11. Das Duell
Am nächsten Morgen eilte Harriet sofort zu Colins Bett hinüber. Der Junge sah wirklich erstarrt, fast wie tot aus, genau wie Mrs: Norris. „Es tut mir leid, Colin", flüsterte Harriet, „Ich verspreche dir, ich mache es wieder gut. Ich finde heraus, wer die Kammer des Schreckens geöffnet hat und halte ihn oder sie auf." Dann fiel ihr auf, dass sie sich deutlich besser fühlte, was bedeuten musste, dass ihr Knochen wieder da war. (Glück für Lockhart, sie hätte ihn sonst vermutlich auf Körperverletzung verklagt).
Natürlich erzählte Harriet Hermine und Ron sofort von ihrem nächtlichen Gespräch mit Dobby. „Das bedeutet also, dass die Kammer schon einmal geöffnet wurde", flüsterte Hermine aufgeregt, „Aber von wem?"
„Ist doch ganz klar: Lucius Malfoy hat es getan als er noch auf Hogwarts war, und jetzt setzt sein Sohn die Arbeit fort", meinte Ron zielsicher. „Ich wäre mir da nicht so sicher", erwiderte Harriet leise, „Es könnte doch auch sein, dass..." „Hey, Leute! Was brütet ihr denn jetzt schon wieder aus!", fuhr Lavender fröhlich dazwischen. „Nichts!", erwiderten die drei Schüler erschrocken wie aus einem Mund. Immerhin musste ja nicht jeder erfahren, dass sie vorhatten den Erben Slytherins zu fangen.
In der zweiten Dezember Woche standen die Namen der Schüler fest, die über Weihnachten in Hogwarts bleiben würden. Zur Freude der drei Verschwörer war auch der Großteil der Slytherins darunter. Inzwischen hatten sie beschlossen, dass Ron sich in Blaise Zabini, Hermine in Millicent Bulstrode, und Harriet in Pansy Parkinson, ein unausstehliches Mädchen, das ständig verliebt um Malfoy herumschwänzelte, verwandeln würde.
Die Schwierigkeit war an Proben von ihren Opfern zu kommen, aber darum mussten sie sich vorläufig noch keine Gedanken machen. Zuerst mussten sie sich die fehlenden Zutaten aus Professor Snapes persönlichen Vorrat besorgen. Harriet hätte am liebsten alles mit ihren Unsichtbarkeitsumhang besorgt, aber dann hätte Professor Snape mit Sicherheit gewusst, wer der Dieb wäre. Hermine hatte sich schon einen Plan überlegt. „Ihr müsst Snape in der nächsten Zaubertranksrunde nur für fünf Minuten ablenken. Am Besten ihr stiftet soviel Chaos wie ihr könnt", erklärte sie. „Kein Problem, im Chaosstiften bin ich ungeschlagen", versprach Harriet trocken und fand es eigentlich auch selbst alles andere als lustig.
Den Kessel zum Explodieren zu bringen war kein Problem, allerdings meinte es Harriet zu gut und erwischte zuviel von den Feuerkrachern, was dazu führte, dass sie selbst das Meiste abbekam. „POTTER!" Professor Snape sah aus als würde er gleich ebenfalls explodieren.
Harriet sah ihn unter Tränen (echte Schmerzenstränen) entschuldigend an. „Tut mir leid, Professor", bekannte sie und der Lehrer, etwas milder gestimmt, zerrte sie unwillig, zur Krankenstation. „Wenn ich zurück bin, erwarte ich, dass aufgeräumt wurde", zischte er, „Und wenn ich herausfinden sollte, dass das kein Unfall war, geht es dem Verantwortlichen schlecht." (Keine Sorge. Das ist schon der Fall, dachte Harriet humorlos, Was man nicht alles auf sich nimmt um zu das Böse zu stoppen!).
„Wie kann man nur so unfähig sein, Potter!", schimpfte Snape, in einen allerdings sehr nachsichtigen Tonfall, „Sie scheinen wirklich kein gutes Händchen für Zaubertränke zu haben. Von Longbottom bin ich das gewohnt, aber von Ihnen hätte ich inzwischen mehr erwartet." Harriet zuckte hilflos die Schultern. Was sollte sie auch sagen?
„Du hättest nicht gleich so übertreiben müssen, Harry", meinte Hermine später. Harriet zuckte die Schultern. „Wenigstens war Snape wirklich abgelenkt", erwiderte sie. Sie erreichten eine Gruppe Schüler, die augenblicklich verstummten als sie die Mädchen erblickten. Harriet runzelte die Stirn. „Was haben die denn?", wunderte sie sich. „Nun ja", meinte Hermine, „Ist dir nicht aufgefallen, dass..."
„Dass was?"
„Dass dich einige Schüler für den Erben Slytherins halten."
Harriet starrte sie groß an. „So ein Unsinn, es heißt doch Erbe und nicht Erbin." „Das ist den meisten ziemlich wurscht." „So ein Quatsch." Harriet war nur leicht amüsiert. „Wo steckt eigentlich Ron?", erkundigte sie sich. Hermine wollte gerade antworten als sie laute sich streitende Stimmen hörten.
