Kapitel 2: Proben und andere Probleme
„Dieser verdammte Akkord!", schimpfte ich und sah Jason böse an.
„Tut mir leid, Lily, aber es ist halt schwer, wenn man noch nicht lange E-Gitarre spielt", sagte er mir.
„Ja, ist schon gut. Ich hätte mich nicht so aufregen sollen. Ich halte in Zukunft meine Schnauze und sollte froh sein überhaupt einen Gitarristen zu haben", meinte ich.
„Noch mal probieren?", fragte Robbie, unser Schlagzeuger.
„Okay", sagte ich und wir fingen erneut an:
„You
and me
We used to be together
Everyday together always
I
really feel
That I'm losing my best friend
I can't
believe
This could be the end
It looks as though you're
letting go
And if it's real
Well I don't want to know..."
"Klingt doch schon ganz gut", meinte Robbie.
„Ja, danke. Ich muss aber noch sehr an meiner Stimme feilen. Das Lied soll doch perfekt klingen."
Unser erster Auftritt war zu Halloween angesetzt und bis dahin musste alles sitzen.
„Sag mal, Lily, wollen wir noch schnell das andere Stück proben?", fragte Robbie.
„Yo, also dann:
„There
she goes
There she goes again
Racing through my brain
And I
just can't contain
This feeling that remains..."
„Okay Lily, da bist du ziemlich sicher", sagte Matt, unser Bassist.
„Ich hab auch fleißig geübt", klärte ich ihn auf.
„Okay, es ist fast sieben und wir sind seit um vier hier. Ich glaube, wir können Schluss machen für heute", sagte Matt.
„Yo, ich will jetzt nur noch essen. Ich hab einen Knast." Typisch ich, denke als erstes wieder ans Fressen.
„Nächsten Samstag wieder?", fragte Jason.
„Nee, geht nicht, da hab ich Training", meinte ich.
„Oh ja, James Potter will euch ja dieses Jahr ganz schön übers Feld jagen", sagte Robbie.
„Obwohl er Lily am liebsten ganz woanders hinjagen würde, wo sie ganz alleine sind!", warf Matt ein. Dann lachten alle drei und sahen mich an.
„Wenn er mich woanders hin jagt, dann gibt es ne Tracht Prügel", sagte ich gelassen.
„Auuuuu!", machte die drei Jungs, als wären sie Werwölfe.
„Dann bis irgendwann!", rief ich den Jungs zu und haute ab zum Essen. Ich setzte mich neben Savannah und Cameron.
„Na, wie war die Probe?", fragte mich Sav.
„Wie immer", antwortete ich. „Ich hab aber noch viel zu üben."
„Das schaffst du schon", sagte Cameron und konnte mich damit wie immer aufbauen.
„Ist da noch frei?", fragte mich Potter, der hinter uns aufgetaucht war und nun auf den Platz neben mir deutete.
„Siehst du da jemanden sitzen?", fragte ich gelangweilt zurück.
„Nein", antwortete er mir brav.
„Na dann sieh zu, dass du dich da hinsetzt, bevor es ein anderer tut", sagte ich.
Er setzte sich hin und begann zu essen. Savannah und Cameron warfen mir während dieser Zeit immer komische Blicke zu, aber ich war ja gut im Ignorieren. Hä, hä, Lily, die große Meisterin. Nachdem es eine Ewigkeit gedauert hatte, bis ich endlich fertig war, gingen wir noch raus und chillten eine.
„Hast ja Jamesie schön bei dir sitzen lassen", spottete Sav.
Jeder kann sitzen, wo er will", meinte ich.
„Du hättest seine Blicke sehen sollen!", ließ Cam verlauten.
„Ist euch nicht klar, dass ihr eure verdammte Zeit damit verschwendet, Blicke zu interpretieren und mir das alles unter die Nase zu binden. Ich hab darauf keinen Bock mehr! Das stinkt mich an!" Ich warf meine Kippe weg und lief geradewegs in den Schlafsaal. Unterwegs wollte mich Black ansprechen, doch ich stieß ihn einfach zur Seite. Auf so einen Egoisten hatte ich jetzt noch weniger Lust als auf komische Interpretationen meiner Freundinnen. Als ich oben war, ließ ich meine Wut an einer Vase aus, die ich aus dem Fenster warf. Ich schaute hinaus und sie traf Bellatrix Black auf dem Kopf. Na ja, wenn schon Ärger mit Freunden, dann Glück mit Feinden. Ich lachte gerade herzhaft, da öffnete sich die Tür.
