21. Noch einmal Eulenpost
„Harry", meinte Hermine leise, „Wir müssen..." „Ich weiß." Mit dem leeren Gefühl im Bauch wandte sie sich vom Nachthimmel ab. „Gehen wir zum Krankenflügel."
Sie schlüpften in den Turm und wären auf dem Weg zum Krankenflügel fast Snape und Fudge in die Arme gelaufen. Danach mussten sie sich auch noch vor Peeves verstecken. Als sie den Krankenflügel, völlig außer Atem, erreichten, war Dumbledore gerade dabei die Türe abzuschließen. Er wandte sich ihnen zu. „Nun?"
„Es ist erledigt", erklärte Harriet nach Luft ringend. „Gut, ich glaube ihr seid gerade weg, geht rein, ich schließe euch ein", meinte Dumbledore strahlend. Die Mädchen schlüpften durch die Tür und legten sich wieder in ihre Betten. Das war für meinen Geschmack alles ein wenig zu knapp.
Wenig später stürmte ein sehr wütender Snape, gefolgt von Fudge, Dumbledore und Madame Pomfrey herein. „POTTER! Was hast du gemacht!" „Professor Snape! Benehmen Sie sich!", kreischte Madame Pomfrey. „Snape, seien Sie vernünftig. Die Türe war abgeschlossen", argumentierte Fudge. Harriet blinzelte möglichst unschuldig. „Was ist denn passiert?", erkundigte sie sich gespielt unwissend.
„Black ist geflohen", erklärte Dumbledore. „Oh...Das ist gut. Ich hab Ihnen ja gesagt, er ist unschuldig. Wäre peinlich geworden, wenn Sie einen unschuldigen Mann hingerichtet hätten", erwiderte Harriet freundlich. Snape sah so aus als hätte er ihr am liebsten eine saftige Ohrfeige verpasst. Dann verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Ich weiß nicht, wie du das angestellt hast, Potter, aber eines weiß ich sicher, eines Tages wirst du es noch bereuen, dich für Black entschieden zu haben", sagte er düster.
Dann drehte er sich um und rauschte davon. „Der Bursche scheint mir ziemlich durcheinander zu sein", meinte Fudge mit gerunzelter Stirn. „Aber die Dementoren werden jetzt doch mit Sicherheit von der Schule abgezogen, oder etwa nicht?", erkundigte sich Dumbledore. Fudge gab ein zustimmendes Geräusch von sich und murmelte etwas von: „Hätte mir nie träumen lassen, dass sie einem unschuldigen Kind einen Kuss verpassen wollen..."
Als endlich alle gegangen waren kam Ron unter einem lauten Stöhnen zu sich. „Was...was ist passiert? Hab ich was verpasst?", erkundigte er sich. Harriet und Hermine tauschten einen Blick und lachten nur.
Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass Professor Snape beim Frühstück „herausgerutscht" war, dass Professor Lupin ein Werwolf war. Harriet suchte den Lehrer sofort in seinem Büro auf.
„Professor, geht es Ihnen gu-...Sie packen!" Lupin sah sie traurig an. „Ja." „Warum? Das Zauberministerium denkt doch nicht etwa Sie hätten Sirius bei der Flucht geholfen...Wie denn auch? Sie waren gerade Wolf." Lupin seufzte. „Dumbledore ist für mich in die Presche gesprungen. Aber du hast sicher gehört, dass Severus beim Frühstück versehentlich von meinem...Problem erzählt hat."
„Na und? Das wird keinem der Schüler etwas ausmachen! Höchstens ein paar Slytherin Idioten und die haben sowieso an alles und jedem was auszusetzen!" Harriet funkelte Lupin herausfordernd an. „Die Schüler stört es vielleicht nicht, aber ihre Eltern." „Vergessen Sie die Eltern!"
Lupin lächelte gequält. „Harry, ich hab dein Leben und das von Hermine und Ron gefährdet. Severus hat so etwas ähnliches schon das ganze Jahr befürchtet, und man kann viel über ihn sagen, aber dieses eine Mal hatte er Recht. Ein Werwolf sollte nicht als Lehrer arbeiten", erklärte er. Harriet seufzte: „Immer wenn ich das Gefühl habe meine Beziehung zu Professor Snape würde sich bessern, passiert irgendwas, das sie verschlechtert." Dann suchte verzweifelt nach Argumenten, die Lupin zum Bleiben bewegen könnten.
„Sie waren der beste Lehrer in Verteidigung gegen die Dunkle Künste, den wir je hatten! Sie dürfen nicht gehen! Ich will nicht, dass Sie gehen!" „Harriet, sei vernünftig..." „Sie sind so dumm! Na gut, Sie haben ein Problem, aber Sie werden den Trank gewiss kein zweites Mal vergessen! Jeder wird verstehen, warum es überhaupt passiert ist. Sie dachten wir wären in Gefahr. Sirius Black war am Gelände. Sie müssen nicht gehen!" „Harry, ich bin doch nicht aus der Welt. Nur von der Schule. Erzähl mir von deinem Patronus." Zuerst Sirius und jetzt auch noch er. Ich hab sie doch erst gefunden. Und jetzt verlier ich sie schon wieder.
