Noch Wochen nach diesem Kuss machte Hermine sich ständig Vorwürfe, warum hatte sie es auch zugelassen? Wieso war sie nicht schon vorher gegangen? Was zum Teufel nochmal hatte sie nun dazu geritten? Sie wusste einfach nicht mehr weiter. Mit Severus über diese Sache reden? Um Gottes Willen, stöhnte sie ihn Gedanken und ging die ganze Zeit am Ufer des Sees auf und ab. Schüttelte mal den Kopf, verzog ihr Gesicht oder raufte sich die Haare.
Wieso war sie so blöd gewesen? Gut Severus hatte nichts weiter dazu gesagt. Sie gingen sich beide aus dem Weg. Nein, Halt, STOPP! Brüllte ihr Gewissen. Du gehst ihm aus dem Weg, er hat schon etliche Male versucht mit dir zu reden. Und was machst du? Ich hatte noch was zu tun, tut mir leid, und schwupp weg bist du. Verdammt halt du dich daraus, meckerte sie leise in Gedanken. Was war nur mit ihr los? Wieso rannte sie vor ihm weg? Weil du Angst hast? Meinte ihr Gewissen altklug.
Pff, sicher nicht! Gab sie zurück. Wohl! Nein! Doch! Das stimmt doch gar nicht! Sagte sie nun giftig an ihr Gewissen gewandt und drehte grad auf dem Absatz um und schritt wieder links lang, um dort wieder umzudrehen und wieder nach rechts zu gehen.
„Oh verflucht ich hab doch Angst" heulte sie schon fast und schlug die Hände vors Gesicht.
„Vor WENN oder WAS?" fragte Remus halb belustig, halb besorgt.
Plötzlich schoss ihr Kopf in die Höhe und starrte in die braunen Augen ihres Gegenübers.
Wo kommt der denn so plötzlich her? Ähm, war ich so in Gedanken? Innerlich schüttelte sie den Kopf, hielt aber den Blick aufrecht und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
„Vor mir selbst" sprudelte es leise aus ihr heraus.
Remus zog eine Augenbraue in die Höhe und ging noch einen Schritt auf sie zu.
„Wie meinst du das?" fragte er.
„Wenn ich das wüsste" gab sie zurück.
„Willst du reden?" erklang abermals seine Stimme.
„Nein, nicht jetzt" grübelte sie, „Aber vielleicht irgendwann!"
Remus nickte, musterte sie noch einen Moment und griff dann nach ihrer Hand um sie leicht zu drücken um ihr zu zeigen, das er immer für sie da sein würde.
Hermine nahm diese kleine Geste war und war auch mehr als glücklich darüber, sie erwiderte den Druck und sah nun auf die in der untergehenden Sonne liegenden Länderein.
Remus schüttelte sacht den Kopf. Wie kann man nur so stur sein? Läuft hier rum, wie ein aufgescheuchtes Huhn, rauft sich die Haare, verzerrt mal da und hier das Gesicht. Mine sehe es ein, du bist verliebt. Remus lächelte bei dem Gedanken. Oh ja, sie war verliebt, bis über beide Ohren. Aber, wie das nun mal so ist, wollte sie es selber nicht einsehen. Gut bei Severus Snape verstand er das alle Male, aber mal ehrlich. So schlecht ist ider/i nun auch wieder nicht.
Ich meine solch dunkles Erscheinungsbild soll doch durchaus attraktiv auf Frauen wirken. Huch! Hier riss er nun erschrocken die Augen auf. Hatte er das wirklich gedacht? Hatte er das wirklich über Severus, wenn- ihr – mich- dumm- anmacht- töte- ich –euch Snape gedacht? Oh Mann, eins war klar, er bräuchte unbedingt eine Freundin, sonst geht das nach hinten los.
Hier musste er selber laut los Lachen, was ihm einen fragenden Blick von Hermine einbrachte, er bloß abwinkte und andeutete zurück zum Schloss zugehen.
