Kommt Zeit, kommt Rat

Disclaimer: Alle hier vorkommenden Charaktere gehören J.K. Rowling. Eigentlich gehört ihr alles (wie frustrierend), außer die Handlung.

Pairing: Harry/Draco. Herrlich, nicht wahr?

A/N: Hab nichts zu sagen, außer Danke! an alle Reviewer! Schwarzleser, meldet euch! Würde mich sehr freuen!

Kapitel: 2.
I've tried to give you up (but I'm addicted).

Nach seiner Begegnung in dem Kellergang mit Draco hatte Harry den Entschluss gefasst, ihn endlich zu vergessen. Er war Harrys Nerven und Herz einfach nicht wert.

Doch das war leichter gesagt als getan. Plötzlich begegnete oder sah Harry ihn so oft, wie er es sich früher nicht einmal zu träumen gewagt hatte. Manchmal fing er die silbernen (okay, sie waren grau, aber silbern klang doch viel poetischer) Augen ein, hielt sie ein paar Sekunden, bevor er dann entweder einen Kommentar gedrückt bekam oder ein spöttisches Grinsen Malfoys Gesicht zierte.

Harry überlegte ernsthaft, seine Freunde einzuweihen und um Hilfe zu bitten. Er konnte sich nicht erinnern, bei Cho solche extremen Probleme gehabt zu haben, bei ihr hatten sich die Gefühle von selbst verflüchtigt.

Doch dann kam er zu dem Ergebnis, dass er einfach abwarten musste. Und was konnten schon Hermine oder auch Ron dagegen tun? Leider sahen seine nächtlichen Träume das nicht ein. Sie liefen mehr oder weniger gleich ab:

Harrys Augen flatterten auf, er gähnte und streckte sich. Dann fühlte er einen warmen Körper neben sich liegen und musste grinsen. Er rückte näher zu Draco, legte einen Arm um ihn, kuschelte seinen Kopf an seinen Rücken. Leider wurde Draco dadurch wach und gab ein Murren von sich. Aber nur solange, bis er realisierte, wer ihn da umarmte. Er drehte sich um und betrachtete seinen Freund.

Draco überdeckte Harry mit Küssen. „Harry", flüsterte er, damit Harrys Zimmergenossen nicht wach wurden, „Habe ich dir schon einmal gesagt, wie sehr ich dich liebe?"

Bloß ein paar Mal", sagte Harry. „Aber ich liebe dich noch viel mehr!"

Lügner", sagte Draco. Zu mehr kam er nicht, ihre Lippen trafen sich und ihre Zungen vereinten sich. Harry konnte ein Stöhnen, insbesondere in Erinnerung an die letzte Nacht, nicht unterdrücken. Ihr Knutscherei wurde wilder, sie wälzten sich auf dem Bett hin und her und vergaßen dabei vollkommen ihre Umwelt.

Leider entsprach das nicht ganz dem, wie es sich wirklich abspielte. Harry wachte verschwitzt und mit Herzklopfen mitten in der Nacht auf, nachdem er es kurz zuvor geschafft hatte, endlich einzuschlafen. Sein hartnäckiges Problem löste er dann dezent im Bad, um die anderen nicht aufzuwecken (oder erwischt zu werden). Den Rest der Nacht wälzte er sich schlaflos im Bett herum. Eine Tatsache, über die er nicht begeistert war, da er tagsüber aufgrund des Schlafmangels sehr müde war.

-ooo-

Sie kamen gerade von Zauberkünste, und Harry musste an den morgigen Tag denken. Sie hatten in den ersten Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste, ein unpassendes Fach, wenn man sich einen Slytherin abgewöhnen wollte. Harrys Magen verkrampfte sich zwar bei der Aussicht, aber er war überzeugt davon, Malfoy links liegen lassen zu können.

„Morgen haben wir wieder Verteidigung gegen Snape", sagte Harry (das Thema brannte ihm nun einmal auf der Seele).

„Ich hasse Verteidigung seit neuestem", sagte Ron, „Und ich glaube, das liegt am Lehrer."

