9. Die Kammer des Schreckens

Lockhart bot Dumbeldore großzügig sein Büro an, in das Dumbledore und Anhang (inklusive Lockhart, McGonagall und, wie Harriet mit Erstaunen feststellte, Professor Snape) auch gleich pilgerten.

Lockhart schwafelte irgendein dümmliches Zeug, während Dumbledore Mrs. Norris untersuchte. „Sie ist nicht tot, Argus", meinte der Schulleiter dann, „Sie wurde nur versteinert." („Ah, hab ich mir's doch gleich gedacht!", behauptete Lockhart und Harriet verdrehte die Augen). „Sie können Ihr doch helfen, oder Professor?", fragte sie besorgt und fing dafür einen bösen Blick von Filch auf. „Willst deinen Kopf aus der Schlinge ziehen, was Potter?", zischte er. Harriet quittierte die Anschuldigung mit einem Niesen. „Kein Zweitklässler hätte diesen Zauber durchführen können, Argus", meinte der Schulleiter sanft und Harriet, die zustimmend nieste, war ihm für seine Unterstützung sehr dankbar.

„Das ist vermutlich wahr", mischte sich Snape ein, „Es ist gut möglich, dass Miss Potter und ihre Freundinnen nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Doch die Frage wieso sie überhaupt in diesen Korridor waren bleibt. Wieso waren sie nicht beim Halloweenfest?" Harriet warf dem Lehrer einen wütenden Blick zu. Was erwartete er von ihr? Gegen Ende des letzten Jahres hatte sie das Gefühl bekommen er wäre auf ihrer Seite, aber seit Beginn dieses war sie sich da nicht mehr so sicher.

„Wir waren auf der Todestagsfeier vom Fast Kopflosen Nick!", erklärte Hermine schnell, „Das können ca. hundert Geister bezeugen!" Lavender nickte heftig. „Und dann sind wir zurück und sind...ähm..." Sie verstummte unsicher und warf Harriet einen fragenden Blick zu.

Parvati hatte weniger Skrupel. „Es ist alles nur Harriets Schuld! Zuerst schleppt sie uns auf diese grässliche Todestagsfeier, wo lauter verrückte Geister und nur vermodertes Essen zu finden sind, und dann rennt sie wie eine Verrückte hier...ähm... her." Parvati unterbrach sich verlegen und Harriet warf ihr einen tödlichen Blick zu. Danke Parvati, vielen Dank. Du bist eine echt tolle Freundin.

Alle Blicke richteten sich auf Harriet (Auch die der Lockhart-Abbilder an der Wand, was Harriet als sehr beunruhigend empfand). „Alscho...", begann sie, „Dasch mag sisch jetzt mergwürdig anhören, und vielleischt (hatschi) war die ganze Sache mit Professor Quirrell und Lord Vol...ähm Sie wissen schon...letztes Jahr doch zu viel für mich. Aber ich bin einer mörderischer Stimme gefolgt."

„Mörderische Stimme?", echote Professor McGonagall. „Was hat diese mörderische Stimme gesagt?", erkundigte sich Dumbledore vorsichtig. „Nun ja, Dinge wie töten, reißen, zerfetzten und noch eine ganze Reihe Synonyme. Ach ja, und sie hatte wohl Hunger ... Oh, und ich hab sie nicht zum ersten Mal gehört. Neulich bei meiner Strafarbeit hab ich sie auch in Professor Lockharts Büro gehört!", berichtete Harriet und musterte die zweifelnden Gesichter. „Hier? Wie schauderhaft", meinte Lockhart. „Außer mir scheint sie keiner zu hören", gab die junge Hexe zu, „Aber ich höre ja ständig irgendwelche Geräusche in diesen Schloss."

„Das ist eine lächerliche Ausrede!", zischte Filch, „Und sie überdeckt keinesfalls deine Schuld!" „Miss Potter würde so eine Geschichte wohl kaum erfinden", ergriff Snape nun endlich ihre Partei. „Meine Katze wurde versteinert!"

