17. Die Kammer öffnet sich
Später bereute sie nicht sofort zu Myrte gegangen zu sein. Tagsüber war es auf jeden Fall unmöglich alleine zum Mädchenklo von Myrte zu gelangen.
Wenig erfreut waren die Schüler über die Tatasche, dass trotz allem die Prüfungen statt finden würden. Doch zumindest waren die Alraunen so gut wie ausgewachsen, und bald konnte Professor McGonagall verkünden, dass die Versteinerten noch am selben Abend wieder belebt werden würden.
Ron schien überzeugt, dass sie sich nun vor einem Gespräch mit der Maulenden Myrte drücken konnten, aber Harriet war sich da nicht so sicher. Sie dachte immer noch über das Monster in der Kammer des Schreckens nach. Und über den Erben Slytherins. Würde er so einfach zulassen, dass die Versteinerten wiedererweckt wurden?
„Ron, wir müssen in die Bibliothek", meinte sie schließlich. „Was, wieso!" „Ganz einfach", zischte Harriet, „Weil wir nicht zu Myrte gehen können, aber wir trotzdem herausfinden müssen welches Wesen in der Kammer haust." „Aber...aber Hermine wird es uns sagen, sobald sie aufwacht!", protestierte Ron schwach. „Solange wird der Erbe Slytherins nicht warten! Los, wir gehen..."
Ginny zupfte Harriet am Ärmel. „Ähm, Harry, ich muss dir was Wichtiges sagen", begann sie. „Nicht jetzt, Ginny." „Aber..." „Später, sobald ich aus der Bibliothek zurück bin ja Ron, komm jetzt!" Sie zerrte Ron mit sich fort. Leichte Gewissensbisse überfielen sie. Aber Ginny wird wohl kaum etwas über die Kammer des Schreckens herausgefunden haben! So wichtig kann es also gar nicht sein.
„Halt, wohin gehen Sie?" Professor McGonagall baute sich vor ihnen auf. „In die Bibliothek. Das ist doch nicht etwa auch verboten, oder?", erwiderte Harriet leicht gereizt. Minerva McGonagall runzelte die Stirn. „Ihr könnt gehen, aber nicht alleine. Ich begleite euch dort hin. Lasst euch von Madame Pince zurück in einen Gemeinschaftraum bringen", meinte die Professorin. Sie nickten und machten sich au den Weg zur Bibliothek.
Dort durchstöberten sie die Bücher. „Wonach suchen wir eigentlich, Harry?", erkundigte sich Ron schließlich und wich den prüfenden Blick von Madame Pince aus. „Ich hab's!", entgegnete seine Freundin leise und deutete auf die entsprechende Stelle im Monster und mystische Kreaturen –Lexikon. Ron runzelte die Stirn. „Ein Basilisk?"
„Ja. Alles passt. Er ist eine Art Schlange, deswegen kann ich ihn hören. Spinnen fliehen vor ihm. Und er tötet durch Blicke, deswegen finden sich keine Angriffsspuren auf den Opfern." „Aber, es ist doch keiner tot!" „Ja. Weil ihn keiner wirklich gesehen hat." „Häh?" Ron sah sie verwirrt an.
„Denk doch mal nach. Colin hat ihn durch seine Kamera gesehen. Mrs. Norris sah sein Spiegelbild im Wasser. Justin...Justin hat ihn durch den Fast Kopflosen Nick gesehen, und der ist ein Geist und konnte deswegen nicht sterben. Und Hermine und Penelope wurden neben einen Spiegel gefunden, vor der Bibliothek. Hermine war an jenem Morgen hier. Sie hat herausgefunden, dass das Monster ein Basilisk ist. Im Gang ist sie Penelope begegnet und hat sie sofort gewarnt. Die hat ihren Spiegel herausgeholt und so warfen sie einen Blick um die Ecke...Hier steht: Das Krähen des Hahns ist tödlich für ihn. Hagrids Hähne wurden umgebracht."