Harry nickte zustimmend. „Ja, im dritten und vierten Schuljahr war es das beste Fach, aber letztes und dieses Jahr..."

„Ach kommt, Jungs, Snape hat uns viel beigebracht", sagte Hermine. Sie blieben an einem Treppenansatz stehen und warteten darauf, dass die Treppe herschwang.

„Natürlich, das ist alles, was für dich zählt", höhnte Ron.

„Wir gehen zur Schule, Ronald, natürlich ist das alles, was zählt!"

Harry hörte weg und überlegte, warum sie eigentlich nur noch zwei Fächer mit den Slytherins hatten. „Treppe, Treppe, Treppe", nuschelte er, um seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. „Wann kommst du?"

„Da ist sie doch", sagte Hermine. Sie setzten ihren Weg fort und waren bald in einem breiten Gang, der geradewegs auf die Eingangshalle hinzuführte.

„Harry! Harry!", rief jemand hinter ihnen. Harry, Hermine und Ron blieben sofort stehen und drehten sich um.

„Ich weiß, du wolltest es mir in der nächsten Stunde sagen, aber hast du jetzt schon einen Zeitpunkt? Je früher ich ihn kenne, desto besser!", sagte Slughorn, als er auf sie zuwatschelte.

„Äh... wie wäre es mit nächsten Samstag?", sagte Harry aufs Geratewohl. „Clubtreffen", flüsterte Ron unterdessen Hermine zu, nicht ohne einen spöttischen Unterton.

Slughorn nickte. „Du kannst da auch, Hermine? Könnt ihr dann den Schülern aus eurem Jahrgang Bescheid sagen?"

„Sie meinen den Gryffindors?"

„Nicht nur, Harry, ihr seht die anderen Häuser doch im Unterricht. Das dürfte kein Problem sein."

Harry nickte stumm, während Slughorn davon schlurfte. Dann blickte er Hermine an.

„Ich sage es Neville und Ginny", sagte Harry schnell. Hermine verschränkte die Arme. „Und ich soll Zabini übernehmen, davon träumst du nachts. Ich sage es Ginny, du Zabini."

Harry seufzte. „Na, dann kannst du es auch Neville sagen, denn Zabini bedeutet doppelte Arbeit!"

Hermine zuckte mit den Schultern, während sie ihren Weg fortsetzten. „Wenn du meinst. Ich versteh nur nicht, was daran Arbeit ist, zumindest bei Neville."

Sie kamen zur Großen Halle, Hermine setzte sich zu Ginny, die neben Neville saß. Harry und Ron gingen den Tisch weiter rauf und suchten freie Plätze. Ron spähte dabei zum Slytherintisch (Harry war gerade dabei, sich genau das abzugewöhnen). „Gehst du jetzt zu Zabini und sagst es ihm?", fragte er.

Harry folgte Rons Blick. Zabini saß nicht unweit von Malfoy entfernt, und auch Crabbe und Goyle waren da. „Nein, doch nicht beim Essen, Ron! Ich warte, bis wir ein Fach mit ihnen haben."

„Also morgen in Verteidigung?"

Harry nickt gedankenversunken. Seamus winkte ihnen, und sie setzten sich neben ihn.

Als sie das Essen beendet hatten und sie schon in der Eingangshalle waren, stieß Ron Harry an. „Das ist doch die Gelegenheit", flüsterte er. Zabini lief vor ihnen, alleine. Harry beschleunigte seinen Schritt. „Zabini!", rief er.

Zabini blieb stehen und wandte sich Harry zu, auch wenn er mit seinen schräg stehenden Augen äußerst zweifelhaft guckte. „Was willst du, Potter?"

Harry schaute zu ihm auf. „Slughorn lässt dir ausrichten, dass am Samstag ein Clubtreffen angesagt ist."

„Um wie viel Uhr, und wo?"

„In seinem Büro, vermute ich mal. Keine Ahnung, wann."

