12. Mission: Draco Malfoy
„Du solltest mir wirklich alles sagen was du weißt, Harriet", meinte Dumbledore. Harriet saß ihm gegenüber in seinem Büro und starrte auf die Asche seines Vogel aus der sich soeben ein neuer junger Phönix erhob. Im ersten Moment war sie zu Tode erschrocken als der Vogel (sein Name war übrigens Fawkes) vor ihren Augen zu Staub zerfallen war, aber Dumbledore hatte ihr gesagt, dass das durchaus normal war.
Harriet erzählte Dumbledore also noch einmal alles über die unheimliche Stimme und alles das ihr die Kammer des Schreckens einfiel (Den Vielsafttrank verschwieg sie allerdings und Dobby erwähnte sie nur kurz als „jemand, der sich um mich sorgt"). „Und das Ding, das sie Leute versteinert hat, ist vielleicht eine Schlange", schloss sie ihren Bericht.
„Wie kommst du darauf?", erkundigte sich Dumbledore. „Na ja, weil ich offenbar Parsel spreche, und das erklären würde warum nur ich die Stimme hören kann", meinte Harriet, „Zumindest ist mir diese Alternative lieber, als diejenige die besagt, dass ich verrückt werde."
„Gibt es sonst noch etwas worüber du mit mir sprechen willst, Harriet?", erkundigte sich der alte Zauberer; „Egal was es ist." Harriet schüttelte den Kopf. „Gut, aber denk immer daran, ich bin für dich da." Na wunderbar, das arme elternlose Waisenkind braucht dringend einen Erwachsenen bei dem es sich ausheulen kann. Der Gedanke war gar nicht so abwegig, aber sie zog es vor in Percys Robe zu rotzen anstatt mit Dumbledore über ihre Gefühle zu reden. Das viel ihr eindeutig leichter.
Der Doppelangriff auf Justin und den Fast Kopflosen Nick löste eine wahre Welle der Panik aus. Beinahe alle wollten nach Hause. Nur die Slytherins schienen sich keine Sorgen zu machen.
Nun schienen wirklich alle zu glauben, dass Harriet die Erbin Slytherins war. Fred und George machten einen Witz daraus. „Macht Platz für die Erbin Slytherins!", verkündeten sie zum Beispiel wenn Harriet durch die Gänge des Schlosses spazierte, „Die böseste Hexe der Welt hat es eilig!" Harriet fand das gar nicht witzig. Je öfter Percy die Zwillinge daraufhin wies, dass dieses Verhalten nicht angebracht war, desto schlimmer wurde es.
Schließlich zuckte sogar Ginny aus. „Ach, hört doch auf!", schrie sie aufgebracht als Fred und George so taten als würden sie Harriet mit einem Kreuzzeichen von sich fernhalten wollen, „Harriet ist schon fertig genug, sie muss sich nicht auch noch euren Mist gefallen lassen!" Damit nahm sie Harriet die Worte aus dem Mund. Die Zwillinge zeigten daraufhin dann doch eine Art schlechtes Gewissen.
„Du weiß doch, dass wir das nicht ernst meinen, oder Harry?", fragte George. „Und auch nicht böse", fügte Fred hinzu. „Es ist nur, wir finden die Vorstellung, dass du die Erbin Slytherins sein vollkommen lächerlich", erklärte George, „Du kannst ja nicht einmal eine Fliege erschlagen ohne in Tränen auszubrechen." Obwohl das nun eigentlich kein Kompliment war, war Harriet doch froh, dass wenigstens die Weasleys und Hermine geschlossen hinter ihr standen. „Ich will aber trotzdem, dass ihr damit aufhört. Es verletzt mich", meinte sie und die Zwillinge versprachen es zu versuchen.
Kurz vor den Ferien versuchte sich Parvati bei Harriet zu entschuldigen. „Harry, hör mal, es tut mir leid, was ich da gesagt habe. Du weißt, ich spreche oft ohne vorher nachzudenken, und ich..."
