12. Gegen Ravenclaw

Die Freundschaft von Ron und Hermine gehörte der Vergangenheit an. Es half kein Bitten, Betteln und Entschuldigen von Seiten Hermines, nach dem „Mord" an Krätze wollte sich Rons Wut nicht mehr legen. Das führte dazu, dass auch Hermine auf Ron wütend wurde. Immerhin war es nicht einwandfrei bewiesen, dass es Krummbein gewesen war, der Krätze gefressen hatte und es war ja auch nicht so, dass Hermine es dem Kater befohlen hätte.

Die beiden ehemaligen Freunde verbrachten also ihre Zeit damit sich gegenseitig böse zu sein und einander zu ignorieren. Zwischendurch trauerte Ron um Krätze, mit einer Ehrlichkeit, die Harriet dann doch überraschte, immerhin hatte er die meiste Zeit in der Vergangenheit damit verbracht über die Ratte zu schimpfen.

Da das Spiel gegen Ravenclaw immer näher rückte, wurde härter trainiert. Harriets erstes Training mit dem Feuerblitz gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da Madam Hooch so begeistert von dem Besen war, dass sie ihn am liebsten nicht wieder hergegeben hätte. Auf den Feuerblitz zu fliegen, war dann allerdings tatsächlich ein echtes Highlight.

Am Tag des Spieles war der Feuerblitz der absolute Star beim Frühstück. Cedric sah ihn mit glänzenden Augen an und Harriet versprach ihm (da sie ihm ja noch was schuldig war), dass er sich den Besen gerne einmal zum Ausprobieren leihen konnte (sofern er ihn nicht sabotierte). Penelope untersuchte ihn beeindruckt und auch Malfoy bekam bei dem Anblick des Feuerblitzes wässrige Augen.

Das Wetter war besser als bei ihrem Spiel gegen Hufflepuff. Es war zwar kühl und windig, regnete aber nicht. Während Oliver dem Team irgendwelche Anweisungen gab, musterte Harriet über den Platz hinweg ihre gegnerische Sucherin, die Viertklässlerin Cho Chang. Zu Olivers großem Bedauern hatte sich das Mädchen von einer Reihe Verletzungen erholt und stand für das Spiel bereit. Er hielt sie wohl für sehr gut. („Aber ich bin sicher, du schaffst sie", hatte er Harriet versichert).

Harriet selbst hielt Cho Chang für eine alles andere als talentierte Sucherin. Cedric war um Klasse besser, Draco ebenfalls und die Ravenclaw-Ersatzsucherin war ebenfalls um einiges talentierter gewesen als Cho. Chos einziger Vorteil war, dass sie ein schönes Gesicht hatte und auf dem Besen eine gute Figur machte (Was wohl der Hauptgrund war warum Davies sie zur Sucherin gemacht hatte).

Männliche Sucher wurden durch Cho leicht abgelenkt, weswegen sie oft als Siegerin dastand. Diese Gefahr bestand in Harriets Fall nicht. Also konnte nicht viel schief gehen. Außer Dementoren tauchen uneingeladen auf. Unwillkürlich suchte sie die Zusehermenge nach Professor Lupin ab, und hätte deswegen fast den Anpfiff verpasst.

Das Spiel lief gut für Gryffindor, dafür musste sich Harriet allerdings mit Cho um den Schnatz prügeln. Die versuchte nämlich andauernd zu verhindern, dass Harriet den Schnatz erwischte, indem sie ihr in die Bahn flog. Harriet wurde zunehmend wütend und dachte schon ernsthaft daran Cho vom Besen zu stoßen, als sich, zu ihrem Schrecken, unten am Spielfeld drei Dementoren sammelten.

Sie handelte ohne nachzudenken. „Expecto patronum!" Während etwas Silbriges auf die Dementoren zuschoss, sah Harriet den Schnatz und schnappte ihn sich, bevor Cho, die ihre Aufmerksamkeit auf die Dementoren konzentrierte, etwas dagegen tun konnte.

Sie hatten gewonnen! Harriet konnte ihr Glück gar nicht fassen. Da war sie allerdings nicht die einzige. Angelina, Katie und Alicia umarmten Harriet so fest, dass sie fast keine Luft mehr bekam. Fred und George küssten sie beide auf die Wangen, und Oliver strahlte übers ganze Gesicht. „Harry, das war eine Spitzenleistung!", versicherte er ihr.

Die anderen Gryffindors kamen angerannt und Hermine umarmte Harriet als erste. Percy sah besonders vergnügt aus, und Harriet erfuhr, dass er mit Penelope um zehn Galleonen gewettet hatte, dass Gryffindor gewinnen würde. „Harry, das war echt toll!", rief Parvati. „Klasse, verdammt noch mal!", donnerte Hagrid (Harriet war froh, ihn trotz der ganzen Sache mit Seidenschnabel unbeschwert zu sehen).

