Kapitel sieben: Gryffindor vs. Slytherin und ein weiteres Thema

Die nächsten Tage verliefen ganz gut. Ich hatte nun noch mehr Training, da das Spiel schon bald war. Potter hatte langsam Gefallen daran gefunden, uns übers Feld zu scheuchen, als wären wir wilde Tiere. Oh Mann, ein eingebildeter Kapitän war das Letzte was ich gebrauchen konnte, aber zum Glück war es bald vorbei.

Das Spiel war echt wichtig, da es die letzte Möglichkeit für Slytherin war, uns den Pokal zu entreißen. Aber auf Potter sollte ja eigentlich genug Verlass sein. Finde ich etwa immer mehr positive Dinge an dem Menschen, den ich hasste. Ist ja schrecklich!

Ich hatte kaum noch Zeit für Hausaufgaben und bekam in dieser Zeit kaum Schlaf. Ich soff Kaffee wie ein Loch und bunkerte mir die Päckchen wie Savannah beim Mau-Mau die guten Karten. Wir mussten durchhalten, denn aufgeben wäre in einer so wichtigen Situation einfach nicht angebracht. Chakaa- du schaffst es!

Am Tag des Spiels war uns allen irgendwie unwohl. Wir saßen am Haustisch und konnten nichts essen. Das einzige, was ich konnte war Tee trinken. Kaffee würde meinem Magen nicht gut bekommen. Das altbekannte Ping-Pong-Spiel meiner Organe hatte schließlich wieder eingesetzt.

Ich schaute rüber zu meinen Teamkameraden. Da saßen James Potter, Lisa Snow, Mary Gibb, John Masters, Charlie Young und Mark Kellerman. Sie schauten auf ihre Tassen und sagten kein einziges Wort. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Wir versuchten noch mal unsere ganzen Gedanken zu ordnen. Okay: Mein Angriffspunkt waren die trotteligen Hüter von Slytherin. Dann wurde ich plötzlich von Potter unterbrochen, der uns nach draußen zog und uns dann warten ließ.

„Gut vorbereitet?", fragte er mich.

„Bin voll bei der Sache", antwortete ich.

„Schade, dass die Saison immer nur ein halbes Jahr in der Siebenten geht", sagte Potter. (A/N: fragt mich nicht wie es geht. Vielleicht wurden die Teams in der 2. Klasse bestimmt und für jede Jahrgangsstufe gab es eins.)

„Ja, aber so müssen wir uns später nur auf die Abschlussprüfungen konzentrieren."

Dann wendete sich Potter zu den Anderen, bat sie in die Umkleide und hielt dort mal wieder eine seiner berüchtigten Reden:

„Also Leute, das ist das Endspiel und ich weiß, dass ihr scharf auf den Pokal seid. Bin ich ja auch. Ich möchte euch daher bitten, das Beste aus euch rauszuholen und, falls die anderen foulen, es ihnen nicht gleichzutun. Die Taktik haben wir eingehend besprochen und wir werden die Gegner besiegen! Das war's erstmal von meiner Seite. Noch irgendwelche Fragen?" Er sah uns alle an, doch keiner zeigte die geringste Bewegung. Dann sprang auf einmal die Tür auf und Kayne trat in die Umkleide.

„He, nur für Mitglieder der Mannschaft!", mahnte Potter.

„Mach dir mal nicht ins Hemd! Wollte meiner Süßen nur viel Glück wünschen!" Er zog mich hoch und gab mir einen flüchtigen Kuss. Dann verschwand er wieder.

„Tut mir leid", sagte ich, aber Potter ignorierte mich. Das von Kayne musste ja wirklich nicht sein.

Das Signal wurde gegeben und wir marschierten aufs Spielfeld. Applaus strömte von den Tribünen und wir stellten uns in einer Reihe auf. Dann kamen die Slytherins, doch der Applaus blieb viel kleiner und ich freute mich natürlich.

