Ha, wer hätte es gedachat. Ich hab's doch noch auf die Reihe bekommen. Aber zu meiner Verteidigung. Ich hab das Kapitel schon seit 2 WOCHEN fertig. Ich war nur im Urlaub, deswegen ging es nicht eher. Aber genug gesprochen.
VIELEN,VIELEN DANK FÜR EURE LIEBEN REVIEWS! ICH LIEBE EUCH KUNDDLE
P.S. Mir geht es übrignes ganz Gut. Die Krankheit hatt sich dank eurer Reviews nicht verschlimmert, also noch mals vielen Dank.
Ankündigung: Muss noch mal sein. Ich habe keine Ahnung wo Askaban liegt, meine aber mal etwas in dieser Richtung gelesen zu haben. Falls es jemand besser weiß, möge mir bitte Bescheid sagen - fürs nächste Mal. Ich entschuldige mich schon im Voraus...ihr braucht also nicht darauf rumzuhacken, hehe.
DANKE auch wie immer meiner Beta, dass sie sich das antut. Ich hoffe, du hast trotzdem deinen Spaß HexeLea.
Zu den Antworten:
laser-jet: Ist zwar schon ne Weile her, aber ich hoffe, dir erging es gut in deinem Urlaub. Meiner war spitze -smiel-
SweetChrisi: Mir mit meiner Krankheit geht es gut. In letzter Zeit jedenfalls keine Beschwerden - zumindest keine Schwerwiegenden. Das Harry ein Sturkopf ist, ist klar und er beweist es immer wieder gerne. Wirst sehen -grins-
pandoradoggis: Ich denke, diesesmal wird dir das Ende auch gefallen. Ich will ja nichts verraten, musst schon lesen. Ob es spannend ist, weiß ich nicht, ich denke, das liegt im Auge des Betrachters/Lesers
HarryHermine: So ist das mit der Gemeintheit, hat man einmal von ihr gekostet, kann man nicht mehr aufhören. Aber dafür werden einige deiner Bitten aus deinem letzten Review erfüllt...will ja nicht so sein. Und wer weiß...was noch so kommt.
kurai91: freut mich zu hören. Viel Spaß bei diesem...und ich bin gespannt auf deine Meinung.
Zerengeb: Na dann viel Spaß beim Lesen. Freu mich auf deine Meinung.
Jessy Black: Vielen Dank. Freut mich dass sie dir gefällt.
Hermine Potter: Danke -smilie- (Ha, kurzes Review, kurze Antwort. Das liebe ich, geht so schön schnell -grins-)
Ruth Sumpffuss: Hier ist neuer Stoff, auch wenns wie lange gedauert hat, obwohl ich es schon seit zwei Wochen fertig habe. Ach und ja, ist doch egal, wenn das sechste Band raus ist. Schreib trotzdem weiter, wer doch schade um die Arbeit, oder?
Sandy123: Tja, was soll ich da noch sagen...außer Danke. Ich kann nur hoffen, dass dir dieses Chap auch gefällt und freu mich auf deine Meinung.
Adsartha: Eine gemeine Stelle zum Aufhören? Ach was. Na ja, vielleicht gefällt dir diesmal das Ende besser.
Harry Black Potter: Danke, so was hört man gerne. Ehrlich. Mal sehen wie es diesmal ist...würde mich freuen.
michi-sky: Äh...so weit ich mich erinnere, ist es dunkel als die Drachen da waren. Man konnte sie zu Anfang nur deshalb nicht richtig sehen, weil durch den brennenden Wald, die ganzen Rauchschwaden da waren...die durch den Schild (und Dumbledores Hilfe) vertrieben werden konnten. Später kam auch noch Wind auf (als Harry und Hermine auf dem Turm waren) Sorry, falls das blöd rüber kam.
Quizer: Ha, sagt das mit der Länge mal meiner Beta...die hat diesemal schon wieder gemeckert - wie immer. Und der Cliff...ist diesmal noch harmloser - denk ich. Hat diesmal wieder nicht schneller geklapppt. Auch wenn ich betonen darf, dass ich schon seit zwei Wochen fertig bin...na ja... warten musstet ihr doch. Sorry.
Federwisch: Ja ja...die Haarfarbe. (Blöde Angewohnheit, wenn man mal angefangen hat)Ich hab mich wirklich schon gebessert im Laufe der Kapitel, muss ich zu meiner Verteidigung sagen...hoffentlich fällt das auf. Trotzdem danke, dass sie dir gefällt.
Alex Black5:Na ja, irgendwie müssen die Drachen doch Feuer produzieren können, und ich dachte mir, dass das Gemisch nach Kerosin riecht (was nicht heißt, dass es welches ist)
Ha, dieFragen kenn ich doch irgendwie-schelmisch grins- Zu dumm, dass mir grad die Antworten dazu entfallen sind - blöder Mist aber auch...Viel Spaß beim Lesen!
sylvana1990: Danke, danke. Ich kann nur sagen, um das herauszufinden, musst du dieses Kapitel lesen -g-
Cara: Schön das dir diese Szene gefallen hat, und finds toll, dass du mir das sagst,hehe, ich fand sie auch ganz amüsant.Warum kannst du Ron nicht leiden? Ich find eigentlich, dass er ein ganz netterTyp ist- der nichts an der Seite von Hermineverloren hat -muahahah-...aber ein netter Typ. Du wirst sehen, wie es ausgeht.
Ich frag mich immer, was ihr mit diesem Cliff habt...war doch ganz harmlos.
black-hawk90: Ich habnix gegen Einschleim, wirklich nicht,überhaupt nix! Ach ja, ich mag Harrys Blindheit...
Es freut mich riesig, dass dir dieStory gefällt, animiert zum Weiterschreiben, ganz ehrlich. Und zwei weitere Kapitel sollen noch kommen...zumindestnach meiner Planung.
HexeLea: Du hast viel zu sagen, für jemand, der das Kapitel schon kannte -grins- Bin mal gespannt, wie es diesmal so wird...wenn überhaupt. Immerhin kenn ich ja deine Meinung...und ich konnte nicht mehr abwarten, zu erfahren, was Groschenromane sind, auch wenn ich es mirjetzt schon ein bisschen denken kann -grins-.
Das mit derhärtesten Kritikerin bleibt natürlich bestehen - wo kommen wir denn sonst hin. Würde mich wie immer auf ein Reviewvon dir freuen...aber das weißt du ja.
bepa: hi du. Lange nicht mehr gesprochen, sorry. War im Urlaub. Müssen unbedingt wieder übericq quatchen.Ach ja, ich konnte da aufhören, weil...nun ja...ich der Autor bin und auch meinen Spaß haben will, und so schlimm war es ja nun auch wieder nicht, also brauchst du mich gar nicht so böse anzufunkeln. Aber dir sei verziehen, mir gefallen nämlich die Wörter, die du aufgezählt hast -grins-
BASlC:Wie viele Stunde hast du dafür gebraucht? Hehe (doch gefragt). Das mit der Länge, erzähl mal meiner Beta, die regt sich darüber jedes Mal auf. Ichbin also ziemlich hin und her gerissen. Kriegst du bei so viel Kaffee die Augenüberhaupt noch zu - würde mich nicht wundern, wenn nicht.
Tja, der liebe alte Dumbledore...Sagen wir es mal so. Er ist ja nun auchnicht mehr der jüngste, ne, und wie viel Kraft so ein Schild braucht,hat man ja bei Harry gesehen. Was Harrys Kräfte betrifft, wie groß und mächtig sie sind, weiß wohl nur er...und ich, hehe.
Das mit der Aufmachung der Kapitel (etwas erwähnen und erst später auflösen), hab ichehrlich gesagt auch von J.K.R(ich hoffe, du bist nicht enttäuscht),ich finde, dass es logischer ist, weil sich nicht immer gleich lösen lässt und seine Zeit braucht, oder?
Und? Wie war die Wartezeit? Ich meine, du hattest Glück, so schlimm war der letzte Cliffgar nicht, wie hier einige zu behaupten wagen und auch dieser hier ist harmlos. Aber soviel Kaffee wie du getrunken hast, musstdu bis dato wach geblieben sein -grins-
AN ALLE: Bitte keine Spoiler! Ich mach schon immer Augen undOhren zu, dass ich nichts mitbekomme. Ich hatte mich beim 5.Band grün und blau geärgert, als ich schon vorher wusste, wer stirbt. Also Bitte kein Wort (mehr)! Danke.
Und ja, ich schreibe natürlich weiter. Ist doch keineFrage.
VielSpaßbeim Lesen!Und genießt dieses Kapitel!
Kapitel VIII
Spuren im Sand
Über der Stadt London zogen sich dicke, graue Wolken zusammen und leichter Regen setzte ein, der den Schnee langsam zum Schmelzen brachte. Der Wind pfiff leise durch das alte Haus der Blacks und Harry hätte eine Stecknadel fallen hören können. Schockierte Augen aus allen Richtungen waren auf ihn gerichtet. Die Gesichter der Weasleys wurden noch blasser, als sie vorher waren. Keiner war imstande, ein Wort auf sein eben Gesagtes zu äußern, viele standen mit offenen Mündern da und regten sich nicht. Ebenso seine Freunde blickten ihn entsetzt an, doch erwiderte er ihre Blicke nicht, sondern sah weiterhin in die Menge. Die einzigen beiden Personen in diesem Raum, die es hatten kommen sehen, standen neben Harry. Der eine, der anscheinend immer schon alles vorher wusste, hatte den Kopf leicht gesenkt, und die andere hielt noch immer seine Hand.
Harry hatte diese Reaktion erwartet, er wäre eher beunruhigt gewesen, hätte es anders ausgesehen. Der Erste räusperte sich.
„Sie scherzen, Mr. Potter?", fragte eine Frau, die am Tisch saß.
„Ich glaube, er sieht nicht so aus, als würde er scherzen", erwiderte Charlie Weasley, dem die Erinnerungen vom vorherigen Tag noch immer im Kopf herumschwirrten. Das, was dort passiert war, war keines Falles natürlich, sondern wurde von schwarzer Magie verursacht. Aber Voldemort? Harry hatte ihn doch vor fünf Jahren besiegt?
„Aber du hast ihn doch besiegt, oder?", wurde die Frage laut gestellt, diesmal von Ginny, die aufgehört hatte zu weinen. Harry fiel es schwer, ihr in die Augen zu sehen, und er versuchte angestrengt, nachzudenken.
Seine Erinnerungen an diese besagte Nacht waren verschwommen und er konnte sich nicht jedes Detail in sein Gedächtnis zurückrufen. Zwischendurch fehlten ihm immer wieder Bilder, die den Zusammenhang hätten klarer werden lassen, und er konnte sich nicht entsinnen, wie er den mächtigsten Zauberer aller Zeiten besiegt haben sollte. Er wusste nur noch, wie ein eigenartiges Gefühl regelrecht in ihm explodierte, als er Hermine hatte zu Boden fallen sehen, wo sie reglos liegen geblieben war. Danach war er im St. Mungo wieder aufgewacht und hatte nur einen Gedanken im Kopf: Lebte sie noch?
Die Heiler konnten ihn nicht einmal zu Ende verarzten, da er unbedingt wissen wollte, wie es Hermine ging, und sie konnten ihn nicht am Aufstehen hindern. Die größte Qual in seinem ganzen Leben war das Warten vor ihrem Zimmer gewesen, um zu erfahren, ob sie überleben würde. Viele der Weasleys – selber verletzt – hatten mit ihm gewartet, doch hatten sie ihre Aufmunterungsversuche aufgegeben, nachdem er nicht darauf reagiert hatte. Harry fiel es sowieso schwer, irgendetwas wahrzunehmen. Immer wieder schwirrten die Bilder ihres Zusammenbruches durch seinen Kopf und der Gedanke, dass er nicht in der Lage war, sie zu beschützen, quälte ihn.
Als der Heiler zu ihnen kam und Hermines Zustand erklärte, schaltete sein Verstand in dem Moment ab, als er erfahren hatte, dass sie sich in einem komaartigen Zustand befand. Er hörte den Rest nicht mehr, er fühlte sich leer und nutzlos, aber vor allen Dingen – tot. Er wollte nur noch zu ihr, sie in den Arm nehmen und für sie da sein, wenn er es schon nicht beim Kampf hatte sein können. Er war dermaßen erleichtert, dass sie am Leben war und zwang sich daran zu glauben, sie würde wieder aufwachen.
Denn hier geschah etwas, von dem er gehofft hatte, es würde niemals eintreten. Der Alptraum war nicht vorbei. Er kam mit noch gewaltigerer Kraft und größeren Auswirkungen zurückgeschossen und drohte ihm das Wichtigste auf der Welt zu nehmen. Sie. Hermine.
Hatte er Den-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf wirklich besiegt? Der Gedanke, dass er es nicht geschafft hatte, den Krieg zu beenden und den Bastard von Zauberer, der sein Leben zur Hölle hatte werden lassen, in die ewigen Jagdgründe zu schicken, löste in ihm eine Welle der Panik aus, gegen die er nicht ankam. Der einzige Mensch, der ihm hätte helfen können, lag reglos vor ihm im Bett. Die Möglichkeit, dass sie aufwachen würde, war nicht einzuschätzen. Er konnte nicht verantworten, dass die Zaubererwelt noch länger in Angst und Schrecken leben musste, und ein machthungriger Verrückter diejenigen bedrohte, die er liebte. Es hatte schon zu lange angedauert und keiner hatte mehr die Kraft, den Krieg fortzuführen. Damit hatte er einen Entschluss gefasst. Er musste aus dem Leben seiner Freunde verschwinden. Aus aller Leben, aber besonders aus ihrem. Die Vorstellung daran hatte ihn fast umgebracht, aber mit ihm an ihrer Seite, wäre ihr Leben eine Qual geworden. Also ging er…als die Nacht am dunkelsten war.
Zum Abschied hauchte er einen Kuss auf ihre Lippen. Harry erinnerte sich noch heute an die Worte, die er ihr damals mit brüchiger Stimme zugeflüstert hatte.
„Irgendwann komm ich wieder. Versprich mir, dass du weiterlebst und glücklich wirst…ohne mich. Ich liebe dich Hermine Jane Granger…nichts wird das je ändern.
Mit einem letzten Kuss apparierte er damals geräuschlos aus dem stillen Zimmer und verließ seine beste Freundin, seine Liebe…sein Leben, und begab sich auf die Suche nach demjenigen, der sie ihm wegnehmen wollte und von dem er geglaubt hatte, er hätte ihn schon besiegt.
„Harry?", drang eine Stimme an sein Ohr und riss ihn aus seinen Gedanken. Er spürte Hermines Hand wieder deutlich in seiner und es beruhigte ihn unglaublich.
„Ich weiß es nicht, Ginny. Er hat sich einfach aufgelöst und sein Körper wurde nie gefunden. Leichen verschwinden nicht einfach so." Harry blickte auf seine Schuhe.
