TITEL: Home again?
TEIL: 2/3
FSK: PG-13
GENRE: Romanze, Allgemein
CHARAKTER(E)/PAAR(E): Garret, Annie mit einem Hauch Lily/Matt und Woody/Jordan
SPOILER: 5. Staffel (einschließlich „Luck be a Lady")
INHALT: Sequel zu „100 tears away"
DISCLAIMER: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring (wäre es anders, wäre Annie schon lange wieder da und Woody und Jordan würden auch endlich mal voran kommen…) Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben!
Das Lied, das mich inspiriert hat, heißt „What are you doing New Year's Eve" und wurde komponiert und aufgenommen vom Vonda Shepard (zu finden auf dem Ally McBeal Soundtrack). Ich habe auch daran keine Rechte.
Einzig und allein die Handlung gehört mir…
BEMERKUNG: Ich danke Mariacharly für ihre supertolle Unterstützung. Ohne sie dürftet ihr wieder den Rotstift ansetzten – alle Tippfehler, die ihr jetzt noch findet, gehen auf meine Kappe …
Ich weiß, dass die Geschichte etwas fluffig und vielleicht auch schnulzig ist, aber … he, es ist bald Weihnachten! ;-)
Kapitel 2 - Please come home for Christmas
Am zweiten Weihnachtstag stand Garret um Punkt acht Uhr mit einer Flasche Rotwein vor Annies Haustür und wurde von einem ungewohnten Anblick empfangen – Annie öffnete ihm die Tür in einem engen, figurbetonten, dunkelblau schimmernden Kleid, die Haare zu einem lockeren Knoten nach oben gebunden, und bat ihn lächelnd herein.
Nach einen kurzen Moment des Schweigens, in dem Garret versuchte, seine Gedanken wieder halbwegs zu sammeln, zog sie ihn ins Haus und begrüßte ihn mit einem freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Nach ihrem Gespräch im Auto waren sie wieder so locker und freundschaftlich miteinander umgegangen wie vor jenem Abend in Garrets Büro.
„Schön, dass du gekommen bist. Das Essen ist gleich fertig." Annie nahm seine Jacke und schob ihn ins Wohnzimmer, das ganz in Kerzenlicht getaucht war. Im Kamin knisterte ein kleines Feuer und sie hatte sogar einen kleinen Weihnachtsbaum, ganz in Silber und Rot geschmückt, aufgebaut und eine CD mit Weihnachtsmusik aufgelegt.
Garret musste bei diesem Anblick schwer schlucken und fühlte sich an Annies Vater erinnert. Es musste nicht leicht für sie gewesen sein, mit dem ganzen Weihnachtstrubel klar zu kommen, und er ohrfeigte sich innerlich zum wiederholten Male, weil er ihr durch seine Unfähigkeit zu fragen die Tage noch schwerer gemacht hatte.
Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, erschien Annie hinter ihm und tippte ihm auf die Schulter. Als er sich fragend zu ihr herumdrehte, spürte er plötzlich ihren Mund auf seinem.
Völlig überwältigt und unfähig sich zu bewegen ließ er es geschehen, dass ihre warmen, weichen Lippen sich sanft auf seinen bewegten, sich ihre Arme um seinen Nacken schlangen und er den süßlich herben Duft ihres Parfums inhalierte, während im Hintergrund Bing Crosby White Christmas zum besten gab.
Nur langsam erwachte Garret aus seiner Erstarrung und schlang seine Arme um ihren Körper, um sie näher an sich heranzuziehen. Er strich ihr sanft über den nackten Rücken und drängte sich näher an sie heran, um endlich das zu genießen, wonach er sich seit Monaten, seit ihrem ersten kurzen Kuss in seinem Büro gesehnt hatte; sie zu halten, zu küssen, zu spüren.
Er wollte gerade seinen Mund öffnen, um mit seiner Zungen sanft über ihre Lippen zu streichen und um Einlass zu bitten, als Annie plötzlich den Kuss unterbrach, sich von ihm löste und ihn anlächelte.
