VIELEN DANK FÜR EUREN LIEBEN KOMMENTARE -knuddle-, die ich gleich beantworten werde. Dies ist nun das letzte Kapitel in diesem Jahr und ich dachte mir, es ist so eine Art Weihnachtsgeschenk. Ich hoffe, ihr freut euch, heal ( -- hab euch alle lieb)
Ach, bevor ich es vergesse. AN ALLE: Ihr glaubt gar nicht wie blind ein Mensch sein kann (trotz Brille) -grins-
Antworten:
HexeLea: Es tut mir wirklich Leid, ich hab dich nicht mit Absicht vergessen, doch als ich dein Review gelesen habe, war ich mit hochladen und allem schon fertig, ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Leider muss ich dir auch sagen, dass ich keine Beta-Leserin brauche, ich hatte mal jemanden und das ist in die Hose gegangen und außerdem würde ich dich nur nerven, wenn ich erst mal eine Möglichkeit gefunden habe, jemanden auszuquetschen...also auch hier sorry. Es freut mich aber, dass sie dir bis hier her gefällt, dass mit den R-fehlern tut mir Leid, ich kann aber auch nicht versprechen, dass das besser wird. Ich glaub, ich entschuldige mich nur noch...jedenfalls, ich wünsch dir viel Spaß beim dem Chap und wirklich, ich wollt dich nicht mit Absicht vergessen -ganz lieb schau-
RoryElli: Schön, dass ich dich begeistern konnte, ich hoffe, das bleibt so.
StarHeyoka: Erst mal vielen Dank und auf deine Fragen hin; wieviel Kapitel ich letztendlich schreibe steht nicht fest, aber ich habe schon ein Ende im Kopf, nur was bis dahin dazwischen noch passiert, kann ich nicht sagen...lass dich überraschen, aber ein paar werden es bestimmt noch.
Wann Hermine Harry sagt, dass Kerry seine Tochter ist, kann ich auch noch nicht sagen (gehst du von Kapitel 5 aus?) und ob er es überhaupt von IHR erfährt ist die andere Frage (ich hab schon mehrere Ideen, konnt mich noch nicht entscheiden, deswegen auch hier noch ein bisschen Geduld)
michi-sky: Vielen Dank, ich hoffe, diese Neugier bleibt und es wird nicht langweilig. Zu deinen Fragen in einer Frage drinne -grins-: Er hat Kerry zwar betrachtet, aber es war ja auch nicht das beste Licht (die Augenfarbe wird noch gesagt) und wie ich oben schon erwähnt habe, er kann SO blind sein und das Brett vorm Kopf wird nicht so schnell abfallen. Und außerdem weiß ja Kerry, dass Harry ihr Vater ist, nur umgedreht halt nicht.Die Karte hatte er nicht mitgenommen, und Kerry war nicht im dem Teil, den er sich angesehen hatte. Wegen Animexx, eigentlich ist alles gleich.
Chooo: Danke, danke, aber nicht platzen, du sollst mir ja erhalten bleiben -smile- Viel Spaß beim Lesen.
Bringhimup: Und dir danke ich auch, das mit den Fehlern tut mir Leid, ich glaub ich sollte das mal im Allgemeinen erwähnen. Ich bin mehrmals drübergangen, aber irgendwann ließt man nur noch das, was auch da stehen soll und nicht wie es dasteht. Noch mal sorry, ich hoffe, dir gefällst trotzdem.
HarryHermine: Vielen Dank -gerührt sei- ich hab mich ja schon bei dir gemeldet, ich hoffe, es geht auch bei dir bald weiter -freu- . Leider weiß ich noch nicht, wie lang diese Story wird, aber ein paar Kapitel werden es noch, keine Sorge.
exploded: Danke. Ich glaub, dass mit der Mutter ist auch nicht schwer zu erraten, oder?!
Obelix72: Tja, was soll ich dazu sagen, in mancher Hinsicht kann Harry einfach nicht schalten (steht dermaßen auf der langen Leitung) und man könnte es ihm unter die Nase reiben (was auch getan wird) und er würde es nicht merken. Ich glaub, ihr werdet euch noch oft die Hand gegen die Stirn knallen -grins- Das mit dem Vorspielen, hat einen Grund, der mit iher Mutter zu tun hat, die sich beide einfach unglaublich lieb haben...sie ist sozusagen hin und her gerissen und musste sich entscheiden.
bepa: Natürlich verzeih ich dir, was ist das für eine Frage, kann ja nicht jeder so wortkarg sein wie ich -grins-. Kerry ist ein schlaues Mädchen, sie wusste es schon von Anfang an, seit sie Harry da stehen sah...tapferes Mädchen, dass sie es ihm nichts gesagt hat. Freu mich wieder auf dich und ich hoffe, es gefällt dir wieder. Viel Spaß beim Lesen.
Psychojani: Ah, ist dir also aufgefallen, naja, war ja auch so beabsichtigt.
laser-jet: also wenn du das schon kennst, dann kann ich nur beten, dass du es von Animexx kennst und nicht irgendwo anders her.
nichan: Hoffe lieber nicht, dass er so schnell wie möglich dahinter kommt.1. du würdest verzweifeln und2. dann wäre ja die Geschichte schon zu ende -smile-
Katharina:Keine Sorge, das klappt irgendwann und Ron schafft es auch in gewisser Zeit mal aufzutauchen...aber wie gesagt, in gewisser Zeit.
eXeS:Das interessiert mich jetzt aber, inwiefern das verwunderlich ist, dass Harry ne Tochter hat...schreib mir das mal bitte...-wirklich neugierig sei-
Gut das wars, ich hoffe, ihr seid mehr oder weniger zufreiden mit meinen Antworten, alles kann ich ja natürlich nicht verraten -smile-. VIEL SPAß BEIM LESEN.
Kapitel III
Der Falke auf dem Dach
Dunkle Wolken hingen schwer am Himmel und der Tag wirkte düster und unfreundlich. Harry lag wach in seinem Bett, schon seit Stunden. Wieder einmal hatten ihn Träume geplagt, doch waren sie diesmal anderer Natur. Eigentlich völlig harmlos und…normal, doch aus einem ihm unerklärlichen Grund beschäftigten sie ihn mehr als seine anderen Bilder in der Nacht. Die Erinnerungen an damals noch einmal zu erleben, immer wieder, störte ihn schon gar nicht mehr. Im Gegenteil, er redete sich ein, dies gehöre unweigerlich dazu, als Richter, als Strafe dafür was er getan hatte. Doch diesmal…
Er führte sich das Geschehene noch einmal vor Augen, auch wenn es immer mehr verblasste, je länger er darüber nachdachte. Dort wo er gewesen war, herrschte fast absolute Dunkelheit und er stand mitten in einem Raum. Aber war er wirklich er? Der steinige Boden unter seinen Füßen war kalt und feucht; er zitterte. Es hatte sich so komisch angefühlt, als wäre er nicht er selbst gewesen. Dieses Gefühl von Schwäche und Angst hatte ihn überwältigt und die grausam eiskalte Lache, die wie ein Echo an sein Ohr drang, bereitete ihm eine Gänsehaut.
Harry hatte sich nicht geregt, sein Blick suchte nach dem Ursprung der Stimme, aber nicht einmal das Ende des Zimmers war deutlich. Das Lachen wurde ein Kichern und es war deutlich die Überlegenheit daraus zu hören. Ihm schien der Anblick Harrys zu amüsieren und er war hörbar zufrieden mit dem was er dort sah.
An mehr konnte er sich nicht erinnern, ein lautes Schuhen hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Die Schneeeule flatterte zu ihm und ließ sich auf ihm nieder.
„Was machst du da Hyria, deine Mutter hat mich nie so geweckt." Er kraulte ihr Gefieder.
Nun lag er seit über eine Stunde in seinem Bett und zerbrach sich den Kopf über diesen Traum. Das einzige was ihn daran beunruhigte, war, dass es nie passiert war. Er war nie in einem leeren Raum gewesen.
Harry stand auf, es war kühl im Zimmer. Das Fenster stand einen Spalt breit offen und der eiskalte Herbstwind wehte hartnäckig und fand seinen Weg durch jeden Spalt der Schlossmauer. Harry fröstelte und er rieb sich seine kalten Arme. Er müsste sich dringend wieder einen Pyjama zulegen, nur in Shorts wäre es zu kalt im Winter. Er schloss das Fenster.
Das Wochenende verging rasend schnell und eh er sich versah war der Sonntag vorbei gewesen und die neue Woche brach an.
Harry verbannte den Traum tief in seinen Innern, zu all den anderen Gedanken mit denen er sich nicht herumplagen wollte, verschloss sie hinter dicken Wänden.
Harry saß an seinem Tisch im Klassenzimmer und wartete darauf, dass seine Klasse zum Unterricht erschien. Einer nach dem anderen betrat den Raum und der Schwarzhaarige wartete geduldig bis sich jeder einzelne gesetzt und seine Sachen ausgepackt hatte. Die Schüler warteten gespannt, dass sich ihr Lehrer bewegte oder etwas sagte, aber nichts. Wundern taten sie sich nicht, es war schon eine Art Ritual, dass die Stunde mit Schweigen begonnen wurde. Harry betrachtete jeden, mehrmals schweifte sein Blick durch den Raum, seine Finger trommelten sachte auf dem Holz, und dies war damit das einzige Geräusch, welches die Ruhe störte.
Mit einen Ruck stand er auf und lief zielstrebig auf die Tür zu; die Köpfe der Schüler drehten sich, sobald ihr Lehrer an ihnen vorbei lief, bis hin zur Tür, die er öffnete und hinaus ging. Fragende Blicke wurden ausgetauscht. Was hatte das zu bedeuten? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, Harry erschien im Türrahmen und sah seine Schüler an.
„Folgt mir", sagte er selbstverständlich und verschwand wieder. Ohne lange darüber nachzudenken, schnappten sie sich ihre Zauberstäbe und gingen dem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste nach. Schweigsam liefen sie hinter ihm her, nur die Schritte durch die Gänge waren zu hören, die an den Wänden widerhallten. Harry ging immer weiter, seine Schüler folgten, vorbei an den Klassenzimmern hinaus auf die Ländereien von Hogwarts. Erneute Blicke wurden ausgetauscht und man fragte sich, was er wohl vorhatte. Sie steuerten auf den See zu und liefen geradewegs an ihm vorbei, weiter zu einem angrenzenden kleinen Sumpf, der in den auslaufenden Verbotenen Wald führte und von Bäumen und hohem Schilf umzäunt war. Der allmorgendliche Nebel war hier so dicht, das man gerade seine Hand vor Augen sah und da Harry weit vorne stand, wurde er von den hinteren Schülern gar nicht mehr gesehen.
„Ich dachte mir, da ihr so hervorragende Arbeit geleistet habt, was den Irrwicht betrifft und ich euch nichts mehr darüber lehren kann, dachte ich mir, fange ich mit etwas Neuem an." Es war unheimlich jemanden reden zu hören, den man nicht sah und so rückte die Scharr von Schülern noch ein Stück zusammen. Der weiße Schleier aus Nebel ließ den Eindruck erwecken, noch dichter geworden zu sein, nach dem Harry zu sprechen begonnen hatte. Dieser spürte förmlich das Unbehagen seiner Schüler und er musste innerlich schmunzeln.
„Was glauben Sie, welch magische Wesen hausen in solch einer Gegend?"
„Was denn, hier gibt es etwas, das hier lebt?" Eine Mädchenstimme war zu hören.
„Aber sicher, Miss Parker. Ich möchte, dass Sie sich ein bisschen umsehen, am besten in Zweiergruppen, sollten sie sich dadurch etwas sicherer fühlen."
„Als ob mich so ein bisschen Nebel einschüchtern würde." Der Junge, der gesprochen hatte rückte mit einem kleinen Aufschrei näher an seine Nachbarin heran, da es neben ihm im Schilf geraschelt hatte. Kichern folgte, auch wenn er nicht der Einzige gewesen war, der sich erschrocken hatte.
„Geben Sie Acht und verlieren Sie sich nicht. Ich möchte, dass sie sich ein paar Gegenflüche überlegen, falls Sie angegriffen werden („Falls, wir angegriffen werden?"). Wichtig ist, dass Sie sich ruhig verhalten und wenn möglich nicht in Panik geraten, sollten sie einem begegnen („Was denn begegnen?"). Geht immer am Ufer entlang um den Sumpf herum, sollten Sie Schwierigkeiten haben, senden sie einen roten Strahl mit ihrem Zauberstab in die Luft, ich werde dann zu Ihnen kommen. Und nun los."
„Dürften wir vorher erfahren mit was wir es zu tun haben?" Harry tat so als würde er überlegen und schwieg einen Moment.
„Nein, Mr. Ryan. Ich möchte, dass Sie lernen mit unerwarteten Dingen umzugehen und im richtigen Moment kühn und mutig handeln. Es ist wichtig in sekundenschnelle die richtige Entscheidung zu treffen und am besten darauf vorbereiten kann ich Sie, wenn Sie nicht wissen, was sie erwartet. Verstehen Sie, was ich meine?" Ein Murmeln war zu hören.
„Aber woher sollen wir das wissen, was zu tun ist, mein ich." Stille. „Professor?" Der Junge ging auf die Stelle zu, an der er seinen Lehrer vermutete, doch war dieser nicht aufzufinden. „Er ist weg", stellte er erstaunt fest und wieder breitete sich ein Unbehagen unter den Schülern aus.
„Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte ein Mädchen ängstlich.
„Ich weiß nicht", bekam sie als Antwort.
„Am besten wir gehen zurück zum Schloss und sagen Bescheid, dass der Professor verschwunden ist."
"Ach, und kannst du mir auch sagen, Jack, wo das Schloss ist. Ich mein, man kann gerade einmal ein, zwei Meter schauen.
„Wir gehen einfach in die Richtung aus der wir gekommen sind", patzte er zurück, da er sich angegriffen fühlte.
„Die da wäre?" Entnervt verzog sie das Gesicht, auch wenn es keiner sehen konnte und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Junge namens Jack sah sich zweifelnd um, denn genau wusste er nicht mehr aus welcher Richtung sie gekommen waren und er hatte keine Ahnung wo das Schloss war. „Siehst du. Ich schlage vor, dass wir dass tun, was uns der Professor gesagt hat, schließlich hat er uns nicht ohne Grund hier her geführt, oder?!" Ein einstimmiges Murmeln der restlichen Schüler.
„Und was schlägst du noch vor, Justine?"
„Ich weiß nicht, am besten wir teilen uns auf und versuchen einen Weg hier raus zu finden." Das Gryffindor-Mädchen sah sich suchend um. Sie bildeten zweier und dreier Gruppen und liefen abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten in die eine oder in die andere Richtung.
Justine lief mit einem Jungen aus Ravenclaw, beide schwiegen sie. Der Nebel wurde dichter je weiter sie am Sumpf entlang gingen. Der Junge murmelte Lumos und sein Zauberstab erleuchtete hell.
„Mach den sofort wieder aus, los!" Er zögerte erst, sagte dann aber doch den Löschzauber. „Warum schreist du nicht gleich, dass wir hier sind", zischte sie flüsternd. Sie liefen weiter, ohne dass irgendetwas passierte. Nie hätten sie gedacht, dass der Sumpf so groß wäre und der Weg nahm einfach kein Ende. Diese Ruhe war beängstigend und nur das Geräusch vom schlammigen Boden, wenn sie leicht in die Masse sanken, begleitete sie.
Plötzlich erfüllte ein Schrei die Luft und beide Schüler sahen erschrocken auf, ohne nachzudenken, liefen sie los; in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. Unterwegs stießen sie mit zwei weiteren Schülern zusammen und nachdem sie sich von dem Schreck erholt hatten, rannten sie gemeinsam weiter. Erneut entfachte ein Licht, diesmal aus allen vier Zauberstäben. Angekommen an einen kleinen Platz, wo Schilf und Moos nur spärlich wuchsen, fanden die vier Schüler zwei ihrer Schulkameradinnen am Boden sitzen. Nun kamen auch andere auf die Zwei zugelaufen, jeweils aus verschiedenen Richtungen.
„Was ist passiert?" Die Stimme des Jungen war schriller als er beabsichtigte, doch achtete niemand darauf.
„Da waren so – so komische Dinger. Ein Dutzend, mindestens, die waren plötzlich einfach da." Sie brach ab, zu tief saß der Schock noch.
„Haben die euch was getan."
„Nicht wirklich, sie standen einfach nur da und haben uns angestarrt, nichts gesagt", erzählte das andere Mädchen.
„Wir wollten weglaufen, doch versperrten sie uns den Weg. Ich hab ihnen gesagt, sie sollen uns in Ruhe lassen, aber die standen einfach nur da. Ihre Glubschaugen waren so riesig, die waren einfach nur widerlich hässlich – was ich ihnen auch gesagt habe."
„Wir haben versucht sie mit einem Zauber zu verscheuchen aber die waren so schnell, das sie problemlos ausweichen konnten und dann sind sie auf uns zu gegangen, haben sich an unseren Beinen festgeklammert und als wir anfingen zu schreien, erschien ganz plötzlich ein blaues Licht, irgendwo dahinten." Sie zeigte links von sich.
„Genau, und dann waren sie weg, wie vom Erdboden verschluckt." Das Mädchen am Boden zitterte noch immer. „Es war unheimlich, ich will-"
„Seht doch mal." Ein Junge aus Ravenclaw, der den Mädchen gespannt zugehört hatte, unterbrach diese mit einmal und blickte in alle Richtungen. „Der Nebel legt sich."