„Aber wie soll sich der Basilisk im Schloss bewegen?" , wandte Ron ein, „Eine riesige hässliche Schlange würde doch auffallen." Harriet dachte nach. „Die Stimme kam von hinter der Wand... Rohre! Ron, er muss die Rohrleitungen leben!"
Ron packte sie am Arm. „Harry, der Eingang zur Kammer des Schreckens! Was ist wenn es ein Klo ist? Was wenn es im Klo..." „...der Maulenden Myrte ist", vervollständigte Harriet den Satz. Sie sahen sich. „Wir müssen es sofort den Lehrern erzählen. Am Besten wir gehen direkt ins Lehrerzimmer! Madame Pince, wir ... wo ist sie denn hin?", wunderte sich Harriet. Madame Pince war verschwunden.
„Ins Lehrerzimmer!", befahl Harriet und sie rannten los. Während sie rannten hörten die McGonagalls Stimme magisch verstärkt durch die Gänge hallen. „Die Schüler kehren sofort in die Schlafsäle zurück. Die Lehrer versammeln sich im Lehrerzimmer. Unverzüglich, bitte." Harriet und Ron wechselten einen Blick. Zumindest wussten sie jetzt wo Madame Pince hin verschwunden war. Ron sah Harriet fragend an. „Wir müssen es ihnen sagen", meinte diese bestimmt und sie setzten ihren Weg ins Lehrerzimmer fort.
Dort war die Diskussion bereits in vollem Gange und was sie hörten hielt sie davon ab das Lehrerzimmer zu betreten. „Der Erbe Slytherins hat uns eine Botschaft hinterlassen. Direkt unter der ersten: Ihr Skelett wird für immer in der Kammer liegen", erklärte McGonagall gerade. „Wer ist es? Welche Schülerin?", erkundigte sich Madame Hooch mit belegter Stimme. „Ginny Weasley."
Ron begann zu wanken. Oh, ich Trottel! Sie wollte es mir sagen, aber ich habe nicht zugehört! Das ist alles meine Schuld! Lockhart schien im nächsten Moment aus einem Schlummer zu erwachen, und wurde von den anderen Lehrern zur Rettung Ginnys eingeteilt. Harriet zog Ron vom Lehrerzimmer fort.
Den Schülern wurde mitgeteilt, dass sie am nächsten Tag mit den Hogwarts-Express nach Hause geschickt werden würden. Percy war verschwunden. Er hatte erklärt, er müsse seinen Eltern eine Eule schreiben und war seitdem nicht wieder aufgetaucht. Harriet konnte es ihm nicht verübeln.
Fred und George saßen gemeinsam mit Ron stumm in einer Ecke. Keiner sagte ein Wort. Die meisten Schüler waren am Packen. Harriet nicht. „Packst du nicht, Harry?", erkundigte sich Lavender. Harriet schüttelte den Kopf. Dann erhob sie sich. Im Schock hatte sie vollkommen vergessen den Lehrpersonal mitzuteilen, was sie herausgefunden hatte. Sie musste McGonagall oder Snape oder Lockhart, wenn er tatsächlich für Ginnys Rettung zuständig war, aufsuchen. Sie erhob sich. „Sagt Ron nicht, dass ich weg gegangen bin", bat sie Lavender und Parvati, „Er soll sich keine Sorgen machen." Dann ging sie, ohne eine Antwort abzuwarten.
Sie entschied sich, ihre persönliche Abneigung über Bord zu werfen und Lockhart zu informieren. Auf halben Weg fing sie Ron ab. „Dachte, ich mir's doch. Du willst ohne mich los um Ginny zu retten", sagte er erstaunlich ruhig. „Unsinn! Ich wollte nur sehen, ob ich Lockhart helfen kann", entgegnete Harriet. „Aber nicht ohne mich. Ginny wusste etwas, und wir haben ihr nicht zugehört. Ich lasse meine Schwester nicht im Stich!"
