Autor: OgaShi
Kapitel: 3 von ?
Disclaimer: Tief in unseren Herzen wissen wir doch alle insgeheim, dass Beyblade den Fans gehört. v.v Nur leider haben meine immer wiederkehrenden Besuche bei der Bank endgültig bestätigt, dass ich auch damit kein Geld verdiene.
Kapitel Drei
Und alles nur wegen dem Päckchen
„Ich sterbe …", murmelte Max, doch seine Stimme wurde von schwerer, warmer Luft erstickt.
Nicht mehr und nicht weniger als die angekündigten dreißig Grad herrschten auch im Schatten des Hibiskusbaumes, unter dem Max die vergangenen zehn Minuten zugebracht hatte. In seinem schwarzen Rollkragenpulli schwitzte er Blut und Wasser, wie noch nie zuvor; doch trotz der starken Hitze, vermochte er nicht zu sagen, ob das nicht viel mehr an der Aufregung lag, die seine Knie hatte weich werden lassen.
Die Blüten des Hibiskusbaumes strömten einen süßlichen, betörenden Duft aus, und genau an dem heutigen Tag schienen sie alles geben zu wollen, um die Welt auf sich aufmerksam zu machen. Eigentlich nicht nötig, dachte Max, groß genug waren sie ja immerhin schon.
Er lehnte sich an den Stamm und sog seufzend tief Luft ein, in Erinnerung an den seltsamen Dialog, der hier vor knapp zehn Minuten stattgefunden hatte.
„Nein, Max", hatte ihm Takao auf seinen Paket-Klau-Plan geantwortet, „das ist zu riskant. Wenn dein Dad zum Beispiel gerade im Garten arbeitet, würdest du ziemlich in die Bredouille kommen."
„Aber mein Dad hat noch nie im Garten gearbeitet …"
„Ich vorher auch nicht!"
„Wie meinst du das?"
„Egal – einfach hingehen und das Paket direkt vom Postboten abfangen, ist keine gute Idee, selbst wenn ich hinginge und mich als dich ausgäbe." Sie hatten berechnet, wann der Postwagen in etwa die Allee abfahren musste, in der die Mizuharas ihr Haus hatten. Takao glaubte ihn in eine Ecke einbiegen gesehen zu haben. „Dein Vater könnte auch jederzeit aus dem Haus kommen – er, oder ein Nachbar, der die Szene beobachtet …"
„Zugegebenermaßen, du hast recht, Takao.", hatte Max geknickt zugegeben.
„Was ist nur los mit dir, Max? Früher wärst du nie so nachlässig gewesen! Wie auch immer – wir brauchen ein Ablenkungsmanöver."
„Hast du eine Idee?"
„Natürlich!"
Nicht weit vom Grundstück der Mizuharas war Takao abrupt stehen geblieben, hatte Max' schmale Schultern gepackt, ihm – noch leicht verheult – scharf in die Augen geblickt und beteuert: „Was auch immer dein Geheimnis ist, Max Mizuhara, auf mich kannst du dich voll und ganz verlassen, vergiss das nie! Selbst wenn du einen Mord begangen haben solltest – ich stehe immer an deiner Seite! Gib mir eine Viertelstunde, dann läufst du unbeirrt los und nimmst das Päckchen direkt an der Tür entgegen – alles klar?"
„Was hast du vor?"
„Vielleicht erzähle ich dir irgendwann, was ich getan habe, wenn du mir verraten hast, wie es dir in Amerika ergangen ist!"
„Das ist Erpressung, Takao!"
„Nein, das ist stinknormale Diplomatie. Bis später!"
„Takao!"
Doch Max' Stimme hatte den anderen nicht mehr erreichen können, und seither stand er hier, wartend und kontinuierlich Blicke auf seine Armbanduhr werfend. Bei seinem nächsten ungeduldigen Blick aber richtete er sich plötzlich auf und sah die Straße herab. Die Hitze flimmerte über den Autos, dem Teer und den Straßenschildern. Max spürte, dass ihm schwindelig wurde, er hatte Durst. Hartnäckig verdrang er das Verlangen nach Wasser.
„Ich verlass' mich auf dich, Takao …", murmelte er und lief los.
Mehrere hundert Meter und zwei Straßenecken weiter musste ein angestrengt nachdenkender Takao plötzlich niesen. Und damit kam ihm endlich die erlösende Idee.