„Lily…", hörte ich Savannah.
„Nein, ich bin genervt von euch!"
„Aber...ich bin es nur. Cameron ist unten."
„Na und?"
„Hör mal, es tut uns leid. Ich meine nur, warum gibst du James keine Chance?"
„Das steht doch wohl hier nicht zur Frage, oder?"
„Lily…"
„Nein! Verdammt noch mal, das ist doch nicht euer Problem!"
„Irgendwie schon."
„Wie jetzt? Du willst dein und Camerons Einmischen rechtfertigen?"
„Jaaaah, ich denke schon."
„Savannah, es gibt Dinge, die musst du nicht wissen!"
„Ach ja? Du wolltest auch genaue Geschichten nach meiner Trennung von Robbie hören."
„Ja, aber ihr wart zusammen. Das mit James und mir wird nie was. Wann kapierst du das endlich?"
„Du lässt den tollsten Kerl der Welt sausen für solch ein eingebildetes Verhalten!"
„Und du hast keine Ahnung von solchen Kerlen, Sav!"
„Ach ja? Aber du! Du hast es ja noch nicht einmal probiert, Miss Evans!"
„Oh, Frau Königin will mir wohl Ratschläge erteilen!"
„Ja, weil du es nicht einsehen kannst, dass James perfekt für dich ist!"
„Ach, ich hasse euch! Alle beide!"
„ECHT JETZT?"
„Nö, ist mir so rausgerutscht. Aber dieses James-hier, James-da treibt mich fast in den Wahnsinn." Oh Gott, jetzt fing ich doch tatsächlich wegen diesem blöden Potter an zu heulen. Aaarg!
Savannah legte den Arm um mich und versuchte mich zu trösten. Ich heulte echt Rotz und Wasser.
„Lily?"
„Mmmh?", wimmerte ich.
„Wir haben beide ganz schön überreagiert."
„Mmmh."
Dann kam Cameron nach oben und wir erzählten ihr von unserer Auseinandersetzung. Dann fing ich an zu lachen und es war nicht dieses leise Kichern.
„Was?", fragte Cam.
„Ach, ich hab vorhin deine Blumenvase aus dem Fenster geworfen", antwortete ich ihr.
„Und das ist so lustig?", wunderte sich Savannah.
„Ja, denn sie traf Bellatrix Black auf dem Kopf", schrie ich und die beiden stimmten ein.
„Lily, du bist echt verrückt", sagten Beide gleichzeitig.
„Und verdammt stolz drauf!", antwortete ich.
Als wir am Fenster saßen, um unsere Gute Nacht Kippe zu rauchen, musste ich noch mal mit den Mädels reden.
„Könnt ihr mir was versprechen?", fragte ich.
„Kommt drauf an", antwortete Sav.
„Nervt mich nicht mit Potter und so. Das führt doch zu nichts, außer dass die blöde Bellatrix ne Beule am Kopf bekommt."
„Das wäre es eigentlich schon wieder wert", flüsterte Cam zu Sav, doch ich hörte alles.
„Ach Cam, bitte", flehte ich.
„Okay."
„Danke."
Die nächste Woche verlief wie im Flug. Savannah und ich hielten unser Referat und bekamen beide ein ‚Erwartungen übertroffen'. Der Freitag verlief wenig spannend, wir saßen am Kamin und lasen. Savannah, unsere Party-Queen, kotzte das natürlich an.
„Hey Leute! Wie wär's mit Party morgen Abend?", rief sie bekanntlich durch den Gemeinschaftsraum.
„Nach dem Training?", fragte ich.
„Nach dem Training", antwortete Potter. Ach sind wir heute aber wieder witzig! Wiederholen ist so was von alt, du Blödmann! Er legte seinen Arm um Lindsay und grinste mich an. Bäh, was soll denn DER Mist nun?
„Wenn jemand den Alk besorgt, bin ich dafür", sagte ich. Einer musste diesen berühmten Satz ja sagen.