Harriet starrte aus Miss Norris. „So was würde ich doch niemals tun", meinte sie schüchtern an Filch gewandt, „Tiere sind doch die besseren Menschen. Ich tue ihnen nichts. Höchstens Wespen und Gellsen, aber die sind der natürliche Feind des Menschen!" Filch ließ sich davon keineswegs beeindrucken. „Du warst mir schon immer suspekt, Potter", knurrte er, „Mein Gefühl sagt mir, du kommst nach deinem Vater." Dumbledore stellte sich schützend vor Harriet. „Das reicht jetzt, Argus. Miss Potter ist bereits verstört genug", befahl er, „Professor Sprout ist gerade dabei Alraunen zu züchten, sobald diese die richtige Größe erreicht haben, können wir ein Gegenmittel brauen." An Harriet, Hermine, Lavender und Parvati gewandt fuhr er fort: „Und ihr vier seht jetzt zu, dass ihr so schnell wie möglich ins Bett kommt!"

Die vier Mädchen machten sich auch schon auf den Weg. „Harry, das tut mir leid. Ich hab nicht nachgedacht. Snape hat uns praktisch beschuldigt und...ich wollte nicht, dass du da stehst wie ein Idiot", versuchte Parvati sich zu entschuldigen. Harriet warf ihr einen bösen Blick zu. „Das ist dir allerdings sehr gut gelungen", erwiderte sie spitz.

Am nächsten Morgen wusste natürlich schon die ganze Schule von dem Vorfall. „Da lässt man euch einmal alleine, und schon geratet ihr in Schwierigkeiten", meinte Ron tadelnd, „Von jetzt an pass ich wieder auf euch auf." Das war Harriet nur recht.

Im großem und ganz schien das Schicksal von Mrs. Norris niemanden außer Harriet und Ginny sehr zu betrüben. Harriet tat ihr bestes um das jüngere Mädchen, das Katzen sehr liebte, zu trösten. Die Kammer des Schreckens hingegen beschäftigte alle. Niemand schien zu wissen was diese eigentlich war (außer Draco vielleicht, aber den wollte Harriet wirklich nicht fragen). Hermine versuchte vergeblich sich ein Exemplar der Geschichte von Hogwarts auszuborgen.

Also beschloss Harriet Nägel mit Köpfen zu machen und sie fragte in der nächsten Geschichte Stunde einfach Professor Binns (der ein Geist war) danach. Da Harriet Binns Lieblingsschülerin war (da sie abgesehen von Hermine als einzige Interesse an seinem Fach zeigte), beantwortete er ihr ihre Frage bereitwillig. „Also, ich muss vorweg schicken, dass das ganze nichts weiter als eine lächerliche Legende ist und nichts mit Tatsachen zu tun hat, und Tatsachen unterrichte ich hier schließlich („Bitte, Professor", bettelte Harriet). Also gut." Und Binns begann zu erzählen.

Er erzählte die Geschichte der vier Gründer von Hogwarts: Godric Gryffindor, Salazar Slytherin, Helga Hufflepuff und Rowena Ravenclaw. Zuerst waren die vier Zauberer Freunde und arbeiten zusammen, doch dann zerstritten sie sich. Slytherin wollte nur Schüler reinen Blutes in seine Schule aufnehmen, Kinder von Muggeleltern wollte er nicht ausbilden. Es kam zum Streit zwischen Slytherin und Gryffindor und Slytherin verließ schließlich die Schule. Der Legende nach ließ Slytherin allerdings bevor er verschwand eine Geheimkammer im Schloss einbauen, von der die anderen nichts wussten. Slytherin versiegelte sie Kammer, so dass niemand sie öffnen könnte, bis sein wahrer Erbe an die Schule kommen würde. Er allein sollte in der Lage sein die Kammer zu öffnen und jenen Schrecken hinauszulassen, der die Schule von all jenen säubern würde, die unwürdig wären.