„Wollen Sie damit sagen, dass Sie Sie-wissen-schon-wen damals nicht besiegt haben?", mischte sich abermals Mr. Boot ein. Harry hatte sich schon gefragt, wann sich dieser penetrante Mann wieder zu Wort melden würde – er hatte erstaunlich lange geschwiegen.
„Ich will gar nichts sagen. Das einzige, das fest steht, ist, dass gestern Hogwarts von fünfzehn Drachen angegriffen wurde und schwarze Magie dahinter steckte. Ich kenne keinen mächtigen Zauberer, der dazu in der Lage wäre, außer Voldemort." Trotz der langen Zeit, die seit dem Krieg vergangen war, zuckten die meisten der Anwesenden in diesem Raum noch immer zusammen beim Nennen dieses Namens. Harry konnte nicht verhindern, dass es ihn wütend werden ließ und er enttäuscht darüber war. Er versuchte es zu ignorieren.
„Aber Sie wissen nicht hundertprozentig, ob es Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf war?", fragte er weiter.
„Nein, aber…"
„Also warum sind wir dann hier?" Mr. Boot wurde ärgerlich. Er hatte das Gefühl, dass dieser Junge seine Zeit verschwendete. Es würde ihn nicht wundern, wenn es wieder einer dieser Versuche war, in den Mittelpunkt zu gelangen – nichts, was er nicht schon kennen würde.
„Haben Sie nicht zugehört, Sie aufgeblasener-"
„Ginny!", rief ihre Mutter empört, als ihr jüngstes Kind aufsprang und dabei war, Mr. Boot wild zu beschimpfen. Harry konnte es ihr nicht verübeln und hatte sie gerne fortfahren gehört.
„Mein bester Freund ist von einem der Drachen verschleppt worden, und es besteht die Möglichkeit, dass er noch am Leben ist. Ich habe den Orden wieder zusammengerufen mit der Absicht, einen Suchtrupp zu bilden." In Harry baute sich erneut Zorn auf diesen Mann auf und auf diese Ignoranz. Selbst Hermine konnte ihm nicht mehr helfen.
„Sie vermuten, dass er noch am Leben ist, genauso wie Sie vermuten, dass Sie-wissen-schon-wer dahinter steckt, haben allerdings nicht den kleinsten Beweis?" Mr. Boot drehte sich auf dem Absatz um und wollte Richtung Ausgang verschwinden, doch hielten ihn Worte davon ab, die nicht von Harry kamen.
„So sehr es mir auch missfällt, aber ich muss Mr. Potter Recht geben." Alle drehten sich zu der Stimme um und auch Harry versuchte den Mann, der gesprochen hatte, besser zu sehen – obwohl ihm die Stimme sehr bekannt vorkam. Seine Vermutung sollte sich bestätigen.
„Snape!"
Severus Snape trat aus der Menge auf Harry und die anderen auf dieser Tischseite zu. Sein Blick war wie immer voller Abneigung seiner ganzen Umgebung gegenüber. Er sah schmaler im Gesicht aus und wenn es möglich war, auch blasser. Das letzte Mal, als Harry ihn gesehen hatte, war an dem Tag seiner Erkrankung. Harry beschlich das Gefühl, das er nicht die ganzen drei Wochen, die er verschwunden war, krank gewesen war. Sein Blick schwenkte zu Dumbledore, und dass keinerlei Überraschung oder Verwunderung über das plötzliche Auftauchen des Zaubertrankmeisters in seinem Gesicht zu lesen war, bestätigte Harrys Vermutung nur.
„Wie meinst du das, Severus? Du gibst Harry Recht?", fragte Remus. Die Lippen von Snape kräuselten sich, als wäre es ein lästiger Stein im Schuh, daran erinnert zu werden, dem Schwarzhaarigen Recht geben zu müssen.
„Sie stimmen seiner schwachsinnigen Theorie doch nicht etwa zu? Daß Sie-wissen-schon-wer wieder hinter all dem steckt?"
„Was würden Sie dagegen tun, wenn es so wäre?", fragte Snape Mr. Boot gelangweilt und brachte ihn damit zum Schweigen. Aber auch Harry war sprachlos. Snape gab ihm Recht, etwas, das für die Nachwelt festgehalten werden sollte. Doch viel wichtiger für ihn war, warum? Woher wusste Snape, dass es Voldemort war? Er war die ganzen Wochen über nicht im Schloss gewesen und konnte dem zufolge nicht wissen, was passiert war. Also wie um alles in der Welt hatte er davon erfahren?
„Nein, ich kann und ich will das nicht glauben. Nach all den Jahren! Es kann doch nicht schon wieder anfangen." Für einen kurzen Moment verspürte Harry Mitleid mit diesem Mann. „Wer soll uns diesmal schützen? Er hat es ja offenbar nicht geschafft." Mr. Boot zeigte auf Harry und dessen Mitleid verflog.
„Es ist mir gleichgültig, ob Sie es glauben wollen oder nicht. Tatsache ist, dass es der Fall ist", führte Snape aus.
„Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie ihn gesehen, hat er vielleicht Hallo zu Ihnen gesagt und Bescheid gegeben, dass er wieder zurück sei?", sagte Boot zynisch. Snape ließ das kalt und mit einem Blick zu Dumbledore, der ihm zunickte, drehte er sich zu dem aufgebrachten Mann zurück. Harry war ebenso auf seine Ausführung gespannt wie alle anderen.
„Wenn ich mich Recht entsinne, begann es schon im Oktober, wenn nicht sogar schon früher, als Potter beim Quidditch-Spiel zusammenbrach. Wie sie wissen, sind Schmerzen einer Fluchnarbe Anzeichen dafür, dass eine Verbindung zwischen dem Fluchsprecher und demjenigen, der vom Fluch getroffen wurde, besteht. Dass Harry Potter im vergangenen Herbst Schmerzen in seiner Narbe spürte, bedeutet also demnach, dass der Fluchsprecher am Leben ist. Hat Ihre Narbe geschmerzt, Potter?", fragte Snape ohne jegliches Mitgefühl in seiner Stimme. Harry nickte nur, da er befürchtete, dass ihm die falschen Worte aus dem Mund schießen würden. „Erster Beweis", fuhr Snape fort. „Weiter: Vor Weihnachten wütete die ansteckende Krankheit des Weihnachtsfiebers in Hogwarts – das auch mich betraf – bei der ein fünfjähriges Mädchen der Träger war. Wir wissen auch, dass das Weihnachtsfieber nur diejenigen befallen kann, die es noch nicht hatten, und deren Magie weit genug entwickelt ist, damit sie die Krankheit übertragen können. Das dürfte im Alter von elf Jahren der Fall sein, wenn Kinder das erste Schuljahr besuchen. Sie sehen also, Mr. Boot, lauter merkwürdige Zufälle, die nicht sein dürften. Doch wenn Sie noch immer nicht überzeugt sind, wird Sie meine letzte Ausführung sicher überzeugen. Nachdem ich mich erholt hatte, betrieb ich auf Anweisung von Professor Dumbledore ein paar Nachforschungen und reiste nach Deutschland. Um genauer zu sagen in den Norden, wo sich im angrenzendem Meer eine kleine Insel befindet, die Ihnen bekannt sein dürfte." Jedem war klar, dass mit dieser Insel Askaban gemeint war, denn es war in den Gesichtern der Anwesenden deutlich zu erkennen. Harry spürte förmlich den Genuss Snapes, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, doch wollte er zu Ende hören, was der Zaubertrankmeister zu sagen hatte. „Ich muss sagen, dass mich der Besuch dort äußerst überrascht hat. Nachdem ich gestern abschließend einen der noch lebenden Todesser verhört habe, ist etwas Merkwürdiges passiert. Merkwürdig deshalb, weil es die anderen Tage, die ich dort war, nicht zu sehen war."
„Und was war das, wenn ich fragen darf?" Mr. Boots Gesicht war vor Wut rot angelaufen, weil Snape ihn mit dem Klang seiner Stimme offensichtlich veralberte, als sei er ein kleines Kind.
„Sehr schwach und kaum sichtbar war das Mal des Dunklen Lords auf dem Unterarm des Todessers zu erkennen." Stille. Was Harrys Ohren eben hörten, war kaum zu glauben. Und wenn er nicht selbst diese Träume hätte und ihm seine Narbe gestern nicht das Gefühl gegeben hätte, seinen Schädel zu spalten, es würde ihm schwer fallen, das eben gehörte zu glauben. Ihm war seltsam schwindlig und sein Blick war unscharf. Kam es ihm nur so vor, oder war es heiß in der Küche.
„Aber selbst wenn es Voldemort ist, der das alles verursacht hat, ist noch immer nicht die Frage geklärt, was wir wegen Ron unternehmen", hörte er Hermine neben sich sprechen, auch wenn ihre Stimme eigenartig weit entfernt klang. „Wir müssen ihn finden!"
„Warum spielen wir nicht gleich Zielscheibe? Wenn es wirklich der ist Dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf, dann können wir es doch nicht riskieren, wegen einem Mann unser Leben aufs Spiel zu setzen. Einem Mann, der von Drachen verschleppt worden ist, die von irgendeinem Möchtegern kontrolliert wurden; einem Mann, der aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr am Le-"
„Ron ist am Leben und es ist Voldemort, der-"
„Hören Sie auf, seinen Namen zu nennen!", schrie Mr. Boot. Ein lauter Knall auf Holz folgte, als Harrys Fäuste auf den Küchentisch knallten. Seine Augen sprühten vor Zorn und blickten starr in die von Mr. Boot.
„VOLDEMORT! VOLDEMORT! VOLDEMORT! ES IST EIN BESCHISSENER NAME, VON EINEM BESCHISSENEN ZAUBERER! WARUM HABT IHR SOLCHE ANGST IHN BEIM NAMEN ZU NENNEN? EINE FÜNFJÄHRIGE TRAUT SICH IHN AUSZUSPRECHEN, ALSO WARUM VERDAMMT NOCH MAL IHR NICHT?"
Es war still im Raum. Wieder waren die Augen auf Harry gerichtet – doch war diesmal sein Ausbruch der Grund. Hermine sah ihn besorgt an. Kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und dann…tropf
Harrys Hand schnellte zu seinem Gesicht, doch kurz darauf quoll eine rote Flüssigkeit durch seine Finger. Sein Atem ging schwerer und er taumelte. Er verlor die Orientierung und alles schien sich zu drehen. Hätte Remus Lupin ihn nicht aufgefangen, wäre er hart auf dem Boden aufgeschlagen.
Geschockt, doch gleichzeitig auch neugierig, versuchten die Leute in der Küche ein Stück näher an das Geschehen heranzurücken, um einen Blick auf Harry zu werfen. Er wurde sanft auf den Boden gelegt, und Hermine war sofort an seiner Seite, zauberte ein Tuch hervor, das sie ihm unter die Nase presste, um die Blutung zu stoppen. Harry glühte und sie machte sich Sorgen. Es war eigentlich nicht möglich, dass erst jetzt bei ihm das Weihnachtsfieber ausbrach. Es war über zwei Wochen her und für gewöhnlich waren die Anzeichen sofort sichtbar.
Mit den Augen der Leute auf ihnen, brachten Remus und Hermine Harry aus der Küche und überließen mit einem Nicken Dumbledore die Aufgabe, die Angelegenheit zu regeln. Der alte Professor nickte verständnisvoll und sah den dreien hinterher, wie sie die Küche verließen. Es wäre gelogen, wenn er behauptet hätte, dass Harry nur gestresst sei und es nur die Nachwirkungen des gestrigen Kampfes waren. Er konnte nur inständig hoffen, dass es nichts Ernstes war.
Auf dem Weg nach oben, in eines der vielen Zimmer, die das Haus der Blacks zu bieten hatte, sprachen Hermine und Lupin nicht ein Wort miteinander. Vielmehr betrachteten beide sorgvoll den bewusstlosen Mann, der zwischen ihnen herschwebte. Oben angekommen, ließen sie Harry auf seinem Bett nieder. Hermine nahm das Tuch von seiner Nase, um nachzusehen, ob die Blutung gestoppt hatte und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass es der Fall war. Zu sagen, sie wäre besorgt, wäre eine Untertreibung gewesen. Sein Gesicht war blass und es wirkte schmal, und noch immer standen ihm kleine Schweißperlen auf der Stirn. Doch am meisten Sorge bereitete ihr das immer wiederkehrende Nasenbluten.
„Wusstest du davon?", holte sie eine Stimme aus ihren Gedanken und sie blickte in die ebenfalls besorgten Augen von Remus Lupin. „Von dem Ganzen, was sich eben dort unten abgespielt hat?", fragte er nach.
„Ja, wir haben schon darüber…diskutiert", sagte sie leise und gab Remus zu verstehen, dass es weitaus mehr gewesen war als eine Diskussion. „Es war der Grund, warum er fort gegangen ist. Ich hab zufällig seine Erinnerungen gesehen. Schon damals hatte er die Narbenschmerzen und er träumt jetzt wieder von ihm, auch wenn er sich bis vor kurzem noch nicht sicher war." Sie schwieg eine Weile, betrachtete erst Harry und sah wieder zu Remus. „Ich hab Angst! Angst, dass alles wieder von vorne beginnt. Angst, dass ich ihn verliere. Doch am meisten quält mich der Gedanke, dass er mich wieder verlässt, nur weil er glaubt, ich sei ohne ihn sicherer". Ihr rannen Tränen über die Wangen und kurz darauf spürte sie, wie sich Arme um sie legten. Lupin war zu ihr gegangen und schloss sie in seine Arme. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen. Sie beide waren sich über die Jahre, in denen Harry verschwunden war, näher gekommen und hatten sich gegenseitig geholfen, über den Verlust hinwegzukommen. Er versuchte so gut es ging, genau wie ihre Eltern und Freunde, sie zu unterstützen und ihr das Leben als allein erziehende Mutter zu erleichtern. Er musste zugeben, er hatte noch nie so eine starke Frau wie Hermine kennen gelernt und sie jetzt in diesem Zustand zu sehen, zeigte, wie viel sie in den Jahren verdrängt haben musste.
„Du wirst sehen, alles kehrt sich zum Guten. Wir werden Ron finden, gesund und am Leben, und Harry soll es nicht wagen, auch nur daran zu denken, dich wieder zu verlassen. Er wird es nicht tun – allein, weil er erstmal an mir vorbei müsste." Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf Hermines Lippen und Remus war froh darüber, sie ein wenig beruhigt zu haben. „Ich werde euch beide allein lassen. Wir werden heute noch aufbrechen, und wenn Harry aufwachen sollte, fessle ihn ans Bett, sollte er Anstalten machen, aufzustehen. Wie ich den Sturkopf kenne, wird es das erste sein, was er versucht." Wieder lächelte Hermine und blickte dem letzten Rumtreiber hinterher, als er das Zimmer verließ. Sie wandte sich wieder Harry zu und begann, ihm Schuhe und Hemd auszuziehen. Ihm die Stirn fühlend, stellte sie fest, dass er noch immer hohes Fieber hatte, und sie beschloss, zurück nach Hogwarts zu gehen und Madame Pomfrey um ein Mittel zu bitten.