„Glaubst du, dass ich die Erbin Slytherins bin, oder nicht?", unterbrach sie Harriet. „Ich … ich..." „Ja oder nein?" „Ich bin nicht sicher", gab Parvati kleinlaut zu. „Dann haben wir uns nichts zu sagen", entgegnete Harriet hart. Parvati zog sich geknickt zurück. Harriet sah ihr nach, warf sich dann deprimiert aufs Bett und knuddelte Schir Kahn. Sie unterdrückte die Tränen (immerhin wollte sie nicht Fred und George recht geben) und holte das Album, das ihr Hagrid geschenkt hatte mit den Fotos ihrer Eltern hervor.
„Mom, Dad, ich fühle mich so alleine", meinte sie leise als sie das Album durchblätterte. Wer war eigentlich dieser freundlich grinsende gutaussehende junge Mann, der auf recht vielen Bildern gemeinsam mit ihren Eltern zu sehen war? Sie beschloss Hagrid bei nächster Gelegenheit zu fragen. Ob sich ihre Eltern auch mit so einem Mist herumschlagen hatten müssen? Hermine kam herein und setzte sich zu Harriet auf das Bett. „Du weißt, dass ich dich lieb habe, oder?" Harriet nickte nur. „Mach dir keine Sorgen, in den Ferien quetschen wir Malfoy aus und dann hat die ganze Scheiße ein Ende... Der Trank ist so gut wie fertig." Dann umarmte sie Harriet. „Es wird alles wieder gut. Du wirst sehen." Harriet wollte ihr so gerne glauben.
Sie brauchten noch Stücke der Leute zu denen sie werden wollten. Hermine hatte sich Haare von Millicent Bulstrodes Umhang geklaut. Der Rest war nicht ganz so leicht. Harriet beschloss sich mit Pansy zu prügeln, wenn nötig, um an deren Haare zu kommen. Das war gar kein Problem, denn die gute Pansy nutze fast jede Gelegenheit um Harriet zu provozieren. Zuletzt stürzte sich die junge Hexe einfach auf sie und krallte sich in ihren Haaren fest. Pansy schrie, Harriet riss, Percy kam angerannt und schimpfte, Millicent feuerte Pansy an und Professor Snape trennte sie wütend. „Potter! Parkinson! Wenn ich so etwas noch einmal erlebe, dann...", drohte er und Harriet ließ die Triade über sich ergehen.
Nachher präsentierte sie Ron und Hermine grinsend einige Haare. „Ich hab ihren Skalp!" Ron wirkte richtig stolz. „Du hättest sicher gewonnen!", meinte er.
An Rons Stück von Zabini zu kommen, stellte sich als wesentlich schwieriger heraus. Blaise war ein eher schüchterner Junge, der sich nicht provozieren ließ und gerne um Malfoy und seine Gorillas herumschwänzelte. „Nimm doch lieber Crabbe oder Goyle", schlug Hermine vor. „Vergiss es! Ich trinke auf keinen Fall was wo Goyles Zehnnägel drinnen sind!"
Harriet beschloss schließlich den Job zu übernehmen. Sie passte Blaise nach der letzten Zaubertrankstunde (in der Snape darauf achtete, dass sie und Pansy durch den gesamten Klassenraum getrennt wurden) ab. „Hey, Blaise!" Mit diesen Worten zog sie den Jungen zur Seite. „Ähm, Potter. Hallo, ich muss weiter…" Harriet hielt ihn fest.
„Blaise", begann sie mit, ihrer Meinung nach, verführerischer Stimme, „Blaise, hab ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass ich dich ziemlich heiß finde?" Blaise sah aus als hätte er seine Zunge verschluckt. Er schüttelte stumm den Kopf. „Ich hätte da eine Bitte an dich, ich weiß sie klingt merkwürdig, aber...würdest du mir eine Haarlocke von dir schenken?"
