6. Dezember
A/N: Achtung, diese Oneshot spielt NACH dem HBP und beinhaltet Informationen daraus.
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Nikolausüberraschung
von Momo Snape
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Hermione sah auf den Kalender.
6.Dezember. Nikolaus.
Früher, als sie noch klein war, hatte sie am Abend zuvor ihre Stiefel geputzt und hingestellt, damit der Nikolaus ihr was brachte. Es hatte immer funktioniert.
Sogar als sie nach Hogwarts gekommen war, hatte es geklappt.
Jetzt studierte sie und in den Jahren zuvor hatte niemand etwas in ihren Schuhen versteckt. Sie wusste natürlich, dass es den Nikolaus nicht gab, aber dennoch … Früher hatte ja auch immer irgendwer an sie gedacht.
Aber hier an der Uni hatte sie kaum Freunde, war eine Einzelgängerin – wie zu Beginn ihres ersten Jahres in Hogwarts.
Harry war Auror geworden und kämpfte gegen dunkle Magier – mit großem Erfolg. Er wurde schon „Moody Jr." genannt, weil er inzwischen schon mehr Verbrecher nach Askaban gebracht hatte, als alle seine Kollegen zusammen. Er war jetzt schon seit drei Jahren mit Draco Malfoy zusammen – was ehrlich niemand erwartet hatte. Ron hatte eine Weile gebraucht um damit klar zu kommen und auch Ginny – die am schlimmsten betroffen war, immerhin war sie mit Harry jahrelang zusammen gewesen – war darüber hinweg und konnte sich für Harry freuen. Hermione hatte Draco zwar nie gemocht, entdeckte nun aber seine sympathischen Seiten. Es waren nicht viele und er zeigte sie auch nur ungern, aber er hatte eindeutig welche.
Ron war in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hatte im Ministerium angefangen. Arthur selbst war Zaubereiminister geworden, nachdem Scrimgeour nach dem Krieg gegen Voldemort abgewählt worden war. Es hatte sich herausgestellt, dass er auch nicht besser als sein Vorgänger Fudge gewesen war.
Ginny war im letzten Jahr ihrer Ausbildung zur Medimagierin und kurz davor, Dean Thomas zu heiraten. Sie hatten sich im St. Mungos wieder getroffen und verabredet – um der alten Zeiten willen. Scheinbar hatte es wieder gefunkt und nun würde sie ihn im März ehelichen.
Hermione war als Einzige solo – Ron war seit einem halben Jahr mit Padma Patil zusammen. Es hatte sich herausgestellt, dass sie selbst und Ron einfach kein Paar sein konnten. Sie hatten sich in den zwei Jahren, die sie zusammen gewesen waren, mehr gestritten als dass sie glücklich miteinander waren und letztendlich hatte Hermione einen Schlussstrich gezogen und Ron verlassen. Das hatte ihr damals sehr wehgetan, aber es war besser für sie und ihn, wenn sie nicht zusammen waren, sondern nur Freunde. Und das waren sie bis heute.
6.Dezember. Nikolaus.
Ihre Stiefel waren mal wieder leer geblieben.
Sie schälte sich aus ihrem Bett, zog ihren Morgenmantel über und ging zu ihren Schuhen hinüber. Sie betrachtete sie noch ein paar weitere Minuten, hob sie dann auf, ging zum Fenster und warf sie hinaus.
Sie hatte es ganz eindeutig satt. Sie hatte es satt, sich einsam zu fühlen. Die Jungs schrieben ihr kaum und alle anderen waren auch viel zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Ihre Kommilitonen mochten sie nicht, fanden sie seltsam. Keiner wusste, dass sie eine Hexe war. Obwohl Sevina, die einzige, mit der sie sich ab und zu unterhielt, ihr das Gefühl vermittelte, etwas zu ahnen. Aber sicher, war sie sich nicht. Sie verriet es auch keinem – schließlich war dies eine Muggel-Universität. Sie befürchtete, dass, wenn es jemand herausfände, sie sofort noch mehr gemieden und über sie gesprochen werden würde.
Nein, lieber lebte sie alleine vor sich hin und mied die Gesellschaft anderer, als sich diese Blöße zu geben.
Es klopfte.
Sie zog den Morgenmantel fester und fragte sich, wer sie wohl besuchen würde.
Langsam öffnete die junge Frau die Tür und kaum, dass sie gesehen hatte, wer davor stand, klappte ihr Unterkiefer nach unten.
„Machen Sie den Mund zu, Miss Granger. Sie sehen lächerlich aus."
Hermione tat wie geheißen und starrte ihren Besucher weiter an.
„Was ist? Kann ich reinkommen?"
„Nein."
„Ich verstehe."
„Aber ich nicht. Was machen Sie denn hier, Professor Snape?"
„Mister Snape – ich bin kein Lehrer mehr, wie Sie wissen dürften."
„Verzeihung, alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab."