„Wofür war der?", fragte er schwer atmend und mit erschreckend rauer Stimme.
„Mistelzweig." Annie deutete grinsend nach oben, dahin, wo über der Stelle, an der er vorher noch gestanden hatte, einer jener grünen Zweige hing, die Garret in Boston direkt im Jahr, als Nigel bei ihm angefangen hatte, verboten hatte. Er war es einfach Leid gewesen, alle zwei Minuten seine Mitarbeiter dabei zu überraschen, wie sie küssend zwischen den Leichen standen und so den ganzen Arbeitsrhythmus störten. Er hatte diese Weihnachtstradition gehasst, doch nun sah er sie in einem völlig anderen Licht, nun könnte er sich glatt an sie gewöhnen.
„Oh", sagte Garret und versuchte seine Enttäuschung darüber, dass Annie ihn nur der Tradition wegen geküsst hatte, zu verbergen. Sein ganzer Körper sehnte sich nach ihr und er wünschte sich nichts sehnlicher, als da weiter zu machen, wo sie ihn gerade unterbrochen hatte. Doch Annie hatte andere Pläne; sie löste sich aus seiner Umarmung und strich ihr Kleid glatt.
„Das Essen ist fertig", verkündete sie und hastete in die Küche.
Garret versuchte, nicht frustriert aufzustöhnen. Er war es ja im Prinzip selber Schuld. Was hatte er denn auch anderes erwartet? Sie sah ihn als Freund, vielleicht als einzigen, den sie hier in Detroit hatte. Mehr nicht…
Andererseits … Dies war ihr Haus und ihr Mistelzweig …
Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken und Hoffnung schöpfen konnte, wo vielleicht keine Hoffnung war, war Annie wieder da, nahm seine Hand und führte ihn zum Esstisch in der Ecke.
Sie hatte scheinbar für eine halbe Baseballmannschaft gekocht und die Schüsseln und Töpfe, die sie nach und nach noch aus der Küche herein trug, nahmen kein Ende.
„Ich koche so selten, da muss ich mich wohl etwas mit den Proportionen vertan haben", gab sie grinsend zu, als Garret nach dem dritten Teller dankend abwinkte.
Gemeinsam trugen sie das Geschirr in die Küche und erledigten den Abwasch, bevor sie es sich auf der Couch gemütlich machten und alte Schwarzweißfilme ansahen. Garret hatte nicht gewusst, dass Annie eine ähnliche Leidenschaft für alte Filme hatte wie er selber und freute sich über die neu entdeckte Gemeinsamkeit.
Sie sprachen den Rest des Abends nicht viel miteinander und saßen meist schweigend da, tranken Wein und gaben vor, dem Geschehen auf der Mattscheibe zu folgen. Den Kuss unter dem Mistelzweig erwähnten beide nicht mehr, obwohl sich Garret sicher war, dass auch Annie ihn nicht vergessen hatte.
Kurz vor Mitternacht sank Annies Kopf gegen Garrets Schulter und riss ihn aus seinen Gedanken; sie war eingenickt. Er legte einen Arm um sie, saß ein paar Minuten lang einfach so da und versuchte das so neue und doch so vertraute Gefühl, sie im Arm zu halten, zu genießen.
Erst, als die Schlussmelodie von Die große Liebe meines Lebens erklang, wachte Annie auf und sah ihn entschuldigend an.
„Ich glaube, ich bin eingenickt", murmelte sie und richtete sich auf. „Tut mir Leid."
„Schon gut", sagte Garret lächelnd. „Es ist ja auch schon spät."
Er blickte auf die Uhr.
„Ich glaube, ich sollte langsam gehen. Wir müssen morgen früh raus und die nächsten Tage werden sicher anstrengend." Er verdrehte gespielt genervt die Augen und entlockte Annie damit ein Lächeln.
„Ja, das kann ich mir vorstellen."
Sie begleitete ihn noch bis zur Tür und wich dabei der Stelle, an der der Mistelzweig hing, aus – ob absichtlich oder nicht, konnte Garret nicht sagen.
