13. Der Taschenkalender

Madam Pomfrey war nicht gerade erfreut. Hermine musste einige Tage auf der Krankenstation verbringen, was sie allerdings nicht vom Lernen abhielt.

Einige Tage nach Weihnachten wurde Harriet von Malfoy abgepasst und in eine stille Ecke gezerrt. „Wenn du etwas über die Kammer des Schreckens wissen willst, hättest du mich nur fragen müssen", meinte der Slytherin-Schüler. Harriet stellte sich dumm. „Ich weiß ehrlich nicht wovon du sprichst", meinte sie.

„Oh, komm schon. Sooo merkwürdig redet Pansy auch wieder nicht. Und überhaupt: Wer findet Harriet Potter hübsch? Ich will es wissen! Also bitte. Ich bin nicht blöd. Außerdem hat mir Blaise von deiner merkwürdigen Anmache erzählt", erklärte Draco großspurig.

„Vielleicht will ich ja wirklich was von ihm, schon mal daran gedacht?" Draco verdrehte die Augen. „Komm schon. Das waren das Wiesel und du, darauf wette ich! Selbst ein Hauself hätte eine überzeugendere Darstellung abliefern können!" Harriet fiel Dobby ein. „Habt ihr einen Hauself, Draco?", erkundigte sie sich. „Natürlich. Jede bessere Zaubererfamilie hat einen. Was interessiert dich das!"

„Du weißt nicht zufällig, wem ein Hauself namens..." Weiter kam sie nicht, denn Ron zerrte sie mit sich fort. „Wieso sprichst du mit Malfoy? Das solltest du nicht tun! Und von Dobby solltest du ihn überhaupt nicht erzählen", zischte er und zog sie mit sich fort. Harriet seufzte. Es war nicht leicht mit Jungs, nein, wirklich nicht.

Da Hermine auf der Krankenstation war, musste Harriet wieder alleine in ihrem Zimmer schlafen. Gar nicht erfreut versuchte sie es einen Nacht, zog aber dann doch wieder mit Decke und Schir Kahn in den Aufenthaltsraum um.

Das Geschenk von Parvati und Lavender lag noch immer in ihren Kasten. Sie hatte es öfter in der Hand gehabt, aber es bisher noch nicht über sich gebracht es zu öffnen.

Als Ron und sie dann kurze Zeit später von einem Besuch bei Hermine zurückkehrten, stand erneut alles unter Wasser, und dieses Mal klagte Myrte noch lauter als sonst. „Lass uns nachsehen", beschloss Harriet. „Aber...", setzte Ron zu schwachen Protest an, doch Harriet zerrte ihn mit sich in die Mädchentoilette.

Myrtes Geweine und Gezeter klang dieses Mal schon fast beängstigend. „Myrte, ich bin es Harriet. Was ist los?", erkundigte sich Harriet so mitfühlend wie möglich. Myrte schluchzte. „Sag schon!", verlangte Ron unwillig. Myrte kam aus ihrer Toilettenkabine geschossen. „Was los ist? Jemand wollte mich umbringen! Das ist los!", schrie sie.

„Aber, Myrte", meinte Harriet behutsam, „Du bist doch schon tot. Man kann dich nicht umbringen." „Na und! Das bedeutet noch lange nicht, dass ich keine Gefühle habe und man mich Bewerfen kann so oft man will!" „Bewerfen?" „Ja. Ich bin in meiner Toilettenkabine, denke an nichts böses, kümmere mich um meine Angelegenheiten und plötzlich wirft jemand ein Buch nach mir. Einfach so!" Heulend fuhr Myrte in die Höhe und schwebte an die Decke.

Harriet seufzte, ging zu Myrtes Kabine uns sah in die Kloschüssel. Tatsächlich schwamm ein Buch darin herum. Sie langte hinein und holte es heraus. „Nicht!", rief Ron, allerdings zu spät. Harriet sah ihn verstört an. „Was denn?" „Was wenn es gefährlich ist!" „Gefährlich?"