Es war später Nachmittag, als Hermine wieder im Grimmauldplatz eintraf. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und ließ das Haus wirkte noch dunkler. Harry schlief noch, als sie das Zimmer betrat. Die Tür knarrte ein wenig, als sie sie öffnete, und obwohl sie versucht hatte, so leise wie möglich zu sein, blickte sie daraufhin in müde grüne Augen.
„Hey Schönheit", erklang seine geschwächte Stimme, doch zauberten seine Worte ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht.
„Hey." Sie trat zu ihm ans Bett und ließ sich auf der Kante nieder, während sie ihm zärtlich die Haare aus dem Gesicht strich. „Wie geht es dir?"
„Gut…ein bisschen müde vielleicht", fügte er auf ihren skeptischen Blick hinzu.
„Hier, ich hab dir etwas gegen das Fieber geholt. Dreimal täglich zwei Löffel." Ein Maulen, wie das eines kleinen Kindes, ging von ihm aus. Hermine kannte seine Abgeigung zu allen medizinischen Zaubertränken, doch würde sie ihn nicht darum herum kommen lassen. „Und keine Widerrede!", sagte sie streng. „Wenn du ein braver Junge bist, habe ich eine Überraschung für dich." Nicht wirklich die Kraft habend, mit Hermine zu diskutieren, nahm er das Gebräu von Zaubertrank zu sich und musste sich zwingen, es zu schlucken. „Fein", tätschelte sie ihn und er ignorierte ihr Sticheln.
„Meine Überraschung?", fragte er. Sie lächelte.
„Es gibt da jemanden, der dich unbedingt sehen will." Sie drehte sich zur Tür, die noch immer offen stand und er folgte ihrem Blick. Dort im Türrahmen stand ein kleines Mädchen mit dunklen Engelslocken und großen Augen, die schüchtern zu ihm sahen. Harry konnte nicht anders, als bei ihrem Anblick zu strahlen, und versuchte sich, so gut es ging, aufzusetzen.
„Hey Prinzessin, warum so zurückhaltend?" Kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte, rannte Kerry auf ihn zu und ließ sich in seine Arme fallen. Er drückte sie fest an sich und hauchte einen Kuss auf ihr Haar. Hörbar schluchzte sie in sein T-Shirt und Harry flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Hermine trieb der Anblick Tränen in die Augen und indem sie näher zu Harry heranrückte, umarmte sie ihre kleine Familie, die noch nicht wusste, dass sie eine war. Harry legte seinen Arm auch um sie und küsste ihre Stirn.
„Ich liebe euch beide…mehr als alles andere auf der Welt… nichts wird das ändern!" Hermine sah zu ihm auf und zärtlich berührten sich ihre und Harrys Lippen. „Du wirst mich nicht mehr los", flüsterte er kaum hörbar, woraufhin sie nur lächeln konnte, auch wenn sie sich fragte, ob er das Gespräch zwischen ihr und Remus mit angehört hatte, oder ob er einfach ihre Ängste kannte. Beides war vorstellbar.
„Kommt Onkel Ron wieder?", fragte plötzlich Kerry und ließ ihre Eltern die Blicke voneinander abwenden.
„Er kommt wieder, und wenn ich ihn persönlich herschleppen muss…er kommt wieder!" Die letzten Worte sprach Harry mehr zu sich selbst und versuchte, jeglichen Zweifel zu verdrängen.
„Alec ist ganz traurig, dass sein Papa nicht da ist, aber ich hab ihn getröstet und gesagt, dass alles wieder in Ordnung kommt." Kerry sah zu ihrem Vater auf, dessen Augen einen Ausdruck von Mitgefühl zeigten, aber auch Schuld war darin zu erkennen.
„Das war lieb von dir", sagte er mit einem halben Lächeln, „warum gehst du nicht runter in die Küche und fragst Tante Ginny, ob sie dir etwas zu trinken gibt." Kerry, die wusste, dass Harry mit ihrer Mutter alleine sein wollte, um eines dieser Erwachsenengespräche zu führen, nickte und verließ das Zimmer – auch wenn sie keinen Durst verspürte.
Harry sah dem kleinen Mädchen mit gemischten Gefühlen hinterher…er konnte sich nicht erklären, wie er innerhalb kürzester Zeit so vernarrt in dieses Kind sein konnte. Den Gedanken wegschiebend, konzentrierte er sich auf das Bevorstehende.
„Wie geht es Padma? Sie muss mit den Nerven völlig am Ende sein!" Harry fühlte sich ein bisschen schuldig. Über seine eigenen Schuldgefühle hinaus hatte er die ganz vergessen, denen es durch Rons Verschwinden genauso miserabel ging wie ihm – wenn nicht sogar noch schlimmer.
„Sie hatte einen Nervenzusammenbruch. Momentan schläft sie. Ich denke, es wird wieder…Du sagst ja selbst, wir werden ihn finden, also ist kein Grund zur Sorge nötig, nicht wahr?…" Es entstand eine unangenehme Stille, und keiner sagte ein Wort, bis Hermine sich wieder räusperte. „Aber das war es nicht, warum du Kerry nach unten geschickt hast?" Er schüttelte den Kopf. „Und?", hakte sie nach, darauf wartend, dass er mit der Sprache herausrückte.
„Hermine, ich…" Er sah zu Boden und mied ihren Blick, ein Anzeichen dafür, dass ihr nicht gefallen würde, was er zu sagen hatte. „…Ich bin ratlos…", fuhr er fort und Hermine wusste, dass dies nicht das Eigentliche war, das er sagen wollte. Aber sie schwieg. „Ich bin wütend und ich bin es leid. Aber vor allen Dingen habe ich Angst. Es scheint wie ein Kreislauf zu sein – kein Ende und kein Anfang. Wie soll ich diejenigen beschützen, die ich liebe, wenn ich immer darauf Acht geben muss, was hinter meinem Rücken passiert? Ich weiß nicht, ob ich die Kraft für einen weiteren Kampf habe…"
„Harry", sagte sie sanft und brachte ihn dazu, ihr in die Augen zu sehen. „Es gibt keinen Menschen, den ich kenne, der mutiger ist als du. Du hast so viel in deinem Leben durchgemacht, es reicht für zwei. Ich habe genauso viel Angst wie du – mögen es die gleichen Gründe sein oder andere. Fakt ist aber, dass du dies nicht allein bewältigen musst. Ich denke, es ist an der Zeit, dass sich auch ein Harry Potter helfen lassen muss." Sie lächelte leicht. „Ich möchte, dass du nicht vergisst, dass du nicht allein bist…Du warst es nie. Und wenn du es nur zulässt, sind wir es, die dir die nötige Kraft geben, die du brauchst, und die dir helfen, dass endgültig Frieden einkehrt." Harry sagte kein Wort, sondern blickte nur in diese unglaublich fesselnden Augen. Womit hatte er ihre Liebe verdient? Sie war solch ein Engel, und er war derjenige, der das Glück hatte, ihn bei sich zu haben.
Seine Hand fand den Weg zu ihrem Gesicht und langsam fuhr er ihre Wange entlang, bis seine Finger sich in ihren geschmeidigen Locken wiederfanden und er Hermine zu sich zog. Die Sehnsucht nach ihren Lippen war so groß, dass es ihm wie eine Ewigkeit vorkam, sie berührt zu haben. Und immer wieder durchfuhr ihn ein weiterer Rausch der Gefühle, wenn sie beide zu einem Kuss verschmolzen. Er konnte von ihrem süßen Geschmack nicht genug bekommen, und wie jedes Mal begann er sich in einer anderen Welt zu verlieren. Einer Welt, die ihm erlaubte, frei zu sein und sich um nichts anderes zu sorgen, als der Frau, die er liebte, das Glück zu geben, das ihr zustand. Nichts befriedigte ihn mehr, und so lehnte er sich vor und ließ sich zusammen mit ihr ins Bett fallen. Seine Berührungen intensivierend, entfuhr ihr ein leises Stöhnen, das Harry aufforderte, fortzufahren. Gezielt glitten seine Hände unter ihren Pullover, hinauf zu ihren wohlgeformten Rundungen. Hermine japste bei seinen Berührungen, doch hatte sie kaum die Möglichkeit zu mehr, da sich seine Lippen wieder mit den ihren verschlossen. Warum schaffte er es, sie immer wieder ergeben werden zu lassen? So weit sie sich in Erinnerung rufen konnte, hatte sie seinen Verführungen noch nie standhalten können.
„Harry", erklang ihre Stimme so schwach, dass Hermine selbst sie kaum wahrnahm.
„Mhm?", erwiderte er, ließ aber nicht von ihrem Hals ab, den er zärtlich liebkoste.
„Wir können nicht…wir sollten nicht…der Orden und…Kerry…Merlin!…" Er hatte eine empfindliche Stelle gefunden, die Hermine dazu veranlasste, die Augen zu schließen, um dem Drang zu widerstehen, laut aufzustöhnen. Obwohl sie sich sicher war, Harry hätte das gefallen, und gleichzeitig schwebte das Bild seines schelmischen Grinsens in ihren Kopf.
„Stopp…wir können das nicht tun…nicht jetzt!" Sie richtete sich auf und rückte ihre Sachen an den rechtmäßigen Platz zurück. Harry sank mit dem Gesicht ins Kissen, sein Atmen ging noch immer schwer. Es war ihm anzusehen, dass er mehr als enttäuscht war. „Sieh mal", sagte sie und Harry drehte sich um, damit er in ihre Augen sehen konnte. Sie sah, dass die Lust darin noch nicht verschwunden war. „Du glühst noch immer, was heißt, dass dein Fieber…"
„Glaub mir, wenn ich sage, dass meine Temperatur gerade nichts mit meinem Fieber zu tun hat", grinste er vielsagend, doch versuchte sie, seinen Kommentar zu ignorieren – auch wenn es ihr genauso erging.
„Und du bist noch immer blass…"
„Liegt daran, dass mein Blut gerade an einer anderen Stelle meines Kör-"
„Harry!" Hermine bemerkte zu spät, dass er sie aufzog, aber das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter – zumindest war er ein bisschen abgelenkt, dachte sie sich.
„Ich weiß, tut mir Leid. Ich werde ein guter Junge sein, versprochen. Auch das eklige Gebräu werde ich nehmen." Er gab ihr einen letzten zärtlichen Kuss und sie nickte zufrieden – sie hatte ihn gut trainiert, dachte sie schelmisch. Den Gedanken beiseite schiebend, drückte sie Harry zurück ins Bett und zog die Decke hoch bis zu seinem Kinn.
„Schlaf, du brauchst die Ruhe!", wies sie an und erntete einen genervten Blick.
„Du kannst schlimmer als Madame Pomfrey sein, ich hoffe, das ist dir bewusst." Hermine grinste nur, lehnte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Danke…" Und damit verließ sie das Zimmer.
Harry brauchte eine Weile, bis er wieder einschlief. Ihm gingen verschiedene Dinge durch den Kopf, die ihn daran hinderten, müde zu werden. Das Ereignis mit den Drachen war nur ein Grund, aber auch sein Vorhaben, das durch diese sabotiert wurde. Er wollte sie fragen, nichts hätte er sich mehr gewünscht, als sich diese Frage von der Seele zu reden. Doch wie beim letzten Versuch war das Schicksal gegen ihn und hatte andere Pläne – und keine guten, nicht im Geringsten. Doch nun galt seine Sorge fürs Erste Ron, und Harry hielt es weder für angebracht, noch für taktvoll, in solch einer brenzligen Lage jemandem einen Antrag zu machen, so sehr das Verlangen auch pochte. Er war vielleicht altmodisch, aber er wollte, dass es perfekt war (soweit er das Wort Perfekt in seinem Leben verwenden konnte). Mit dem Hintergedanken im Kopf, dass Ron um sein Leben bangen musste, wäre dies nicht möglich und keinem gegenüber aufrecht. Also würde er warten und schwor sich, seinen besten Freund so schnell wie möglich zu finden und allem Bösen ein Ende zu setzen, damit er endlich das Leben genießen durfte, nach dem er sich schon so lange sehnte.
Er wusste nicht, wann ihn die Müdigkeit überfallen hatte, aber er hatte auch nicht die Kraft, dagegen anzukämpfen. Er fragte sich nur, gegen was sein Körper den Kampf führte. So weit er sich erinnern konnte, war er nie ernsthaft krank gewesen und selbst das Weihnachtsfieber hatte er unbeschadet überstanden. Aber das sollte sein geringster Kummer sein.
Die Flammen schlugen meterhoch und schienen von überall herzukommen. Die Luft war stickig und das Atmen fiel ihm schwer. Seine Augen tränten vom beißenden Qualm und nur mühsam konnte er sie offen halten. Aber er hatte es doch geschafft, er hatte sie fortgetrieben! Warum ließ ihn das Gefühl nicht los, dieses bestimmte Gefühl, dass es noch nicht vorbei war, sondern erst der Anfang? Es nagte an ihm, und so sehr er versuchte, es zu ignorieren, es fraß ihn innerlich fast auf. Sollte er nicht darauf hören? Sich darauf verlassen, was seine Instinkte ihm sagten?
Doch wie immer war er zu spät gekommen, hatte zu lange nachgedacht, und ehe er etwas tun konnte, fiel er hart zu Boden. Er fühlte Schmerz, der ihm Übelkeit brachte. Verzweifelt wartete er auf seine zurückkommende Orientierung.
Er wurde gestoßen. Wer hatte ihn gestoßen? Panik stieg in ihm hoch. Nein, nein, dass konnte nicht sein, nicht er! Nur langsam kamen die Bilder wieder, wurden klarer und nur langsam wurde ihm bewusst, was sich vor seinen Augen abspielte. Der Schmerz war vergessen, völlig nebensächlich geworden. Nichts bekam er um sich herum noch mit. Nur sein eigenes Blut rauschte in seinen Ohren und sein Blick war starr geradeaus gerichtet. Nicht sein bester Freund, nicht er!
Doch es war nicht Ron, der in den Klauen des Ungetüms gefangen war, es war…er selbst.
„Daddy"
Harry schreckte hoch, sein Atem ging schwer.
„Harry?"
Leise erklang eine Stimme in der Dunkelheit des Raumes. Es dauerte einen Moment, bis der Schwarzhaarige sich erinnerte, wo er war. Die letzten Bilder des Traumes schwebten noch vor seinen Augen und er musste sie mehrmals zusammenkneifen, um sie loszuwerden. Vollkommene Finsternis umgab ihn. Der Halbmond draußen wurde von schwarzen Wolkendecken gefangen gehalten und spendete nur spärlich Licht im Zimmer. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen daran, bis er Umrisse erkannte. Er blickte sich um…
„Kerry! ...Du hast mich erschreckt." Zwischen Tür und Bett stand das kleine Mädchen, und obwohl er nur ihre Konturen erahnen konnte, spürte er ihren Blick auf sich.
„Tut mir Leid", wisperte sie, ihre Stimme voller Schuld. Harry zerriss es fast das Herz.
