-----Tote sprechen nicht-----

von Jungle.Plant

Kapitel 2 --- Ungewöhnliches Trinkgeld

„Hey Josh, soll ich dir irgendwas mitbringen? Ich wollte heute sowieso einkaufen." Es war jetzt kurz vor acht und Alec war schon fast zur Tür hinaus um zu Normal's Schäfchenstall zu kommen.

„Marshmellows." bellte Joshua fröhlich, der sich nicht davon abhalten ließ, mit einem Pinsel rote Farbkleckse auf der Leinwand zu verteilen.

Alec lächelte und schloss die Tür hinter sich. Joshua war schon was ganz Besonderes und wenn er es zugab, dann bedeutete er ihm ziemlich viel (verglichen zu allen anderen), und das nicht nur, weil er durch die ganzen Bilder einen kleinen Nebenverdienst einheimsen konnte. Irgendwie waren alle Transgenetischen doch eine große Familie und Joshua war eben sein Lieblingsbruder. Seinen echten hatte er ja immerhin seit er klein war nie wieder gesehen.

Die Fahrt zu Jam Pony war angenehm beruhigend, die Routine tat ihm gut und als er dort ankam hatte er seine morgentliche Eskapade schon beinahe vergessen.

„Mein Goldjunge, endlich bist du da, mal einer, der den Laden ein wenig in Gang bringt!" freute sich Normal, als er seinen Lieblingsboten entdeckte. Wahrscheinlich hatte das aber eher mit deren Ähnlichkeit, was ausgeklügelte Finanzgeschäfte anging, zu tun.

„Hey Normal," auch wenn er es nicht gerne zugab, irgendwie mochte er den Kerl. Wenn er wollte, konnte er richtig lustig sein und wenn man auch noch in seinen Gunsten stand, war dieser Job eigentlich richtig angenehm. „hast du nen schönen Job für mich?"

„Aber klar, mein Freund. Ein schönes kleines Paket in Sektor C, die Leute geben gerne Trinkgeld und sag denen Normal lässt schön grüßen." Alec nickte.

„Okay, kein Problem Boss. Bis später." Normalerweise würde er sich noch ein bißchen mehr Zeit lassen und ein wenig die Hühner im Stall ausspähen, aber heute wollte er auf keinen Fall Max begegnen und hatte sie zum Glück auch noch nicht gesehen, wahrscheinlich ein flüchtiger Besuch bei ihrem Lover, das sah ihr ähnlich. Am Rande fragte er sich, wie das denn funktionieren konnte, wo die zwei sich ja nicht berühren konnte, aber das war ja nicht sein Problem.

Ohne dass er es wollte, führte das seine Gedanken wieder zu Rachel und er entschloss sich lieber schnell auf den Weg zu machen, um wieder auf andere Gedanken zu kommen.

Sektor C war ein ganzes Stück von der Jam Pony Zentrale entfernt, aber das war ihm ganz recht, zumindest hatte er ein wenig Zeit, auf andere Gedanken zu kommen.

Das Haus lag ein wenig abgelegen auf einem Hügel. Die Leute mussten ganz schön reich sein, dass sie sogar Bäume und einen Garten hatten. Hoffentlich hatte Normal recht mit dem Trinkgeld. Ein bißchen Extra-Cash war immer ziemlich praktisch.

Das Haus war sehr groß, drei Stockwerke und sogar Pfeiler vor der Haustür, wie in Kolonialzeiten.

Ein wenig vorsichtig näherte er sich dem ganzen. Solche Leute hatten meistens irgendwelche Sicherheitssysteme installiert, auf die man natürlich nicht hinwies. Er hatte schon mehrmals einige bissige Hunde zu einem unfreiwilligen Schläfchen gebracht, glücklicherweise hatte er ja auch so einige tierische Eigenschaften.

Ausser einiger Überwachungskameras und einer Alarmanlage entdeckte er aber keinerlei Fallen.

Er klingelte zweimal kurz und wartete darauf, dass jemand öffnete. Kurz darauf hörte er, wie sich Schritte näherten. Eine ganze Weile später öffnete sich die Tür.

„Ein Paket von Jam Pony." sagte er lächelnd und reichte der Frau in der Tür das Päckchen. Eine schlanke, blonde Mit-Vierzigerin nahm das Paket überrascht entgegen und unterschrieb die Bestätigung.