Als er sich von Max getrennt hatte, hatte er noch keinen blassen Schimmer davon gehabt, was er überhaupt anzustellen gedachte – nun, nichts Neues im Grunde, doch vielleicht war dies ein allzu delikater Moment, um die Tradition aufrecht erhalten zu wollen. Auf der ihm gegenüber liegenden Straßenseite erhob sich hinter einer penibel zurechtgeschnittenen Hecke, die westliche Seite des weißen Baus mit dem Flachdach. Um die Hecke führte ein schwarz lackierter Eisenzaun herum, der auf der anderen Seite zum Eingang führte … und jetzt wusste er auch, was zu tun war.
Ohne die Aktion noch einmal zu überdenken, sprintete er von einem lauten Schrei untermalt los, setzte mit einem Satz auf die oberste Querstange des Zauns, hielt sich an der Hecke fest und warf sich mit vollem Körpereinsatz über sie. Was er von außen nicht hatte sehen können, war der Rosenbusch, der ihn hinter der Hecke mit offenen Armen empfing.
„Uh-RAAAAH!"
Was folgte war ein schmerzerfüllter Schrei, der nicht mehr gespielt und absolut nicht zu überhören war.
Wäre bei den Mizuharas nun niemand zuhause gewesen, Takao hätte womöglich noch viel länger im Rosenbusch gehangen, doch nachdem sein Heulen immer lauter geworden war, dauerte es nicht lange, bis sich die Haustür geräuschvoll öffnete.
„Verdammt!", fluchte Takao in sich hinein und schon sah er Max' hochgewachsenen Vater mit dem haselnussbraunen, buschigen Haar über den gemähten Rasen schreiten.
Kaum hatte er Takao erkannt, begann er zu lachen. „Was machst du denn da?"
Dem Himmel sei dank – dem kann nichts und niemand die gute Laune verderben –, dachte Takao. Nun ja, wie gesagt, dachte er.
„Mizuhara-san!", rief er und musste sich keine Mühe geben, um aufgeregt zu wirken. „Ich werde verfolgt! Was für ein Glück, dass mir Ihr Garten in die Quere kam …"
„Verfolgt? Das kannst du mir gerne gleich erzählen. Komm schon, ich helfe dir da raus."
Er ergriff Takaos Arme – als diesem eine brillante Takao-Idee kam.
„N-Nein, Moment!", kam er ihm dazwischen, zappelte mit den Armen – und setzte seine Hand zielgerichtet in die Dornen. „Aaah"
„Moment? Wozu?"
„S-sagen Sie – ist heute nicht wundervolles Wetter?"
„Was redest du –"
„Erzählen Sie doch mal, wie geht es eigentlich MAX!"
„Warum brüllst du denn so? Jetzt komm' schon raus aus meinen Rosen!"
„AAUUAAAA! I-ich meine – äh –" Takao durchlief es heiß und kalt. Im Augenwinkel sah er den Päckchentransporter vorfahren und vor dem Haus halten. Tatsächlich. Max hatte sich nicht im Tag geirrt.
„Du machst heute einen recht eigenartigen Eindruck auf mich, Takao", stellte Mizuhara-san mit gerunzelter Stirn fest, „hast du etwa was geraucht?"
„W-WAS!" Mit offenstehendem Mund fahndete Takao nach einer Antwort.
„Oder getrunken?", fügte sein Gegenüber noch hinzu.
Eine Autotür knallte. Das Gartentürchen knirschte. Schuhe schritten über einen Kiesweg. Und Max' Vater drehte sich ahnungsvoll um.
„Der Päckchendienst – nun komm' schon da raus, ich muss …"
Nie im Leben hätte er wohl mit einer derartigen Hartnäckigkeit gerechnet, wie Takao sie an den Tag legte, als er sah, wie sein Plan zu scheitern drohte.
Max hatte Glück: sein Vater hatte die Haustür offen stehen gelassen und er konnte es problemlos für den Postboten so aussehen lassen, als käme er direkt aus dem Haus. Er schlich sich durch den Garten und schlüpfte pochenden Herzens durch die Tür. Fast zeitgleich fuhr der Transporter vor.
Obwohl ihm Takaos markerschütternde Schreie tatsächlich besorgniserregend vorkamen, da er nicht mehr wusste, ob sie nun echt oder gespielt waren, stellte er sich abwartend in den Flur, lehnte die Tür an und lauschte.