„Das ist natürlich purer Unsinn", schloss Binns, „Etliche Lehrer haben das Schloss öfter durchsucht. Es wurde keine geheime Kammer gefunden."

Hermine hob ihre Hand. „Sir, was ist dieser Schrecken, der sich in der Kammer verbergen soll?", erkundigte sie sich. „Was weiß ich, Miss Gringer. (Binns hatte so seine Probleme mit Namen) Irgendein Monster, das nur der Erbe Slytherins im Griff hat", erwiderte der Geist. Als er die beunruhigten Blicke der Schüler sah fügte er hinzu: „Aber keine Sorge. Dieses Wesen existiert nicht, da es keine geheime Kammer gibt."

„Aber was wenn die Kammer nur vom Erben Slytherins gefunden werden kann? Dann kann sie doch auch kein anderer aufspüren", wandte Seamus Finnigan ein. „Unsinn, Flaherty", gab Binns zurück, „Eine lange Reihe von Schulleitern hat nichts gefunden. Direktor Dumbledore hat nichts gefunden. Es gibt nichts zu finden."

„Aber, Sir", piepste Parvati, „Wenn man Schwarze Magie braucht um..." „Nur weil man etwas nicht einsetzt, heißt das nicht, dass man es nicht beherrscht, Miss Pennyfeather." Und an Dean gewandt, der gerade den Mund öffnete um etwas zu sagen, fügte er hinzu: „Das reicht jetzt. Es gibt diese Kammer nicht. Findet euch damit ab. Und jetzt weiter im Stoff: Die internationale Zaubererversammlung 1289 beschloss also, dass..."

„Ich hab immer gewusst, dass Salazar Slytherin ein Schwachkopf war", verkündete Ron später beim Essen, „Aber, dass er mit der ganze Sache mit dem reinen Blut angefangen hat..." Er schüttelte angewidert den Kopf. „Bin ich froh, dass ich nicht nach Slytherin gesteckt wurde."

„Das ist dein Standpunkt, Ron. Ein Slytherin würde vermutlich das Gleiche über Gryffindor denken", gab Harriet zu bedenken. Dann stöhnte sie leise. Colin Creevey stand vor ihren Tisch. „Ähm, hi Harriet", sagte er. „Hallo, Colin." „Ein Junge in meiner Klasse sagt, dass du..." „Bye, Colin", unterbrach ihn Harriet stand auf und ließ ihn stehen. Sie hatte jetzt wirklich keine Lust auf eine von Colins Geschichten. Hermine und Ron folgte ihr.

„Erinnert ihr euch an das Wasser? Vielleicht hat Myrte gesehen was mit Mrs. Norris passiert ist", meinte Hermine, „Wir sollten sie fragen." „Myrte? Wer ist Myrte?", wunderte sich Ron. „Der Geist der im ersten Stock am Mädchenklo", erklärte Harriet. „Glaubt ihr etwa wirklich, dass es eine Kammer des Schreckens gibt?", zweifelte Ron und sah seine Freundinnen groß an. „Irgendetwas hat Mrs. Norris versteinert. Und ich bezweifle, dass es nur ein Schüler war, der Filch einen Streich spielen wollte", entgegnete Harriet und Hermine nickte zustimmend. „Seht mal", meinte sie und deutete auf etwa zwanzig winzige Spinnen, die den Gang entlang liefen, „Habt ihr schon mal so viele Spinnen auf einen Haufen gesehen?"

Ron schauderte. „Ich mag Spinnen nicht", maulte er zitternd. „Ron, hast du etwa Angst vor Spinnen!", neckte ihn Harriet und beobachtete den Weg der Krabbeltiere. „Du hättest auch Angst vor Spinnen, wenn du..." „Wenn ich was?" „Wenn du drei Jahre alt bist und dein Teddybär verwandelt sich plötzlich in eine riesige Spinne", schloss er mit hochroten Ohren, „Eben hast du ihn noch geknuddelt und plötzlich hat er zu viele Beine..." Er schluckte. Hermine klopfte ihn aufmunternd auf die Schulter. „Keine Angst, wir beschützen dich", versprach sie.

