Selia Ishida: Hiho! Habe mich über beides – Mail und Rev – von dir sehr gefreut. Ich kann dich voll und ganz verstehen, manchmal verlässt mich auch gegen ende der Story die Lust, auch wenn ich bisher viel zu Ende gebracht habe. Dass du keine Longstory schreiben willst, ist für mich dennoch--- der Untergang der Welt! maßlos theatralisch ist. knuffel aber das hier wird keine don/terry-story. Ich beziehe allerdings gerne alle Charaktere mit ein… lass dich überraschen.
Wuschl: Hm…. Crazy, das passt. Glaube fast, Lichtschwertentzug ist nicht genug, da muss ich langsam doch mal zu Züchtigung greifen. übers Knie legt Wusste ja gar nicht, dass du ein numb3rs-Fan bist. Unglaublich, wie penetrant Vogelgrippe sein kann ;-) kopfschüttelt Natürlich freu ich mich über dein Rev, aber ICH BIN KEINE OMA!
Chapter 3: solche tage
Es war einer jener Tage... einer dieser grauenhaften und furchtbar langen Tage. Eigentlich ein Tag wie jeder...
Die Nacht brach bereits herein und sein Atem schlug sich in der kalten Luft hernieder. Er wusste, dass er dringend ein bisschen Ruhe brauchte. Schlaf. Urlaub. Sein Überstundenkonto platzte aus allen Nähten und eigentlich kam er nur noch zum Schlafen nach Hause... wenn überhaupt. Die Nächte im Büro häuften sich und die Schatten unter seinen Augen wurden immer dunkler. David hatte ihn angewiesen, heute früher Heim zu gehen (oder vielmehr hatte er es Terry in den Kopf gesetzt, ihn nach Hause zu schicken). Und doch stand Don noch immer draußen vor dem Haus und starrte es an.
Ein Licht war an, in der Küche. Sein Vater kochte wahrscheinlich. Und Larrys Auto stand auf der Straße, wie beinahe jeden Abend. Don atmete tief ein. Er hatte keine Lust, hinein zu gehen. Er konnte es nicht ertragen. Es war gut, dass sein Vater und Larry sich gegenseitig Gesellschaft leisteten, es war für beide eine Art Ersatz. Aber Don fühlte sich dadurch nur noch fremder. Noch mehr allein. Aber er wusste auch, dass er sich das selbst zuzuschreiben hatte.
"Hallo, Dad."
"Don?"
"Ist Charlie bei dir?"
"Also... ich weiß es nicht, aber glaube nicht. Soll ich nachsehen gehn?"
"Ja, bitte tu das," er beeilte sich noch hinzuzufügen: "Wir brauchen ihn hier bei einem Fall." Das entsprach ja auch der Wahrheit.
"Gut, ich seh nach," eine kurze Sprechpause. "Don..." es hörte sich an, als wollte er noch etwas sagen, aber als sich die Sekunden hinzogen, wusste Don, dass sein Vater etwas bemerkt hatte. Endlich sprach er weiter. "Bei dir alles ok?"
Don atmete tief ein. Er hatte gedacht, dass er seine Stimme vollstens unter Kontrolle gehabt hätte.
"Warum fragst du?" wich er aus.
"Ich bin dein Vater. Ich höre es an deiner Stimme."
"Kannst du bitte nachsehen, ob Charlie da ist?" Dons Brust wurde nun eng vor Angst und er war sich bewusst, dass seine Stimme nun dringlich klang.
"Einen Moment..."
"Nein, er ist nicht da. Ich sage ihm bescheid, wenn er wieder da ist. Aber versuch es mal im CalSci."
"Das werd ich tun, Dad," log er. Dort hatte er schon längst angerufen.
Dieses Telefongespräch kehrte wieder und wieder. Zwei Jahre und er hatte kein Wort vergessen, konnte sich an den Tonfall in Alans Stimme genauestens erinnern... genauso wie an seine wachsende Angst. Und immer wenn er daran dachte, kam die Ungewissheit hoch und der furchtbare Schmerz, die Furcht.
Schnell schüttelte Don die Erinnerung ab und zwang sich wieder in die Gegenwart. Nein. Er musste stark sein. Wenn er Heim kehrte, so wollte er sich wenigstens nicht anmerken lassen, wie sehr ihn das alles noch immer belastete. Er fuhr sich durch das schwarze kurze Haar und bereitete sich mental darauf vor, seinem Vater gegenüber zu treten.
Er ging zur Tür und machte sich dabei immer wieder klar, dass niemand ihm die Schuld daran gab und am allerwenigsten sein Vater, hatte er doch gleich zwei Söhne verloren. Don wusste, dass er sich verändert hatte. Mit Charlies Verlust war es, als hätte er auch einen Teil von sich selbst verloren. Erst mit seinem Verschwinden war ihm klar geworden, wie sehr er seinen kleinen Bruder geliebt und auch gebraucht hatte. Als er damals den Block in den Händen gehalten hatte… Charlie ließ sein „Werkzeug" niemals einfach so herum liegen.
Zwei Jahre...
Er hielt den Türgriff fest umklammert, aber schaffte es einfach nicht, ihn herunterzudrücken. Es war als wäre er fest gerostet... Das blanke Metall strahlte ihm im Schein der Straßenlampen entgegen.