„Ich hätte gar nicht mit so etwas gerechnet." sagte sie fröhlich. Das ist bestimmt von meiner Zwillingsschwester in New York.

Zwilling? Das war wirklich nicht sein Tag heute. Ständig wurde er an unangenehme Dinge aus seiner Vergangenheit erinnert.

„Wir wurden getrennt, als wir noch ganz klein waren," sagte sie ein wenig betrübt. „erst nach dem Puls haben wir uns irgendwann wiedergefunden. Schon komisch, wie einen so etwas näher bringt. Ich hatte auch immer das Gefühl, ich wüsste genau, wo sie war."

Sie lachte fröhlich.

„Aber was rede ich denn da so lange. Ich will sie ja auch gar nicht lange aufhalten."

Alec wollte schon gehen, als sie ihn aufhielt.

„Warten sie einen Moment, ich muss ihnen unbedingt etwas mitgeben, wo sie mir doch das Paket gebracht haben. Wir wohnen ja auch ganz schön weit draussen."

Alec wollte jetzt nicht erwähnen, dass die Entfernung ja eigentlich keine Rolle spielte, da er ja um ein Vielfaches Stärker war, als der normale Fahrradkurier und sowieso nichts besseres zu tun hatte, natürlich hielt er seinen Mund und lächelte charmant. Kam jetzt das Trinkgeld?

Die Frau war kurz in den Flur gegangen, um in der Kommode zu wühlen. Eigentlich ein schlechter Ort, sein ganzes Kleingeld aufzubewahren, immerhin kriegte das ja jeder mit, der einmal da war.

Allerdings war es nicht das, was sie herausgekramt hatte, als sie sich wieder ihm zuwandte.

„Ich hab das früher als Kind immer mit mir herumgetragen. Keine Ahnung warum, aber irgendwie musste ich daran denken, als ich sie sah." Sie lächelte und hielt ihm ein kleines goldenes Medaillon hin, das er verwundert entgegennahm.

„Aber sowas kann ich doch nicht annehmen." Diese Frau war ihm irgendwie unheimlich.

„Ach papperlapapp!" Sie schüttelte den Kopf. „Nehmen sie nur, ich brauch es jetzt nicht mehr." Ohne sich noch mehr sagen zu lassen winkte sie ihm zu und schloss die Tür vor seiner Nase.

Was war heute nur los? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass irgendetwas ihn beobachtete und machte sich schnell daran von dort wegzukommen.

Nach ihrem Besuch bei Logan war sie wieder mal ein wenig nachdenklich. Schon wahr, es gab bisher keine Hoffnung, das Virus wieder loszuwerden. Aber war das auch ein Grund ihrer Beziehung keine Chance zu geben? Andererseits, was war denn das für eine Beziehung, wenn man sich noch nicht einmal berühren durfte. Eine Zukunft hatte das nicht wirklich. Absurderweise wurde ihr klar, dass sie noch nicht mal Kinder von ihm bekommen konnte, alles von ihm würde sofort in ihrem Inneren getötet werden. Rosige Aussichten waren das.

Jam Pony machte eigentlich schon Spaß, wenn Normal sie nicht ständig so quälen musste. Sie war zwar nicht jemand, der sich von sowas unterkriegen ließ, aber etwas nervig war das ständige Gequengele schon. Der Typ hatte einfach keinen Sinn für Soziales. Nicht dass sie da so ein Profi drin war aber wenigstens belästigte sie keine anderen Leute, die es nicht wirklich verdient hatten und sie fand dass sie da eigentlich nicht von betroffen war. Immerhin war sie durch Eyes Only zu so etwas wie einem Robin Hood geworden. 452-Hood, die Rächerin der Armen. Sie musste kurz schmunzeln, als sie kurz vor der Jam Pony Zentrale eine Vollbremsung hinlegte. Ohne sich um die Leute zu kümmern, die wegen ihr fast die Wände hochgesprungen waren, schnappte sie sich das Fahrrad unter den Arm und marschierte in die Fahrradkurierzentrale.

„Hey O.C.!" rief sie quer durch den Raum, als sie ihre beste Freundin erblickte. Original Cindy blickte auf und schmunzelte.