„Es muss dir nicht Leid tun, du hast nichts falsch gemacht." Er lächelte, auch wenn er wusste, dass sie es nicht sehen konnte. „Warum bist du wach? Hast du wieder schlecht geträumt?" Er erhielt keine Antwort und so wusste er, dass sie genickt haben musste. Die Bettdecke beiseite schlagend, stand er auf und seine Füße berührten den eiskalten Boden. Ohne zu überlegen, lief er zu ihr, nahm sie auf seinen Arm und schmiegte ihren kleinen Körper an sich. „Weißt du, was mir immer hilft, wenn ich schlecht geträumt habe?" Harry spürte ihr Kopfschütteln in seiner Halsbeuge. „Einfach, wenn jemand bei mir ist. Würdest du gerne heute bei mir schlafen, Prinzessin?"
„Hast du auch schlecht geträumt?", fragte sie.
„Ein bisschen schon", gab er zu und lief mit ihr wieder zum Bett hinüber. Vorsichtig legte er sie auf die eine Seite und zog ihr die Decke hinauf bis zum Kinn. Sich zu ihr hinunterbeugend, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht, Kerry." Kaum dass er sich auf seine eigene Seite gelegt hatte, spürte er, wie sich jemand an ihn kuschelte und er konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln sich auf seinen Lippen zeigte.
„Liebst du Mummy?", hörte er sie fragen und ihre Stimme klang alles andere als müde.
„Wollten wir nicht schlafen?", erwiderte er schmunzelnd. Es kam keine Antwort und diesmal wusste er, dass sie mit dem Kopf geschüttelt hatte. Sein Lächeln wurde breiter. „Ja…ich liebe deine Mummy." Er wollte gerade die Augen schließen, als sie fortfuhr.
„Und mich?"
„Und dich! …Mehr als du dir vorstellen kannst."
„Wie viel mehr?", fragte sie weiter, und Harry begann gespielt zu überlegen, auch wenn sie es wieder nicht sah.
„Mehr als alle Süßigkeiten im Honigtopf zusammen und Weihnachten", sagte er lächelnd. Wieder antwortete sie nicht und Harry glaubte, dass er sie nun zum Schlafen bringen konnte.
„Willst du Mummy immer noch heiraten?" Harry sank ins Kissen zurück. Dieses Kind hatte viele Fragen – zu solch einer Stunde – aber er konnte nicht sagen, dass ihn das störte.
„Wenn sie „Ja" sagt…doch erst einmal müssen wir deinen Onkel Ron finden, dann vielleicht…" Seine Stimme hatte einen Hauch von Traurigkeit erhalten, doch versuchte er, ihn so gut es ging zu verbergen. „Schlaf jetzt…, es ist spät." Dies war für Kerry das Zeichen für die Beendigung des Gespräches – genauso wie sie es von ihrer Mutter kannte. Harry gab ihr noch einen letzten Kuss aufs Haar und schloss die Augen. Minuten schienen zu vergehen und er merkte, wie die Müdigkeit von ihm Besitz ergriff. Er spürte Kerrys kleinen Körper an seinem und eine unglaubliche Wärme ging von ihr aus. Auch sie schien langsam ins Land der Träume zu fallen und er hoffte für sie, wie für sich, dass es diesmal schöne waren. Harry war schon fast in der anderen Welt, als von weiter Ferne her eine erstickte Stimme an sein Ohr drang:
„Wenn ich dir sage, wo Onkel Ron ist…, fragst du Mummy dann?" Harry erstarrte. Keine Müdigkeit mehr zu spüren. Hastig stieß er das Wort „Lumos" aus, und als es hell wurde, blickte er in tränenüberströmte grüne Augen neben sich.
„Wie meinst du das, Kerry? Weißt du, wo Ron ist?" Völlig hilflos saß sie im Bett, große Tränen rollten über ihre rosigen Wangen, und während die Stille den Raum beherrschte, gewannen ihre Schluchzer die Oberhand. Sofort schloss Harry sie wieder in seine Arme. „Bitte, Prinzessin, sag mir, wo er ist…" Sie weinte bitterlich und er versuchte sie mit beruhigenden Worten zu trösten. Er wollte sie zu nichts zwingen, denn wie es schien, war es ihr nicht möglich, zu antworten.
„Er…er hat gesagt, ich…ich darf es nicht sagen…" Presste sie zwischen Schluchzern heraus und Harry drückte sie noch näher an sich.
„Wer hat das gesagt?", fragte er in beruhigendem Ton.
„Er hat gesagt…wenn…wenn ich es sage…dann…" Wieder ergriff sie eine Welle der Gefühle, ohne seine Frage gehört zu haben. Harry wippte ihren Körper in seinen Armen hin und her. „Ich wollte…gar nicht…wirklich nicht, sei nicht böse mit mir…"
„Schsch…ich bin dir nicht böse…" Harry war verwirrt. Er versuchte, ihre Worte zu verstehen, und was sie ihm sagen wollte. Anscheinend fürchtete sie sich davor – jemand hatte ihr gesagt, sie solle es nicht verraten. Nicht verraten, wo Ron sich befand. „Wer hat das alles gesagt?", probierte er es von neuem.
„Er…der böse Mann. Er hat gesagt…wenn ich…ich es sage, dann…kommt mein…" Sie hielt inne und wurde ruhiger. Harrys Hand streichelte ihren Kopf und ihre seidigen Haare glitten durch seine Finger.
„Wer?", hakte er nach.
„Du…dann kommst du und dann…will er dir ganz schlimme…schlimme Dinge antun, hat er gesagt." Erneut liefen ihr Tränen über die Wangen, und abermals begann Harry, sie zu wippen. Er konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte. Und beim Anblick des weinenden Kindes in seinen Armen, stieg Wut in ihm auf. Wie konnte jemand nur so grausam sein, dass er nicht einmal vor einem unschuldigen, kleinen Mädchen Halt machte? Er setzte Kerry auf die Kante des Bettes und hockte sich vor sie, damit er ihr direkt in die Augen sehen konnte.
„Du musst mir jetzt zuhören, ja?" Sie nickte. „Der böse Mann tut Onkel Ron weh, deswegen ist jetzt ganz wichtig, dass du mir genau sagst, wo sich Ron aufhält…" Seine Hand legte er an ihre Wange, und mit dem Daumen strich er die Tränen weg, auch wenn immer wieder welche hinunter rannen. „Nicht weinen, es wird alles wieder gut und ich verspreche dir, mir wird nichts passieren, aber du musst mir sagen, wo dein Onkel ist." Harry wartete, sah ihr in die Augen und versuchte zu erkennen, was sie dachte, doch mehr als Angst konnte er nicht sehen. „Bitte, Prinzessin…mir wird nichts passieren – Indianerehrenwort."
„Ich weiß nur, wie es dort aussieht", sagte sie mit einer Flüsterstimme, als befürchtete sie, jeder im Haus könnte sie hören. Harry kannte nur eine Möglichkeit zu erfahren, wie es aussah – und zwar, wenn er in ihre Gedanken eindringen würde. Er wollte es aber nicht ohne ihre Erlaubnis tun.
„Kerry…ich könnte mir genau dieses Bild ansehen, dafür müsste ich aber – wie soll ich sagen – in deinen Kopf eindringen." Ihre Augen wurden groß und Harry wusste, dass sie sich das bildlich vorstellte. „Nein, nein…es tut nicht weh und du wirst es kaum merken. Ich werde mir auch nur das ansehen, wo du glaubst, dass Ron ist und nichts anderes. Bist du damit einverstanden…so würdest du mir auch nichts verraten", sagte er noch und ganz langsam nickte sie mit dem Kopf. Ihr einen Kuss auf die Stirn gebend, setzte er sich wieder zu ihr aufs Bett. „Du musst dir jetzt genau das Bild vorstellen, wo Ron ist, ja?" Wieder nickte sie und schloss die Augen. Harry wartete einen Moment. „Legilimens..."…
„HILFE! ICH BRAUCHE HILFE!"
Hermine schreckte aus einem tiefen Schlaf. Im Zimmer war es stockfinster und ihre Augen brauchten eine Weile, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Sie saß aufrecht im Bett und sah an sich hinunter. Neben ihr lag Kerry, eingemummelt in die Decke und das Gesicht halb vergraben im Kissen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sich ihre Tochter zu ihr gelegt hatte.
Was hatte sie aus dem Schlaf gerissen? Langsam stand sie auf und griff nach ihrem Zauberstab, der auf dem kleinen Nachtschränkchen neben ihrem Bett lag. Sie versuchte leise zur Tür zu schleichen und sie ebenso vorsichtig, wie geräuschlos, zu öffnen. Draußen auf dem Flur herrschte die gleiche Dunkelheit. Alle Kerzen waren erloschen und Fenster gab es keine, die Licht hätten spenden können. Den Kopf zur Tür rausstreckend, sah sie jeweils nach rechts und dann nach links. Nichts war zu sehen oder zu hören. Sie glaubte eine schattenhafte Gestalt auf sich zukommen zu sehen und murmelte Lumos. Gleich darauf erleuchtete die Spitze ihres Zauberstabes den Flur.
„Ginny", sagte sie erleichtert, als sie die junge Frau erkannte. „Du hast mich erschreckt."
„Tut mir Leid…Hast du das auch gehört?" Ginny flüsterte, als sie Hermine erreicht hatte und auch in ihren Augen war zu sehen, dass sie Furcht verspürte.
„Ich weiß nicht, ich bin aus dem Schlaf geschreckt. Ist noch irgendjemand vom Orden hier?" Ginny zuckte bei der Frage mit den Schultern.
„Eigentlich nicht. Vor ein paar Stunden war Schichtwechsel, ich bin selbst erst vor einiger Zeit wiedergekommen. Es dürfte keiner hier sein, außer uns beiden, Harry und der Kleinen. Die anderen suchen noch immer nach meinem Bruder…" In Ginnys Stimme konnte man die Traurigkeit deutlich hören und Hermine legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.
„Und sie werden ihn finden." Ginny nickte nur. „Sollen wir nachsehen?", fragte Hermine weiterhin im Flüsterton und sah die Treppen hinunter, bis das Licht ihres Zauberstabes nicht mehr ausreichte.
„Vielleicht sollten wir Harry wecken, sozusagen als männliche Unterstützung…was ist, wenn es Einbrecher sind", schlug Ginny vor und wollte gar nicht an ihre Vermutung denken.
„Einbrecher, hier? Ich glaube kaum. Der Ort ist so gut versteckt, es braucht mehr als ein bisschen Zauberei, um ihn zu finden. Außerdem möchte ich, dass Harry weiterschläft."
„Ja, ja. Immer die besorgte Ehefrau", sagte Ginny grinsend und selbst in dem dämmrigen Licht erkannte man Hermines Erröten.
„Schön wär's", murmelte sie mehr zu sich selbst.
Die beiden Frauen schlichen auf Zehenspitzen auf die Treppe zu, wobei Ginny dicht an Hermine rückte und ihr nicht von der Seite wich. Leise liefen sie eine Stufe nach der anderen hinunter und versuchten zu vermeiden, dass sie knarrten. Je näher Hermine dem Treppenansatz kam, umso schneller begann ihr Herz zu rasen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte, als ein dumpf klingendes Geräusch zu hören war. Ginnys Hand krallte sich schmerzhaft in ihre Schulter.
„Da ist jemand in der Halle…", wisperte sie kaum hörbar. Hermine sagte nichts, sondern ging die letzten Stufen hinab. Das Licht reichte nicht aus, um in den Eingangsbereich zu leuchten, und sie wagte es nicht, weiterzugehen, sondern blieb auf dem Treppenansatz stehen. Eine ganze Weile standen die zwei Frauen in der Dunkelheit, einzig und allein umleuchtet vom Licht Hermines Zauberstabes und nichts regte sich. Das Haus lag in vollkommener Still, bis…
„Hilfe."
Kaum hörbar drang eine Stimme an Hermines Ohr, sie war nur ein schwaches Flüstern, aus dem jegliche Kraft gewichen war. Gleich darauf gingen die Kerzen im Haus an, nachdem Hermine mit ihrem Zauberstab diese mit einem Schlenker zum Anzünden gebracht hatte. Der Anblick, der sich ihr bot, presste ihr die Luft aus den Lungen.
„Harry!" - „Ron!", schrien beide Frauen und rannten auf die am Boden liegenden Männer zu. Einer sah schlimmer aus als der andere. Harry war unter dem Rothaarigen begraben, und seine Augen waren nur einen Spalt breit offen. Er hatte zahlreiche Schnittwunden im Gesicht, und unter ihm begann sich eine Blutlache immer weiter auszubreiten. Von welchem der beiden das Blut stammte, war nicht zu sagen, denn auch Ron, der mit dem Gesicht nach unten lag, hatte tiefe Schnittwunden und seine Kleidung war zerrissen.
So vorsichtig wie möglich, versuchte Hermine, Ron von Harry hinunter zu hieven, ohne den Beiden dabei wehzutun. Ginny stand mit aschfahlem Gesicht daneben und bewegte sich nicht. Mit zittrigen Händen fühlte Hermine Rons Puls, und eine Welle der Erleichterung überflutete sie. Er lebte. Hermine wandte sich Harry zu, der ebenfalls drohte, das Bewusstsein zu verlieren. Mit sanfter Stimme versuchte sie, ihn wach zu halten.
„Harry. Harry, du musst wach bleiben, nicht einschlafen…hörst du?" Harrys Augen fielen zu und öffneten sich nur langsam. Hermine beugte sich über ihn. „Schatz, bleib bei mir, du musst bei mir bleiben." Verzweiflung machte sich in ihr breit und es war ihr egal, dass an ihren nackten Beinen das Blut klebte. „Ginny! Hol Hilfe!" Ginny bewegte sich nicht, sondern starrte nur mit großen Augen auf das Szenario vor ihr. Tränen liefen ihr die Wange hinunter und sie zitterte am ganzen Körper. „Ginny, du musst Hilfe holen…GINNY!", schrie Hermine und holte die jüngere Frau aus ihrem Schock. Nur langsam schienen ihre Worte zu Ginny zu dringen und kaum merkbar nickte sie mit dem Kopf. Sie eilte zum Kamin in der Küche und ließ Hermine bei den beiden Verwundeten allein zurück.
Wieder blickte Hermine in Harrys Gesicht, er schien sie anzusehen. Auch ihr rannen die Tränen die Wangen entlang und ihr blieben die Worte aus, als sie in die leeren Augen ihres Freundes sah. Seine Lippen bewegten sich, doch kam kein Ton heraus. Hermine beugte sich näher zu ihm hinunter.
„Ich…hab…ihn gefunden…" Sie hauchte ihm einen zaghaften Kuss auf die Lippen und brachte ihn zum Schweigen. Keine Reaktion ging von ihm aus und als Hermine sich von ihm löste, waren seine Augen geschlossen und öffneten sich nicht mehr.
„Was hast du getan?", fragte sie leise und immer mehr Tränen flossen ihr Gesicht hinunter und vermischten sich mit dem Blut in Harrys Gesicht. „Was hast du getan?"
