15. Der Zaubereiminister

Das Quidditch-Match gegen Hufflepuff stand kurz bevor. Oliver war noch nervöser als sonst, und Harriets Herz schlug schneller bei der Aussicht gegen Cedric zu spielen. Jeden Abend nach dem Essen mussten sie noch trainieren, obwohl sie es vermutlich so wieso nicht nötig hatten (Aber Oliver hätte allerdings einen entgültigen Nervenzusammenbruch erlitten, wenn sie es nicht getan hätten).

Als Harriet dann am Tag vor dem Match in ihren Schlafsaal zurückkehrte fand sie ihn zerwühlt und durcheinander vor. Lavender stand in Mitten des Chaos und warf Harriet einen erschrockenen Blick zu. „Ich hab's gerade entdeckt", meinte sie gepresst, „Sieh lieber nach, ob was fehlt."

Wie sich herausstellte war nur eine einzige Sache gestohlen worden: Tom Riddles Tagebuch. Sie konnte es nicht einmal melden, da sie es ja eigentlich gar nicht besitzen sollte. Am Schlimmsten wog allerdings die Erkenntnis, dass das Buch nur ein andere Gryffindor gestohlen haben konnte, denn kein andere kannte das Passwort. Bis jetzt hatte sie den Erben Slytherins in Slytherin vermutet, doch jetzt wusste sie es besser. Und das trieb ihr einen Schauer den Rücken hinunter.

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne vom Himmel und keine einzige Wolke war zu sehen (Was Olivers Laune beträchtlich hob). Harriet verließ die Große Halle um ihre Quidditch-Sachen zu holen, und wunderte sich gerade darüber, dass sie Hermine die ganzen Morgen nicht mehr gesehen hatte. Das andere Mädchen war in aller Herrgottsfrüh aufgesprungen und in die Bibliothek verschwunden, da ihr „etwas eingefallen war". Seitdem war sie verschwunden.

Töte dieses Mal...lass mich reißen...zerfetzen..."

Harriet traf fast der Schlag. Es war wieder da! Sofort düste sie los um Dumbledore Bescheid zu sagen. Sie rannte in Professor Snape hinein. „Potter", tadelte er sie milde, „Sie sollten besser aufpassen wo Sie hinrennen." „Professor! Sie ist wieder da!"

„Was ist wieder da?"

„Die mörderische Stimme! Ich hab sie eben gehört! Schon seit Monaten nicht mehr, aber als ich aus der Großen Halle kam, da..."

Angelina klopfte ihr von hinten auf die Schulter. „Harry, es ist fast elf. Hol lieber deine Sachen. Guten Morgen, Professor", meinte sie. „Aber..." Snape, der sehr besorgt aussah, stimmte ihr zu: „Gehen Sie nur. Ich kümmere mich darum." Harriet dachte kurz an Hermine und all die anderen Schüler, die sich in Gefahr befanden, und machte sich dann zögerlich zu ihrem Turm auf.

„Viel Glück, Potter. Möge die bessere Mannschaft gewinnen." Cedric zwinkerte ihr zu und ging weiter zu seiner eigenen Mannschaft. Harriet war sprachlos. „Harry, reiß dich zusammen", befahl Oliver, „Er ist der Feind vergiss das nicht. Wir müssen ihn schlagen."

Doch das Spiel fand nicht statt. Professor McGonagall sagte es ab. Kein Bitten und Betteln von Seiten der Mannschaft half. Irgendetwas stimmte nicht. Das spürte Harriet sofort. „Potter, Sie sollten besser mitkommen. Sie vielleicht auch, Mr. Weasley", meinte McGonagall und in Harriet wuchs ein schrecklicher Verdacht. Sie und Ron folgten der Lehrerin zur Krankenstation. „Es wird ein ziemlicher Schock für Sie sein", erklärte McGonagall, „Es gab einen weiteren Angriff. Einen Doppelangriff." Harriet packte Rons Hand und drückte sie. Plötzlich hatte sie Angst.

Auf einem Bett lag die erstarrte Penelope Clearwater, Percys Freundin, und am anderen...

Hermine!", stöhnte Ron. Hermine lag vollkommen regungslos mit weit aufgerissenen Augen da. „Sie wurden in der Nähe der Bibliothek gefunden. Ich nehme an, keiner von Ihnen kann das erklären. Und neben ihnen lag das hier auf den Boden."

McGonagall deutete auf einen Spiegel. Harriet schüttelte verwirrt den Kopf. Und zerquetschte Rons Finger. Ihr schlimmster Alptraum war wahr geworden. Der Erbe Slytherins hatte ihre beste Freundin erwischt!

Den Rest des Tages erlebte sie irgendwie in Trance. Es wurden neue Schulregeln erlassen. Kein Schüler durfte mehr irgendwo hin alleine ohne Begleitung gehen. Quidditch und abendliche Veranstaltungen wurden gestrichen. Und um sechs Uhr abends hatten alle in den Gemeinschaftsräumen zu sein und durften sie nicht mehr verlassen. Harriet war das alles egal. Auch dass die Schule vermutlich bald geschlossen werden würde.

Percy war blass und ratlos. George machte irgendeinen dummen Witz über Vertrauensschüler, aber Harriet erinnerte sich daran, dass Penelope ja Percys heimliche Freundin war und, dass er sogar noch mehr leiden musste als sie. Sie umarmte ihn kurz, aber heftig und flüsterte: „Alles wird wieder gut werden, du wirst sehen. Penelope und die anderen sind bald wieder auf den Beinen." Dann ging sie in ihr Zimmer.