Zabini knurrte. „Dann sag mir Bescheid, wenn du es weißt." Damit wandte er sich ab und ging. Ron trat neben Harry, während er Zabini hinterher blickte.

„Mann, ist der groß! Stimmt es, dass er sieben Stiefväter hatte? Wer wohl sein richtiger Vater war, Michael Jordan?"

„Woher kennst du Michael Jordan?", fragte Harry leicht überrascht. Ron zuckte mit den Schultern.

„Dean mag nicht nur Fußball", sagte er. „Komm, lass uns jetzt gehen. Wir müssen zu den Gewächshäusern."

-ooo-

Harry betrachtete gedankenversunken seine Pflanze, die blöd zurückstarrte. Professor Sprout hielt ihnen einen Vortrag darüber, was man wie mit diesen Pflanzen machen konnte, aber Harry hatte noch nicht einmal den Namen mitbekommen. Er war zu beschäftigt damit, seine Gedanken von Draco wegzulenken.

Bis jetzt gelang es ihm nicht.

Aber er war voll überzeugt, bald so weit zu sein. Harry dachte nur noch an ihn, seine Gefühle hatte er schon einigermaßen unter Kontrolle. Und denken, ja, was war daran schon schlimm?

„Alles klar, Harry? Ich meine, so schwer ist das doch nicht", sagte Ron, packte die Pflanze an ihrem hässlichen Kopf und riss ihn mit einer Drehbewegung herunter.

„Hast du eine Ahnung...", murmelte Harry. Er machte dasselbe bei seiner Pflanze.

„Was?" Ron füllte die lila Flüssigkeit, die hervor quoll, in einen Abtropfbehälter.

„Schon gut. Hab mit mir selber geredet", antwortete Harry. Er machte dasselbe mit seiner Flüssigkeit und bekam Rons schiefen Blick nicht mit.

„Argh!" Harrys Hand hatte Flüssigkeit abbekommen. Da war wohl jemand unaufmerksam gewesen. Ron reichte ihm ein Papiertuch. „Danke. Ich hasse Kräuterkunde."

„Seit wann?"

„Seit heute eben."

„Weil du etwas verschüttet hast?"

Harry zuckte mit den Schultern. Eigentlich hasste er alles, was er ohne Draco machen musste, aber das würde er nicht sagen. Und eigentlich durfte er so nicht fühlen.

„Nein, war nur ein Scherz. Ich meine, Kräuterkunde ist doch eine gute Gelegenheit, mal Abstand zum Schloss zu bekommen."

Jetzt sah Ron ihn noch schiefer an. Harry ging zum Papierkorb und warf das Tuch hinein, dann widmete er sich wieder seiner Pflanze, die schon fast ausgeblutet war. Bis zum Stundenende sprach er kein Wort mehr. Dafür dachte er daran, welchen Unterricht Draco jetzt wohl hatte, wie er sich bei Kräuterkunde anstellen würde und ob er wohl auch in jemanden verliebt war. Nicht, dass Harry es wirklich wissen wollte, denn das würde nur schmerzen (weil es ganz bestimmt nicht Harry gewesen wäre).

„Endlich aus", rief Ron, als sie die Gewächshäuser hinter sich ließen.

Harry blickte das Schloss hoch. Wo hinter diesen Mauern war Draco wohl? Was tat er? Warum war Harry nicht bei ihm? Harry seufzte. Er rief sich Malfoys kalten Blick ins Gedächtnis und sagte sich leise, dass Draco solche Gefühle überhaupt nicht verdient hatte.

„Harry! Irgendwas beschäftigt dich doch!", rief Ron aus.

Harry schüttelte den Kopf. „Vergiss es, Ron, ich versuche es ja auch", meinte er.

„Keine Angst, Hermine und ich stehen dir bei. Wenn du darüber reden willst...", sagte Ron. Er klatschte Harry aufmunternd auf den Rücken. „Wir können gleich Schach spielen, das lenkt dich vielleicht ab."