Vor dem Klo der Maulenden Myrte hielt Ron an. „Ich kann da nicht rein, das ist ein Mädchenklo", erklärte er. „Ach, sei kein Frosch, Ron. Ist doch eh keiner drinnen." Mit diesen Worten stupste Harriet Ron in den Toilettenraum. „Hallo, Myrte", begrüßte Hermine das Geistermädchen.

„Das ist ein Mädchenklo, und das ist ein Junge!", erwiderte Myrte und zeigte anklagend auf Ron. Rons Ohren wurden wieder rot. „Wir wollten ihm nur zeigen wie nett du es hier hast", erklärte Hermine schnell, „Wie geht es dir?"

Myrte brach in Tränen aus. „Was soll diese Frage! Das interessiert dich doch nicht! Du und deine Freundinnen, ihr lacht heimlich über mich! Peeves hat mir alles erzählt!", jammerte sie. Harriet trat vor. „Hallo, Myrte. Ich bin Harriet. Wir wurden uns bisher noch nicht vorgestellt, also hi", sagte sie, „Ich hab mich gefragt...ist dir neulich nach der Todestagsfeier irgendetwas ungewöhnliches aufgefallen? Hast du jemanden hier gesehen?"

„Ich hab nicht darauf geachtet", schniefte Myrte, „Peeves hat mich derartig in die Verzweiflung getrieben, dass ich mich umbringen wollte, aber dann wurde mit klar, dass...dass..." „Du schon tot bist?", meinte Ron hilfreich, woraufhin Myrte einen klagenden Schrei losließ und sich kopfüber in die Kloschüssel stürzte. „Viel gebracht hat das nicht gerade", meinte Ron als sie das Klo wieder verließen.

„RON! Das ist ein Mädchenklo!", rief Percy entsetzt, der wie angewurzelt am Treppenansatz stand, „Was habt ihr..." Sein Gesichtsausdruck wies daraufhin, dass er sich das Schlimmste ausmalte. „Wir haben nur nach Spuren gesucht", erklärte Harriet schnell. „Aber ihr solltet nicht hier sein. Nicht während alle anderen beim Abendessen sind! Was macht das denn für einen Eindruck!", schimpfte er und Ron wollte schon zurück schimpfen, als Harriet schnell erklärte: „Wir gehen schon." Und Ron mit sich fort zerrte.

„Wer könnte es sein?", überlegte Hermine später im Aufenthaltsraum der Gryffindors, „Wer könnte alle Muggelkinder vertreiben wollen?" „Malfoy, natürlich", meinte Ron sofort, „Ihr habt ihn doch gehört: Ihr seid die nächsten Schlammblüter." Harriet runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass es Draco ist. Aber ein Slytherin auf jeden Fall. Draco weiß vielleicht wer es ist..." „Aber er wird es uns kaum sagen", entgegnete Ron trocken. „Doch wird er", widersprach Hermine.

„Häh?" Ron und Harriet sahen sie an als hätte sie den Mond vom Himmel geholt. „Wir brauchen nur ein wenig Vielsafttrank", erklärte das Mädchen, „Dann können wir die Gestalt von beliebigen Slytherins annehmen und Malfoy aushorchen."

„Viel-was?"

„Wie?"

Hermine seufzte. „Hört ihr im Zaubertrankunterricht eigentlich niemals zu? Mal sehen, wir brauchen das Buch Höchst potente Zaubertränke. Aber das kriegt man nur mit Lehrererlaubnis und Snape wird sie uns kaum geben..."

Harriet grinste. „Das dürfte unser kleinstes Problem sein", meinte sie nur.

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