Da bewegte er sich allerdings von ganz allein und die Tür öffnete sich.
"Hallo Don," begrüßte ihn sein Vater, der nun im warmen Schein der Türe stand und ihn anlächelte.
Don sank das Herz bei dem Anblick und dennoch wurde ihm ganz warm. Das hier war sein Zuhause und nicht sein Büro. Jedes Mal, wenn er das Haus betrat, fragte er sich von Neuem, warum es ihm so schwer fiel, hier her zu kommen, denn nirgends fühlte er sich wohler. Hier waren seine Wurzeln, hier war seine Familie. Oder das was noch davon übrig war.
"Komm rein, steh nicht so lange in der Kälte rum."
Don betrat das alte Haus und sein Vater nahm ihm die Jacke ab.
"Hallo Dad..."
"Schön, dass du es mal wieder nachhause geschafft hast," sagte sein Vater und nahm ihn freundlich bei der Schulter, bat ihn in die Küche.
Sein Vater hatte es damals sehr schwer genommen. Aber mit der Zeit und Jerrys Gesellschaft hatte er sein Leben fortgesetzt. Irgendwie. Don war immer der Meinung gewesen, er sei die Stütze der Familie, er sei der Stärkste und das hatte ihm eine gewisse Genugtuung gegeben. Die Wahrheit aber war, dass sich die Strukturen der Familie noch nicht geändert hatten. Sein Vater war es noch immer, der alles zusammenhielt, wie ein Fels in der Brandung. Der letzte Halt. Dabei war er doch immer so besorgt erschienen…
"Ja, ich freu mich auch. Hallo Jerry."
Jerry saß am Tisch und winkte ihm leicht zu.
"Hallo Don, du kommst gerade rechtzeitig."
Da erst stieg ihm der Geruch nach dunkler Soße in die Nase. Das Essen köchelte leise auf dem Herd vor sich hin und Jerry stand auf, um einen weiteren Teller zu holen.
"Wie war dein Tag?" fragte Alan, als er die Nudeln testete.
"Ganz ok," log Don schon gewohnheitsmäßig und setzte sich an den Tisch.
Der Abend war schön und lange, das Essen herzhaft und reichlich. Es wurden heitere Worte gewechselt, die dennoch einen Hauch Schwermut enthielten, die sie alle drei verband. Diese Abende waren… nett. Aber um 23 Uhr fielen Don beinahe die Augen zu.
"Ich glaube, ich werde mich langsam mal hinlegen."
"Ja, und für mich wird es auch Zeit," sagte Jerry und stand zum Gehen auf.
Der Abend fand somit ein schnelles Ende und Don schlug sein Lager auf der Couch auf.
"Weißt du Don... oben ist auch ein Bett frei. Dann müsstest du nicht immer auf diesem unbequemen Ding da schlafen," bot ihm sein Vater an.
"Nein danke, Dad. Die Couch ist völlig ausreichend," lehnte Don ab und schüttelte das Kissen auf.
Alan sah seinem Sohn noch ein paar Sekunden zu. Don sah sehr müde und ausgebrannt aus. Alan wusste, dass er Charlies Verschwinden noch nicht verwunden hatte, manchmal glaubte er auch, dass er selbst es auch noch nicht geschafft hatte. Aber Don hielt noch mit solcher Beharrlichkeit an seinem kleinen Bruder fest, dass er sich selbst damit zu Grunde richtete. Zwei Jahre und die Chance, Charlie lebend zu finden war quasi auf den Nullpunkt gesunken. Don hatte sich das nie verziehen. Es konnten kaum 30 Sekunden gewesen sein, die er Charlie an diesem Tag aus den Augen gelassen hatte und dennoch war der jüngere der beiden Brüder wie vom Erdboden verschluckt. Keine Zeugen, keine Spuren. Nur der Block und der Bleistift, die man vor dem Laden gefunden hatte.
Alan zog sich zurück und machte das Licht im Gang aus, ging nach oben.
Don hielt beim beziehen seines "Bettes" inne, als er sicher war, dass sein Vater außer Hörweite war. Und dann kamen die ganzen Gefühle hoch, wie in jeder Nacht, die er in diesem Haus verbrachte. Erschöpft ließ er sich auf die Couch fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Es dauerte nicht lange und er spürte die warmen Tränen. Und so sehr er sich auch bemühte, er konnte das Schluchzen nicht unterdrücken. Jedes verdammte Mal! Leise und allein weinte er so lange, bis er einschlief.
Das Klingeln schreckte ihn aus seinem traumlosen Schlaf auf. Schon mit dem ersten Mal saß er aufrecht im Bett und sein Atem ging schnell. Orientierungslos griff er nach vorn, in Erwartung seines Schreibtisches, aber da bemerkte er, dass er lag und zwar viel zu bequem, um in seinem Büro zu sein. Die Erinnerung kam wieder, er befand sich im Haus seines Vaters und es war noch immer dunkel. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass es halb vier in der Früh war. Schnell griff er in seine Tasche und nahm das Handy heraus.
"Was zum Teufel..." weiter kam er nicht, als David Sinclaire ihn unterbrach.
"Wir haben Charlie gefunden, Don..."
Dons Herz setzte einen Moment lang aus. Sein Kopf war mit einem Mal völlig leer und er wusste nicht, was er sagen sollte... bis auf eines:
"Lebt er?"
Oo
