Kapitel acht: Trennung von Kayne

Okay: Das gestern Abend ist nicht passiert! Jedenfalls öffentlich nicht. Scheiße! Was hab ich nur getan? Wie konnte es mir so elend gehen, dass ich Potter in die Arme gefallen bin? Habe ich nicht mehr alle Tassen im Schrank, oder was? Herr im Himmel, hoffentlich bildet sich Potter jetzt nichts ein. Verdammt Lily, du bist die dämlichste Kuh, die sich im Weltall befindet.

Ich sah zu Camerons Bett. Sie lag dort und las in ihrer Lieblingszeitschrift. Ich stand auf und legte mich zu ihr.

„Hey Lily, ich habe mir Sorgen gemacht. Wo warst du gestern Abend noch?"

„Du weißt schon alles?"

„Lindsay hat es mir erzählt. Also wo warst du?"

„Auf dem Astronomieturm. Ich musste einfach alleine sein."

„Warst du die ganze Zeit alleine? Musstest du etwa so viel Kraft aufbringen, das alleine durchzustehen?"

„Cam, ich…ich…ich war alleine. Aber es war auch sehr befreiend." Oh Gott, vergebe mir. Diese scheiß Lügen! Aber ich konnte ihr doch nicht erzählen, dass ich in Potters Armen lag.

„Lily, ich weiß, dass das hart für dich ist, aber du musst einen Schlussstrich ziehen!"

„Und wie soll der aussehen?"

„Du musst Kayne in aller Öffentlichkeit fertig machen, dann fällt dir ein riesiger Stein vom Herzen. Das musst du mir einfach mal so glauben."

„Woher weißt du das?"

„Erinnerst du dich daran, wie das damals mit mir und Phil ausgegangen ist?"

„Ja, du warst nur noch betrübt, Cammy."

„Siehst du. Und das alles, weil ich noch an ihm gehangen hab und immer wieder zurückgewiesen wurde. Das soll nicht noch einmal jemandem passieren!"

„Oh Mann Cammy, du hast so Recht. Danke." Ich küsste sie auf die Wange und lief in unser Badezimmer.

Ich fühlte mich gestärkt und war bereit, mit Kayne Schluss zu machen. Nachdem Sav aufgewacht war und sich angezogen hatte, gingen wir zum Essen in die Große Halle. Es war Sonntagvormittag, 10.30 Uhr und die Halle war voller Schüler. Diese Szene würde sich vor sehr vielen Augenpaaren abspielen. Na ja, Kayne wurde lächerlich gemacht, nicht ich. Nachdem ich mich gesetzt hatte, sah ich Kayne, der 10 Plätze von mir entfernt Platz nahm und heftig mit Jo Anne Kent flirtete, die eigentlich nicht an unseren Tisch gehörte. Hure! Ich goss mir Kaffee ein und nahm mir Cornflakes. Ich verdrückte Massen, aber das war mir so was von scheißegal, denn ich brauchte genug Traubenzucker für den folgenden Streit.

Als Kayne aufstand, war der Augenblick für mich gekommen. Ich stand ebenfalls auf und folge ihm ein paar Schritte. Am Ende des Ganges zwischen den Tischen, tippte ich ihm auf die Schulter.

„Kayne?"

„Lily! Stimmt was nicht? Mach aber schnell, ich hab nicht so viel Zeit für dich. Hab noch mit Jo Anne zu reden und zwar über…die letzten Hausaufgaben in Geschichte."

Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Er belog mich auch noch auf die blödeste Weise, denn Jo Anne saß am Ravenclawtisch und kicherte mit ihren Freundinnen. Dieses Arschloch erlaubte sich vielleicht was!

„Ich muss mit dir reden", sagte ich und unterdrückte meine Wut. Am liebsten hätte ich seine scheiß Visage genommen und damit den Fußboden poliert.

„Hat das nicht Zeit, Babe?" WIE BITTE? Er hatte keine Zeit für seine Noch-Freundin? Wie konnte ich so einfältig sein und mich mit ihm einlassen. Ist ja irrsinniger als ein Pakt mit dem Teufel!

