Sie wusste, dass sie Tod war. Sie hatte gespürt, wie ihre Lebensenergie sie verlassen hatte, wie ihr Herz einen letzten zitternden Schlag getan hatte um dann seinen Dienst für immer einzustellen. Und doch war da eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf erwacht.
Warum fühle ich Schmerz? Sollten nicht im Tod die Schmerzen Enden? Bin ich wirklich Tod?
Doch sie wusste, dass sie es war. Sie hatte den Todesfluch auf sich genommen um Harry zu retten. Und noch aus einem anderen Grund:
Sie hatte gespürt, dass ihr Körper starb durch die vielen Flüche, die ihr Bellatrix Lestrange zugefügt hatte. Sie hatte die Qualen bemerkt, die es ihrem Körper bereitet hatte, weiterzuatmen.
Ja, sie hatte sterben wollen!
Und doch schärfte sich ihr Verstand immer weiter und ihre Sinne kehrten zurück, auch wenn sie jegliches Zeitgefühl verlor, wie lange dies dauerte.
Aber je wacher sie wurde, desto mehr Kälte und Schmerz manifestierte sich um sie herum.
Der Tag ihres Erwachens kam und sie riss die Augen auf, nicht sicher, was sie sehen würde. Doch da war nur Dunkelheit und sie realisierte, dass sie zusammengekauert auf kaltem Steinboden lag. Sie riss ihre Augen weiter auf, doch nichts geschah. Sie konnte nichts sehen.
Sie war blind! Und in diesem Moment fing sie an zu schreien.
Erst nur ein heiserer leiser Ton, dann immer lauter. Der Schmerz war überwältigend- physisch und psychisch. Sie konnte sich nicht bewegen, nichts tun, außer schreien. Sie hörte den Ton von Wänden wiederhallen, Geräusche um sie herum von Personen, Gemurmel.
Und dann wurde sie bei den haaren gepackt, so fest, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb und ihr Schrei zu einem Wimmern wurde.
„ Meister, dass Schlammblut ist aufgewacht!", rief der, der sie festhielt mit schnarrender Stimme. Irgendetwas an der Stimme kam ihr bekannt von, doch sie merkte, wie ihr die Sinne schwanden. Doch sie wehrte sich gegen die Ohnmacht. Sie musste wissen, wo sie war und was hier passierte.
Und dann hörte sie eine andere Stimme, kalt wie Eis und sie wusste, wem sie gehören musste.
„Gut Lucius. Lass sie los, ich will sie betrachten!", erwiderte Voldemort mit einem hämischen Unterton in der Stimme.
Hermines Haare wurden losgelassen und sie fiel nach hinten, unfähig sich abzufangen. Dann war da eine kalte Hand, die sich um ihren Nacken schloss und sie wieder hochzog.
Sie konnte kalten Atem in ihrem Gesicht spüren und dann mehrmals einen Luftzug.
„Was ist das?", murmelte die Stimme. Und dann packte eine andere Hand sie am Kinn und zog ihr Gesicht nach links.
Da begriff Hermine, dass er nicht wusste, dass sie ihn nicht sehen konnte. Ihre Wut über das alles wuchs ins unermessliche. Wieso war sie hier, war Harry in Sicherheit? Und warum zu Teufel war sie nicht tot sondern blind und in Voldemorts Gefangenschaft?
Und ihr mit einer Spur mehr Sarkasmus, als sie geplant hatte richtete sie das Wort an den dunklen Lord.
„Könnt ihr das nicht erkennen, allmächtiger Tom Riddle? Könnt ihr nicht begreifen, dass ich euch nicht fürchte, weil ich euch nicht sehen kann?"
Eine Ohrfeige traf sie hart an der Wange.
„Wie kannst du es wagen so mit dem dunklen Lord zu sprechen, Slammblut? Ich werde dich Manieren lehren...", brauste Lucius Malfoy auf.
Voldemort unterbrach ihn mit einem Zischlaut, der Hermine zusammenzucken ließ.
„Bringt sie weg, wascht sie und richtet sie her. Selbst wenn sie ein Slammblut ist ertrage ich nichts minderwertiges um mich herum. Wahrt den Schein! Fliehen kann sie nicht. Ich will wissen, wie sie es getan hat. Also lass auch du deine Finger von ihr Lucius!", ertönte sein Befehl an den Todesser neben Hermine, der fast unmerklich zusammenzuckte.
„Ich brauche Antworten und ich kenne die, mit denen du fertig bist! Aus denen kriegt man keinen vernünftigen Satz mehr raus!"