-ooo-

Am nächsten Tag packte Harry seine Sachen zusammen, es würde jeden Moment schellen. Die Stunde war schrecklich gewesen, so schrecklich, wie früher Zaubertränke war. Es liegt wohl doch nur am Lehrer, überlegte Harry.

„Als Hausaufgaben schreibt ihr einen 7 Zoll langen Aufsatz über die Flüche des Mittelalters", donnerte Snape. Die Klasse stöhnte. Dann ertönte endlich die Klingel und ein lautes Geraschel entstand. Harry drängte sich in den Strom der Schüler, die hinausgehen wollten. Jemand rempelte ihn an, und er verlor das Gleichgewicht. Harry spürte, wie er gegen einen Schüler hinter sich knallte. Bevor er auf den Boden fielen, packten ihn zwei Hände unter den Armen. Dann drehte der Rempler sich um, aber nicht, um sich zu entschuldigen.

„Potter, ehe ich es vergesse, oder besser gesagt, du: Wann ist das Treffen morgen?", fragte Zabini.

„Zabini, Potter umzurennen ist ja schön und gut, aber pass demnächst auf, dass er nicht auf mich fällt", schnarrte Malfoys Stimme direkt an Harrys Ohr. Harry brachte seinen Körper ins Gleichgewicht, während Blut in seine Ohren rauschte. Obwohl er Zabini anblickte, spürte er nur noch Draco hinter sich.

„Weißichnicht", nuschelte Harry.

„Malfoy, du musst dich ja nicht unbedingt hinter Potter laufen, wenn ich ihn schubse", sagte Zabini.

„Schubs ihn demnächst gegen Weasley, der wird sich freuen ", sagte Malfoy. Harry wollte sich wegschleichen, schließlich wollte er nicht zwischen die Fronten geraten.

„Wohin willst du, Potter?", hielt Zabini ihn auf. „Du hast mir noch nicht geantwortet!"

Harry blieb mitten im Weg stehen, und Draco drückte ihn mit seinem Arm weg, als er sich an ihm vorbei quetschte. Harry kam es vor wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig, Draco hatte ihn zweimal berührt!

„Hallo? Bist du geistig nicht ganz auf der Höhe? Nicht, dass es mich wundern würde. Ich gehe davon aus, dass du keine Ahnung hast, also frage ich wohl besser mal deine Schlammblut Freundin."

Zabini ging auch hinaus, und Harry trippelte hinter ihm her. Draußen standen Ron und Hermine und warteten auf die beiden, na ja, eigentlich nur auf Harry.

Zabini baute sich vor Hermine auf, was sehr bedrohlich aussah. „Wann ist morgen das Treffen?", fragte er mit seiner tiefen Stimme. Hermine blickte ein wenig ängstlich. „Ich weiß es nicht, frag doch Slughorn."

„Ihr Gryffindorks merkt euch auch gar nichts, kann das sein?", murrte Zabini, während er abzog. Harry lächelte Hermine entschuldigend an, in Gedanken noch bei Draco.

In Geschichte der Zauberei starrte Harry die meiste Zeit aus dem Fenster. Er konnte es nicht, er konnte seine Gefühle nicht einfach abschalten. Er seufzte. Harry musste sie akzeptieren und aushalten, solange sie da waren. Er konnte Draco ja nicht die ganze Zeit aus dem Weg gehen.

Dann gab es wieder (wie jeden Tag) Mittagessen. Die Große Halle war gefüllt von Gequatsche, Gabelklappern und Essgerüchen. „Heute gibt es Pfannkuchen", rief Ron begeistert aus.

Harry nickte. Doch innerlich hatte er das Gefühl, seine brennendes Verlangen nach Draco würde jeden Moment aus ihm herausplatzen. Er wusste nicht, wie lange er das noch aushalten würde. Wie in Trance setzte Harry sich neben Ron und nahm sich einen Pfannkuchen. Als hätte er Appetit.

Und intuitiv wusste Harry, dass ihm eine harte Zeit bevorstand. Er liebte jemanden, der ihn hasste.