„Kapitäne, schüttelt euch die Hand", sagte Madam Bark, die Flugtrainerin von Hogwarts. Potter und Malfoy drückten fest zu, als ob sie sich die Finger brechen wollten. Dann kam der Anpfiff und wir stiegen in die Lüfte. Gott, war das geil zu fliegen. Mark, der mit Lisa und mir die Gruppe der Jäger bildete, warf mir den Ball zu und ich machte ein nettes kleines Tor. War ja auch kein Problem bei diesem Trottel von Hüter der Slytherins. Ganz anders war John, unser Hüter. Er wehrte Bälle ab, wo er nur konnte. Bald stand es 40:10 für uns. Konnte auch an unseren super Treibern Charlie und Mary liegen. Potter flog über uns allen, um den Schnatz zu finden. Mehr Zeit zum Punkte machen. Lisa warf ein Tor. Juhu! Diese Slytherins waren doch echt für'n Arsch. Nach meinem Tor sah ich Potter an mir vorbei gleiten, dicht gefolgt von Malfoy. Es wurde mucksmäuschenstill und alle betrachteten nur noch die Sucher. Potter gelang ein kleiner Vorsprung und wir waren in guter Hoffnung. Auf einmal schwang er stark nach vorne und landete unsanft auf dem Boden, den Schnatz in seiner Hand. Gewonnen! Super! Auf den Kerl ist halt Verlass!

Ich flog zu ihm runter und umarmte ihn. Diese Siegeslaune machte bekloppt. Jetzt hatte ich Potter schon wieder umarmt. Ach, nu ist auch egal! Das restliche Team folgte mir. Dann klagte Potter über starke Schmerzen und ich wusste was ich zu tun hatte. Als stellvertretender Teamkapitän der Mannschaft musste ich ihn in den Krankenflügel bringen.

„Okay, kannst du selbstständig laufen?", fragte ich.

„Nein, es tut so weh", antwortete er mir.

„Stütz dich bei mir ab!"

„Was?"

„Verdammt, leg deinen Arm über meine Schulter und stütz dich bei mir ab!"

„Okay."

Er legte seinen Arm über meine Schulter und wir konnten den Weg in den Krankenflügel antreten. Auf der Strecke kam uns Kayne entgegen.

„Hey Lily, lass uns doch zu zweit in meinem Zimmer weiterfeiern!", brüllte er und wollte mich küssen. Ich zog meinen Kopf weg.

„Kayne, ich muss James Potter in den Krankenflügel bringen. Ich hab jetzt keine Zeit für dich!"

„Ist schon okay. Ich schaff das", sagte Potter.

„Du bleibst schön bei mir!", befahl ich ihm. Hatte nie erwartet, jemals diesen Satz zu sagen.

„Okay, wisst ihr was? Ihr könnt mich mal, vor allem du Lily!", schrie Kayne und verzog sich dann.

„Jetzt hast du wegen mir Stress mit Kayne", meinte Potter.

„Keine Sorge, erstmal musst du verarztet werden", antwortete ich. Was war denn mit mir los? Auf einmal die liebe Lily?

Wir gingen das lange Ende zum Krankenflügel schweigend entlang und Madam Pomfrey nahm Potter mit in den Krankensaal. Ich wartete vor der Tür auf ihn und gemeinsam machten wir uns auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Gemeinsam? Okay: Die einzige Erklärung ist, dass ich mich um meinen Kapitän Sorgen mache, wie als wenn man sich um einen Lehrer Sorgen macht.

Im Gemeinschaftsraum kam mir Lindsay entgegen.

„Hi Lily."

„Hi Lindsay." Oh Gott, nicht schon wieder was wegen Potter. Der reichte mir für heute.

„Ähm, ich muss dir was Wichtiges mitteilen."

„Worum geht's?"

„Es geht um Kayne." Ich schaute mich um. Er war nicht zu sehen.

„Ich höre, Lindsay."

„Na ja, er ist sehr sprunghaft, weißt du?"

„Was soll das denn bedeuten?"

„Er hat Ähnlichkeit mit diesem Herrn, der mit C anfängt."

„Red keinen Müll, drück dich klar aus!"

„Also, ich habe erfahren, dass Kayne…"

„Was, verdammt noch mal?"

„Er geht dir fremd! Der Kerl mit C ist Casanova!"

„Das ist doch nicht dein Ernst, Lindsay! Verarschen kann ich mich selber!"

„Nein, ich habe ihn mit Jo Anne Kent gesehen."

„Und?"

„Mann, Lily, sie haben auf dem Flur geknutscht und gefummelt! Das musst du mir glauben, bitte!"

„Wann?"

„Vor einer halben Stunde. Dann haben sie sich zum Ravenclawturm aufgemacht und den Rest können wir uns ja denken."

„Mit dieser Schlampe?"

„Ja, Lily."

