7. Quidditch und andere Probleme

Colin entpuppte sich als wahre Pest. Nach dem siebten Mal „Hi, Harriet!" „Hallo, Colin" an einem Tag war Harriet leicht genervt. Außerdem versteckte sie sich jedes Mal hinter dem nächst Besten sobald Gilderoy Lockhart vorbei kam, damit er ihr nicht wieder einen Vortrag über Berühmtsein und Bescheidenheit halten konnte. Zwischenzeitlich kämpfte sie gegen Dracos ätzende Kommentare und ihre übergehende Zaubertinktur, was Professor Snape dazubrachte nach dem Auto-Zwischenfall noch einen Grund zu haben wütend auf sie zu sein.

Dann kam endlich das Wochenende. Und Oliver drehte mal wieder durch, wie es die Weasley-Zwillinge passend formulierten. Er warf die gesamte Mannschaft zu einer nahezu unmenschlichen Uhrzeit aus dem Bett und verlangte, dass sie sich alle am Spielfeld versammelten.

Auf den Weg dorthin stieß die schlaftrunkene Harriet ausgerechnet mit Colin zusammen, der ihr ein Foto unter die Nase hielt. Nach einiger Zeit des sinnlosen Anstarrens erkannte Harriet sich selbst und Gilderoy Lockhart darauf. „Schreibst du deinen Namen drauf?", bat Colin. „Sicher nicht. Nebenbei, ich hab jetzt überhaupt keine Zeit. Ich muss zum Quidditch-Training", belehrte Harriet den kleinen Junge. „Oh, toll! Ich wollte schon immer bei einem Quidditch-Spiel zusehen!", jubelte Colin. Harriet stöhnte lautlos und setzte, nicht auf Colin achtend, ihren Weg fort.

Oliver war voller Energie (allerdings als Einziger) und erläuterte seinem Team die neue Taktik. Fred Weasley und Alicia Spinnet dösten aneinandergelehnt ein und Fred begann zu schnarchen, woran sich Oliver aber nicht störte. George hielt etwas länger zu als sein Zwillingsbruder, doch irgendwann fiel sein Kopf zurück und auch er legte ein Schnarchkonzert hin, das sich gewaschen hatte. Katie Bell und Angelina Johnson saßen müde Schulter an Schulter da und sahen aus als würden sie bald vom Stuhl fallen. Auch Harriet hatte Mühe nicht einzuschlafen.

„So, das war's. Noch Fragen?", schloss Oliver stolz. „Ja, eine: Warum hast du uns das nicht erzählt als wir alle wach waren?", meinte Harriet und deutete auf ihre Mitspieler, die nun bereits alle eingedöst waren.

Oliver rüttelte sie wütend wach. „Nun, hört mal zu ihr Schlafmützen! Wir sind das beste Team an dieser Schule! Wir hätten schon letztes Jahr gewinnen sollen! Dieses Mal lasse ich mir den Pokal nicht vor der Nase wegschnappen!" Harriet fühlte einen schmerzhaften Stich ihres schlechten Gewissens. Wenn sie nicht außer Gefecht gesetzt gewesen wäre, hätte Gryffindor den Quidditch-Pokal vermutlich gewonnen.

Als sie endlich auf das Feld trotteten saßen Hermine und Ron bereits auf den Rängen. „Noch nicht fertig?", wunderte sich Hermine. „Wir haben noch nicht einmal angefangen", entgegnete Harriet und wurde von Oliver auch schon auf das Spielfeld gescheucht.

Sie hatten kaum zu spielen begonnen, da machte Colin auch schon Fotos (und Harriet überlegte ob sie es nicht irgendwie arrangieren konnte, dass ein Klatscher zufällig in seine Richtung flog und ihn außer Gefecht setzte). Dann tauchte auch noch die gesamte Slytherin-Mannschaft auf dem Spielfeld auf. Oliver schoss mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu (und landete dabei etwas unsanfter als geplant), während ihm Harriet und die anderen schnell folgten.

„Flint!", bellte Oliver und Harriet bewunderte seinen Mut, immerhin war Marcus Flint, der Kapitän der Slytherins ein wahrere Riese, „Das ist unsere Trainingszeit! Wir sind extra früh aufgestanden! Nimm dein Pack und zieh ab. Ich habe den Platz für uns gebucht!"

„Aha. Dafür habe ich eine von Professor Snape persönlich unterzeichnete Erklärung, dass wir den Platz benutzen dürfen", erwiderte Flint unbeeindruckt und wedelte mit einem Zettel vor Olivers Nase herum. Dieser entriss ihm den Zettel und studierte ihn. „Ihr habt einen neuen Sucher?", wunderte er sich, „Wen?"

Hinter den Riesen der gegnerischen Mannschaft erschien ein kleinerer Junge mit einem blonden Schopf, der sich den Weg nach vorne bahnte. Es war Draco Malfoy. „Mich", erklärte er großspurig und funkelte Harriet herausfordernd an, „Jetzt werden wir ja sehen, wie gut du wirklich bist, Potter." Toll. Echt toll. Ich freu mich schon darauf. Kann ich eigentlich nie Glück haben? Sie erinnerte sich noch gut an Dracos Angeberei bei ihrer ersten Begegnung.