„Du hast Recht", pflichtete Justine ihm bei. Man konnte klar und deutlich den Waldrand erkennen und zu der kleinen Gruppe gesellten sich immer mehr aus der Klasse bis sie vollständig waren – der Nebelschleier war nun vollkommen verschwunden. Aufgeregt tuschelten sie miteinander, denn eine Frage blieb noch immer offen: Wo war ihr Lehrer?
Suchend sahen sie sich um, doch keine Spur von Harry Potter – nicht eine.
„Sollten wir zum Schloss zurückgehen, jetzt können wir es ja sehen", schlug jemand vor.
„Aber was ist, wenn ihm etwas passiert ist."
„Immerhin ist er Harry Potter, dem passiert nichts so schnell. Er hat Du-weißt-schon-wen besiegt, hast du das vergessen?!"
Wieder war Unstimmigkeit unter den Schülern, keiner wusste so Recht, was sie jetzt unternehmen sollten.
Ein leises Plopp war zu hören und jeder einzelne, der es hörte, erschrak. Und wieder dieses Geräusch, mehrfach. Stille. Die Schüler sahen sich ängstlich an, nun konnten sie zwar wieder etwas sehen, aber die Geräusche schallten zwischen den Bäumen entlang und man konnte nicht sagen von wo sie stammten.
Hinter einem Baum, gut verborgen vor der kleinen Scharr, trat eine schattenhafte Gestalt hervor und bewegte sich langsam auf die Gruppe zu. Leise knackten die Äste unter seinen Füßen und so dauerte es nicht lange bis er entdeckt wurde und kurze Angstschreie die Runde machten. Doch verstummten sie sogleich, als sie erkannten, dass es ihr Professor war. Ein erleichtertes Seufzen der Schüler war zu hören.
„Das lief ja besser als ich dachte", grinste Harry und blickte in die entsetzen Gesichter seiner Schüler. „Wie treffen uns oben. Ich komm gleich nach." Etwas irritiert gingen sie den schmalen Pfad zurück zum Schloss entlang, noch immer nicht glaubend, was gerade passiert war. Harry wartete bis auch der Letzte aus seiner Sicht verschwunden war und drehte sich Richtung Sumpf. Er brauchte nicht lange warten, als eines dieser glubschäugigen Wesen aus dem Wasser trat und direkt auf den Schwarzhaarigen zuging.
„Grüßt euch weiser Myg." Harry verbeugte sich leicht und der Alte tat es ihm gleich, sagte aber nichts.
Er war gerade mal auf Kniehöhe und seine grün-graue Haut sah lederartig aus und kleine, dünne weiße Fuseln – früher sicher einmal Haare – standen ihm von dem sonst kahlem, ovalförmigen Kopf ab. Froschartige Hände mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern hingen fast bis auf dem Boden und mit den kurzen, knubbeligen Beinen sah er recht armselig aus. Harry merkte, dass sie nicht unbeobachtet waren – überall im Sumpf verteilt, sahen ihn die großen Augen an, nichts weiter war von den Wesen zu sehen. „Habt recht herzlichen Dank, weiser Myg, für Eure Hilfsbereitschaft. Sie haben mir wirklich sehr geholfen." Wieder nickte der Alte nur. Harry reichte ihm etwas, nicht zu definieren was es war, doch hatte es Ähnlichkeit mit Socken, nur das diese hier noch leicht zappelten. Nach überreichen des ‚Geschenks' verbeugte sich Harry abermals und nachdem sich auch der weise Myg, wie Harry ihn nannte, verbeugte, begab sich der junge Zauberer zurück zum Schloss. Der Alte blieb dort stehen wo er war, als würde er auf jemanden warten. Harry fiel noch etwas ein und er drehte sich noch einmal um – vergaß aber nicht die Verbeugung.
„Wenn es mir erlaubt ist, dass zu sagen, weiser Myg, aber mir gefielen besonders gut die raschelnden Geräusche am Anfang." Er grinste, verbeugte sich erneut und ging des Weges – nur ein Schritt.
„Das waren wir nicht, Zauberer Harry Potter."
Im Raum für Verteidigung gegen die dunklen Künste herrschte reges Treiben, doch als Harry hinein trat, bekam er nur wenig davon mit – zu sehr beschäftigte ihn das Gesagte des Alten. Es störte ihn nicht, was er sagte – es wäre gut möglich gewesen, dass es ein anderes Wesen war oder der Wind – ihn störte ehr die Art wie er es gesagt hatte. Da lag Furcht in seiner Stimme, gering, aber sie war zu hören und noch etwas anderes. Genau konnte er es nicht sagen, aber dieser Unterton beunruhigte ihn am meisten.
„Professor?!" Harry erwachte aus seinen Gedanken. Alle Augenpaare ruhten auf ihm, gespannt auf eine Erklärung wartend. Harry setzte ein falsches Lächeln auf und verbannte das eben Geschehene – vorerst.
„Nun, was könnt ihr mir über die Wesen sagen."
„Sie sind widerlich und hässlich", warf eines der angegriffenen Mädchen in den Raum und Harry verkniff sich ein Lächeln – ein Echtes.
„Ich hoffe, Miss Green, dies haben sie nicht erwähnt, denn wenn sie eines sind, dann stolz und sehr empfindlich wenn Bemerkungen über ihr Aussehen geäußert werden." Das Mädchen senkte den Kopf.
„Aber was waren denn das für Wesen?"
„In der Zaubererwelt nennt man sie Nebelmacher, sie sind nicht sehr gesprächig, deswegen weiß keiner so genau wie sie heißen. Aber im Grunde sind sie harmlos und friedlich und nicht gefährlich…" Ein melden eines der angegriffenen Mädchen ließ Harry kurz innehalten, doch sprach er sogleich weiter. „So lange man sie mit Respekt behandelt – und nicht beleidigt. Sobald sie etwas Fremdartiges hören – wie Menschenstimmen – sind sie in der Lage Nebel zu machen, welcher zu ihrem Schutz dient. Doch eines sollten Sie sich merken, wenn Sie jemals einem begegnen und er hat sich entschieden zu reden, nehmen sie es ernst, egal was er sagt – und sei es, dass es bald regnet." Erneut starrten ihn die Schüler an, Harrys Stimme hatte einen geheimnisvollen Ton angenommen. „Gut, belassen wir das für heute, ich denke, dass für ihre Arbeit jeweils 50 Punkte reichen müssten – für jedes Haus." Harry wollte aufstehen, gleich würde die Stunde enden.
„Aber Professor…wofür?"
„Ja, genau. Wir haben es nicht geschafft durch den Sumpf zu kommen."
„Ich gebe Ihnen nicht die Punkte für das Durchkommen im Sumpf oder das Bekämpfen eines Nebelmachers. Ich gebe ihnen die Punkte dafür, dass Miss Parker zum Beispiel einen klaren Kopf behalten hat, als ich verschwand oder das Mr. Smith seinen Verstand benutzt hat, als seine Gruppe die Orientierung verloren hatten, genauso als Mr. McNiel seinen Mut bewies und sich schützend vor seine Partnerin stellte als eine – Maus – ihren Weg kreuzte." Ein Lachschwall war zu hören und der gemeinte Junge versuchte so gut wie möglich seine Röte zu verbergen. „Dies sind nur ein paar Dinge, wieso Sie die Punkte verdient haben. Es ging nicht darum zu kämpfen – Teamwork und Vertrauen auf andere ist ebenso wichtig wie das Beherrschen von Zaubersprüchen und nur darum ging es in dieser Übung. Und jetzt machen Sie, dass sie verschwinden." Er lächelte. „Es hat schon geklingelt." Keiner regte sich.
„Professor?" Fragend sahen ihn alle an. „Wir waren in Gruppen unterwegs und überall verstreut. Wie konnten Sie das alles sehen?" Harry stand hinter seinem Schreibtisch und blickte in die fragenden Gesichter.
„Ein Zwillingszauber. Ich erschaffe meinen Zwilling und der seinen und so weiter und sofort. Der echte Geist – in dem Fall ich – hat die Kontrolle darüber wie viele es werden sollen, ansonsten sind sie eigenständig; denken, handeln, zaubern, zu all dem sind sie fähig. Beim Widervereinigen erhalte ich alle Informationen oder Bilder, die sie gesammelt haben. Nur so konnte ich Sie alle beobachten.
Doch wie in den meisten Sachen gibt es auch bei diesem Zauber einen Haken. Sollte ein Zwilling sterben, so stirbt auch der, der ihn erschaffen hat. Sollte nun mein Zwilling, der erste also, verwundet oder getötet werden, so würde ich dasselbe Schicksal erleiden. Komischerweise stirbt nicht der, der von dem getöteten Zwilling erschaffen wurde.
„Aber was ist, wenn der Zwilling von ihrem Zwilling stirbt, dann wäre der erste und zweite Zwilling – sag ich mal – vernichtet, aber Sie würden noch leben."
„Richtig erkannt. Dies nennt man ein Nulleffekt, der Zauber wäre aufgehoben und dann sollte man sich schleunigst etwas Neues einfallen lassen, weil man wieder alleine und womöglich schutzlos dasteht. Aber genug davon, dies ist UTZ-Level und ein sehr schwerer Zauber. Es kostet einen viel Energie und man sollte ihn nicht benutzen, sofern man noch nicht seine volle Zauberkraft erreicht hat." Er sah nochmals kurz auf die Uhr und lächelte. „Und jetzt beeilen Sie sich lieber, Ihre Pause ist bald um."
Der Wind fegte hartnäckig und die Luft war kalt, doch Harry fühlte sich hier oben wohl – einfach mal die Ruhe genießen, von niemand gestört zu werden, brauchte er ab und zu. Hier war er mit seinen Gedanken allein und musste keinem irgendetwas erklären.
Es war eine klare Herbstnacht und es waren deutlich einige Sternenbilder am Firmament zu erkennen. Harry blickte zu ihnen empor und sein Blick wanderte hinüber zum Stern Sirius. Er fühlte sich ein wenig schuldig, es war schon einige Zeit her, dass er ihn beobachtet hatte. Früher hatte er ihm immer Kraft gespendet und ihn über den Schmerz und Verlust seines Paten geholfen. Warum hatte er aufgehört ihn zu beobachten? Ein trauriges Lächeln erschien auf seinem Gesicht als er sich daran erinnerte; damals war jemand auf eine besondere Art in sein Leben getreten, der diesen leeren Platz von Traurigkeit ersetzt hat und er, zwar nicht vergessen, aber den Tod von Sirius überwunden und akzeptiert hat.
Er sah noch eine Weile zu dem leuchtenden Stern.
„Hallo Sirius, entschuldige, dass ich mich nicht mehr so lange gemeldet habe, aber ich habe dir ja damals erzählt, dass ich es verstanden habe und ich wollt dich endlich ruhen lassen. Jemand ganz besonderes hat mir erklärt, dass man lernen muss loszulassen, um ein bisschen Platz für andere liebe Menschen zu schaffen. Ja genau – Sie. Sie hatte mir ein wenig den Kopf gewaschen – du kennst sie ja." Er schmunzelte kurz. „Wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hat, lässt sie nicht mehr so schnell davon ab. Ich weiß noch, ich bin fast wahnsinnig geworden." Jetzt lachte er aus vollen Herzen, kleine Nebelwölkchen stiegen in die Luft, auf Grund seines warmen Atems. Nach und nach verlor es sich in der dunklen Nacht, bis es verstummte. „Ja…aber ich Idiot hab es in den Sand gesetzt. Feige bin ich weggelaufen. Wenn ich du wäre, würde ich mich für dein Patenkind schämen. Du hättest dich dem gestellt, du wärst geblieben." Für eine Weile schwieg er. Leise pfiff der Wind über die Türme des Schlosses, ließ sein schwarzes Haar sachte hin und her wehen. Harrys Blick fiel auf seine Schuhe, schon wieder tat er das und er hasste sich dafür; in Selbstmitleid zerfließen. „Jetzt ist es… zu spät."
„Was ist zu spät?"
Erschrocken drehte sich Harry um. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Zu spät für kleine Mädchen um diese Zeit allein auf Türme zu gehen." Beide grinsten.
„Hallo – Harry."
„Hallo Kerry."
„Was machst du hier", fragte sie neugierig.
„Das gleiche könnte ich dich fragen, kleine Lady." Sein Grinsen verschwand noch immer nicht.
„Das hier ist mein Lieblingsplatz, man sieht fast alles von hier. Ich komm fast täglich hier her." Ihre Nase ragte leicht in die Höhe – eine Geste, die Harry stark bekannt vorkam.
„Nun, ich hoffe, du bist jemand der teilen kann." Er hockte sich. „Denn ist dies auch mein Lieblingsplatz." Kerry nickte und der schwarzhaarige Zauberer wies mit einer Handbewegung an, dass sie zu ihm kommen soll. Ohne zu überlegen, schritt sie auf ihn zu und Harry legte seine Robe über ihre Schultern.
„Dir muss doch kalt sein, in deinem Pyjama." Sie zitterte in den Armen von Harry, schüttelte aber den Kopf.
„Ich hab doch deinen Pullover an." Harry stimmte ihr zu, es gäbe natürlich nichts Besseres zum warm halten. Er zückte seinen Zauberstab aus der Tasche und mit einem Schlenker erschienen zwei bequem aussehende Sessel. Sich in einen davon setzend, glaubte er, Kerry würde von seinem Arm hinunter kommen und in dem anderen Platz nehmen – weit gefehlt. Die Kleine dachte nicht einmal daran sich von dieser warmen Quelle wegzubewegen und blieb auf seinem Schoß sitzen. So verweilten sie eine ganze Weile, keiner ein Wort sagend.
„Weißt du, was mein Lieblingsstern ist?" Er wartete auf keine Antwort. „Genau dieser. Siehst du ihn? Er heißt-"
„Sirius." Kurzes Schweigen, wegen momentaner Verblüfftheit.
„Woher weiß du das?" Dieses Mädchen überraschte ihn immer wieder.
„Äh – hab ich mal irgendwo gehört."
„Aha. Das hast du also gehört?!"
„Ja. Ich höre viele Sachen, besonders, wenn man mich nicht sieht." Sie kicherte.
„Was meinst du damit, wenn man dich nicht sieht?" Harry verstand nicht so recht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie Leute belauschte.
„Du musst mir aber versprechen es nicht meiner Mum zu sagen, sie hat es mir eigentlich verboten." Er versprach es – mehrmals – bis sie das Indianerehrenwort verlangte. „Manchmal, wenn mir langweilig ist, schleiche ich mich in den Unterricht und höre zu. In deinem war ich auch schon-"
„Auch im meinem?" Wieder einmal war er erstaunt.
„Ja, war ich. Bei dir ist es immer besonders interessant. Ich hoffe, wenn ich nach Hogwarts komme, hab ich dich auch als Lehrer", sagte sie begeistert. Harry schnürte es für einen kurzen Augenblick die Kehle zu.
„Ich glaube, dies wird nicht möglich sein. Ich bin nur für dieses Jahr hier, danach wird ein anderer die Stelle übernehmen." Er sprach recht leise, als würde es helfen die Tatsache, dass er ginge und die Enttäuschung von Kerry zu mildern.
„Aber warum?" Sich aufrecht hinsetzend, blickte sie dem Schwarzhaarigen vorwurfsvoll in die Augen und darin lag ein Ausdruck, dass sein Fortgehen mit Askaban bestraft werden müsste, aber auch Traurigkeit spiegelte sich wieder, was Harry bei dem sonst so fröhlichen Mädchen noch nie gesehen hatte.
„Es ist besser so – glaub mir." Er versuchte zu lächeln, scheiterte aber bei dem Versuch. Kerry hatte noch weiter protestieren wollen, doch wenn sie eins gelernt hatte, war es das, dass sie wusste, wenn Erwachsene etwas für eine abgeschlossene Sache hielten und somit lehnte sie sich wieder zurück. Ihre Mutter war genauso, wenn es darum ging, dass Kerry mehr über ihren Vater wissen wollte. Doch nun war er hier; sie saß auf seinem Schoß und sie hätte ihn alles fragen können. Aber aus irgendeinem Grund tat sie dies nicht, sie wollte es alleine herausfinden – auch ein Grund, warum sie sich in den Unterricht von ihrem Vater stahl.
Kerry blickte zum Himmel, die Sterne leuchteten hell und in sekundenschnelle huschte eine Sternenschnuppe über ihre Köpfe hinweg.
„Eine Sternschuppe, eine Sternschnuppe!"
„Schnell, wünsch dir etwas." Sie schloss die Augen. Sie hatte nur einen Wunsch. „Und? Was hast du dir gewünscht?"
„Das darf ich doch nicht sagen, sonst geht er nicht in Erfüllung…aber es ist etwas Schönes. Hast du dir auch etwas gewünscht?" Harry nickte. „Erzählst du's mir, wenn es sich erfüllt hat?"
„Natürlich, aber viel Hoffnung hab ich nicht."
Wieder verfielen sie ins Schweigen, aber es war keine dieser unangenehmen Pausen. Doch musste der Schwarzhaarige zugeben, dass er sich doch eigenartig in ihrer Gegenwart fühlte. Harry kannte sie nicht sehr lange, ein paar Tage, und er hat sie erst zwei Mal gesehen und trotzdem saßen sie gemeinsam in einem Sessel und schauten sich die Sterne an. Dazu kam, dass er sich in ihrer Gegenwart wohl fühlte, ihre Anwesenheit ließ Harry für eine kurze Zeit seine Gedanken vergessen, die ihn so beschäftigten.