„Hey Max, du bist ja gar nicht so spät wie sonst. Bist früh aufgestanden, was?"

Max schmunzelte. „Was fragst du eigentlich noch?"

„War Alec schon da?" Eigentlich hatte sie gar nicht fragen wollen, aber plötzlich war ihr die merkwürdige Szene heute morgen wieder eingefallen. Was war da nur losgewesen? Das ganze war doch mehr als merkwürdig.

Als sie von der „Spaceneedle" wiederkam lag Alec vor ihrer Tür, völlig durchnässt und völlig unansprechbar. Zuerst dachte sie, er erlaubt sich einen Scherz und wollte sie nur erschrecken, aber als sie seine Hand anfasste, war er eisig kalt.

Das konnte ja alles nichts Gutes bedeuten. Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, packte sie ihn erstmal dick in ihrem Bett ein. Es konnte ja nicht schaden, wenn er wieder etwas wärmer und vor allem wieder trocknen würde.

Dann, als er aufgewacht war, schien alles wieder so wie sonst, außer, dass er eben halb nackt in ihrem Badezimmer stand. Sie überlegte kurz, was Logan dazu gesagt hätte, aber der nahm sowas ja immer viel zu ernst.

Aber was sollte dieses „Wie bin ich hierher gekommen?" nur heißen? Ein Blackout? Bei einem X5? Schockiert hielt sie inne. So etwas war doch schonmal vorgekommen. Bei einem anderen X5. Einem anderen X5, der Alec wie aus dem Gesicht geschnitten war.

„Ich muss los!" Sagte sie hektisch zu Original Cindy, schwang das Fahrrad über die Schulter und rannte sofort wieder in Richtung Ausgang.

„Guevara! Du hast hier einen Job!" brüllte Norman ihr noch hinterher. „Jetzt nicht mehr." meinte er beleidigt, aber da war Max schon längst weg.

Auf dem Weg zurück zu Jam Pony kam Alec der Gedanke, ja auch jetzt schnell einkaufen gehen zu können. Immerhin war er ja schon in der Gegend und falls er später keinen Auftrag in der Gegend bekam, ärgerte er sich später nicht. Außerdem war neben seinem Lieblingsladen, wo er immer einkaufte ein Chinese, der das beste Dim Sum der Stadt machte. Der schnellste Weg war durch den alten Schrottplatz und dann über den kleinen Batterien–Schwarzmarkt.

Was wollte Joshua noch? Ach ja, Marshmellows. Der Typ war eine echte Naschkatze, obwohl er ja eigentlich ein Hund war, aber wen kümmerte das schon.

Ihm fiel diese merkwürdige Frau ein. Warum hatte sie ihm ein Medaillon gegeben? Das Medaillon! Was es wohl war? Vielleicht konnte er es ja zu einem vernünftigen Preis loswerden. Er setzte sich auf einen Haufen alter Reifen und suchte in seiner Kuriertasche nach dem Ding. Er hatte es da schnell reingestopft, als er so schnell wie möglich von dem Haus abgehauen war.

Da war es. Ein kleines goldenes Medaillon an einer goldenen Kette. Warum würde man so etwas verschenken? Auf der Vorderseite sah man ein Rosenornament und die winzigen Scharniere schienen mit kleinen Dornen oder Blättern versehen zu sein. Neugierig, was da wohl drin war, öffnete er es.

Wo konnte er denn bloß sein? Hoffentlich war es nicht so, wie sie dachte. Das Ganze konnte doch nicht noch einmal passieren? Warum musste ihre ganze Familie denn bloß so kompliziert sein?

Sie ärgerte sich kurz, dass sie Normal nicht gleich gefragt hatte, wo Alec hin war, am Telefon würde er unausstehlich sein. „Normal, wo ist Alec hingefahren?" fragte sie genervt durchs Headset. Sie war immerhin auch schlecht gelaunt, vielleicht gab Normal ja auf, sie anzuschnauzen.

„Guevara, ich bin keine Auskunft! Komm sofort her, oder du bist gefeuert!" erklang es durch die Leitung.

„Ich hab keine Zeit, Normal," plötzlich inspiriert ergänzte sie „Alec ist in Schwierigkeiten, ich muss ihm helfen." Das schien ihn zu beeindrucken.