Beide wurden von einer Person beobachtet, die auf dem Astronomieturm stand und ebenfalls über die letzten Geschehnisse nachdachte. Mit dem Ellenbogen auf die Zinnen gestützt und die Beine etwas nach hinten gestellt, stand Severus auf dem Turm, ließ den Wind durch seinen Umhang fahren. Seine Haare wurden ihm ständig ins Gesicht geweht, die er versuchte daraufhin weg zu pusten, was aber nicht wirklich viel Erfolg hatte.
Was machte diese Frau bloß aus ihm? Er konnte nicht mehr Schlafen. Jedes Mal wenn er die Augen zumachte sah er ihr Gesicht, mit den geheimnisvollen warmen braunen Augen und dam leuchtenden Lächeln. Er konnte sich nicht mehr richtig auf seine Arbeit konzentrieren, weil sie in seinem Kopf rumspukte. Letztens war ein Kessel explodiert und er, er hatte hinter seinem Schreibtisch gesessen und gegrübelt. Erst als ein Schüler ihn auf das Schlammassel aufmerksam machte, kehrte er ins Hier und Jetzt zurück.
Wie weit sollte das noch gehen? Immer wenn er versuchte mit ihr zureden, fiel ihr plötzlich irgendetwas Wichtiges ein und sie war weg. Er konnte es ihr nicht mal verübeln. Wer wollte denn schon mit ihm zusammen sein oder ungezwungen Zeit verbringen? Gut bis auf Dumbledore, der wöchentlich ihm einen Besuch abstattete und Minerva natürlich. Ja selbst Lupin versuchte ständig ein Gespräch anzufangen. Gott verdammt, er würde noch verrückt werden, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Wie sollte er das restliche Schuljahr überstehen? Er sah sie jeden Tag bei den Malzeiten und auf den Gängen, selbst in der Bibliothek waren sie sich über dem Weg gelaufen. Was war es nur was ihm so sehr an ihr faszinierte? Ihre Augen! Ihr Lächeln! Ja selbst wenn sie sich stritten und ihren Augen dann anfingen kampfeslustig zu funkeln mochte er es.
Doch warum war sie nach dem Kuss einfach so verschwunden? Es lag nicht an ihm, hatte sie gesagt. Doch was war es dann?
Herr Gott nochmal. Er bekam Kopfschmerzen vom Nachdenken. Er senkte den Kopf, schloss die Augen. Was sollte er machen? Irgendwie verletzte es ihm so sehr. Er spürte es ganz tief in sich drin. Es schmerzte. Und wie es das tat. Er hatte immer geglaubt so was nie mehr fühlen zu müssen. Nie wieder so was durchmachen zu müssen. Er hatte sich damals geschworen nie wieder etwas für Jemanden zu empfinden. Wie er den Wink mit dem Zaunpfahl doch hasste.
Ja es tat ihm weh. Und wie sollte er sich nun ihr gegenüber verhalten? Er fühlte sich so schwach. Etwas das er glaubte verloren zu haben. Nein er wollte dies nicht spüren, auf keinen Fall. Er würde es nicht zulassen, sie würde ihm nicht weh tun, niemals im Leben. So war er Severus Snape hieße. Er öffnete die Augen und sah wieder auf die Länderein, wo er nun Lupin erkennen konnte, der sich nun mit Hermine unterhielt. Und was er sah, versetzte ihm einen mächtigen Hieb in die Magengegend. Die halten Händchen!
Als Albus Dumbledore seinen Schützling auf dem Astronomieturm sah, wusste er ganz genau, warum dieser hier war. Er mag vielleicht alt sein, doch nicht blind. Immer wieder wenn er Hermine in seiner Gegenwart erwähnt hatte, hatten seine Augen einen Glanz angenommen, den er seit Jahren schon nicht mehr bei ihm gesehen hatte. Nie hatte er die Hoffnung für Severus aufgegeben. Leise lachte der Zauberer in sich hinein. Er liebte ihn wie einen Sohn und er wollte nur, das er glücklich ist.