„Sag mal Kerry, deine Mutter – wer ist es eigentlich?" Keine Antwort. „Kerry? Kleine Lady." Vorsichtig bewegte sich Harry, um ihr ins Gesicht zu sehen, wobei er feststellen musste, dass sie eingeschlafen war. Vorsichtig bewegte er sich, um aufzustehen. Er zog Kerry seine Robe bis zum Kinn und beobachte sie, wie sie dort eingemurmelt in dem Sessel lag und schlief. Ihre schwarzen Haare wehten leicht im Wind und ihre Haut schimmerte bläulich im Schein des Mondes. Sie war bildhübsch fiel ihm auf.
Er ging bis zur Mauer der Turmspitze und spähte hinunter, der Wind blies stärker und lockte Harry. Er fragte sich, ob er es wirklich wagen sollte – das letzte Mal war schon einige Zeit her. Mit einem letzten Blick auf Kerry werfend setzte er seinen Fuß auf den Rand der Mauer und stieg hinauf. Die Böen des Windes wurden immer stärker und zerrten an Harrys Kleidung, dieser streckte die Arme zur Seite und schloss die Augen. Vorsichtig setzte er einen Fuß nach vorne; spürte die Kante des Gesteins. Seine Körper wankte nach vorne…er fiel.
Jemand betrat den Turm.
„Kerry?" Hermine sah sich um, schwankte zwischen Wut und eines Panikanfalls; ständig musste sie sich nachts davonschleichen. Sie hatte fast ganz Hogwarts nach ihr abzusuchen lassen, doch keine Spur von ihr. „Na warte junge Dame, wenn ich dich finde…" Hermine wurde auf zwei große Sessel aufmerksam und sie ignorierte die aufkommende Frage, was die dort zu suchen hatten, und ging darauf zu. Als sie die kleine Ausreißerin erblickte, musste sie unweigerlich lächeln. Wie sie dort so eingemurmelt dalag war einfach zu süß. Die Sorge um das Verschwinden Kerrys vergessend, nahm Hermine ihre Tochter in den Arm und blieb eine Weile so mit ihr Stehen. „Du sollst dich doch nicht immer wegschleichen. Ich glaub, Hagrid hat dir zu viele Geschichten über ihn erzählt." Sie lächelte.
Der Ausblick von hier oben war einfach herrlich und die junge Hexenmutter setzte sich mit ihrem Kind in den Sessel und blickte zu den Sternen. Sie zog die Robe, die Kerry trug, noch ein Stück höher und ein angenehmer Duft ging von ihr aus. Sie kannte ihn, doch viel ihr nicht ein von wo.
Der Wind hatte sich gelegt, doch war die Kälte nicht weniger zu spüren.
„Dein Vater war früher öfter hier, er liebte diesen Platz. Hier konnte er immer für sich sein, über alles nachdenken. Manchmal erlaubte er mir auch ihn zu begleiten." Ein trauriges Lächeln umgab ihre Lippen. „Deswegen bist du fast jeden Abend hier, nicht? Seid du herausgefunden hast, wer er ist, hast du nichts unversucht gelassen, mehr über ihn zu erfahren…ich kann es dir nicht verdenken." Kerry auf die Stirn küssend, drückte Hermine sie noch ein bisschen näher an sich heran. Die Ruhe hier oben war herrlich. Hermine schloss die Augen, nur um sie gleich wieder zu öffnen, da ein Geräusch ganz in ihrer Nähe sie wieder aufschrecken ließ. Sie starrte direkt vor ihr auf einen Falken, der sich auf der Mauer niedergelassen hatte, etwas erstaunt darüber, dass sich der Vogel so nah an sie herantraute. Er blieb einfach da stehen, schwang ab und zu mit den Flügeln und Hermine wurde das Gefühl nicht los, das ihr der Falke geradewegs in die Augen schaute. Sie erwiderte den Blick. Mal neigte er den Kopf zur einen Seite, dann wieder zur anderen – Hermine tat es ihm gleich.
„Keine Angst", sagte sie, "wir nehmen dir dein Platz nicht weg, aber vielleicht gestattest du, dass wir teilen." Hermine musste sich eingestehen, das der Tag vollkommen war – erst redete sie mit einer schlafenden Person, das wie mit sich selbst reden wirkte und jetzt auch mit einem Falken über sein Revier. Besser kann es nicht mehr kommen.
Es donnerte und die ersten Regentropfen fanden ihren Weg zur Erde.
„Na klasse." Hermine versuchte Kerry zu wecken – was sich als sehr schwierig erwies. „Schatz, aufwachen, Kerry." Ein Murmeln des Mädchens.
„Was'n los? Noch Fünf Minuten Mum." Völlig müde konnte sie sich gerade auf den Beinen halten, während Hermine ihren Zauberstab aus der Tasche zog und die Sessel verschwinden ließ. Der Falke, der das ganze Geschehen beobachtet hat, fiepte lautstark und schwang aufgebraucht mit seinen Flügeln auf und ab.
Mit Kerry auf dem Arm rannte Hermine ins Trockene und der Falke blieb auf der Mauer und sah den Beiden hinter her. Es regnete jetzt in Strömen und sein schwarzes Gefieder glänzte nass. Er saß einfach nur da, auch als die zwei schon längst verschwunden waren und regte sich nicht.
Vollkommende Dunkelheit umgab ihn. Ob er die Augen geschlossen hätte oder nicht, es würde keinen Unterschied geben. Er spürte wie sich die Kälte durch seine Haut stahl, wie sein Körper zitterte. Das monotone Tropfen von Wasser hallte durch den leeren Raum, schallte von den Wänden und drang zu ihm ans Ohr. Angst durchströmte ihn, diese Unwissenheit darüber wo er war, dieses Gefühl von Schwäche und Hilflosigkeit zerfraß ihn regelrecht. Schritte, fast unhörbar, schlichen über den nassen Stein, umkreisten ihn. Unwillens begann sein Herz zu rasen, bei jedem Schritt, immer schneller. Er wollte fort von hier, einfach nur weg, doch trugen ihn seine Beine nicht ein bisschen vorwärts – und wo hätte er auch hinrennen sollen? Die Schritte wurden lauter, zogen den Kreis enger. Panisch drehte er sich um sich selbst, versuchte irgendetwas zu erkennen – nur einen kleinen Lichtschimmer. Nichts.
„Du hast Angst, ich spür es."
Grausam kalt schnitt die Stimme durch die Luft, Harrys Nackenhaare sträubten sich. Er schwieg. Wenn er niemanden sehen konnte, dann galt das auch andersherum. Würde er jetzt etwas sagen, würde er sich verraten. Er hielt die Luft an.
„Du bist klug, aber ich weiß trotzdem, wo du bist." Gehässig gluckste die Stimme des Mannes.
Harry schlug die Augen auf. Nicht schon wieder dachte er sich. In der letzten Woche hatte er diesen seltsamen Traum fast nächtlich und er konnte ihn einfach nicht deuten. Dieser Fremde schien seine Gedanken lesen zu können und nicht einmal seine hervorragenden Kenntnisse in Oklumentik halfen ihm weiter – geschweige denn, dass er daran gedacht hatte.
Er schüttelte den Kopf, dies war alles schon sehr merkwürdig. Harry lag auf seinem Rücken und starrte an die Decke. In seinem Traum war er so wehrlos, so schwach. Er tat nichts, um sich zu wehren, stand einfach nur da und lauschte den näher kommenden Schritten. Sehr eigenartig.
Mit verschränkten Armen blieb er weiterhin liegen und starrte ins Leere. In seinem Zimmer war es warm und die Luft stickig, es roch leicht nach verbranntem Holz. Die Vorhänge der Fenster waren zugezogen und nicht ein einziger Lichtstrahl drang durch den kleinen Spalt. Das Feuer prasselte im Kamin und ließ den Raum noch wärmer werden. Widerwillig schwang Harry sich aus dem gemütlichen Bett und öffnete das Fenster. Er schloss es wieder. Warum war der September dieses Jahr so unglaublich kalt? Er fröstelte und rieb sich die Arme. Er bräuchte dringend wieder einen Pyjama.
Das warme Wasser rann seine Haut hinunter, es war ein angenehmes Gefühl. Die Dusche tat ihm gut und weckte seine Lebensgeister. Harry hielt sein Gesicht gegen den Strahl und hoffte damit, seine Gedanken wegzuspülen.
Ganz automatisch wanderte seine rechte Hand zu seiner Brust, sein Daumen strich langsam über die dünne längliche Narbe, die sich dort befand. Nur ein paar Zentimeter weiter unten, dachte sich Harry.
Er drehte den Harn ab, schlug sich ein Handtuch um die Hüften und ging zurück in sein warmes Zimmer. Er lief hinüber zum Fenster und sein Blick schmähte durch den keinen Spalt im Vorhang. Die graue Wolkendecke blendete ihn und er kniff die Augen ein wenig zusammen. Der Tag war genau wie die Letzen ebenso trüb und neblig, aber dennoch sah er jemanden auf den Wiesen mit dem Saurüden Fang spielen.
„Kerry." Harry war verwundert, es war Freitag und noch recht früh und in der vergangenen Woche hatten sie sich immer gesehen. Seit dem Schock, den er hatte, als er erfuhr von wem Kerry das Kind war, hatte er versucht etwas aus der Kleinen heraus zu bekommen, doch irgendwie hatte sie es geschafft, seinen Fragen auszuweichen. Harry fragte sich, wieso Hermine ihm nichts gesagt hatte. Hatte sie Angst gehabt? Angst vor seiner Reaktion? Sie hat ihr Leben weiter gelebt, es war nur selbstverständlich, dass sie sich jemand anderes sucht.
Der Schwarzhaarige wurde traurig und wütend zugleich. Dieser jemand hatte die Beiden verlassen, reichte es nicht, dass er, Harry, ihr schon das Herz gebrochen hatte. Er ließ den Vorhang wieder zufallen und ein Seufzer entfuhr ihm. Manchmal war die Sehnsucht nach ihr unerträglich und jede Faser seines Herzens verlangte nach ihr. Allein der Gedanke an das zauberhafte Lächeln ließ Harry schwankend werden. Allein die Erinnerung an den wunderbaren Duft ihrer samtweichen Haare versetzte ihn in eine andere Welt. Er liebte dieses Mädchen…diese Frau. Sie war so nah und weiter von ihm entfernt als Harry es sich je hätte vorstellen können.
Wieder entwich ihm die Luft geräuschvoll aus den Lungen und er ließ sich in den Sessel neben sich fallen. Wenn er darüber nachdachte, hätte er auch gleich darauf kommen können, dass Kerry Hermines Tochter war. Die Ähnlichkeit der Beiden war offensichtlich, dieses Lächeln, das liebliche Gesicht und die strahlenden Augen – wenn auch nicht der gleichen Farbe – war nur eins, was sie verband. Ja, dieses gewisse Leuchten, das einst Harry galt, liebte er am meisten und hatte ihn immer wieder in ihren Bann gezogen.
„Verdammt", fluchte er. Es war einfach zum verrückt werden. Der junge Zauberer zog sich an den noch nassen Haaren und mit einem Ruck war er aufgestanden. Was versuchte er sich eigentlich vorzumachen? Er sollte aufhören sich Hoffnung zu machen, denn war die verloren, und realistisch bleiben. „Sehe endlich ein, dass es vorbei ist. Du hast es vermasselt." Er schmiss sein Handtuch für die Haare auf sein Bett und wollte zu seinem Kleiderschrank als ein eigenartiges Poltern vor seiner Tür zu hören war.
Was tat sie eigentlich hier? Wieso hatte sie darauf bestanden? Völlig nervös knetete sie das Kleidungsstück in ihren Händen und seit geschlagenen sechseinhalb Minuten stand sie vor dieser Holztür und kaute ungehalten auf ihren Lippen herum.
„Du – du musst verrückt geworden sein. Was willst du eigentlich hier?" Sie drehte auf dem Absatz um und ging gerade einmal zwei Schritte als sie wieder stehen blieb. Der Pullover in ihren Händen wanderte wie so oft zu ihrem Gesicht; dieser herrliche Duft raubte ihr die Sinne. Sie ließ die Schultern hängen.
„Du bist verrückt geworden!" Erneut drehte sie sich um – ein wenig zu hastig. Auf Grund des Schwunges schaffte sie es ihr Gleichgewicht zu verlieren und unglücklich gegen die Tür zu fallen. Schmerzlich rieb sie sich den Kopf und sie hätte sich für ihre Tollpatschigkeit ohrfeigen können. Nun saß sie auf dem Boden, ihr Schädel brummte und wenn sie sich eins gewünscht hätte, dann wäre es, dass sich in diesem Augenblick der Boden unter ihr öffnet und sie in diesem Loch verschwindet, da gerade die Tür vor ihr aufging.
Hermine sah nackte Füße und ihr Blick wanderte weiter hinauf. Augenblicklich schoss ihr die Röte ins Gesicht und blitzschnell lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Füße.
„Hermine? Was tust du denn da?" Er lächelte. Widerwillig ließ sie sich aufhelfen und in sein Zimmer führen.
„Ich – ich bin hingefallen. Hab mir das Knie aufgeschlagen", stellte sie gerade fest. Noch immer war ihr Blick gesenkt.
„Komm, setzt dich." Harry wies sie auf den Sessel hin, in dem er kurz zuvor gesessen hatte und Hermine tat wie ihr geheißen.
Warum war es hier so warm im Zimmer? Sie merkte wie Harry kurz verschwand und mit einer Flasche in der Hand zurückkam. Das Feuer prasselte noch immer im Kamin und tauchte den Raum in ein angenehmes Licht. Ihr war wirklich unglaublich warm.
„Es könnte ein bisschen brennen." Seine Stimme riss Hermine aus ihrer Trance. Harry hockte vor ihr und sie konnte ihm direkt in seine grünen Augen sehen. Ein zaghaftes Nicken ihrerseits. Vorsichtig tupfte der Schwarzhaarige die Flüssigkeit in der Flasche auf das aufgeschürfte Knie Hermines. Sie zuckte und Harry entschuldigte sich, tupfte aber weiter. Hermine beobachtete ihn währenddessen; mittlerweile hat sie den Schock überwunden, dass er nur in einem Handtuch bekleidet vor ihr gestanden hatte.
Sein Anblick ließ die braunhaarige Frau ein wenig starren. Sein noch nasses Haar glänzte im Schein des Feuers und kleine Wassertropfen perlten von den Spitzen auf seine Schultern, und standen vor der Entscheidung den Weg über seinen athletischen Rücken oder seiner muskulösen Vorderseite zu nehmen. Abermals sah sie ihm ins Gesicht, täuschte sie sich oder war Anspannung darin zu erkennen? Sein Blick war stets auf ihre Wunde gerichtet – nicht einer zu ihr.
„Ich glaub, das dürfte genügen. Tut es noch weh?" Er erhob sich und stellte die Flasche auf einen kleinen Tisch.
„Was?"
„Tut es noch sehr weh?"
„Äh nein, nicht mehr, danke." Schon wieder wurde sie rot. Da stand er nun, in voller Größe vor ihr und sie schaffte es nicht ihm ins Gesicht zu schauen, ohne das sie wie ein junges Schulmädchen beschämt zur Seite blickte. Sie hatte vergessen wie gut er aussah, aber konnte sie sich auch nicht erinnern, dass er so sportlich gebaut war.
„Hermine?!", unterbrach er erneut ihre Gedankengänge.
„Was?"
„Ich hatte gefragt, warum du zu mir gekommen bist." Er sah sie eindringlich an. „Geht es dir wirklich gut?"
„Ja, ja mir geht es gut. Ist bestimmt nur eine Beule, mehr nicht", sagte sie hastig. Ihr fiel wieder der Pullover ein, der eigentlich der Grund für ihr Kommen war. Erst jetzt merkte sie, dass sie ihn noch immer in den Händen hielt. „Ich wollte dir den hier wiedergeben." Sie reichte ihm das Kleidungsstück und versuchte dabei Harry in die Augen zu sehen – und nicht auf seinen entkleideten Oberkörper. Der junge Zauberer bemerkte sehr wohl die Nervosität und Unsicherheit Hermines und er hätte gelogen, wenn er gesagt hätte, er würde dies nicht auskosten.
Er nahm ihr den Pullover ab und stellte fest, dass es der war, den er Kerry geborgt hatte. Es wunderte ihn ein wenig das Hermine ihn brachte und etwas fragwürdig sah er sie an. Doch noch immer schaffte sie es nicht ihm in die Augen zu sehen.
„Danke. Woher hast du ihn?", hakte er nach und musste sich ein Grinsen verkneifen – wusste er genau von wem sie den Pullover hatte.
„Wie meinst du das?" Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und Harry wusste, dass dies ein Anzeichen dafür war, dass sie verstanden hatte was er meinte.
„Ich hab diesen Pullover jemanden geliehen und ich frag mich, wieso du ihn mir bringst." Hermine hatte ihn durchschaut; dieser Ausdruck in seinem Gesicht verriet ihr, dass er sie provozierte, um sie aus der Reserve zu locken - dass sie Kerry kannte.