„Ah, okay, wirklich?" er zögerte

„Normal!"

„Er hatte eine Lieferung für Sektor C, Searing Lane 1268."

„Danke." sagte Max noch schnell und kappte die Leitung. Das war bestimmt schon anderthalb Stunden her. Er war damit sicher schon längst fertig. Er musste also irgendwo zwischen dort und der Zentrale zu sein.

Als ihr endlich einfiel, dass sie Alec anrufen konnte, war sie schon auf halbem Wege in Sektor C.

Es klingelte. Wahrscheinlich hing er mal wieder vorm Fernseher und zog sich schlechte Talkshows rein, während er irgendwelches Süßzeugs in sich hineinschaufelte. Sie kannte ihn doch. Es klingelte noch immer. Hatte er das Telefon irgendwo liegen lassen? Hatte er es auf lautlos gestellt? Es klingelte weiter. Alec ging nicht ran.

Das Haus war in Sichtweite, aber keine Spur von Alec. Sie radelte hinauf und klopfte hastig an die Tür. Nach einer Weile öffnete eine Frau.

„Entschuldigung, war heute schon ein Bote da?" fragte sie ohne Vorstellung.

Die Frau sah sie ein wenig verwundert an.

„Aber ja, ein charmanter junger Mann, mit einem Paket für mich. Ich fand es so nett, dass er extra hier heraufgefahren ist und da hab ich ihm etwas geschenkt. Und dann hat er mir ja auch noch das Paket von meiner Zwillingsschwester gebracht."

Zwilling.

„Wo ist er dann hingefahren?" unterbrach sie die Frau.

„Ich weiß nicht." meinte die andere nur und bevor sie noch mehr sagen konnte, war Max schon wieder die Auffahrt heruntergefahren.

Ein Zwilling. Nahmen denn die merkwürdigen Vorfälle heute gar kein Ende? Das konnte natürlich alles ein Zufall sein, aber als sie das gehört hatte, war ihr ein eisiger Schauer über den Rücken gefahren.

Bitte, betete sie, lass es sich nicht wiederholen! Es war ihr egal, wer das hörte, Hauptsache war, ihr Wunsch erfüllte sich.

Sie hatte plötzlich den Eindruck von irgendjemandem gerufen zu werden und hielt abrupt an. Konnte es sein? Sie war sich nicht ganz sicher, aber dachte eine Stimme gehört zu haben.

Sie hielt inne und tastete mit all ihren Sinnen die Umgebung ab. Sie war in der Nähe des alten Schrottplatzes und in der Ferne konnte sie den großen Turm sehen. Von hier aus sah er wirklich nur wie eine kleine Nadel aus, so gewohnt, dass man sie überhaupt nicht mehr beachtete und doch nicht wegzudenken.

Da war es wieder. Ganz leise, wie ein Wimmern. Es kam vom Schrottplatz.

Vorsichtig stellte sie ihr Fahrrad ab und schlich sich näher an das Geräusch. Da, ein Haufen alter Reifen... ein Fahrrad.

„Alec?" sagte sie leise und hoffte, dieses eine Wort würde die Situation wieder normalisieren. Er würde da sitzen und sich zwischen zwei Touren eine kleine Pause erlauben. Einfach faulenzen, während andere arbeiteten.

„Alec?" sagte sie erneut, ein wenig unsicherer. Sie hörte ein Geräusch, als würde jemand Papierfetzen aneinanderreiben. Hatte er sie gehört? Bitte sei wie immer! Betete sie.

Er lag auf dem Boden, seine Augen starr auf einen Punkt in der Ferne gerichtet und sein gesamter Körper schien in unkontrollierbaren Krämpfen zu erzittern. Ungläubig sah sie auf ihn hinab. Was? Aber dann klickte es in ihrem Kopf. Tryptophan.

„Alec!" rief sie und warf sich auf den Boden. Er war völlig durchgeschwitzt und schien sie gar nicht zu bemerken. Sie versuchte ihn festzuhalten und seine Krämpfe zu erleichtern, aber wusste, dass nur eins helfen würde. Da musste er jetzt durch.

