Disclaimer: Das Gespräch am Schluss zwischen Loomis und Wynn ist zitiert aus Halloween 1 !
Der Morgen des 31. November 1978 – 7.13 Uhr
Dr. Sam Loomis saß wie ein Schatten seiner Selbst am Schreibtisch seines Privatzimmers. Seine Hände umklammerten seit einer halben Stunde eine heiße Tasse Kaffee. Zum Trinken fehlte ihm die Kraft. Ihm gingen die Bilder der letzten Nacht nicht aus dem Kopf. Er war entkommen. Der inkarnierte Satan war entkommen!
„Verdammt!", mit der Faust schlug Loomis auf den Tisch, das es knallte und etwas Kaffe aus der Tasse schwappte.
Er zuckte heftig zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Der Psychiater atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe.
„Herein!"
Die Tür wurde langsam geöffnet und Schwester Maria, die seit gestern Tagschicht hatte, trat herein.
„Guten Morgen, Herr Doktor."
Ihre Stimme klang belegt. Die Neuigkeit von Michaels Flucht hatte das sanfte Lächeln und die engelhafte Aura um sie verschwinden lassen. Auf einmal sah sie 10 Jahre älter aus.
„Ja, ja. Was gibt es denn, Schwester?"
Sie trat zu ihm und hielt ihm einen zusammengefalteten Brief entgegen.
Der Doktor, der nur flüchtig hingesehen hatte, winkte ab.
„Ich habe jetzt keine Zeit für irgendwelche Post. Legen Sie sie dahinten hin."
„Doktor, ich glaube, diesen Brief sollten Sie sich ansehen."
Loomis seufzte und nahm Maria den Brief aus der Hand.
„Und was ist daran wichtig?", fragte er gereizt und drehte den Brief einmal in der Hand.
Er hatte weder eine Briefmarke noch irgendeinen Absender.
In welch' kindlicher Schrift stand sein Name auf dem Umschlag!
Jetzt wurde der Psychiater allerdings aufmerksam.
„Wer hat diesen Brief gebracht?"
Maria atmete einmal tief durch.
Zitterte sie?
„Der Brief lag heute Morgen im Schwesternzimmer,
scheinbar unter der Tür durchgeschoben. Ich habe es keinem
gezeigt, weil ich dachte..."
Doktor Loomis und Maria sahen sich einen Moment schweigend an.
An seinem Blick erkannte die Schwester, dass er gerade den selben Gedanken hatte, wie sie heute Morgen. War es möglich, dass Michael...
„Gut, dass Sie es keinem gesagt haben. Das war absolut richtig!"
Der Arzt öffnete den leicht vergilbten Umschlag und zog mit den Fingerspitzen das Stückchen Papier heraus.
„Ist das Klopapier?", fragte Maria irritiert.
Loomis nickte, selbst verwirrt und schloss für einen Moment die Augen. Ihm fehlte der Mut den Inhalt zu lesen.
Er zwang sich, die Erstklässlerschrift zu entziffern, dessen Rechtschreibung katastrophal war.
Und sie ließ auch keinen Zweifel am Verfasser.
„Oh mein Gott...", hauchte Loomis und es klang fast wie ein Stöhnen.
Schwester Maria verstand sofort. Ihr wurde mit einem Mal so schwindlig, dass sie sich wie betäubt auf das Sofa setzen musste.
Ohne darüber nachzudenken, vielleicht ohne es zu registrieren, begann Loomis halblaut zu lesen.
Maria wagte nicht mehr zu atmen.
AN DOKTOR LOOMIS
Wisen
Sie noch wie Sie vor 3 Tagen zu mir kammen?
Ich
wuste warum sie kammen.
Die
Stimme hatte misch kurs davor erinnert das es nun Zeit ist..
Sie
fragden mich ob ich weinen würde.
Ja
ich habe geweinnt..
Und
wisen Sie wass ich dachte als Sie giengen?
Wi
ist es umarmt zu werden?
Wi
ist es nicht alein zu sein?
Aber
das alles spielt jetzt keine Rohle mehr Doktor Loomis.
Ich
weis Sie werden mich suchen kommen.
Schisen
Sie auf mich.
Zertrümern
Sie mir den Schädel.
Es
nüzt nichts.
Es
muss vollentet werden.
Sie
könen es nicht stoppen – so wenig wie ich...
Er ist kein
Mench habben Sie manchmal zu anderen gesagt.
Ich
habe es immer gehört..
Und
Sie haben recht Doktor Loomis.
Ich
bin ihr Werkzeuk.
Das
Werkzeuk der Stime.