Hermine wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, spürte nicht, als Remus sie mit sanfter Gewalt von Harrys Seite fortführte. Sie nahm nichts mehr wahr, nicht wie die Ordensmitglieder zurückkamen, nicht wie sie beruhigend auf sie einredeten, oder wie sie zurück ins Bett gebracht wurde. Sie sah immer nur das Bild von den beiden Männern, wie sie leblos in der Eingangshalle des Hauses lagen, blutüberströmt. Sie wusste nicht, wann sie einschlief oder wann sie von Alpträumen geplagt wieder aufwachte, und immer wieder kreiste nur eine Frage durch ihren Kopf: Was war passiert?
Als Hermine am nächsten Tag wieder erwachte, versuchte sie sich mit Arbeit abzulenken, doch es fiel ihr schwer. Besonders, als Kerry davon erfuhr, was mit ihrem Vater geschehen war, brauchte Hermine über eine Stunde, um sie zu beruhigen. Immer wieder murmelte das kleine Mädchen, dass er es doch versprochen hätte, bis sie vor Erschöpfung wieder einschlief. Hermine fragte sich, ob Kerry davon wusste, dass sich ihr Vater allein auf die Suche nach Ron begeben würde, und was er ihr versprochen hätte.
Beide Männer lagen im St. Mungo auf der Station für Verletzungen durch Tierwesen. Seit acht Tagen lagen sie nun schon dort und keiner von beiden zeigte Anzeichen, wach zu werden. Die Schüler von Hogwarts waren am Tag zuvor aus den Weihnachtsferien zurückgekommen und sie wurden über die Geschehnisse, die sich während ihrer Abwesenheit abgespielt hatten, informiert - auch wenn mit keiner Silbe der Orden erwähnt wurde. Alle waren über diese schrecklichen Nachrichten schockiert, auch als sie erfuhren, dass ihr Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste schwer verletzt im St. Mungo-Hospital lag und keiner wisse, wann und ob er wieder unterrichten würde. Zu Hermines Leidwesen entschied das Ministerium, Draco Malfoy als seine Vertretung einzusetzen, da Snape nun wieder seinen Unterricht übernah, und Malfoy dieser Aufgabe nicht mehr nachgehen musste. Aber auch er schien nicht besonders begeistert zu sein, Potters Platz einzunehmen, obwohl er versuchte, es mit seinem bekannten, selbstgefälligen Grinsen zu überspielen, als er zu Schulbeginn in die Große Halle trat und gekonnt die gedrückte Stimmung ignorierte. Hermine hätte ihn am liebsten in die nächste Eiszeit gehext. Als sie nach der Einlieferung von Harry und Ron zurück zum Schloss gekehrt waren und Platz an der Tafel in der Großen Halle genommen hatten, war dieser arrogante…Zauberer in die Halle stolziert und hatte ohne zu überlegen gefragt, was das für eine Stimmung sei, und ob jemand gestorben wäre. Es hatte viel Überredungskunst und Kraft gebraucht, sie davon abzuhalten, sich auf ihn zu stürzen.
Seither erledigte sie alles nur mit halbem Herzen, einzig und allein für Kerry war sie stark, auch wenn sie das Gefühl nicht losließ, dass die Fünfjährige sie durchschaut hatte. Auch Padma erging es nicht anders und sie versuchten gemeinsam die Zeit zu überstehen, während ihre Männer im Krankenhaus lagen. Padma konnte nicht sagen, ob sie erleichtert war, dass ihr Mann wieder gefunden worden war, oder vor Bangen fast um den Verstand kam, dass er doch noch sterben könnte. Hermine sagte ihr, dass die Aufregung ihr nicht gut tun würde, ebenso wie ihrem Kind, und dass sie es ruhig angehen sollte – auch wenn sie selbst ihrem eigenen Rat kaum folgen konnte.
Jeden Tag besuchten die Frauen und die zwei Kinder Harry und Ron, doch jedes Mal hatte sich kein Zeichen der Verbesserung gezeigt – aber auch keine Verschlechterung, was auch positiv gesehen werden konnte. Die Heiler im St. Mungo hatten ihnen gesagt, dass der Zustand der beiden kritisch sei und dass sie, von den zahlreichen Schnittwunden abgesehen, auch erhebliche innere Schäden davongetragen hätten. Zu dem jetzigen Zeitpunkt konnten sie nicht sagen, wie die Chancen standen und dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als zu warten – etwas, was Hermine noch nie gut konnte und das sie halb wahnsinnig werden ließ. Und so gingen die Tage dahin. Sie arbeitete den ganzen Tag, auch wenn nur mir halber Aufmerksamkeit, was ihre Schüler zu merken schienen, und am Abend ging sie ins Krankenhaus, nur um wieder festzustellen, dass sich nichts geändert hatte. Es war frustrierend, und am liebsten hätte sie sich in ihr Zimmer eingeschlossen und nur Rotz und Wasser geheult. Aber sie hielt den Kopf aufrecht, wie sie es immer in solchen Situationen tat, und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie mitnahm. Sie wollte keine Schwäche zeigen, keinem gegenüber, und schon gar nicht sich selbst. Und so kam es, dass sie am Dienstagabend an ihrem Schreibtisch saß und auf die offene Tür starrte, durch die vor Stunden, so schien es ihr, die letzten Schüler gegangen waren, und sie überlegte hin und her, ob sie einen weiteren enttäuschenden Besuch ertragen konnte. Sie hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn standen wenige Augeblicke später Padma und die zwei Kinder in der Tür, wie jeden Tag, um sie abzuholen. Padma lächelte schwach und Hermine erwiderte es mit der gleichen mangelnden Intensität.
„Kommst du?", fragte die Frau mit sanfter Stimme. Hermine zögerte. Kerry kam zu ihr um den Tisch gelaufen und griff nach ihrer Hand.
„Komm Mummy, heute ist er vielleicht wach." Es tat ihr in der Seele weh, die Hoffnung in den Augen ihrer Tochter zu sehen; die Hoffnung, die sie nicht zerstören wollte. Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und strich ihr zärtlich das Haar aus dem Gesicht.
Trotzdem sagte sie: „Heute nicht, Prinzessin. Ich hab noch einiges an Arbeit zu erledigen. Warum gehst du nicht mit Tante Padma und ich komme morgen wieder mit, ja?" Sie konnte die Enttäuschung bei ihr sehen, aber Kerry sagte nichts. Hermine umarmte ihre Tochter ein letztes Mal, bevor sich die drei auf den Weg machten. Padma blieb noch einmal im Türrahmen stehen und drehte sich um.
„Bist du dir sicher?" Hermine nickte nur und damit ging ihre Freundin. Als sie sicher gehen konnte, dass sie außer Hörweite war, seufzte Hermine laut und legte den Kopf auf die Tischplatte. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen – auch wenn sie es ein dutzend Mal in ihrem Kopf wiederholen musste, um es letztendlich zu glauben. Sie konnte ihn nicht sehen, nicht so, nicht so hilflos, und besonders konnte sie nicht so hilflos daneben sitzen. Ob es egoistisch von ihr war? Vielleicht. Aber hatte sie nicht ein Recht darauf? Eigentlich sollte sie wütend auf ihn sein, anstatt in Sorge fast zu ertrinken. Wieder hatte er nicht auf ihren Rat gehört, und manchmal fragte sie sich, warum sie sich eigentlich noch Mühe gab, wenn der Sturkopf doch wieder das tat, was ihm passte. Doch dann stieg in ihr dieses Gefühl auf, welches sie nicht beherrschen konnte und das ihr sagte, dass es das wert war, weil sie ihn liebte und weil es…ihr Harry war. Sie schmunzelte. Sie konnte noch immer nicht glauben, was er für eine Wirkung auf sie hatte. Vor ein paar Jahren hätte sie dies nie für möglich gehalten. Sie hatte nie an Vorhersagung oder Wunder geglaubt, aber damals kam es dem sehr nahe – wenn nicht sogar weit darüber hinaus. Hermine würde nicht zulassen, dass ihr das genommen werden würde, und wenn sie dies mit Gewalt erreichen musste, Harry würde bei ihr bleiben, nichts konnte dies ändern.
Entschlossen stand Hermine von ihrem Stuhl auf. Sie hatte die Entscheidung getroffen, Padma und den Kindern zu folgen. Sie würde den Sturkopf schon wach kriegen. Sie eilte aus der Tür und bog nach links, doch kaum zwei Schritte gegangen, endete der Weg – zumindest für Hermine. Mit einem harten Aufprall stieß sie gegen etwas – gegen jemand.
„Pass doch auf wo du hingehst, Granger!", sagte eine Stimme kalt. Hermine musste nicht aufsehen, um zu wissen, um wen es sich handelte und sie musste kämpfen, ihre Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
„Pass doch selbst auf. Wenn du nicht immer mit erhobenem Haupt durch die Gegend stolzieren würdest, würdest du vielleicht merken, Malfoy, dass auch noch andere auf diesem Planeten leben", zischte sie und half sich selbst wieder auf die Beine. In dem Gesicht Malfoys zeigte sich keine Regung und für einen kurzen Moment herrschte Stille.
„Bist wohl auf dem Weg zu deinem Potti", grinste er süffisant, wobei sich nur ein Mundwinkel hob.
„Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte und jetzt geh mir aus dem Weg, ich hab es eilig." Hermines Nerven lagen blank und eine Unterhaltung mit diesem schmierigen Halsabschneider würde nicht zur Besserung beitragen. Er war nun wirklich der Letzte, dem sie hatte begegnen wollen. Sich an Malfoy vorbeischiebend, würdigte sie ihn keines Blickes, mit dem Ziel, so schnell wie möglich in ihr Zimmer zu kommen. Eine Hand an ihrem Gelenk hielt er sie davon ab. Angewidert blickte sie erst auf ihren Arm, der von dem Blonden festgehalten wurde, und dann, mit vom Zorn verengten Augen, zu Malfoy. Trotzdem hielt er sie weiterhin fest. Sein Blick zeigte keinerlei Spott mehr und seine Züge nahmen eine Ernsthaftigkeit an, wie sie Hermine bei ihm selten gesehen hatte. Als er sprach, war seine Stimme nur ein Flüstern, als hätte er Bedenken, jemand könnte ihn hören.
„Hast du schon etwas herausgefunden?" Hermine musste stark überlegen, was er meinte, und er schien es in ihrem Gesicht zu sehen. „Unsere Vereinbarung", fügte er hinzu, doch diesmal hatte er wieder diesen gewissen Unterton in der Stimme. Hermine hatte es vollkommen vergessen bei dem ganzen Durcheinander, das sich in den letzten Wochen abgespielt hatte.
„Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber in letzter Zeit ist viel passiert. Ich habe noch keine Möglichkeit gefunden, dem nachzugehen." Sie versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, und wollte gerade gehen, als er den Griff um ihr Handgelenk verstärkte.
„Das ist mir wichtig, Granger…"
„Ist bei dir schwer vorstellbar", unterbrach sie ihn. „Ich werde sehen, was ich tun kann, aber ich verspreche nichts", sagte sie nach einer kurzen Pause, in der sich beide wortlos ansahen. „Wenn du meine Hand loslassen könntest, du tust mir weh!" Er tat, wie ihm geheißen, und wieder zeigte sich sein dämliches Grinsen.
„Ich nehme dich beim Wort, Granger, denk nur daran, dass mir jederzeit etwas rausrutschen kann."
Ihn noch einmal hasserfüllt ansehend, drehte sie sich um und ging. Sie versuchte Draco Malfoy aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie wollte nur noch schnellstmöglich zu Harry – vielleicht schaffte sie es diesmal, mit ihm zu reden.
Es war ein merkwürdiges Gefühl. Er merkte, dass alles um ihn herum dunkler und unschärfer wurde, wie die Konturen von Hermines schönem Gesicht immer mehr verschwammen. Er hörte ihre Stimme von weit entfernt, doch verstand er nicht, was sie ihm sagte. Etwas nasses lief seine Haut entlang, aber auch das spürte er kaum noch. Immer weiter driftete er in die Dunkelheit und Stille. Er wollte nicht weg, er wollte bei seinem Engel bleiben und ihre Lippen spüren, ihre Haut fühlen und ihren Duft genießen. Aber so sehr er sich auch bemühte, dagegen anzukämpfen, es bewirkte nur das Gegenteil. Sobald ihn die Schwärze umschlossen hatte, konnte er nichts anderes, als sie nur noch zu genießen. Es war so unglaublich ruhig, nichts schmerzte oder plagte ihn. Hätte er geahnt, wie überwältigend dies war, er hätte sich schon früher fallen lassen. Trotzdem ließ ihn das Gefühl nicht los, dass er an diesem Ort nicht ewig bleiben konnte und es brauchte seine Zeit, bis er sich daran erinnern konnte, warum nicht. Und es war ihm allemal wichtiger als sein eigener Frieden. Lieber hätte er Qualen und Schmerzen ertragen, als nie wieder ihr Gesicht sehen zu können oder ihre Stimme zu hören. Er wusste nicht wann, oder wie, aber die Stimmen kamen wieder, noch immer leise und nicht von Beständigkeit, aber er konnte sie hören – jeden Tag. Sie redeten mit ihm und so gern er geantwortet hätte, es war ihm einfach nicht möglich. Sie fragten ihn, wann er wieder aufwache – es war ihm bis dahin nicht bewusst gewesen, dass er schlief – dass sie ihn vermissten. Oder eine süße Stimme erzählte ihm Geschichten. Aber die eine Stimme, nach der er sich sehnte, blieb stumm. Auch wenn er ihre Anwesenheit jedes Mal spürte, sagte sie nichts.
Er hörte, wie sich eine Tür öffnete und Schritte näher kamen.
„Wir sind bei deinem Onkel, ja?", erklang die Stimme einer Frau. Sie war sanft und beruhigend, und auch wenn ein Hauch von Traurigkeit darin lag, war es angenehm, sie zu hören. Aber es war nicht die Stimme, die er hören wollte. Kurz darauf spürte er, wie jemand seine Hand berührte und mit einem Finger auf den seinen entlangfuhr, hoch und runter, und Kreise auf seinem Handrücken zeichnete. Es kitzelte, aber er hatte nicht die Kraft, seine Hand wegzuziehen. Der Finger glitt weiter seinen Arm hinauf, bis zu seiner Ellenbogenkuhle und beim Hinunterstreichen kam ein zweiter Finger hinzu. Doch noch immer konnte er keine Reaktion darauf zeigen. Die Berührungen hörten auf und nicht wenig später hob sich die Wärme spendende Decke und ein Luftzug war auf seiner Haut zu spüren. Nun schien der gleiche Finger ihn beabsichtigt in die Seite zu pieksen, an Stellen, die normalerweise höchst empfindlich waren – doch abermals keine Reaktion.