Als sie Lockharts Büro erreichten, war dieser offenbar am Packen. „Was tun Sie denn da!", empörte sich Harriet. „Wonach sieht es denn aus!", schnappte der berühmte Hexer. „Fahnenflucht", erwiderte Harriet trocken.
„Ich wurde gerufen-dringende Sache", murmelte Lockhart und achtete nicht weiter auf sie. „Und meine Schwester!" Ron sah so aus als würde er gleich explodieren. „Unglückliche Sache. Keiner bedauert es mehr als ich", murmelte der Lehrer und mied Rons Blick. „Sie haben Schiss! Ich wusste es! Ich wusste, dass sie die Abenteuer in Ihren Büchern alle nur erfunden haben!", empörte sich Harriet. Lockhart sah sie an.
„Nicht erfunden. Verändert. Wen interessiert es schon, dass alter armensicher Zauberer ein Dorf vor Werwölfen gerettet hat? Oder, dass eine Hexe mit Hasenscharte die Todesfee von Bandon verbannte? Keinen. Ein gutaussehender aufrechter Held hingegen..." „Aufrecht! Sie haben den Ruhm für Dinge eingeheimst die andere getan haben!", explodierte Harriet.
„Harriet, Harriet, Harriet", tadelte sie Lockhart, „So läuft es nun einmal auf dieser Welt. Und es ist ja nicht so, dass ich keine Arbeit gehabt hätte. Ich musste die Leute aufspüren und genau befragen. Und sie mit einem Vergessenszauber belegen, damit sie bei der Veröffentlichung des Buches nicht protestieren können würden. Von den Fototerminen und Signierstunden gar nicht erst zu sprechen..."
„Sie sind widerlich!", schleuderte ihm Harriet entgegen. Ihr war sehr danach Lockhart zu schlagen. „Unsinn." Lockhart zog einen Zauberstab. „Leider muss ich euch jetzt ebenfalls..." „Expelliarmus!" Lockharts Zauberstab landete am Boden und der Verteidigungslehrer selbst wurde nach hinten geworfen. Im Stillen dankte Harriet Snape der ihnen diesen kleinen Trick im Duellierclub vorgeführt hatte.
„Sie kommen mit!", beschloss sie. Sie wollte keine Zeit mehr verlieren. Und auch wenn er ein großer Lügner war, so war Lockhart doch ein Erwachsener und hatte daher vermutlich um einiges mehr drauf als Harriet und Ron zusammen. „Aber ich weiß nicht wo die Kammer des Schreckens ist", protestierte Lockhart schwach. „Nun, wir vermutlich schon", erwiderte Harriet und zwang den Mann mit vorgehaltenen Zauberstab aufzustehen und mitzukommen. „Ron, pass auf ihn auf", bat sie ihren Freund. „Mit Vergnügen."
Es stellte sich heraus, dass die Maulende Myrte kein Problem damit hatte über ihren Tod zu sprechen. Sie schien es sogar zu genießen.
„Es ist hier drin geschehen. Ich bin in dieser Kabine gestorben. Ich versteckte mich, weil Olive Hornby mich wegen meiner Brille hänselte. Die Tür war verriegelt und ich weinte, und dann hörte ich jemanden hereinkommen. Dann wurde etwas Komisches gesagt. In einer anderen Sprache. Auf jeden Fall war es ein Junge, der sprach. Also, hab ich die Tür aufgemacht um ihn zu sagen, er soll gefälligst verschwinden und sein eigenes Klo benutzen, und dann, dann bin ich gestorben."
Lockhart starrte sie stumm an. Ron sah richtig gebannt aus. Harriet räusperte sich. „Wie?" „Keine Ahnung. Ich weiß noch, ich hab ein Paar gelbe Augen gesehen. Mein Körper wurde starr und dann bin ich davon geschwebt. Und dann kam ich wieder zurück..."
