16. Aragog

Durch die neuen Schulregelungen durften Harriet und Ron Hermine nicht einmal mehr im Krankenflügel besuchen. Also hielten sie nach Spinnen Ausschau (Harriet hielt Ausschau, Ron tat so als ob). Draco war der Erfolg seines Vaters, was Dumbledores Absetzung betraf, eindeutig zu Kopf gestiegen. Er stolzierte geradezu durch Hogwarts, und schlug sogar Snape vor, er solle sich für die Nachfolge Dumbledores bewerben. Etwas das der Zaubertränkelehrer geschmeichelt, aber bestimmt, zurückwies.

Trotzdem hörte Draco nicht auf über Dumbledore zu spotten und über die „Schlammblüter" zu schimpfen. „Wette fünf Galleonen, dass der nächste stirbt. Schade, dass es nicht die Granger war...", verkündete er. Ron war aufgesprungen um sich auf den blonden Jungen zu stürzen, aber Harriet war schneller. Sie sprang auf Malfoy zu und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht (was verdammt weh tat).

„Spinnst du!" Professor Snape kam angerannt. „POTTER!", donnerte er. Harriet beachtete ihn nicht. „Sag das oder so etwas in der Art noch einmal, ein einziges Mal und ich vergesse mich! Das ist nicht lustig! Hörst du mich! Der Tod ist keine lustige Sache!", schrie sie den völlig verdatterten Malfoy an. Es war totenstill geworden und alle starrten sie an. Harriet war noch immer wütend und starrte Malfoy dementsprechend an.

„Du bist nicht besser als die anderen, nur weil du pures Hexerblut hast", fuhr sie keuchend fort, „Es kommt nicht auf die Herkunft, sondern auf die Fähigkeiten an. Du bist sogar schlechter als die anderen, Malfoy, und weißt du warum? Weil du ein Stück Dreck bist! Hermine, Penelope, Justin, Colin und sogar Mrs. Norris, sie sind alle tausend mal mehr wert als einer von deiner Sorte!"

Snape war inzwischen hinter sie getreten und hatte ihr die Hände auf die Schultern gelegt. „Potter, das reicht jetzt", meinte er sanft, „Komm bitte mit." Er führte sie von Draco fort. Der starrte ihr mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck hinterher, der hauptsächlich auf grenzenlose Verwirrung schließen ließ.

„Harriet, ich weiß, es geht dir nicht gut. Ich weiß, du machst dir Sorgen um deine Freundin. Aber du darfst dich nicht so gehen lassen", begann Snape. „Aber Professor! Er hat gesagt, dass...", protestierte Harriet, doch Snape unterbrach sie.

„Draco, ich meine, Mister Malfoy, sagt viele Dinge ohne sie so zu meinen. Er ist ein Kind. Er hat keine Ahnung von all den grausamen Dingen auf dieser Welt, von denen du für dein Alter schon viel zu viele gesehen und erlebt hast. Das darfst du nicht vergessen." Harriet seufzte. „Ich werde ihn nicht mehr schlagen...Oder zumindest nur noch heimlich", versprach sie dann. Snape schien zufrieden. Und Harriet bereute ihren Ausbruch schon wieder.

Wie sich herausstellte flohen die Spinnen in Horden aus dem Schloss in den verbotenen Wald. „Ich halt das nicht mehr aus", sagte Harriet zu Ron, „Wir folgen ihnen heute nach." Als sie Rons Blick sah, fügte sie hinzu: „Wir nehmen Fang mit." Aber auch das konnte den rothaarigen Jungen nicht beruhigen. Trotzdem nickte er zustimmend.

Unter den Unsichtbarkeitsumhang machten sie sich zu Hagrids Hütte auf und gingen mit Fang in den Wald. Sie folgten den Spinnen. Schon nach kurzem hörten sie unheimliche Geräusche. Zum Glück handelte es sich nur um Rons Auto, dass völlig verwildert und zerkratzt vor ihnen auftauchte.

Ron tätschelte den Wagen und schien am liebsten bei ihm bleiben zu wollen, aber sie mussten weiter. Hermine zählte auf sie. Doch sie brauchten nicht weiter zu suchen. Die Spinnen fanden sie. Harriet schrie als sie von einer riesigen gepackt wurde, und auch Ron und Fang gerieten in die Gewalt der Spinnen. Eigentlich war es grotesk. Harriet begann zu kichern. „Harry, verlier jetzt bitte nicht die Nerven!", schrie Ron, wobei seine Stimme so klang es würde er gerade die Nerven verlieren. Die Spinnen schleppen sie in eine Art Senke wo sich die Spinnenfestung zu befinden schien.