„Um demjenigen einen Gefallen zu tun." Ihre Nase ragte leicht in die Höhe.
„Und derjenige wäre?" Hermine trat von einem Bein auf das andere und sie verfluchte ihr Gegenüber dafür, dass er sie so schamlos ausfragte.
„Du weißt doch von wem, also ist ja jetzt alles geklärt. Ich muss gehen – zum Unterricht." Sie war auf dem Weg zur Tür, doch kam sie nicht besonders weit.
„Hermine!" Harrys Ton klang fordernd. Wieso versuchte sie ihm etwas vorzumachen? Hermine blieb stehen, drehte sich aber nicht um; noch mehr Blicke auf seinen Körper und sie würde die Kontrolle verlieren und dabei hatte sie sich doch fest vorgenommen standhaft zu bleiben. „Der Unterricht beginnt um Neun."
„Ich weiß." Vorsichtig wagte sie nun doch einen Blick und konzentrierte sich auf seine wundervollen Augen. Sie strahlten so viel Wärme aus und tief im Innern wünschte sich Hermine, dass es ihr galt.
„Es ist kurz vor um Sieben."
„Oh. Erst…" Sie wusste nicht was sie sagen sollte, so blieb sie stehen und eine drückende Stille füllte den Raum. Harry ging einen Schritt auf sie zu.
„Warum sagst du nicht einfach, dass du ihn von Kerry hast…deiner Tochter." Die junge Hexe riss erschrocken die Augen auf. Wie um alles in der Welt hat er davon erfahren?
„Woher weißt du…? Hat irgendjemand…"
„Nein, keiner hat es mir gesagt." Harry schluckte kurz. Demzufolge wusste es also noch andere – und sie haben geschwiegen. Dumbledore und Hagrid und sicher die ganze Lehrerschaft.
Nun gab es Hermine ganz auf in anzusehen, es half eh nichts mehr – nun wusste er es.
„Harry ich-" Er ging noch einen Schritt auf sie zu, stand nun ganz nah bei ihr.
„Ssch... Du musst mir nichts erklären oder dich rechtfertigen." Sanft hob er ihr Kinn mit seiner Hand und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. Ihre Augen waren gefüllt mit Tränen und Harry schmerzte es in der Seele; schon wieder weinte sie seinetwegen.
Er kam ihr immer näher und legte zärtlich sein Arme um sie und dieses Gefühl, nicht auf Ablehnung zu stoßen – ohne das sie zuckte oder zurückwich bei dieser Umarmung – überflutete Harry regelrecht mit Empfindungen, dass ihm schwindelig wurde. Hätte er gekonnt, wäre er immer so stehen geblieben. Aber er wollte sein Glück nicht herausfordern. Er löste sich von ihr und noch immer schlug das Herz Hermines lautstark gegen ihre Brust, sich gar nicht mehr beruhigen wollend. Warum? Sie hatte doch schon alles geklärt, sich immer wieder eingeredet, dass sie ihn verloren hatte. Er wollte sie nicht mehr – er war fort gegangen. Ihr Verstand hatte doch klar und deutlich nein gesagt, doch warum schrie ihr Herz nach mehr?! Hermine war irritiert, durcheinander. Warum spielte er so mit ihr, mit ihren Gefühlen? War es nicht Beweis genug als er fort ging, dass er sie nicht mehr liebte, wieso um alles in der Welt begehrte sie diesen Mann so…Es tat doch so weh als er sie verlassen hatte.
Ohne Vorwarnung brach es aus Hermine heraus, all die aufgestauten Gefühle, die sie die Jahre über verdrängt hatte, um stark zu wirken, überflutetet sie und sie drohten sie darin zu ertränken. Erbarmungslos rannen die Tränen über ihre Wangen; Harry wusste nicht wie ihm geschah und erneut umarmte er sie. Nie wieder wollte er sie loslassen, drücke sie fest an sich und ihr zarter Körper zitterte in seinen Armen.
„Es tut so weh, Harry, so weh", schluchzte sie und immer weiter rannen die Tränen über ihr Gesicht auf Harrys Brust.
„Ich weiß…Es tut mir leid", flüsterte er kaum hörbar. Sanft streichelte er mit seiner Hand das seidige Haar Hermines und wog diese leicht hin und her. Noch immer weinte sie bitterlich.
„Bitte mach, dass es aufhört… Bitte." Harry war ratlos. Er wusste nicht was er hätte tun können, außer sie im Arm zu halten. Sie mochte sich einfach nicht beruhigen.
Es tat gut sich einfach fallen zu lassen, doch noch immer hatte sie das Gefühl es würde sie innerlich zerreißen. Sie wollte mehr, mehr als nur seine Wärme spüren, mehr als in seinen Armen zu liegen. Nur noch stille Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Ihr Kopf lehnte gegen Harrys Brust, sie hörte wie sein Herz ruhig schlug und sie passte ihren dem seinen an.
Sie sahen sich beide in die Augen; Harry schenkte ihr ein Lächeln und sie gab es zurück – ganz zaghaft. Hermine konnte ihren Blick einfach nicht von ihm wenden, das leuchtende Grün seiner Augen zog sie in ihren Bann und je länger sie darin hinein blickte, desto größer wurde das Verlangen nie wieder daraus hinauszutauchen. Noch immer war sie eng an ihn geschmiegt und das Gefühl seine Haut auf ihrer zu spüren, war unbeschreiblich.
Wie in Zeitlupe nährten sich ihre Gesichter einander und ließen sich dabei nicht aus den Augen. Die Begierde wuchs und das Verlangen ihre weichen Lippen mit den seinen zu berühren war zu einladend als das er hätte widerstehen können.
Einmalig war der Augenblick als sich ihre Lippen den anderen nährten und gierig nach mehr verlangten, nach dem sie vom anderen kosten durften. Beider Atem ging schnell und die Lust stieg mit der Hitze im Raum immer mehr. Sich leidenschaftlich küssend lag Hermine in seinen Armen, wurde zärtlich an den Körper Harrys geschmiegt, spürte seine Wärme, wie sein Herz nun rasend schlug – wie ihres. Die Hitze stieg ihr zu Kopf, seine Neckereien mit der Zunge, die Berührungen seiner Hände entlang ihrer Arme, ließ ihr doch eine Gänsehaut aufkommen. Sie versank, immer tiefer und sie drohte sich zu verlieren. Dieses Gefühl seine Lippen auf ihren zu spüren, mit ihm so verbunden zu sein, war überwältigend…und es jagte ihr Angst ein.
„Ich kann nicht…" Leicht stieß sie Harry von sich und ehe sich dieser versah, war die Frau, die er mehr als alles andere liebte, aus der Tür hinaus und verschwunden. Erst als diese wieder ins Schloss fiel, realisierte der Schwarzhaarige, dass sie gegangen war. Nun stand er in seinem Zimmer, nur in einem Handtuch bekleidet, und noch immer spürte er ihre sanften Lippen auf seinen.
Es war ein langer Freitag, der sich kriechend schleppend voranbewegte und einfach nicht enden wollte. Im Raum für Verteidigung gegen die dunklen Künste herrschte fast absolute Stille, nur das Kratzen der Federn auf Pergament störte die Ruhe. Die Köpfe der Schüler waren gesenkt und sie brüteten über den Aufgaben ihres Testes.
Harry saß zurückgelehnt in seinem Stuhl, der Morgen nahm seine Gedanken völlig ein und nie war er über eine derartige Situation mehr geteilter Meinung als es bei dieser der Fall war. Beide brauchten sich mehr denn je, nach jahrelanger Trennung vom anderen und der nicht endenden Zuneigung zu einander, war nichts deutlicher zu sehen als dies. Doch noch nie hatte es so geschmerzt wie bei diesem Kuss sie in seiner Nähe zu haben. Der Verstand war zu überwiegend als das man seine Schreie hätte überhören können. Harry wollte ihr nicht mehr wehtun, nie wieder, und wenn dies bedeuten würde er müsste aus ihrem Leben verschwinden, er würde es tun. Sie soll glücklich werden und er würde dies nur verhindern, denn war das Loch zu groß, das er mit seinem Verschwinden damals geschlagen hatte. Nur war die Frage, ob es nicht noch schlimmer werden würde, würde er wieder gehen. So oder so war die Lage in seinen Augen aussichtslos, dass Laster welches er aus seiner Vergangenheit auf seinen Schultern trug, würde womöglich einen Keil zwischen die beiden bilden und all dass, was er sich neu hat aufgebaut würde wie ein Kartenhaus bei leichtem Wind in sich zusammenstürzen. Dies wollte er nicht riskieren und er hätte sich für seine Feigheit schlagen können, so lange bis die Vernunft in ihm gebrochen wäre, aber die Angst in ihm war zu mächtig – nie wieder, schwor er sich als er sie das erste Mal sah, wollte er sie so verletzen wie damals.
Hinzukam, das Hermine nicht mehr allein war, jemand war in ihr Leben getreten und hat ihr das wundervollste Geschenk gemacht, das er sich vorstellen konnte. Kerry. Harry vermutete das sie Hermines Lichtpunkt war, ihr die nötigte Kraft spendete, die sie brauchte. Dies wollte Harry ihr nicht nehmen. Er mochte dieses kleine heitere Mädchen, dass ihn immer zum Lächeln brachte, mit dem er sich so vertraut fühlte – ähnlich wie damals bei Hermine. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Je öfter er sie sah und umso länger er sie beobachtet hatte, in ihrer Sprechweise, ihren Gestiken, jene noch so kleine Bedeutungslosigkeit, desto mehr fiel ihm die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter auf. Vielleicht war dies auch die Erklärung dafür, wieso sie ihm so vertraut vorkam, warum er sich in Kerrys Nähe so wohl gefühlt hatte. Es war nichts weiter als das Wesen Hermines und ihrer selbst, das ihn so verzaubert hatte. Nur das Leuchten in ihren Augen und das wundervolle Lächeln hatten gereicht um sein Herz zu erobern.
„Harry?!"
Der Schwarzhaarige schrak auf. Blaue Augen sahen besorgniserregend durch halbmondförmige Brillengläser auf ihn hinab. Verwirrt sah sich der junge Zauberer um; die Schüler waren gegangen, nur er und Dumbledore waren die Einzigen, die sich im Raum befanden. Der irritierte Blick wanderte wieder zum Schulleiter Hogwarts, dessen Stirn in falten lag und noch immer auf Harry hinab schauten.
„Die Schüler sind zu mir geeilt, ein Gesicht besorgter als das andere, und teilten mir mit, dass du nicht auf ihre Rufe reagieren würdest. Du seiest wie in Trance. Sie haben sich Sorgen gemacht und ich-"
„Mir geht es gut Professor. Es tut mir Leid ihnen Sorgen bereitet zu haben. Ich war nur in Gedanken." Harry war es sichtlich unangenehm, da ihm wirklich nichts fehlte – zumindest physisch gesehen. Er sah wie die beschriebenen Pergamente sorgfältig vor ihm auf seinem Tisch lagen; nicht einmal das hatte er mitbekommen.
„Wie mir scheint, bist du des Öfteren in Gedanken, wenn du jemanden brauchst-"
„Ich weiß, Professor." Zum zweiten Mal unterbrach er Dumbledore, doch schien es den Älteren nicht zu stören, gar sah es aus, als hätte er mit dieser Reaktion Harrys gerechnet. „Keine Sorge, es geht mir wirkliche gut." So gut, dass er Dumbledore bei dieser Lüge nicht einmal in die Augen sehen konnte, doch schien es der ältere Zauberer zu glauben – oder zu akzeptieren.
„Nun gut. Wie gesagt, mein Angebot steht." Er lächelte. „Aber vielleicht nimmst du etwas anderes an, was ich dir gerne zeigen möchte." Er ging Richtung Tür und Harry sah ihm verwundert nach, folgte dann aber. Erklären konnte er sich nicht, was Dumbledore damit meinte, auch war er auf eine Überraschung schlecht zu sprechen, aber die Neugier siegte und schweigsam gingen die beiden durch die leergefegten Gänge.
Harry fragte sich wie lange er in dem leerem Verteidigungsraum gesessen hatte, dass jegliche Schüler verschwunden zu sein schienen, doch ein Blick aus den Fenstern sagte ihm, dass sie bei solch schlechtem Wetter in ihren Gemeinschafsträumen sein mussten und es vorzogen im trockenen zu bleiben. Ein spöttisches Lachen im Innern Harrys breitete sich aus, manchmal hatte er das Gefühl das Wetter spiegelte seinen Gemütszustand wider und wenn er länger darüber nachdachte, wäre es vielleicht gar nicht so abwegig. Seit er hier angekommen war, hat es fast ununterbrochen geregnet und selbst als er angenommen hat, ihm ginge es recht gut, zeigte ihm der Himmel die Wahrheit und seine Gedanken, die er zu verdrängen versuchte, hingen wie schwarze Gewitterwolken über ihm, drohten ihn zu erdrücken.
„Hier." Ein weiteres Mal an diesem Tag, holte Dumbledores Stimme Harry aus seiner Gedankenwelt. Er hatte nicht einmal mitbekommen wie sie die Treppe bei dem Wasserspeier hinauf in des Schulleiters Büro gegangen waren. Der Schwarzhaarige versuchte zu verbergen, dass er wieder einmal abwesend war, doch war er sich auch sicher, dass er Dumbledore nichts vorspielen konnte und war nur froh, dass dieser nicht darauf einging. Harry erblickte den Gegenstand, den der alte Zauberer quer über seinen Tisch zu Harry geschoben hatte. Die silbern leuchtende Flüssigkeit in der runden Schale verriet dem Schwarzhaarigen sofort um was es sich handelte und etwas irritiert sah er Albus Dumbledore an. Dieser lächelte nur verschmitz, zu amüsiert über das Gesicht des jungen Zauberers, um es verbergen zu können.
„Seh' hinein." Seine Hand zeigte auf das Denkarium, doch zögerte Harry.
„Aber…"
„Nein, nein. Seh' ruhig hinein." Noch immer umspielte dieses geheimnisvolle Lächeln seine Lippen. Harry ging ein paar Schritte auf den Tisch zu und beugte sich vorsichtig über die Öffnung, so weit, dass er eigentlich Bilder hätte sehen müssen. Sich noch ein bisschen weiter vorlehnend, berührte seine Nasenspitze fast die Flüssigkeit, aber nichts geschah. War es kaputt, fragte sich der Schwarzhaarige; es hätten schon lange Bilder erscheinen müssen und wenn er noch weiter hineinschauen würde, müsste er hineingezogen werden – eigentlich.
„Professor, ist das Denkarium …defekt?"
„Oh nein, es ist nur – leer. Ein leeres Denkarium, mit keinem einzigen Gedanken gefüllt. Du fragst dich jetzt sicher, warum ich eines besitze, wenn ich es nicht mehr benutze." Harry nickte nur, er fühlte sich als wäre er wieder ein Schüler und Dumbledore erklärte ihm erneut eine Sache, die ihm unschlüssig vorkam oder er einfach nicht verstand. „Nun, in diesem Fall ist es eigentlich ganz einfach. Es ist nicht mein Denkarium."
„Nicht Ihres?" Harry verstand gar nichts mehr, wieso zeigte er ihm das? Dumbledore bemerkte, dass der Schwarzhaarige etwas auf der langen Leitung stand und beschloss sein Vorhaben zu erläutern.
„Ja, es ist – deins." Nun war die Verwirrtheit vollkommen und Harry schien sprachlos zu sein, denn dauerte es eine Weile bis er verstanden hatte, was er gerade gesagt bekam.
„Aber das kann ich nicht annehmen. Das Denkarium ist bestimmt wertvoll und eine Rarität in der Zaubererwelt, deswegen verstehe ich nicht, wieso Sie mir so etwas geben wollen."
„Sicher, sie sind selten. Wenn ich genau überlege, existieren in England vielleicht – zwei – meines und dieses hier auf dem Tisch." Erneut musste er grinsen.
„Dann kann ich es erst recht nicht annehmen, so ehrenwert Ihre Absicht auch gemeint ist." Harry zeigte eine entschlossene Haltung und nichts hätte ihn von seinem Standpunkt abringen können.
Mit gestütztem Kopf saß der Schwarzhaarige in seinem Büro, vor ihm leuchtend das Denkarium. Noch immer fragte er sich, wie es Dumbledore geschafft hatte ihn zu überreden. Er legte seinen Zauberstab an seine Schläfe, er hatte es noch nicht oft gesehen, geschweige denn selbst ausprobiert, aber als er ihn wieder wegnahm und zu der Schüssel vor ihm führte, folgte ein weiß-silberner Faden, bis in die runde Öffnung.
Es war unerklärlich, aber das Gefühl von überlaufenden Gedanken und regelrechter Klaustrophobie im Kopf wurde schwächer, diese Leichtigkeit war angenehm, er fühlte sich unbeschwerter. Harry war Dumbledore dankbar für den Gedankenableger und er wäre ein Narr gewesen zu glauben, er hätte es noch weiter durchgehalten ohne irgendwann den Verstand zu verlieren.
„Immer noch besser als sie zu verdrängen", meinte Dumbledore und er hatte wie immer recht.
Dreimal wiederholte Harry die Ablegung seiner Gedanken in das Denkarium, dann schob er es beiseite und beobachte wie die helle Flüssigkeit in der Schale flackerte.
