Disclaimer: Michael Myers, Sam Loomis und Terence Wynn gehören John Carpenter und ja, ich tue mir jetzt sehr leid. ;)


27. Oktober 1978

Die Nacht hatte sich übers Smith's Grove in Illinois gesenkt.

In einem hypnotisierenden Rhythmus schlugen die großen, schweren Regentropfen gegen die Fenster des Sanatoriums. Seit Tagen schien der Himmel nicht mit Weinen aufhören zu wollen.

Während aus den Räumen der Schwestern und Psychiater Rechtecke aus Licht auf den Rasen geworfen wurden, waren die Fenster, hinter denen die Geisteskranken lebten, schwarze, leere Augen. Alle waren sie bereits ins Bett gebracht wurden, manche sanft, andere mit Gewalt.

Auch Michael Myers lag auf seiner Pritsche.

Michael leistete nie Widerstand, wenn eine Schwester, von 2 hünenhaften Pflegern begleitet, zu ihm kam und ihn ins Bett verfrachtete.

2 Wochen im Monat war Schwester Maria es, die zur Nachtruhe kam. Michael hatte einmal gehört, wie sie sich bei Doktor Sam Loomis beschwert hatte, dass die Pfleger doch gerade ein Gefühl von Aggressivität in Michael wecken mussten und ob es seiner Therapie nicht hilfreicher wäre, wenn sie allein ihn ins Bett brachte. Loomis hatte sie vor Aufregung beinah angeschrieen. „Sie haben wohl keine Ahnung, wie gefährlich ES ist! Niemals, niemals werden Sie da allein reingehen, haben Sie verstanden!"

Schwester Maria hatte erschrocken genickt, doch ihr war unverständlich, wie er so mitleidslos von „ES" sprechen konnte.

Immer schweigend, aber stets mit einem sanften Blick, trat die junge Krankenschwester neben Michael.

Sie war die Einzige, die sich nicht direkt vor ihn stellte. Sie spürte wohl, wie sehr er es hasste, wenn sich jemand direkt vor das Fenster stellte und ihm den letzten Blick in die warme Nacht versperrte.

Ja, Schwester Maria schien ihn manchmal besser zu kennen, als Doktor Loomis, aber vielleicht achtete sie auch einfach als Einzigste wirklich auf die stumme Sprache seiner Augen.

Michael wusste, in welchem Wochenrhythmus die Tag – und Nachtdienste wechselten und seit die Schwarzhaarige im Sanatorium arbeitete, empfand er beinah etwas wie Freude, wenn sie die Nachtschicht hatte.

Auch heute Abend hatte Maria, für's vorerst letzte Mal im Monat Oktober, Dienst gehabt. Sie war in ihrer vertrauten, engelhaften Art schräg vor seinen Stuhl getreten und hatte wie immer die Pfleger an der Tür gelassen.

Scheinbar ohne jegliche Gefühle hinter den schwarzen Augen, sah Michael an ihr vorbei, hinaus in die bleierne Finsternis.

Doch aus den Augenwinkeln beobachtete er sie sehr genau. Etwas ausgesprochen Sonderbares geschah. Völlig furchtlos streckte sie plötzlich die Hand zu ihm herab und wartete ruhig. Michael hob langsam den Kopf, sah zu ihr auf und legte verwirrt den Kopf schief.

Hatte sie keine Angst, vor der Berührung eines Geisteskranken?

An der Art, wie Michael den Kopf schief legte, erkannte Maria, dass er genau das dachte.

Sie lächelte sanftmütig und sah ihm dabei direkt in die Augen, was keine der Schwestern sich sonst traute.

„Komm."

Michael wusste nicht, warum er es tat, aber er tat es einfach. Er nahm ihre Hand und wie ein Schlag fuhr die warme Berührung durch seine Seele. Langsam stand er auf und Schwindel packte ihn. Maria stütze den 21 –Jährigen, obwohl sie ihm geraden mal bis zur Schulter reichte.

Am Bett lies er sich langsam auf die Pritsche nieder. Maria deckte ihn zu und richtete sich wieder auf.

„Schalten Sie das Licht aus", sprach sie zu den Pflegern ohne sich umzudrehen.

„Aber", setzte einer zum Protest an, aber die so engelhafte Schwester fiel ihm hart ins Wort.

„Machen Sie es!"

Knurrend betätigte einer den Schalter und es wurde dunkel im Zimmer. Nur noch schemenhaft sah Michael die kleine Schwester über sich stehen. Ruckartig spannten sich alle Muskeln in seinem Körper, als sie sich wieder zu ihm niederbeugte.

Sie streckte ihre zarte Hand aus, als wollte sie ihm übers Haar fahren. Michael, der äußerst empfindlich und aggressiv auf jede fremde Berührung reagierte, biss diesmal nur die Zähne zusammen, als sie ihn berührte.

Ganz behutsam strich sie Michael übers Haar und sah im Dämmerlicht auf sein Gesicht herab.

Michael hatte nun die Augen geschlossen, spürte nur den bittersüßen Schmerz, der wogenartig durch seine Seele ging.

Maria streichelte weiter über sein braunes Haar und wunderte sich dabei, wie wundervoll weich es sich anfühlte. Wie konnte Dr. Loomis von „ES" sprechen? War es nicht spürbar, wie sehr er es vermisst hatte, diese behütende Zärtlichkeit?

„Schwester, kommen Sie jetzt endlich", holte sie in diesem Moment die Stimme des Pflegers zurück und erinnerte sie schmerzhaft daran, was heute für ein besonderer Abend war. Michael wusste es natürlich nicht, aber es hieß Abschied nehmen. Auch wenn Michael sie sicher vergessen würde, sie würde ihn nie vergessen.

Mit einem melancholischen Lächeln beugte sie sich noch ein Stück tiefer.

„Leb wohl, Michael."

Marias und Michaels Herz setzten beide einen Schlag aus, als sie ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab.


Ich bin brutal, genau hier zu enden, ich weiß – teuflich grins – Aber das Update erfolgt bald, versprochen.