„Das hat KEINE Zeit, Kayne Swenson!"

„Beruhig dich mal wieder, klar?" Dieser vorlaute Arsch! Hoffentlich gibt es die Hölle und er wird in Kleinteile zerhackt!

„Ich mich beruhigen? Ich sag dir mal was! Du bist das egoistischste, blödeste, eitelste und vor allem respektloseste Arschloch, das hier herumläuft! Wenn wir allein sind, gibt es nur Streit und wenn ein anderer Junge mit mir redet, dann bin ich dein Kunstobjekt, oder was? Und nebenbei bespringst du noch andere Mädchen!"

„Was willst du mir nun genau damit sagen?", fragte er gelangweilt. Das war die Höhe!

„ICH MACH MIT DIR SCHLUSS!", brüllte ich durch die Halle, dass es nur so schallte. „VORBEI, FINITO, DU KANNST MICH MAL, KAYNE SWENSON!"

„Aha, das ist interessant."

„Und noch was. Du bist der mieseste Lover, den ich je hatte. Es gibt wohl niemandem, mit dem der Sex miserabler ist, als mit dir!"

Er versuchte cool zu bleiben, doch ich merkte, dass er zitterte und nun etwas von sich gab.

„Okay Lily, dann sag ich dir mal was. Ich hab dich nie geliebt! Ich war auch nicht Graf Dracula an Halloween, das hab ich mir ausgedacht, um mit dir ins Bett zu kommen. Geklappt hat es ja, auch wenn du fälschlicherweise der Meinung bist, dass ich schlecht im Bett bin. Und weißt du was? An Weihnachten nach dem Ball hätte ich Savannah so besoffen gemacht, dass ich sie flachgelegt hätte. Die gleiche Nummer wäre zu Ostern mit Cameron gelaufen. Ihr drei in einem Jahr! Mein Ruf wäre der Beste gewesen! Da bist baff, ne?"

Ich war tatsächlich geschockt, doch so konnte er mir nicht davonkommen. Ich tat etwas, was ich sonst nie im Leben getan hätte. Und die betreffende Person saß auch noch am Tisch.

„So, du wolltest also Savannah flachlegen? Dann sag ICH dir noch mehr. Wie du weißt, ist sie mit Sirius Black in Verbindung und das wird auch so bleiben, denn das ist mir zehntausendmal lieber, als sie an deiner Seite zu sehen! Und Cameron würde sich gar nicht auf dich einlassen, denn die ist zu klug für dich. Und ich stand einfach nur in Verblendung. Da bist DU jetzt baff!"

„Ach ja? Ihr drei seid doch Schlampen, die sich jedem an den Hals werfen!"

„So? Und deine Jo Anne ist keine?"

„Lily, du bist doch einfach geistesgestört. Wäre Potter an dem Abend nicht in den Gemeinschaftsraum gekommen, dann hättest du mich doch niemals geküsst und wir wären nie zusammen gekommen. Na, so hatte alles für mich einen Nutzen. Gib wenigstens zu, dass du auf Potter stehst!"

„Ha! Das denkst du dir doch nur aus! Jetzt hast du keine Argumente mehr, da stellst du wilde Theorien auf!"

„Dass ich nicht lache! Du hättest doch nur zu gerne gesehen, wie er dich aus meinen Fängen gerettet hätte! Er hätte dich ruhig haben können, ich hätte dich ihm sogar hinterher geworfen!"

In diesem Moment erschien Potter in der Großen Halle und schaute verwundert.

„Ich glaube, ich habe da auch ein Wörtchen mitzureden", meinte er.

„Halt dich da raus!", brüllten Kayne und ich gleichzeitig.

„Ist ja schon gut", meinte er und setzte sich zu meinen Freundinnen. Na super, Potter bei einem Streit über ihn anwesend. Wo war nur das Glück hin?

