2. Kapitel: Der Junge im Abteil (überarbeitet!)

Harry hatte zwar immer noch seine Zweifel, doch Ron's Brief hatte ihm etwas mehr Kraft gegeben. Schlafen konnte er trotzdem noch nicht. Doch wem konnte er schreiben? Früher hatte er Sirius immer alles erzählt, was ihm auf dem Herzen lag, doch das ging nicht mehr. Also schrieb er Ron, dass er doch nach Hogwarts zurückkehren würde und fragte, ob er die restlichen Ferientage (es waren nicht mehr viele) im Fuchsbau verbringen könnte.

Am nächsten Morgen schon kam ein Brief, in dem stand, Harry sei im Fuchsbau immer willkommen. Und noch vor dem Mittagessen hatte er seine Siebensachen gepackt, war abgereist und bei den Weasley's erschienen, die sich sofort um den unterernährten Harry sorgten. Mrs. Weasley fragte ihn alle paar Minuten, ob er etwas wolle. Ihre Einkäufe in der Winkelgasse waren schnell erledigt (Harry und Ron waren nicht mitgekommen). Das Schuljahr rückte näher, die Zeit verging schnell, er genoss die letzten paar Ferientage, spielte Quidditch mit den Weasleys und dann war es so weit: Die Rückkehr in ein dumbledoreloses Hogwarts stand an. Als Harry am 1. September aufwachte, fühlte er sich nervös wie noch nie. Auch nicht als er in vor den Aufgaben des Trimagischen Turniers stand und auch nicht als er in Hogwarts eingeschult wurde und wartete, dass ihm der Sprechende Hut aufgesetzt wurde. Das waren noch Zeiten, dachte Harry. Damals hatte von dieser ganzen verzwickten Geschichte mit Voldemort, seinen Eltern, seinem Paten, der Prophezeiung, Dumbledore, Snape, den Horkruxen, R.A.B. und alledem nichts geahnt und auch nicht gewagt an so etwas zu denken. Aber inzwischen hatte sich alles geändert.

Ein paar Stunden später stand er auf dem Gleis neundreiviertel, atmete tief durch, lud sein Gepäck ein und bestieg schließlich den Zug. Ron fand ganz am Ende des Zuges noch ein leeres Abteil, in das Harry, Ron und Hermine sich auch sogleich setzten. Harry starrte sofort aus dem Fenster um nicht mit Ron und Hermine sprechen zu müssen. Die Abteiltür ging auf.

"Wie geht's dir, Harry?", kam es besorgt von Neville Longbottom, dem rundgesichtigen aus Harry's Jahrgang.

"Gut", brummte Harry missmutig. Er hörte wie Neville ging, dann sagte Ron: "Komm schon! Spätestens im Unterricht musst du reden. Du willst doch gute Noten, oder etwa nicht?"

"Harry, sei vernünftig. Was willst du denn machen das ganze Jahr über? Immer nur missmutig dasitzen und nur noch auf nötige Fragen antworten? Harry, bitte!", flehte Hermine. Die Tür öffnete sich wieder, sofort drehte Harry seinen Kopf und sah zur Abteiltür. Es war ein kleiner Junge mit kastanienbraunem Haar, der genau so missmutig dreinblickte wie Harry.

"Hi", sagte er, "ist hier vielleicht noch ein Platz frei? Der Rest des Zuges ist besetzt."

"Ja, komm ruhig rein", versicherte Hermine. Der Junge stolperte herein, setzte sich leise auf den Fensterplatz gegenüber von Harry und starrte auch zum Fenster hinaus.

Geht noch weiter…