Kapitel neun: Einladung zum Ball

Ich war gerade auf dem Weg zum Gemeinschaftstraum. Mit Potter ausgehen war die beste Idee, die mir in letzter Zeit in den Sinn gekommen war. Natürlich alles nur aus Rache an Mr. Swenson. Mit welcher Tussi der wohl zum Ball geht? Ob Jo Anne bis dahin abgeschrieben ist? Ach, was mach ich mir eigentlich wegen dem Scheiß Gedanken? Ich werde doch eh gewinnen. Wu-huu!

Um ehrlich zu sein: Am liebsten würde ich ja mit meinem Graf Dracula gehen, aber James Potter war mir auch recht. Schließlich gehe ich nur mit ihm zum Ball und nicht mit in sein Bett. Das wäre ja die Höhe! Das kann man von einer Lady wie mir nicht erwarten. Moment! Ich? Lady? Ups, Versprecher. Ich bin keine Lady, aber auch keine Hure und auf keinen Fall werde ich am Weihnachtsball oder sonst wann mit Potter ins Bett gehen? Das ist wie die Frage, seit wann Schweine fliegen können, nämlich gar nicht.

Aber zurück von der kleinen Exkursion der Begründung, warum ich mit meinem Date nicht ins Bett gehe. Kayne soll an diesem Abend leiden, und zwar so richtig. Und ich würde triumphieren und von oben auf ihn herabblicken. Noch hat er sich nicht richtig mit Lily Marie Evans angelegt!

Ich rannte in Gedanken voll gegen etwas. Aua, mein Kopf. Verdammt, wer stellt denn so einen Scheiß mitten auf den Flur? Na ja, keine Zeit nachzudenken, denn ich muss umfallen, da dieses Ding ja mit meinem Kopf zusammentraf. Bumms - und schon lag ich auf der Erde. Scheiße, Knöchel verstaucht. So jetzt schnell Augen aufmachen und gucken was das ist.

Das Etwas stellte sich als Mensch und dann auch noch als James Potter heraus. Na ja, zumindest Zielperson erreicht. Wenn auch auf ne ziemlich bescheuerte Weise. Potter guckte mich an. Ähhh, der hält mich jetzt bestimmt für blöd. Na ja, ich bin ja auch nicht ganz dicht.

„Alles okay?", fragte er.

„Mehr oder weniger", sagte ich.

„Was nun? Eher mehr oder eher weniger?"

„Eher weniger."

„ Kannst du aufstehen?"

„Nein, mein Knöchel tut weh."

Er beugte sich zu mir herunter.

„Dann muss ich dich wohl auf Händen tragen." Ha, ha, sehr witzig. Moment mal? Was soll denn das? Er nahm mich hoch und trug mich auf Händen. Hallöchen? Es hätt gereicht, wenn du die Pomfrey hergeholt hättest. Na toll, jetzt darf ich mich von dir zum Krankenflügel tragen lassen und jeder Idiot sieht es, denn es war Zeit für das Abendessen.

Als wir nach einem kurzen Spruch von Madam Pomfrey wieder auf dem Rückweg waren, stellte ich ihm meine Frage.

„Ähm Potter?"

„Diesmal kein James?"

„Ähm James?"

„Was ist denn?"

„Danke fürs Tragen."

„Immer wieder gerne."

Er wollte vorausgehen, doch ich zog ihn am Arm.

„Noch was."

„Ich höre, Lily."

„Ich hab mich gefragt…also gefragt… ganz doll gefragt…"

„Was denn nun?"

„Ich hab mich gefragt, ob du nicht mit mir zum Weihnachtsball gehen möchtest!" So, das war nun raus. Scheiße! Er hat bestimmt schon ne Partnerin und Klein-Lily wird abserviert. Fucking hell, dass hätte ich doch früher wissen müssen. Blödheit tut echt weh.

„Okay, gerne", sagte er. Ich war total perplex.