Natürlich konnte Severus ihn nicht sehen. Auch der Schulleiter hatte seine Geheimnisse. Er kann sich Unsichtbar machen wenn er es nur wollte. Und oft lief er so durchs Schloss, so bekam man mehr mit, dachte er und gluckste leise. Ja oft beobachtete er die Schüler auf ihren nächtlichen Streifzügen durch Hogwarts, doch eingegriffen hatte er noch nie. Sie waren Jung, suchten das Abendteuer und wollten Spass haben. Warum nicht! Sie werden noch früh genug die reale Welt kennen lernen.
Oft schlich er ihnen auch nach um zu sehen was sie vorhatten. Viele gingen noch Abends bzw. Nachts in die Küche um noch was zu essen, andere trafen sich draußen auf den Länderein. Immer wieder schwelgte der Direktor in Erinnerung, bis er plötzlich ein Schnauben vernahm. Irritiert blickte er auf und sah nur noch einen Fetzen schwarzen Umhangs durch die Tür rauschen. Als er sich über die Brüstung beugte um zu sehen warum er so einen Abgang hingelegt hatte, wurde es ihm klar.
Oh Severus. Eifersucht ist kein guter Begleiter, dachte der alte Mann lächelnd und schritt auch wieder zur Tür hinunter in sein Büro. Wenn die Zwei nicht bald ihre Augen aufmachen, würde er was unternehmen müssen. Er wusste das Hermine und Remus nur gute Freunde waren, wie Bruder und Schwester. Doch Severus, ja Severus war verliebt und zwar in Jemanden, die es locker mit ihm aufnehmen konnte. Bei diesem Gedanken schmunzelte er, nahm sich ein Zitronenbrausebonbon und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
Die letzten Blätter fielen von den Bäumen und es wurde immer kälter um Hogwarts herum. Das Schloss wurde nun schon kräftig geheizt, obwohl es erst Ende November war, doch war es hundekalt auf den Gängen und man sah immer mehr Schüler, die sich in den Pausen, wo sie von Klassenraum, zu Klassenraum tigerten, Handschuhe überzogen. Weihnachten würde bald vor der Tür stehen und Hermine wusste jetzt schon nicht mehr wo ihr der Kopf stand.
Zu allem Überfluss musste Severus auch noch für eine Woche weg, etwas wichtiges für Albus erledigen und sie dürfte auch noch zusätzlich den Zaubertrankunterricht übernehmen. Severus hatte laut stark protestiert, obwohl er wusste, das Hermine die Geeignete dafür war, schließlich hatte sie ihrem Meister gemacht. Doch hier ging es ums Prinzip! Niemals würde er der Frau, die in ihm solch Gefühle hervor gerufen hatte, seinen Unterricht übernehmen lassen, liebers würde er sich wünschen, der dunkle Lord sollte sofort zurückkehren und ihn für den Verrat bestrafen.
Aber nein warum den auch? Warum sollte ihm Jemand in dieser Situation helfen. Er redete mit Hermine so gut wie gar nicht. Nur das Nötigste, wenn es drauf ankam, wie in den Lehrerversammlungen oder bei den Mahlzeiten. Doch waren sie immer noch beim Vornamen, was ein kleiner Fortschritt war, doch davon wollte er jetzt nichts wissen und rückten diesen Gedanken wieder voll noch hinten in die letzte Ecke seines Gehirns, seines Verstandes. Und wenn er sein Gewissen irgendwann in die Finger kriegen würde, würde er es den Hals umdrehen. In den unpassendsten Momenten meldete es sich.
„Auf gar keinen Fall" sagte er zu Albus.
Hermine nickte nur, sie hatte genug mit ihrem eigenen Unterricht zu tun. Es ging schließlich auf die Ferien zu, da mussten noch Arbeiten geschrieben und Aufsätze kontrolliert werden.
„Doch ich denke, es ist eine ausgezeichnete Idee" grinste Albus frech und nahm ein Zitronenbrausebonbon.
„Das denke ich nicht" meldeten sich nun beide zu Wort.