„Wo genau hast du das Auge gesehen?", erkundigte sich Harriet. Myrte deutete auf ein Waschbecken. „Irgendwo dort." Harriet und Ron machten sich daran, dass Waschbecken zu untersuchen. „Sie könnten uns ruhig helfen!", fuhr Harriet den herumstehenden Lockhart an. „Wie denn? Vielleicht ist es ein Geheimgang, den man nur mit einem Codewort öffnen kann. Oder man braucht einen Zauberspruch. Oder es gibt einen Knopf. Oder..."
„So dumm ist er also doch nicht", meinte Ron. An Harriet gewandt fuhr er fort: „Sag was in Parsel!" „Aber, ich weiß doch nicht wann ich Parsel spreche..." „Tu's trotzdem!" Sie versuchte es. Sie stellte sich eine Schlange vor und versuchte mit ihr zu reden. Es wirkte. Das Waschbecken begann sich zu bewegen und gab das Ende eines Rohres frei, breit genug, dass ein Mensch daran herunter rutschen konnte.
Harriet schluckte. Schon wieder hinunter in die Dunkelheit. In diesem Schloss gab es eindeutig zu viele Geheime Eingänge in den viel zu großen Keller. Sie nickte Ron zu. Lockhart befahl sie. „Sie zuerst." Der sah sie an als hätte sie soeben seine Hinrichtung unterzeichnet. „Kinder", meinte er mit schwacher Stimme, „Kinder, was nützt das?"
Ron stieß ihn hinunter. Dann folgten er und Harriet.(Zuvor wandte sich diese noch an Myrte: „Sag bitte den Lehrern bescheid." Myrte sah nicht so aus als würde sie dieser Bitte Folge leisten). Es war eine meterlange Rutschbahn.
Am Ende erwartete sie ein Tunnel. Lockhart fürchtete sich wohl am meisten von den Dreien, und Harriet gab vor tapfer zu sein. Immerhin, wenn sie Ginny zugehört hätte, dann wäre sie jetzt nicht in dieser Situation. Aber nicht nur Schuld motivierte sie, sondern auch Angst um Rons kleine Schwester, die sie ja eigentlich sehr gerne hatte.
Dann brach Lockhart zusammen. „Stehen Sie auf!", schimpfte Ron. Lockhart rappelte sich auf, stürzte sich auf Ron und nahm ihm seinen (immer noch lädierten) Zauberstab ab. „Schluss mit lustig, Kinder!", verkündete er und rief: „Amnesia!" Der Zauberstab explodierte mit der Sprengkraft einer kleinen Bombe. Felsen brachen ein. Als Harriet aufsah sah sie einen Haufen Felsen und keine Spur von Ron. „OH GOTT! RON!" Nein, nicht auch noch Ron!
„Mir geht's gut", ertönte Rons Stimme von hinter der Felswand, „Lockhart hat's erwischt. Der Zauber hat ihn selbst getroffen." Harriet betrachtete unglücklich den Felsenhaufen, der sie von Ron und Lockhart trennte. Ginny war schon viel zu lange in Gewalt des Erben von Slytherin.
„Keine Chance, Ron. Pass auf, ich gehe...alleine...weiter. Du wartest eine Stunde. Wenn ich dann nicht zurück bin, dann..." (Sie schluckte) „Dann nimmst du Lockhart und verschwindest von hier." „Aber, Harry..." „Keine Diskussion! Versprich mir, dass du das auch tun wirst!" Grummeln war zu hören. Dann ein schwaches „Okay".
Harriet starrte noch kurz auf die leblosen Steine und ging dann weiter. Sie erreichte eine Wand, in die zwei ineinander geflochtene Schlangen eingemeißelt waren. Ihre Augen waren große Smaragde.
„Öffnet", verlangte Harriet (wie sie hoffte in Parsel). Die Wand ging einen Spalt weit auf. Harriet schritt in die Kammer des Schreckens um dem Erben Slytherins zu stellen.
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