„Okay was…James?"

„Okay, ich gehe mit dir dahin."

„Wirklich?"

„Wirklich!"

„Jetzt ohne Verarsche?"

„Ja, jetzt ohne Verarsche." Juhu! Partner gefunden!

„Danke. Du bist der Beste." Ich umarmte ihn. Doch er sah mich, wie soll man sagen, ach in einer komischen Weise an.

„Es ist wegen Kayne, nicht wahr?", sagte er.

„Wegen Kayne?"

„Ja, wegen Kayne."

„Woher weißt du das?"

„Ach Mann Lily, als ob man dir die Rachegedanken nicht von den Augen ablesen könnte!"

„Bist du jetzt sauer?"

„Nein, wieso auch? Ich bin doch bereit dir zu helfen."

„Weißt du was, James Potter?"

„Was denn?"

„Ich glaube, aus uns werden noch einmal die besten Freunde."

„Bestimmt", sagte er.

Wir erreichten den Gemeinschaftsraum, der fast leer war. Nur Cameron, Remus, Savannah und ihr Schatz waren anwesend.

„Was geht ab?", fragte Black.

„Alles normal", sagte ich.

„Also irgendwas stimmt zwischen James und dir nicht", sagte Savannah.

„Erzählt uns schon die Wahrheit!", meckerten Cam und Remus.

„Okay: Wir gehen zusammen auf den Ball", sagte ich.

„Ja ist doch klar, dass wir alle zusammen auf den Ball gehen", sagte Savannah.

„Mann Sav, du dumme Nuss, Lily und James gehen gemeinsam auf den Ball. Als Date!"

Ich lächelte.

„Aha, aha, aha?", gab Sav von sich.

„Sinneswandlung, Lily?", fragte Black.

„Nein, es geht um die Rache an Kayne Swenson", sagte Potter.

„Ja, ich denke, dass es gut ist, mit einem beleibten Jungen da zu erscheinen, wenn man den Ex fertig machen will", sagte ich.

„Du willst ja richtig durchgreifen, Lily", sagte Black.

Das brachte mich auf die Idee! Dane sehr, Black, bist ja doch zu was nützlich. Ich packte Potter…sorry…James am Arm und zog ihn mit raus zum See. Nachdem wir uns Zigaretten angezündet hatten, fing ich an mit der Sache „Ballkönig und Ballkönigin" und James war begeistert. Wir wollten Kayne noch weiter schocken, indem wir das Königspaar des Abends wurden. Das würde James zudem nicht schaden und eine super Show werden. Dann erzählte ich ihm noch von dem Song gegen Kayne und James fing an, so richtig böse über meinen Ex abzulästern. Stand ihm echt gut, diesem kleinen Bad Boy James. Ich kannte die Geschichten natürlich alle schon, aber es war interessant, alles mal aus einem andern Blickwinkel zu betrachten.

„Hey, bevor wir ausgehen, haben wir noch was wichtiges zu tun", sagte ich.

„Was denn?", fragte James.

„Wir müssen uns besser kennen lernen." Hähä, ich war schon richtig gespannt auf seine kleinen dunklen Geheimnisse.

„Okay."

Dann gingen wir nach oben in den Gemeinschaftsraum und erzählten uns fürs Erste die blödesten Witze.

„He Lily, warum wurde die ganze ostfriesische U-Boot Flotte an einem Tag versenkt?"

„Keine Ahnung."

„Es war Tag der offenen Tür!"

Ich kreischte los. So einen bescheuerten Witz hatte ich noch nie gehört, dass er schon wieder witzig war. Leider bekamen wir Anpfiff von den anderen Schülern, die lernen wollten. Okay, okay, don't panic!

Ich schlug vor, in James Schlafsaal zu gehen. Hört sich vielleicht doof an, aber seid mal ehrlich, Leute, ich will doch nur mit ihm ausgehen, nicht mit ihm schlafen.