Harriet, die fallen gelassen worden war, kroch zum schreckensstarren Ron und zum winselnden Fang und berührte beide mit je einer Hand. „Ganz ruhig", wisperte sie. Dann kam Hagrids Monster. Eine Spinne in der Größe eines kleinen Elefanten. Ron sah so aus als würde er jeden Moment ohnmächtig werden. Die kleineren Spinnen schienen mit der großen zu reden. Sie nannten die große „Aragog". Harriet nahm ihren ganzen Mut zusammen und sagte: „Hallo, ähm, Aragog,. Wir sind Freunde von Hagrid."

Das hielt die Spinnen zumindest davon ab, sie sofort zu fressen. „Hagrid hat noch nie zuvor Menschen in unsere Senke geschickt", sagte Aragog (nun eigentlich klickte er es). „Hagrid hat Probleme. Deswegen sind wir hier."

„Probleme?" Harriet schluckte. „Oben in der Schule glauben sie, Hagrid hätte etwas auf Schüler losgelassen. Sie haben ihn nach Askaban gebracht", erklärte sie mühsam gefasst. „Aber das war vor vielen Jahren", sagte Aragog, „Ich erinnere mich gut daran. Deshalb haben sie ihn gezwungen die Schule zu verlassen. Sie glaubten, ich sei das Monster, das, wie sie sagen, in der Kammer des Schreckens haust. Sie glaubten, Hagrid hätte die Kammer geöffnet und mich freigelassen."

„Das hießt du bist es nicht, ja?", vergewisserte sich Harriet, „Das Wesen aus der Kammer des Schreckens?" „Nein! Ich stamme aus einem Ei, das Hagrid schon besaß bevor ich geboren wurde." Er hat also schon immer Eier von Monstern gesammelt. Harriet erinnerte sich nur zu gut an Norbert. „Und du hast auch nie jemanden angegriffen?"

„Niemals. Aus Achtung vor Hagrid habe ich niemanden Leid zu gefügt. Die Leiche des Mädchens, das getötet wurde, fand man in einer Toilette. Ich habe nie einen anderen Teil des Schlosses gesehen als den Schrank in den ich aufwuchs." Harriet verlor die Nerven. „Aber, was ist es dann! Was lebt in der Kammer des Schreckens!" „Das Wesen, von dem du sprichst, ist eine uralte Kreatur, die wir Spinnen mehr als alles andere fürchten. Wir sprechen seinen Namen nicht aus!" Nicht nur Menschen waren abergläubisch.

„Okay, dann gehen wir am Besten wieder..." Die Spinnen umkreisten sie. „Nein. Meine Söhne und Töchter rühren Hagrid nicht an, auf meinen Befehl hin. Doch ich kann ihnen frisches Fleisch nicht verwehren, das so bereitwillig in unsere Mitte kommt. Adieu, Freunde von Hagrid." Toll. Und jetzt?

Ron stöhnte und Fang winselte. Harriet war nach beidem zu Mute. Im nächsten Moment kam Mr. Weasleys Wagen zur Rettung angepoltert. Die Spinnen schreckten zurück. Harriet befahl Ron Fang zu holen und sprang hinters Lenkrad.

„Du bist ein gutes Auto", lobte sie den Wagen. Kaum waren Ron und Fang im Auto fuhr es auch schon in einem Mordtempo los, und hielt erst an als sie den Waldrand erreicht hatten. Harriet streichelte das Auto liebevoll, und dieses verschwand erneut im Wald.

Ron stand offenkundig unter Schock. Er sagte kein Wort. Sie kehrten zu Hagrids Hütte zurück, wo Harriets Tarnumhang war. Fang verkroch sich zitternd unter seiner Decke und Harriet tat ihr Bestes um ihn zu beruhigen. Ron rannte nach draußen und übergab sich ins Kürbisbeet. „Folgt den Spinnen! Das werde ich Hagrid nie verzeihen", brummte er, „Wir können von Glück reden, dass wir noch leben."

Unsichtbar kehrten sie zum Schloss zurück. Sie wollten sich gerade trennen, als Harriet einfiel was Aragog über den Tod des Mädchens gesagt hatte. „Ron, wir sind so blöd! Die Lösung war die ganze Zeit vor unserer Nase! Das Mädchen ist in einer Toilette gestorben! Was wenn sie noch immer dort ist!"

„Die maulende Myrte!", entfuhr es Ron ungläubig. Harriet nickte. „Wir sollten sofort hin und..." „Ich", unterbrach sie Ron bestimmt, „Gehe jetzt erst mal schlafen und Unterwäsche wechseln. Erwähne das aber ja nicht vor Hermine, wenn das alles vorbei ist. Gute Nacht, Harry. Folgt den Spinnen! Das ich nicht lache!" Und schon war er verschwunden.

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