Dann erzählte sie seufzend von den Ereignissen am See. „Ja, du hast Recht. Dein Vater wurde ein Hirsch, deswegen haben wir ihn Krone genannt." „Ich hab ihn gefunden. In mir. Trotzdem...ich fühl mich leer." Lupin lächelte matt. „Hier. Vielleicht geht es dir damit ein wenig besser. Du kannst die Miniaturversion von deinem Dad, mir und...Tatze mit dir herumtragen." Mit diesen Worten überreichte er ihr die Karte des Rumtreibers. „Da ich jetzt kein Lehrer mehr bin, kann ich sie dir ruhigen Gewissens geben. James hätte es so gewollt", fuhr er fort.
Harriet nahm die Karte entgegen, dann ließ sie alle Zweifel fallen und umarmte Remus Lupin fest. „Ich werd Sie vermissen", flüsterte sie. „Ich werde dich auch vermissen, Harry", erwiderte Lupin. Professor Dumbledore kam herein. Er schien nicht überrascht Harriet und ihren Lehrer in dieser Position vorzufinden. „Ich unterbreche ungern, aber Ihre Kutsche wartet vorne am Tor, Remus", sagte er. „Vielen Dank, Direktor." Remus Lupin löste sich von Harriet und sah sie traurig an. „Auf Wiedersehen, Harry." Dann nahm er seinen Koffer und ging.
Harriet fiel niedergeschlagen in seinen Stuhl. Dumbledore lächelte mitfühlend. „Warum so niedergeschlagen, Harriet?" Harriet fiel etwas ein. „Professor, als ich meine Wahrsagen-Prüfung hatte, da hat Professor Trelwaney plötzlich eine Prophezeiung von sich gegeben. Mit fremder Stimme und verdrehten Augen und so. Sie sagte, Voldemorts Knecht würde um Mitternacht zu ihm zurückkehren und der Knecht würde ihm helfen wieder an die Macht zu kommen. Nachher wusste sie nichts mehr. Das war eine echte Prophezeiung, oder? Und Pettigrew ist entkommen", berichtete sie.
Dumbledore schien unbeeindruckt. „Interessant", kommentierte er, „Damit hätte Sybille Trelawney zwei echte Vorhersagen gemacht seit ich sie kenne. Und was deine Sorge angeht: Es ist nicht gesagt, dass dieser Knecht aus der Prophezeiung Pettigrew ist, und vielleicht wirst du es noch eines Tages zu deinem Vorteil nutzen können, dass er davon gekommen ist." Dann ging der Direktor hinaus und überließ Harriet ihren Gedanken.
Über die Nacht der Flucht von Sirius und Seidenschnabel kursierten die wildesten Gerüchte. Percy, der dieses Jahr seinen Abschluss machte, versicherte Penelope und den anderen, dass, wenn er es in Zauberministerium schaffen sollte, er sich persönlich dafür einsetzten würde, dass Sirius Black gefasst werden würde.
Draco war wütend wegen Seidenschnabel, verhielt sich aber ansonsten erstaunlich ruhig. Cedric erkundigte sich besorgt bei Harriet was eigentlich passiert war. („Hast du Sirius Black gesehen? Hat er dir was getan?" „Er ist unschuldig und mein Pate." „Oh.").
Lavender und Parvati sahen die Sache ganz anders. „Ihr wisst doch garantiert wieder mal genau, was in dieser Nacht passiert ist", meinte Lavender, „Und wie üblich wollt ihr es uns nicht erzählen." Parvati nickte. „Vermutlich habt ihr sogar mehr mit der Sache zu tun, als man glauben möchte", setzte sie hinzu. Hermine warf Harriet einen besorgten Blick zu. „Ich weiß nicht, was du meinst", erwiderte sie nur.
Über Professor Lupins Abgang waren die meisten betrübt. „Er war der einzige gescheite Lehrer den wir je in diesen Fach hatten", seufzte Fred. „Dann war er eben ein Werwolf, na und. Das ist doch cool", meinte George. „Und für einen Lehrer hat er wirklich verdammt gut ausgesehen", seufzte Lavender. „Ich frage mich, wen sie uns nächstes Jahr vorsetzten", seufzte Seamus düster. „Vielleicht einen Vampir", meinte Dean hoffnungsvoll. Parvati verdrehte daraufhin nur viel sagend die Augen.
Hermine hatte beschlossen den Zeitumkeher zurückzugeben und ihre Fächer zu reduzieren, was Harriet für klüger und gesünder hielt. Ihren Tarnumhang hatte sie von Dumbledore zurückbekommen.