Ich
kann nichts da ran ändern, selbst wenn ich es wolte.
Ich
weiß das es Sie all die Jahre zermardert hat, mich versten zu
wollen, mich erreichen zu wollen.
Aber
was wenn es da nichts zu versteen gab?
Was
wenn da einfach nichts zu erreichen war?
Was
wenn ich vor 15 Jaren gestorben bin?
Haben
Sie je daran gedacht?
Was
wenn es keine Hoffnung gibt?
Was
ist wenn es nur Schmerz gibt?
Grüssen
Sie Schwester Maria von mir.
Sagen
Sie ihr es tut mir leit. Alles.
Ich
muste gehen.
Morgen
Nacht ist Samhain.
Wisen
Sie was ich mich manschmal frage Doktor Loomis?
Was
wird aus mir wen alles vollendet ist?
Wisen
Sie es?
Werden
Sie es mir sagen können wenn ich am Ende vor Ihnen stehe?
MICHAEL
...Loomis lies wie in Trance den Fetzen sinken.
Maria hatte die Hände vor der Brust verschränkt, sodass es wirkte, als bete sie. Ein leises Schluchzen hatte ihre Brust verlassen, als er ihren Namen genannt hatte, dann war sie wieder still geworden.
Loomis sah sie wie paralysiert an. Ihm war schlecht. Ihm war nach kotzen.
Er konnte das Zittern nicht unterdrücken, als er aufstand und an Maria vorbei ans Fenster trat.
Sich schwer auf dem Fensterbrett abstützend, sah er in den Himmel.
Er atmete tief durch. Angst, Wut, Mitgefühl, Verzweiflung – alles drehte sich in ihm.
„Sam? Alles okay?"
Plötzlich erschien Doktor Terence Wynn in der geöffneten Tür. Aufmerksam musterte er seinen Kollegen. Loomis drehte sich wie in Zeitlupe langsam um und betrachtete Wynn wie einen Außerirdischen.
Dann, als hätte er die Frage überhört, sagte er:
„Ich fahre nach Haddonfield."
Mit einer plötzlichen Entschlossenheit griff er seine Jacke und ging an Wynn vorbei.
Wynn sah Maria fragend an, aber die wich seinem Blick aus. Wynn biss sich auf die Unterlippe und sein Gesicht verfinsterte sich. Er durfte nicht zulassen, dass Loomis dem Thornkind in den Weg kam...
Sich umdrehend, lies er Maria allein im Zimmer zurück.
„Sam, jetzt warten Sie doch mal! Hey!"
Er holte Loomis im Dauerlauf ein, als der gerade aus dem Ausgang trat.
„Es ist doch nicht meine Schuld, Sam. Ich konnte nicht..."
Doktor Loomis fiel ihm hart ins Wort.
„Natürlich!"
„Ich hab ihnen doch gesagt, wie gefährlich er ist."
Loomis erwiderte nur verächtlich: „Das hilft uns auch nicht weiter! Diese beiden armseelischen Straßensperren hätten ja nicht mal einen 6jährigen aufgehalten."
Wynn hielt mit dem verärgerten Arzt Schritt und meinte nur:
„Es war Ihr Patient, Doktor! Auf seine Unberechenbarkeit hätten Sie hinweisen müssen."
Bei dieser Bemerkung platzte Loomis fast der Kragen.
„Ich habe darauf hingewiesen! Aber keiner hat zugehört!"
„Ich kann nichts weiter tun", meinte Wynn daraufhin nur.
„Doch! Sie können ans Telefon gehen und ihnen sagen, wer hier gestern ausgebrochen ist und ihnen auch ganz präzis sagen, wo er hin will."
„Wo er wahrscheinlich hin will", meinte Wynn ihn korrigieren zu müssen, obwohl er insgeheim am Besten wusste, das Loomis recht hatte.
Michaels Arzt reichte es: „Ich verschwende hier nur meine Zeit!"
„Sam, Haddonflied ist über 150 Meilen von hier und er kann überhaupt nicht Auto fahren."
Loomis hatte indes seinen eigenen Wagen erreicht.
„Gestern Abend hat er es aber sehr gut gekonnt! Vielleicht hat es ihm hier jemand beigebracht."
Als Doktor Loomis die Tür hinter sich zu schlug, sah er nicht mehr das kleine, teuflische Lächeln, das für einen Moment über Dr. Wynns Gesicht huschte, bei der Erinnerung, wie er selbst Michael das Fahren beigebracht hatte.
Loomis ließ den Wagen an und fuhr Haddonfield entgegen.
Und den Rest kennen wir...
Fin.