„Wie oft soll ich das noch sagen? Ich steh nicht auf Potter und lieber würde ich den Teufel heiraten!" Scheiße! Potter sah mich verletzt an.

„Den Teufel? Ach komm schon Lily, ich weiß dass der Teufel alle nimmt, aber dich würde er eindeutig wegstoßen!" Alle Leute starrten entsetzt.

Das war zuviel! So was ließ ich mir nicht bieten. In der nächsten Sekunde holte ich voll aus und meine Faust traf auf Kaynes Nase. Er stürzte zu Boden und ich hatte seine Nase im Blick. Da kam sogar Blut raus. Sav überlegte nicht lange, stand vom Tisch auf und trat Kayne mit ihrem Knie zwischen seine Beine. Er winselte sich am Boden. Doch Cam war richtig schlimm: Erst schlug sie ihm ins Gesicht und dann noch mal so richtig doll in die Magengrube. Niemand war bereit, Kayne zu helfen, da ihn nun alle verabscheuten. Die erstaunten Blicke der Zuschauer hafteten auf mir, aber ich brauchte frische Luft. Ich lief ohne ein Wort aus der Halle zum See runter und paffte eine. Nun war ich wieder solo und wollte es verdammt noch mal bleiben. Dieser doofe „Ich bin der coole Swenson" konnte mich mal kreuzweise und ich hoffte, unsere Schläge hinterließen schöne blaue Flecken. Cameron und Savannah kamen zwei Minuten später zu mir und zündeten sich auch Zigaretten an. Sie wussten, dass ich Mitleid hasste. Darum fing Cammy an, über den bevorstehenden Weihnachtsball zu reden. (Der damals jedes Jahr stattfand, auch ohne Trimagisches Turnier)

„Und ich gehe ja mit Remus da hin und das wird so toll…", sagte sie.

„Bestimmt wird es das", meinte ich.

„Ich gehe ja mit Si-Si-Schatz da hin!", trällerte Savannah.

„Wir wissen es", flüsterten Cam und ich.

„Mit wem wirst du nun gehen?", fragte mich Sav.

„Kein Ahnung", antwortete ich. Ich musste erst mal einen klaren Kopf bekommen nach dieser anstrengenden Trennung. Ich ging nach oben in den Schlafsaal und legte mich auf mein Bett.

Später an diesem Tag ging ich noch einmal nach draußen, um einen Spaziergang um den See zu machen. Ich ging zuerst zur alten Eiche und wer saß da? Potter. Er sah ziemlich deprimiert aus, aber ich glaube ein Gespräch wäre wegen der letzten 24 Stunden angebracht. Seit wann kümmerte mich sein Schicksal? Ich weiß es nicht, aber ich konnte nichts dagegen tun.

„Hi", sagte ich.

„Was willst du?", fragte er.

„Ich muss mit dir reden. Wegen gestern und heute."

„Es gibt nichts zu reden, Evans."

„Oh doch, das gibt es."

„Nein, der Teufel wird dir vielleicht zuhören, ich nicht mehr." Dann stand er auf und wollte Richtung Schloss zurück. Ich lief ihm hinterher und baute mich vor ihm auf.

„Warte! Ich denke, dass Reden die beste Lösung ist. Und zwar für uns Beide."

„So? Na dann rede."

„Können wir ein Stück gehen?"

„Wenn es sein muss, Evans."

Wir machten uns auf den Weg und ich begann, mir alles von der Seele zu reden.

„Ach Mann, ich bin so eine blöde Kuh! Wie konnte ich dich ständig nur verletzen? Es ging um jeglichen Mist und ich habe dich niedergemacht. Dann das gestern Abend. Ich habe versucht zu leugnen, dass du jemals so nett warst und mir zugehört hast. Das hat noch nie ein ordentlicher Junge für mich getan und jetzt ist mir klar geworden, dass du ein ordentlicher Junge bist. Dann das heute mit dem Teufel. Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich das gesagt habe. Ich weiß nicht, durch was ich gegangen bin, aber ich habe den Fehler gemacht, dich wo es ging anzuschnauzen und dich in die Schublade ‚blöder Macho' zu stecken. Ich hoffe nur, dass du mein Angebot annimmst und versuchst mir zu verzeihen. Du musst nicht gleich mein bester Freund werden, das erwarte ich gar nicht, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir uns doch einmal im Leben einigen…James."