Ich konnte es nicht fassen! Dieses blöde, scheiß Arschloch. Nur weil ich nicht mit ihm allein sein wollte und noch was zu erledigen hatte, treibt er es jetzt mit Jo Anne Kent! Fuck! Diese Bestie! Und ich dachte, er liebt mich. Verdammt, wie konnte ich mich nur so täuschen?

Ich konnte nicht mehr und lief heulend aus dem Gemeinschaftsraum. Ich irrte durch die Schule und sah die Welt durch die Tränen nur noch verschwommen. Dann erreichte ich den Astronomieturm. Ich setzte mich an das große offene Fenster und dachte nach.

Wir waren doch so glücklich gewesen, wie konnte er das nur tun? Wegen einer Meinungsverschiedenheit! Wieso? Ich erinnerte mich an unsere anderen Auseinandersetzungen, nach denen er auch oft abgehauen ist. Ist er dann auch zu Jo Anne gegangen? Wenn ja, dann betrog er mich schon länger! Oh Gott, es war so schlimm das zu erfahren, dabei war ich in einer so guten Stimmung wegen des Spiels und wollte auch so bleiben. Ich weinte noch mehr. Alle Männer sind Arschlöcher! Die Wochen mit Kayne, an die ich zurückdachte, teilten meine Seele entzwei, es tat nur noch weh. Am meisten belastete mich das große Fragezeichen mit dem Wort warum davor.

Plötzlich hörte ich Schritte, die eindeutig die Treppe zum Turm hochstiegen. Ich bewegte mich nicht, dann hörte ich es klopfen. Ich drehte mich um und sah Potter.

„Ach du bist es", sagte ich.

„Ja. Geht es dir gut?"

„Das ist wohl die blödeste Frage, die du mir stellen kannst", wimmerte ich.

„Darf ich mich zu dir setzen?", fragte er.

„Mir doch egal."

Er trat zu mir und setzte sich neben mich. Ich schaute aus dem Fenster.

„Du kannst mir alles erzählen", sagte Potter. In meiner verzweifelten Situation nahm ich das an.

„Sicher, dass du dir das antun willst?", fragte ich. In dieser Situation war mir jeder Gesprächspartner recht.

„Ist schon in Ordnung."

„Warum? Warum tut mir Kayne das an? Seid ihr Männer so drauf oder was?"

„Ich weiß nicht, was ihn dazu bewegte, ein wunderbares Mädchen wie dich zu betrügen, aber nicht alle Männer sind so. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben."

„Was kann ich denn noch hoffen? Wer belegt mir, dass nicht alle Männer so sind?"

„Na ich, Lily. Auch wir Männer müssen lernen, dass das Leben nicht nur aus Eroberungen besteht. Ich weiß, dass du nicht das Beste von mir denkst, aber ich bin ein Beispiel. Bis auf die Geschichte Lindsay habe ich mich in Sachen Mädchen gebessert. Und es tut mir auch leid, dass ich damals so ruppig zu dir war."

„Du hast Recht, du hast dich wirklich gebessert. Aber ich verstehe Kayne einfach nicht."

„Wer kann das schon? Aber er ist ganz schön blöd, dich fallen zu lassen."

„Findest du mich wirklich so toll?"

„Oh Mann, Lily, du bist die beste Frau, die hier auf Hogwarts rumrennt und ich kann nicht mit ansehen, wie dieses Arschloch mit dir umspringt."

„Das ist nett, was du da sagst."

„Ich sage nur meine Meinung."

„Ich hätte nie gedacht, dass ich dir meine Probleme anvertraue."

„Ich bin immer für dich da, merk dir das! Schau nur, die Sterne."

„Ach Potter!", heulte ich, umklammerte ihn und heulte mich in seinen Armen aus. Wenn man verzweifelt ist, macht man schon Sachen.

„Ist ja gut", sagte er und strich mir über die Haare. Ich hatte wahrscheinlich schon seinen Pullover durchnässt.

„Ach Potter", wimmerte ich.

„Was ist denn?", sagte er leise und beruhigend.

„Die Sterne hat mir Kayne alle geschenkt. Oh Mann, wieso musste das geschehen?"

„Ganz ruhig. Du brauchst Zeit, um darüber hinwegzukommen."

Ich löste mich aus der Umarmung und stand auf.

„Ich brauche wirklich Zeit", sagte ich, „Aber jetzt muss ich alleine sein. Danke fürs Zuhören."

„Gute Nacht", sagte Potter.

„Gute Nacht", sagte ich leise und stieg die Stufen hinab. Dann machte ich mich auf den Weg in den Schlafsaal.