8. Halloween mit Geistern
Der Oktober kündigte sich Schnupfen und Gewittern an und Harriet fing sich natürlich einen ein, da Oliver sich auch durch strömenden Regen nicht vom trainieren abhalten ließ. Lavender zwang Harriet ein „altes Hausmittel" auf, das ihre Verkühlung in Wahrheit aber nur noch schlimmer machte.
Als sie dann kurz vor Halloween, mehr krank als lebendig, vom Quidditch-Training zurückkehrte lief sich durch den Hausgeist der Gryffindors, den Fast Kopflosen Nick, hindurch (Fast Kopflos, weil ihm etwa zwei Zentimeter fehlten um ganz kopflos zu sein).
„Oh, hallo Schir Nicolasch", sagte Harriet und nieste lautstark. „Hallo, hallo", erwiderte Nick, „Sie sehen ziemlich krank aus Miss Potter, wenn ich das sagen darf." „Bin isch ausch. Schie schehen aber ausch unglücklisch ausch", nuschelte Harriet und der Fast Kopflose Nick seufzte: „Ach, es ist nur...diese blöden zwei Zentimeter, dieser verfluchte Hautfetzen..."
„Wasch ischt mit ihm?" „Er hält mich davon ab an der Kopflosen Jagd teilzunehmen!" Sir Nicolas reichte ihr einen Brief, in dem stand, dass an der Jagd nur Reiter mit abgetrennten Köpfen teilnehmen konnten. Harriet blinzelte Sir Nicolas mit tränenden Augen an. „Dasch thut mir schehr Leid, Schir Nicolasch. Kann ich irgendwasch thun um Schie aufzuheitern?", erkundigte sie sich mitfühlend. Nick dachte nach.
„Nun ja, da geben es schon etwas...aber nein, das wollen Sie bestimmt nicht", überlegte der Geist. „Wasch denn?" „An Halloween ist mein fünfhundertster Todestag", erklärte der Tote würdevoll. „Aha." „Ich gebe unten im Kerker ein Fest. Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie mit ein paar Ihrer Freunde vorbeisehen würden. Aber ich nehme an, Sie gehen lieber zum Schulfest", fuhr Sir Nicolas fort.
„Unschinn. Isch komme", meinte Harriet schnell und bereute die Zusage im nächsten Moment schon wieder (immerhin hatte sie von der Halloweenfeier letztes Jahr nicht all zuviel mitbekommen, da sie und Hermine auf ihren Weg dorthin auf einen riesigen Troll gestoßen waren). „Das ist wunderbar!", jubelte Sir Nicolas, „Und wenn Sie gegenüber Sir Patrick erwähnen könnten, wie absolut Furcht einflößend und beeindruckend Sie mich finden, wäre ich Ihnen ewig dankbar!" „Von mir ausch."
Später beim Essen berichtete sie ihren Freunden davon. „Wollt ihr nischt mitkommen? Isch will dort nischt alleine hingehen. Isch fühle misch unwohl, alsch einzige Lebende unter scho vielen Toten", meinte sie. „Du hast Angst vor Geistern, Potter?", spottete Malfoy, der wieder einmal zufällig vorbei gekommen war und sich gleich einmischen musste.
„Dasch habe isch nischt geschagt, Malfoy. Isch (hatschi!) sagte, ich fühle mich unwohl als einzige Lebende unter so vielen Toten. Kauf dir neue Ohren (hatschi!)." Schniefend wandte sie sich wieder ihren Freunden zu. „Alscho, kommt ihr mit?" Hermine nickte begeistert. „Eine Todestagsfeier! Klar! Das wird sicher faszinierend. Vielleicht sind wir die einzigen Lebenden die jemals an so was teilnehmen durften!", schwärmte sie, „Das wird sicher toll!" Ron schüttelte den Kopf. „Ich komm nicht mit", meinte er.
„Wieso?", erkundigte sich Hermine. „Weil ich Dean und Seamus versprochen habe, dass ich...na ja, alle sagen ständig, ich würde die ganze Zeit nur mit Mädchen herumhängen...", gab er geknickt zu, „Und ich will nicht Halloween mit lauter Toten verbringen müssen." Hermine und Harriet tauschten einen Blick. „Schon klar. Wir sind dir nicht böse", erwiderte Hermine. „Wir kommen ausch gut, ohne disch zurescht", stimmte ihr Harriet zu, „Vielleicht kommen ja Lavender und Parvati mit." Ron nickte erleichtert, offensichtlich froh darüber, dass ihn seine beiden besten Freundinnen verstanden. Harriet hatte ein wenig Mitleid mit ihm. Die anderen Jungs zogen ihn vermutlich ständig damit auf, dass er immer nur mit ihr und Hermine herumhing.
Als sie an diesen Abend in ihr Zimmer zurückkehrten, war der erste Stock einmal wieder geflutet. „Myrte hat wohl wieder eine ihrer Launen", meinte Hermine. „Myrte?" „Ja, die maulende Myrte. Die spukt im Mädchenklo im ersten Stock, weißt du das gar nicht?" „Ich weiß nur, dass dort keiner hingeht, also bin ich auch nicht hingegangen", erwiderte Harriet schulterzuckend und schnäuzte sich. Ihr verfluchter Schnupfen wurde nicht besser.