Zuerst hörte er nur Takao –Wenn ich nur wüsste, was er da macht, dachte er unruhig –, dann mischten sich Schritte unter. Er legte die zitternde Hand auf den Knauf, zählte leise bis drei und öffnete die Tür mit einem Ruck –
Genau in dem Moment glaubte Takao, eine neue Platte auflegen zu müssen, und wechselte von „Aua" zu „Hilfe!". Dies war selbst für den Boten nicht zu überhören, der im nächsten Moment vor Max stand, die Hand noch über dem Klingelknopf.
Max atmete fieberhaft durch.
„Oh – hallo", begrüßte er ihn mit Unschuldsmiene, „ach, denken sie sich nichts dabei, er leidet unter Verfolgungswahn, wissen Sie …"
„Verstehe" Der Postbote schenkte ihm ein blitzendes Zahnpastalächeln. „Recht heiß heute, nicht?"
Max wollte gerade etwas erwidern, doch dann verstand er die versteckte Botschaft des anderen. Er musste hochrot im Gesicht sein.
„Ein Paket für Mizuhara-san.", fuhr der Postbote, sich höflich verbeugend, fort und hielt ihm das Päckchen entgegen. „Sind Sie das?"
„J…" Max verstummte. Er spürte, wie ihm übel wurde und seine Gesichtsröte ungesunder Blässe wich.
„Unterschreiben Sie bitte hier."
Wie in Trance nahm Max den Stift entgegen und setzte seinen Namenszug auf das Formular.
Der Postbote verabschiedete sich. Max nickte.
Doch selbst als der Transporter längst wieder abgefahren war, bewegte er sich nicht von der Stelle.
Denn das Paket in seiner Hand – es war nicht das seine.
Plötzlich schwieg auch Takao und die einkehrende Stille wurde unterstrichen von der zweiten knallenden Autotür des heutigen Tages. Max hob den Kopf, sah über den Garten hinweg, spähte an der Hecke vorbei und erblickte eine Frau, die ihr Auto abschloss, ihre Handtasche schulterte, und …
Die kommt genau hierher, durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Die Hände noch um das Päckchen verkrampft, zog er sich in den Schatten des Hauses zurück und warf die Tür ins Schloss. Wohin sollte er fliehen? Er kannte dieses Haus und hatte sich gewünscht, irgendwann im Frieden wieder hierher zurückkehren zu können – doch jetzt musste er sich erst einmal verstecken. Er hielt den Atem an, sah die Treppe – und zögerte keine Sekunde. Hinter seinem Rücken wurde ein Schlüssel ins Türschloss gesteckt, gerade als er die letzte Stufe erklommen und in sein ehemaliges Zimmer gestürmt war. Leise schloss er die Tür und drückte das Ohr aufs Schlüsselloch.
„Schatz?", vernahm er dumpf die Stimme der Frau. Moment mal –Schatz! Eine Tasche wurde abgestellt, Schlüssel auf den Schuhschrank gelegt und Highheels klapperten in die Küche.
Max hätte sich am liebsten den Pullover von der Haut gerissen, so warm war ihm. Er traute sich kaum, dem Zimmer das Gesicht zuzuwenden, doch kam er kaum umhin ob seiner Neugier … und ihm nachhinein wünschte er, er hätte es nicht getan.
Sein Zimmer gab es nicht mehr, herzlose Erwachsene hatten es in ein Schlafzimmer-für-zwei verwandelt. Ein großes Futonbett stand in der Mitte des Raumes, gegenüber eines Wandschrankes, und hier und da lagen die Klamotten einer Frau verstreut. Ein rotes Blümchenkleid. Ein enges Top. Ein kurzer Rock.
„Vielen Dank, Mizuhara-san", hörte er Takao im Garten sagen. Eilig stahl er sich zum das geöffneten Fenster und lugte nach draußen: die Sonne stand quer über den Dächern der Häuser und ein arg ramponierter Takao verneigte sich gerade zum Abschied. Aufgeregt sann Max nach einer Lösung – sein Blick fiel auf einen Handspiegel, der neben ihm auf der Kommode lag.
