Kapitel 22: Ausgeträumt
Hi Lea!
Der Plan Kimberly Tyler eines auszuwischen, ok, ist vielleicht zu nett gesagt, aber es hat eben begonnen. Ich hatte eigentlich keine große Lust auf Frühstück und wollte mich mal ausschlafen. Das habe ich in den Ferien ja richtig verdient!
Übermorgen ist der Ball und ich freue mich schon riesig darauf und vor allem auf Kimberlys Gesicht, obwohl sie mir jetzt schon irgendwie leid tut, weil sie vor der ganzen Schule blamiert wird und einfach nur dumm dasteht, aber ihr tat es auch nicht leid, als sie mir Schleim überkippte, ich bin dem Kopf nach unten in der Luft hing (war wirklich ganz Hogwarts dabei), dann als sie meine Harry in Brand gesetzt hat, als sie meinen schönen, feinsäuberlich geschriebenen, drei Pergament langen Aufsatz für McGonagall mit Tinte überschüttet hatte … da war ich auch nicht sauer und hab mich nicht gewehrt, aber jetzt war es mir egal, nicht ganz, aber dennoch: Was du nicht willst, was man dir tut, das füg' auch keinem Andern zu!
Wenn es nach diesem Sprichwort gehen würde, geht es eigentlich auch, dann verdient sie, was sie bekommen wird und was sie schon bekommen hat.
Also zurück zum heutigen Tag. Ich ging also erst zum Mittagessen hinunter und war wirklich schon hungrig, aber mir stach noch ein anderer Duft in die Nase. Tannenduft, Lebkuchenduft und noch viele, viele weihnachtliche Düfte. Einfach nur noch wunderschön und ich fühlte mich wohl.
Amy war voraus gegangen und ich ging gemütlich hinterher. Als wir dann am Tisch in der großen Halle saßen, war der Tisch mit allen möglichen Leckereien gedeckt. Ich frage mich jetzt noch, wieso der sich vor lauter Gewicht noch nicht gebogen hat, aber das ist ja nicht mein Problem und außerdem: wofür gibt es denn Zauberei? Wenn der Tisch brechen würde, könnte man ja alles schnell wieder ganz zaubern und man müsste nicht Stunden damit verbringen das ganze Chaos zu beseitigen. Es gibt aber auch Zauber, die verhindern, dass man einige Dinge mit Magie wegzaubern kann, so hat man dann eben dasselbe Problem wie Muggel und müht sich da stundenlang ab und vom Essen und vom Fest hat man eigentlich nichts. Ist es nicht schön magisch zu sein? Meistens, jedenfalls!
Den Nachmittag verbrachte ich mit Amy im Gemeinschaftsraum vor dem Kaminfeuer. Schön warm und entspannend. Mal im Gemeinschaftsraum sitzen, ohne irgendwelche Bücher und Pergamente, einfach nur entspannen, wenn man auf die jüngeren Schüler absieht, die einem keine Ruhe verschaffen, sondern laut durch die Gegend brüllen. Nun, wie gesagt, ich wollte eben meine Ruhe und da bin ich wohl etwas laut geworden, weil mich alle im Gemeinschaftsraum ängstlich angestarrt haben. Toll Lily, jetzt hast du es geschafft, dass die Kleinen jetzt auch noch Angst vor dir haben, aber es hatte auch einen netten Nebeneffekt – es war dann sehr ruhig!
Die Marauder hatten an alle Szenarien gedacht, aber an die, das ich kleine Kinder anbrülle, dass sie endlich ruhig sein sollen oder nach draußen gehen und sich dort abreagierten. Wir können eben nicht hellsehen. Manchmal wäre es ja wirklich praktisch, aber nun ja, man (frau) kann ja nicht alles haben, oder?
Also, Kimberly starrte mich die ganze Zeit an. Ehrlich, wenn die so schaut, könnte man glatt Angst bekommen, aber auch nur ein kleines Bisschen. Ich dachte mir, die will mich mit ihrem Blick erdolchen, nicht, dass sie es damit noch nicht versucht hätte, aber bekanntlicher Weise, und zu meinem Glück, können Blicke nicht töten. Erstens wäre ich da schon längst tot und ein Naturwunder, weil ich noch immer lebe und zweitens würden meine Klassenkameraden auch schon ein paar Mal gestorben sein.
Jetzt weich ich schon wieder ab, na toll!
Auf jeden Fall war James auch im Gemeinschaftsraum und hat mich angestarrt. Er warf mir einen irgendwie, vorwurfsvollen Blick zu und als ich dann beim zweiten Mal zu ihm sah, zwinkerte er mir zu. Bis dahin geschah eigentlich nichts, der Hauptteil war eigentlich, als ich, so wie es abgesprochen war, nach dem Abendessen in den Gemeinschaftsraum ging und James sollte zu diesem Zeitpunkt Kimberly fragen, ob sie nicht mit ihm auf den Ball gehen will.
Da betrete ich gerade den Gemeinschaftsraum und was sehe ich da? Ein James Potter, der bei einer überglücklichen Kimberly Tyler steht. Als sie mich sieht, grinst sie mich schadenfroh, triumphierend, hochnäsig, selbstsicher und dämlich an. Wart es nur ab, die Ruhe kommt vor dem Sturm!
Dann kam sie zu mir herüber und war darauf bedacht, dass uns niemand zuhören konnte: „Tja Lily Evans, du hast verloren." Kurze Pause. „Hast du wirklich gedacht, dass James so jemanden wie dich nehmen würde? Wenn ja, dann warst du naiv. Solche Leute wie er, nehmen nur so jemanden wie ich, die perfekt zu ihnen passen. Und nach deiner Aktion heute Nachmittag, hast du dir es erst recht verscherzt. Ich musste gar nicht viel tun. Ich musste eigentlich nur darauf warten, bis du dir selber ein Bei stellst und das ist nun passiert, oder? Und du weißt, was der Wetteinsatz war?" Ehrlich, ich könnte sie anfallen und sie kratzen. Ich hätte ihr am Liebsten die Augen ausgekratzt, so selbstgefällig wie sie redete. „Nur mehr notwendige Gespräche mit James Potter und sonst musst du dich von ihm fernhalten."
Dann drehte sie sich um und ging weg. Was aber niemand sah, dass ich ihr wissend hinterher grinste. Sie wusste nicht, dass sie genau dort war, wo wir sie haben wollten. Sie vermutete noch nichts und das war gut so. Sie wird bald sehen, was es heißt, sich mit den Maraudern anzulegen.
Was mich aber immer noch wundert, warum die drei anderen Marauder nichts dagegen hatten, dass ich bei ihnen mitmache! Ich habe sie gefragt, aber sie gaben mir keine Antwort. Ehrlich, manchmal sind sie echt fies! Sie meinten nur: „So wie du dich in letzter Zeit benommen hast, hast du es verdient dazuzugehören."
Nacht
Lily