„Das nimmst du gefälligst zurück, Parkinson!" Hannah Abbott starrte Pansy Parkinson wütend an. „Oh, da kommt sie ja schon", spottete Parkinson als sie Harriet erblickte. „Was ist los?", erkundigte sich diese. „Parkinson behauptet, dass du...also dass du, na ja, die Erbin Slytherins bist", erklärte Hannah zögerlich. Heh, da setzt sich ja jemand wirklich für mich ein!
„Geh einfach nicht auf sie ein, Hannah. Ihr fällt wohl nichts Besseres ein um sich in den Mittelpunkt zu spielen", riet Harriet und bedachte Pansy mit einem herblassenden Blick. „Rede nur Potter", meinte Parkinson spöttisch, „Bald wird dir keiner mehr das Unschuldslamm abnehmen, ach ja und noch was: Lass die Finger von Draco. Er gehört mir!" Pansy stand nun direkt vor Harriet und funkelte sie bedrohlich an.
„Keine Sorge, Parkinson. Ich will nichts von Malfoy. Aber, dass er nichts von dir will, wundert mich nicht. Immerhin hat er Geschmack." Pansy sah so aus als würde sie jeden Moment auf Harriet losgehen, doch in diesem Moment kam Justin Finch-Fletchley (Harriet hatte sich seinen Namen wegen des göttlichen Klangs gemerkt) angerannt. „Stellt euch vor! Sie wollen einen Duellierclub gründen!", verkündete er. Jetzt wusste Harriet wo Ron steckte.
Ron war von der Aussicht auf den Duellierclub begeistert, Harriet ging eher aus Neugierde hin, und bereute es schnell wieder. Denn niemand anderer als Gilderoy Lockhart erteilte ihnen Duellierunterricht. Der einzige Lichtblick war sein „Assistent" Severus Snape, der Lockhart bei der Demonstration auch gleich aufs Kreuz legte, wofür ihn Harriet (sowie auch einige Jungs) anerkennenden Applaus zollte. Danach wurden sie in Paare aufgeteilt und begannen selbst gegeneinander zu kämpfen. Obwohl Lockhart „Nur Entwaffnen!" befahl, gab es einige „Unfälle". Ron war Draco zugeteilt worden, was aufgrund seines kaputten Zauberstabes nur für ihn selbst unangenehme Folgen hatte.
„Und nun werden wir demonstrieren wie man feindliche Zauber abblocken kann. Ich brauche zwei Freiwillige. Harriet (Harriet hätte es schwören können) und...". Lockhart überlegte. Pansy zeigte auf. „Ich will, Professor!", verkündete sie lautstark. „Na gut, Miss Parkinson." Pansy grinste Harriet auf eine Art und Weise an, die dem Mädchen gar nicht gefiel, doch s war zu spät um einen Rückzieher zu machen. Lockharts Demonstration des Abblockzaubers half ihr auch nicht viel weiter, da der Mann seinen Zauberstab einfach fallen ließ. Harriet sandte Snape eine „Hilfe"-Blick, doch Pansy war schon in Position gegangen. Harriet hob ihren Zauberstab und schluckte.
„Eins-zwei-drei-los!"
„Serpen-sortia!", rief Pansy.
Eine riesige Schlange baute sich vor Harriet auf. Pansy grinste bösartig. „Nicht bewegen, ich entferne sie", befahl Snape, doch Lockhart wedelte bereits mit seinen Zauberstab in Richtung Schlange diese wandte sich inzwischen Justin zu, der ihr gefährlich nahe stand. Harriet wusste selbst nicht, welche ihrer Gehirnzellen aussetzte als sie die Schlange anschrie. „Weg von ihm!" Noch verrückter wurde es als die Schlange sie ansah, als hätte sie die Worte verstanden und ihr sogar gehorchte.
Allerdings sah nun Justin Harriet an, als wäre sie irgendeine Form von Monster. Snape ließ die Schlange verschwinden und auch bedachte Harriet mit einem seltsamen Blick. Irgendwie sahen sie alle seltsam an. „Was ist denn?", erkundigte sich Harriet leise bei Hermine, die hinter ihr stand. „Du- du hast mit der Schlange gesprochen..." „Ja und?" Snape zerrte sie mit sich fort.
„Wussten Sie, dass Sie ein Parselmund sind, Miss Potter?", erkundigte er sich. Harriet tastete instinktiv ihre Lippen ab. „Ein was?"
„Ein Parselmund. Sie können mit Schlangen sprechen."
„Oh. Das. Ja, da war die Sache mit der Boa, die noch nie in Brasilien war. Aber ich dachte, dass ist ganz normal in der Zaubererwelt. Kann das nicht jeder?"
„Die Gabe mit Schlangen zu sprechen, ist sehr selten. Es gab nur wenige Zauberer die das konnten. Salazar Slytherin zum Beispiel und der dunkle...wie auch immer. Was haben Sie der Schlange gesagt?"
„Das haben Sie doch gehört! Ich hab ihr gesagt, dass Sie Justin in Ruhe lassen soll!"