„Also, wenn du nicht einmal davon aufwachst, dann weiß ich auch nicht", drang die süße Stimme enttäuscht an sein Ohr, und die Decke legte sich wieder über seinen Körper. „Und du musst! Mummy ist schon ganz traurig, sie will es zwar nicht zeigen, aber ich weiß es besser. Sie ist heute nicht einmal mitgekommen…Außerdem, wenn du nicht aufwachst, was ist dann mit…" sie legte ein kunstvolle Pause ein und als die Stimme weiter sprach, klang sie noch näher, „…mit unserem Plan?" Er hörte ein Seufzen und kurz darauf spürte er einen leichten Druck auf seiner Brust und der Geruch von Kindershampoo lag ihm in der Nase. Das Gefühl von Verbundenheit breitete sich in ihm aus, aber es war anders, als er es bisher kannte. Es war angenehm und es hätte ihn nicht gestört, wenn es nie wieder verschwunden wäre. In den letzten Wochen hatte er es ständig gespürt, doch wusste er es nicht recht einzuordnen.
Eine ganze Weile herrschte Stille und er genoss dieses Gefühl, das er verspürte. Der Druck auf seiner Brust verschwand nicht, und während er überlegte, ob dieses Gefühl aufgrund der Stimme, die mit ihm gesprochen hatte, herrührte, erklang sie erneut.
„Weißt du, manchmal wünschte ich, ich könnte es dir sagen, aber ich darf nicht. Ich hab's Mummy versprochen und sie wäre traurig, wenn ich es brechen würde. Aber manchmal wünschte ich, ich könnte es sagen…"
„Kerry…" Noch immer etwas über die eben gehörten Worte verwirrt, erklang eine zweite Stimme, die sein Herz schneller schlagen ließ. Es war die Stimme, nach der er sich sehnte, bei der er sich wünschte, sie würde mit ihm sprechen, damit sie ihn aus der unendlichen Dunkelheit befreite.
„…was machst du da, Prinzessin?", fragte sie ohne jeglichen Vorwurf. Der Druck auf seiner Brust verschwand, und er fühlte sich leicht und schwer zugleich. Das vertraute Gefühl ging mit dem Druck und auch der liebliche Geruch verflüchtigte sich. Er wollte es wieder haben, alles, er brauchte es.
„Ich wollte, dass er aufwacht…ich hab ihn gekitzelt, aber nichts…" Für einen Moment herrschte Schweigen.
„Soll ich es einmal probieren?" Er hörte keine Antwort darauf, doch folgte wenig später das Geräusch einer sich schließenden Tür und er spürte nur noch ihre Anwesenheit. Die Stille war unerträglich und er hätte geschrieen, wenn es ihm möglich gewesen wäre. Schritte näherten sich ihm und er lauschte jeder Kleinigkeit, die er vernahm. „Du bist ein elender Sturkopf, Harry Potter, weißt du das!" Es waren nicht die Worte, die er hatte hören wollen, aber allein der Genuss, ihre Stimme zu hören, ließ in ihm eine Wärme aufsteigen, die die Worte unwichtig werden ließ. Er lauschte einfach nur dem Klang. „Manchmal frage ich mich, warum ich mich bei all den Sturköpfen auf der Welt ausgerechnet in den größten verlieben musste. Ich glaube, der Tag, an dem du einmal meinen Rat befolgen wirst, sollte zum Feiertag erklärt werden – soweit ich weiß, wird es so mit seltenen und außergewöhnlichen Ereignissen gehandhabt…" Wieder war einen Augenblick alles still. „…Doch dann, ich weiß nicht… Ich hatte dich damals schon fast aufgegeben und dann standest du in meiner Tür, und der Ausdruck in deinen Augen ließ mich vergessen...; ließ mich alles vergessen, und nur der Augenblick zählte für mich. Noch heute ist mir unklar, wie du solch eine Wirkung in mir auslöst…wahrscheinlich ist das auch auf deine Sturheit zurückzuführen…" Die Stimme erklang nur noch sanft und er konnte das Lächeln auf ihren Lippen förmlich spüren. Warme Hände umschlossen die seine und ihm war, als würde die Hitze in ihm auflodern und sein Blut zum Wallen bringen. Es glich einem Stromschlag, der ihn lebendig werden ließ und er wusste, er wollte nicht länger in der Dunkelheit verharren. „Ich möchte, dass du mir zuhörst, denn ich weiß, dass du mich hören kannst. Ich möchte, nein, ich verlange, dass du weiterhin stur bist." Hermine flehte ihn nun regelrecht an: „Sei stur und wach auf, lebe, streite mit mir, bring mich zum Lachen, tu, was du willst, aber wach auf…denn ich brauche dich…ich liebe dich!"
Hermines Kopf senkte sich zu Harrys reglosem Körper hinunter und sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Dass er nicht reagierte, zerriss ihr fast das Herz. Sie hatte gehofft, dass ihre kleine Ansprache ihn ärgern würde – sie war noch immer überzeugt, dass er sie hörte – sie hatte sich fest vorgenommen, auf ihn wütend zu sein, doch als sie ihn so daliegen sah, wurde sie schwach.
Sie saß eine ganze Weile neben seinem Bett und hielt seine Hand. Ihre Augen wanderten über sein zerkratztes Gesicht, über die Bandagen an seinen Armen, zu seiner Brust, die sich langsam hob und senkte. Es war erstaunlich, was für ein Gefühl diese einfache Bewegung in ihr auslöste.
Hermine hörte, wie sich die Tür leise öffnete und sie drehte sich zu dem eintretenden Besucher um. Remus Lupin erschien im Zimmer. Sein Gesicht zierte ein leichtes Lächeln, aber Hermine konnte die Müdigkeit in seinem Gesicht sehen.
„Hallo Remus", grüßte sie ihn und er nickte ihr zu.
„Ich war gerade bei Padma und Ron. Die Heiler meinen, dass es mit ihm bergauf geht." Er setzte sich auf die gegenüberlegende Seite des Bettes, an der Hermine saß.
„Das ist eine gute Nachricht." Hermine sah von Lupin wieder zu Harry und ihr Griff um seine Hand verstärkte sich.
„Irgendeine Verbesserung?", fragte der Rumtreiber und sie musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass sein Blick auf Harry ruhte.
„Nichts…rein gar nichts. Ich hab an seine Sturheit appelliert, aber nicht einmal die scheint noch die Kraft zu haben, zu kämpfen…Es war meine Schuld, Remus. Hätte ich…"
„Hermine!", unterbrach er sie und der Ton in seiner Stimme zwang sie aufzusehen. „Übernimm nicht Harrys Rolle. Es reicht vollkommen, einen von der Sorte zu haben, der sich ständig die Schuld an allem gibt." Er lächelte ihr aufmunternd zu.
„Aber…"
„Kein Aber! Die Entscheidung, allein loszuziehen, war die Harrys, und nur seine, und du hättest nichts dagegen unternehmen können. Glaub mir, ich hatte mir vorgenommen, auf Harry wütend zu sein, aber wir beide wissen, dass das nie von langer Dauer ist." Beide mussten sie darüber lächeln und beide schwelgten in ihren eigenen Erinnerungen. „Nun gut, ich denke, das Beste ist, wenn ich euch zwei wieder alleine lasse. Du bist wahrscheinlich die Einzige, die ihn dazu bringen kann, endlich Vernunft anzunehmen und wieder zu den Lebenden zurückzukehren." Er rappelte sich auf und ging Richtung Tür.
„Du übertreibst, Remus", sagte sie auf seine Bemerkung hin. Ein verschmitztes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, wie es nur ein Rumtreiber konnte.
„Keineswegs. Wenn es mir erlaubt ist, das zu sagen, aber wenn jemand mit Harrys Sturheit konkurrieren kann, dann ist es deine eigene."
„Verschwinde!"
Als sich die Tür hinter Remus schloss, wurde das Zimmer wieder von Stille eingenommen. Hermine dachte über die Worte von Lupin nach und kam murrend zu dem Schluss, dass er wohl Recht hatte – auch wenn sie es nie laut zugeben würde. Mit einem letzten Blick auf Harry, hauchte sie ihm noch einmal einen Kuss auf die Stirn und wollte sich dann zu Padma gesellen. Wie es schien, würde Harry auch heute nicht aufwachen, also müsste sie es morgen noch einmal versuchen, und den Tag darauf, solange bis sie wieder in seine Smaragde sehen konnte.
Sie stand auf und hatte gerade nach dem Türknauf gegriffen, als eine Stimme sie erstarren ließ.
„Er hat Recht…Du bist stur."
„Harry!" Hermine fuhr herum und sah, dass seine Augen einen Spalt breit offen waren. Ohne realisiert zu haben, was er gesagt hatte, rannte sie zu ihm hin und beugte sich über ihn. Tränen bildeten sich in ihren Augen, während sie seine Wange zärtlich streichelte. „Du bist wach", sagte sie erstickt, von solch einer Erleichterung übermannt, dass ihr schwindelig wurde.
„Mehr oder weniger…", krächzte er schwach.
„Sch..., nicht reden, ich hole einen Heiler…warte hier, ja? Nicht weglaufen!." Hermine wollte gerade wieder zur Tür gehen, als Harry sie ein weiteres Mal daran hinderte.
„Warte…komm her." Sie gehorchte. Bei ihm angekommen, nahm er ihre Hand, führte sie an seine Lippen und küsste sie. Er schloss die Augen und verharrte so, sodass Hermine an seinem Bett stand und er ihre Hand an seine Lippen hielt. „Ich hab dich vermisst", flüsterte er und Hermine beugte sich zu ihm hinunter, während seine freie Hand ihre Wange berührte, und sie sich küssten.
„Harry! Du bist wach! Er ist wach! Tante Padma, Onkel Remus, er ist…", schrie die Stimme eines ganz bestimmten Mädchens, das ins Zimmer gekommen war, als sich ihre Eltern gerade küssten. Noch während sie voller Aufregung durch das Krankenhaus schrie, entfernte sich ihre Stimme wieder, nur um mit genauso viel Elan zurückzukommen. „…ist wach, er ist wach! Mummy, er ist wach!"
„Ich weiß, Prinzessin." Hermine konnte nicht anders, als bei dem Anblick ihrer Tochter zu lachen, die völlig überdreht zu sein schien. Sie kam auf die beiden zugeeilt und kletterte mit Hilfe ihrer Mutter aufs Bett und erdrückte ihren Vater fast. „Du bist wach…", sagte sie leise, als befürchtete sie, es wäre nicht wahr. Harry, ein wenig überrumpelt, konnte ihre Umarmung nur erwidern, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sie nie wieder losgelassen. Doch als Padma mit Alec und Remus ins Zimmer traten, löste sich Kerry von ihm.
„Wurde auch allmählich Zeit", lächelte Remus und Harry tat es im gleich – wenn auch noch immer schwach.
„Wie geht es Ron?", wandte er sich an Padma, die ihn ebenfalls lächelnd ansah.
„So weit ganz gut…aber er liegt noch im Koma", fügte sie hinzu und Harry konnte die Sorge in ihrer Stimme hören.
„Er wird aufwachen…wie soll er sonst etwas essen", lachte er, doch erstarb es sogleich und ging in einen röchelnden Husten über. Gerade in dem Augenblick betrat einer der Heiler das Zimmer und ehe Harry protestieren konnte, wurden seine Besucher gebeten, draußen zu warten, damit er in aller Ruhe den Patienten untersuchen konnte. Hermine nahm Kerry auf den Arm und verließ mit den anderen das Zimmer. Sie warteten an Rons Bett, bis sie wieder zu ihm durften. Remus hatte derweil den Weasleys Bescheid gegeben und auch Dumbledore über Harrys Zustand informiert. Als er wieder ins St. Mungo kam, hatte er eine Reihe Rotschöpfe hinter sich, einzig und allein Fred und George fehlten, da sie im Ausland waren, um – es war schwer zu glauben – zu arbeiten. Und auch Percy glänzte durch Abwesenheit, aber dass er arbeitete, war keineswegs verwunderlich.
„Wie geht es ihm?", fragte Molly Weasley besorgt und wandte sich an Hermine.
„Wissen wir noch nicht, die Heiler sind noch immer in seinem Zimmer…" Hermine hasste es zu warten, und nach ihrem Gefühl waren schon Stunden vergangen, seit sie Harrys Zimmer verlassen mussten.
„Und Ron, wie geht es meinem Ron?" Ihr Blick richtete sich auf ihren Sohn, der noch immer reglos dalag.
„Die Heiler sagen, dass sein Zustand sich verbessert hat und er über den Berg ist…jetzt muss er nur noch aufwachen", antwortete Padma, die die Hand ihres Mannes hielt. Molly sah ihre Kinder und dann ihren Mann an, und nickte verstehend. Warten! Bis dahin würde sie sich um die anderen kümmern und bei dem Gedanken fiel ihr Blick auf Hermine, die Kerry noch immer auf dem Arm trug.
„Und dir, Liebes? Du siehst erschöpft aus." Hermine lächelte dankbar, Molly würde nie aufhören, sich Sorgen zu machen, ob es nun wegen ihrer eigenen Kinder war oder nicht.
„Es geht schon, Molly, danke…mir ist nur etwas schwindelig, aber…" Sie hatte nicht mehr die Möglichkeit, weiterzureden.
„Kein Wunder! Wann hast du das letzte Mal etwas Ordentliches gegessen…und du auch?." Ihr Augenmerk galt Padma. „Ich werde euch nachher etwas kochen."
„Molly, das ist wirklich lieb von dir, aber..." Wieder wurde Hermine unterbrochen.
„Papperlapapp…keine Widerrede, wir können alle etwas zu essen vertragen!" Keiner sagte mehr etwas, da jeder wusste, Molly zu widersprechen, konnte ungeahnte Folgen haben. Und so warteten sie geduldig, wobei nur wenig gesprochen wurde. Kerry sagte irgendwann, dass sie auf die Toilette müsse, also begleitete Hermine sie, wobei Ginny sich anschloss, um der unerträglichen Stille zu entgehen und sich mit ihrer Freundin zu unterhalten. Sie hätte es keine Minute mehr länger dort drin ausgehalten.
Hermine wusste nicht, wie lange sie letztendlich gewartet hatten, aber atmete hörbar auf, als sie mit der Rothaarigen und Kerry draußen saß und der Heiler aus Harrys Zimmer trat. Bill, der in der Tür zu Ron´s Krankenlager gestanden hatte, sagte den anderen Bescheid, und sofort wurde der Mann von allen umringt.
„Nun…, ich muss sagen, trotz den schweren Umständen, in denen sich Mr. Potter bei seiner Einlieferung befunden hat, ist sein Zustand äußerst stabil und ich bin zuversichtlich, dass er in wenigen Tagen wieder wohlauf ist." Ein allgemeines Ausatmen machte die Runde bei diesen Worten. „Was nicht heißt, dass er es übertreiben soll. Nach wie vor ist absolute Schonzeit angesagt…aber ich denke, Sie werden dafür schon sorgen. Ich möchte ihn noch zur Beobachtung hier behalten, solange, bis er wieder auf eigenen Beinen stehen kann. So weit ich das beurteilen kann, dürfte es nach dem jetzigen Befund keine Schwierigkeit bereiten, Mr. Potter hat sich erstaunlich schnell erholt."
