19. Der letzte Kuss im Leben

Sie waren vermutlich ein merkwürdiger Anblick. Krummbein trippelte voraus. Dahinter folgten Ron, Professor Lupin und Pettigrew aneinander gekettet. Hinter ihnen schwebte Professor Snape, der von Sirius Black dirigiert wurde. Hermine und Harriet bildeten das Schlusslicht. Mühsam quälten sie sich durch den Tunnel.

„Geht's dir wieder gut, Harry?", flüsterte Hermine. „Ich denke, es wird keine bleibenden Schäden geben", erwiderte Harriet.

„Willst du mit ihm sprechen?" „Mhm." „Gut, ich bleib ein wenig zurück."

Black sah Harriet unsicher an. „Weißt du was das heißt? Pettigrew aushändigen?", erkundigte er sich. „Wissen Sie es?", gab Harriet zurück, „Das hießt Sie dürfen sich wieder die Haare schneiden." Black sah sie groß an. Dann lachte er heiser.

„Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber ich bin auch dein Pate", erklärte er. „Ja, ich weiß." „Deine Eltern wollten, dass ich dein Vormund werde, falls ihnen irgendetwas passiert, Harriet..." „Sie dürfen wieder Harry sagen. Die schrecklichen Dinge, die ich zu Ihnen gesagt habe, tun mir leid und besonders das...sie wissen schon was..." „Ja." Black lächelte schmerzhaft.

„Ich nehme an, du willst lieber bei deiner Tante und deinen Onkel bleiben. Ich verstehe das, aber denk wenigstens darüber nach, sobald mein guter Name wieder hergestellt ist...wenn du ein...neues Zuhause willst..." Harriet starrte ihn an. „Sie wollen, dass ich bei Ihnen wohnen und von den Dursleys wegziehe?", vergewisserte sie sich. „Heh, ich versteh das. Sie sind immerhin deine Verwandten, aber ich dachte nur du solltest..."

Harriet sprang ihn förmlich an, als sie ihn umarmte. „Oh, das ist toll, toll, toll, toller! Ja, natürlich will ich! Hast du ...ich meine, haben Sie ein eigenes Haus? Wann kann ich einziehen!" Sirius Black lächelte zum ersten Mal seit sie ihn kannte einfach nur aus Freude. „Du ist in Ordnung. Und du willst wirklich?" „Jaha! Bist du taub!" Jetzt strahlte er wirklich. Harriet grinste.

Sie erreichten das Ende des Tunnels und kletterten hinauf. In Harriet stieg das Gefühl auf, dass sie irgendetwas vergessen hatte, etwas das mit Snape zusammenhing, etwas, dass er gesagt hatte...Etwas wichtiges. Sie sah Snapes Gestalt vor Sirius herschweben. Sie hatten die Oberfläche erreicht. Dunkle Wolken verhingen den Mond.

„Oh, Gott! Ron, geh sofort weg von Professor Lupin!", entfuhr es ihr. „Was!" „Heute ist Vollmond!" Dieser erschien auch schon durch ein Loch in den Wolken. Lupin war ganz steig geworden, seine Körper zitterte. „Oh, nein. Er hat seinen Trank nicht eingenommen! Er ist gefährlich!", japste Hermine. „Lauft weg! Und zwar schnell!", befahl Sirius. „Aber, Ron..." „Überlass das mir!"

Sirius wurde zum Hund, während sich Lupin vor ihren Augen in einen Werwolf verwandelte. Der schwarze Hund sprang den Wolf an und zerrte ihn von Ron und Peter Pettigrew fort. Ron taumelte und Harriet erkannte zu spät, wie Pettigrew nach Lupins Zauberstab langte. „Nein, tun Sie das nicht! Bitte!"

„Tut mir leid, ich gehe nicht nach Askaban. Expell" „Expelliarmus!" Hermine hatte Pettigrew entwaffnete. Der wurde zur Ratte und rannte davon. Harriet warf sich nieder um die Ratte zu fassen zu bekommen, war aber nicht schnell genug. Inzwischen hatte die Kampfgeräusche des Wolfes und des Hundes aufgehört. Der Wolf ergriff die Flucht in den Wald. „Sirius!"

Der schwarze Hund lag am Boden und sah ziemlich fertig aus. „Sirius, Pettigrew ist weg", erklärte Harriet, „Er ist geflohen, aber du..." Weiter kam sie nicht, denn der Hund rannte nun ebenfalls in den Wald. Toll, ich hätte die Klappe halten sollen.

Snape lag noch immer bewusstlos am Boden. Ron ebenfalls. Hermine untersuchte Ron vorsichtig. Mist, mist, alles ist Mist, dachte Harriet. Dann hörte sie es. Das schmerzhafte Heulen eines Hundes. „Bleib du hier!", rief sie und rannte los. Bitt , lass es ihm gut gehen, Ich hab ihn doch gerade erst gefunden! Nimm ihn mit nicht schon wieder weg!

Harriet spürte die Kälte der Dementoren, dann sah sie Sirius in seiner menschlichen Gestalt am Seeufer liegen. „Neiiinn, stöhnte er, „neiin...bitte..." Harriet sah die Dementoren, so viele hatte sie noch nie gesehen. Sie stürzte sich über Sirius und zog ihren Zauberstab. „Hilf mir, Sirius bitte. Hier ist Snapes Zauberstab, mach einen Patronus, bitte", flüsterte sie. Aber Sirius war dazu nicht in der Lage.

Expecto patronum! Expecto patronum!" Ich hab den Quidditch-Pokal gewonnen. Ich krieg meinen ersten Kuss von Oliver. Cedric ist eifersüchtig. Wir werden zusammen sein. Sirius. Ich werde bei Sirius leben, und nicht mehr bei den Dursleys.

Sirius unter ihr schauderte und wimmerte und dann verstummte er. „Reiß dich zusammen!" Ihre Stimme klang hysterischer als sie es jemals für möglich gehalten hätte. „Expecto patronum! Expecto patronum!" Sie hörte den Todesschrei ihrer Mutter. Immer und immer wieder. Ihr Patronus war einfach nicht stark genug für so viele Dementoren. Sie waren jetzt ganz nahe. Harriet klammerte sich an Sirius fest.

„Ihr kriegt ihn nicht. Expecto.." Wie hieß noch mal der Spruch? Ihr Patronus erstarb. Weißer Nebel blendete ihren Blick. Ein Dementor nahm seine Kapuze ab. Sie sah leere Löcher, dort wo die Augen sein sollten. Ein tiefer unförmiger Schlund ersetzte den Mund. Mom...Dad...Nein, ich muss Sirius beschützen! Sie fühlte wie sei jemand würgte und zu sich zog. Sie roch den Tod. Er will mich küssen! Ich muss...Zauberstab...Expecto patronum..

Und dann plötzlich wurde sie von silbernem Licht eingehüllt. Die Dementoren wichen zurück. Etwas vertrieb sie. Etwas helles warmes, vage Bekanntes. Am anderen Ende des Sees sah sie ein Tier über den See galoppieren und eine Gestalt am Seeufer, die sie kannte, aber nicht erkannte. Harriet konnte nicht mehr denken. Sie wurde ohnmächtig.

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