Kapitel 3
"Rückkehr"
„Er ist wieder da", sagte Vivianne als Danny nach seinen zwei Wochen „Zwangsurlaub" wieder im Büro erschien. „Schön, dass du wieder da bist!", fügte sie hinzu und lächelte Danny freundschaftlich zu, nachdem sie ihn ebenso freundschaftlich umarmt hatte.
„Du hast uns doch sicher vermisst!" Martin war zu den Beiden gekommen.
„Ja, vor allem dich!", gab Danny leicht sarkastisch zurück.
Sam kam zu dem Besprechungstisch und blickte zuerst zu Martin, dann zu Danny und lächelte ihm zu. Ja, dachte Danny, es ist auch schön dich wieder zu sehen. Sam hatte ihm sehr geholfen und Danny hatte sich nie vorstellen können, dass sie jemand war, der ihm helfen konnte. Er hatte sie immer nur als Kollegin, aber nie als Freundin wahrgenommen.
„OK, genug der Herzigkeiten", Jack war an den Tisch getreten und hatte die Szene unterbrochen: „Es wartet Arbeit auf uns." Er blickte zu Danny: „Schön dich wieder dabei zu haben."
„Das habe ich auch vermisst", feixte Danny und setzte sich zu den anderen an den Tisch. Er hatte endlich wieder das Gefühl, dass es ihm gut ging.
„Mein Gott Danny, es ist fast zwölf. Findest du nicht, dass du endlich nach hause gehen solltest?" Vivianne hatte gerade ihren Mantel angezogen und dabei gesehen, dass Danny immer noch über seinem liegen gebliebenen Papierkram saß.
„Ja, Mom, ich gehe bald", sagte Danny und sah Vivianne belustigt an.
„Aber sag morgen früh nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe", Vivianne drehte sich um, winkte noch einmal und war mit einem „einen schönen Abend noch" aus dem Büro verschwunden.
„Lass uns gehen!" Sam hatte sich unbemerkt an Dannys Schreibtisch geschlichen.
„Wohin denn?" fragte Danny und sah von seinen Papieren auf.
„Ich dachte du könntest mir zur Feier des Tages einen Drink spendieren?" Danny sah zu seinem Papieren und dann zu Sam: „Dann lass uns gehen!"
„Dir geht es besser, oder?"
„Können wir das Thema nicht lassen?"
„Du kannst mit mir reden, schon vergessen?"
„Lass es, Sam. Tun wir doch einfach so, als wäre das alles nicht passiert."
Sam sah von ihrem Glas hoch: „Komm schon Danny, das geht nicht."
„Warum nicht?" entgegnete Danny und trank an seinem Bitter Lemon. Er hatte sich wieder unter Kontrolle und dieses Mal keinen doppelten Scotch bestellt.
„Da steckt doch mehr dahinter? Ich meine, OK, du hast mir das mit deinen Eltern anvertraut, aber auch nur, weil ich dich dazu gedrängt habe. Warum kannst du dich niemandem öffnen? Warum ist da schon wieder diese Mauer?"
„Können wir nicht über irgendetwas erfreuliches Reden? Baseball zum Beispiel?"
„Ich will mit dir nicht über Baseball reden. Ich will über dich reden. Du wirst es nicht glauben, aber du bist mir wichtig. Vielleicht haben dir das noch nicht viele Leute gesagt, aber du bist mir wichtig..."
„Lass es Sam. Rüttele nicht an Dingen, von denen du nichts verstehst."
„Danny…"
„Lass es." Danny stand auf, legte einen 20 Dollar Schein auf den Tresen und griff zu seinem Jackett, das er über den Stuhl gehängt hatte. „Ich gehe jetzt besser." Er verließ ohne ein weiteres Wort, die völlig verdutze Samantha.
Zuhause stand Danny vor seinem Kühlschrank und betrachtete die geöffnete Flasche Whiskey, die er dort fand. Heute Morgen hatte er noch daran gedacht, sie wegzuschütten, doch jetzt stand er hier und konnte den Blick nicht von ihr lassen. Vor einer halben Stunde hatte er noch den Mut gehabt den doppelten Scotch nicht zu bestellen, doch von einem auf den anderen Moment hatte sich wieder alles verändert. Gerade als er seine Hand ausstrecken wollte, um sich einen Schluck zu genehmigen, klopfte jemand an seine Tür. Danny schloss schnell den Kühlschrank und ging zur Tür, um zu öffnen: Vor ihm stand Sam.
Beide sagten nichts und doch verstanden sie sich in diesem Moment besser als je zuvor. Es schien fast so, als hätte jeder die Wahrheit des anderen akzeptiert…
