anderen gespannt auf Anweisungen warteten. Brass, der jedem anderen, genau wie auch das CSI Team der Nachtschicht, war wie immer allein einen Schritt voraus. Er hatte Kopien von den Akten angefertigt und überreichte diese den restlichen Mitgliedern, die sich auch gleich sehr interessiert in den Schriftstücken vergruben.

„Nick?"

„Ja Gris"

„Geh zu Greg. Er soll sich die DNA-Analysen dieser Verdächtigen aus dem Computer holen und mit der DNA von Deelany vergleichen. Sollte sie gleich sein, wissen wir das wir es immer mit dem gleichen Täter zu tun haben und in diese Richtung weiterarbeiten."

Nick war schon zur Tür raus, noch bevor Grissom den Satz richtig beenden konnte.

Sara, Catherine nehmt euch jeder einen Fall. Durchforstet ihn. Versucht etwas von den Verdächtigen zu finden. Den dritten Fall gebt Nicht, wenn er aus dem Labor zurückkommt."

Catherine und Sara nickten und verließen ebenfalls den Aufenthaltsraum. Sara machte sich auf dem Weg ins Labor um Nick seinen neuen Auftrag mitzuteilen, während Catherine sich gleich an einen Computer setzte.

Grissom sagte zu Brass gewandt, nachdem die anderen mit ihren Aufträgen beschäftigt waren. „Jim wir beide werden die Zeugen und Angehörigen der damaligen Fälle noch einmal befragen. Wir wissen zwar nicht, ob es sich bei diesen Fällen um den gleichen Täter handelt. Aber es sind ungeklärte Mordfälle und sie haben es verdient aufgeklärt zu werden."

Brass nickte und sie verließen das Hauptquartier der kriminalistischen Abteilung in Richtung Parkplatz.

Nick versuchte gerade Greg davon zu überzeugen, dass der DNA-Vergleich der Verdächtigen sofort erledigt werden musste, als Sara ins Labor kam. Greg dementierte immer wieder, dass Eckley ihm mit einem Fall im Nacken sitze und er jetzt keine Zeit hätte. Nick war grad am Platzen, als Sara dazwischen ging.

„Greg erledige die Sache so schnell als möglich. Wir verstehen ja das du auch noch andere Dinge zu erledigen hast."

Nick warf Sara einen wütenden Blick zu. Er fragte sich warum sie ihm nicht half. Dieser Vergleich war wichtig für die weiteren Ermittlungen. Sara ahnte offenbar Nicks Einwand und sagte ohne Nick zu Wort kommen zu lassen. „Nick, Grissom hat eine neue Aufgabe für uns. Greg kann uns über den Pieper erreichen."

Nick wollte dies noch nicht so ganz akzeptieren, ließ dann aber doch Kopf und Schultern fallen und Sara teilte ihm seinen neuen Auftrag mit. Als die beiden das Labor verlassen hatten, atmete Greg erstmal tief durch. Er verstand Nick, und er hätte auch lieber an diesem Fall weitergearbeitet, aber er durfte Eckley nicht noch mehr verärgern. Er hatte mit dem Leiter der Tagesschicht schon Probleme genug.

Nick und Sara trennten sich gleich unmittelbar vor Gregs Labor. Jeder verschwand hinter einer anderen Tür und hoffte einige Zeit in Ruhe arbeiten zu können. Bevor sich Nick an den Computer setzte, studierte er den Bericht noch einmal durch. Die Fälle hatten wirklich Ähnlichkeit. Gary Shougton, sein Täter, wurde laut Bericht aufgrund einer am Tatort gefundenen Spur entdeckt. Der Verdächtige war vorbestraft. Es wurde eine Hausdurchsuchung durchgeführt bei der ein Polizist getötet wurde. Nach dieser Tat ist der Verdächtige verschwunden und wurde nie gefasst. Nick begann seine Suche im Internet. Dort versuchte er es zuerst in den allgemeinen Suchmaschinen dann im Telefonverzeichnis, im Archiv sämtlicher Zeitungen und Nachrichtensender und alles was ihm sonst noch wichtig erschien. Der Name tauchte einige Male auf, aber es war nie was Brauchbares dabei. Zum Schluss und schon mehr aus Verzweiflung startete Nick die Verbrecherdatenbank. Er wollte sich die Daten von Shougton auch noch am Computer abrufen. Er wusste nicht genau warum, aber er musste was tun, was endlich auch Ergebnisse brachte. Er tippte den Namen ein, drückte Enter, wartete ein wenig und dann – Nichts! Er überprüfte den Namen noch einmal und startete den Durchlauf neu, aber wieder nichts. Wie war das möglich? Wie konnte Shougton vorbestraft sein, aber nicht in der Datenbank verzeichnet sein. Das hatte was zu bedeuten, und sein Gefühl sagte ihm, dass es was mit ihren Fall zu tun hatte.

Nick wollte gerade das Labor verlassen und Sara aufsuchen, um ihr das Herausgefundene mitzuteilen, da fiel ihm noch etwas ein. Das Foto Wer war der Mann auf dem Verbrecherfoto wenn Gary Shougton nicht im Computer registriert ist. Er nahm das Foto aus dem Bericht, scannte es ein und startete das Fotovergleichsprogramm. Er verglich das Foto mit den Fotos aus der Verbrecherdatenbank vielleicht hatten sie Glück und würden so herausfinden, wer Gary Shougton wirklich war. Dies würde einige Zeit dauern. Nick verließ deshalb das Büro, um Sara und Cath zu suchen, damit auch sie ihre beiden Täter in der Datenbank suchen konnten, um eventuell zu dem gleichen Ergebnis zu kommen. Er fand die beiden und als sie die beiden Männer Houg Bercklay und Clay Jackson in den Computer eingaben, war es dasselbe wie bei Gary Shougton. Sie fanden nichts von den beiden in der Verbrecherdatenbank. Sara und Cath starteten dann ebenfalls den Fotovergleich, um herauszufinden, wer sich hinter den Bildern verbarg. Sie wussten dieser Bildervergleich konnte mehrere Stunden dauern, deshalb beschlossen sie, was Essen zu gehen. Es war ja such schon früher Nachmittag, erst jetzt merkten sie, wie sehr ihnen die Zeit davon lief.