Das Licht lockte ihn, seine Gedanken in klaren Bildern zu sehen, doch wenn er daran dachte was er sehen würde, verwarf er die Idee. So schob er das Denkarium noch ein Stück von sich weg und verließ sein Zimmer.
Er schlug den Weg zu seinem Lieblingsplatz ein und der Wind wehte ihm kräftig entgegen als er das Ende des Turmes betrat. Zielstrebig lief er auf die Mauer zu und wie beim letzten Mal stellte er sich auf diese, ganz nah an den Rand. Das Gefühl vom freien Fall war atemberaubend gewesen und er hatte nach Widerholung geschrieen. Immer mehr nährte er sich dem Abgrund, Adrenalin schoss in seine Adern; ganz langsam wankte er. Seine Arme zur Seite streckend ließ er sich fallen. Der Wind blies ihm immer stärker ins Gesicht, seine Robe flatterte lautstark und mit rasantem Tempo stürzte er in die Tiefe.
Licht drang durch die kleinen Fenster in der Wildhüterhütte, Rauchschwaden entwichen dem Schornstein und verloren sich in der kalten Luft und ließen annehmen, dass sich jemand darin aufhielt.
„Er weiß es?" Hagrids Stimme war voller Sorge und er schenkte Hermine ein zweites Mal von seinem Tee ein. Ihrerseits war nur ein kaum wahrnehmbares Nicken zu erkennen und erneut nahm sie einen Schluck.
Sie war so durcheinander gewesen, Dumbledore war nicht aufzufinden und ansonsten hatte sie keine Vorstellung an wen sie sich sonst hätte wenden können. Hagrid ließ sich neben ihr nieder und legte ihr für seine Verhältnisse sanft eine tröstende Hand auf die Schulter – trotzdem sackte sie ein wenig tiefer. „Mach die keine Sorgen, hörst du."
„Aber woher, Hagrid, woher wusste er es?" Hermine war ratlos. Er hatte ihr es ohne zu zögern offenbart und aus Harrys Munde hatte es so verständnisvoll geklungen, dennoch plagten sie Schuldgefühle.
„Ich weiß nicht, nehm' mal an, dass er es herausgefunden hat. Die kleine Kerry ist euch beiden wie aus dem Gesicht geschnitten, musst du wissen. Schon damals, als ihr zwei herkamt, hab ich's sofort gesehen." Hagrid überlegte kurz. „Ich glaub, er hatte schon Verdacht geschöpft. Er hat mich nach Kerry gefragt…"
„Er hat nach ihr gefragt?" Hermine sah erschrocken auf und der Halbreise bejahte ihre Frage mit einem Nicken.
„Ja. Ich war ganz schön verwundert. Sie war kurz vorher bei mir und da hab ich die Kleine schnell mit Fang raus geschickt, als ich ihn hab kommen sehen. War ganz schön knapp." Hagrid lächelte leicht, doch war Hermine einfach nicht aufzumuntern. Ein klagevoller Seufzer entfuhr ihr und der Kopf der Braunhaarigen sank auf den Tisch. „Nimm's nicht so schwer, jetzt weiß er, dass er eine Tochter hat."
„Das ist es ja. Er denkt, dass es mein Kind ist – nicht unseres", erklang ihre Stimme erstickt, ihr Kopf zwischen ihren verschränkten Armen.
„Oh." Hagrids Kommentar dazu. Nun war auch er ratlos, denn hätte er angenommen, dass sein Freund dahinter gestiegen war, um wenn es sich bei Kerry handelte, dass er allerdings so blind zu sein schien, hätte er nicht vermutet. Denn die Ähnlichkeit war offensichtlich.
Hermine rührte gedankenverloren in ihrem Tee herum und sah dem aufsteigenden Dampf zu wie er sich in den verschiedensten Formen in der Luft wand. Eine ganze Weile herrschte Stille zwischen den Beiden.
Ein jähes Poltern ließ die beiden Schweigenden aufschrecken und ihre Aufmerksamkeit nach draußen lenken. Hermine sowie Hagrid warfen sich fragende Blicke entgegen, keiner wusste, woher dieses Geräusch stammte – oder von wem. Hagrid erhob sich schwerfällig und lief auf die Tür zu, um nachzusehen. Du junge Hexe sah ihrem großen Freund hinterher, wie er in der Dunkelheit verschwand. Eine ganze Weile war nichts zu hören. Hermine drehte sich ganz zur Tür, diese Ruhe wunderte sie. Ein plötzlicher Aufschrei erfüllte die Nacht, schnell eilte Hermine zur Tür hinaus und was sie sah, verschlug ihr den Atem. Hagrid war in den letzten Jahren Hermine ein guter Freund geworden, welches sich nach ihrer Schulzeit hier in Hogwarts noch verstärkt hatte, doch nun, da sie in so sah – mit dem Armen wild in der Luft herumwedelnd und um sich selbst drehend – ließ sich ein Lachen nicht unterdrücken. Der Anblick des Halbreisen, der verzweifelt versuchte einen Vogel abzuwimmeln, der sich fest in den Kopf gesetzt zu haben schien, immer wieder auf Hagrid nieder zu fliegen und ihn zu pieksen, war in Hermines Augen ein Bild für die Götter.
„Verflixt und zugenäht, Hermine, hilf mir doch!" flehte der Große und tat alles in seiner Macht stehende, das Federvieh zu verscheuchen, doch das Einzige was er erreichte, war, dass der Vogel eine Feder verlor.
„Tut mir wirklich Leid, Hagrid", gluckste Hermine, „aber ich wüsste nicht wie. Er hat wohl einen Narren an dir gefressen." Das Atmen fiel ihr schwer.
„Hermine, das – ist – nicht – witzig!"
„Okay, okay. Ich helfe dir." Hermine verschwand hinter die kleine Waldhütte, zu Hagrids Missfallen, er hatte doch ehr mit aktiver Hilfe gerechnet und nicht mit ihrem Verschwinden, doch nicht lange und Hermine erschien wieder, mit ein paar toten Mäusen in den Händen.
Sie warf die toten Tiere zu Hagrid, aber schien der Vogel nicht hungrig zu sein, da er sie nicht anrührte, es hatte den Eindruck, als hätte er die Lust daran verloren den Halbreisen zu ärgern. Sein schwarzes Gefieder glänzte im Schein des Lichtes, welches aus Hagrids Hütte drang als er sich in der Nähe des Fensters niederließ. Hermine hätte schwören können, dass seine Augen einen schelmischen Ausdruck angenommen hatten, doch verwarf sie den Gedanken. Hagrid kam zu ihr gelaufen und beide betrachteten sie das Tier.
„Geht's dir gut?" Hagrid brummte.
„Das hat er schon mal gemacht, letzte Woche, glaub ich." Grimmig schaute er zu dem Vogel.
„Schon einmal? Du glaubst es ist der Selbe."
„Oh ja, gibt nicht oft schwarze Falken und schon gar nicht hier. Er ist ein schlauer Bursche, der, sag ich dir. " Er deutete auf den Gemeinten und zur Antwort erhielt er einen sicher frech gemeinten Laut. Mit abwinkender Hand verschwand der Große wieder in seiner Hütte, Hermine blieb; dieser Falke faszinierte sie. Er saß noch immer ruhig da und blickte der Braunhaarigen direkt in die Augen. Hin und wieder legte er seinen Kopf schief, doch ließ er die junge Hexe nicht aus den Augen. Nun war sich Hermine sicher, sie hatte ihn schon einmal gesehen, denselben schwarzen Falken, oben auf dem Turm. Seine Flügel spannend, erhob er sich in die Lüfte, kreiste kurzweilig über Hermines Kopf und verschwand dann in der Dunkelheit der Nacht.
„Er hatte grüne Augen?!"
Schnell zogen die Wolken über die Ländereien von Hogwarts, ließen nur selten den Mond sichtbar werden. Ab und zu konnte man einen Blick auf den sternenbehangenen Himmel haschen, bis sich die nächste kleine Wolkendecke davor schob. Der Wind wehte in leichten kühlen Brisen, sachte bewegten sich die Bäume des verbotenen Waldes hin und her.
Es war eine schöne Septembernacht fand Harry, dessen Haar vom Wind noch zerzauster aussah. Die Aussicht von ihr oben war wie immer atemberaubend und er genoss sichtlich die frische Kühle in seinem Gesicht, die seine Wangen leicht rötlich färbte. Ein verschmitztes Lächeln war auf seinen Lippen zu erkennen. Er musste sich eingestehen, dass es ihm Spaß gemacht hatte.
Noch einmal ließ er seinen Blick über die Ländereien wandern, wandte sich zum Gehen um, doch blieb er abrupt stehen – etwas Anderes hatte seine Aufmerksamkeit auf ihn gezogen.
Gerade passierte eine Kutsche den Eingang zum Schloss, höchst ungewöhnlich, fand Harry, da es schon ziemlich spät war und er sich keine Erklärung dafür geben konnte, wer so spät noch zu Besuch käme. Er beobachtete das Spektakel eine Weile, doch von dieser Entfernung ließ sich nur schwer ausmachen, wer der Unbekannte sein könnte. Der Schwarzhaarige verließ die Turmspitze, höchstwahrscheinlich jemand vom Ministerium, der Dumbledore einen Besuch abstatte, dachte sich der junge Zauberer. Die Treppe hinab steigend, ging er gemütlich die leer gefegten Gänge entlang, in die Richtung seines Schlafsaales. Er war wirklich kein bisschen daran interessiert um wen es sich bei diesen Fremden handeln könnte und lief noch einen Schritt schneller.
Wieso sollte jemand zu so später Stunde nach Hogwarts kommen, dass war ihm wirklich unbegreiflich. Er schlug den Weg nach rechts ein und er hasste sich für seine Neugierde, da er genau wusste, dass dies nicht der Gang zu seinem Zimmer war.
Eilig ging er den Korridor hinunter und nahm zwei Stufen auf einmal die Treppen zum ersten Stock führend hinab. Erheiterte Stimmen drangen an sein Ohr und er blieb stehen, er wusste sie aber nicht zu erkennen. Langsam spähte der Schwarzhaarige um die Ecke und er traute seinen Augen nicht – deswegen blinzelte er kurz – doch das Bild veränderte sich nicht. Da stand sie, in den Armen eines anderen Mannes und freudig schallte ihr Lachen in der Eingangshalle wieder.
Es…es tat weh. Sie so glücklich zu sehen, so unbeherzt und ausgelassen…bei jemand anderen – tat weh. Was war das für ein Gefühl? Noch immer lagen sie sich in den Armen. Jetzt erinnerte er sich, dieses Gefühl, lange war es ihm erspart geblieben – fast hätte er es vergessen…den kalten Stich der Eifersucht. Aber sie war glücklich, mehr wollte er doch nie…sie war glücklich – ohne ihn.
Er drehte sich von diesem Bild, das ihm geboten wurde, ab. Hätte er es noch länger mit angesehen, so glaubte er, würde er schreien. Er ging…
Die Luft war kalt und der Himmel klar, die Wolken hatten sich verzogen und es bot sich eine herrliche Sicht auf das Sternenzelt, welches sich über dem Stadium erstreckte. Er war lange nicht mehr hier gewesen – zu lange, denn versetzte ihn der Anblick des Qidditschfeldes in Nostalgie, so viele Erinnerungen waren hiermit verbunden, es hätte Tage gedauert sie aufzuzählen. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen.
Hier stand er nun, allein und von Dunkelheit umgeben. Von beiden Seiten, außen wie innen, drohte sie ihn zu verschlingen und die Macht zu ergreifen. Sein Dasein mit Schweigen zu füllen, war nicht die Vorstellung von Leben, die sich Harry gewünscht hatte, und doch fand er keine Überwindung sich jemanden anzuvertrauen, seine Gedanken zu erklären, um sein Handeln verständlich begreiflich zu machen. Doch die Mauern, mühselig von ihm errichtet, waren schwer zu durchdringen und ließen ihn veranlassen, in solchen Nächten allein darüber zu philosophieren, wieso die Dinge in seinem Leben dermaßen schief gelaufen sind. Das Deprimierende – außer, das er sich mit Mitleid überhäufte – war die Tatsache, dass es sein Verschulden war und diese Erkenntnis erlangte er immer wieder.
Was hatte er schon großartiges erreicht? All die wundervollen Taten die er vollbracht hatte, seine Siege und Leistungen, ja selbst der Sieg über den Lord, all das hatte keine Bedeutung; es hatte keinen Wert für ihn. Die Leute sahen ihn als Held? Als Retter der Welt? Sie müssen blind gewesen sein. Seine Freunde zu verlassen, die die man liebte zu verletzen hatte nichts Ehrbares für ihn. Helden handeln nicht selbstsüchtig, sie laufen nicht davon – sie…töten nicht.
Der Wind wurde stärker und der Schwarzhaarige vergrub seine Hände in den Taschen. Die Lage schien aussichtslos, langsam musste er sich eingestehen, dass er in dieser Hinsicht verloren hatte, denn Liebe kann man nicht erzaubern und der Kuss am heutigen Morgen sagte mehr als tausend Worte und mit ihrem Verschwinden war es für ihn eine härterer Schlag als es eine Ohrfeige je hätte sein können. Er schloss die Augen und atmete die kalte Luft ein. Er hatte sie verloren.
Die Kälte nahm unnatürlich zu, eisig fühlte sich der Wind auf der Haut an. Harry öffnete wieder seine Augen, diese unbändige Stille beunruhigte ihn, selbst der Wind hatte seine Stimme verloren. Was ging hier vor sich? Wolken zogen auf und schoben sich vor den hell leuchtenden Mond und ließen die Nacht noch finsterer werden.
Angst Potter?
Harry drehte sich um, hatte er sich verhört? Es war wie ein Flüstern – vom Wind geleitet – kaum hörbar, doch es bereitete dem jungen Zauberer eine Gänsehaut.
Du hast mich gesucht…so lange – du hast mich gefunden.
Hektisch sah sich der Schwarzhaarige um, die Kälte war unerträglich, seine Glieder fühlten sich steif an und seine Hände verkrampften sich beim Halten des Zauberstabes. Sein Atem ging schnell und stieg in weißen Wölkchen in den Himmel empor. Die Dunkelheit gab nichts preis und machte es ihm unmöglich etwas zu erkennen.
Erneut schloss er die Augen, sie halfen ihm sowieso nicht, und er konzentrierte sich auf seine Umgebung – nichts, kein Laut. Langsam erhob er sich in die Lüfte.
Nein Potter, so nicht.
Gleißendes Licht stahl sich durch die Nacht und ließ sie für einen Augenblick taghell erscheinen. Die Kälte ließ nach und der Wind pfiff sein Liedchen. Der auftauchende Mond erschien hinter den Wolken und leuchtete auf den Erdboden hinab…
Ihm war kalt, sein Körper zitterte. Schon wieder befand er sich in dem dunklen Raum und noch immer tropfte das Wasser einheitlich auf den feuchten Boden. Kein Laut war zu hören, selbst die schleichenden Schritte haben sich gelegt – doch er spürte die Anwesenheit des Fremden, wie seine Augen ihn durchdrangen, jeden einzelnen Zentimeter seines Körpers betrachteten.
Die Angst stieg in ihm, aber kämpfte er dagegen an, sprach sich Mut zu.
„Du musst keine Angst haben, ich tu dir nichts…noch nicht."
Harry schwieg, seine Kehle war wie zugeschnürt und trocken, selbst wenn er gewollt hätte, er hätte keinen Ton herausgebracht. Diese Furcht, die ihn plagte, drohte ihn von innen zu zerreißen, seine Nerven waren angespannt und das Atmen fiel ihm schwer. Ein Gefühl des Unbehagens breitete sich in ihm aus und diese eiskalte, schleimige Stimme trug nicht zur Besserung bei.
„Ich – ich hab keine Angst." Seine Stimme kam ihm fremd vor, so eigenartig. Er zuckte zusammen als das schallende Gelächter an den Wänden widerhallte.
„Ganz der Vater", frohlockte der Fremde. „Du bist ihm ähnlich, das Äußere sowie die Torheit habt ihr gemeinsam. Doch auch deine Mutter sehe ich in dir."
Der Klang seiner Stimme war schwer zu beschreiben, soviel Abscheu lag darin, der durch das freundliche Gehabe, kaum wahrzunehmen war. Erneut kam Harry eine Gänsehaut, je länger er sich in der Nähe dieses Mannes aufhielt. Der Gedanke, worauf der Fremde hinaus wollte, fiel ihm einfach nicht ein und auch die Erinnerung woher er diese Stimme kannte, blieb ihm verwehrt.
Die Luft anhaltend, war sein Atmen nur Stoßweise und bleiern, seine Gedanken überschlugen sich und unendliche Ratlosigkeit überfiel ihn.
„Mein Vater wird mich beschützen." Harrys Fäuste ballten sich.
„DEIN VATER IST EIN NARR, GLAUBTE MICH BESIEGEN ZU KÖNNEN. ER WAR MIR IM WEG, ALLE BEIDE! AUCH DAS SCHLAMBLUT VON MUTTER!... Nun bist du mein nächster Triumph!!!"
Harry schlug die Augen auf, ihm war schlecht und ein pochender Schmerz hämmerte gegen seine Schädeldecke. Alles drehte sich ihm und das grelle Licht über ihm stach in seinen Augen. Wo war er?
„Er wird wach." Der Schwarzhaarige nahm Stimmen war und er drehte seinen Kopf in die Richtung aus der sie kamen. Nur verschwommen nahm er die Gestalten war, alles war schleierhaft und unscharf.