Sie saß eine Weile so da und wartete, dass er wieder zu sich kommen würde. Sie wusste wie es war, sich völlig hilflos zu fühlen, die Krämpfe, das Zittern zu ertragen und zu warten, bis es aufhörte. Zwischendurch waren sie gnädig und gaben einem Zeit zu atmen, aber nicht lange. Am besten sie wartete so lange bis er bewusstlos war und brachte ihn dann zu Logan. Da hatte sie ihre eigenen Vorräte, wer weiß ob Alec an seine gedacht hatte. Offensichtlich ja wohl nicht.

Das Zittern schien langsam nachzulassen und Max sah, wie Alec einige Male blinkte. Langsam schüttelte er den Kopf, als wolle er das grässliche Gefühl loswerden.

Er schien sich langsam seiner Umgebung bewusst zu werden und drehte seinen Kopf zu ihr.

„Max:" flüsterte er, so dass sie sich anstrengen musste, ihn zu hören.

„Tryptophan," sagte sie, „ich sorg dafür, dass du welches bekommst." Irgendwie fühlte sie sich plötzlich für ihn verantwortlich und hoffte, dass niemand sie hier entdeckte. Sanitäter konnte sie auf keinen Fall gebrauchen, naja, wahrscheinlich würden sie ihn sowieso für einen Junkie halten. Aber dennoch fühlte sie sich ein wenig entblößt, wie sie hier saß und ihren hilflosen Bruder in den Armen hielt.

„Tryptophan." Wiederholte Alec völlig ungläubig. Er schien sich dann an etwas zu erinnern und hob seine Hand, die noch immer in einer Faust verkrampft war.

Wie in Zeitlupe öffnete er sie und Max erstarrte. Wie ein Schlag erinnerte sie sich an einen Wald. Ein Wald lauter Schreie und knurrender Hunde, die auf der Jagd nach ihr und ihrem Bruder waren. Dann Ben, wie sein Kopf auf ihrem Schoss lag, seine angsterfüllten Augen in ihre blickten. Eine abrupte Bewegung und er war für immer bei der Blauen Lady. Schnell legte sie ihre Hände in den Staub, weit weg von seinem Hals.

Sie schüttelte ihren Kopf um die Erinnerungen aus ihrem Kopf zu lösen. Aber wie konnte sie, wenn sein Ebenbild genau wie damals hilflos auf ihrem Schoss lag.

„Max." flüsterte er wieder. Er wusste, dass sie mit sich kämpfte.

Sie öffnete ihre Augen und blickte ihn an. Sie hoffte, dass er die Angst darin nicht sehen konnte.

„Ich... bin nicht Ben." sagte er schließlich und schloss die Hand um das Medaillon mit der Madonna.

Sie nickte langsam.

„Er war hier." sagte er plötzlich, noch immer ein wenig ungläubig.

Sie schreckte auf, ließ ihn fast auf den Boden fallen. „Was?"

Er kniff die Augen zu. Die Bewegung musste wehgetan haben.

„Ben, er sprach von der Blauen Lady. Wie er ihr Geschenke bringen musste." Max wollte, dass er aufhörte, brachte aber kein Wort heraus.

„Nur so konnte er glücklich werden. Er musste sie glücklich machen, indem er ihr Trophäen brachte." ein wenig traurig blickte er zur Seite.

„Weißt du, damals. Ich wusste es. Ich dachte es wären Alpträume, aber es war Ben. Nachts sah ich, was er getan hatte und ich wollte es nicht sehen. Ich habe mir immer gewünscht, dass es aufhört, aber er hat weiter gemacht. Ich dachte immer, er hört mich nicht. Aber er wusste, dass ich da war und konnte trotzdem nicht aufhören. Wenn ich mit euch ausgebrochen wäre, hätte ich ihn aufhalten können."

Max war still. Was konnte sie denn jetzt tun? Im Grunde nichts. Es war vorbei. Ben war tot und Alec war am Leben.

„Aber du bist nicht ausgebrochen. Ben war..." sie zögerte „er war glücklich als er starb."

Alec sah sie an. „Ich weiß." sagte er nur und schloss die Augen.

Langsam fing ihr Bruder wieder an zu Zittern und biss die Zähne zusammen.

„Ich bleib bei dir." Sagte sie und hielt ihn fest.