„Tja, dann, bis morgen." Unschlüssig, was sie tun sollten, standen sie an der Haustür und sahen sich an.
„Schlaf gut, Annie", sagte Garret und tat dann etwas, was er schon viel früher hätte tun sollen; er ging wieder einen Schritt auf sie zu und umarmte sie.
„Danke für die Einladung und den schönen Abend", sagte er leise und drückte sie kurz an sich.
„Ich habe zu danken, Garret. Das war der schönste Abend seit langem." Annie lächelte ihn an, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.
Von sich und seinem plötzlichen Mut überrascht, ergriff Garret die Gelegenheit beim Schopfe und senkte seinen Kopf. Er spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut, und dieses wohlig warme Gefühl, dass seinen Körper durchströmte. Er hielt inne und sah Annie fragend an. Als er keinen Widerstand spürte, näherte er sein Gesicht dem ihren, um ihre Lippen mit einem zärtlichen Kuss zu verschließen. Er legte eine Hand in ihren Nacken, um sie davon abzuhalten, vielleicht doch noch zurück zu weichen; dieses Mal wollte er die Fäden in der Hand behalten, dieses Mal wollte er derjenige sein, der den Kuss unterbrach.
Doch Annie schien gar nicht daran zu denken, den Kuss zu unterbrechen. Sie drängte sich enger an seinen Körper, sodass er ihre weichen Rundungen durch den Stoff seines Mantels spüren konnte.
Der Kuss war erst zaghaft, wurde aber schnell drängender, fordernder. Ermutigt öffnete er leicht den Mund und stupste mit seiner Zunge ihren Lippen an. Er streichelte sanft über ihre Unterlippe und bat um Einlass. Als ihre Zungen sich berührten, stöhnte er leise in ihren Mund und zog sie fester an sich, aus Angst, sie würde sich ihm doch noch entziehen.
Nach einer kleinen Ewigkeit lösten sie sich voneinander und sahen sich schwer atmend, aber lächelnd an.
„Jetzt ist der Abend perfekt", flüsterte Garret nach einer Weile und hatte Probleme, sich von den rehbraunen Augen zu lösen. Ein Teil von ihm wollte hier bleiben, Annie hochheben und in ihr Schlafzimmer tragen, doch der andere Teil, der letztendlich siegte, befahl ihm, an dieser Stelle besser aufzuhören und zu gehen.
„Bis morgen, Annie."
Nach einer weiteren kleinen Ewigkeit und ein paar kurzen aber zärtlichen Gute-Nacht-Küssen hatte er es endlich geschafft, sich von Annie, die ihm sehnsüchtig nachsah, zu lösen und nach Draußen in die Kälte zu treten. Er winkte ihr zu und ging dann zum Wagen, ohne sich noch einmal umzudrehen, aus Angst, schwach zu werden und zurück zum Haus zu gehen, stieg ein und fuhr nachdenklich nach Hause.
-o-
Am nächsten Morgen saßen Garret und Annie in einem Flugzeug der United Airways und warteten, dass die Startbahn endlich für ihren Flug freigegeben wurde.
Ihr Flieger war einer der ersten, der Detroit seit zwei Tagen überhaupt verlassen konnte; wie Annie prophezeit hatte, war der Flughafen tatsächlich gesperrt worden und Garret hatte sich schon fast in einem riesigen Stau, erfroren auf dem Weg nach Boston, wieder gefunden.
Jordan hatte auf seine Zusage und die Ankündigung, dass er nicht alleine kommen würde, wie erwartet erfreut und neugierig zugleich reagiert. Sie hatte in der vergangenen Woche mindestens dreimal täglich angerufen und versucht, herauszubekommen, wer seine mysteriöse Begleitung war. Am Schluss hatte sie sogar Lily und Nigel angeheuert, die ihn ebenfalls mit Anrufen und Emails terrorisierten. Doch Garret war eisern geblieben und hatte nichts gesagt.