„Ja, mein Dad hat mir erzählt, dass das Ministerium schon öfter gefährliche Bücher beschlagnahmt hat. Eines brannte einem die Augen aus. Und eines brachte jeden der es gelesen hatte dazu für den Rest seines Lebens in Limericks zu sprechen (Harriet hatte keine Ahnung was Limericks sein sollte). Und eines...", ereiferte sich Ron. Harriet unterbrach ihn. „Danke, dass du mir das alles erzählt hast, nachdem ich das Buch aufgehoben habe." Ron stutzte. „Immerhin hast du es noch nicht geöffnet!", meinte er dann.

Harriet verdrehte die Augen und untersuchte das Buch vorsichtig. Das kleine schwarze Büchlein, wirkte ungefährlich. Sie schlug es auf. Es handelte sich um einen Taschenkalender. Auf der ersten Seite stand der Name des Besitzers: T. V. Riddle. „Kennen wir einen T.V. Riddle?", wandte sich Harriet an Ron. Ron dachte nach. „T.V. Riddle, T.V. Riddle...Aber natürlich! T.V: Riddle erhielt vor fünfzig Jahren eine Auszeichnung für besondere Verdienste um die Schule!", verkündete er.

Harriet sah ihn befremdet an. „Ich dachte, Hermine ist das wandelnde Lexikon von euch beiden. Woher weißt du das?" „Ich musste doch als Strafe Medaillen polieren, weißt du noch. Diese Namen werde ich niemals vergessen." Harriet durchblätterte den Kalender. „Leer", stellte sie fest, „Merkwürdig. Und warum sollte ihn jemand heute ins Klo werfen?" Ron zuckte die Schultern. „Er ist nutzlos. Wirf ihn weg!"

Harriet schüttelte den Kopf und steckte den Kalender ein. „Malfoy sagte, dass die Kammer des Schreckens zum ersten Mal vor fünfzig Jahren geöffnet wurde. Vielleicht weiß dieser T.V. Riddle etwas darüber." „Und was willst du tun? Ihn fragen!", spöttelte Ron unbeeindruckt. „Dieser Kalender hat etwas zu bedeuten, Ron. Da bin ich mir sicher." Ron zuckte nur kapitulierend die Schultern.

Gemeinsam mit Hermine untersuchten sie den Kalender genauer. Doch er blieb leer. Harriet bewunderte T. V. Riddles Medaillen und fand seinen Namen auf der Liste der Schulsprecher. Alles sprach für einen verantwortungsvollen Jungen. Offenbar einer mit Muggelverwandten, denn den Kalender gab es noch heute in der Vauxhall Road zu kaufen Trotzdem blieb sein Kalender leer.

Nach Ende der Ferien kehrten Lavender und Parvati zurück. Lavender versuchte mit Harriet zu reden und sie dazu zu bringe sich mit Parvati auszusöhnen. „Keiner glaubt ernsthaft, dass du die Erbin Slytherins bist. Auch Parvati nicht. Du weißt doch wie sie ist. Redet wie ihr der Schnabel gewachsen ist", erklärte sie bittend, „Es tut ihr sehr leid. Und mir auch." „Auf dich bin ich nicht böse, Lavender. Aber Parvati denkt wirklich, dass ich für die Angriffe verantwortlich bin", meinte Harriet nur traurig, „Und so lange sie dieser Meinung ist, müssen wir uns auch nicht versöhnen." In Wahrheit hätte sie Parvati nur zu gerne um Verzeihung gebeten.

Zumindest die Angriffe hatten aufgehört. Vielleicht hatten den Erben Slytherins die Nerven verlassen. Es bleib bis in den Februar hinein still. Für Gildroy Lockhart stand es außer Frage, dass er alleine für das Ende der Angriffe verantwortlich war. Professor Sprouts Alraunen entwickelten sich prächtig und bald würden sie bereit sein und das Gegenmittel würde hergestellt werden. Oliver hielt seine Mannschaft weiterhin auf Trab und die Lehrer schütteten sie mit Hausaufgaben zu.