„Wie sollte ich das wissen, Sie haben doch Parsel gesprochen."
„Moment mal, Parsel ist eine eigene Sprache!" Sie erinnerte sich an all die verrückten Dinge, die sie erfahren hatte seit sie in die Zaubererwelt eingeführt worden war, aber inzwischen war ihr gar nicht mehr danach zu Mute „Irre" zu sagen.
Sie machte sich auf um Ron und Hermine zu suchen. Im Gryffindor Gemeinschaftsraum waren Lavender und Parvati gerade in eine Diskussion vertieft. „Wie kannst du so was nur sagen, Parvati! Harry ist unsere Freundin!" Lavenders Gesicht war hochrot.
„Sieh, dir doch nur mal die Beweislage an! Ein kleines unschuldiges Baby hat es irgendwie geschafft einen Angriff des dunkelsten Schwarzmagiers zu überleben, den es jemals gegeben hat. Sie ist ein Parselmund. Salazar Slytherin war auch einer. Alle hassen Mrs. Norris. Harriet war es die sie gefunden hat, sie war mit ihr alleine bevor wir anderen ankamen. Und Colin? Er ist ihr ständig auf die Pelle gerückt! Ich an ihrer Stelle hätte ihn auch versteinert. Zu Schade, dass Parkinson eine Reinblüterin ist."
„Harry würde so etwas nie tun!" „Wirklich? Du kennst doch ihre Launen. Wenn sie explodiert dann..."
„Das stimmt schon, aber..."
In diesem Moment sahen sie Harriet. Parvati öffnete den Mund. „Harry!" Harriet drehte sich um und stürme davon. Sie hielt es keine Sekunde länger in diesen Raum aus.
Sie rannte so schnell sie konnte den Gang entlang an einer Gruppe Hufflepuffschülern vorbei. „Auf jeden Fall hab ich Justin geraten sich von ihr fernzuhalten..." Noch mehr Anschuldigungen. Sie rannte weiter und stieß mit Hagrid zusammen, der einige tote Hähne mit sich herum schleppte. „Oh, Harry. Hi, schon der zweite tote Hahn dieses Jahr...Stimmt was nicht?"
Harriet stürmte einfach an ihm vorbei. Jetzt kamen ihr wirklich die Tränen. Zwei ihrer besten Freundinnen hatten sich ernsthaft darüber unterhalten, ob sie die Erbin die Slytherins war oder nicht! Die ganze Schule schien inzwischen dieser Meinung zu sein! Schluchzend saß sie auf den Stufen und hoffte, dass Peeves nicht vorbeikam. „Harriet? Harriet, was ist denn los? Stimmt was nicht?", fragte eine sanfte Stimme. Harriet sah auf. „Percy..."
Hinter Percy stand ein fremdes Mädchen in seinem Alter, das sie nicht kannte. Harriet schniefte. „Was ist passiert?" Percy legte ihr die Hand auf die Schulter und sah sie fragend an. Harriet stürzte sich in seine Arme und heulte in seine Robe. „Parvati hat...und Lavender hat...und alle anderen...und ...und..."
Percy war sehr geduldig und hörte sich die ganze Geschichte an und tröstete Harriet so gut er konnte. „Parvati, dieses Schandmaul, knöpfe ich mir persönlich vor. Darauf kannst du dich verlassen. Und auf alle andern musst du nichts geben", meinte er schließlich, „Wir wissen, dass du nicht die Erbin Slytherins sein kannst. Außerdem spricht die Legende von einem Erben." Der verunglückte Scherz kam bei Harriet sogar an.
Sie schniefte. „Tut mir leid, dass ich in deine Robe gerotzt habe", sagte sie niedergeschlagen. „Kein Problem, Das darfst du jederzeit wieder tun, wenn dir danach ist. Oh, das ist übrigens Penelope." Percy deutete auf das Mädchen.
„Hi, Harriet", sagte Penelope unsicher und nahm unter Harriet auf den Stufen Platz. „In Ravenclaw glaubt keiner, dass du die Erbin oder der Erbe Slytherins bist", meinte sie, „Das kann nur ein Slytherin sein. Vielleicht ist es ja Professor Snape. Oder nein, ich weiß Lockhart. Damit er uns alle retten kann und einen neuen Bestseller herausbringt!"
Gegen ihren Willen musste Harriet lachen. „Du bist also Percys Freundin", stellte sie fest. Percy wurde rot. „Ähm, bitte.." „Keine Sorge, ich sag's nicht weiter. Fred und George würden dich sonst ewig aufziehen...Sie ist nett, und hübsch. Kompliment." Percy wurde noch röter. „Danke, Harriet", meinte Penelope freundlich, „Ich kenne noch jemanden, der nett und hübsch ist..." „Sag Harry."
Als es ihr besser ging, machte sie sich mit Percy und Penelope auf dem Weg zurück zum Gryffindorturm. Auf halben Weg fanden sie dann die neuesten Opfer des Angreifers. Justin Finch-Fletchley lag steif am Boden, über ihm schwebte der Fast-Kopflose Nick.
Reviews?