Erschrocken sahen sie sich an. Sahen sich für einen Moment in die Augen und wendeten verdattert den Blick wieder ab. Doch Hermine hatte dies nun etwas aus der Bahn geworfen. Seine Augen! Reicht das nicht, wenn ich sie ihm Schlaf immer vor mir sehe. Herr Gott nochmal, fluchte sie laut in Gedanken und versuchte sich wieder einzukriegen.
Severus hatte genauso zu schlucken wie Hermine. Er schloss kurz seine Augen und atmete tief durch, bevor er seine fast schwarzen Augen wieder auf den Direktor richtete.
„Ich werde ihr nicht meinen Unterricht überlassen, Albus" zischte er nun durch zusammen gepressten Zähnen hindurch.
„Und warum nicht wenn ich fragen darf?" schmunzelte der Schulleiter und legte die Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte seine Finger und legte sein Kinn darauf ab.
„Nein du darfst nicht" giftete Severus nun zurück.
Hermine saß ruhig da, hörte den beiden zu, doch ging ihr dieses verfluchte Bild nicht mehr aus dem Kopf.
„Sie ist die Beste für den Job" antwortet Albus.
„Ach ja" kam es kalt von Severus.
„Pff" machte nun Hermine, die Severus Verhalten zum Kotzen fand.
„Was soll das eigentlich werden? Ich hab genug mit meinem Unterricht zu tun, ich kann gerne darauf verzichten" mischte sich Hermine nun ein.
„Gut, dann wäre das geklärt" raunzte Severus und war dabei aufzustehen.
„Nein ist es nicht" sagte Albus nun bestimmend und deutete Severus an, sich wieder zu setzten.
Dieser ließ sich nun in seinen Stuhl zurück plumpsen und sah von Hermine zu Albus und wieder zurück, bevor er den Blick senkte und sich zwang ruhig zu bleiben.
„Severus du weißt es geht nicht anders und Hermine hat schließlich ihren Meister gemacht. Sie ist sehr wohl fähig eine Woche deinen Unterricht zu übernehmen. Hermine, du wirst das schon schaffen" die letzten Worte sagte er an Hermine gerichtet.
„Das bezweifle ich auch gar nicht..." Hermine wurde unwirsch von Severus unterbrochen.
„Einbildung ist auch einen Bildung und bei den meisten, die EINZIGSTE" schnarrte Severus und sah ihr distanziert in die Augen.
„Bitte?" brachte Hermine grade so raus.
„Ich glaub ich spinne. Sag mal, bist du irgendwo gegen gerannt? Hast du zuviel giftige Dämpfe eingeatmet? Oder bist du wirklich so PENETRANT? Wie kommst du eigentlich dazu mir so was an den Kopf zu werfen" rief nun Hermine, sie war aufgesprungen.
Auch Severus hatte sich erhoben und stand kampfeslustig vor ihr. Da war wieder dieses Funkeln in ihren Augen, dachte er, schüttelte innerlich den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das, was Hermine von sich gab.
„Wie leicht man dich doch reizen kann. Du hast immer noch nicht gelernt dein Temperament zu zügeln, was dich irgendwann mal ins Grab bringen wird!" gab er höhnisch von sich.
„Bastard" fauchte sie.
„Besserwisserin" schnaufte er verächtlich.
„Du verdammter Scheißkerl" brauste sie nun auf und ging einen drohenden Schritt auf ihn zu.
Severus sah von oben auf sie hinab und kräuselte dabei selbstgefällig seine Lippen. Oh verdammt ist es leicht sie aufzuregen, dachte er.
„Ruhe" rief nun der Direktor dazwischen, der die ganze Zeit schmunzelnd hinter seinem Schreibtisch saß und einen Bonbon nach dem anderen futterte, doch langsam artete dies aus.
„Severus, Hermine wird deinen Unterricht für diese Woche übernehmen und Hermine du wirst dir die Aufzeichnungen von Severus geben lassen" gab er nun bestimmt aber ruhig von sich.
Beide hatten sich nun zu ihm umgedreht. Anscheinend hatte sie vergessen, wo sie waren und hätte sicherlich noch ewig so weiter machen können, hätte Albus sie nicht zur Ruhe verdonnert, kann man fast sagen.