Natürlich wusste sie, dass er seit dem Ende ihres sechsten Schuljahrs kein Lehrer mehr war. Er war geflohen, weil alle Welt ihn für einen miesen Mörder und Verräter hielt. Erst zwei Jahre später – nach dem Fall Voldemorts hatte man seinen guten Namen wieder herstellen können – mit Hilfe von Albus Dumbledores Testament und einem Gedanken, der seinem Denkarium entnommen und auf dessen Echtheit überprüft worden war. Dieser Blick in die Vergangenheit zeigte ein Gespräch zwischen dem Verstorbenen und seinem vermeintlichen Mörder, in dem es darum ging, dass Snape den Unbrechbaren Schwur geleistet hatte und ihn würde töten müssen, wenn Draco es nicht konnte – was der damalige Direktor inständig hoffte. Sie beide wussten, dass es keinen Ausweg für Snape gab.
Das Zaubereiministerium hatte eine öffentliche Erklärung gegeben und klar gestellt, dass Severus Snape nicht für den Dunklen Lord gearbeitet hatte, sondern schon jahrelang auf ihrer Seite gestanden hatte.
„Wie auch immer, ich bin hier um Ihnen ein Angebot zu machen."
„Ach ja?"
„Ja. Darf ich jetzt reinkommen?"
Sie trat zur Seite und ließ ihren ehemaligen Professor eintreten. Augenblicklich wurde ihr bewusst, dass sie nicht aufgeräumt hatte. Ihre Unterwäsche lag auf ihrem Schreibtischstuhl – genau da, wo sie sie gestern Abend hingelegt hatte, zu faul, um sie in den Wäschekorb zu stecken.
Sie hoffte inständig, dass er es nicht bemerken würde. Doch selbst, wenn er es tat, ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
„Miss Granger, ich arbeite im Moment an einem Forschungsprojekt für das Ministerium und benötige dafür Ihre Hilfe."
„Meine Hilfe? Worum handelt es sich denn?"
„Ich wurde damit beauftragt, ein altes Artefakt zu finden. Leider bin ich mit meinem Latein am Ende. Sie studieren doch Indologie!"
„Ja, das tue ich."
„Dann können sie also auch Hindi lesen, schreiben, sprechen und verstehen?"
„Ja. Hindi, Urdu, Bengali und Tamil."
„Sehr gut. Ich habe einen Hinweis auf das Versteck des Artefakts, allerdings kann ich ihn nicht lesen, da ich keine dieser Sprachen beherrsche. Außerdem ist nun anzunehmen, dass sich der Gegenstand in Indien oder einem angrenzenden Land befindet. Da ich selbst mich mit diesem Erdteil nicht sonderlich beschäftigt habe, Sie aber inzwischen die Fachfrau zu sein scheinen, könnte Ihre Hilfe von Nöten sein. Was sagen Sie dazu?"
Sie sagte gar nichts. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es bot sich ihr die Chance, aus ihrem langweiligen Alltag auszubrechen und in das Land zu reisen, das sie so intensiv studiert hatte, dessen Sprachen – zumindest einige davon – sie beherrschte und das sie faszinierte, seit sie ein Teenager gewesen war.
„Miss Granger? Ist Ihnen nicht gut?"
Sie musste wohl etwas seltsam ausgesehen haben, wie sie so mitten im Raum stand und vor sich hin träumte.
„Verzeihen Sie, Prof … Mister Snape. Ich bin gerne bereit, Ihnen zu helfen. Allerdings … ich habe im Mai meine Abschlussprüfungen. Wie dringend ist diese Expedition?"
„Wir können warten, bis Sie Ihren Abschluss haben. Allerdings dürfen danach keine weiteren Verzögerungen aufkommen."
Sie nickte. „Gut, dann bin ich dabei. Ich fühle mich sehr geehrt, dass Sie an mich gedacht haben."
„Nun, ehrlich gesagt war das nicht ich, sondern ihr Freund Mister Weasley. Er hat wohl von seinem Vater von dem Projekt erfahren und Sie vorgeschlagen."
Ron hatte an sie gedacht? Hermione war begeistert.
„Ich werde nun wieder ins Ministerium zurückkehren und Bescheid geben, dass Sie zugestimmt haben, uns zu helfen."
„Auf Wiedersehen, Mister Snape."
Er nickte ihr zu und hatte den Raum schon fast verlassen, als er sich noch einmal umdrehte.
„Ach, Miss Granger …"
„Ja?"
„Ich hab da, glaube ich, etwas, das Ihnen gehört.", mit diesen Worten zog er ihre Stiefel aus seinem Umhang hervor und hielt sie ihr hin.
„Haben mir eine ziemliche Beule verpasst. Ich nehme nicht an, dass Sie wissen, wieso die aus Ihrem Fenster geflogen sind?"
„Ähm … doch. Ich hab sie rausgeworfen."
Er hob eine Augenbraue. „Ach, und warum?"
„Weil ich wütend war, dass ich nichts vom Nikolaus bekommen habe."
„Wie bitte?"
„Ach nichts … ein Brauch der Muggel. Wie dem auch sei. Verzeihen Sie, es war keine Absicht. Und danke, dass Sie sie mir wiedergegeben haben."
Er brummte etwas Unverständliches und verließ dann endgültig ihr Zimmer.
Nun hatte sie also doch noch etwas zum Nikolaus bekommen.
Danke, Ron.