Lavender und Parvati fanden sie wenig später am Boden sitzend dort vor. Sie hatte endlich das Geschenk der Beiden, eine wundervoll Spieluhr, die jetzt spielte, ausgepackt. Die Spieluhr stand vor ihr, spielte Mozart und Harriet starrte ins Leere.

„Oh, Harry. Es tut mir so leid", heulte Parvati, „Ich war so dumm. Ich weiß, du würdest Hermine niemals etwas antun. Wenn du mich für immer hassen würdest, würde ich das verstehen." Harriet warf ihr einen leeren Blick zu. „Ist doch egal, Parvati. Jetzt ist alles egal", meinte sie nur und ließ sich von den beiden anderen Mädchen hoch zerren und umarmen. Es war alles egal.

Unruhig warf sie sich im Bett hin und her, unfähig einzuschlafen. Es konnte nicht länger so weiter gehen. Diese Angriffe mussten aufhören. Jetzt wo Toms Tagebuch weg war, gab es nur noch einen Menschen, der ihr ihre Fragen beantworten konnte. Und den würde sie aufsuchen. Sie zog sich an, kramte den Unsichtbarkeitsumhang ihres Vaters hervor und machte sich zum Jungenturm auf.

Neville murmelte irgendetwas im Schlaf, Seamus warf sich unruhig im Bett umher und Dean schnarchte. Harriet rüttelte Ron wach. „Ron, wach auf", zischte sie. Ron fuhr hoch. „W-was..." „Sei leise, zieh dich schnell um und komm dann runter. Ich warte unten auf dich. Wir gehen Hagrid besuchen."

Hagrid begrüßte sie mit einer Armbrust und war gar nicht erfreut sie zu sehen. „Ihr solltet nicht hier sein", meinte er, „Ich erwarte jemanden. Aber egal, ich koch euch einen Tee." „Wir wollen keinen Tee, Hagrid. Wir wollen die Wahrheit. Ohne Ausflüchte", erwiderte Harriet und Ron nickte zustimmend. Noch ehe der gutmütige Riese antworten konnte, pochte es an seiner Türe. Harriet und Ron verschwanden unter den Unsichtbarkeitsumhang.

Bei den Besuchern handelte es sich um Dumbledore und einen Fremden, den Harriet nicht kannte. („Das ist Cornelius Fudge", zischte Ron, „Der Chef von meinem Dad. Der Minister für Zauberei.")

Hagrid sah sehr bleich aus. Wie sich herausstellte zu recht. Zwar redete Fudge um den heißen Brei herum, aber offensichtlich wollte er Hagrid verhaften und nach Askaban stecken. Erneut pochte es an der Tür.

Zu Harriets Überraschung trat Lucius Malfoy ein. Er wirkte aristokratisch wie immer. Ein dünnes Lächeln zierte seine Lippen. Fang, Hagrids Hund, bellte ihn wütend an. „Schon hier, Fudge? Sehr schön", waren seine ersten Worte. Er machte sich nicht einmal die Mühe Dumbledore oder Hagrid zu begrüßen. „Was haben Sie hier zu suchen? Raus aus meinem Haus!", fuhr ihn Hagrid an. Lucius ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Guter Mann, bitte sein Sie versichert, es ist mir kein Vergnügen, in Ihrem- ähm – Sie nennen es Haus –zu sein. Ich habe in der Schule vorbeigeschaut und man hat mir gesagt, der Schulleiter sei hier."

„Und was genau wollen Sie von mir, Lucius?", fragte Dumbledore und Harriet erkannte eine Art Misstrauen in seinen Augen, mit dem er auch Tom Riddle in dessen Erinnerung angesehen hatte. Dracos Vater zog ein Pergament aus seiner Tasche und teilte Dumbledore unmissverständlich mit, dass er fürs Erste als Schulleite abserviert war. Fudge war gar nicht begeistert.

„Dumbledore beurlauben – nein, nein – das ist das Letze, was wir jetzt wollen", meinte er. Lucius Malfoy wies ihn kühl drauf hin, dass Fudge mit dieser Entscheidung nichts zu tun habe. Daraufhin entbrannte ein heftiger Streit, in dem sich Fudge und Hagrid auf Dumbledores Seite schlugen. Allerdings machte Mr. Malfoy mit seiner ruhigen überlegenen Art die weit bessere Figur. Wenn Dumbledore die Schule verlässt, sind wir geliefert, fiel Harriet ein.

Dumbledore setzte der Diskussion ein Ende. „Wenn die Schulräte mich aus dem Weg haben wollen, Lucius, werde ich natürlich zurück treten." (Protest von Fudge und Hagrid erfolgte). „Allerdings, allerdings werden Sie feststellen, dass ich diese Schule erst dann endgültig verlasse, wenn mir hier keiner mehr die Treue hält. Und wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen."

Eine Sekunde lang war sich Harriet sicher, dass Dumbledore bei diesen Worten sie und Ron unter den Umhang ansah. Dann machten sie sich, einer nach dem anderen auf den Weg. „Wenn jemand etwas herausfinden will, muss er nur den Spinnen folgen. Die bringen ihn auf die Spur! Das ist alles was ich zu sagen habe", verkündete Hagrid noch. Fudge sah ihn an als hätte er den Verstand verloren. „Schon gut, ich komme. Und jemand muss Fang füttern während ich weg bin!" Dann waren alle Vier weg.

Ron sprach es aus: „Jetzt sitzen wir in der Tinte. Kein Dumbledore mehr. Da sollten sie die Schule lieber heute Nacht noch schließen. Wenn er auch nur einen Tag weg ist, gibt es einen neuen Angriff."

Harriet musste ihm leider Recht geben.

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