Beide schnaubte nur über diese Aussage, sahen sich zornfunkelnd an und waren grade dabei etwas zu erwidern, als Albus die Hände hob.
„Nichts aber" sprach er und zog sich eine Pergamentrolle heran und studierte sie eingehend.
Beide wussten nun, dieses Gespräch ist beendet. Hermine rauschte an Severus vorbei, warf diesem noch einen wütenden Blick zu, dachte Aschloch, riss die Tür auf und verschwand. Severus tat das selbe, dachte ´Zicke und ging wutschnaubend in seine Kerker, suchte die Unterlagen raus, um sie Hermine zu geben und ließ sich dann erschöpft auf einen der Sessel vor dem Kamin sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen.
Und nun hatte sie den Salat. Sie saß hinter dem Pult von Severus und wartete auf die Schüler. Fünftklässler, Gryffindor und Slytherin, na das konnte was werden. Merlin sei Dank, wäre Severus in drei Tagen wieder hier und sie könnte endlich aufatmen. Ihre Arbeiten stapelten sich auf ihren Schreibtisch und warteten darauf korrigiert zu werden. Jeden Abend ging sie nicht vor halb zwei ins Bett, doch was sollte sie machen. Sie würde es schaffen, keine Frage, sie war schließlich eine Gryffindor.
Und wie sie noch weiter brütete, kamen die ersten Schüler in den Klassenraum geschlichen. Natürlich freuten sie sich bei Professor Granger Unterricht zu haben, sie war fairer als Snape und auch viel lockerer. Selbst Hermine musste zugeben, das ihr das Unterrichten in Severus Kerkern sehr gefiel. Sie war schon von Anfang an fasziniert von dem Fach, sie hatte es geliebt und auch bis zum Schluss bei Severus ausgehalten.
Immer wieder hatte er sie aufgezogen, gedemütigt und verspottet, doch sie hatte es überlebt und war daran nur gewachsen. Auch wenn ihr die Bemerkungen sehr oft weh getan haben, sie hatte gelernt damit umzugehen. Und im Laufe der Jahre hatte sie selbst eine Mauer um sich gezogen, um nicht mehr von Menschen wie Severus Snape einer war, verletzt zu werden. Geholfen hatte es, doch war sie deswegen nicht Unverwundbar geworden, sondern nur Verschlossener bestimmten Personen gegenüber.
Als der letzte Schüler die Tür zum Klassenzimmer schloss, zuckte Hermine leicht zusammen. Die Schüler hatte sie noch nicht bemerkt, doch nun konnte es langsam losgehen. Sie stand auf, ging um das Pult und setzte sich lässig vorne wieder drauf. Erst gingen sie den letzten Unterrichtsstoff nochmal durch. Sie verteilte Punkte an beide Häuser und zog auch welche ab, wenn Schüler unaufmerksam waren. Zum Schluss brauten sie einen einfachen Stärkungstrank, den die Schüler zum Schluss verkorkten und dann abgaben.
„Bitte lest euch zur nächsten Stunde das Kapitel über den Stärkungstrank im Buch durch. Ich werde ein paar von euch Abfragen" grinste sie über die entrüsteten Gesichter.
„Keine Angst, ich nehme ganz leichte Fragen" setzte sie noch hinten dran und entließ die Klasse freudestrahlend.
Anschließend räumte sie noch etwas auf, nahm dann auch ihre Tasche und ging in ihre Gemächer bringen. Anschließend verschwand zu im Bad um sich frisch zu machen und zum Abendessen zu gehen.
Die restlichen drei Tage waren vergangen und an diesem Abend, als Severus zurück kam machte er sich gleich auf den Weg, zu Hermine Gemächern. Er wollte sich seine Unterlagen wieder zurück holen, es war Samstag und er war völlig fertig von der Reise, doch wollte er unbedingt wissen, ob sie wirklich mit seinem Unterricht klar gekommen war.
Sie wird die Schüler machen lassen haben und ich darf das alles wieder ausbügeln. Er schüttelte den Kopf. Wie kann Albus auch nur darauf kommen und sie für die Vertretung ansetzten?