Annie und er hatten beschlossen, dass es ihr kleines Geheimnis bleiben sollte und er freute sich jetzt schon auf die verdutzten Gesichter, wenn seine Bostoner Kollegen Annie sahen. Es war nicht so, dass sie beide jetzt offiziell ein Paar waren, aber er wusste, dass er nicht der einzige gewesen war, der Annie nach ihrem Weggang aus Boston vermisst hatte. Von daher sah er es einfach als Freundschaftsbeweis für alle Seiten an, Annie mitzunehmen.
„Ist alles in Ordnung?", fragte er, als die Maschine endlich abhob und in Richtung Ostküste davonflog.
Annie hatte sich tief in ihrem Sitz vergraben und wirkte ziemlich fehl am Platz. Sie hatten während der Fahrt zum Flughafen nicht viel miteinander gesprochen und auch der Begrüßungskuss war weniger herzlich ausgefallen, als Garret es sich gewünscht hatte.
„Ja, alles in Ordnung", sagte Annie. „Ich fliege nur nicht so gerne. Das ist alles."
Ein nervöses Lächeln umspielte ihre Lippen, bevor sie sich davon überzeugte, dass ihr Sicherheitsgurt noch so festgezurrt war, wie er sein sollte, und sich dann hinter einer Zeitung vergrub.
Selbst als Garret sie darauf hinwies, dass sie die Sicherheitsgurte lösen konnten, schüttelte Annie nur den Kopf und murmelte etwas von „Sicher ist sicher".
Garret zuckte mit den Schultern und nahm sich ebenfalls eine Zeitung. Da er nicht wusste, was er von dem ganzen halten sollte und wie er damit umgehen sollte, tat er das, was er in solchen Situationen immer tat – er ging auf Distanz und in Wartestellung. Was auch immer mit Annie los war, dies war nicht der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt, um dem auf den Grund zu gehen.
Der restliche Flug verlief schweigend und ohne besondere Vorkommnisse. Annie schlief irgendwann ein und Garret ließ eine Decke für sie bringen. Er wusste, wie kalt es im Flugzeug sein konnte, wenn man schlief, und das letzte, was er wollte, war, dass Annie sich eine Grippe einfing und Boston nur vom Bett aus zu sehen bekam.
Nachdem sie gelandet waren und ihr Gepäck in Empfang genommen hatten, nahmen sie sich ein Taxi zum Hotel. Jordan hatte Garret angeboten, bei ihr zu schlafen, doch er hatte dankend abgelehnt; erstens fand er es Annie gegenüber unangebracht und zweitens kannte er Jordans Wohnung und die unbequeme Couch von früheren Besuchen.
„Wir haben noch vier Stunden, bis wir los müssen", sagte Garret, als sie ihre Zimmerschlüssel in Empfang genommen hatten. „Möchtest du etwas Bestimmtes unternehmen?"
„Ach nein", sagte Annie. „Ich glaube, ich brauche erstmal eine Dusche und dann ruhe ich mich noch ein bisschen aus, wenn es dir nichts ausmacht." Sie gähnte hinter vorgehaltener Hand, um das Gesagte noch zu unterstreichen und Garret blieb keine andere Wahl, als zu nicken und ihr nachzusehen, wie sie in ihrem Zimmer verschwand.
Seufzend schloss Garret sein eigenes Zimmer auf, legte den Koffer aufs Bett und trat erst einmal hinaus auf den Balkon, um seine Heimatstadt Willkommen zu heißen. Erst, als sie am Logan Airport aus dem Flugzeug gestiegen waren, hatte er gemerkt, wie sehr er Boston vermisst hatte und wie sehr er sich freute, wieder hier zu sein.
Schon seltsam, wie sehr man eine so übervölkerte und verschmutzte Großstadt vermissen konnte …
Eine Stunde später hatte auch er geduscht und seinen Koffer ausgeräumt. Unschlüssig, was er mit sich anfangen sollte, saß er in der Hotellobby und trank einen Kaffee. Er wollte zu so vielen altbekannten und lieb gewonnenen Stellen fahren und in Erinnerungen schwelgen … doch er wusste nicht, wo er anfangen sollte.