Zögerlich erklärten sich Lavender und Parvati schließlich bereit Harriet und Hermine zur Todestagsfeier zu begleiten (wohl hauptsächlich aus Neugier). Sie schienen ihre Zusage schon bald wieder zu bereuen, und auch Harriet wurde immer unglücklicher als sie sah wie schön die große Halle geschmückt war und erfuhr, dass Dumbledore dieses Jahr sogar tanzende Skelette gebucht hatte.
Trotzdem machten sich die vier Mädchen zu Halloween um sieben am Abend nicht auf den Weg in die große Halle, sondern auf den in den Keller. Sir Nicolas war sehr erfreut sie zu sehen, aber den Mädchen verging schnell die Freude und Aufregung an einer Todestagsfeier teilnehmen zu können. Das Essen war schon verrottet und konnte daher nur von den Geistern zu sich genommen werden. Dann begann Parvati, das alte Schandmaul, über die maulende Myrte herzuziehen, was Peeves, der Poltergeist, ihr gleich steckte, woraufhin diese einen Wut- und Heulanfall bekam.
Der absolute Tiefpunkt war das Auftauchen von Sir Patrick und der Kopflosen Jagd (hier sank auch Nicks Laune gewaltig), die sofort damit begannen anzugeben und mit ihren Köpfen Kopfhockey zu spielen. Diesen Moment nutzten Harriet und ihre Freundinnen um so sich unauffällig aus dem Staub zu machen. („Ich hab furchtbaren Hunger", meinte Lavender, „Wir sollten zusehen, dass wir in die große Halle kommen." „Ich versteh dich nicht. Nach der Nummer mit den Köpfen kann ich sicher an die drei Wochen nichts mehr essen", erwiderte Harriet nur.)
Sie stolperten gerade die Treppen hinauf als Harriet es hörte. Die unheimliche Stimme, die sie in Lockharts Büro gehört hatte, war wieder da. „Reißen...zerfetzen...töten..." „Hört ihr das?", erkundigte sich Harriet bei den anderen. Drei fragende Blicke trafen sie. „...so hungrig...schon so lange..." „Es bewegt sich", stellte Harriet fest. „Harry, was...", begann Hermine, aber Harriet schenkte ihr keine Beachtung, sondern folgte so schnell sie konnte der Stimme. Hermine, Lavender und Parvati hatten Mühe ihr hinterher zu kommen.
Im zweiten Stock schließlich verstummte die Stimme. Hermine hielt keuchend hinter Harriet an. „Harry, was ist eigentlich los?", wollte sie wissen. An der Wand stand etwas:
DIE KAMMER DES SCHRECKENS WURDE GEÖFFNET.
FEINDE DES ERBEN; NEHMT EUCH IN ACHT.
„Dort hängt etwas", flüsterte Lavender, die eben auch angekommen war. Sie schlichen näher heran. Unter der Schrift war eine riesige Wasserlacke. Inzwischen war auch Parvati zu ihnen gestoßen. „Was ist los?", wollte sie wissen. Am Fackelhalter neben der Schrift hing eine Katze stocksteif herab. Es war Mrs. Norris., die Katze des Hausmeisters. Harriet spürte wie sich ein Klos in ihrem Hals bildete. Obwohl Mrs. Norris ein selten bösartiges Tier war, das mit Genuss Rumtreiber, die ohne Erlaubnis durch die Gänge schlichen verriet, hatte das Tier dieses Schicksal nicht verdient. Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Lasst uns von hier verschwinden", zischte Parvati. „Nein! Wir können sie hier nicht so hängen lassen!", widersprach Harriet kräftig.
Plötzlich war Getrampel zu hören und mit einem Mal wimmelte es im Korridor nur so von Schülern und Lehrern. „Feinde des Erben, nehmt euch in Acht. Ihr seid die nächsten, Schlammblüter", verkündete Draco Malfoy mit Grabesstimme als er die Schrift las.
Argus Filch, der Hausmeister, drängte sich an den Schülern vorbei. „Was ist hier los!", verlangte er zu wissen. Dann sah er die Katze. „Mrs. Norris." Das war fast tonlos. Harriet beobachtete fasziniert wie der Mann innerhalb von Sekunden verfiel. Dann wurde er wütend. „Meine Katze! Meine Katze! Was ist mit Mrs. Norris passiert!" Sein Blick fand Harriet und ihre Freundinnen. „Ihr! Das hat eine von euch getan! Ihr habt meine Katze ermordet!", schrie er anklagend und Harriet wich unwillkürlich zurück.
„Argus!", mischte sich Dumbledores scharfe Stimme ein. Der Schulleiter holte die Katze vom Fackelhalter und befahl: „Argus, kommen Sie mit!" Mit Blick auf Harriet, Hermine, Lavender und Parvati fügte er hinzu: „Und ihr Vier auch!" Harriet ahnte böses.
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