„Du hast mich James genannt."

„Oh…ja, das ist dein Name."

„Ich glaube, ich kann dir verzeihen. Mein Vater sagte immer, ich soll es wie ein Mann nehmen." Er lächelte.

Ich lächelte zurück.

„Und wir haben das jetzt geklärt?", fragte ich.

„Schein wohl so, Lily", antwortete er.

„Du hast mich Lily genannt."

„Das ist dein Name."

Ich schmunzelte und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück zum Schloss.

Einige Tage später machte ich mir dann doch Gedanken über die Partnerwahl zum Weihnachtsball. Zum Glück war mit Potter jetzt alles geklärt Ich musste mit irgendeinem beliebten Kerl da hin, sonst würde Kayne das Oberwasser haben. Apropos: Wer war denn nun der echte Graf Dracula?

Die Bandprobe verlief ganz gut. Vielleicht könnte ja einer der Jungs mit mir gehen…

„Lily! Du hast gesagt, dass du einen Song geschrieben hast", unterbrach Matt meinen Gedankengang. Ich ging ans Mikrofon und begann zu singen:

But Since U Been Gone
I can breathe for the first time
Im so movin on
Yeah yeah
Thanks to you
Now I get
What I want
Since U Been Gone"

"Wow!", klatschte Matt.

"Das ist voll gegen Kayne gerichtet", meinte Robbie.

„Ja. Wir haben noch einen Auftritt. Ich habe mit Dumbledore gesprochen und wir werden dieses eine Lied an Weihnachten spielen, bevor die andere Band kommt. Mit wem geht ihr denn zum Ball, wenn ich mal fragen darf?"

„Lisa Snow", sagte Matt.

„Lindsay Morgan", sagte Jason.

„Catherine Johnson", sagte Robbie.

„Super. Ich muss mir ja einen neuen Partner suchen. Ihr habt die Szene in der Großen Halle sicher mitbekommen."

„Ja, Lily, das haben wir. Geh doch mit Sirius Black!", schlug Jason vor.

„Guter Witz. Der klebt doch mit Savannah zusammen, wie Karamell in den Haaren.", sagte Robbie.

„Danke für diese Information", meinte ich.

„Dann mit James Potter", sagte Matt.

„Hm, gar keine so schlechte Idee", sagte ich und verließ die Probe. Die Jungs starrten mich mit offenen Mündern an. Das hätten sie wohl nicht erwartet.

Potter war eigentlich die Idee! Er war sehr beliebt und Kayne würde schön doof da stehen. Na ja und seit unserem Gespräch am See können wir auch nett miteinander umgehen. Okay, ich gebe es ja zu: Er ist auch ganz hübsch anzuschauen. Sehr hübsch, um genau zu sein. Lily? Was ist nur mit dir los? Aaahh, ich werde verrückt. Das Engelchen auf meiner rechten Schulter erschien: Man hält das doch mal einen Abend aus, oder? Dann erschien das Teufelchen auf meiner linken Schulter: Potter ist ein Casanova, schon vergessen. Er will nur Sex! Ich hörte auf das Engelchen, denn welcher Typ hört sich Probleme an, wenn er nur vögeln will? Okay, sinnlose Frage. Ähm, schnell ein Agument! Ah, es hilft mir nur in dem Kampf gegen Kayne.

Aber Potter soll sich bei dem Date nichts denken! Schließlich ist die höchste Stufe, die wir erreichen können Freundschaft. Alles klar, es war an der Zeit, Potter zu finden. Der Punkt war gekommen, Kayne noch eins reinzuhauen. Hähähähähä.