Lang lang ists her! Aber endlich mal ein neues Chapi auch in dieser Sparte. Und ihr seht ganz recht: sogar gleich 2 auf einmal! Wies kommt? Auf der Arbeit hab ich Zeit zu schreiben, nur daheim keine Zeit zum Posten ;-) jetzt ist alles so lange her und ich hoffe, dass die Teile noch einigermaßen zusammen passen, aber das werde ich wohl an eurem (vielleicht ausbleibenden) Feedback merken bibber.

Jetzt erst mal viel Spaß beim Lesen!

Part 6: reinolds

Er ignorierte die Rufe seines Vaters, der ihn bat, langsamer zu machen. Von alledem wollte er nichts hören. Seine Beine trugen ihn so schnell, es war schier nicht möglich langsamer zu gehen!

Es kam, wie es kommen musste: Ein Weißkittel trat unerwartet aus einer Tür heraus, in seine Akten vertieft. Was folgte war ein Chaos aus Blättern und Gliedern. Einer über dem anderen lagen sie da und schimpften über den anderen.

Alan kam zum Stehen und konnte nur den Kopf schütteln, als er beobachtete, wie Don sich fluchend aufrichtete und eine Schwester dem Arzt aufhalf.

„Können sie nicht aufpassen?" warfen sich beide Beteiligten zugleich vor.

Don besah sich den älteren Herrn vor sich. Das Haar weiß und auf dem Oberkopf quasi nicht mehr vorhanden. Der etwas dunklere dichte Oberlippenbart unterstrich die vor Wut zusammengepressten Lippen. Don schätzte ihn auf ende 50, dennoch schien der Mann gut in Schuss.

„Dr. Reinold, ist alles in Ordnung?" erkundigte sich die Schwester und klopfte den weißen Kittel des Arztes ab.

Dieser versuchte sich dieser Geste zu entziehen und würdigte sie gerade mal mit einem Abwinken.

„Lassen sie das, ich bin kein alter Mann! Ich bin sicher, sie haben sich noch nicht um Mr. Savaro gekümmert," sagte er etwas barsch.

Die Schwester verdrehte die Augen, aber schmunzelte dabei. Anscheinend nahm sie seine Stichelei nicht persönlich.

„Sind sie ok?" erkundigte sie sich noch bei Don.

Dieser konnte nur nicken, denn Reinold unterbrach ihn schroff.

„Natürlich ist er ok, aber ich würde mich nicht wundern, wenn er das Krankenhaus verklagt."

„Jetzt hören sie mal zu…" begann Don, aber sein Vater nahm ihn am Arm und zog ihn zurück.

„Donnie," warnte er.

Don atmete tief ein.

„Verzeihen sie bitte. Ich wollte sie nicht umrennen," entschuldigte er sich etwas knapp.

Doch der Arzt nickte und wandte sich um, ging irgendwelche Blätter auf seinem Klemmbrett durch. Soweit so gut, dachte sich Don, schnappte sich seinen Vater und wollte gerade zu der Schwestern-Station laufen, um sich zu erkundigen, wo Charlie sich aufhielt.

„Schwester Judie, sind die Epps-Angehörigen schon da?" fragte der alte Mann.

Don stoppte sofort und drehte sich um. Auch Alan machte auf dem Absatz kehrt.

„Nein, sie sind noch nicht da," rief die Schwester aus der Station heraus.

„Doch das sind sie," sagte Don. „Sind sie Charlies behandelnder Arzt?"

Der Doktor sah beide an. Es war unmöglich etwas aus seinem Gesicht heraus zu lesen. Weder Beileid, noch Unbesorgtheit. Don erkannte, dass er es hier mit einem erfahrenen Arzt zu tun hatte. Einem, der sich nicht mit Gefühlen herum schlug. Einem, der den Grausamkeiten des Alltags neutral und unbeteiligt gegenübertrat. Aber auch einem, der seine Zeit lieber damit verwendete, seinen Patienten zu helfen, als ewig und unter Tränen den Angehörigen sein Beileid kund zu tun. Don mochte ihn…

„Kommen sie bitte mit."