Da Harriet das eine Rätsel der Vergangenheit nicht lösen konnte, befasste sie sich mit einem anderen. Das Photoalbum unter die Achseln geklemmt, machte sie sich auf und besuchte Hagrid. „Hi, Harry. Schön dich zu sehen. Nimm doch Platz", begrüßte er sie freudig.

„Hat der Fuchs wieder zugeschlagen?", erkundigte sie sich. „Nein. Der scheint im Winterschlaf zu liegen. Was kann ich für dich tun?" Harriet schlug das Album auf. „Hagrid, ich hab mich gefragt ... du kennst doch sicher die Freunde meiner Eltern, oder?" Hagrid nickte. „Yep. Die haben mir ja die Fotos geschickt, sonst hätt ich kein Album machen können."

Harriet deutete auf ein bestimmtes Foto. „Wer ist das zum Beispiel?" „Das? Das ist Remus Lupin, ein guter Freund deiner Eltern." „Und das?" „Peter Pettigrew. Der arme Junge. Lief deinem Vater wie ein treuer Hund hinterher. Hat kein gutes Ende mit ihm genommen." Harriet runzelte die Stirn und musterte den schmächtigen Jungen mit den mausgrauen Haaren auf dem Photo. „Lord V- ich meine du weißt schon wer?" „Sozusagen. Einer seiner Anhänger."

Harriet schluckte. Dann deutete sie auf den dunkelhaarigen Mann, der auch auf dem Hochzeitsfoto zu sehen war. „Und wer ist das?" Hagrid zögerte. „Das ... das ist Sirius Black", erklärte er langsam, „Aber du solltest jetzt besser gehen." „Was? Warum denn!" Hagrid antwortet nicht, sondern warf sie praktisch hinaus. Was sollte denn das jetzt? Na wunderbar, noch ein Rätsel der Vergangenheit.

Am 14. Februar, dem Valentinstag, drehte Lockhart durch. Harriet war wegen des Quidditch-Trainings vom Vortag noch müde und desorientiert. Zuerst dachte sie sie würde noch träumen. Jemand hatte die große Halle auf grausame Weise verunstaltet, indem er die Wände mit blassrosa Blumen bedeckt hatte und herzförmige Konfetti vom Himmel schneien ließ. Lockhart war passend gekleidet (in Pink, würg) und bat um Ruhe.

„Einen glücklichen Valentinstag! Ich möchte mich bei den inzwischen sechsundvierzig Leuten bedanken, die mir Karten geschickt haben. Ich habe mir die Freiheit genommen diese kleine Überraschung für Sie alle vorzubereiten, aber es kommt noch besser!" (Bitte mach Witze, dachte Harriet). Etwa ein Dutzend griesgrämiger Zwerge. mit goldenen Flügeln und Harfen ausgestattet, marschierte in die große Halle ein. „Meine freundlichen Liebesboten!" (Erschieß mich! Die Zwerge schienen ähnliches zu denken).

„Sie werden heute durch die Schule streifen und ihre Valentinsgrüße überbringen. Und damit ist der Spaß noch nicht zu Ende! Ich bin sicher meine Kollegen werden sich dem Geist der Stunde nicht verschließen wollen. Warum bitten wir nicht Professor Snape, uns zu zeigen, wie man einen Liebestrank mischt! Und Professor Flitwick weiß mehr als jeder andere darüber wie man jemanden in Trance versetzt!"

Professor Flitwick vergrub sein Gesicht in seinen Händen und Professor Snape sah so aus als würde er gleich einen Mord begehen. (Bitte tu es! Töte Lockhart! Im nächsten Moment schämte sie sich für diesen Gedanken).