Vor ihrem Wandvorhang blieb er stehen, der sich auch gleich nach oben rollte, als er erkannte wer dort stand. Severus atmete tief durch, irgendwie hatte er ein ganz ungutes Gefühl jetzt hier noch aufzutauchen, es war schließlich schon, er sah auf die Uhr, kurz vor Mittagnacht. Ob sie noch wach war? Fragte er sich und überlegte ob er wirklich noch klopfen sollte. Doch seine Hand hatte ein Eigenleben entwickelt und war bereits dabei zu klopfen. Als er die zwei dumpfen Schläge hörte schaute er erschrocken auf seine Hand und zog sie wieder weg.
Er starrte wütend auf seine Hand. Na wunderbar! Dachte er, immer musste so was ihm passieren. Entweder plagte ihm sein Gewissen und er machte sich Vorwürfe, weil er sie letztens so grob angefahren hatte. Selbst seine eigenen Körperteile schienen sich gegen ihn verschworen zu haben. Er schüttelte resigniert den Kopf und hoffte inständig das sie schon schlafen würde, doch auch dieses mal wurden seine Gebete nicht erhört. Leise schwang die Tür auf und eine völlig fertig aussehende Hermine stand im Türrahmen.
„Oh, Hallo Severus. Komm rein!" sagte sie schwach und putzte sich die Nase.
Severus zog fragend eine Augenbraue hoch und sah sie etwas verwirrt an, ging aber ihrer Aufforderung nach, trat ein und schloss hinter sich die Tür.
„Ich hab mir schon gedacht das du noch vorbei kommst um deine Unterlagen zu holen. Ich habe mir die Freiheit genommen und die Aufsätze schon kontrolliert, doch wenn du willst und mir nicht vertraust, kannst du gerne nochmal drüber lesen" krächzte sie und drückte ihm nun die Mappe in die Hand.
Hermine ging zum Kamin rüber und setzte sich in einen der Sessel und wickelte sich wieder in einer dicken Decke ein. Severus sah ihr hinterher und bemerkte erst jetzt wie schlecht sie aussah. Ihre Augen waren gerötet, ebenfalls ihr Nase. Und sie war unheimlich blass und sie zitterte, obwohl sie vor dem brennenden Kamin saß. Er ging zu ihr und setzte sich ihr gegenüber. Hermine nahm eine Bewegung aus ihren Augenwinkeln war und sah auf. Direkt in die dunklen Augen von Severus. Ein Kribbeln startete in ihrem Bauch und verbreitete sich in ihrem ganzen Körper.
„Geht's dir nicht gut?" fragte Severus überflüssiger Weise nach einer Weile.
„Ach was" meinte Hermine und winkte ab, „Nur eine kleine Erkältung"
„Warum bist du nicht zu Poppy gegangen?"
„Keine Zeit. Ich hatte noch viel zu tun und nicht die Zeit gefunden" erklärte sie und massierte sich die Schläfen.
„Du siehst gar nicht gut aus" entgegnete er besorgt und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.
Auch Hermine war dieser besorgte Unterton nicht entgangen. Doch ging sie nicht darauf weiter ein, sie sah in seine Augen, das er grade dabei war sich innerlich zu verfluchen, wollte ihn nicht stören, doch dieses Kommentar was ihr grade auf der Zunge lag, sprudelte einfach so aus ihrem Mund.
„Danke das hört man doch immer wieder gerne" sagte sie sarkastisch.
Severus rollte mit den Augen, entschied das es besser war zu gehen und stand auf. Einen letzten Blick auf Hermine werfen die auch aufgestanden war, wollte er sich jedoch abwenden, wenn ein dumpfer Schlag ihn nicht davon abgehalten hätte.
Hermine sah, das Severus gehen wollte und stand mit ihm ruckartig auf. Verdammter Mist, das war nicht gut, dachte sie noch, bevor die erlösende Dunkelheit von ihr besitzt ergriff und sie auf dem Boden aufschlug. Dummerweise fiel sie so blöd, das sie mit ihrem Kopf genau die Tischplatte des kleinen Tisches traf und nun eine kleine Platzwunde ihre Stirn zierte.
