14. Das Finale
Lucius Malfoy hatte ganze Arbeit geleistet. Der Tag der Hinrichtung stand noch nicht fest. Hagrid war vollkommen fertig. Als Ron von der Sache erfuhr, versöhnte er und Hermine sich wieder. Er versprach den Mädchen bei den Recherchen für die Berufung zu helfen und Hermine entschuldigte sich schluchzend für Krätze.
„Es war schon eine alte Ratte", gab Ron zu, „Und nicht besonders nützlich. Vielleicht kaufen Mom und Dad mir jetzt eine Eule." Zur Versöhnung hatten sie sich umarmt, was Ron äußerst unangenehm zu sein schien. Vielleicht hatte Parvati ja doch Recht, und bei den beiden war mehr im Busch als man im ersten Augenblick vermuten würde.
Nach Hagrids Stunde versuchten sie Hagrid, ohne allzu großen Erfolg, aufzuheitern. Malfoy konnte natürlich einmal mehr sein Schandmaul nicht halten. „Seht mal, wie der flennt. Hast du jemals so was Erbärmliches erlebt? Und der soll unser Lehrer sein!", ätzte er. Das war zuviel für Hermine. Sie verpasste Malfoy eine saftige Ohrfeige, beschimpfte ihn und zog sogar ihren Zauberstab. „Was ist es nur mit euch Mädchen und Schlägen! Könnt ihr eure Meinung nicht einfach sagen!", beschwerte sich das Opfer ihres Zornes und zog sich erstaunlich schnell eingeschüchtert zurück.
Nach diesem Vorfall fehlte Hermine in der Zauberkunst-Stunde. Vollkommen verwirrt tauchte sie danach wieder auf (Harriet konnte es nicht fassen, Hermine hatte vergessen, dass Unterrichtsstunde gewesen war). In Wahrsagen legte das Mädchen sich dann auch noch mit Trelawney an, zerbrach ihre Kristallkugel und stürmte aus dem Unterricht (Was Lavender gleich an Trelawneys Prophezeiung Zu Ostern wird einer von uns gehen erinnerte, was das „Harriet wird sterben"-Thema wieder aktuell machte).
Nach all diesen Vorfällen machte sich Harriet aber mehr Sorgen um Hermine als um sich selber. Das Mädchen war völlig fertig, überarbeitetet und müde. Was auch immer sie trieb (Harriet vermutete schon lange, dass Hermine ein kleines Geheimnis hatte), schien nicht gerade gut für ihre Gesundheit zu sein.
Die Osterferien bestanden zum Großteil aus Lernen, Recherchen für die Berufung und Quidditch-Training. Oliver wollte unbedingt gewinnen. Gryffindor und Slytherin würden das Endspiel austragen. Allein bei den Gedanken daran, wurde Harriet schlecht. Hermine weinte sich öfter in den Schlaf, wollte aber keine Hilfe annehmen und auch nicht mit McGonagall reden um ein paar Prüfungen abgenommen zu bekommen. Sie wollte keine Fächer spritzen.
Lavender und Parvati arbeiteten an einem magischen „Gryffindor vor-Potter ist die beste Sucherin" Plakat, das sie beim Spiel einsetzten wollten. Harriet war zugleich dankbar und peinlich berührt. Nur peinlich berührt war sie über Cho Changs Versuche ihr Tipps für das Spiel zu geben. Aber sie ließ sie künstlich lächelnd über sich ergehen und dachte daran, wie sehr sie Cho Chang nicht leiden konnte.
Am Tag des Spieles war wunderbares Wetter. Harriet erbrach ihr Frühstück, erhielt aufmunternde Tipps und eine Rüge von Oliver, weil sie „so geschlungen" hatte, und nun „während des Spieles kraftlos" sein würde. Zu ihrer Erleichterung stellte Harriet fest, dass es Draco offenbar nicht viel besser ging als ihr selbst. Er sah mindestens so blass aus wie ein Vampir.