„Wie geht es dir Harry?" Dumbledores Stimme. Harry versuchte zu antworten, doch sein Hals war wie ausgetrocknet. Er versuchte sich aufzusetzen, doch ein beißender Schmerz in seiner Schulter zwang ihn, sich wieder nieder zu lassen.
„Albus, ich muss Sie bitten, er braucht dringend Ruhe." Harry erkannte die aufgebrachte Stimme der Schulkrankenschwester Madame Pomfrey. Sie war etwas in die Jahre gekommen, aber noch immer genauso streng, wenn es um einen ihrer Patienten ging.
„Ich verstehe, Poppy, doch diesmal ist es von dringlicher Notwendigkeit, dass ich mit Harry rede. Es lässt sich leider nicht aufschieben." Der Schwarzhaarige konnte sich gut Vorstellen, dass Madame Pomfrey nicht sehr erfreut darüber sein konnte, es aber mit geschürzten Lippen hinnahm und eiligen Schrittes ins Nebenzimmer verschwand. Die vernehmlichen Schritte, bestätigten seine Theorie.
„Kann mir jemand verraten, was hier eigentlich vor sich geht!" Harry setzte sich unter Stöhnen auf, doch biss er die Zähne zusammen. Der Schmerz war unerträglich und zog sich von der Schulter bis hinunter zu seinem Arm. Ihm wurde seine Brille gereicht, dankbar nahm er sie an. Die unklaren Linien trugen nicht zur Besserung seiner Übelkeit bei und nach Aufsetzen der Sehhilfe war es ein wenig besser. Er ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen, dass er im Krankensaal lag, konnte er sich nun denken, doch das Warum wurde ihm noch immer nicht beantwortet. Dumbledore stand rechts von ihm neben seinem Bett, er sah so alt aus, wie Harry sich fühlte. Seine Stirn war in Falten gelegt, anscheinend war er genauso schlau wie der Schwarzhaarige.
„Eigentlich wollten wir dich das fragen." Die Stimme des Schulleiters klang erschöpft. Harry hatte allen wohl einen riesigen Schrecken eingejagt.
„Wir haben dich bewusstlos auf dem Quidditschfeld gefunden…" Harry wandte seinen Kopf nach links. Dort auf einen Stuhl saß Hermine, ihr Gesicht war blass, ihre Augen waren rot unterlaufen und Spuren restlicher Tränen waren auf ihren Wangen zu sehen. Ihre Stimme klang brüchig.
„Wer ist ‚wir'?"
„Äh, ich und-" Hermine wurde unterbrochen.
„Wie geht es ihm?" Harry blickte zur Tür, wo gerade eben ein junger Mann ins Zimmer trat.
„RON?!" Der Schwarzhaarige konnte es nicht fassen und er musste mehrmals hinsehen, um es zu glauben. Aber wahrhaftig war es sein bester Freund, der dort mit besorgtem Gesicht im Raum stand. „Was führt dich denn hier her?" Harry war mehr als erstaunt. Mit jedem hätte er gerechnet, aber am wenigsten mit ihm. Als der unerwartete Besuch sah, dass sein Freund zumindest wieder aufrecht saß, entspannten sich seine Gesichtszüge ein bisschen.
„Hey Kumpel, hast uns ganz schön erschreckt. Ich wollt eigentlich mit einem unvergesslichen Auftritt auftauchen, sodass dir die Worte wegbleiben, doch scheint mir, als hättest du mir die Show gestohlen", grinste er. Harry schien noch immer sprachlos. Der rothaarige Mann ging auf das Bett des Verletzten zu. „Na ja, anscheinend hat mein Erscheinen doch etwas bewirkt. Ich hatte zwar nicht meine grandiose Darbietung, aber zumindest fehlen dir die Worte."
„Es tut gut dein Gesicht zu sehen. Gut siehst du aus." Sie umarmten sich herzlich, bis sich der ziehende Scherz unerfreulich bemerkbar machte und Harry abermals aufstöhnen ließ.
„Ich würde gern dasselbe behaupten, aber dein Anblick ist furchtbar." Beide lachten sie.
„Ich tu was ich kann."
„Das ist nicht komisch, ihr beide seid unmöglich", ermahnte sie Hermine. Sie hasste es, wenn die Zwei solch eine Angelegenheit als harmlos erachteten und sich ihren Spaß erlaubten. Das Bild, dass sich ihr geboten hatte, wie Harry leblos auf dem Rasen lag mit tief klaffender Wunde in der Schulter, blutüberströmt, hatte sich in Hermines Kopf eingebrannt – dies würde sie nicht so schnell wieder vergessen.
„Ohne euch unterbrechen zu wollen, aber Harry, es ist wichtig", meldete sich nun wieder Dumbledore zu Wort. „Kannst du dich an irgendetwas erinnern?" Harry überlegte. Er wusste noch, dass er aufs Feld gegangen war, doch mehr fiel ihm einfach nicht ein und je mehr er sich anstrengte, umso dunkler wurde der Film, der sich über seine Erinnerungen legte.
Aber dieser Traum…
„Nein, Professor, nichts." Er blickte Dumbledore nicht in die Augen.
„Professor, wir haben die hier ringsum Harry verteilt gefunden, vielleicht hilft das ja weiter." Die junge Hexe war aufgestanden und reichte Dumbledore ein paar schwarzer Federn. Harry schluckte. Albus Dumbledore sah sie sich genauer an und eine ganze Weile herrschte Stille in der kleinen Gruppe. Die drei alten Freunde warteten gespannt, das der Ältere etwas sagte – doch nichts…
„Merkwürdig. Höchst eigenartig. Harry weißt du…" Harry räusperte sich.
„Nein, Sir, rein gar nichts. Tut mir Leid."
„Hm, nun gut. Lassen wir es dabei. Ruh dich ein wenig aus. Eine gute Nacht euch dreien." Harry, Ron und Hermine sahen dem Zauberer hinter her, der einen nachdenklichen Eindruck machte, wie er aus dem Krankenzimmer verschwand – noch immer die Federn in der Hand haltend. Nur kurze Zeit hielt das Schweigen an.
„Nun erzähl, was führt dich her?", lenkte Harry das Thema um.
„Na was glaubst du denn?! Mein bester Freund ist von den Toten auferstanden. Als ich den Brief von Hermine las, musst ich mich erstmal setzen – und das soll was heißen." Er schmunzelte, doch legte sich ein trauriger Schleier über seine Augen. Harry warf einen Seitenblick auf Hermine, diese schwieg jedoch. „Ich hatte eigentlich auf einen von dir gehofft…"
Harry senkte den Blick, er hatte es versucht, hunderte Male – bei Hermine noch öfter, aber er kam nie über das Hallo hinaus.
„Hört mal ihr Zwei, ich möchte mich bei euch – entschuldigen, für die Sorgen, die ich euch bereitet habe-"
„Hey Mann, du hattest sicher deine Gründe und vielleicht – vielleicht bist du irgendwann dazu bereit uns zu erzählen, welche es waren. Auf uns kannst du zählen." Er schenkte dem Schwarzhaarigen ein aufmunterndes Lächeln und Harrys Schuldgefühle wurden noch verstärkt.
„Danke." Wieder warf er einen Seitenblick auf Hermine, sie hielt den Kopf gesenkt.
„So Leute. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich bin hundemüde. Ich hoffe, dass war die letzte nächtliche Aktion – in den nächsten hundert Jahren – ich brauch mein Schönheitsschlaf."
„Ich werd es mir merken." Harry grinste seinen besten Freund an, der sich mit einer winkenden Handbewegung von den Zwei verabschiedete. Kaum, dass er verschwunden war, verfielen die Übriggebliebenen ins Schweigen. Abwesend knetete der Schwarzhaarige am Ende seiner Decke herum, Hermine hielt ihren Kopf noch immer geneigt.
„Ich – ich glaub, ich geh auch schlafen. Gute Nacht, Harry." Sie war aufgestanden, gerade so, schaffte der junge Mann, sie am Handgelenk zu fassen – seine Schulter rechte sich mit betäubendem Schmerz.
„Hermine, warte."
„Was – ist – denn?", schluchzte sie.
„Komm her." Mit sanfter Gewalt zog er die Braunhaarige zu sich, er war aufgestanden. Er stand – ein wenig wackelig – aber er stand und bevor Hermine die Zeit fand zu protestieren, wie er nur so unvernünftig sein konnte und es riskierte aufzustehen, war dieser schneller und hatte ihr zärtlich ein Finger auf ihre weichen Lippen gelegt. Tränen standen ihr in den Augen. „Nicht weinen."
„Ich kann nicht." Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich glaubte, du seiest-" Er nahm sie in den Arm.
„Schsch. Mir geht es gut, wirklich – nur ein Kratzer." Hermine blickte auf den Verband der sich um seinen Oberkörper schlang, an der Stelle, wo er verletzt worden war, drang Blut durch die Bandage.
„Da ist ein tennisballgroßes Loch in deiner Schulter, dass ist mehr als nur ein Kratzer Harry Potter. Hör auf uns etwas vorzumachen." Harry lächelte, sie wurde wütend und er hätte gelogen, wenn ihm das nicht gefiele.
„Okay, es tut ein bisschen weh – zufrieden?!" Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. Sanft strich sein Daumen die Spuren Hermines Tränen weg und entlockte ihr ein Lächeln. „Na siehst du, so gefällst du mir schon besser." Er sah ihr in die Augen, diese rehbraunen Augen; er könnte sich darin verlieren.
Erneut standen sie sehr nah aneinander und wieder ein Gefühl des Wohlbefindens durchströmte die braunhaarige Frau. Für einen Augeblick vergaß sie wo sie sich befand, so hingerissen war sie von seinem Anblick. Sie erwischte sich dabei, wie sie an den Kuss dachte und wie ihr Herz begann schneller zu schlagen, bei dem Gedanken an eine Wiederholung. Sie sah auf seine weichen Lippen, die von einem zaghaften Lächeln umspielt waren.
Das Blut in seinen Adern begann zu wallen, als ihre Lippen miteinander verschmolzen, ihr Duft verzauberte ihn, vernebelte seinen Verstand und ließ ihn den Schmerz kurzweilig vergessen. Voller Hingabe liebkoste er sie, hielt sie an sich gedrückt – nicht noch einmal wollte er sie gehen lassen. Seine Zunge neckte die ihre, stupste sie immer wieder an, nur um den Kuss dann zu intensivieren und ihr keine Möglichkeit zu geben, das Spiel zu erwidern.
Hermines Atem ging stoßweise, ihr wurde heiß und die Lust stieg.
Das musste aufhören, es war nicht richtig, es war – zu gut, um wahr zu sein. Harry löste sich nur widerwillig von diesem wunderbaren Geschöpf, nur so weit, um ihr wieder in die Augen sehen zu können. Hermine versuchte ihre Enttäuschtheit zu verbergen und so stellte sich sie sich nur ungern zurück auf ihre Füße.
„Hey Leute, ich hab – meine – " Ron blieb ruckartig stehen und sah noch wie die Zwei schnellstmöglich voneinander wichen. „Entschuldung, ich wollt nicht stören." Er grinste.
„Schon gut, ich wollte gerade gehen. Gute Nacht, Harry – Ron." Eilig verließ Hermine das Zimmer.
„Gute Nacht, Hermine." Der Rothaarige sah ihr nach, dann blickte er wieder zu seinem Freund und das Fragezeichen in seinem Gesicht wurde immer größer.
„Äh, was war denn das eben?", fragte er unglaublich
„Glaub mir, ich hab keine Ahnung."
Sie unterhielten sich bis in die tiefe Nacht hinein. Es gab sich viel zu erzählen, obwohl beide es vermieden, dass Thema über Harrys plötzliches Verschwinden anzuschneiden.
„Ich kann es kaum glauben", sagte Harry, „verheiratet, wer hätte das je für möglich gehalten. Ich gratuliere dir." Ron wurde rot um die Ohren.
„Danke. Wenigsten ziehst du mich nicht auf. Fred und George haben ihr ganzes Repertoire an Gründen nicht den Bund der Ehe einzugehen aufgezählt, dass sie ein Buch hätten schreiben können." Harry schmunzelte.
„Wie geht es den Beiden, und überhaupt, was macht Ginny, wie geht es deinen Eltern?" Ron musste lachen, Harry war neugierig wie ein Kind.
„Fred und George geht es hervorragend, die Geschäfte laufen erstklassig. Seit ein paar Jahren expandieren sie im Ausland, wie du merkst, hat sich deine Investition gelohnt."
„Das klingt ja super." Harry wollte mehr erfahren.
„Ja Ginny, sie ist verlobt – mit Dean. Mein Vater war völlig aus dem Häuschen als er erfahren hat, dass er aus einer Muggelfamilie stammt, du kennst ihn ja." Der Schwarzhaarige konnte es sich gut vorstellen. „Na ja, jedenfalls, er ist jetzt zu Hause und geht seinem Hobby nach. Mum hat es aufgegeben an die Decke zu springen. Ah warte, ich muss dir etwas zeigen." Ron kramte in seiner Tasche und holte ein kleines rechteckiges Papier zum Vorschein. „Hier." Stolz sah er den Schwarzhaarigen an und dieser blickte neugierig auf das Foto, das ihm gereicht worden war. Sofort fiel ihm Ron ins Auge, wie er lächelnd eine wunderschöne Frau in den Armen hielt. Harry musste zweimal hinsehen.
„Padma?" Rons Ohren wurden noch heißer und ein zaghaftes Nicken seinerseits bestätigte Harrys Verdacht. Harry blickte wieder auf das Bild, sie sahen beide so glücklich aus, und er freute sich für seinen besten Freund. Erst jetzt bemerkte er noch jemanden auf den Bild. „Ron, ist das…"
„Mein Sohn." Seine Brust schwoll an. Der kleine Bursche saß auf den Armen seiner Eltern und lächelte frech in die Kamera und steckte dann einem die Zunge heraus. Harry war sichtlich sprachlos. Ron, sein bester Freund, der früher nie ein vernünftiges Wort in Anwesenheit eines schönen Mädchens herausbekommen hat, war glücklich verheiratet und – Vater. Ein kleiner Stich in seiner Brust, nicht hervorgerufen von seiner Wunde. Harry fühlte Neid und er hasste sich dafür, für einen kurzen Moment sich nicht für seinen Freund gefreut zu haben. Ron hatte das erreicht was Harry sich immer gewünscht hatte – eine Familie. Er schluckte die Eifersucht herunter und schenkte dem Rothaarigen ein ehrliches Lächeln.
„Das ist großartig, Ron, wirklich." Ron bemerkte die Trübseligkeit seines Freundes.
„Du musst ihn unbedingt kennen lernen, ich will ihm nämlich nicht noch länger seinem Paten vorenthalten." Ron grinste, das Gesicht des Schwarzhaarigen war einmalig.
„Ich bin – sein Pate?"
„Natürlich, was glaubst du denn. Du bist mein bester Freund und du warst für mich immer wie ein Bruder, du gehörst mit zur Familie. Irgendwie muss ich mich ja revanchieren für all die Male, die du mir mein Hintern gerettet hast, ich glaub, das ist das Mindeste." Harry war gerührt und zu mehr als einem Nicken war er im Moment einfach nicht fähig.
„Ich freu mich schon auf ihn."
„Dann halte mal deine Freude an, Padma und er kommen…" Er sah auf seine Uhr, die vier Uhr morgens anzeigte. „…heute nach Hogwarts." Er grinste. „Denn der zweite Grund, weswegen ich hier bin, ist, wir wollen in Hermines Geburtstag hinein feiern."
Harry stockte der Atem. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht, nach allem was passiert war, wäre er ihm fast entfallen. „Ich hoffe, für dich Kumpel, du hast ein Geschenk für sie." Harry nickte, ja er hatte ein Geschenk, schon seit Jahren bewahrte er es auf.
Ron verabschiedete sich von Harry, es war spät und beide bräuchten ihren Schlaf. Nun war der Schwarzhaarige wieder alleine im Krankensaal. Er knipste die kleine Tischlampe neben ihn aus und vorsichtig ließ er sich zurück aufs Kissen sinken. Er starrte an die Decke, die sich weiß über ihn erstreckte. Diese Ruhe, die hier herrschte, veranlasste ihn zum Nachdenken und die ersehnte Müdigkeit wollte einfach nicht eintreffen.
Die grauenhafte Stimme, die er gehört hatte, schallte in seinen Ohren wieder. Sie kam ihm so bekannt vor und der Gedanke herauszufinden, wem sie gehörte, beunruhigte ihn. Vielleicht hätte er Dumbledore von dem Traum erzählen sollen, er wusste selbst nicht warum er geschwiegen hatte. Möglicherweise lag es daran, dass der Fremde eigenartige Dinge sagte, die für Harry keinen Sinn ergaben und er den Traum deswegen für sinnlos erachtete. Er sprach von seinen Eltern, doch beide, der Unbekannte sowie Harry, sprachen von ihnen in der Gegenwart und dass war, was Harry so wunderte. Nur deswegen hatte er kein Wort über diesen Traum verloren, er wusste, dass es nie passiert war.