„Ähm, willst du nicht lieber eine von sagen wir...Lockhart?"
„Lockhart! Ich hasse Lockhart!" (Das stimmte sogar). Blaise sah sie unsicher an. „Also, ich weiß nicht..." Harriet beugte sich näher vor. „Oh, bitte..." Sie sah ihn treuherzig an. Schließlich tat er ihr den Gefallen. Harriet strahlte und machte sich davon. „Heh, Potter! Willst du mal, ich meinen, ausgehen!", rief Blaise ihr hinterher. „Klar, sag mir nur wann!" Und schon war sie weg.
„Dafür bist du mir was schuldig, Ron", meinte sie nur als sie Ron die Haarlocke überreichte.
Zu Weihnachten bleiben aus Gyrffindor nur die Weasleys, Hermine und Harriet. Der Weihnachtstag begann mit Geschenken (Einem Pullover von Misses Weasley, eine alte Bürste von Tante Petunia und Onkel Vernon, einer schwarzen Mappe von Ron, einem Schundroman von Hermine, einem Photo von ihr und Hermine und Ron von Hagrid und einer Packung Schokofrösche von Percy). Lavender und Parvati hatten ihr wieder gemeinsam ein Geschenk besorgt, aber Harriet brachte es nicht über sich es zu öffnen. Sie verstaute es in ihren Kasten.
In der Großen Halle wurde gefeiert. Hagrid trank zuviel Eierpunsch, Snape sah so aus als würde er Lockhart jede Sekunde mit einem Messer erstechen (leidere tat er es nicht) und Malfoy hatte offenkundig schlechte Laune (Was auch daran liegen konnte, dass Pansy um ihn herum schwänzelte und mit lockhartähnlicher Stimme jedes seiner Worte mit „Du bist so klug, Dracooo" quittierte). Harriet probierte den Eierpunsch und ihr wurde natürlich schlecht.
Am Nachmittag machten sich Harriet, Hermine und Ron auf um den Vielsafttrank fertig zu mischen und auszuprobieren, wie immer im Klo von Myrte. Nachdem sie Trank getrunken hätten, hätten sie genau eine Stunde Zeit bis sie sich wieder zurück verwandeln würden. Der Trank schmeckte eklig, und Harriet übergab sich sofort ins Klo. Und dann war sie Pansy.
Sie kam aus dem Klo, hörte nicht auf Myrtes Maulen im hinteren Klo und betrachtete „Blaise", der sich unsicher vor dem Spiegel wand. „Absolut scharf, Ron", urteilte Harriet und erschrak über den fremden Klang ihrer Stimme. „Haha. Hermine, kommst du? Wir müssen gehen!"
„Ich- ich glaube ich komme nicht mit, geht ihr nur ohne mich", ertönte Hermines Stimme aus der Toilettenkabine. „Hermine, stell dich nicht so an. Parkinson ist auch keine Schönheit!" „Nein, im Ernst. Geht ohne mich! Beeilt euch!" „Pansy" und „Blaise" tauschten einen verwirrten Blick und machten sich dann auf um den Gemeinschaftsraum der Slytherins zu suchen.
Dort standen sie vor verschlossenen Türen. Zum Glück kam Draco vorbei. „Was steht ihr hier rum?", erkundigte er sich ohne Interesse und sagte: „Reinblüter." Die Türen zum Slytherinturm öffneten sich und sie traten ein.
Draco warf sich auf die dortige Bank. Harriet versetzte Ron einen Ellenbogenstoß und sie nahmen am Boden vor Draco Platz. Harriet meinte nun in bester (oder ihrer Meinung nach bester) Pansy-Imitation: „Du, Dracooo..." „Ja?" „Wir haben uns gefragt, weil du doch sooo klug bist, weißt du doch sicher wer der Erbe von Slytherin ist." Ron unterdrückte mühsam ein Lachen.