Dr Reinolds öffnete eine Nahe Tür, die zu einem kleinen Besprechungszimmer führte. Darin gab es nur Stühle, an der Wand ein kleines Pult. Don und Alan folgten gehorsam. Don konnte am Ausdruck seines Vaters sehen, dass dieser die Kühle des Arztes nicht so gut aufnahm, wie er selbst. Tiefe Furchen waren in seiner Stirn. Anscheinend interpretierte er das Verhalten von Reinolds als schlechtes Zeichen.

Der Doktor schloss die Tür hinter ihnen und schaltete die beleuchtete Wand an. Er hatte einen dicken Umschlag dabei, den er jetzt öffnete. Während er verschiedene Röntgenbilder aus dem Stapel darin heraussuchte und an die Wand heftete, berichtete er.

„Mr. Charles Epps Zustand ist den Umständen entsprechend gut. Er ist stabil und bei Bewusstsein."

Alan atmete erleichtert aus. Don stützte seinen Vater, als dieser vor Erleichterung schwankte. Aber Don wusste nur zu gut, dass zwei Jahre eine lange Zeit waren und mehr anrichten konnten als nur körperlichen Schaden.

Der Arzt wies auf ein paar dunkle Stellen auf dem Röntgenbild, das den Brustkorb zeigte.

„Er hat zwei angebrochene Rippen, die beinahe wieder verheilt sind…"

Jetzt kam es also. Don hatte damit gerechnet, aber er spürte, wie sein Vater an seinem Arm zu zittern begann.

„Außerdem kann ich der bisherigen Krankengeschichte ihres Angehörigen entnehmen, dass er in den letzten zwei Jahren einiges hat über sich ergehen lassen müssen."

Er wies bei allem, was er nun sagte auf dementsprechend belegende Röntgenbilder.

„Drei weitere gebrochene Rippen, zwei gebrochene Finger. Die Elle war ebenfalls angebrochen. Dass diese Brüche so gut verheilt sind, lässt auf gute medizinische Versorgung schließen. Gegenwärtig sieht es so aus, dass Mr. Epps ein paar Blaue Flecken und eine gewaltige Beule am Hinterkopf hat, nichts Besorgniserregendes. Die Narben auf den Armen und dem Rücken lassen auf leichte Verbrennungen schließen, die aber ebenfalls bereits verheilt sind. Ein paar Schnitte… körperlich ist ihr Sohn in gutem Zustand," sagte der Arzt abschließend zu Alan, der nur noch betroffen nicken konnte.

„In gutem Zustand," wiederholte dieser, um sich selbst zu überzeugen. „Kann ich zu ihm?"

Dr. Reinolds presste die Lippen wieder aufeinander. Anscheinend die einzig sichtbare Gefühlsregung, zu der er fähig war.

„Ich möchte, dass sie auf meinen Kollegen…"

Als wäre dies das Stichwort gewesen, wurden sie von einem lauten Chaos unterbrochen. Don und Alan drehten sich um und sahen, wie sich ein kleiner Mann im weißen Kittel mit einer IV anlegte. Es sah fast so aus, als würde die IV gewinnen. Anscheinend war er einfach so hinein gerannt… Zwei Schwestern kamen helfend herbei und befreiten den kleinen Arzt aus den Fängen des schlauchigen Monsters und halfen ihm auf die Beine. Eine drückte ihm sein fallen gelassenes Klemmbrett in die Hand, die andere drehte ihn bestimmt um und zeigte direkt auf die verglaste Tür, durch die Don und Alan hinaus sahen. Reinolds verdrehte die Augen, als der kleine, etwas verwirrte Arzt herein kam.

„Guten Tag," grüßte er.