Harry wachte viel zu früh auf, seine Schulter pochte ununterbrochen, was ihn am Schlafen hinderte und so döste er eine ganze Weile im Bett. Schwache Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster; seit langem sah der Morgen wieder freundlich aus. Harry rappelte sich auf, er hatte keine Lust wegen eines kleinen Kratzers den ganzen Tag im Bett zu verbringen und schon gar nicht im Krankensaal. Unter Protest von Madame Pomfrey schaffte er es sie zu überreden ihn zu entlassen. Sie willigte ein, aber nur unter der Bedingung, dass er noch einen Wundheilungstrank einnahm – nun war es Harry der widersprach. Das Zeug war einfach widerlich scheußlich. Doch wollte er gehen und so nahm er unter Ekel den Trank und verabschiedete sich danach von der Krankenschwester – die zufrieden lächelte, da sie ihr Ziel erreicht hatte.
Harry hatte diesen bitteren Geschmack noch immer im Mund, wahrscheinlich würde er ihn morgen noch schmecken können. Etwas grimmig ging er durch die Gänge und wäre beinnahe mit jemand zusammen gestoßen.
„Verzeihung", murmelte der Schwarzhaarige und sah nicht einmal auf.
„Harry, warum so schlechter Laune?" Dumbledore schmunzelte auf Grund des überraschten Gesichtausdruckes von seinem Gegenüber.
„Oh Professor, ich hab sie gar nicht gesehen", sagte er verlegen.
„Das hab ich gemerkt. Was ist passiert?"
„Ach nichts Weltbewegenes, Madame Pomfrey wollte nur das ich ein Wundheilungstrank einnehme. Der, der das erfunden hat, sollte eingesperrt werden."
„Ja, nicht alles was uns gut tut, gefällt uns." Harry ließ der Gedanke nicht los, dass der Grauhaarige nicht den Trank meinte, von dem er sprach. „Wie geht es dir?"
„Schon wieder besser, Professor, das Schlimme an diesem Trank ist, dass er seine Wirkung nicht verfehlt. Haben sie schon etwa herausgefunden, bezüglich was mich attackiert hat? Dumbledores Ausdruck wurde ernst.
„Nein, leider nicht. Mir bereiten diese Federn ein wenig Kopfzerbrechen. Ich habe sie Hagrid schon gezeigt. Er sagte, sie gehören zu einem Falken mit dem er schon – Bekanntschaft gemacht hat. Auch er ist im Besitz einiger Federn." Harry zwang sich in die Augen des Schulleiters zu schauen.
„Die Bilder werden zwar ein bisschen klarer, aber – an einen Falken kann ich mich nicht erinnern." Nachdenklich strich sich Dumbledore über seinen langen Bart. Er wünschte Harry einen schönen Tag und ging genau in die Entgegengesetzte Richtung aus der er gekommen war weiter. Der Schwarzhaarige sah ihm hinterher. Ahnte er etwas? Seine Augen hatten Harrys durchdringen wollen, als hofften sie, darin die Wahrheit zu entdecken.
Harry verwarf den Gedanken, die Zeit würde irgendwann kommen, aber bis dahin bevorzugte er es stillschweigen zu leisten.
Der Samstag verging rasend schnell, zu schnell für den jungen Zauberer. Am frühen Nachmittag, trafen wie angekündigt Padma und Rons kleiner Sohn Alec ein. Er war wirklich ein aufgeweckter Kerl, der sich nicht scheute ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Zu Rons missfallen, schlossen er und Harry sich zusammen und der Schwarzhaarige erzählte Alec so jenes und dieses aus der Vergangenheit seines Vaters. Auch wunderte sich Harry nicht als Hermine und Kerry dazu kamen, dass sie sich schon kannten und er gab Ron unmissverständlich klar, dass er wusste, dass Hermine eine Tochter hatte – da dieser ein verdutztes Gesicht zog als die Beiden sich dazugesellten.
Als er die Zwei zusammen sah, fiel ihm die Ähnlichkeit Kerrys mit ihrer Mutter noch stärker auf. Wenn er sie so beobachtete, fragte er sich, wie blind er gewesen sein musste, um dies zu übersehen.
Allem in allem war es ein herrlicher Abend, dann und wann setzten sich ein paar Professoren zu der kleinen Runde und Harry musste sich eingestehen, dass er sich wohl fühlte, auch wenn er und Hermine es gekonnt schafften sich so wenig wie möglich in die Augen zu sehen und ihren Wortaustausch bei einem nicht zu verhindernden Gesprächs auf eine gewisse Zahl zu minimieren. („Geht es deiner Schulter besser?" „Ja, danke der Nachfrage." Schweigen und peinlich berührte Blicke.)
Ein Gutes hatte so eine Verletzung jedenfalls, man konnte sie als Ausrede verwenden, ohne sich Sorgen machen zu müssen unhöflich zu erscheinen und deshalb war Harry der Erste, der sich verabschiedete und allen eine gute Nacht wünschte. Auf dem Weg aus dem Raum entdeckte er Kerry, die sich gegen Alec den Sessel erkämpft hatte und nun eingemurmelt darin schlief (Alec auf dem Boden). Harry ging auf sie zu, ein Lächeln umspielte seine Lippen, und sachte strich er ihr eine lästige Strähne aus dem Gesicht. Er gab ihr ein Küsschen auf die Stirn und ging dann.
Nicht wissend, dass er von jemand beobachtet wurde, verließ er den Raum und Hermine sah ihm nach, eine einzelne Träne lief ihr die Wange hinunter und sie lächelte…
Nach einer unendlichen Ewigkeit, so schien dem Schwarzhaarigen, erreichte er sein Zimmer und ließ sich erschöpft in sein Bett fallen. Er spürte den fehlenden Schlaf und ohne sich von seinen Sachen zu trennen, schloss er die Augen. Sein Fenster stand einen Spalt breit offen und eine angenehm kühle Brise wehte ins Zimmer. Es dauerte nicht lange und er fiel in einen ruhigen Schlaf, diesmal nicht geplagt von seltsamen Träumen.
Harry war auf dem Weg zum Krankenflügel, er hatte Madame Pomfrey versprochen vorbei zu kommen, damit diese die Heilung der Wunde an Harrys Schulter begutachten konnte. Er hatte nur widerwillig zugesagt, er verspürte keine große Lust nur noch einen Tropfen dieses widerwärtigen Gebräus zu sich zu nehmen, doch hatte er es lieber für sich behalten, um sich einen Vortrag der Schwester zu ersparen. Um die Ecke biegend, steuerte er direkt auf den Krankensaal zu und trat missmutig hinein. Erstaunt blieb er stehen.
„Ah Potter, da sind Sie ja, setzen Sie sich, setzen Sie sich", wies ihn Madame Pomfrey an. Harry starrte noch immer in die eiskalten Augen Snapes, der bei Harrys Erscheinen wieder den Blick des Allhassenden aufsetze und ihn mit besonders viel Abscheu betrachtete. Kaum merklich nickte Harry steif zur Begrüßung und setzte sich wie ihn Madame Pomfrey kurz zuvor geheißen hatte.
„Was sitzen sie da so rum, Potter, das Hemd zieht sich nicht von alleine aus." Harry verdrehte unauffällig die Augen, sie war heute wieder ganz besonders guter Laune und er fragte sich, woher die wohl stammen mochte. Sein Blick fiel auf Snape. Der hatte sich wieder dem Tablett vor ihm zugewendet, an dem er einige Mixturen zu mischen schien, und ignorierte den Schwarzhaarigen gekonnt. Harry stellte fest das er Snape seit längerem nicht mehr gesehen hatte, worüber er sich sicher nicht beschweren wollte, doch schien der Hass auf ihn noch größer geworden zu sein. Vermutlich lag es daran, das er, Harry Potter, sich wieder einmal in den Vordergrund stellte, um das armselige Mitleid anderer Leute zu genießen um unmissverständlich klar zu machen, dass nur er der Mittelpunkt der Welt ist. Ganz prima, dachte sich Harry. Es ist natürlich ein riesiges Vergnügen, sich die Schulter durchbohren zu lassen und nichts anderes wollte er damit erreichen als die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er schnaubte innerlich.
Madame Pomfrey eilte zu ihm und nahm ihm er unsanft den Verband ab, doch Harry biss die Zähne zusammen; vor Snape zu zeigen, dass es schmerzte, war das Letzte, was er wollte und er wusste, nichts würde den Gemütszustand des Zaubertranklehrers mehr erheitern als Harry leiden zu sehen.
Die Bandagen waren ab und der Schwarzhaarige blickte auf seine linke Schulter, wo sich eine große Fleischwunde befand; auf dem Weg der Besserung, so hoffte er.
„Schön, schön. Zumindest ist die Wunde wieder geschlossen und blutet nicht mehr." Ihr Blick sah zweifelnd aus.
„Aber?", fragte Harry. Die Krankenschwester zog die Augenbraue in die Höhe.
„Die Wunde ist noch immer sehr tief und die Gefahr, dass sie wieder aufreist besteht. Professor Snape war so – gütig, eine Salbe zu fertigen, die es ermöglicht ein Aufreißen mit bestimmter Sicherheit zu verhindern."
„Aber?", wiederholte der Schwarzhaarige.
„Sie wären der Erste, der es testet."
„Testet? Soll das heißen, man kann nicht sagen, ob es überhaupt wirkt." Harry war aufgesprungen.
„Natürlich wirkt es", mischte sich Snape nun ein, sein Blick war finster. „Oder glauben Sie im ernst, Potter, ich verstehe mein Handwerk nicht. Es sei denn…" Er machte eine überlegene Pause und ein gehässiges Grinsen stahl sich in sein Gesicht. „…Sie haben Angst."
Angst? Eine nicht getestete Salbe auf eine offene Wunde zu schmieren, noch dazu von Snape hergestellt, hatte nichts mit Angst zu tun – es war reiner Wahnsinn und ein besseres Todesurteil würde es nicht geben. Harrys Miene verdüsterte sich.
„Nein." Er setzte sich und Madame Pomfrey holte die (verhängnisvolle) Salbe, die sich in einer kleinen Schüssel befand. Harry ignorierte den amüsanten Blick Snapes und blickte starr geradeaus.
„Es könnte ein wenig brennen." Mit einer Art Spachtel schaufelte die Krankenschwester, die teerartige Masse auf die Wunde Harrys, zu seiner Überraschung war diese angenehm kühl.
„Meine Dienste werden nun ja nicht mehr benötigt. Madame Pomfrey – Professor. Mit wehender Robe, verließ Snape den Krankensaal eilig. Harry wurde wieder der Verband angelegt und auch er durfte dann gehen. Mittlerweile wurde es warm an der Stelle seiner Verletzung und ein leichtes Kribbeln war zu spüren.
Wie so oft lief der Schwarzhaarige durch die Gänge, in den ein reges Treiben herrschte, überall waren Schüler, die wohl die letzten Sonnenstrahlen des Septembers genießen wollten. Es war wirklich ein schöner Tag, kleine weiße Wölkchen erstreckten sich über dem Himmel, der in einem strahlenden Blau zu betrachten war.
„Es ist ein wundervoller Tag, nicht wahr." Erschrocken drehte sich Harry um und sah in die Augen von Padma, er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie sich zu ihm gesellt hatte.
„Ja, seit dem Regen eine schöne Abwechslung." Beide sahen sie hinaus; am See befanden sich ein paar Schüler, einige lasen, andere unterhielten sich miteinander oder spielten Snape-Explodiert (es hat sich über all die Jahre noch immer gut bewährt).
Die zwei Schwarzhaarigen schwiegen eine Weile, Harry musste zugeben, dass er sich unwohl fühlte. In ihm stiegen die Erinnerungen von damals wieder auf und die junge Frau neben ihm, erinnerte ihn sehr stark daran, dass er in der Vergangenheit viel falsch gemacht hatte. Die Beklemmung stieg immer weiter und die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Du musst dir keine Vorwürfe machen." Sie schien seinen nachdenklichen Blick gesehen zu haben. Padma sah ihm in die Augen und diesen Ausdruck darin hatte Harry satt. Jeder gab ihm sein Verständnis, welches er einfach nicht verdient hatte und es stimmte ihn wütend, dass er es jedes Mal schweigend hinnahm. Wieso hassten sie ihn deswegen nicht?
„Tu das nicht, Padma." Harry klang ärgerlich.
„Was soll ich nicht tun?"
„Dein Mitleid oder dein Verständnis, ich brauch es nicht…ich verdien es nicht." Harry flüsterte und er drehte sich von ihr weg.
„Schwachsinn, Harry. Ich denke, der Einzige der sich bemitleidet bist du selbst. Hör auf dir Vorwürfe zu machen." Wut stieg in Padma auf, wieso auch musste er so engstirnig sein. „Ich versteh dich nicht. So vielen hast du das Leben gerettet – mir hast du das Leben gerettet. Ohne dich würde es mich nicht geben, und somit auch Alec. Hunderten von anderen Familien geht es genauso." Sie senkte die Stimme wieder. „Dich trifft keine Schuld. Lass die Vergangenheit ruhen und kümmere dich um das Hier und Jetzt und um deine Fam-" Padma verstummte, Harry sah sie verwundert an. Warum sprach sie nicht weiter? „Um die, die du liebst, die deine Freunde sind und die hinter dir stehen." Sie legte ihm die Hand auf den Arm. Ihre Hand in die seine nehmend herrschte eine Weile Schweigen zwischen den Beiden.
„Aber…" Sein Kopf senkte sich gen Boden und sein Blick fiel auf seine Schuhe. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
„Was aber?"
„Sie war – deine Schwester." Harry Stimme klang belegt und er konnte sich noch immer nicht überwinden, der Frau seines besten Freundes in die Augen zu blicken – diese Schuldgefühle lasteten schwer auf seinen Schultern und in ihrer Gegenwart erdrückten sie ihn fast. Ohne sich zu wehren, ließ er sich von der jungen Hexe in den Arm nehmen.
„Sie ist meine Schwester und wird es immer bleiben. Glaub mir, sie lebt weiter – in unseren Herzen. Das Letzte was sie gewollt hätte, wäre, dass ich dich hasse, denn du rettetetest ihrer Schwester das Leben." Ihre Worte waren beruhigend für den Schwarzhaarigen und doch plagte ihn der Gedanke zu wissen, dass durch sein Handeln Unschuldige ihr Leben lassen mussten.
„Es tut mir Leid."
„Ich weiß." Sie sah ihm in die Augen und hoffte, Harry ein bisschen geholfen zu haben auch wenn er glaubte, sie an den Tod ihrer Schwester erinnert zu haben, schmerzte sie. Es war ein schwerer Verlust für sie, doch wer weiß, wie viele noch hätten sterben müssen, hätte keiner den Mut gehabt sich Ihr-wisst-schon-wen entgegen zu stellen.
Sie standen noch eine Weile schweigend nebeneinander und besonders Harry schien über das eben Gesagte nachzudenken. Auf der einen Seite war er ihnen dankbar, dass sie sich so um ihn bemühten und mitfühlend waren. Aber der überwiegende Teil in ihm sagte, dass sie keine Ahnung hatten, wie er sich fühlte. Keiner von ihnen musste mit dem Wissen leben, dass andere…Freunde durch sein Verschulden… Er konnte den Gedanken nicht zu ende führen. Es brannte in seinem Inneren wie ein großer Dornen, bei dem es nicht möglich war ihn hinaus zu ziehen und jede noch so kleine Erinnerung daran, was er getan hatte, drückte ihn immer weiter ins Fleisch hinein und die Spitze bohrte sich zu der Stelle – zu dem einen Gedanken - den er tief verborgen hatte. Der Gedanke, dass er noch…
„Ich glaube, ich geh mich langsam fertig machen." Padmas Stimme riss den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken und er verstand nicht, was sie damit meinte – sagte aber nichts. „Ron freut sich mehr auf den Geburtstag von Hermine als sie selbst, hab ich das Gefühl" Sie musste grinsen. „Er ist der festen Überzeugung, das sein Geschenk dieses Jahr meines bei weiten übertriff. Mein werter Gatte – musst du wissen – hat es sich in Kopf gesetzt, dass ich versuche ihn schlecht dastehen zu lassen und lässt sich für Hermines Geburtstag ständig neue kuriose Dinge einfallen. Er hatte ihr vor vier Jahren einpaar Socken geschenkt und sie in unserem Namen überreicht. Glücklicherweise war ich so vorausschauend und hatte etwas Erfreulicheres als Geschenk. Ron war beleidigt dass ich es verschwiegen habe und seither ist er davon besessen mich zu ‚besiegen'." Nun musste auch Harry lachen, er konnte sich gut den Gesichtsausdruck seines Freundes vorstellen als seine Frau ein anderes Präsent überreichte. „Wenn du meine Meinung dazu hören möchtest – er hat keine Chance." Sie grinste hinterhältig. „Ich gehe lieber nachsehen, was er so treibt. Wir sehen uns dann."
„Ja – bis nachher." Er sah ihr nach. Ron hatte wirklich Glück solch einen Menschen für sich gefunden zu haben. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht – Padma hielt ihn bestimmt ganz schön auf trapp.
Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es wirklich schon recht spät war und er fragte sich, wo die Zeit nur geblieben war; war er eben nicht erst aufgestanden.
Er beschloss, sich ebenfalls für die kleine Feier zurecht zu machen und begab sich aufs Zimmer. Dort angekommen entledigte er sich seinen Kleidern und ging ins Badezimmer. Nach geschlagenen zweieinhalb Stunden kam er aus dem Bad – welches einer Sauna glich – wieder hinaus.