Auf dem Weg zum Spielfeld passte sie Cedric kurz ab. „Viel Glück, Harriet. Ich hoffe du gewinnst", meinte er leise, „Ich feure dich auf jeden Fall an." Harriet wurde krebsrot, aber Cedric war schon wieder weg.
Slytherin hatte wohl beschlossen besonders brutal zu sein. Ständig wurden die Gryffindors von Klatschern attackiert, was sich Fred und George nicht gerne gefallen ließen (Besonders als Flint Angelina mit voller Absicht rammte und vom Besen stieß, drehte Fred durch und haute dem Slytherin mit seinem Schläger auf dem Hinterkopf).
Das Spiel wurde zunehmend brutaler, und Harriet verlor den Schnatz immer wieder aus den Augen, da sie Klatschern ausweichen musste. Dafür benutzte sie Chos Ablenktaktik um Malfoy zu verwirren, was erstaunlich gut funktionierte. (Überhaupt schien sich Malfoy, interessanter Weise, mehr auf sie als auf den Schnatz zu konzentrieren und warnte sie sogar einmal vor einem Klatscher, was Harriet unerwartet kollegial fand).
Und dann sah sie den Schnatz. Es stand Achtzig zu Zwanzig für Gryffindor und sie stürzte auf den Schnatz zu. Leider hatte ihn Malfoy auch gesehen, und er war näher dran. Doch Harriet hatte einen Feuerblitz. Sie schickte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel los, und stürzte in einem Verrückten-Sturzflug auf den Schnatz zu. Und dann fing sie ihn.
Das Stadium explodierte von Applaus. Draco sah aus wie ein getretener Hund, und ihr Team stürzte auf sie zu. Wir haben gewonnen! Verdammt, wir haben wirklich gewonnen! Oliver umarmte sie fest, und drückte er ihr, zu ihrer grenzenlosen Überraschung, einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. „Wie haben gewonnen, Harry. Wir haben den Pokal gewonnen!", raunte er ihr ins Ohr.
Fred und George umarmten sie gleichzeitig, Angelina, Katie und Alicia kamen hinzu und dann sank das Gryffindor-Team als einziges Knäuel ineinander verschlungen zu Boden. Ganz Gryffindor war außer sich vor Freude. Percy sprang auf und ab, Hermine und Ron waren sprachlos. Lavender jubelte auf eine fast schon beängstigende Art und Weise und Professor McGongagall schien vor Stolz platzen zu wollen, während sie zugleich laut schluchzte.
Dumbledore überreichte ihnen voll sichtlichem Stolz den Pokal, den Oliver schluchzend an Harriet weiter reichte. Sie erkannte Professor Lupin im Publikum, der ihr stolz zunickte und war sich sicher, dass sie nun in der Lage war eine Patronus, der sich gewaschen hatte, hervor bringen zu können.
Die Feier war riesig. Fred und George sangen ein Siegerlied, Lee sprach einen Zauber der „Wir sind die Besten" in den Gryffindorfarben durch die große Halle schweben ließ, Angelina tanzte sogar auf einen Tisch und Katie konnte vor Glück gar nicht mehr aufhören zu heulen.
Irgendwann nahm sie Oliver zu Seite. „Du, Harry, hör mal. Was den Kuss angeht...", begann er zögerlich. „Ja?" „Er...ähm...war ein Resultat des Überschwangs der Gefühle und des Glücks, weißt du. Oh, nicht, dass ich dich nicht attraktiv finden würde, ich meine du bist süß, intelligent, spielst verdammt gut Quidditch und..."
„Oliver, schon gut", unterbrach ihn Harriet, „Ich hab dich auch sehr gerne, aber als Freund." Oliver nickte. „Also, sind wir uns einig." „Ja." Sie gaben sich die Hand darauf. „Freunde." Das Leben war eben doch schön (auch wenn man Single war).
Das war Harriets erster Kuss. Und er kam weder von Cedric noch von Draco und natürlich schon gar nicht von Ron, sondern von Oliver. Damit hättet ihr wohl nicht gerechnet, oder?
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