„No Problemo, bella Senorita!", rief Sirius Black durch den Gemeinschaftsraum. War ja klar, dass der alte Alki wieder diesen Job übernahm. Der kriegt auch nie genug. Na ja, vielleicht die einzige Gemeinsamkeit, die ich mit ihm habe.
Die jüngeren Schüler schauten uns komisch an.
„Okay, wenn ihr dicht haltet, dann bring ich euch was aus dem Honigtopf mit. Wenn einer quatscht, kriegen alle von Lily Evans eine gescheuert", warnte er. Immer bin ich die Böse! ‚Stell das richtig!', sagte das Engelchen auf meiner rechten Schulter. ‚Lass ihn doch!', meinte das Teufelchen auf meiner linken. Ich entschied mich für das Teufelchen.
Die Party sollte an dem geheimen Ort der Siebtklässler aus Gryffindor stattfinden. Es war eine Holzhütte am anderen Ende des Sees. Jedes Jahr, wurde das Geheimnis an die Oberstufe weitergegeben, so die Tradition. Ja, wir Gryffindors waren schon verdorben. Ich glaub mal, jeder hier hörte auf das Teufelchen.
Der nächste Tag beziehungsweise das Training verlief ganz gut. Potter scheuchte uns zwar, wie schon gesagt, über das Feld, aber es war endgeil, endlich mal wieder zu fliegen und Tore zu schießen. Ha! Lily wird es allen beweisen! Oh, oh! Notiz für später: Keine großen Ego-Trips mehr! Dann kam Malfoy. Hab ich schon erwähnt, dass ich sogar was mit ihm anfangen würde? Na ja, wenn seine Freundin Narcissa schön werden würde.
„He Evans, fall nicht vom Besen! Schlammblüter haben den Flug nicht in den Genen!", schrie er. Gottchen, wie lahm!
„Ach Malfoy, solange ich nicht wie ein Arsch mit Ohren, also wie du, aussehe, ist mir alles recht!", schrie ich zurück und der Arsch verzog sich. Große Klappen sind manchmal doch was wert. 1:0 für mich.
Es war bald Nachmittag und ich bereitete mich mental auf Potters Rede über unsere Fehler vor. Doch zum Erstaunen der gesamten Mannschaft, quatschte er nur von unseren guten Techniken und Übung an Feinheiten. Sollte mir auch recht sein. Dann gingen die Anderen zur Umkleidekabine und Potter und ich sammelten die Bälle ein. Dann fragte er mich, ob ich nicht noch mit ihm eine rauchen will und ich stimmte zu. Okay, ich bin ganz schön doof, aber er gibt ja schließlich eine aus! Für Nikotin tu ich wohl auch alles. Okay- verdrängen wir diesen Gedanken. Wir setzten uns auf den Rasen des Spielfeldes und qualmten genüsslich.
„Du spielst echt gut", sagte Potter.
„Du musst mir keine Komplimente machen", antwortete ich ihm.
„Sorry."
„Macht nichts."
„Ich mag es, dass du kein Blatt vor den Mund nimmst", sagte er weiter.
„Ich mag es, wenn du einfach die Schnauze hältst" Oh Mann Lily, immer sarkastisch. So bist du!
Dann gingen Potter und ich gemeinsam zum Essen und ich stopfte mich mit Massen voll. Wieso ich jetzt mit Potter esse? Hier kommt der ultimative Grund: Soll ich mich aufführen wie in der ersten Klasse? Er ist mein Kapitän und fertig! (Und er hat Kippen!)
Ich traf Cameron und Savannah dann im Schlafsaal.
„Wo kommst du her, Lily?", fragte Cam.
„Vom Essen, woher sonst?", fragte ich zurück.
„Mit wem?", leitete Sav eine neue Frage ein.
„Potter."
„WAS?", fragten die Mädels gleichzeitig.
„Nun tut mal nicht so, als ob ich nicht mit Jungs umgehen kann!", schimpfte ich.
Dann ging ich an ihnen vorbei ins Badezimmer und wir begannen, uns gegen 19 Uhr für die Party fertig zu machen. Nur noch schnell ein paar Kippen drehen und ich war um 20.30 Uhr startklar. Es kamen zwar wieder ein paar schiefe Blicke aus Savannahs Richtung, aber heute Nacht war mir das egal, denn ich mach mir schließlich nicht die Mühe, alle Verhalten zu interpretieren…