„Dürfen wir zu ihm?", fragten Ginny und Molly gleichzeitig. Der Heiler nickte.
„Aber nicht alle auf einmal, bitte, wie gesagt, er braucht noch immer seine Ruhe." Diesmal nickten alle anderen verständig. Hermine ließ den Weasleys den Vortritt, da sie bemerkt hatte, dass beide Kinder eingeschlafen waren, denn es war schon ziemlich spät, und sie wollte sie nach Hogwarts zurück bringen. Padma wollte sie ebenfalls begleiten, danach aber wieder zurück zu Ron gehen. Und so kam es, dass Hermine wenig später in dem dunklen Zimmer des Schlosses stand, die schlafende Kerry ins Bett brachte und sich erschöpft daneben setzte. Sie wusste nicht warum, aber in der Stille, die herrschte, begann sie nachzudenken, und ohne dass sie es verhindern konnte, begannen die Tränen ihre Wangen hinunter zu laufen, und leise Schluchzer entfuhren ihrer Kehle. Was hätte sie getan, wenn sie ihn verloren hätte?
Harry wachte am frühen Nachmittag des nächsten Tages auf. Er konnte noch immer nicht glauben, dass er acht Tage lang bewusstlos gewesen war, da es sich wie ein paar Stunden angefühlt hatte. Er blickte an die weiße Zimmerdecke und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, dass er hier gelandet war. Gestern hatte er kaum die Möglichkeit gehabt, an irgendetwas zu denken, immer war ein anderes Mitglied der Weasleys in seinem Zimmer. Er hatte sich gefreut, dass sie da waren, und auch wenn er unendlich müde war, hatte er sich mit jedem kurz unterhalten. Er war nur froh, dass keiner ihn fragte, was passiert war, auch wenn er wusste, dass er das noch vor sich hatte. Remus war der letzte, der sein Zimmer verlassen hatte und dann war er wieder allein gewesen. Aber so sehr er sich über die Besucher gefreut hatte, eigentlich wollte er nur einen Menschen sehen. Sie hatten ihm gesagt, dass Hermine Kerry zurück nach Hogwarts gebracht hatte, weil sie eingeschlafen war, und er hatte gehofft, dass sie noch einmal wiederkommen würde. Irgendwann war er vor Erschöpfung eingeschlafen, als sie noch immer nicht kam.
Sein Blick schwenkte nun zum Fenster, und er war mehr als überrascht, eine ihm zulächelnde Hermine zu sehen. Er erwiderte ihr Lächeln, und es bedurfte keiner Worte, denn sie verstanden einander auch so. Es war ein schönes Gefühl, aufzuwachen und zu sehen, dass sie hier war.
„Morgen…", sagte er leise, seine Stimme war noch immer schwach.
„Morgen…", erwiderte sie, stand von ihrem Stuhl auf und gab ihm einen Kuss. „Gut geschlafen?" Harry nickte, noch immer ihre Lippen auf seinen spürend. Er sah ihr in die Augen…sie sah müde aus und erschöpft, und sofort wusste er, dass ihre letzte Nacht nicht erholsam gewesen sein konnte – ebenso wie die Nächte davor. Es schmerzte ihn zu wissen, dass er dafür verantwortlich war. Er wollte, dass sie glücklich war, aber wenn er immer wieder auf stur stellte, erreichte er nur das Gegenteil…
„Komm her", sagte er und machte ihr neben sich Platz. Hermine legte sich aufs Bett und er nahm sie in den Arm. Eine ganze Weile schwiegen sie und hingen ihren eigenen Gedanken nach, bis Harry wieder etwas sagte.
„Es tut mir Leid."
„Was?", fragte sie, ihre Stimme klang müde.
„Dass ich ein sturer Esel bin, und…dass ich dich enttäuscht habe." Hermine wand sich aus seinen Armen und setzte sich auf, um ihm ins Gesicht zu sehen, doch Harry mied ihren Blick.
„Was soll das, Harry? Du hast mich noch nie enttäuscht…, sieh mich bitte an!" Sie wartete, bis sie in seine grünen Augen sehen konnte, die einen schuldigen Ausdruck zeigten. „Du hast mich noch nie enttäuscht, hörst du. Du hast vielleicht ein paar falsche Entscheidungen getroffen, aber das habe ich auch, und Ron, Remus und Dumbledore auch, und wer weiß noch alles. Von Enttäuschung kann überhaupt nicht die Rede sein, verstanden!" Ihr Ton akzeptierte keine Widerrede.
„Ja", sagte er schon fast kleinlaut.
„Gut." Sie schmiegte sich wieder an ihn. „Was die Sturheit betrifft, hast du Recht…" Harry sparte sich eine Antwort, er fand die Position gerade zu gemütlich, um sie mit einer Diskussion zu stören. Er zog Hermine noch näher an sich heran und schloss wieder die Augen. Es dauerte nicht lange und beide waren eingeschlafen, nicht mehr mitbekommend, wie sich die Tür öffnete und ein Mädchen eintrat, das bei dem Anblick ihrer Eltern lächeln musste. Kerry stand eine Weile in der Tür und genoss das Bild, das ich ihr bot. Wenn sie noch ein wenig Geduld aufwies, dachte sie sich, würde vielleicht bald ihr größter Wunsch in Erfüllung gehen. Es war schon so viel von dem geschehen, was sie sich erhofft hatte, seit ihr Vater wieder aufgetaucht war. Also konnte der Rest auch noch passieren. Leise schloss sie die Tür wieder und lief in die Richtung zum Zimmer ihres Onkels, um ihn dazu zu bringen, auch aufzuwachen.
Harry wachte erst wieder auf, als es draußen schon wieder dunkel war und war erstaunt, Hermine noch immer in den Armen zu halten. Zärtlich küsste er sie wach und nur murrend öffnete sie die Augen.
„Wie spät ist es?", fragte sie verschlafen.
„Ich weiß nicht…hattest du heute keinen Unterricht?", erkundigte er sich, weil sie den ganzen Tag bei ihm war.
„Nein. Dumbledore meinte, sollte ich es wagen, auch nur ein Klassenzimmer zu betreten, würde er mich feuern."
„Immer für ein Späßchen zu haben, was?"
„Er hat das vollkommen ernst gemeint", sagte sie, „ich habe kein Funkeln in seinen Augen gesehen, oder ein Zwinkern, nichts dergleichen. Es war fast beängstigend, ihn so ernst zu erleben…ich hab mich nicht getraut irgendein Zimmer im Schloss zu betreten." Harry lachte über Hermines Erzählung. Er konnte sich gut vorstellen, dass, sobald Hermine dem alten Zauberer den Rücken gekehrt hatte, sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht zeigte. Wie er sie kannte, hatte sie sich in Arbeit gestürzt, um sich abzulenken, also konnte er Dumbledore nur danken, ihr das Unterrichten verboten zu haben. Und es hatte noch etwas anderes Gutes: Sie war bei ihm!
Mit einem Mal ging die Tür auf und Harrys Miene erhellte sich noch einmal, als Kerry ins Zimmer trat. Er winkte sie zu sich, sich ein Lächeln nicht verkneifen könnend…sie hatte irgendwie diese Wirkung auf ihn. Hermine bemerkte sie erst, als sie aufs Bett krabbelte und sich zu den beiden legte. Als die beiden Frauen neben ihm lagen, wurde es Harry nur noch deutlicher…es wurde langsam Zeit.
Auch der Rest der Woche verging schnell, ohne dass Ron ein Anzeichen gab, aufzuwachen. Padma blieb stark und gab die Hoffnung nicht auf, um ihrer selbst willen und ihres Sohnes wegen, und Hermine versuchte sie, so gut es ging, zu unterstützen. Ron lag im Koma. Trotzdem hatte sich sein Zustand verbessert und es ging ihm nicht schlecht, betonten die Heiler immer wieder. Aber Padma kämpfte mit den immer deutlicher sichtbaren Anzeichen ihrer Schwangerschaft, denn es zeichnete sich schon ein kleines Bäuchlein ab, obwohl sie sich erst in der 13. Woche befand.
„Ich versteh das nicht. Als ich mit Alec schwanger war, hat man vor dem fünften Monat fast gar nichts gesehen", hatte sie sich beklagt und Hermine konnte sie nur insofern beruhigen, dass es von Schwangerschaft zu Schwangerschaft unterschiedlich sei. „Solange es deinem Baby gut geht, brauchst du dir keine Sorgen machen."
„Na toll, und was wird Ron sagen, wenn er aufwacht und sieht, dass seine Frau zu einem Walross mutiert ist?" Hermine musste lachen, anscheint hatten auch die Hormone ihre Finger im Spiel.
„Wenn Ron aufwacht, wird er sagen, dass du nur noch schöner geworden bist, du wirst sehen." Und Hermine konnte nur inständig hoffen, dass sie Recht behielt. Ron hatte manchmal die Angewohnheit, erst zu sprechen und dann zu denken. „Na los, lass uns ins Krankenhaus gehen…" Padma nickte nur. Die Kinder waren übers Wochenende bei Molly, die ihre Enkelkinder (seien sie leiblich oder nicht) wieder einmal bei sich haben wollte. Das Haus sei ohne ihre eigenen Kinder so still geworden, sodass sie sogar manchmal die Zwillinge darin vermisste.
Als sie im St. Mungo ankamen, fanden die beiden Frauen einen grinsenden Harry vor, der aufrecht in seinem Bett saß.
„Hey Engel…hallo Padma", begrüßte er sie, sein Grinsen blieb.
„Hallo Harry", erwiderte die Schwarzhaarige, doch Hermine wunderte sich weiter über dieses Grinsen – sie kannte es, sie konnte es gerade nur nicht zuordnen.
„Warum schaust du so?", fragte sie deshalb, doch er zuckte nur mit den Schultern.
„Wie schau ich denn?"
„Ich weiß nicht, so…als wüsstest du etwas und wir nicht." Hermine sah zu Padma und wollte es bestätigt bekommen, doch auch sie zuckte nur mit den Schultern.
„Ich werd dann mal zu Ron gehen und euch zwei allein lassen." Damit ging Padma und Hermine lief auf Harry zu, als die Tür sich schloss.
„Sag schon, was hat dieses Grinsen zu bedeuten?" Sie legte die Arme um seinen Nacken und küsste ihn nur so lang, um ihn auf den Geschmack zu bringen.
„Wirst du gleich wissen…" Kaum dass er das gesagt hatte, hörten sie einen Schrei durch den Flur schallen, der verdächtig nach Padma klang. Besorgt eilte Hermine nach draußen, um nachzusehen, was passiert war, und bemerkte nicht, dass das Grinsen in Harrys Gesicht noch breiter wurde – wenn es überhaupt möglich war. Als sie in der Tür zu Rons Zimmer stand, traute sie ihren Augen nicht. Padma hatte ihre Arme um Ron geschlungen und er…erwiderte die Umarmung.
„Oh Merlin! Ron." Das Ehepaar sah auf, beide ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. „Du bist wach…" Harry erschien hinter ihr.
„Gut beobachtet, Sherlock Holmes…", neckte er sie. Hermine erschrak sich, sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr folgen würde. Denn obwohl Harry wieder fähig war zu laufen, hatte er es in den letzten Tagen nur mit Hilfe geschafft, und auch nur kurze Strecken.
„Harry! Du wusstest davon?" Er nickte und sie war dermaßen überrascht, dass Ron wieder wach war, dass sie vergaß zu fragen, wie er es allein hierher geschafft hatte.
„Er hat mich gebeten, nichts zu sagen…als Überraschung." Er grinste noch immer.
„Also ehrlich", sagte sie in ihrem typischen Hermine-Ton.
„Hab ich dir nicht gesagt, dass sie das sagen wird", hörten sie Ron sagen, der sich aus der herzlichen Umarmung seiner Frau befreit hatte. Harry lachte wissend bei seiner Bemerkung, wie es schien, hatten die beiden ihren Spaß.
„Mir ist es egal…ich hab meinen Mann wieder." Padma küsste ihn und die beiden verfielen in einen liebevollen Wortaustausch. Ron strich über ihren kleinen Bauch und sagte Hallo zu seinem Baby. Für Harry und Hermine war es das Zeichen, die beiden allein zu lassen. Er schloss die Tür hinter ihr und beide sagten nichts, bis sie wieder in dem Zimmer von Harry waren. Erst dann schien Hermine richtig zu realisieren, dass er ohne jegliche Hilfe auf den Beinen stand.
„Du kannst laufen", sagt sie verblüfft.
„Ja, seit meinem zweiten Lebensjahr, so weit ich weiß", scherzte er.
„Harry!" Ihr Ton verhieß nichts Gutes, also lief er auf sie zu und legte ihr einen Finger auf die Lippen.
„Überraschung", flüsterte er und sein Finger machte seinen Lippen Platz. „Mhm…gut."
„Nur gut?", fragte sie gespielt beleidigt, worauf sich ihre Lippen wieder berührten, sich diesmal leidenschaftlicher küssend.
„Perfekt." Hermine lächelte auf seine Aussage hin, hatte aber nicht die Möglichkeit, zu antworten, da Harry sich wieder zu ihr hinunter lehnte. Dieses Spiel hätte er ewig fortführen können. Es wurde wirklich Zeit…
Irgendwann gingen die zwei wieder hinüber zu Ron und Padma, um den beiden Gesellschaft zu leisten. Sie unterhielten sich über belanglose Sachen, lachten über alte Zeiten und schwelgten in Erinnerungen. Irgendwann warf Ron ein, dass er Hunger habe und allen war klar, dass er wieder gesund wurde. Padma versprach, ihm etwas zu besorgen und Hermine schloss sich ihr an. Nun waren die beiden Männer allein im Raum und für eine kurze Zeit sagte niemand etwas. Harry blickte Hermine hinterher, selbst als sie schon lange zur Tür hinausgegangen war. Ron blieb dies nicht verborgen.
„Und…hast du sie schon gefragt?", holte er Harry aus seinen Gedanken.
„Was…oh…nein, noch nicht."
„Feigling! Wie lange trägst du den Ring schon mit dir herum? Seit Wochen, nicht?" Harry wich seinem Blick aus.
„Ehrlich gesagt, seit fast sieben Jahren…" Stille.
„A-aber da..., das war noch zu unserer Schulzeit. Heißt das, dass…" Ron wusste nicht recht, was er sagen sollte und war nur froh, dass Harry fortfuhr.
„Ja, ich habe ihn gekauft, kurz nachdem Hermine und ich zusammen gekommen waren…ich wusste schon damals, dass sie diejenige ist – schon immer. Es gibt niemand anderen, sie oder keine!" Ron war beeindruckt, er hatte das sicherlich nicht erwartet. Wenn das stimmte, was Harry ihm gerade erzählt hatte, musste es derselbe Ring gewesen sein, den er vor ein paar Jahren zu sehen bekommen hat. Es war so lange her, dass er vergessen hatte, wie er aussah.
„Und warum sehe ich diesen Ring noch nicht an ihrem Finger", fragte er anklagend.