Severus drehte sich wieder um und zog scharf die Luft ein, als er Hermine bewusstlos auf dem Boden liegen sah. Schnell überbrückte er den Abstand zwischen ihnen und kniete sich nieder. Langsam drehte er sie um und sah sofort die Platzwunde, aus der es stark blutete, doch nicht weiter schlimm war.
Er fühlte ihre Stirn und erschrak als er feststellte, das sie hohes Fieber hatte. Wie lange war sie denn noch im Unterricht gewesen? Das muss wenigsten schon seit zwei Tagen so gehen, dachte er und streichelte sanft ihre Wange. Aufmerksam betrachtete er ihr makelloses Gesicht und konnte nicht anders als zu lächeln. Ein warmes ehrliches Lächeln schlich sich auf seinem Gesicht. Das Feuer warf Schatten auf ihre Haare und ließ es wie flüssige Bronze aussehen, als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich, schloss er genüsslich seine Augen. Wie feinste Seide, dachte er.
Ähm Severus, was zum Teufel machst du da? Fragte sein Gewissen misstrauisch und holte ihn in die Gegenwart zurück.
„Gucken" antwortete er leise und verzog danach wütend das Gesicht.
Kluge Antwort Severus, wirklich. Sind wir heute wieder ganz helle, was? Schimpfte er mit sich selber, hob Hermine sachte hoch und trug sie Richtung Tür.
Er musste sie in den Krankenflügel bringen, Poppy sollte sich ihre Platzwunde mal ansehen und dann würde sie einen Anti- Grippetrank bekommen.
„Hermine wach auf" sagte er sanft zu ihr und schritt die dunklen Gänge entlang.
Er sah auf sie hinab, doch keine Regung war auf ihrem Gesicht zu erkennen, langsam machte er sich doch Sorgen. Hoffentlich hatte sie von ihrem Sturz keine Gehirnerschütterung.
„Mach deine Augen wieder auf Hermine, bitte" flüsterte er und bog an dem Gang zum Krankenflügel ein, als er sah, das ihre Augen leicht flackerten und sie die Augen öffnete.
Hermine vernahm eine leise sanfte Stimme, die ihren Namen sagte. Sie erkannte die Stimme, doch sie jetzt auf die Schnelle zuordnen, klappte nicht so wirklich. Sie spürte zwei starke Arme, die sie trugen und sie fühlte sich unendlich geborgen in dieser Umarmung. Und wieder war dort die Stimme und nun wusste sie auch wem diese gehörte: Severus! Wie durch Watte hörte sie die Stimme, doch kämpfte sie darum ihn anzusehen und kam langsam wieder zu sich.
„Da bist du ja wieder" sanft lächelte Severus.
Ein Stein so groß wie ein Felsbrocken fiel im vom Herzen, er hatte sich wirklich Sorgen um diese Frau in seinen Armen gemacht. Er hatte Angst das sie sein Herz hören konnte, wie schnell und vor allem laut es schlug. Doch dies schien ihn jetzt nicht mehr zu kümmern, als ihre Augen seine gefangen nahmen und er vor den großen Flügeltüren stehen blieb.
Hermine versank abermals in die unendlichen Tiefen seiner Augen und sah so viel Leid, Trauer und Schmerz. Doch auch etwas anderes machte sich in ihnen breit, was ihr ein leichtes Lächeln aufs Gesicht zauberte.
Beide starrten sich unentwegt in die Augen und kannte soviel beim jeweils anderen erkennen. Keine Kälte oder seine unendliche Bitterkeit lag in seinem Blick, sondern nur Aufrichtigkeit und Sorge über den Menschen in seinen Armen. Er merkte wie es schmerzte ihr neulich so entgegen getreten zu sein. Innerlich kämpfte er mit sich. Sollte er sich dafür entschuldigen? Ach was, dachte er, sie würde nur denke ich Spaße mit ihr. Er spürte wie sich ihr Brustkorb sanft hob und wieder senkte, doch lag über ihre Augen ein leichter Dunstschleier.