Als sich Takao wieder aufrichtete und Max' Vater zum Gartentor folgen wollte, erhaschte er im Blickwinkel ein blitzen und hob instinktiv den Kopf. Er sah auf zu einem Fenster des oberen Stockwerkes und hätte fast nicht erkannt, dass jemand dahinter stand, da die Scheibe spiegelte. Doch dann erkannte er Max' blonden Schopf und den Spiegel in seiner Hand, mit dem er das Sonnenlicht reflektierte.
„Mist!", entfuhr es ihm laut.
„Hast du dir noch etwas getan?", drehte sich Mizuhara-san wieder um.
Schnell schüttelte Takao den Kopf. Hände, Arme und Hals brannten ihm wegen der vielen blutigen Stellen, an denen er sich die Haut an den Dornen aufgerissen hatte, und auch sein Gesicht war nicht verschont worden; doch das alles wurde jäh nichtig.
Max saß fest.
Sie hatten ein Problem.
„Komm' doch noch mit rein!", bot ihm Max' Vater an. „Dann können wir auch gleich ganz in Ruhe besprechen, wie du meinen Rosenbusch abbezahlst."
„Was!" Nein, im Gegenteil, er musste ihn doch so weit wie möglich vom Haus wegbekommen, damit Max das Weite suchen konnte!
„Na, glaubst du vielleicht, ich lasse dich so davonkommen? Du hast gerade meine beste …"
Takao hörte nicht mehr zu. In seiner Hosentasche kramte er nach seinem Handy. In Gedanken bei seinem besten Freund, der in der Höhle des Löwen gefangen saß und schnell einen Ritter brauchte, der ihn wieder herausholte, wählte er Reis Nummer und rannte durch das Gartentor auf die Straße. Mizuhara-san rief ihm noch etwas hinterher – Takao drehte sich zum Haus und suchte nach einem Fluchtweg für Max, als sich Rei am anderen Ende der Leitung meldete.
„Hm?"
Takao hielt nicht hinterm Berg mit seiner Aufregung. „Rei! Bewegt euch so schnell wie möglich hierher, Max sitzt in der Falle und braucht dringend unsere … Rei?"
„K-Kai!", stöhnte dieser plötzlich auf, „hö-hör doch mal kurz auf – ah – einen Moment, Takao –"
Sprachlos fuhr Takao seine Kinnlade wieder hoch. Die befanden sich aber nicht mehr im Dojo, oder etwa doch! Wenn er daran dachte, dass sein Großvater … „Oh Gott, Rei! Max schwebt in Lebensgefahr!"
„Max tut was? Oh – Mann, Kai!"
„Soll er sich doch umbringen", kam es von Kai, „wir sind nicht sein Taxi."
„Kai!", heulte Takao auf, „Ich kann nix dafür, dass euer Polo –"
Das schrille Geräusch einer Hupe ertönte – Reifen quietschten – Takao drehte sich herum, riss die Augen auf, das Herz drohte im stehen zu bleiben vor Schreck – und im nächsten Moment schlitterte das Handy über die geteerte Straße.
„Takao? Was ist passiert? Kai, jetzt hör doch mal kurz auf! Takao!", drang es aus dem Handy; Takao aber lag knapp zehn Meter weiter auf der Straße, eine klaffende Wunde am Hinterkopf und bewegungsunfähig da bewusstlos.
Eine silberne Mercedeslimousine mit eingedellter Nase hatte abrupt vor dem Haus der Mizuharas gebremst und dabei eine lange, schwarze Bremsspur hinterlassen.
„Kai! Verdammt, jetzt geh' mal von mir runter!", rief Rei verzweifelt und versetzte dem Russen einen Tritt, der saß. Kai flog von dem Futonbett und hielt sich nach Luft schnappend den Bauch.
„Das hat sich nach einem Unfall angehört! Ich glaube, Takao ist gerade etwas zugestoßen! Und Max schwebt in großer Lebensgefahr!" Reis Augen leuchteten. „Ist das nicht unheimlich cool? Fast wie in einer Soup!"
„Urgh … mein Bauch …", stöhnte Kai; da wurde er plötzlich am Kragen gepackt und mitgeschleift.
„Los! Wir müssen sie retten!", rief Rei euphorisch.
„Lass mich los! Ich bleib' hier!"
„Vergiss es, Kai! Wenn du abhaust, leg' ich dir eine Leine um!"