Also gingen wir nach oben, natürlich nur unter allen erstaunten Blicken der Gryffindors. Sav und Cam inklusive. James und ich erzählten uns gegenseitig noch weitere Witze über Ostfriesen, Russen und Engländer. Dieser James war echt witzig, das fiel mir jetzt erst auf. Also war er lustig und konnte mich trösten. Der perfekte beste Freund! Ich habe in meinem gesamten Leben noch nie so köstlich gelacht wie mit ihm. Dann verabredeten wir uns noch zum Shoppen eine Woche vor dem Ball. Man muss ja die Klamotten aufeinander abstimmen. So konnten wir dann auch noch andere Geschenke kaufen und alles würde perfekt werden.

„Hey, Lily, da sitzt deine Eule auf dem Fensterbrett", sagte James.

„Echt?", sagte ich und drehte mich um. Da saß keine Eule am Fensterbrett, stattdessen traf mich ein Kissen am Hinterkopf.

„Du!", brüllte ich. „Das gibt Rache!"

Ich nahm mir ein Kissen und schmiss es nach ihm. Dann warf er eins, was mich verfehlte. Oooh, nicht getroffen? Ich gackerte und fiel fast vom Bett. Dann wollen wir doch mal sehen,

ob du auch weit werfen kannst. Ich lief auf Remus Lupins Bett, welches am weitesten von James Bett entfernt war und warf die Kissen an James Kopf. Ätsch, ich treffe viel besser. Hier kommt die Jägerin zum Vorschein. Dann schnappte ich mir ein Kissen, lief voll auf James zu und verhaute ihn damit. Der ließ sich das natürlich nicht bieten, sondern packte mich kopfüber und drehte uns im Kreis. Hui, danach müssen wir erstmal klarkommen. Ich schrie durch den Raum und lachte gleichzeitig. Doch irgendwann wurde James wohl schwindelig und er landete mit mir auf einem Bett, er unten und ich oben, die Klamotten und Haare total zerwühlt.

In diesem Moment betrat Black den Raum.

„Oha, ich hab alles gesehen. Aber lasst euch trotzdem nicht stören!" Die Tür schwang wieder zu. James und ich sahen uns an und lachten. In den blödesten Situationen kommen immer Leute hinzu.

„Ich glaube, wir sollten für heute Schluss machen", sagte ich.

„Das denke ich auch", schnaufte James.

Ich stand auf.

„Bis morgen", sagte ich, während ich ihm ein Küsschen auf die Wange gab. Aber nur ein klitzekleines. Komisch, dass ich mal den Jungen küssen würde, vor dem ich damals 100 Meter gegen den Wind geflohen wäre.

Ich ging aufs Zimmer der Mädels. Sav und Cam waren auch da.

„Lily, wo warst du?", fragte Sav.

„Ähm…ich war bei James", antwortete ich ehrlich.

„Nee, ne?", sagte Cam.

„Ja doch."

„Das hätten wir nie gedacht!", sagt Savannah. Nun lass mal die Ironie, Mädel!

„Das erklärt, warum du so zerwühlt aussiehst", sagte Cam.

„Wir haben uns Witze erzählt", sagte ich.

„Ach ja. Und dann?", fragten Beide.

„Dann haben wir uns gegenseitig mit Kissen beworfen", sprach ich.

Sicher?", fragte Sav.

„Ja."

„Si-Si-Schatz hat aber was ganz anderes erzählt", meinte sie.

„Ich kann nur sagen, dass wir uns geärgert haben. Sagt mal, was haltet ihr von mir? Es war eine Kissenschlacht, mehr nicht!"

„Das glauben wir dir nicht!", riefen mir die Beiden zu.

„Dann eben nicht", sagte ich gleichgültig und legte mich schlafen.

Sollen sie doch mit ihren Interpretationen wahnsinnig werden! Ich weiß ja, wie es war und das ist die Wahrheit und nichts anderes!