Hermine konnte nicht anders als in zu beobachten, ihn zu studieren. Jede Kleinigkeit seines Gesichtes einzufangen. Seine langen Wimpern unterstrichen seine dunklen geheimnisvollen Augen nur noch und seine Augenbrauen, dicht und geschwungen gaben seinem Gesicht einen markanten Schliff. Seine krumme Nase passte einfach dazu, eine anderen würde ihm nicht stehen und auch seine Lippen, immer zu einem schmalen Strich verzogen, waren nun voll und leicht geöffnet. Doch sie konnte nicht anders und sah wieder in seine Augen, die wie zwei Obsidiane schimmerten und von seiner ganzen Lebensgeschichte erzählten.
Beide vergasen alles um sich herum. Sahen sich nur an, sahen soviel und wussten nichts mehr zu sagen. Keiner konnte sich von dem Anblick des anderen losreißen und versuchte es deshalb auch nicht. Die Zeit schien nebensächlich geworden zu sein und Hermine ignorierte das Gefühl der drohenden Ohnmacht einfach. Sie wollte sehen, sehen was er dachte, was er fühlte. Sehen was für ein Mensch hinter dieser harten Schale schlummerte. Sehen ob sie recht hatte, mit dem was sie immer geglaubt hatte. Sehen ob auch dieser Mann Gefühle besaß und nur nach aussen kalt, verbittert und unnahbar war.
Severus unschlüssig was er in ihren Augen sah, wollte nicht der Jenige sein, der sie beide in die Realität zurück holte, zu sehr faszinierte ihn das was er sah, was er fühlte und dachte. Er hatte Gedacht niemals mehr so zu empfinden wie er es hier und jetzt tat. Er hatte diese gewaltigen Gefühle, die ihm die Luft zum Atmen nahmen einfach vergessen. Vergessen wie gut es sich anfühlte, vergessen wie es ist verstanden zu werden. Vergessen wie es ist, wenn man für einen Menschen mehr fühlt als nur Sympathie oder Freundschaft.
Hermine war nicht überrascht über das was sie nun zu erkennen glaubte, den in ihrem Inneren sah es genau so aus. Gefühle der unterschiedlichsten Sorte tobten in ihr und wirbelten ihre Gedanken neu auf. Keine Zeit etwas zu sagen, aus Angst ihre Worte würden ihr nicht mehr gehorchen. Aus Angst etwas Falsches zu sagen und diesen Augenblick des Verstandenwerdens vollends zu zerstören. Doch als sie glaubte das zu erkennen was sie grade sah, konnte sie nicht anders und lächelte ihn an.
„Du machst dir Sorgen um mich" hauchte sie in die Dunkelheit, bevor sie wieder das Bewusstsein verlor und ihr Kopf an seiner Halsbeuge zur Ruhe kam.
Der Augenblick war vorbei und die harte Realität kam zurück. Eine bewusstlose Frau in den Armen eines Mannes, in dem ein wahrer Gefühlsorkan herrschte.
Doch was machte diese beiden Menschen nun so besonders? Sie waren anders als andere, sie verstanden sich auch ohne viel Worte. Brauchten sich nur in die Augen sehen und sahen was der andere dachte, fühlte und wusste.
Ganz langsam realisierte Severus die gehauchten Worte. Sah auf sie hinab und lächelte sanft.
Ja natürlich mache ich mir Sorgen um dich. Verdammt nochmal, warum denn nicht? Du hast mir beim letzten Mal geholfen als es mir nicht gut ging und jetzt bin ich dran. Denn ich hasse dich nicht, habe es nie getan und werde es auch nie tun. Denn dafür mag ich dich zu sehr Hermine, dachte er und riss nun völlig erschrocken die Augen auf. Hatte er dies wirklich gedacht? Er hatte es sich selbst eingestanden das er sie mag und das verblüffende daran war, es stimmte, weil sein Herz genau das zu ihm sagte!