„Zuzutrauen wäre es ihm …", sagte Hiromi nachdenklich. Mit dem Oberkörper aus dem Esszimmer gelehnt, sah sie dem ungewöhnlichen Paar hinterher, das gerade durch den Dojo verschwand („Lass uns Bokken mitnehmen!", hörten sie Rei noch rufen, dann wurde es still). Kyouju und Daichi nickten zustimmend und schlürften ihre Nudeln.
Das Tempo, welches Rei – und zwangsläufig auch Kai – an den Tag legten, ließ sie den Weg vom Anwesen der Kinomiyas zum Haus der Mizuharas, der an den Wiesengründen des Flusses vorbeiführten, in weniger als fünf Minuten bewältigen. Hechelnd und dank der sengenden Sonne aus allen Poren schwitzend, rauschten sie zeitgleich mit dem Krankenwagen am Unfallort an.
„TAKA–" Weiter kam Rei nicht, denn Kai hielt ihm prompt den Mund zu und zerrte ihn in den Garten der Mizuharas, wo er sich mit ihm hinter der Hecke versteckte. Takaos Dilemma hatte einen angenehmen Nebeneffekt mit sich gezogen: die mysteriöse Frau und Max' Vater knieten neben Takaos bewusstlosem Körper.
„Wo ist Max?", fragte Kai kühl auf Reis entgeisterten Blick.
„In der Höhle des Löwen!", entgegnete er nach einer kurzen Denkpause und schnippte mit den Fingern. „Natürlich, im Haus ist gerade niemand, das heißt, Max kann fliehen!"
„Würdest du denn fliehen, wenn ich bewusstlos vor einem Auto läge?"
Rei zog eine Schnute und sah Kai abschätzend an. „Gute Frage …"
„Hn."
Und natürlich sollte Kai recht behalten. Keine zwei Sekunden später kam Max aus dem Haus geschossen, offenbar fest entschlossen, sich seinem Vater um Takao Willen zu erkennen zu geben. In dem Moment geschah ein Wunder: noch bevor Rei reagieren konnte, sprang Kai auf, packte Max, der die Beiden in seinem Schock noch nicht entdeckt hatte, am Arm und riss ihn kompromisslos hinter die Hecke. Max schrie laut auf, was auch den Versammelten auf der Straße nicht entging …
… doch als sich Mizuhara-san neugierig umdrehte, sah er nur einen sehr unpassend breit grinsenden Rei auf dem Weg vor der Hautür stehen und unschuldig winken. Der Mann runzelte irritiert die Stirn – wie konnte dieser junge Mann nur so fröhlich bleiben, wo sein bester Freund gerade umgefahren worden war? – und winkte zurück. Was er indem nicht sehen konnte, war das Bündel, das hinter der Hecke saß und auf Leben und Tod miteinander rang.
Kai hatte einen seiner kraftvollen Arme um Max' Oberkörper geschlungen und hielt ihm, wie zuvor Rei, mit der anderen Hand den Mund zu.
„Ich bin's!", zischte er ihm zu und Max beruhigte sich schlagartig. Rei gab ihnen ein Handzeichen und deutete unauffällig hinter das Haus. Ohne noch ein Wort an Max zu verlieren, erhob sich Kai, den kleineren und schmächtigeren Amerikaner wie ein Packet auf dem Arm, und eilte hinter das Haus, nach eine lichte Stelle an der Hecke suchend, über die sie schnell und ungesehen das Weite suchen konnte.
Unterdessen wurde Takao via Kanüle mit einem Tropfer verbunden, auf eine Liege gehoben und wie Ware in den Krankenwagen geladen. Mizuhara-san legte einen Arm um die Hüfte der besorgt dreinblickenden Frau an seiner Seite, während ein Sanitäter Anstalten machte, die Schiebetür zu schließen.
„Wartet! Ich komme mit!" Rei rannte los und sprang in den Wagen, bevor der Sanitäter widersprechen konnte.
„Hey!", begann er, doch Max' Vater kam ihm dazwischen.
„Das geht schon in Ordnung, bevor er ganz allein im Krankenhaus aufwacht …"
Darauf nickte der Japaner, gesellte sich zu Rei und schlug knallend die Tür zu.
Seufzend betrachtete Rei Takaos notdürftig von einer Sanitäterin versorgte Kopfplatzwunde. Auch wenn das wohl nicht so geplant war, dachte er verschmitzt grinsend, das war vermutlich der beste Plan, der dir je eingefallen ist.