Am letzten Schultag bekamen sie die Prüfungsergebnisse. Alle hatten alle Fächer bestanden. Percy und Oliver hatten ihre UTZ geschafft (und Hogwarts somit erfolgreich abgeschlossen) und die Zwillinge um haaresbreite ihre ersten ZAGs. Gryffindor hatte neben den Quidditch-Pokal auch noch (zum dritten Mal in Folge) die Hausmeisterschaft gewonnen. Trotzdem war Harriet bei der Abschlussfeier nicht unbeschwert. Zum ersten Mal seit sie nach Hogwarts gekommen war, fühlte sie sich um ein ganzes Stück erwachsener und auch müder. Sie fragte sich ob sie ihren Paten je wieder sehen würde.
Bei der Heimfahrt mit dem Hogwarts-Express versuchte Harriet ihren Freunden zu Liebe Frohsinn zu heucheln. Ron lud sie und Hermine zu der Quidditch-Weltmeisterschaft im Sommer ein und sie spielten zu dritt Snape Explodiert. Dann plötzlich kam eine kleiner graue Eule mit einem Brief und einem Paket beim Fenster herein geflogen. Es war ein Brief von Sirius.
Liebe Harriet,
ich hoffe dieser Brief erreicht dich bevor du zu deinem Onkel und deiner Tante kommst. Ich weiß nicht, ob sie Eulenpost gewöhnt sind.
Seidenschnabel und ich haben ein Versteck gefunden. Ich sag dir allerdings nicht, wo es ist, falls diese Eule in falsche Hände gerät. Ich bin mir nicht sicher, wie zuverlässig sie ist, aber sie war die beste die ich finden konnte, und schien ganz scharf auf diesen Job.
Ich glaube, die Dementoren suchen immer noch nach mir, doch hier werden sie mich bestimmt nicht finden. Ich werde mich demnächst ein paar Muggeln zeigen, damit sie die Sicherheitsvorkehrungen in Hogwarts aufheben können.
So und nun zu all dem, was ich dir bei unserem letzten Treffen nicht mehr sagen konnte. Ich war es, der dir den Feuerblitz geschickt hat. Krummbein brachte die Bestellung für mich zur Eulenpost. Ich hab deinen Namen verwendet, aber geschrieben, dass sie Geld aus meinem Gringotts-Verlies nehmen sollen. Bitte betrachte den Feuerblitz als Geschenk deines Patens zum dreizehnten Geburtstag (ein verfrühtes zum vierzehnten hab ich dem Brief beigelegt).
Ich möchte mich noch entschuldigen, dass ich dir letztes Jahr offenbar viel Angst eingejagt habe, und zwar in der Nacht als du das Haus deines Onkels verlassen hattest. Ich wollte nur kurz einem Blick auf dich werfen, aber ich glaube ich hab dir einen Schock verpasst.
Ich hab noch etwas beigelegt von dem ich glaube, dass du es nächstes Jahr auf Hogwarts gut gebrauchen kannst. Wenn du mich je brauchst, schick mir eine Nachricht. Deine Eule wird mich finden.
Ich schreibe dir bald wieder
Sirius
PS: Vielleicht will dein Freund Ron diese Eule behalten, immerhin ist es meine Schuld, dass er keine Ratte mehr hat.
Ron hielt Krummbein die Eule unter die Nase. „Was schätzt du? Eindeutig ne Eule?", fragte er die Katze. Krummbein schnurrte. „Das genügt mir. Ich nehme sie."
Im Umschlag war noch ein Stück Pergament enthalten. Darauf stand: „Ich, Sirius Black, Harriet Potters Pate, erteile ihr hiermit die Erlaubnis, an den Wochenenden nach Hogsmeade zu gehen."
„Und das Geschenk?", erkundigte sich Hermine. Harriet öffnete das Päckchen. „Oh, Gott!", entfuhr es ihr. Sie holte einen kleinen schwarzen Stoffhund, der mit Sirius' Hundeform erstaunliche Ähnlichkeit hatte, hervor. „Er hat mir eine kleine Tatze geschickt!" Jetzt hab ich ihn wirklich immer bei mir.
Harriet las den Brief noch unzählige Male, bevor sie King's Cross erreichten. Dort verabschiedete sie sich von Hermine, Ron und all den anderen, und ging dann immer noch den Brief in der Hand zu Onkel Vernon, der sie erwartete. „Was ist das denn? Wenn es dieses Formular ist, das ich unterschreiben soll, vergiss es! Ich hab die Sache mit Magda nicht vergessen!", knurrte er.
„Ist es nicht", meinte Harriet abwesend, „Es ist ein Brief von meinem Paten." „Paten? Du hast doch gar keinen Paten!" „Hab ich doch. Er war der beste Freund meiner Eltern. Er ist ein verurteilter Mörder, vor einem Jahr ist er aus dem Zauberer-Gefängnis ausgebrochen und seit dem auf der Flucht. Aber er will trotzdem mit mir in Kontakt bleiben und wissen wie's mir geht und so. Ist das nicht süß?" Onkel Vernon war ganz und gar nicht dieser Meinung.
Weiter geht's in „Harriet Potter und der Feuerkelch"
Das war Teil Drei. Viel Spaß beim vierten Teil.
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