Nun fühlte er sich ein wenig besser. Aber jetzt stand er vor der Entscheidung – und seinem Kleiderschrank – und überlegte was er anziehen könnte. Sollte es etwas Vornehmes oder doch ehr leger sein? Vor seiner offen stehenden Schranktür stehend, in einem Handtuch gekleidet, und mit vor der Brust verschränkten Armen starrte er seine Sachen an. Minuten vergingen. So würde er auch nicht weiter kommen, dachte er sich. Letztendlich hatte er sich dann doch entschieden und als er feststellte, dass er noch ein bisschen Zeit hatte, setzte er sich auf sein Bett und zog eine Tasche darunter hervor. Er musste eine Weile kramen, eh er das fand, wonach er suchte.
In seiner Hand befand sich eine kleine Schatulle und mit einem leisen Klicken hatte er sie geöffnet. Harry betrachtete den sich darin befindenden Gegenstand und hoffte, dass es ihr gefallen würde. Blitzartig ließ er das Kästchen zuschnappen und war aufgestanden. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss und er begab sich auf den Weg zur Großen Halle.
Je mehr er sich dieser nährte, desto langsamer wurden seine Schritte. Aus einem ihm unbegreiflichen Grund schlug sein Herz schneller und ein Gefühl der Nervosität breitete sich in ihm aus. Er war ein wenig überfragt, konnte er sich diesen Zustand nicht erklären. Es war doch nur eine normale Feier.
Der Schwarzhaarige war vor der Großen Halle angekommen, deren Türen geschlossen waren, und er verweilte davor.
„Harry." Erschrocken wandte er sich um. Es verschlug ihm den Atem – da stand sie und lächelte ihn an. Im schwachen Licht der Kerzen sah sie einfach überwältigend aus und Harry fand keine Worte dies zu beschreiben. Das trägerlose Kleid, dessen seidenartiger Stoff sich sanft an ihren Körper schmiegte, ließ ihre Konturen nur erahnen. Unten öffnete sich es seitlich wie eine Art Dreieck aus und bot einem ein wunderbaren Blick auf ihren braun gebräunten Beine – von einem mehr, vom anderen weniger. Das schleierhafte weiße Netz, welches leicht über das Kleid fiel, ließ dessen kräftiges Grün, pastellfarben erscheinen und war ebenfalls dreieckig auslaufend, nur zur anderen Seite. Eine kleine Spitze, in einem dunklen Ton von Grün getaucht, war an der kürzeren Seite des Kleides zu sehen und gab dem Gesamteindruck eine Ausgewogenheit, die Harry es schwer fielen ließ für Hermines Anblick ein Wort zu finden. Geschickt hatte sie es geschafft ihr wunderschönes braunes Haar hoch zu stecken, nur vereinzelt fielen hier und da fein gewellte Strähnchen heraus, die sachte auf ihre freien Schultern lagen. Perfekt - war ein Wort welches man in Erwägung hätte ziehen können, doch reichte es noch nicht annähernd daher heran.
Leichten Schrittes kam sie auf den Schwarzhaarigen zu, der in seiner Bewunderung vergessen hatte zu blinzeln und ihm nun die Augen brannten. Mit den Händen in den Taschen, hatte er die Erscheinung von Gelassenheit, doch sein Herz raste und schlug gegen seine Brust. Sie kam immer näher und noch immer ließ er sie nicht aus den Augen, sah jede einzelne Bewegung von ihr. Nun stand sie vor ihm, gefährlich langsam nahm er den herrlichen Duft von ihr auf und es betäubte ihn, ließ seine Knie weicher werden.
„Du siehst einfach bezaubernd aus." Harry lächelte und sie senkte kurz verlegen den Kopf.
„Danke, ich kann das Kompliment nur zurückgeben." Hermine sah ihm in die Augen und sie entdeckte das Leuchten, welches sie so sehr liebte – dieses Leuchten, das ihr galt.
Harry bot ihr seinen Arm an.
„Darf ich sie geleiten junge Dame?" Hermine musste schmunzeln, nahm seien Arm aber dankend an und hakte sich bei Harry ein.
„Aber gewiss doch, mein Herr." Harry öffnete das Eichenportal – er konnte noch immer nicht den Blick von ihr wenden – und gemeinsam betraten sie die Große Halle. Sich eben noch anlächelnd sahen die Zwei nun in die erstaunten Gesichter der Anwesenden und beiden schien es ein wenig peinlich so angestarrt zu werden, welches durch die leichte Röte in ihren Gesichtern sichtbar wurde.
Harry war ebenso erstaunt, hätte er nicht gedacht, dass so viele da sein würden, aber wie es schien war die gesamte Lehrerschaft – ebenso Ron und Padma – versammelt. Der Schwarzhaarige sah sich in der Runde um und seine Laune änderte sich schlagartig als er…
„Was macht der denn hier?", flüsterte er unter zusammen gebissenen Zähnen zu Hermine. Diese brauchte gar nicht erst zu raten, wen Harry meinte und versuchte so unauffällig wie möglich zu antworten, während sie auf den langen getäfelten Tisch zu liefen, wo sich die meisten schon gesetzt hatten.
„Ignorier ihn einfach. Wenn man ihn ein bisschen besser kennen lernt, ist er wirklich ganz nett", versuchte sie den Mann neben sich zu besänftigen.
„Ja, so nett wie eine Masernepidemie", grummelte er mehr zu sich selbst als zu Hermine. Er blickte zu Snape hinüber und schenkte ihm einen ebenso verächtlichen Blick, wie ihn Snape immer Harry zugute kommen ließ.
Der Schwarzhaarige gesellte sich zu Ron, während Hermine auf Professor Dumbledore zulief und sich schon einmal bedankte. Der Schulleiter schien etwas rot zu werden, als ihn die junge Frau umarmte und winkte es mit einer Handbewegung ab.
„Mann, mir ist eben ganz schön die Spucke weggeblieben als ihr die Halle betreten habt", meinte Ron so nebenbei als Harry zu ihm kam und reichte ihm eine Flasche Butterbier. Harry schwieg mit einem Lächeln auf den Lippen.
Der Abend verlief angenehm und Harry fühlte sich wohl, er unterhielt sich hier und da und mied es in Snapes Gegenwart zu treten. Er wollte nicht riskieren einen Streit hervorzubrechen und damit die Feier zu verderben, Snape hatte wohl denselben Gedanken, auch wenn er im Gegensatz zu Harry ehr missgelaunt wirkte – aber dies eine Seltenheit zu nennen wäre eine fette Lüge. Harry musste schmunzeln.
„Was ist so amüsant?" Harry sah in neugierige blaue Augen.
„Professor – äh – nichts weiter. Es ist eine schöne Feier. Findet so etwas immer statt, wenn ein Kollege Geburtstag hat.
„Welche Feier? Das hier ist eine wichtige Konferenz und von äußerster Notwendigkeit. Immerhin geht es ihr um das Wohl Hogwarts und unserer Schüler." Kaum merklich zwinkerte er mit seinen rechten Augen und ein leichtes Lächeln war in seinem weißen Bart zu erkennen. Harry nahm einen scherzhaft ersten Ausdruck an.
„Sie haben Recht Professor. Ich habe auch – Konferenz gemeint – mein Fehler." Er konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen und so biss er lieber noch einmal von seiner Kürbispastete hab, die er sich eben geholt hatte.
„Wie geht es deiner Schulter?", fragte Dumbledore wieder im ernsten Tonfall.
„Wieder besser, ich denke, die…Salbe hilft ganz gut." Harry war sich sicher, das der Schulleiter wusste wovon er sprach, da es sicher seine Anordnung war. Der ältere Zauberer nickte nur. Harry warf ihm von der Seite einen Blick zu.
„Wissen Sie schon etwas Genaueres, Professor?"
„Nein, leider nicht. Ich befürchte…" Er sprach nicht weiter.
„Was befürchten Sie?" Über Dumbledores Augen hatte sich ein Schleier gelegt und für einen kurzen Moment schien er in seinen Gedanken gefangen zu sein.
„Nicht so wichtig…oh, sieh mal, die Uhr schlägt gleich Zwölf." Er entfernte sich von Harry und der Schwarzhaarige sah ihm verwundert hinter her. Er fragte sich, was Dumbledore wusste und was er ihm verschwieg.
Harry verwarf den Gedanken vorerst und gesellte sich zu den anderen, die sich alle um Hermine aufhielten. Zehn Sekunden vor Glockenschlag begannen sie rückwärts mit zu zählen. Zehn – Neun – Acht. Hermine war es sichtlich peinlich so im Mittelpunkt zu stehen, aber sie lächelte. Fünf – Vier – Drei. Harry stand etwas abseits und konnte direkt zu Hermine sehen, die seinen Blick erwiderte. Für einen kurzen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben – nur für die Zwei – und keiner der Beiden nahm irgendetwas um sich herum war. Zwei – Eins.
„HAPPY BIRTHDAY!"; schrieen alle im Chor und erst als der kleine Professor Flitwick ein Lied anstimmte, wandte sich Hermine den anderen zu und nahm die Glückwünsche entgegen – nur hin und wieder fiel ein Blick auf den Schwarzhaarigen.
Danach ging es an das Geschenke auspacken und Ron war der Erste, der Hermine seines ‚überreichte'. Sie freute sich sehr, doch – noch mehr über das von Padma (Sie schrie kurz auf und umarte Padma dankend) und etwas beleidigt zog er eine Schnute. Hermine gab Ron einen Kuss auf die Wange und versicherte ihm, dass sie sich sehr über die Karten von ihrer Lieblingsband freute. Er konnte nicht verhindern etwas rot um die Ohren zu werden und heimste sich einen lieb gemeinten Stoß in die Seite von seiner Frau ein. Hermine sah abermals zu der Stelle hin wo Harry stand, doch war er auf einmal verschwunden.
Es dauerte eine Weile bis jeder einzelne Hermine gratuliert hatte und das Geschenke auspacken vorbei war. So unauffällig wie möglich sah sie sich nach jemand ganz bestimmten um, doch noch immer konnte sie ihn nicht finden.
„Er ist nicht da, oder?" Ron war neben sie getreten. Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Wenn du möchtest, reiß ich ihm den Kopf ab, wenn wir ihn finden." Hermine musste schmunzeln.
„Das ist lieb von dir, aber das brauchst du nicht – ich würde es selber machen." Beide lachten.
„Tjaaaa", zog er gedehnt in die Länge, „vielleicht ist er ja an einer ganz besonderen Stelle." Er zwinkerte kurz und ließ Hermine alleine.
Diese stahl sich leise aus der Großen Halle, wenn sie Ron nicht missverstanden hatte, wusste sie wo sich Harry befand. Eilig lief sie die Treppen hinauf immer weiter bis sie vor einer schräg gestellten Leiter stand und kurz durchatmete. Sie betrat die Turmspitze.
Ron ließ Hermine alleine und bemerkte dann, wie sie die Halle verlies. Ron ging weiter, nickte hier und da jemanden zu und überprüfte ob ihm niemand folgte. Er öffnete eine Tür, die sich hinter den Lehrertischen befand und spähte hinein. Nur schemenhaft konnte er jemanden im Raum stehen sehen, aber er wusste wer es war. Im Gegensatz zur Großen Halle war es hier recht kühl drin, ein Fenster stand offen und der Nachtwind wehte ungehindert hinein.
„Alles klar, beeile dich. Sie ist schon los." Er hörte ein merkwürdiges rascheln konnte aber auf Grund der Dunkelheit nichts erkennen. „Ich frag mich wie du vor ihr da sein willst?" Keine Antwort. „Harry?" Nun trat der Rothaarige ganz ins Zimmer und zog seinen Zauberstab aus seiner Tasche. „Lumos" Helles Licht erfüllte seine Umgebung und erstaunt musste Ron feststellen das der Raum leer war und die von Wind bewegten Vorhänge das Einzige war, was sich hier regte.
Es war erstaunlicherweise eine recht angenehme Nacht und es wehte nur eine kleine kühle Brise hier oben. Man hatte einen fantastischen Blick auf die Sterne und der Mond spiegelte sich im ruhigen Wasser des Sees wieder.
Gerade rechtzeitig berührten Harrys Füße den Boden des Turmes als sich auch schon die Tür vor ihm öffnete. Vorsichtig trat Hermine über die Schwelle, sie entdeckte den Schwarzhaarigen vor sich. Er sah so unverschämt gut aus, dass sie es einfach nicht schaffte, den Blick von ihm zu wenden. Sein Haar und die Robe wehten leicht im Wind, spielte gleichermaßen mit beidem. Sein Gesicht lag halb im Schatten und das Mondlicht umhüllte seine Silhouette. Langsam ging sie auf ihn zu. Was hatte er vor? Immer weiter lief sie bis sie ganz nah vor ihm stand und in seine grünen Augen sah. Dieser Ausdruck darin.
Ohne auch nur einen Augenblick an Zeit verstreichen zu lassen, fuhr seine Hand die Konturen ihres Kiefers entlang und seine Lippen fanden die ihre. Zärtlich umschloss er sie, wollte sie nie mehr hergeben und gab sich völlig der Besinnung hin ihr verfallen zu sein. Intensität und Leidenschaft stiegen immer mehr, bei jeder weiteren Berührung ihrer Haut, bei jedem weiteren Atemzug ihr wohlriechendes Parfüm zu duften, bei jeder weiteren Minute, die er bei ihr sein konnte.
Ihre Stirn lehnte an seiner und beide rangen sie leicht nach Luft.
„Happy Birthday, Kleines" hauchte er, ihr keine Zeit gebend zu antworten, und versiegelte ihre Lippen erneut mit einem leidenschaftlichen Kuss. Beide begannen sie das Spiel mit der Zunge, neckten sich gegenseitig, um sich danach wild zu umschlingen. Hermine wurde heiß und selbst der Wind vermochte nicht ihre Haut zu kühlen. Wieder ließ Harry von ihr ab und grinste sie frech an.
„Es steht dir gut:" Sie verstand nicht recht. Harry hatte auf ihr Décolleté gesehen und sie folgte seinem Blick. Ihr blieb die Luft weg, um ihren Hals hing eine wunder schöne Kette mit einem noch schöneren Anhänger. Hermine strahlte und sah Harry in die Augen, die mehr fähig waren etwas zu sagen, als sie selbst.
„Es ist ein Medaillon. Mach es mal auf." Vorsichtig öffnete die Braunhaarige es und ein Bild von ihr, Ron und Harry aus ihrer Zeit als Schüler in Hogwarts blickte sie an. Doch spürte sie in ihren Fingern noch etwas Anderes. Sie klappte das Bild um und ein weiteres erschien – eines von ihr und Harry. Sie war gerührt und etwas traurig, es war ein Foto von damals als sie beide noch…
Sie konnte noch ein weiteres Mal umklappen und dann strahlte sie Kerry an.
„Wo hast du das her?" Sie sah ihn wider an.
„Das haben wir zusammen gemacht, letzte Woche, ich hatte nur die ersten Zwei schon drin. Aber schau mal." Harry klappte noch einmal um. Hermine kamen fast die Tränen. Es waren die beiden zusammen, die beiden, die sie am meisten liebte und die so wenig voneinander wussten. Warum nur hatte sie solche Angst es ihm zu sagen?
Diesmal küsste sie Harry, sie war so überwältigt, das ihr keine andere Möglichkeit eingefallen war, sich zu bedanken – Harry hatte nichts dagegen.
Hermine schlang die Arme um seinen Hals um sich ihm vollkommen hinzugeben, fuhr ihm durch sein ohnehin schon zerzaustes Haar, welches sich so seidig glatt anfühlte, strich ihm zärtlich über den Rücken.
Etwas glitt zwischen ihre Finger.
Sie ließ von ihm ab und betrachtete das in ihrer Hand. Sie glaubte, sie hätte sich verguckt. Eine schwarze Feder, genauso seidig glatt wie die anderen, die sie gefunden hatte – genauso seidig glatt wie…
„Du bist…" Sie konnte nicht weiter sprechen, zu sehr verwirrte sie der Gedanke daran. Harry war ein Stück zurückgewichen und betrachtete nun ebenfalls die Feder in der Hand Hermines, auf die sie noch immer unglaublich starrte. Sie sah ihm in die Augen, er konnte den Ausdruck nicht deuten, dann blickte sie abermals auf die schwarze Feder. „Kerry und ich waren hier oben. Sie hatte geschlafen und plötzlich begann es zu regnen, ich wollte sie wecken." Sie sprach mehr zu sich selbst als mit Harry, schien ihre Gedanken zu ordnen und jetzt passte immer mehr alles zusammen. „Sie hat mich – sie hat gesagt: Was'n los?" Sie sah Harry nun wieder in die Augen, der keinen Ton herausbrachte. „Noch Fünf Minuten - Mum, hat sie gesagt." Ihre Stimme klang zittrig, sie schwieg eine Weile.
„Daher wusstest du es…du warst der Falke auf dem Dach."
Das war's wieder und wie immer kann ich nur hoffen, dass es euch gefallen hat und ES nicht all zu durch einander war. Schreibt mir wie immer eure Meinung, ich freu mich sicherlich. Sorry wegen den Schreibfehlern...bin eben auch nur nen Mensch (böses Ich: ja ja, sagst de.)
ICH WÜNSCH EUCH ALLEN EIN SCHNÖNES WEIHNACHTSFEST UND NEN GUTEN RUTSCH INS NEUE JAHR. -EUCH ALLE GANZ FEST KNUDDLE-
BYEBYE JEN