Irgendwie hatte er auch ein wenig Angst, sich der Welt dort draußen, jenseits der Hotellobby zu stellen, die so lange seine Heimat gewesen war und von der er sich doch hatte lösen wollen. Boston lockte neben den schönen Erinnerungen auch eine Reihe weniger schöner Erinnerungen hervor, denen er sich eigentlich nie wieder hatte stellen wollen.
Gerade, als er sich dazu durchgerungen hatte, doch einen kleinen Spaziergang zu machen und durch die Eingangstür ins Freie trat, stieß er, noch völlig geblendet von dem plötzlichen hellen, sich im Schnee reflektierenden Tageslicht mit jemandem zusammen.
„Oh, tut mir Leid", murmelte er und versuchte, das Bündel aus dunklem Mantel und Mütze aufzufangen. Er schaffte es gerade noch, stellte die Person, die etwas kleiner und viel leichter war als er selber, wieder auf die Beine und sah sie an.
„Annie!", stieß er überrascht aus. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du schläfst?"
„Oh, hallo, Garret." Annie schien nicht gerade erfreut zu sein, ihn zu sehen, überspielte die Tatsache aber mit einem schwachen Lächeln.
„Ja … ich … also, ich war auch müde, aber dann fiel mir ein, dass ich ja noch gar nichts habe, was ich Jordan mitbringen kann. Deshalb bin ich noch mal los und … tja, jetzt bin ich wieder da." Sie hielt ihm eine Plastiktüte entgegen. „Irischer Whiskey. Ich dachte, den mag sie vielleicht."
„Bestimmt", meinte Garret und sah sie unschlüssig an. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Annie ihm seit ihrem Abschiedskuss am Vorabend aus dem Weg ging. Bereute sie vielleicht, dass sie diesen Kuss zugelassen hatte? Wollte sie es gar nicht? Sah sie in ihm doch nur den guten Freund, einen Bezugspunkt, einen Kumpel? Garret war in der Hinsicht sehr verunsichert, zumal er selbst nicht genau wusste, was er eigentlich in Annie sah. Er mochte sie, das stand fest. Aber war das alles? Steckte nicht noch mehr dahinter?
Zuneigung, Verlangen, Verliebtheit … vielleicht sogar Liebe?
Aber war es das, was er wollte? Eine neue Beziehung, so kurz nach Renee? Eigentlich nicht. Eigentlich hatte er sich geschworen, dass es besser war, für den Rest seines Lebens in Abstinenz zu leben und alleine zu bleiben.
Eigentlich …
Andererseits waren da Annie und das, was sie in ihm wach rüttelte. Er fühlte sich wohl, wenn sie da war, geborgen, ja, glücklich. Und wenn sie nicht da war, dann vermisste er sie, dann war es, als würde etwas in seinem Leben fehlen, ein Teil, den nur sie auszufüllen vermochte.
Doch das war sicher nicht das, was sie wollte.
Nur wer fragt, erhält eine Antwort.
Ihm fielen ihre Worte wieder ein und er fasste einen Entschluss.
„Annie", sagte er und legte seine Hände auf ihre Schultern, um sie daran zu hindern, zu flüchten. „Wir müssen reden."
„Okay", sagte Annie vorsichtig und sah ihn fragend an.
„Jetzt!"
„Worüber?", fragte sie und senkte betreten den Blick, als kenne sie die Antwort auf ihre Frage schon.
„Ich … also", Garret ließ sie los und fuhr sich nervös durch die Haare. „Nicht hier." Er nahm ihre Hand. „Komm mit, dort drüben ist ein Cafe. Dort können wir reden."
Annie ließ sich bereitwillig mitziehen, trat durch die Tür, die er ihr aufhielt, und steuerte einen Platz ganz hinten im Raum an.