„Dracos Vater war sie freundlich das gesamte Team mit neuen Besen auszustatten", meinte Flint und präsentierte stolz seinen Nimbus 2001. Inzwischen waren auch Hermine und Ron herangekommen um nachzusehen was los war. „Was will der denn hier?", maulte Ron und deutete auf Draco. „Ich bin der neue Sucher von Slytherin, Weasley", erklärte der blonde Junge großspurig, „Und wir sind gerade dabei die neuen Rennbesen zu bewundern die mein Vater der Mannschaft geschenkt hat. Aber keine Sorge, vielleicht schafft es Gryffindor ja auch eines Tages ein wenig Gold aufzutreiben um sich neue Besen zu besorgen. Ihr könntet eure derzeitigen Modelle an ein Museum verkaufen, vielleicht haben die ja Interesse daran."

„Zumindest muss sich in unser Team keiner einkaufen", entgegnete Hermine spitz, „Die sind wegen ihres Könnens rein gekommen." Dracos Gesicht zuckte: Hermine hatte wohl seinen wunden Punkt erwischt. „Keiner hat dich nach deiner Meinung gefragt, du dreckiges kleines Schlammblut!", reif er wütend.

Es musste eine sehr schlimme Beleidigung gewesen sein, denn sämtliche männliche Gryffindors wollten sich mit einem Mal auf Draco stürzen, der von Flint schützend nach hinten geschoben wurde. Hermine und Harriet tauschten ratlose Blicke aus, während Ron seinen Zauberstab zog und versuchte Draco mit einem Fluch zu belegen. Der Erfolg war, dass der Fluch ihn selbst traf und er damit begann Schnecken zu erbrechen.

Unter dem höhnischen Gelächter der Slytherins und mit einem befehlenden: „Wage es nicht ein Foto zu machen, Colin!" schleppten Harriet und Hermine Ron zu Hagrids Hütte. Doch auch der wusste keinen wirklichen Rat und man beschloss zu warten bis Rons Problem von selber wieder aufhörte. „Sagt mal, was war so schlimm an dem was Malfoy gesagt hat?", erkundigte sich Harriet. „Ja, ich weiß nicht was das sein soll, ein Schlammblut", stimmte ihr Hermine zu, „Ich war ja nicht einmal beleidigt."

„Das ist ein schlimmes Schimpfwort für jemanden, der aus einer Muggelfamilie stammt, dessen Eltern also keine Zauberer waren", erklärte Hagrid, „Eine schlimmere Beleidigung gibt es schon gar nicht mehr. Vor allem in den Kreisen der ,Reinblüter'- Wahnsinnigen wie den Malfoys", erklärte Hagrid, „Sie denken reines Blut wäre besser als alles andere. Das ist natürlich kompletter Unsinn. Den Zauber den unsere Hermine nicht hinkriegt, gibt es noch nicht." Harriet war geneigt ihm zu zustimmen. Sie erinnerte sich an das unsere und ihre Art von dem Draco damals in der Winkelgasse gesprochen hatte. Langsam konnte sie sich ein Bild machen.

Als sie ins Schloss zurückkehrten wurden sie von Professor McGonagall abgefangen. „Potter, Weasley, da sind Sie ja! Sie werden heute Abend ihre Strafarbeiten erledigen", erklärte sie. „Gut, und was sollen wir tun?", erkundigte sich Harriet. „Mr. Weasley wird Mr. Filch beim Polieren der Pokale im Pokalzimmer helfen und Sie Miss Potter, Sie werden Professor Lockhart beim Beantworten seiner Fanpost helfen." „WAS!"

Harriet starrte die Lehrerin entsetzt an. „Nein! Bitte, ich will Pokale polieren oder mit Hagrid im Verbotenen Wald Einhörner füttern oder bei Professor Snape nachsitzen, oder..." „Die Strafe steht fest. Sie haben Sie verdient, Miss Potter." „Aber...ich bin doch kein Mörder! Nun, ja irgendwie schon, aber das war höchstens Mord im Effekt. Wie auch immer, so eine Bestrafung verdient keiner! Wie war das mit den Ketten?" Aber Professor McGonagall blieb hart, auch wenn Harriet glaubte ein angedeutetes Lächeln in ihrem Gesicht auszumachen.

Die Strafe war sogar noch schlimmer als Harriet befürchtet hatte (es sei denn man war davon begeistert zu hören wie toll Lockhart doch war, und wie man sich als Berühmtheit zu verhalten hatte) und dann hörte sie auch noch eine unheimliche Stimme die verkündete: „Komm...komm zu mir...lass mich dich zerreißen...lass mich dich zerfetzten...lass mich dich töten..." Harriet starrte Lockhart erschrocken an. „Haben Sie das gehört?" „Was gehört?", fragte er verwirrt, „Oh, es ist schon spät. Offenbar sind Sie schon halb eingeschlafen. Wie schnell die Zeit doch vergeht, wenn man Spaß hat!"

Zurück in ihrem Zimmer erzählte sie Hermine leise was passiert war. „Und Professor Lockhart hat nichts gehört? Das ist sehr merkwürdig. Bist du sicher, dass du nicht nur geträumt hast?", wunderte sich diese. „Ich war wach, Hermine, ich schwör es dir", erwiderte Harriet. Dann schwieg sie betroffen. Vielleicht wurde sie einfach nur langsam aber sicher verrückt.

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