Draco runzelte die Stirn. „Hast du was, Blaise?", erkundigte er sich missbilligend. „Nein, nein", beeilte sich Ron zu sagen, „Nur Magenschmerzen. Vom Eierpunsch." „Aha."
Harriet sah Draco erwartungsvoll an. Der seufzte. „Wie oft, soll ich euch denn noch sagen, dass ich keine Ahnung habe?", stöhnte er. „Aber...weiß dein Vater denn gar nichts? Er ist doch auch sooo klug", versuchte Harriet es weiter. Draco sah sie merkwürdig an.
„Bist du betrunken, Pansy? Irgendwie redest du komisch...Wie auch immer, ich weiß nur, dass die Kammer vor fünfzig Jahren bereits einmal geöffnet wurde und damals ist sogar eine Schlammblüterin gestorben. Aber mein Vater will mir nichts erzählen, natürlich war das vor seiner Zeit, aber er weiß alles darüber. Die haben wahrscheinlich den Schuldigen erwischt und nach Askaban verfrachtet. Tja, sein Pech."
„Askaban!", entfuhr es Harriet bevor sie etwas dagegen machen konnte. „Natürlich, kennst du noch ein anderes Zauberergefängnis in England!" Draco sah sie missbilligend an. „Wenn nur nicht alle denken würden, es wäre Potter", fuhr er fort, „Das stellt sie mal wieder in den Mittelpunkt." „Oh, sie ist ja sooo pressegeil", meinte Harriet bestätigend.
„Ich meine, manche sagen ja sie wäre hübsch", sinnierte Draco. Harriet fiel aus ihrer Rolle. „Ach so? Wer denn?" „Ich habe gesagt manche. Nicht ich. Beruhig dich wieder, Pansy." „Nein, ich will es wissen." Draco dachte nach. „Dieser beknackte Hufflepuff Quidditch-Spieler." „Cedric!" Oh, bitte! „Was weiß ich wie der heißt. Und Wood, dieser Versager." Oliver? „Noch jemand?" „Pansy, was soll diese Inquisition?"
Ron stieß sie in die Rippen. „Ähm, Pansy...wir müssen jetzt ganz dringend gehen", meinte er. „Unsinn:" Harriet wollte noch mehr hören. Fand Cedric sie wirklich hübsch? Das war zu schön um wahr zu sein. „Wir müssen wirklich dringend gehen", zischte Ron, „Wegen der Uhrzeit." Draco sah ihn an als hätte er den Verstand verloren. Die Stunde ist um! (Immerhin hatten sie ewig nach dem Slytherinturm gesucht. Harriet hatte nämlich vergessen den Lageplan von Hogwarts mitzunehmen).
Harriet sprang auf. „Bis später, Draco!" Mit diesen Worten stürmten sie und Ron davon. „Was haben die denn für ein Problem?", wunderte sich Draco nur erstaunt.
Gerade noch rechtzeitig für ihre Rückverwandlung erreichten sie das Klo der Maulenden Myrte. „Gott, das war knapp", keuchte Harriet. „Du musstest dich ja auch unbedingt in deiner Eitelkeit sonnen", beschwerte sich Ron, „Hermine, komm raus, wir haben dir eine Menge zu erzählen!" Ein Schluchzen und ein „Verschwindet!" war die einzige Antwort.
„Hermine, was ist los?", fragte Harriet besorgt. Myrte kam angeschwebt. „Ohh, wartet nur bis ihr sie seht. Es ist fürchterlich", prophezeite sie. Sie hatte Recht. Hermine sah aus wie ein Katzenmensch. Sie hatte sogar einen Schwanz. „A-auf Millicents Umhang waren Katzenhaare. S-sie hat eine Katze", schluchzte Hermine. Tja, ein weiterer perfekter Tag im Leben von Harriet Potter.
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