Was Lockharts sechsundvierzig Karten anging, so kannte Harriet mindestens vier Verfasserrinnen, auch wenn Hermine ihr bestes tat um unschuldig auszusehen. Sie selbst hatte keine Karte geschrieben und auch keine bekommen. Im Übrigen hatte sie den Valentinstag noch nie besonders viel Bedeutung beigemessen und vollkommen auf ihn vergessen.

Den ganzen Tag über platzen Zwerge in den Unterricht und überbrachten Valentinsgrüße. Auf dem Weg zur Zauberkunststunde erwischte es auch Harriet. Ein besonders grimmiger Zwerg verkündete: „Ich hab eine musikalische Nachricht für Arriet Potter persönlich!" Leider mitten im Gang. „Bitte nicht hier!", zischte Harriet während ihr Herz einen kleinen Sprung machte. Könnte es sein, dass Cedric...?

Und schon begann der Zwerg zu singen:

Ihre Augen so schön wie Krötenschleim,

Ich wünscht sie wär mein,

Haar so schwarz wie Ebenholz,

Göttlich muss sein,

die, die die Macht des Dunklen Lords schmolz."

Leider sang der Zwerg auch noch vollkommen falsch. Harriet wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Percy, der durch den Krach angelockt worden war, tat sein Bestes die neugierigen Mitschüler zu verscheuchen. Penelope legte ihr mitfühlend die Hand auf die Schulter.

„Hat dir dein Lied nicht gefallen, Potter?", spottete Malfoy, „Dabei hab ich es extra für dich bestellt." Harriet blinzelte. „Was! Das warst du!" „Oh, hast du etwa gedacht es war diese Schafskopf Diggory? Mein Herz bricht in tausend Stücke", empörte sich Malfoy mit falscher Betroffenheit.

Harriet kämpfte mit den Tränen. Es war ein Scherz gewesen! Ein dummer Scherz! „Wieso hast du das getan?", fragte sie mit der Fassung ringend. „Oh, komm schon, Potter! Verstehst du überhaupt keinen Spaß! Du wirst doch jetzt nicht gleich..." Doch sie würde. Deswegen stürmte sie davon. „Was für eine Heulsuse!", kommentierte Pansy Parkinson laut. „Du bleibst schön hier, Malfoy. Du hast bereits genug angerichtet", verkündete Percy, aber Harriet hörte nicht was er sonst noch sagte. Wie hatte sie nur so dumm sein können anzunehmen, dass Cedric (oder irgendjemand anderer) ihr eine Valentinsnachricht schicken würde! Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Hermine, die ihr nachgeeilt war, nahm sie tröstend in die Arme. „Malfoy ist ein Idiot, gib nichts auf ihn", meinte sie. Harriet nickte. Der Teufel sollte Malfoy holen. Aber es tat trotzdem weh.

Harriet hatte beschlossen T.V. Riddles Taschenkalender zu benutzen, wenn sie schon sonst nichts damit anfangen konnte. Sie spürte, so merkwürdig da klang, irgendeine Verbindung zu T.V. Riddle. Auch wenn sie nicht sicher war, welche Art von Verbindung dies war. Sie setzte sich also hin und zückte ihre Feder.

Wie sollte man ein Tagebuch beginnen? Nun, wie schon außer: Mein Name ist Harriet Potter.

Die Schrift leuchtete Sekunden lang auf und verschwand dann. Soviel zu der Theorie, dass es kein magischer Taschenkalender war. Doch dann drang Tinte von Innen auf das Blatt. Hallo, Harriet Potter. Ich bin Tom Riddle.

Harriet schlug das Buch auf der Stelle zu. Dann schlug sie es wieder auf. Dort stand es noch immer. Weitere Tinte erschien. Wie kommst du an mein Tagebuch?

Harriet schlug das Buch wieder zu und schluckte. Dann rannte sie, das Buch untern Arm, los um Hermine und Ron zu erzählen, was sie soeben herausgefunden hatte.

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