„Bei dir klingt das so einfach, Ron. Schon zwei Mal wollte ich ihr einen Antrag machen und jedes Mal wurde ich daran gehindert." Er war aufgestanden und hatte sich ans Fenster gestellt, sodass sein Rücken zu seinem besten Freund zeigte.
„Aber nur, weil du dich hast hindern lassen!"
„Was hätte ich tun sollen? Sie fragen, während um uns herum der Krieg herrschte, oder sie fragen, während die Drachen über unseren Köpfen kreisten? Kein schönes Publikum." Harry sah ihn an, er wusste nicht, was Ron von ihm erwartete.
„So meinte ich das nicht. Du möchtest, dass es perfekt wird, aber das ist es nie. Wenn du immer auf den richtigen Augenblick warten willst, entgeht dir vielleicht das eigentlich Wichtige. Vergiss das ganze Drumherum, nimm sie an einen Ort mit, der ruhig ist, wo euch keiner stören kann…Der Rest ergibt sich von alleine." Beide sahen sich an und Harry nickte.
„Du hast Recht…"
„Womit hat er Recht?", fragte Hermine, die gerade mit Padma zusammen das Zimmer wieder betreten hatte.
„Dass wir die schönsten und klügsten Frauen an unserer Seite haben und wir nicht glücklicher darüber sein könnten", sagte Ron lächelnd. Hermine und Padma sahen sich an.
„Ja natürlich.", sagten sie gleichzeitig und begannen zu kichern. Sie reichten den beiden Männern ihr Essen, die es dankbar annahmen. Keiner von beiden war gewillt, das Thema zu vertiefen. Harry wurde ziemlich ruhig, und Hermine fragte sich, was ihm durch den Kopf ging. Über irgendetwas machte er sich Gedanken, so viel konnte sie sehen.
Nach zwei Stunden entschuldigte er sich und ließ die drei alleine, mit der Erklärung, er sei müde. Hermine wollte ihm schon nach, als Ron sie davon abhielt.
„Lass ihn…ich glaube, er braucht ein bisschen Zeit für sich." Hermine sah ihm nach, bis er aus der Tür verschwunden war und sie hinter sich schloss.
„Hat er dir irgendetwas erzählt? Ich mach mir Sorgen, er war eben so still." Sie biss sich auf die Unterlippe und sah zu ihrem rothaarigen Freund, der sie beruhigend anlächelte.
„Brauchst du nicht! Ich denke, er ist sich nur über etwas klar geworden, was ihn schon eine ganze Weile beschäftigt." Wieder drehte sich Hermine zur Tür hin.
„Aber warum ist er nicht einfach zu mir gekommen? Wir haben sonst immer über alles gesprochen…" Ron antwortete ihr nicht, was Hermine nicht im Mindesten beruhigte. Sie konnte nur hoffen, dass es nichts Ernstes war.
Wenig später verabschiedete auch sie sich von Ron und Padma. Sie überlegte, ob sie Harry „Tschüss" sagen sollte, aber aus irgendeinem Grund entschied sie sich dagegen. Vielleicht brauchte er wirklich etwas Zeit für sich, und wenn sie ein bisschen abwartete, würde er ihr irgendwann erzählen, was ihn beschäftigt. Irgendwann…
Sie entschied sich, nicht zurück zum Schloss zu gehen, sondern ihren Eltern einen Besuch abzustatten. Sie fühlte sich ein wenig down, und ihre Mutter schaffte es, sie immer wieder aufzumuntern. Außerdem hatte sie die beiden, seit Harrys Einlieferung, nicht mehr gesehen und sich nur zweimal nach ihrem Urlaub geschrieben. Hermine hatte sie über Harrys Unfall informiert und sie waren sofort gekommen, um ihr beizustehen. Auch da hatte ihre Mutter es geschafft, sie zu beruhigen. Es würde ihr gut tun, sie zu sehen. Sie vermisste sie!
Sie kehrte erst spät am Abend wieder zurück und sie hatte Recht behalten. Mit ihrer Mutter zu reden hatte ihr gut getan, und sie fühlte sich wesentlich besser. Sie hatte ihr Ratschläge gegeben oder einfach nur zugehört. Auch wenn noch nicht alle ihre Sorgen weg waren, so war ihr zumindest leichter ums Herz.
Als sie in ihr Zimmer trat, hockte auf der Lehne ihres Sessels eine weiße Eule. Es war Harrys. Sie blickte Hermine mit ihren bernsteinfarbenen Augen an und wartete geduldig, bis sie ihre Sachen abgelegt hatte und zu ihr herüber kam. Sie streckte Hermine ihr Bein entgegen, an dem ein Brief angebunden war, und ohne zu zucken, ließ sie ihn sich abnehmen. Hermine fragte sich, wer ihr so spät noch schrieb, wusste aber, dass es eigentlich nur einen geben konnte. Sie lächelte, als sie Harrys Handschrift erkannte.
Hey Engel,
du warst schon weg, als ich wieder aufwachte. Warum hast du mich nicht einfach geweckt, so konnte ich mich gar nicht verabschieden.
Ich habe mit dem Heiler gesprochen und mit dem Versprechen, auf mich Acht zu geben, hat er mich entlassen. Ich bin also wieder ein freier Mann. Würde mich freuen, wenn du mich morgen gegen Vier abholen könntest. Vermiss dich (geh nie wieder, ohne dich zu verabschieden, lass dir also was einfallen, wie du das wieder gut machen kannst) Bis morgen. Kuss.
Ich liebe dich. Harry.
Im Krankenhaus herrschte nur wenig Betrieb, und Hermione begab sich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu Harrys Zimmer – die Umgebung war eher nebensächlich. Noch immer gingen ihr die Worte von seinem Brief im Kopf umher. Sie hatte sich in der Tat etwas einfallen lassen, um ihr Gehen gestern wieder gut zu machen und ihr Lächeln wurde noch breiter. Sie freute sich schon jetzt auf sein Gesicht, das sie hoffte, zu sehen, wenn sie beide nachher nach Hause kamen. Doch bevor sie in sein Zimmer trat, sah sie bei Ron vorbei, um ihn und Padma zu begrüßen. Zwar freuten sich die beiden, doch fühlte Hermine sich ein wenig fehl am Platz, als sie die kleine Familie zusammen sah. Sie sagte nur schnell „Hallo" und ging nach fünf Minuten wieder. Sie hatte ja eine gute Entschuldigung, denn Harry wartete auf sie. Hermine schloss die Tür hinter sich und sah nicht mehr das Grinsen auf den Gesichtern ihrer beiden Freunde.
Sie ging den Flur entlang, zur nächsten Tür. Ohne Anzuklopfen trat sie ein.
„Hier bin ich, können wir-" Sie brach mitten im Satz ab. Sie blickte in ein dunkles, leeres Zimmer. Das Bett war gemacht, die Jalousien heruntergelassen, und Harrys Tasche, die sie ihm während seines Aufenthalts vorbeigebracht hatte, lag auf einem Stuhl neben dem Bett. Aber kein Harry war zu sehen. Sie blickte zum Bad, dessen Tür offen stand, aber auch da brannte kein Licht. Um sicherzugehen, dass sie sich nicht in der Zeit geirrt hatte, warf sie einen Blick zur Uhr, doch zeigte diese an, dass es zwölf Minuten nach Vier war. Hermine war verwirrt. Sie lief ins Zimmer hinein und legte ihre Tasche auf dem Bett ab, als ihr ein Zettel auffiel, den sie darunter halb begraben hatte. Neugierig hob sie ihn auf und begann zu lesen.
Folge den Spuren im Sand
Sie war gerade dabei, das Stück Pergament herumzudrehen, um zu sehen, ob auf der anderen Seite wesentlich mehr informative Wörter standen, doch schon spürte sie ein nur allzu bekanntes Ziehen hinter ihrem Bauchnabe, und ehe sie sich versah, drehte sich alles um sie herum. Bevor die Übelkeit in ihr aufkeimen konnte, kam sie zum Stehen – mehr oder weniger. Ihre Knie sackten zusammen und sie fiel zu Boden, doch der erwartete schmerzvolle Aufprall folgte nicht, stattdessen landeten sie in feinem, weißem Sand.
Sie hatte die Augen geschlossen und ihre Hände gruben sich tiefer in den Sand, das Rauschen der Wellen drang an ihr Ohr. Hermine sah (noch verwirrter – wenn überhaupt möglich –) suchend auf, und ihr Blick fiel auf das vom Sonnenuntergang glitzernde Meer. Ihr blieb schlichtweg der Atem weg, bei dem Bild, das sich ihr bot. Es war einfach traumhaft schön anzusehen, doch es fiel ihr schwer, zu entscheiden, auf was sie ihre Aufmerksamkeit zuerst richten sollte. Die Gegend schien vollkommen unberührt und es war keine Seele weit und breit zu sehen. Es wehte eine leichte Brise, warm und angenehm auf der Haut. Während sie sich aufrichtete und sich den Sand abklopfte, fielen ihr Fußspuren im Sand auf, die von ihr wegführten. Augenblicklich erinnerte sie sich an die Worte auf dem Zettel: Folge den Spuren im Sand. Genau diese, die sie sah, mussten es sein – aus dem einfachen Grund, weil es die einzig sichtbaren waren. Derjenige, der hier entlang gegangen war (und sie hatte eine Vermutung, wer), hatte seine Schuhe ausgezogen, also tat sie es ihm gleich. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und folgte den Spuren, wie es ihr angewiesen worden war. Sie genoss dabei das Gefühl des Sandes zwischen ihren Zehen. Unweigerlich musste sie lächeln, sie wusste gar nicht mehr, wie lange es her war, dass sie am Strand entlang gelaufen war, aber es war herrlich. Die Temperatur war angenehm mild, ganz anders als im kalten London, und obwohl die Sonne bereits unterging, spürte sie noch immer ihre Wärme. Immer weiter folgte sie den Fußspuren, bis sie…aufhörten. Hermine sah auf, doch sie sah niemanden. Nicht eine Menschenseele befand sich in ihrer Nähe, aber die Spuren endeten hier. Wieder blickte sie zu ihren Füßen, um sicherzugehen, dass sie sich nicht geirrt hatte, oder das Wasser einen Teil weggespült hatte. Aber beides war nicht der Fall. Abermals sah sie auf und ihr Herz blieb fast stehen, als sie in das lächelnde Gesicht von Harry Potter blickte.
„Har-" Er legte ihr seinen Finger auf die Lippen und brachte sie dadurch zum Schweigen, noch immer lächelnd.
„Schsch", sagte er im Einklang mit den Wellen. Sie hatte nicht die Zeit, noch die Gelegenheit zu protestieren, da er den Finger durch seine Lippen ersetzte. Es war ein zärtlicher Kuss ohne Drang oder Gier, aber dennoch glaubte Hermine, ihr Herz zerspringe vor Freude. Sie hatte keine Vorstellung, was er ausheckte, aber es gefiel ihr jetzt schon. „Sag nichts", flüsterte er und sie nickte nur – zu mehr war sie nicht imstande. „Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich dich liebe…", fuhr er im gleichen Flüsterton fort und war ihr dabei so nah, dass sie seinen warmen Atem spüren konnte. Sie lächelte bei seinen Worten, blieb aber weiterhin still, sie wusste, dass es noch nicht alles war, was ihm auf dem Herzen lag. Er griff nach ihrer Hand und umfasste sie sanft mit seiner. Sie war warm und Hermine glaubte, dass sie ein Zittern seinerseits spürte. Warum war er nervös? „…Es gibt keine Worte dafür. Zumindest keine, die es annährend beschreiben würden. Es fällt mir unfassbar schwer zu glauben, dass mir solch ein Glück zuteil geworden ist, dich an meiner Seite zu haben. Du hast mir eine Welt gezeigt, die ich bis dahin noch nicht kannte, eine Welt der Freundschaft, des Vertrauens und der Zuneigung…und dafür liebe ich dich nur noch mehr."
„Oh, Harry." Hermine spürte, wie der Kloß in ihrem Hals wuchs und unweigerlich ihre Augen zum tränen brachte. Er küsste ihre Hand, die noch immer in seiner ruhte, und als er sie wieder hinab gleiten ließ, tat er etwas, das Hermine den Atem raubte. Er ging auf die Knie.
Nur vorsichtig ließ er sich nieder, darauf bedacht, seine Beine zu schonen und ihre Augen wurden größer und größer. Damit ihr kein lauter Schluchzer – oder gar ein Aufschrei – entfuhr, legte sie ihre noch freie Hand auf ihren Mund. Ihren Tränen konnte sie allerdings nicht stoppen.
„Wie ich schon sagte, ich kann dir nicht sagen, wir sehr ich dich liebe, aber ich werde es dir immer wieder sagen, jeden Tag, für den Rest meines Lebens. Ich liebe dich, Hermine Jane Granger, du bist meine Freude, mein Glück, mein Seelenheil…mein Leben…" Hermine sank ebenfalls auf die Knie, war ihm ganz nah, und sie weinte und lachte und weinte. Beider Stirnen berührten einander und als er weiter sprach, war seine Stimme nur noch ein Wispern. „Möchtest du meine Frau werden…"
Langsam verschwand die Sonne am Horizont und tauchte alles in ein warmes Rot, erneut kam eine leichte Brise auf, doch Hermine bemerkte nichts davon. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah, und glaubte sich verhört zu haben, doch immer wieder hallten die leisen Worte Harrys in ihrem Kopf nach. Sie war so überwältigt, dass ihr die Worte fehlten, sie schienen mit all den Tränen weg geflossen zu sein. „Ich möchte dir mein Glück zurückschenken…", sagte er hauchdünn.
„Das hast du", brachte sie unter Tränen hervor. „Das hast du schon lange…" Und damit warf sie ihre Arme um seinen Hals und fing seine Lippen mit ihren ein. Er hielt sie ganz fest, aus Angst, er könnte sie verlieren und ließ sich von ihrem Kuss gefangen nehmen.
„Ist es ein Ja?", fragte er hoffnungsvoll, ein zaghaftes Lächeln im Gesicht, nachdem sie sich voneinander getrennt, aber nicht entfernt hatten.
„Ja…ja, ja…" Und wieder vereinten sich ihre Lippen und Hermines Arme schlangen sich noch fester um den Hals Harrys. Und in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne funkelte der kleine Stein im Ring an Hermines Finger…
So, nun ist es passiert. Ich hoffe, ihr seid zufrieden. Würde mich wie immer über ein paar Reviews freuen...oder über ein paar mehr.
WARNUNG: Mein 13. Schuljahr fängst nun an und da ich nicht die Lust verspüre eine Ehrenrunde zu drehen, was das betrifft, muss ich meine Zeit wohl oder über noch mehr der Schule zu wenden, was bedeutet, dass ich einen neuen Rekord aufstellen könnte, was die Wartezeit betrifft. Ich hoffe, ihr seid nachsichtig mit mir. Ist ja nicht so, als würde ich gar nicht mehr schreiben. Ich versuch natürlich, jede freie Minute, die mir zu Verfügung steht, zu nutzen, aber ich wollte euch schon einmal im Voraus warnen. Hab euch alle lieb!