„Dein Patronus war nicht von schlechten Eltern", flüsterte ihr jemand ins Ohr. Harriet wirbelte herum. Professor Lupin strahlte sie an, wie ein stolzer Vater. Harriet sprang ihn fast an, als sie ihn umarmte, ließ aber sofort wieder, hochrot geworden, los, als ihr klar wurde, dass sie soeben einen Lehrer umarmt hatte.

„Diese Dementoren waren irgendwie seltsam. Ich hab überhaupt nichts gespürt", sprudelte sie schell hervor um von der Peinlichkeit abzulenken. „Das- ähm -liegt daran, dass es keine Dementoren waren. Komm mal mit", erklärte Professor Lupin und führte Harriet an der Hand durch die Menge hindurch. „Du hast Miss Parkinson einen hübschen Schrecken eingejagt."

Harriet starrte entsetzt auf einen verknäulten Haufen Umhänge am Boden, aus dem sich Pansy Parkinson, Millicent Bulstrode und ein drittes schwarzhaariges und recht hübsches Slytherinmädchen, das Harriet nicht kannte, zu befreien versuchten. Professor McGonagall hatte sich wütend vor ihnen aufgebaut und donnerte auch schon los. Harriet verkniff sich ein Grinsen und wurde von den Weasley-Zwillingen weggezerrt, die sie zu einer spontanen Party verdonnerten. „Aber zuerst würde ich mich gerne duschen!", wandte sie überzeugt ein. Sie fühlte sich zum ersten Mal seit langem wirklich gut.

Hermine war damit beschäftig ein Buch für Muggelkunde zu lesen, während die anderen ausgelassen feierten. Harriet versuchte ihre Freundin zum mitfeiern zu überreden, aber diese deutete nur auf Ron: „Er will nicht, dass ich mitmache." „Na und. Er hat hier gar nichts zu sagen, das ist meine Party!" Ron, der natürlich nicht an sich halten konnte, kam genau in diesem Moment auf Krätze zu sprechen, woraufhin Hermine weinend davon stürzte. Jetzt reicht's.

„RONALD WEASLEY", donnerte Harriet, „ES REICHT WIRKLICH! HERMINE LEIDET BEREITS GENUG! Lass das in Zukunft!" Ron sah sie trotzig an. „Das werde ich sicher nicht! Hermine kann nie zugeben, dass sie Unrecht hat! Sie tut noch immer so als wäre Krätze nur im Urlaub gefahren oder so! Es gibt nicht einmal vor, dass es ihr Leid tut!", erklärte er wütend. „Und ob es ihr Leid tut, aber du bist ja zu sehr mit dir selbst beschäftig, als dass es dir auffallen würde", zischte Harriet, „Ich hatte Krätze auch gern, aber es ist nicht Hermines Schuld. Gute Nacht!" An Parvati gewandt meinte sie noch leise: „Soviel zu deiner Theorie."

Mitten in der Nacht wurde Harriet von merkwürdigen Geräuschen geweckt. Sie erschrak zu Tode als sie einen riesigen schwarzen Hund, den riesigen schwarzen Hund um genau zu sein, im Fenster stehen sah. Nur für eine Sekunde, denn in der nächsten hörte sie einen ohrenbetäubenden Schrei. Harriet stolperte, gefolgt von Lavender, hinunter in den Aufenthaltsraum wo Professor McGonagall mit Percy und Ron stritt.

„Es war kein Alptraum! Ich bin aufgewacht und da stand Sirius Black mit einem Messer in der Hand über mir! Er hat die Vorhänge aufschlitzt!", beharrte Ron gerade. „Machen Sie sich nicht lächerlich, Weasley, wie hätte er denn durch das Porträtloch kommen sollen?", schalt McGonagall. Ron deutete auf Sir Cadogan. „Fragen Sie doch den!"

Das tat die Hexe dann auch. „Sie-Sie haben ihn eingelassen!", keuchte sie ungläubig. „Aber, er hatte die Passwörter", verteidigte sich Sir Cadogan, „Hatte alle von dieser Woche, Mylady! Hat sie von einem kleinen Zettel abgelesen!"

McGonagall sah zum Fürchten aus als sie sich an die Schüler wandte. „Wer von Ihnen", begann sie langsam, „welcher unsägliche Dummkopf hat Passwörter von dieser Woche aufgeschrieben und sie herumliegen lassen!" Stille. Dann hob Neville Longbottom langsam die Hand.

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