Nachdem sie sich die Jacken ausgezogen und einen Kaffee bestellt hatten, sah Annie ihn fragend an.
„Also, worum geht es?"
„Nun", begann Garret und suchte nach den richtigen Worten. „Ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll. Es ist …"
„Wie wäre es mit dem Anfang?", fragte Annie und grinste ihn herausfordernd an.
Garret sah ihr in die funkelnden Augen und hatte plötzlich wieder die ‚alte' Annie vor sich, die Annie vor dem Kuss.
„Ja, gute Idee." Von dem plötzlich aufkommenden Glücksgefühl angetrieben, schaffte es Garret, ebenfalls zu grinsen.
„Ich frage mich einfach nur, was mit dir los ist. Du sagst, es wäre alles in Ordnung, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du mir seit gestern Abend aus dem Weg gehst."
Er sah Annie ernst an und legte vorsichtig eine Hand über ihre. Nachdem sie ihre Hand nicht weggezogen hatte, fühlte er sich ein wenig sicherer und fuhr fort.
„Wenn es wegen des Kusses ist, dann … also, ich wollte dich nicht drängen", versuchte er zu erklären. „Falls ich es getan habe, dann tut es mir Leid. Dann vergiss die Sache einfach wieder, okay?"
„Okay." Sie senkte den Blick. Garret wartete eine Weile, ob sie dem noch etwas hinzufügen wollte, doch als sie weiterhin schwieg und voller Hingabe das Muster der rotweißkarierten Tischdecke betrachtete, seufzte er.
„Okay?", fragte er frustriert. „Das ist alles? Ich meine … was soll ich davon halten? Heißt okay, dass wir die Sache vergessen, oder dass der Kuss okay war?"
Annie hob den Kopf und wollte gerade etwas erwidern, als der Kellner an ihren Tisch trat und den Kaffee servierte.
Gedankenverloren rührten beide eine Weile stumm in ihren Tassen herum, bis Annie das Schweigen brach.
„Ich bereue nichts, Garret", sagte sie leise und sah ihn über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg an. „Ich weiß auch nicht, was es ist. Vielleicht der Weihnachtsblues."
Sie grinste ihn halbherzig an. Garret glaubte ihr kein Wort. Das konnte nicht nur eine Weihnachtsdepression sein, da musste einfach mehr dahinter stecken.
Doch er murmelte nur ein „Ja, vielleicht" und widmete sich seinem eigenen Kaffee. Wenn sie nicht reden wollte, dann konnte er ihr auch nicht helfen. Vielleicht wäre es das Beste, wenn er Jordan anrief und ihr absagte. Sie konnten die sechs Uhr Maschine zurück nach Detroit nehmen und den Rest der Feiertage alleine zuhause verbringen.
Als er Annie den Vorschlag unterbreitete, wiegelte sie energisch ab.
„Nein, du hast dich so auf die paar Tage und deine Freunde gefreut. Also bleiben wir auch hier", erklärte sie. „Gekniffen wird nicht, Dr. Macy."
Garret gab sich geschlagen und zwei Stunden später standen sie vor Jordans Haus in der Pearl Street.
„Na, dann wollen wir mal", murmelte er und drückte auf die Klingel.
„Wer ist da?", erklang kurze Zeit später Jordans verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage.
„Der Weihnachtsmann mit Knecht Ruprecht", antwortete Garret und grinste Annie an. Jordans fröhliche Stimme zu hören, wischte mit einem Male alle Ängste und Sorgen weg, und er fühlte sich leicht und beschwingt.
„Sollen hoch kommen, aber die Rentiere bleiben in der Tiefgarage."
„Alles klar", sagte Garret und drückte die Tür auf, als der Türsummer erklang.
„Dritte Etage", sagte er zu Annie.
„Ich weiß", antwortete diese und drückte zielsicher auf den Lichtschalter neben der Tür. „Ich war schon mal hier. Erinnerst du dich? Der Maldenfall."
Garret nickte und stieg hinter Annie die Treppe hinauf.
-TBC-
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